Es dauerte noch eine Weile, ehe auch Sophus das Lager der Cohors fand. Es war zum Ende hin einfacher geworden, die Spuren zu finden, doch es stellte sich heraus, das der Vorsprung größer gewesen war als gedacht.
Von der Gefangennahme des Rebellen Strabo hatte er indes nichts erfahren. Möglicherweise nur deshalb, weil er nicht gefragt hatte, möglicherweise auch, weil es geheim gehalten worden war.
Als er und sein Begleiter, der Sacerdos des Mars, jedenfalls das Lager erreichten, ritten sie auf das Tor zu und hielten dort.
"Salve!" rief Sophus, so laut er es vermochte. "Ein Abgesandter aus Tarraco erwartet Einlass!"
Beiträge von Tiberius Annaeus Sophus
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Frohes neues Jahr.
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Das Klima war nicht angenehm, als Sophus mit seinem Begleiter vom Marstempel nach Westen zog. Die Berge sahen sie mit Schnee bedeckt und obwohl sie so schnell ritten, wie die starken hispanischen Pferde und ihre Gesundheit es zuließen, dauerte es einige Zeit, ehe sie Eremita selbst erreichten. Sophus' Hoffnung war nur, dass die Cohors II in Eremita langsamer nach Corduba zog als er benötigte, um sie zu erreichen.
Als in der Ferne die Stadt Eremita auftauchte trafen sie einen Bauern am Wegesrand, der mit etwas Getreide auf einem Ochsenkarren unterwegs war.
Sophus hielt sein Pferd an, das schnaufte und seinen heißen Atem ausstob.
"Salve, Civis. Ich suche die Truppen dieser Stadt. Weißt du, ob sie schon abgezogen sind?"
Der Bauer hielt nicht an, wandte nur das schmutzige Gesicht zu ihm um und blickte ihn unverwandt an.
"Du kommst nicht von hier, oder, Herr?"
"Das ist richtig. Ich komme aus Rom." antwortete Sophus und versetzte sein Pferd in einen leichten Trab, um mit dem Karren Schritt zu halten.
"Die Soldaten sind schon fort. Es sind nur noch wenige hier." sagte der Bauer schließlich."
"Weißt du, wohin sie gezogen sind?"
"Das wissen nur die Götter."
Sophus schmunzelte. "Ja, das mag sein. Ich danke dir. Die Götter mögen deine Ernte segnen, Civis."
Er winkte seinem Begleiter zu und trieb sein Pferd an. Er würde die Spuren der Armee suchen müssen. -
Sophus besah sich das Schreiben.
"Nein, ich möchte nichts weiter erwähnt haben. Ich bin sicher, das wird genügen. Nun werde ich mich dann auf machen, ehe die Soldaten ohne ihre Götter befragt zu haben in die Schlacht ziehen."
Er verneigte sich ein Stück.
"Vale, Proconsul."
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"In diesem Falle ist es mir natürlich eine Ehre, den Brief gleich von dir selbst entgegennehmen zu können." sagte Sophus und schmunzelte.
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Sim-Off: siehe hier
Sophus trat in den Lagerschuppen ein, in den die Tempeldiener den Körper der Verstorbenen gebracht hatten. Er besah sich den Leichnam nochmals und seufzte.
"Holt die Öle und Wasser hinein. Und dann lasst mich allein." sagte er ruhig, aber bestimmt.
Die Tempeldiener kamen seiner Anweisung schnell nach. Sie hatten die entsprechenden Dinge bereits vor der Tür des Schuppens gelagert. Eine kleine Amphore mit einem stark riechenden Öl und mehrere große, die mit Wasser gefüllt waren.
Danach nickten sie dem Auguren nur noch einmal zu und verließen den Raum.Er sprach leise Gebetsformeln, als er ein Stück Stoff in eine der Wasseramphoren tauchte und das Gesicht des Leichnams langsam wusch. Er entkleidete den Körper und vollzog die Reinigung vollständig. Es dauerte eine Weile, ehe dies abgeschlossen hatte.
Mit seinen Fingern richtete er mit sanftem Druck das Gesicht, so dass die Mimik für die Bestattung bereit war und die Gens nicht von der Bestattung ablenkte. Ein Leichnam musste auf seltsame Weise makellos, steril sein.
Er wusch sich selbst die Hände und trocknete sie sorgfältig ab.
Dann goss er umsichtig etwas des Öls auf ein zweites, feineres Tuch und trug die edle Flüssigkeit auf die Haut auf.
