Beiträge von Spurius Purgitius Macer

    Prüfungsfragen zum Cursus
    "Ausgewählte Bauprojekte der Armee"
    (Examen Quartum)


    1. Beschreiben Sie die Maßnahmen, die in der ersten Phase das Limesausbaus ergriffen wurden.
    2. Wie werden einfache Limeskastelle errichtet? Nennen Sie mindestens zwei Konstruktionsweisen.
    3. Nennen Sie Gründe, die für oder gegen einen schnurgeraden Verlauf eines Grenzweges sprechen.
    4. Welche Bedeutung messen Sie den Wachtürmen am Limes bei?
    5. Halten Sie den baulichen Aufwand für eine massive Befestigung des gesamten Limes mit Wall, Graben und Pallisade für gerechtfertig? Berücksichtigen Sie dabei auch den Personalbedarf für eine sinnvolle Besetzung der Posten!


    6. Welche Bedeutung haben bauliche Maßnahmen an Flüssen für die Armee?
    7. Erläutern Sie den nutzbringenden Einsatz der Armee am Beispiel des Donau-Treidelpfades aus der Vorlesung.
    8. Nennen Sie Gründe, die für die Anlage eines Kanals als künstlichen Schifffahrtsweg für die Flotte sprechen.
    9. Halten Sie den Aufwand für Kanäle immer, in bestimmten Fällen oder nie für gerechtfertig?


    10. Beschreiben Sie den Aufbau von Schiffsbrücken sowie deren Vor- und Nachteile.
    11. Beschreiben Sie den Aufbau von Ständerbrücken sowie deren Vor- und Nachteile.
    12. Wägen Sie Vor- und Nachteile der Brücken ab: welchen Typ würden Sie bei einem kurzen Feldzug bevorzugt einsetzen?
    13. Unter welchen Bedingungen würden sie den anderen Typ einsetzen?


    14. Vergleichen und kommentieren Sie Zeit- und Materialaufwand für folgende Maßnahmen:
    - Marschlager <-> dauerhaftes Standlager am Limes
    - Behelfsbrücke <-> dauerhafte Brücke


    15. Wählen Sie sich ein Beispielprojekt aus der Vorlesung aus und erläutern Sie, welche nicht-militärischen Nutzen-Effekte bei der Umsetzung dieses Projektes zu erwarten sind. WIegt dieser Nutzen einen Teil des Aufwandes auf?


    Täuschungsversuche werden mit dauerhaftem Ausschluß von der Academia bestraft!


    Die Antworten sind innerhalb von sieben Tagen beim Legaten schriftlich einzureichen. Zum Bestehen des Examens müssen 13 der 15 Fragen korrekt bzw. ausführlich und gut begründet beantwortet werden. Bei Fragen zu Ihrer Meinung ist es nicht erforderlich, die Meinung des Dozenten zu teilen. Bei Fragen nach Einschätzungen und Vergleichen ist es erwünscht, weitere Quellen als nur die Vorlesung zu Rate zu ziehen.


    Ferner reichen Sie bitte mit Abgabe ihrer Antworten auch einen Themenvorschlag für ihre Dissertation und ein erstes Konzept ein. Befassen Sie sich mit einem beispielprojekt, welches ind er Vorlesung nicht besprochen wurde. Auch eine detailierte Betrachtung eines Ausschnitts aus dem Limesbau ist erlaubt.

    Sim-Off:

    Und damit genug Material zur Auswahl ist, dürft ihr natürlich auch über den Limes (oder andere Projekte) im 2. Jh. n. Chr. schreiben, wenn ihr wollt. ;)

    Macer folgte ihr nach draußen und blickte die Hauptstraße entlang. Tatsächlich wiess das Pflaster einige schwere Schäden auf, die einer dringenden Ausbesserung bedarfen. Er gab dem Soldaten, der ihn begleitetet hatte und der während der Besprechung geduldig vor dem Gebäude gewartet hatte einige Anweisungen und dieser schitt rasch einige Strecken ab und machte Notizen auf einer Wachstafel.


