Beiträge von Tiberius Annaeus Sophus

    Sophus kam abermals in sein Officium im Tempelbezirk. Er erledigte das übliche Tagesgeschäft und ging schließlich wieder dazu über, Dokumente über seine bisherigen Auspicien anzufertigen.


    Bezeichnung: Überprüfung des Captitolium-Bauplatzes Tarraco
    Datum: ANTE DIEM IV ID MAI DCCCLVI A.U.C. (12.5.2006/103 n.Chr.)
    Autor: Tib. Annaeus Sophus
    Auspicium geführt von: Tib. Annaeus Sophus


    Beschreibung


    Der Augur führte das Auspicium ohne besondere öffentliche Aufmerksamkeit auf der Baustelle für das Capitolium von Hispania durch. Inhalt des Auspiciums war die Erfragung der Götter zum Bauvorhaben.
    Es war ein Schwarm von Raubvögeln zu beobachten, von denen einer ausscherte, eine kurze Zeit Kreise etwa über den Templum zog und schließlich ein Tier riss. Eine Feder löste sich vom Tier und landete innerhalb des Templums.


    Urteilsbegründung


    Die Aufmerksamkeit der Götter zeigte sich bereits durch das, wenn auch späte, Auftauchen des Schwarms und des Ausfliegens eines einzelnen von ihnen. Die Art des Tieres war edel und bestätigt damit bereits die Ehrhaftigkeit des Vorhabens an sich. Als ob die Anwesenheit des Vogels allein nicht ausreichte, schienen die Götter ein weiteres Zeichen geben zu wollen, sowohl mit der Feder als auch damit, das der Sturzflug über dem Templum erfolgte, das Tier also förmlich auf das templum zeigte wie Iuppiters Finger.
    In diesem Sinne wird eine göttliche Bestätigung des Bauvorhabens an diesem Ort als gegeben angesehen.


    Signum: Tiberius Annaeus Sophus, Augur


    Sophus seufzte. Er hatte sich lange Zeit gelassen, seine Notizen und Gedanken zu ordnen. Er hatte bereits lange Zeit vorgehabt, seine bisherigen Aktionen zu archivieren und nachollziehbar zu machen, damit die Urteile als Grundlage für neue Generationen an Auguren dienen konnten. Es war nun endlich an der Zeit, dieses Vorhaben umzusetzen...


    Langsam hob er die Feder, seufzte schwer und setzte sie dann auf das Papier. Dies würde eine lange Arbeit werden.


    Bezeichnung: Dedicatio des Captitoliums Tarraco I
    Datum: Ante Diem ID MAI DCCCLVI A.U.C. (15.5.2006/103 n.Chr.)
    Autor: Tib. Annaeus Sophus
    Auspicium geführt von: Tib. Annaeus Sophus


    Beschreibung


    Unter dem Beisein der Pontifex Hispania, Rediviva Helena, und des Duumvirn Marcus Matinius Metellus wurde die Dedicatio durchgeführt. Der Augur hatte hier die Aufgabe, zu bestätigen, dass das Grundstück keinem anderen Gotte geweiht worden war. Der Duumvir hatte bereits durch seine Recherchen herausfinden können, dass keine archivierten Schriftstücke eine Weihe erwähnten.
    Der Augur umschritt das Templum ordnungsgemäß und konnte keine andere göttliche Präsenz feststellen. Die Weihe wurde daraufhin ordentlich durchgeführt.


    Urteilsbegründung


    Der historische Kontext lehrt uns bereits, dass keine andere Gottheit diesen Platz hat in seinen Besitz nehmen können. Im schlimmsten Falle wären barbarische Gottheiten von den früheren Völkern Hispanias dort angebetet worden. Eine solche rohe Gestalt hätte sich jedoch mittels eines Zeichens erkennbar gemacht. Ein in irgendeiner Weise erkennbarer göttlicher Zorn zeigte sich jedoch nicht. Eine Reinigung des Ortes war demnach nicht notwendig.


    Signum: Tiberius Annaeus Sophus, Augur


    Sophus nickte.