Noch einmal reinigte er seine Hände, ehe er wieder mit der Ankleidung begann.
Schließlich überdeckte er den Körper mit einem großen Tuch, das er bereits vorbereitet hatte. Dies mochte sie bis zur möglichen Anlegung eines weiteren Totengewandes vor Blicken schützen.
Er warf den schwachen Konturen unter dem Tuch noch einmal einen wehmütigen Blick zu, dachte möglicherweise an den eigenen Tod, und verließ dann den Raum. -
"Sehr gut. Benötigst du hier noch meine Anwesenheit, Proconsul? Ansonsten gehe ich hinaus zu meinem Begleiter, einem Sacerdos des Mars, und werde mit ihm noch einige Reisevorbereitungen absprechen und deinen Brief erwarten. Wie ich sagte, ich möchte möglichst rasch diese Reise erledigen.
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Sophus nickte.
"Das mag sein. Ein Empfehlungsschreiben deinerseits, Proconsul, mag dazu ausreichen, nehme ich an?"
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"Dazu wird eine briefliche Korrspondenz ausreichen, denke ich. Das wichtigste ist zuerst einmal, dass diese Sache hier zu Ende gebracht wird. Und ich glaube, dass ich dabei helfen kann."
Sophus verstummte kurz, als überdächte er seine Aussage.
"Nun gut. Ich werde mich so rasch es mir möglich ist auf den Weg machen. Sollte ich mich dort in irgendeiner Weise als Verbündeter ausweisen müssen oder reicht mein eigenes Wort?"
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Sophus nickte nur.
"Ja... kämpfen werde ich kaum können, aber diese Sache unterstützen in jedem Fall. Die Diener der Götter dürfen nicht in dieser Weise unterdrückt werden."
Kurz danach setzte er hinzu.
"Ach... und wenn du gestattest. Ich möchte Rom auch selbst darüber informieren, was geschieht. Die Acta wird sich sicher dafür interessieren."
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Sophus nickte und zog die Schriftrolle hervor. Er hatte sich inzwischen wieder etwas beruhigt.
"Das ist der Brief, den ich aus Corduba erhielt. Ich werde ihn dir noch zur eigenen Lektüre überlassen. Er stammt von einem Verwandten, einem Sacerdos in Corduba. Er schreibt von den Zuständen dort: Dass ein Aufstand im Gange sei, der von anderen Städten unterstützt werde, dass man sich gegen den Kaiser wende. Doch dies ist nicht das einzige. Ebenfalls sei der Cultus Deorum starken Restriktionen unterworfen, da er sich hinter den Kaiser stelle. Nicht nur mein Verwandter fürchtet, dass die Götter bereits sehr ungehalten sind.
Ich weiß nicht, wie viel du bereits unternommen hast, Proconsul. Aber wenn in diesem Moment bereits Legionen zu Felde ziehen, so will ich den scheinbar traditionsbewussten Rebellen eine andere Tradition entgegen setzen: Der Augur bei den Truppen fragt die Götter um Rat. Ich plane, zu den Legionen im gefährdeten Gebiet zu reisen, sofern du es gestattest, Proconsul, und mir einen Führer zur Verfügung stellst, der in der Lage ist, den Weg dorthin zu finden." -
"Natürlich." sagte Sophus und winkte seinem Begleiter zu, dass er vor dem Eingang warten möge. Dann trat er ein.
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"Nein." erwiderte nun Sophus. "Nein, das nicht. Aber sie versuchen es, mag man sagen. Ich bin Tiberius Annaeus Sophus, Vertreter der Pontifex Hispania bis auf weiteres. Ein Brief informierte mich präzise über die Zustände in Corduba. Ich muss zum Proconsul. Wenn die Lage so ist, wie man mir schildert, so wird er jetzt jede Hilfe brauchen."
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Sophus kam mit einem Pferd vor dem Eingang der Casa Matinia an. Neben ihm ritt ein Sacerdos des Mars, Manius Lucceius Cincianus, den er für seinen Plan brauchte. Bei sich trug er den erschreckenden Brief aus Corduba. Sophus war erschüttert. Die Dinge hatten sich überschlagen. Also kam er nun zum mächtigsten Mann den er hier kannte: Der Proconsul.
Er saß ab und ächzte dabei. Sophus war für sein Alter ungesund schnell geritten. Ein Wink wies den Sacerdos an, die Tür zu öffnen."Aufmachen!" rief der. "In Mars' Namen, macht auf. Der Cultus Deorum ist hier."