    Dann wandte er sich wieder an Deandra: "Wo würde dieser Sextus Licinius Latinus normalerweise anzutreffen sein? hat er ein Büro in der Curia? Und wo finden meine Leute dich, wenn Du nicht mehr im Amt bist?"

    Früh am Morgen hatten die Unteroffiziere die neuen Rekruten geweckt und auf den Exerzierplatz beordert. Nach der ersten Formalausbildung stand nun - nach einem kleinen Dauerkauf zum Aufwärmen - das Waffentraining auf dem Plan.
    "Heute werdet ihr zum ersten Mal mit Waffen ausgebildet. Während ihr bei der Formalausbildung schon mit den echten Waffeng eübt habt, gehen wir hier aber erstmal nur mit Holzwaffen an die Arbeit. Die sind schwerer als die normalen, damit ihr gleich mal eure Muskeln stärkt. Und verletzen könnt ihr euch mit den Dingern auch nicht so leicht.


    Die richtige Haltung beim Nahkampf geht ganz einfach: ihr steht in leichter Schrittstellung, mit dem linken Bein nach vorne. Den Schild haltet ihr mit der linken Hand so, dass seine Oberkante knapp unter euren Augen liegt und die untere Gesichtshälfte noch schützt." Gekonnt führte er die richtige Handhabung vor und man sah ihm nicht an, der der aus einem Weidengeflecht bestehende Übungsschild dank seines stabilen Holzrahmens ordentliche 12 kg wog.


    "Das Schwert haltet ihr in der rechten Hand waagerecht auf Höhe der Hüfte neben dem Körper. Richtig gut seid ihr, wenn der Gegner es von vorne gar nicht sieht und nicht weiss, wo ihr als nächstes zustecht. Womit wir bei einem ganz wichtigen Punkt wären: das Schwert ist eine Stichwaffe! Das heißt, es ist keine Hiebwaffe, kein Küchenmesser und keine Holzfälleraxt. Ihr schwingt es nicht wie die Barbaren wild um euch und versucht eurem Gegner den Kopf abzuschlagen, sondern ihr stecht damit schnell, gerade und gezielt auf das Gesicht oder den Bauch des Gegners und zieht es dann wieder zurück. Das ist schnell, effektiv, sicher, genau und elegant. Spart außerdem Kraft!" Auch hier machte er mit einigen schnellen Bewegungen vor, wie das perfekte Abstechen des Gegenübers auszusehen hat.


    "Und das wird jetzt geübt! Gegner haben wir auch, es sind diese schönen Holzpfähle dort drüben. Die laufen wenigstens nicht weg, wenn sie euch kommen sehen. Jeder nimmt einen, stellt sich davor und bearbeitet ihn wie eben beschrieben."


    Die Rekruten gingen zu den Pfählen, nahmen Aufstellung und begannen, auf sie einzustechen. Der Optio ging von einem zum nächsten, um die Übungen zu beobachten und auf Fehler hinzuweisen.

    Klingt gut.


    Wobei wir die Definition des Aufgabengebiets der Quaestori Urbani vielleicht noch leicht verändern sollten.


    Sim-Off:

    Falls uns was gutes einfällt, nachdem die Reiseüberwachung ja jetzt weitgehend vereinfacht wurde.

    Macer nahm die Pläne entgegen und studierte sie kurz. "Sehr gut", stellte er fest und verstaute sie in einer Ledertasche.


    "Dann habe ich keine weiteren Fragen mehr. Sehen wir uns noch einige Stellen vor Ort an, bevor ich mich auf den Weg nach Mantua mache, um eine Einheit los zu schicken?"

    Der Haussklave öffnete die Tür und bat Exputa freundlich, hereinzukommen. "Willkommen zurück aus Germania."


