Beiträge von Tiberius Annaeus Sophus

    Sophus durchquerte das Stadttor und wurde langsamer. Die Truppen rückten zwar bereits auf die Innenstadt vor, doch war das Heer zu groß, um bereits komplett verschwunden zu sein. Im Schatten der Stadtmauer fiel er in einen Trab, während sein Pferd erschöpft und von Schmerzen gepeinigt schnaufte. Mit seinen Augen suchte er die Umgebung ab. Es musste irgendjemand hier sein. Ein Offizier, ein Optio, ein Prätorianer, vielleicht auch nur ein Legionär und einfacher Soldat. Irgendjemand, der ihm zu helfen, ihn zu schützen in der Lage war.
    Er öffnete den Mund, um nach Hilfe zu rufen, doch noch während er das tat überlegte er es sich anders. Noch war er außer Sicht der Bogenschützen auf den Mauern, wenn sie nicht ganz an den Rand der Stadtmauer traten. Noch war er vielleicht unbemerkt. Wenn er jetzt um Hilfe rief, konnten Freund und Feind ihn gleichermaßen töten. Denn dann war er ein Opfer - ein allzu leichtes Opfer.
    Wieder sah er sich um. Wo nur war jemand, der ihm helfen konnte?

    Sophus zuckte zusammen und riss die Augen auf. Die Mauer war doch genommen worden. Es gab keinen Feind mehr dort. Das war unmöglich.
    Doch dann wurden all diese Gedanken weggewischt und die Angst, die Todesangst begann, in seinen Adern zu kochen, ihn anzutreiben.
    Er trieb dem Pferd seine Füße in die Seite und stürmte auf das Tor los. Schon jetzt war leicht bemerkbar, dass dieses Pferd nicht mehr lang würde reiten können. Doch er brauchte es nicht mehr lange. Er musste durch dieses Tor und zu den kaiserlichen Truppen gelangen. Er hatte den Brief des Proconsuln dabei. Wenn ein kaiserlicher Soldat ihn aufhielte, wäre er fähig, sich aufzuweisen. Er trug keine Waffen ... hoffentlich waren die Soldaten in der Lage, sich zurückzuhalten.
    Die Zügel fest umklammert und den Blick starr geradeaus gerichtet ritt er in die Stadt.

    Sophus presste seine Lippen aufeinander, als er sah, wie die Soldaten in die Stadt eindrangen. Die Lage eskalierte. Doch wenn er schon nichts mehr beeinflussen konnte ...
    Vorsichtig presste er seine Füße in die Flanken des Pferdes, bis es sich in Bewegung setzte und langsam schneller wurde. Sophus ächzte, ließ das Pferd aber noch schneller laufen. Einen wirklichen Galopp ritt er nicht, aber es reichte aus, um sich der Stadtmauer zu nähern, bevor die Soldaten ganz in dem Getümmel aus Häusern und Leichen verschwunden waren. Er wollte nur zusehen.
    Als die ersten Soldaten am Tor in Sicht kamen, wurde er wieder langsamer und breitete seine Hände ein wenig aus, auf das Tor zureitend. Er trug keine Waffe bei sich, das sollte deutlich werden.
    Als er drohte, vom Pferd zu fallen, griff er wieder nach den Zügeln und sein Blick wanderte nach oben - zum Himmel. Ein Vogel flog dort. Ein einsamer Vogel.

    Sophus musterte mit starrem Blick und versteinertem Gesicht, wie das Heer und die Belagerungstürme auf die Stadt zukrochen, wie Staub aufgewirbelt, Gras zerstampft und ein Donner von Schritten ausgelöst wurde. Es war das erste mal, das er etwas sah, dass auch nur annähernd dieses Ausmaß hatte. Dieses Ausmaß an Zerstörungswillen, an unbändiger Kraft.
    Mit einem mal kam ihm der Gedanke, wirklich gescheitert zu sein. Diesen Sturm hatte und hätte er nicht aufhalten können. Es schien ihm wie eine Welle, die auf einen Strand brandete und alles hinwegspülen würde, nichts als Trümmer zurücklassend, wenn sie sich wieder zurückzog.
    Natürlich war es militärisch wohl nicht so simpel, doch am Ende lief es wohl darauf hinaus. Er hoffte, dass es wenigstens einige Überlebende gäbe.