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Sim-Off: Tut mir leid. Ich hatte in letzter Zeit einiges zu tun im RL...
"Vale, Petronius Varus." sagte Sophus noch, ehe er sich der Toten zuwandte. Er betrachtete das Gesicht ein wenig wehmütig, eher er seinen Blick losriss und herumlief, um einige Tempeldiener zu finden.
"Beeilung! Wir haben zu tun." rief er einem zu, der gerade den Vorplatz einer Tempelstätte fegte. Der ließ sofort den Besen fallen, interessiert, was der Alte wohl gefunden haben mochte und lief zu ihm.
"Hol einen weiteren Tempeldiener." wies Sophus ihn an. "Vor dem Tor liegt eine Bahre mit einer Toten. Bring Sie an einen sicheren Ort. Vielleicht ein Lager. Und sorge dafür, dass es gut bewacht ist. Danach zeige mir, wo du sie verstaut hast." Er überlegte, ob er noch eine Warnung hinzusetzen sollte, dies auch rasch und ohne Verzögerung auszuführen, aber er beließ es dabei. Menschen arbeiteten oft besser, wenn sie nicht allzu sehr gedrängt wurden.
Er selbst kehrte zurück in sein Officium. -
Sophus stockte kurz. Er hatte erwartet, dass man die Verblichene in der eigenen Casa einquartierte. Aber dann erinnerte er sich, dass dieser Mann aus Rom gekommen war. Nicht jede Familie hatte überall eine Casa, die noch Platz für einen Totenraum besaß... oder der Gens war die Gegenwart der Verblichenen unangenehm.
Schließlich nickte er."Ich werde mich sofort darum kümmern. Die Tempeldiener hier können den weiteren Transport übernehmen. Es wird etwas dauern, eine passende Räumlichkeit zu finden und ich will deine Träger nicht zu lang in Anspruch nehmen. Du hast sicher noch genug in dieser Sache zu tun, wofür du sie brauchen kannst. Gibt es noch etwas, das du mit mir besprechen möchtest, ehe ich damit beginne?"
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Sophus überlegte kurz.
"Nein, ich habe nichts bestimmtes im Auge. Ich will diese Sache auch nicht noch weiter erschweren, wenn du erst kürzlich hier eingetroffen bist. Wann soll mit der Reinigung des Körpers der Verblichenen begonnen werden?"
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Tiberius nickte leicht und langsam, diesmal aber aus Sanftheit und Ruhe. Er wollte diese Sache mit einer gebührenden Stimmung und Würde behandlen.
"Dies hängt davon ab, wie die Gens die Bestattung wünscht. Ich nehme aber an, dass die Verblichene dem Feuer übergeben werden soll, wie dies Sitte ist. Die Waschung und Salbung des Körpers sollte innerhalb eines Tages zu erledigen sein. Das ist die wesentliche Vorbereitung. Es sollte noch ein Totengewand bereitgelegt werden. Eine Urne ist bereits besorgt?"
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Sophus nickte langsam, geradezu auffallend langsam. Es dauerte diese kurze Weile, ehe er seinen eigenen Ärger herunterschlucken und berechtigtes Verständnis für die Aufgebrachtheit eben dieses Gastes im Tempelbezirk aufbringen konnte.
"Ich nehme dann an, dass ihr die Waschungen nicht selbst durchführen wollt... Ich kann natürlich einen Priester zur Verfügung stellen, ich kann es sogar selbst vollziehen. Meines Wissens sind für den Vollzug der Totenwaschungen und -zeremonien keine besonderen Weihen notwendig. Daher sollte mein Amt als Augur hier ausreichen.
Habt ihr denn schon eine besondere Vorstellung der Bestattung der Verblichenen?"Sim-Off: (edit): Ich muss kurz anmerken, dass sich mein Wissen zu römischen Bestattungsriten auf die Wikipedia und die Theoria Romana hier beschränkt. Solltest du genauere Quellen haben, kann ich das hier gern ändern.
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Sophus schaute ärgerlich von der Arbeit in seinem Officium auf und trat schließlich heraus, um zu sehen, woher der Schrei gekommen war. Zielstrebig ging er zum Marstempel, um den Störer seiner Arbeitsruhe anzusprechen.
"Salve, Cives. Ich bin Tiberius Annaeus Sophus. Was ist zu tun, dass ihr den ganzen Bezirk mit diesem Gesuch beglückt?"
Er lächelte freundlich, aber etwas säuerlich.