    Er führte sie ins Atrium und erkundigte sich, ob er ihr Zimmer für einen längeren Aufenthalt einrichten solle.

    Zitat

    Original von Maximus Decimus Meridius
    Meridius räusperte sich, hatte er doch tatsächlich vergessen etwas einzubringen. Er neigte sich zu Macer und flüsterte:
    "Wie ist das mit dem Mithraskult? Der wird doch von Soldaten betrieben..."


    Macer zuckte mit den Achseln und flüsterte zurück: "Die sind schon immer ohne so ein Gesetz ausgekommen - das sollte sie nicht weiter interessieren..."


    Und sein Arm blieb zwecks ENTHALTUNG unten.

    IM NAMEN DES IMPERIUM ROMANUM
    UND
    DES KAISERS VON ROM


    ERNENNE ICH DIE:


    PROBATI
    Gaius Claudius Vitulus
    Herius Vesuvius Claudius


    BEI: LEGIO I TRAIANA


    MIT WIRKUNG VOM


    ANTE DIEM X KAL IUN DCCCLV A.U.C. (23.5.2005/102 n.Chr.)


    ZU


    LEGIONARII


    BEI: LEGIO I TRAIANA


    DER LEGATUS LEGIONIS



    MANTUA, ANTE DIEM X KAL IUN DCCCLV A.U.C.


    IM NAMEN DES IMPERIUM ROMANUM
    UND
    DES KAISERS VON ROM


    ERNENNE ICH DEN:


    LEGIONRIUS
    Gaius Aurelius Varus


    BEI: LEGIO I TRAIANA


    MIT WIRKUNG VOM


    ANTE DIEM X KAL IUN DCCCLV A.U.C. (23.5.2005/102 n.Chr.)


    ZUM


    OPTIO


    BEI: LEGIO I TRAIANA


    DER LEGATUS LEGIONIS



    MANTUA, ANTE DIEM X KAL IUN DCCCLV A.U.C.

    Macer grüßte ebenfalls und bat den centurio, Platz zu nehmen. Den schriftlichen Bericht lass er nebenbei, während ihm der Centurio die Ereignisse schilderte.


    "Sehr gut, Centurio. Ich bin sehr zufrieden mit dem Verlauf der Übung.


    Alle beteiligten haben heute abend Dienstfrei."


    Er markierte sich einige Stellen in dem Bericht und legte ihn dann bei Seite. Nach einem Schluck aus seinem Becher fragte er grinsend:


    "Gab es neben den 'offiziellen' Vorkommnissen noch anderes interessantes? Haben sich die Jungs in Cremona gut benommen? Oder müssen wir einen Bautrupp schicken, um eine Kneipe wieder aufzubauen?"

    Die nächste Urkunde, die von einem Scriba ins Archiv getragen wurde:


    IM NAMEN DES IMPERIUM ROMANUM
    UND
    DES KAISERS VON ROM


    ERNENNE ICH:


    Manius Corvius Flavian


    ZUM


    PROBATUS


    BEI: LEGIO I TRAIANA



    im Auftrag des
    Legatus Legionis


    MANTUA, ANTE DIEM X KAL IUN DCCCLV A.U.C.

    "Gerne. Komm' vorbei, wann immer Du Lust hast. Falls Du deinen alten Posten als praefectus Castrorum zurück haben willst, müsstest Du das aber vorher ankündigen!"


    Macer grinste zurück.


    "Aber jetzt steigst Du ja erstmal groß in die Politik ein, wie ich hörte. Dann können wir ja nächstes Jahr gemeinsam als Aedilen antreten...fragt sich, ob das für die Märkte von Rom eher positiv oder eher negativ wäre." :D

    "Nun, wenn wir von der Stadt Pläne oder ähnliches bekommen könnten, so dass wir die zu bearbeitenden Fläche nicht erst selber ausmessen und den Bedarf berechnen müssen, würde und das natürlich sehr helfen."