    Sophus hatte sich auch auf dem Schlachtfeld eingefunden. Er hatte es nicht gewagt, eine Position bei den Kommandanten zu belegen und es wäre auch nicht in seinem Sinne gewesen, deren kühle Berechnung von Leben und Tod mit anzuhören. Er war im Hintergrund geblieben und saß auf seinem Pferd. Er hatte sich in seinen Mantel gehüllt. Dennoch zitterte er. Angst. Er hatte Angst.
    Es war eine Angst um Menschlenleben, eine Angst vor der Gewalt der Soldaten, die die Stadt zertrümmern würden, eine Angst um sein Leben und - vor allem - eine Angst, nicht genug getan zu haben.
    In diesem Augenblick wurde ihm sein Alter schmerzlich bewusst. Vielleicht war er zu langsam, zu alt für all das. Vielleicht sollte er auch schon längst tot sein. Das letzte Jahr war turbulent gewesen. Eigentlich war es ein Wunder, dass er das wenige, was er bewerkstelligt hatte, überhaupt in der Lage gewesen war, zu tun.
    Wie mechanisch streichelte er seinem Pferd über den Hals. Es war ruhig. Vermutlich würde es das auch bleiben. Er war weit entfernt von dem Schlachtgeschehen. Nein, er war außer Gefahr. Er war mit Sicherheit außer Gefahr.
    Seine Gedanken glitten ab. Zu seinem Großvater, dem Kaiser der damaligen Zeit, seiner Kindheit, seinen Erinnerungen, seinen Ängsten, seinen Hoffnungen. Geschichte wiederholt sich, dachte er. Immer wieder
    Geistesabwesend sah er hinüber zu den Kommandanten. Nicht mehr lange. Es dauerte bestimmt nicht mehr lange.

    Zitat

    Original von Marcus Caecilius Decius



    "Und diese Diebe werden zur Rechenschaft gezogen werden."


    Für einen winzigen Moment stockte Sophus, als er den Prätorianer hörte. Sein Kopf fuhr langsam herum und er nickte ihm ebenso langsam zu. Wieder untersuchte er das Gesicht des Soldaten mit seinem Gesicht. Jedoch wandte er sich recht schnell wieder ab und ging dann endlich weiter.
    Hätte er mehr getan hätte man ihn entweder bei dem Kommando der Prätorianer denunziert oder er hätte eine lediglich verstockte Haltung der Soldaten provoziert. Jedenfalls glaubte er das - hoffte es vielleicht sogar. Der Gedanke, zu wenig getan zu haben, machte ihm Angst. Er erschauerte, als er in sein Zelt zurückkehrte.

    Zitat

    Original von Marcus Caecilius Decius
    "Da überträgst du den Soldaten des Kaisers aber doch zu viele Aufgaben, Augur. Wir sind nicht hier um Recht zu sprechen, das hat bereits der Kaiser getan, beziehungsweise das wird noch von den dazu Ermächtigten getan werden. Wir sind nicht Richter, wir sind Vollstrecker, und wir tragen Sorge dafür, dass der WIlle des Kaisers durchgesetzt wird.


    Aber es wird doch Land erobert: Die abgespaltene Stadt Corduba wird zurückerobert und wieder in die Ordnung des Reiches eingegliedert werden!


    Natürlich ist die Klinge der Prätorianer eine Klinge der Gerechtigkeit, und Krieg kann einer gerechten Sache dienen!"


    "Nein. Dieses Land gehört noch dem Kaiser. Es wurde nur gestohlen. Und ihr fangt die Diebe. Aber ... belasst es bei den Dieben."


    Sophus' Stimme war plötzlich kühl. Er musterte die Gesichter der Prätorianer, eines nach dem anderen, sorgfältig, sogar kritisch. Jedem einzelnen sah er in die Augen. Hoffentlich war nun keine Antwort mehr nötig. Er war wohl nicht sehr gut darin, Menschen einzuschüchtern - erst recht keine Soldaten. Doch sein Amt war es möglicherweise eher. Und diese Männer waren immernoch auf Wohl und Wehe den Göttern ausgeliefert. Und in diesem Moment sprach er das göttliche Wort.

    "Nein, es ist kein Krieg." sagte Sophus.


    Noch immer war seine Stimme betont ruhig und sanft. Solange sein Amt ihm Gehör verschaffte sollten seine Worte so am meisten Wirkung zeigen.