    "In der Tat. Ich weiß nicht, in wie weit du über die Situation in der Curia Provincialis informiert bist und ich weiß auch, dass es dort sicherlich eine gewisse Geheimhaltungspflicht gibt, die ich als Beisitzer im Sinne des Proconsul einzuhalten habe, allerdings will ich so viel sagen - im Sinne des allgemeinen Friedens: Es gibt unter Umständen innerhalb der Curia eine gewisse... Sympathie für dieses... unerhörte Schriftstück. Sollte diese Strömung sich wirklich so weit ausgebreitet haben, denke ich, brauchen wir sogar mit Sicherheit eine Nachricht nach und - vor allem - aus Rom. Könntest du als Duumvir in diesem Sinne etwas unternehmen?"


    Sim-Off:

    edit: Zweite Person Plural in der Anrede zur zweiten Singular ausgewechselt.

    Sophus trat ein und verneigte sich leicht.


    "Salve, Duumvir. Verzeih, dass ich dich störe, aber ich bin in einer Sache mit einer gewissen Dringlichkeit hier. Wie du sicher bemerkt hast, ist vor kurzem in der Stadt ein... mysteriöser Aushang aufgetaucht, der sich gegen den Kaiser, den Senat und unseren Proconsul hier in Hispania richtet - und das in seiner Abwesenheit. Meine erste Frage ist nun also:
    In wie weit ist dir die Sache bekannt und was hast du bereits unternommen?"

    Sophus erhob sich wieder. Sein Debattengegener war offenbar hartnäckig - und offenbar auch nicht dumm.


    "Kein wirtschaftlicher Fortschritt ist geschehen? So frage ich euch aber: Wie kommt es, dass Bürger Tarracos genügend Geld besitzen, dies Kapitolium hier zu bauen? Woher kommt auch ein weiteres Projekt für einen Tempel, das sicher ebenfalls durch viele private Gelder zustande kommen wird? Wie werden sämtliche Festlichkeiten in dieser Stadt bezahlt? Es entstehen Geldmittel, die ausgegeben werden können und ausgegeben werden. Der private Reichtum dieser Provinz wächst erheblich, die Equites dieses Landes sind mit Sicherheit gute Geschäftsmänner.
    Und ihr sagtet, ihr sähet den Willen des Senates hier nicht, ihr sagtet, ihr sähet nicht, dass der Senat etwas für diese Provinz täte. So frage ich euch jedoch, ohne über die legislativen Einzelheiten informiert zu sein, ist denn nicht der Proconsul Senator? Ist er nicht selbst ein Vertreter des Senats hier in der Stadt und hier in der Provinz? Und tut er nicht etwas? Und wenn er etwas tut, als Repräsentant des Senats, tut dann nicht der Senat etwas für euch, in dem er den Proconsul hierhin entsendet?
    Und zuletzt sei gesagt, dass ich der Vorstand des Cultus Deorum in Tarraco, in der Provinz bin. Selbstverständlich sind autonome Priester durchaus möglich und die hierarchische Struktur des Cultus Deorum ist nicht so streng, wie es in den Legionen der Fall ist, jedoch maße ich mir an, dies zu bejahen: Ich repräsentiere alle Priester dieser Provinz."

    Der Augur war schon einige Zeit nicht mehr in der Curia gewesen, doch hatte er vom Proconsul persönlich das Recht zugesprochen bekommen, sich an den Debatten zu beteiligen - wenn auch nicht mit direktem Stimmrecht. Als ein Scriba ihm von diesem Vorfall berichtet hatte, hatte Sophus sich sofort auf den Weg gemacht. Diese Diskussion war gefährlich, sie drohte, den Zusammenhalt des Imperiums zu schwächen. Und so sehr Sophus am Kaiser zweifeln mochte - autarke Porvinzpolitik konnte er nicht gutheißen. Allzu zerbrechlich war das Imperium und der Wille der Götter mochte hier schrecklich walten, wenn sich die Provinz von Rom entfernte.
    Er räusperte sich lautstark, ehe er seine Stimme erhob.


    "Ich kann nicht nachvollziehen", sagte er, "wie einem derartigen Pamphlet aus dem einfachen Volke ohne weiteres Glauben geschenkt wird. Wie es unmittelbar zum Gegenstand einer direkten politischen Debatte wird. Und dass diese Debatte vor allem im Rahmen dieses Plenums, dieser Instanz, geführt wird. Diese Instanz, die direkten Einfluss auf die Geschehnisse hat. Dadurch, dass dieses Pamphlet also überhaupt besprochen wird, haben wir hier bereits eine grundlegende Gefahr geschaffen: Die Gefahr, dass diese Art von Volkeswille, wie er sich selbst bezeichnet, tatsächlichen Einfluss ausübt. Wie kann so etwas geschehen?"