    Im Kopf ging er kurz durch, welche Fragen noch zu klären wären und welche Informationen er noch gerne mitnehmen würde.


    "Und eine Zeitvorgabe brauchen wir - wann können wir anfangen, bis wann sollen wir fertig sein? Und gibt es Stellen, die bevorzugt behandelt werden sollen oder solche, die zuletzt erledigt werden sollen? Wenn parallel noch Arbeiten an bauwerken oder ähnlich stattfinden, die mit unseren Arbeiten kollidieren, würden wir das auch gerne vorher wissen, damit man entsprechende Absprachen treffen kann."

    Auch Macer dachte langsam an Abschied, auch wenn er die Feier ja durch seine späte Ankunft nur kurz beehrt hatte. Nach ein paar kurzen Geprächen hier und dort stand er vor Meridius. "Mein alter Kamerad, es war mir eine Ehre, in deinem Haus zu Gast zu sein und der Anlass war mir eine ganz besondere Freude."


    Irgendwie klangen ihm die Wort selber zu pathetisch, wo er Meridius doch jetzt wohl häufiger in Rom antreffen würde - an seiner Wahl als Quästor hatte er nicht den geringsten Zweifel.

    "Gut, dann brauchen wir also viel hellen Granit und etwas Basalt für die Stadt. Dann werde ich mich mal um die Beschaffung kümmern.


    Die Vigileskaserne reicht als Unterkunft für den Bautrupp aus. Verpflegung übernehmen wir, da ist die Armee stolz auf ihre Eigenständigkeit."

    Nachdem wir nun also schon Wasserwege angelegt haben, wo sich vorher fester Boden befand, wollen wir uns nun noch mit dem gegenteiligen Fall befassen: einen festen Weg anlegen, wo Wasser ist. Während das Anlegen von Dämmen oder der Bau fester Steinbrücken sicherlich ein interessantes Thema für eine Architekturvorlesung ist, soll und hier der militärisch, d.h. vor allem schnelle und provisorische Brückenbau interessieren. Dabei gibt es grundsätzlich zwei Arten der Flußüberquerung: die Schiffsbrücke und die Ständerbrücke aus Holz.


    Beginnen wir mit der heute üblichen und schnelleren Schiffsbrücke. Wie der Name erahnen lässt, wird sie errichtet, indem mehrere Schiffe, Boote oder Flösse mit den Längsseiten nebeneinander vertäut werden, um so die Breite des Flusses zu überspannen. Je nach Situation können diese Wasserfahrzeuge entweder aus einem benachbarten Hafen den Fluß entlang zur benötigten Stelle geschickt werden, oder sie müssen vor Ort hergestellt werden. In letzterem Fall empfiehlt es sich dringend, zunächst die Breite des Flusses festzustellen, um gleich die richtige ANzahl von Botten herzustellen. Dabei sollte nicht vergessen werden, dass für die Arbeiten zusätzlich einige Botte als schwimmende Arbeitsplattformen benötigt werden.
    Um der Strömung zu begegnen, müssen die Brückenschiffe mit Balast auf dem Grund des Flusses befestigt werden. Dazu stellt man große Weidengeflechte her, die mit Steinen gefüllt werden können. Diese versenkt man im Fluss und kann die Schiffe mit starken Tauen daran befestigen. Die nebeneinander liegenden Bootskörper werden dann mit langen Balken überdeckt, um einen ebenen Weg zu erreichen, der auch die Nutzung mit Fahrzeugen und Lasttieren ermöglicht. Dabei ist ein Kompromiss zwischen eine leichten, beweglichen und einer schweren, stabilen Konstruktion zu wählen. Die leichte Konstruktion belastet die verwendeten Schiffe nur wenig und erlaubt so die Benutzung der Brücke mit schwerer Last, ohne dass die Schiffe untergehen. Andererseits brechen dünnen Konstruktionen bei starker Belastung oder großen Schwankungen des Wasserspielgels leicht. Die schwere Konstruktion ist wesentlich robuster, erfordert aber auch große und stark belastbare Brückenschiffe, da sie ein hohes Eigengewicht hat.
    Brücken dieser Art sind relativ schnell zu bauen und erfordern abgesehen von den gerade genannten Hinweisen und evtl. dem Wissen um den bau von Booten oder Flößen wenig zusätzliches technisches Wissen.