    "Es ist eine Rebellion, ja. Ein Aufstand. Aber ihr seid hier zur Rechtsprechung. Eine Bestrafung, sagst du, Soldat. Das ist es in der Tat. Es ist kein Krieg. Es wird kein Land erobert, keine Stadt verteidigt. Es wird Recht und Ordnung wieder hergestellt. Nicht mehr - und nicht weniger.
    Ist denn die Klinge eines Prätorianers nicht auch ein Werkzeug der Gerechtigkeit und nicht nur das des Krieges?"


    Sophus hob bei den Worten des ersten Prätorianers überrascht die Augenbrauen, wandte sich dann aber mit wieder ruhigem und sanften Blick an den zweiten.


    "Bedenkt, dass dies kein Krieg ist. Mars gibt euch die Kraft, diejenigen zu unterwerfen, die sich gegen euch stellen und seine Macht ist groß. Aber bedenkt: Dies sind keine Barbaren. Es waren und sind Römer.
    Diejenigen sind eure Feinde, die die Waffen gegen euch erheben. Über den Rest sollt ihr im Gericht entscheiden."


    Er faltete seine Hände vor dem Körper und lächelte sanft.


    "Das wäre gerecht."

    Sophus trat etwas näher und lächelte sanft.


    "Ich bin sicher, dass Mars euch seine Güte nicht verwehrt. Jedoch: Gegen wen richtet ihr euch in diesem Kampf? Ist es die Stadt oder sind es die Soldaten dort? Oder sind es diejenigen, die diese Rebellion anführen?"


    Er senkte seine Stimme.


    "Selbstverständlich bin ich aber nicht hier, um militärische Geheimnisse zu erfahren. Es ist nur die Neugier eines alten Mannes, der sich mehr den Göttern als den Menschen zugewandt hat."

    Sophus ging durch das Lager. Seit die Prätorianer gekommen waren, war es nicht eben ruhiger geworden. Seine Aufgaben hatte er hier vorerst erledigt, aber er wollte bleiben. Bleiben, bis der Rauch der Schlacht sich verzogen und den Blick auf die Verwüstung freigegeben hatte. Vielleicht konnte er dann helfen. Vielleicht.
    Auf seiner Wanderschaft bemerkte er auch diesen kleinen Trupp der Prätorianer - und er stockte. Es war ein seltsamer Gedanke, der in seinem Kopf aufstieg, aber er dachte daran, ob er nicht bereits jetzt helfen könne.


    "Mars Segen begleite euch." sagte er sanft, aber deutlich, damit die Gruppe ihn verstand.
    "Ihr bereitet euch bereits vor, nehme ich an?"