    Er stockte kurz, ehe er weitersprach.


    "Ich sage euch, wenn ihr dem Senat widersprecht, wenn ihr Rom widersprecht und wenn ihr dem Kaiser widersprecht, gefährdet ihr den Zusammenhalt des gesamten Imperiums. Euer Proconsul selbst hat selbstverständlich schon Kritik geäußert, Einwände in einer Senatsdebatte. Doch wenn Entscheidungen gefällt sind, so ist ihnen Folge zu leisten. Das ist euer, unser aller Auftrag. Sowohl bei euch, Magistraten, Beamte, wie bei mir, einem Augur, einem Vertreter der Pontifex. Wie kommt ihr zu dem Gedanken, derartig gegen eure Herrscher zu wettern? Wollt ihr etwa das Imperium spalten?!"


    Er war lauter geworden und holte tief Luft, ehe er fohrtfuhr.


    "Ich sage euch, achtet nicht diese Worte des Pöbels. Der Pöbel hat den Frevel am Marstempel begangen, der Pöbel hat bereits Aufstände vollführt! Ich sage euch, achtet nicht die Worte derer, die das Imperium gefährden. Rom bestimmt, was geschieht, Rom hat diese Provinz unterworfen. Und ohne den Glanz Roms wäre dies Gebäude, wäre eure Macht nicht möglich. Also verliert euch nicht in Undank!
    Die Acta ein Schundblatt? Nun, ich schreibe für dies Schundblatt, wenn es dich interessiert. Ich selbst habe dort Artikel verfasst, die die Arbeit des Proconsuln würdigen, glaube mir. Ich sehe kein wahres Wort in diesem Pamphlet, ich sehe nur Lüge und Dummheit."


    Er setzte sich. Er hatte genug gesagt.


    Sim-Off:

    (edit) Man verzeihe mir diesen Einwurf. Ich bin ja eigentlich nicht direkt Mitglied der Curie. Sollte die Berechtigung, mich zu beteiligen, erloschen sein, so kann ich das hier natürlich entfernen.

    Der Augur schritt langsam in aller Frühe zum Tempel des Mars. Er betrat die Häuser des Kriegsgottes im Normalfall nur mit einem gewissen Unbehagen, da er auch die Schattenseiten eines Krieges sah, doch am heutigen Tag war er fröhlich gestimmt, hatte er doch diesem Gott etwas Gutes zu berichten.
    Tempeldiener führten einen wohlgenährten Stier hinein, verbeugten sich, als der Augur ihnen zunickte, und verschwanden wieder. Eine Schale mit tylusianischem Weihrauch war ebenfalls vorbereitet worden. Auch hatte sich ein Priester gefunden, der auch am Morgen bereit gewesen war, Sophus bei diesem Opfer zu unterstützen. Als die Schritte der Tempeldiener in der Ferne verklungen waren und die andächtige Stille wieder einkehrte, trat Sophus an den Platz, an den man die gestohlene Marsstatue zurückgebracht hatte, und warf sich zu Boden.


    "Oh großer Mars." sagte er. "Der schreckliche Frevel in deinem Haus wird nun endlich von Menschenhand gerächt. Zu lange musstest du die Schande dieses Raubes erdulden, zu lange dich mit unseren Gesten in Opfern und Geschenken begnügen. Es kommt die Zeit der Strafe! Der ruchlose Dieb wurde aufgespürt und liegt in Ketten. Ein Urteil erwartet ihn. Du hast uns die Gnade deiner Geduld erwiesen, oh Mars, als Dank will ich dir dieses Tier schenken. Möge es dich erfreuen."


    Eine kurze Stille trat ein, unterbrochen vom leisen Ächzen des alten Mannes, als er sich wieder erhob. Dann nickte er dem Priester zu, der mit dem Opfermesser die Kehle des Tieres durchtrennte. Der Stier gab einen kurzen Todesschrei von sich, dann nichts mehr. Der Augur stand noch eine Weile nachdenklich im Tempel, in dem die Flammenschale mit dem Weihrauch entzündet worden war und ihren Duft verbreitete, ehe er schließlich den Ort verließ.

    Der Augur nahm das Schreiben entgegen, überflog die Zeilen und rollte es schließlich zusammen, um es in einem Lederbeutel zu verstauen.