    Im Gegensatz dazu steht die für fast jede beleibige Last konstruierbare sehr stabile hölzerne Ständerbrücke, die deutlich mehr technisches Wissen erfordert. Auch sie wird oder wurde im militärischen Bereich eingesetzt, z.B. von Gaius Julius Caesar bei den ersten überquerungen des Rhenus mit größeren Truppen. Dieser Brückentyp entsteht, indem lange Holzbalken von einen Floß aus leicht gegen die Stromrichtung geneigt in den Flußgrund gerammt werden. Im Abstand der gewünschten Brückenbreite werden dann stromaufwärts ebenfalls Balken eingerammt, diesmal in die andere Richtung geneigt. Die aus dem Wasser ragenden Enden werden dann wiederum mit weiteren Balken miteinander verbunden. Von diesen so entstehenden Brückenjochen können mehrere über die Breite des Flusses verteilt nebeneinander gesetzt werden. Die Querbalken werden abschließend mit Brettern überdeckt, die den Fahrweg bilden. Die Konstruktion ist nahezu unabhängig von Schwankungen des Wasserspiegels und die Belastbarkeit der brücke ist durch die Stärke der Querbalken und die Dichte der Joche bestimmt. Um die tragenden Pfosten vor Treibgut im Fluß zu schützen empfiehlt es sich, stromaufwärts weitere Balken als Fänger einzurammen.
    Der Bau derartiger Brücken ist zeitintensiver als der Bau von Schiffsbrücken und setzt sowohl die Anwesenheit erfahrener Techniker als auch Zugriffsmöglichkeiten auf ausreichend lange und stabile Baumstämme zum Schlagen der Balken voraus.

    Nachdem wir uns nun umfassend mit den Baulichen Maßnahmen zur Grenzsicherung in Germania befasst haben, wollen wir uns einem anderen Problem zuwenden und dabei der Donau stromabwärts folgen. Diese ist nämlich nicht nur ein wichtiger Grenzfluß, sondern sie stellt für die weiter stromabwärts gelegenen Provinzen auch eine wichtige Versorgungsroute da. Während der Warentransport flußabwärts problemlos möglich ist, müssen Schiffe, die aus dem schwarzen Meer kommen, gegen den Strom gezogen werden, um eine ausreichende Geschwindigkeit zu erreichen.
    Im Bereich der Provinz Dacia fliesst die Donau nun in sehr tiefen Taleinschnitten, die keinen ebenerdigen Parallelweg zum Fluß ermöglichen. Dieses Problem konnte allerdings durch eine bauliche Maßnahme der dort stationierten Legionen, die auf die Versorgung per Schiff angewiesen sind, in zwei Phasen gelöst werden.


    Zunächst wurde eine balkonartige Holzkonstruktion errichtet, die einen 10 Fuß breiten Steg trug. Davon lagen etwa 2 Fuß auf einer in den Stein gehauenen Felsbank auf, der Rest ragte über Stützen in den Fluß hinein. Wenngleich die Konstruktion für den normalen betrieb stabil genug war und im übrigen schnell errichtet werden konnte, so war sie doch sehr anfüllig für die Launen des Flusses. Hochwasser und insbesondere das Treibeis im Spätwinter zerstörten regelmäßig die Konstruktion und machten den alljährlichen nicht ganz ungefährlichen Einsatz der Legionäre nötig.
    Deshalb wurde in einer zweiten Phase eine besser Lösung geschaffen. Statt einer schmalen Felsbank wurden nun eine Aushöhlung für den kompletten Weg von 10 Fuß breite und 10 Fuß Höhe in den Fels getrieben. Dadurch wurde die überkragende Holzkonstruktion überflüssig und der Weg war wesentlich weniger gefährdet. Natürlich kostete das Anlegen dieser Straße im fels sehr viel mehr zeit als eine einfache Reparatur des Steges, doch wenn wir es auf längere Zeit betrachten, war dies mit Sicherheit eine sehr lohnende Maßnahme.