    Wenig später machte sich Sophus aus dem Lager auf. Er hatte die abgestellten Soldaten und seinen Begleiter, den Priester des Mars, angewiesen, mit ihm zu kommen und Werkzeuge mitzunehmen. Allzu viele Bäume gab es hier zwar nicht, aber es war auch nicht viel nötig für das, was er plante.
    Sophus war zu Pferde unterwegs, während die Soldaten ihm zu Fuß folgten. Er wollte nicht mit seinem Stand als Augur protzen, allerdings erinnerte er sich an seinen letzten Fußmarsch und ihm erschien daher das Reiten im Trab bedeutend angenehmer, zumal der Pferdekörper ihn in der noch immer kühlen Witterung wärmte.
    Nahe der Straße nach Corduba fanden sie eine alte Eiche, und auch die Stadt war schon aus der Ferne erkennbar. Er wies die Soldaten an, den Baum zu fällen und zu zerkleinern. Das Holz dieses einen Baumes würde ausreichen.
    Man schichtete die abgetrennten Zwerge auf einen Haufen und machte sich dann daran, sie zu entlauben. Zwei der Legionäre waren indessen schon dabei, den Stamm in einzelne Pfähle zu hauen. Dünner, als sie für Palisaden nötig waren, damit sie gut brannten.
    Sophus sah zur Stadt hin, die scheinbar friedlich da lag. Ihm lief ein Schauer über den Rücken bei dem Gedanken, was dort bald geschehen würde. Plünderungen und Morde wären nicht zu verhindern. Das war ihm klar.
    Aus dem Laub und den kleineren Zeigen schichtete man einen ersten Haufen auf, darüber wurden die größeren Zweige geworfen und schließlich die gearbeiteten Pfähle darüber gelegt.
    Sophus wies die Soldaten an, genug Platz zwischen den Schichten zu lassen, damit Luft hindurchkäme und das Feuer atmen könne.
    Dann schickte er einen aus dem Trupp los, ein Opfertier zu suchen. Viel erwartete er nicht, zumal die Legion kaum ein wichtiges Packtier opfern konnte wie einen Ochsen.
    Tatsächlich kam der Legionär mit einem Pferd zurück. Vermutlich war es das Tier eines Dieners, dem es einfach abgenommen worden war. Schließlich war es unwahrscheinlich, dass die Soldaten für Kulthandlungen Vorräte derlei Vorräte hielten.
    Sophus seufzte und sah unwillkürlich in den Himmel. Aber keine Vögel waren zu sehen.
    Er zog einen großen Beutel heraus und legte Weihrauch auf den Haufen, gleichmäßig verteilt. Dann stieg er vom Pferd.
    Er brauchte einen Moment, um sich an die richtigen Worte zu erinnern, ehe er zu murmeln begann und die Soldaten sich um das Holz herum aufstellten.
    Einen von ihnen winkte Sophus heran.
    "Dein Schwert." sagte er sanft. "Ich habe leider keine Opferklinge bei mir."
    Etwas verwirrt reichte der Legionär dem Alten seine Waffe und Sophus nickte ihm zu.
    Er wandte sich um und trat an das Pferd heran, das man ihm gebracht hatte und das noch an den Zügeln gehalten wurde. Es scheute nicht vor der Waffe zurück, offenbar war es schon ein wenig an den Kampf gewöhnt.
    "Agone?" fragte er der Form halber.
    "Age." antwortete der Sacerdos.
    Für einen Moment glitt ein bedauernder Zug über Sophus Gesicht, als er die Klinge an die Kehle des Tieres legte. Dann zog er sie nach hinten und das Eisen schnitt dem nur noch leise schnaufenden Pferd in den Hals. Dann brach es zusammen.
    Er winkte den Sacerdos des Mars heran, der eine Schale an die Wunde legte und das Blut darin auffing.
    Auch der Sacerdos sprach noch einige Verse, um das Opfer für Mars zu weihen, dann schließlich nickte Sophus einem Soldaten zu und nickte.
    "Das Feuer." sagte er.
    Die Feuersteine schlugen gegeneinander und bald sprangen die Funken auf ein wenig Zunder und dann auf das trockene Laub über. Sofort prasselten die Flammen auf und der ganze Trupp trat einen Schritt zurück.
    Mit dem Sacerdos griff Sophus nach der Schale mit dem Blut des Pferdes und schüttete es in die Flammen, wo es verbrannte und mit dem dichten Rauch seinen eigentümlichen Geruch verbreitete. Dennoch war der tylusische Weihrauch noch in der Lage, den unangenehmen Rauch zu überdecken.
    Wieder sah Sophus in den Himmel, wo der Qualm nach oben stieg. Kein Wind. Eine gerade Rauchsäule stieg nach oben.
    "Litatio." murmelte Sophus. Dann breitete sich eine Zeit lang schweigen aus.
    Schließlich kehrte der Trupp in das Lager zurück, während das Feuer noch weiter brannte.
    Welch ein Symbol. dachte Sophus und sah sich noch einmal zur Stadt um.

    "Ich danke euch." sagte Sophus.


    Es waren keine weiteren Worte nötig. Vermutlich hatte er sich nicht eben beliebt gemacht, da die Soldaten den Eindruck haben mussten, dass er Informationen vorenthielt. Aber der Brief des Proconsul und sein Amt schützten ihn. Das sollte reichen.


    "Vale." verabschiedete er sich knapp und verließ das Zelt. Er atmete tief durch. Hoffentlich war diese Zeit nicht zu viel für ihn ...

    Sophus rang sich ein kleines, gutmütiges Lächeln ab.


    "Als ich in der Stadt war befand ich mich unter Aufsicht der Rebellen. Ich konnte mich also nicht frei bewegen. Man hat sich, nehme ich an, gehütet, mir einen Ort zu zeigen, an dem ein Unmut des Volkes offenbar würde. Man wollte allgemein vermeiden, dass ich Informationen bekomme. Davon könnt Ihr ausgehen.
    Was ich weiß, ist, dass es keinen Aufstand des Volkes gegen die Rebellen gibt. Aber das seht ihr von hier aus genau so gut. Und ich weiß, dass die Priester der Stadt zumindest ihrer Arbeit nachgehen können. Aber selbst das weiß ich nicht sicher, denn ich weiß nicht, wie viele Priester dort sind. Ich habe nur einen überhaupt gesehen. Möglicherweise sind andere gefangen genommen worden.
    Bedenkt, Kommandant, ich bin kein Spion und kann mich nicht verstecken. Mein Ziel war es, zu sehen, ob die Tempel geplündert und ob die Priester getötet wurden. Beides ist nicht der Fall."


