In dieser Vorlesung, die zur Kategorie der schweren Vorlesungen gehört und Sie damit zum Examen Quartum führen soll, möchten wir uns mit ausgewählten Bauprojekten der Armee befassen. Im Mittelpunkt stehen dabei nicht die alltäglichen Bauwerke wie Straßen oder der Aufbau eines Lagers, sondern außergewöhnliche Objekte, die selten sind oder einmalige Projekte, die aus mehreren Bauwerken bestehen und in ihrer Gesamtheit zu betrachten sind. Als Prüfungsleistung für die schriftliche Arbeit Ihres Examen Quartum würde es sich daher also anbieten, ein hier nicht besprochenes Projekt zu bearbeiten oder Teilaspekte der Vorlesung zu vertiefen.
Beginnen möchte ich mit einem Bauprojekt, welches Ihnen allen geläufig sein sollte und welches zweifellos ein ständiges Projekt sein wird, dass eine permanente Bearbeitung und Weiterentwicklung erfahren wird: der germanische und rätische Limes.
Sim-Off:Es sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass die Karte im Tabularium einen Grenzverlauf zeigt, der in der von uns gespielten Zeit so noch nicht existierte. Grenzverlauf und Art der Befestigung, die man üblicherweise kennt, werden nämlich erst in den nächsten 50 Jahren entstehen. 
Mit der Eroberung des Agri decumates, also das östlichen Vorlandes des Oberrheins und des nördlichen Vorlandes am Oberlauf der Donau seit der Herrschaft des flavischen Kaiserhauses wurde ein Ersatz für die bisherigen Flussgrenzen nötig und zwar weniger aus streng militärischen Gründen als zur einfacheren Grenzkontrolle. Auf die Details der Germanienpolitik und die militärische Lage dort möchte ich allerdings nicht weiter eingehen, das wäre sicher eine eigene Vorlesung wert. Betrachten wir sie daher nur so weit, wie sie zum Verständnis der Lage nötig sind und widmen und stattdessen den bautechnischen Aspekte der Grenzsicherung.
Der Begriff des "Limes" leitet sich von den "limites" ab, also den Grenzschneisen, die in den Wald geschlagen wurden, um den Grenzverlauf zu markieren und sichere und überschaubare Patrouillenwege einzurichten. Die Einrichtung dieser Schneisen erfolgte dort, wo es irgendwie möglich war, einer möglichst geraden Linie oder einem ebenen Verlauf folgend, um gute Überschaubarkeit oder rasche Benutzung der Wege zu gewährleisten. Beispiele für Ersteres sind die beiden südlichen Abschnitte des germanischen Limes, Beispiele für Letzteres finden wir im Norden der Germania Superior.
Dieser nördliche Abschnitt des Limes war auch einer der ersten, der mit der systematischen Anlage von Kastellen entlang des Flusses Nidda gesichert wurde. Fünf Kastelle folgtem den Flußverlauf von der Mündung gegenüber dem Legionslager Mogontiacum in nordöstliche Richtung und waren durch eine Straße miteinander verbunden. Weitere Kastelle wurden weiter südlich auf der östlichen Rheinseite zur Kontrolle der dortigen germanischen Siedlungsgebiete und nebenflüsses des Rhenus und noch weiter im Süden in der Nähe des Vexillationslagers von Sumelocenna [=Rottweil] errichtet. Gleiches gilt für entlang der Flußgrenze im Nordosten Raetiens.
Alle diese Kastelle waren ca. 3 ha groß und konnten damit etwa eine Cohorte oder Ala aufnehmen. Errichtet wurden sie in sehr einfacher Bauweise: entweder werden Rasensoden abgestochen und zu einer Mauer aufgeschichtet, oder es wird ein Wall aufgeschüttet und mit einer Palisade aus Holz versehen. Die erste Lösung ist schneller umzusetzen, benötigt aber praktisch ständige Reparaturen aufgrund von Auswaschungen durch Regen. Die zweite Lösung ist aufwändiger, garantiert aber höhere Stabilität. Eine besondere Ausführung der Holz-Erde-Konstruktion stellt es dar, wenn eine hohe und eine niedrige Reihe von Holzpalisaden so parallel angelegt werden, dass der Zwischenraum mit Erde verfüllt und mit Holz abgedeckt werden kann, so das praktisch eine Reihen von mit Erde gefüllten Holzkästen mit Brustwehr die Verschanzung bildet. In allen Fällen wird das Lager noch von einem Graben umgeben. Die Innenbebauung wird aus Holz errichtet und entspricht der üblicher Standlager.
Verbunden werde die Lager auf direktem Wege durch einen neu angelegte Straße, die nicht nur Versorgungslinie von Süden nach Mogontiacum ist, sondern gleichzeigt auch das einzige sichtbare Zeichen des gültigen Grenzverlaufs.
In einer zweiten Phase im Zuge der Chattenkriege am Ende der flavischen Dynastie wurden zwei bautechnische Änderungen in der Region vorgenommen, die zur Zeit noch nicht abgeschlossen sind: da die Grenzlinie erfolgreich nach Osten vorgeschoben wurde, werden zum einen die eben genannten Kastelle nun nach und nach von Grenzposten zu Versorgungsstützpunkten ausgebaut. Das bedeutet insbesondere, dass die Holz-Erde-Verschanzungen und Teile der Innenbebauung nun durch Steinbauten ersetzt werden. Zum anderen werden weiter östlich neue, meist kleinere Kastelle errichtet. Diese entstehen nun wieder in der einfacheren Bauweise aus Holz und Erde mit Holzeinbauten. Ihre Größe schwankt zwischen der für eine Centurie und der für eine Cohorte. Auch diese Kastelle werden nun wieder mit einem Weg verbunden, der gleichzeitig Versorgungslinie und Grenzweg ist. Besonders schön können wir die Präzision der Vermesser am mittleren Neckar beobachten, wo der Postenweg auf einer Länge von fast 20 Meilen schnurgerade verläuft. Ganz anders die Situation weiter nördlich im Taunus, wo der Weg den Höhenzügen folgt, so dass Kastelle immer mit möglichst raschem Zugriff auf das Umland und gutem Überblick ausgestattet sind. In einer kurzen Passage im Südosten der Germania Superior, zwischen Oberlauf des Necker und der Grenze zu Raetien, verläuft diese Kastelllinie noch hinter, also südlich der eben erwähnten alten Versorgungsstraße, bevor sich der Verlauf in Raetia dann wieder noch Norden bewegt.
Die Vollendung dieser bereits beachtlichen Bauleistung stellt allerdings die zur Zeit laufende Anlage von hölzernen Wachtürmen entlang dieser Postenwege dar. Sie werden je nach Gelände im Abstand von 300 bis 1500 Schritt errichtet und verfügen über eine Grundfläche von etwa 80 x 80 Fuß. Meist werden sie dreigeschossig errichtet, wobei der Eingang von außen nur über eine Leiter erreichbar im ersten Stock liegt. Das fensterlose Erdgeschoss ist von dort über eine Leiter im Inneren errichbar und dient der Lagerung von Vorräten. Im ersten Stock können die 4 bis 8 Mann der Turmbesatzung ihre Betten aufstellen. Der zweite Stock ist wiederum über eine Leiter im Inneren erreichbar und mit großen Fenstern und evtl. sogar einem äußeren Umgang versehen, auf dem die Soldaten Wache stehen und die Grenze beobachten können.