    Bleiben wir noch ein wenig beim Ausbau von Schifffahrtswegen und betrachten wir nun, wie man im besonderen Fall sogar Wasserwege neu anlegen kann. Auch wenn hierfür nicht zwangsläufig nur die Armee als Arbeitskraft zum Einsatz kommt, so sind doch auch immer militärische Aspekte, die die Anlage eines künstlichen Wasserweges mit begründen. Als konkretes Beispiel dient und dazu ein Schiffskanal, der vor etwa zehn Jahren instand gesetzt wurde, der aber selber viel älter ist. Dieser Kanal verbindet das Mittelmeer mit dem Roten Meer und ist somit für die Flottenbewegungen der Alexandrinischen Flotte von großer Bedeutung. Wir kennen ihn unter dem Namen Daraios-Kanal, da er vom Perserkönigs Daraios I. vollendet wurde.
    Aber er war nicht der erste, der diese Landenge für die Schifffahrt öffnen wollte und er vollendete letztendlich nur etwas, was andere vor ihm begonnen hatten. Bereits unter Pharao Sesostris III. [1878-1841 v.Chr.] wurde ein erster Kanal gegraben um das Mittelmeer mit dem Roten Meer zu verbinden. Allerdings waren die alten Ägypter noch nicht gut genug organisiert für ein derartiges Projekt, und die Anlage versandete, bevor sie fertig gestellt wurde. Hunderte Jahre später machte Ramses II. [um 1280 v.Chr.] wiederum einen ähnlichen Versuch, der ebenfalls erfolglos blieb. Wiederum einige hundert Jahre später startete Pharao Necho II. [609-594 v.Chr.] den dritten Versuch mit einem Kanal vom östlichsten Nilarm zum Roten Meer. 120.000 Ägypter starben beim Bau und die Arbeiten wurden nach einem Orakelspruch eingestellt. Nachdem Ägypten von den Persern erobert worden war, vollendete Daraios I. den kanal dann doch noch etwa 100 Jahre nach Baubeginn.
    Etwa 300 jahre später versandte der Kanal erneut und Ptolemaios II. Philadelphos liess ihn wieder instandsetzen, um die von ihm am Roten Meer gegründeten Handelsposten für Schiffe aus dem Mittelmeer erreichbar zu machen. Die mit dem steten Schiffsverkehr einhergehende regelmäßige Kontrolle und Ausbesserung hielten ihn lange in einem guten Zustand, bis er wie gesagt vor etwa 10 Jahren erneut neu ausgeschachtet werden musste, um ihn für unsere Flotte nutzbar zu halten.
    Der Kanal kann in vier Tagen durchquert werden und ist so breit, dass zwei Trieren parallel passieren konnten. Der Startpunkt liegt etwas oberhalb der Stadt Bubastis, dann gelangt man zur Stadt Paumos um schliesslich in Rote Meer zu münden. Die eigentliche gerade Linie zwischen Start- und Endpunkt wäre deutlich kürzer, aber der Kanal folgt häufig Krümmungen, um natürlichen Hindernissen auszuweichen.
    Vergleichbare Projekte aus rein militärischem Antrieb kennen wir auch aus anderen Provinzen, so z.B. die Fossa Drusiana und die Fossa Corbulonis im Norden Germanias, die die dortigen Flüsse und großen Seen vor der Nordsee miteinander verbinden, um die Schifffahrtswege zu verkürzen und den Weg hinaus aufs unruhige Meer zu vermeiden.