    "Nun, es ist sowohl ein recht weiter Weg in Rom als auch eine Frage, in wie weit Informationen vollständig sind. Eine Zeitung hat den Luxus, dass ihre Informationen nur wahr, aber nicht vollständig sein müssen. Im amtlichen Gebrauch eines Berichts sieht dies anders aus...
    Ich für meinen Teil neige dazu, eine Angelegenheit stets zu Ende zu bringen, bevor ich darüber berichte. Dies scheint den Zuständigen in Rom zu misfallen.
    Wie dem auch sei, ich danke dir für den Bericht, Regionarius. Gibt es etwas, bei dem ich dir helfen kann oder etwas, dass du noch sagen möchtest?"

    Ich werde mich bemühen, dem Vorschlag zu entsprechen. Ich trage ja schon länger eher passiv die Idee der Einrichtung des Auguren-Archivs mit mir herum, vielleicht gelingt es mir dann auch einmal, das endlich aktiv umzusetzen. Auch wenn ich nicht in der Casa Annaea bin, ist es sicher im Interesse aller, dass der Alltag weitreichender simuliert wird.

    Sophus setzte und räusperte sich, bevor er wieder ein Wort sprach.


    "Für etwas zu trinken wäre ich dankbar.
    Nun, wie du sicher weist, Regionarius, brennt mir diese Sache unter den Nägeln. Ich habe bereits vor etwas längerer Zeit aus Rom Kritik geerntet, dass dort erst so spät Informationen angelangt seien. Rom ist nicht eben geduldig in dieser Frage, wie es scheint. Es ist also auch eine politische und allgemeine Frage, weniger eine meiner privaten Person, dass dies möglichst rasch abgeschlossen wird."


    Mit den Augen folgte er dem Scriba, als dieser dem Regionarius den Bericht übergab und wartete schweigend darauf, dass man ihm die Schrift übergab.

    Der Augur öffnete die Tür, trat ein und hob die Hand zum obligatorischen Gruß.


    "Salve, Regionarius. Du hattest mich herbestellt, um deinen Bericht abzuholen bezüglich des Diebes der Marsstatue.
    Ich wäre abgesehen von diesem Bericht, sofern es nicht darin enthalten ist, auch dankbar über eine Äußerung zum momentanen Stand des Prozesses gegen diesen Frevler und über eine Einschätzung des Strafmaßes."


    Er trat lächelnd an den Tisch heran.

    "Auch ich wäre sehr an der genauen Schilderung interessiert."


    Der Augur schritt lächelnd auf den Regionarius zu. Er hatte sich still verhalten, aber auch seine stärksten Versuche der Zurückhaltung hatten den erleichterten Ausdruck auf seinem Gesicht nicht verbergen können. Natürlich war es schrecklich, dass man noch einmal von dieser Tat erfahren musste und sicherlich hätte er auch Hass zeigen müssen gegenüber dieem Frevler, aber ihm blieb vor allem Erleichterung darüber, dass diese leidige Sache nun endlich, nach so vielen Wochen, vorüber war.


    "Verzeih, dass ich mich nicht vorstellte. Ich bin Tiberius Annaeus Sophus, Augur aus Rom und Vertreter der Pontifex Hispania bis eben diese von ihren Reisen wieder zurückkehrt. In diesem Sinne fällt der Marstempel in meinen Zuständigkeitsbereich. Ich wäre dir sehr verbunden, Regionarius, könntest du mir daher über den genauen Verlauf Auskunft geben. Schließlich berichte ich auch nach Rom und dort sähe man einen exakten Bericht sicherlich gern.
    Im übrigen berichte ich auch für die Acta Diurna und ich wäre hoch erfreut, könnte ich bei meiner Arbeit auch dein Engagement in dieser Sache mit einem Artikel würdigen."


    Sein Lächeln wurde nochmals breiter. Dies war wohl ein Angebot, das man nicht ablehnen konnte...

    Ein junger Tempeldiener aus Tarraco brachte einen Brief zur Casa Annaea in Corduba.


    Ad
    Publius Annaeus Domitianus
    Casa Annaea - Corduba


    Salve Domitianus,


    obgleich ich als Vertreter der Pontifex Hispania nicht persönlich für die Behandlung deines Antrages zuständig war, sandte ich den Antrag dennoch an die zuständige Schola Hispaniae. Bald sollte die Prüfung anzutreten sein.
    Im Sinne der Gens Annaea heiße ich dich beim Cultus Deorum willkommen.


    Vale,


    Tib. Annaeus Sophus


    Vertretung der Pontifex Hispania


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