    Sophus nickte. Dann schwieg er einen Moment, in dem er den Kommandanten abschätzend musterte.


    "Ja, ich war in der Stadt. Ich habe auch mit Rebellen gesprochen. Aber was ich gesehen habe bedeutet nichts. Denn ich konnte nur sehen, was man mich sehen ließ. Und wenn die Bevölkerung verängstigt ist, dann ist sie es zu sehr, als dass sie sich mir gezeigt hätte. Oder sie ist nicht verzweifelt genug. Also weiß ich nur so viel wie Ihr. Nicht mehr."


    Seine Stimme war ruhig und langsam. Es war spürbar, dass der Alte seine Worte sehr genau wählte.


    Sim-Off:

    Anrede gewechselt.

    Sophus verneigte sich ein Stück, beließ es aber bei einer leichten Verbeugung. Immerhin hatte er eine feste Position ...


    "Salve, Kommandant. Ich weiß nur das, was man von hier aus sehen kann. Die Stadt lebt, und sie hat sich nicht ergeben und macht auch keine Anstalten dazu."


    Er lächelte sarkastisch.


    "Das allein sollte reichen, um die Stimmung als ungünstig für uns einzuschätzen."


    Für einen Moment sah Sophus an einen unbestimmten Punkt an der Zeltwand, ehe er fortfuhr.


    "Wie dir wohl schon mitgeteilt wurde plane ich ein Opfer vor den Toren der Stadt. Auf dass Mars gestatten möge, mit seiner Hilfe eben diese Tore einzureißen. Worum ich bitte, ist, den Sturm nicht zu beginnen, ehe das geschehen ist. Zweitens, dass Holz für ein Opferfeuer aufgeschichtet wird und drittens ein Opfertier. Ich bin bereit, zu bezahlen, sollte das nötig sein. Allerdings bin ich nicht nur als Augur hier sondern auch im Sinne des Proconsul, Publius Matinius Agrippa.
    Die Befragung der Götter vor der Schlacht sollte ganz im Sinne deines Vorgehens durchgeführt werden. Ich denke, in diesem Sinne sollte mein Verlangen nicht zu viel sein."

    Sophus trat in das Eingangszelt und atmete tief durch. Er befand sich vor einer schwierigen Konfrontation. Seine Anweisungen für das Feuer hatte er bereits erteilt, aber er plante, es dem Kommandanten noch einmal selbst mitzuteilen. Mit Sicherheit wäre ein Befehl, der direkt von ihm käme, erfolgreicher und hätte mehr Nachdruck. Zwar konnte sich Sophus auf die Tradition Roms berufen aber die galt hier nicht mehr viel. Es war ein Versprechen ...
    Er wartete. Hoffentlich empfing der Kommandant ihn bald.

    Als Sophus ins Lager zurückkehrte begab er sich sofort zum Zelt des Kommandanten. Die Vorbereitungen für die Schlacht waren unübersehbar und er hatte gleich zwei Versprechen einzulösen.
    Vor dem Zelt hielt er inne, die Wachen davor musternd.
    "Sagt dem Herrn, dass ich als Augur Holz benötige für ein Rauchopfer. Es soll vor den Toren der Stadt aufgeschichtet werden, außerhalb der Reichweite ihrer Bogenschützen. Und wenn es möglich ist soll ein Stier herausgebracht werden. Ich will die Götter befragen."
    Seine Stimme war nun fest, entschieden, beinahe befehlend. Er wartete nicht auf eine Antwort sondern zog sich rasch in sein Zelt zurück. Er hoffte.

    Sophus stieg mit etwas Mühe auf das Pferd und atmete einmal, die Augen schließend, tief durch, als er es geschafft hatte. Dann sah er zu dem Soldaten hinunter.


    "Vale, Wache." sagte er schlicht, setzte sich langsam in Bewegung und verließ die Stadt. Er blieb im Trab. Er musste zwar inzwischen nicht mehr fürchten, dass man ihn angriff, aber er spürte die seichte Schwäche, die ihn unterschwellig beeinflusste. Einen schnellen Ritt traute er sich nicht mehr zu.
    Unwillkürlich zog er seinen Mantel enger um sich, setzte die Kapuze auf und blickte zurück. Einen Moment lang.