    In dieser Vorlesung, die zur Kategorie der schweren Vorlesungen gehört und Sie damit zum Examen Quartum führen soll, möchten wir uns mit ausgewählten Bauprojekten der Armee befassen. Im Mittelpunkt stehen dabei nicht die alltäglichen Bauwerke wie Straßen oder der Aufbau eines Lagers, sondern außergewöhnliche Objekte, die selten sind oder einmalige Projekte, die aus mehreren Bauwerken bestehen und in ihrer Gesamtheit zu betrachten sind. Als Prüfungsleistung für die schriftliche Arbeit Ihres Examen Quartum würde es sich daher also anbieten, ein hier nicht besprochenes Projekt zu bearbeiten oder Teilaspekte der Vorlesung zu vertiefen.


    Beginnen möchte ich mit einem Bauprojekt, welches Ihnen allen geläufig sein sollte und welches zweifellos ein ständiges Projekt sein wird, dass eine permanente Bearbeitung und Weiterentwicklung erfahren wird: der germanische und rätische Limes.


    Sim-Off:

    Es sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass die Karte im Tabularium einen Grenzverlauf zeigt, der in der von uns gespielten Zeit so noch nicht existierte. Grenzverlauf und Art der Befestigung, die man üblicherweise kennt, werden nämlich erst in den nächsten 50 Jahren entstehen. ;)


    Mit der Eroberung des Agri decumates, also das östlichen Vorlandes des Oberrheins und des nördlichen Vorlandes am Oberlauf der Donau seit der Herrschaft des flavischen Kaiserhauses wurde ein Ersatz für die bisherigen Flussgrenzen nötig und zwar weniger aus streng militärischen Gründen als zur einfacheren Grenzkontrolle. Auf die Details der Germanienpolitik und die militärische Lage dort möchte ich allerdings nicht weiter eingehen, das wäre sicher eine eigene Vorlesung wert. Betrachten wir sie daher nur so weit, wie sie zum Verständnis der Lage nötig sind und widmen und stattdessen den bautechnischen Aspekte der Grenzsicherung.
    Der Begriff des "Limes" leitet sich von den "limites" ab, also den Grenzschneisen, die in den Wald geschlagen wurden, um den Grenzverlauf zu markieren und sichere und überschaubare Patrouillenwege einzurichten. Die Einrichtung dieser Schneisen erfolgte dort, wo es irgendwie möglich war, einer möglichst geraden Linie oder einem ebenen Verlauf folgend, um gute Überschaubarkeit oder rasche Benutzung der Wege zu gewährleisten. Beispiele für Ersteres sind die beiden südlichen Abschnitte des germanischen Limes, Beispiele für Letzteres finden wir im Norden der Germania Superior.


    Dieser nördliche Abschnitt des Limes war auch einer der ersten, der mit der systematischen Anlage von Kastellen entlang des Flusses Nidda gesichert wurde. Fünf Kastelle folgtem den Flußverlauf von der Mündung gegenüber dem Legionslager Mogontiacum in nordöstliche Richtung und waren durch eine Straße miteinander verbunden. Weitere Kastelle wurden weiter südlich auf der östlichen Rheinseite zur Kontrolle der dortigen germanischen Siedlungsgebiete und nebenflüsses des Rhenus und noch weiter im Süden in der Nähe des Vexillationslagers von Sumelocenna [=Rottweil] errichtet. Gleiches gilt für entlang der Flußgrenze im Nordosten Raetiens.
    Alle diese Kastelle waren ca. 3 ha groß und konnten damit etwa eine Cohorte oder Ala aufnehmen. Errichtet wurden sie in sehr einfacher Bauweise: entweder werden Rasensoden abgestochen und zu einer Mauer aufgeschichtet, oder es wird ein Wall aufgeschüttet und mit einer Palisade aus Holz versehen. Die erste Lösung ist schneller umzusetzen, benötigt aber praktisch ständige Reparaturen aufgrund von Auswaschungen durch Regen. Die zweite Lösung ist aufwändiger, garantiert aber höhere Stabilität. Eine besondere Ausführung der Holz-Erde-Konstruktion stellt es dar, wenn eine hohe und eine niedrige Reihe von Holzpalisaden so parallel angelegt werden, dass der Zwischenraum mit Erde verfüllt und mit Holz abgedeckt werden kann, so das praktisch eine Reihen von mit Erde gefüllten Holzkästen mit Brustwehr die Verschanzung bildet. In allen Fällen wird das Lager noch von einem Graben umgeben. Die Innenbebauung wird aus Holz errichtet und entspricht der üblicher Standlager.
    Verbunden werde die Lager auf direktem Wege durch einen neu angelegte Straße, die nicht nur Versorgungslinie von Süden nach Mogontiacum ist, sondern gleichzeigt auch das einzige sichtbare Zeichen des gültigen Grenzverlaufs.


    In einer zweiten Phase im Zuge der Chattenkriege am Ende der flavischen Dynastie wurden zwei bautechnische Änderungen in der Region vorgenommen, die zur Zeit noch nicht abgeschlossen sind: da die Grenzlinie erfolgreich nach Osten vorgeschoben wurde, werden zum einen die eben genannten Kastelle nun nach und nach von Grenzposten zu Versorgungsstützpunkten ausgebaut. Das bedeutet insbesondere, dass die Holz-Erde-Verschanzungen und Teile der Innenbebauung nun durch Steinbauten ersetzt werden. Zum anderen werden weiter östlich neue, meist kleinere Kastelle errichtet. Diese entstehen nun wieder in der einfacheren Bauweise aus Holz und Erde mit Holzeinbauten. Ihre Größe schwankt zwischen der für eine Centurie und der für eine Cohorte. Auch diese Kastelle werden nun wieder mit einem Weg verbunden, der gleichzeitig Versorgungslinie und Grenzweg ist. Besonders schön können wir die Präzision der Vermesser am mittleren Neckar beobachten, wo der Postenweg auf einer Länge von fast 20 Meilen schnurgerade verläuft. Ganz anders die Situation weiter nördlich im Taunus, wo der Weg den Höhenzügen folgt, so dass Kastelle immer mit möglichst raschem Zugriff auf das Umland und gutem Überblick ausgestattet sind. In einer kurzen Passage im Südosten der Germania Superior, zwischen Oberlauf des Necker und der Grenze zu Raetien, verläuft diese Kastelllinie noch hinter, also südlich der eben erwähnten alten Versorgungsstraße, bevor sich der Verlauf in Raetia dann wieder noch Norden bewegt.
    Die Vollendung dieser bereits beachtlichen Bauleistung stellt allerdings die zur Zeit laufende Anlage von hölzernen Wachtürmen entlang dieser Postenwege dar. Sie werden je nach Gelände im Abstand von 300 bis 1500 Schritt errichtet und verfügen über eine Grundfläche von etwa 80 x 80 Fuß. Meist werden sie dreigeschossig errichtet, wobei der Eingang von außen nur über eine Leiter erreichbar im ersten Stock liegt. Das fensterlose Erdgeschoss ist von dort über eine Leiter im Inneren errichbar und dient der Lagerung von Vorräten. Im ersten Stock können die 4 bis 8 Mann der Turmbesatzung ihre Betten aufstellen. Der zweite Stock ist wiederum über eine Leiter im Inneren erreichbar und mit großen Fenstern und evtl. sogar einem äußeren Umgang versehen, auf dem die Soldaten Wache stehen und die Grenze beobachten können.