Beiträge von Spurius Purgitius Macer

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    Original von Flavius Aurelius Sophus
    Hier ist übrigens eine recht nette Rekonstruktion (mit Schild !):


    Ja, netter Schild! Aber der Rest, nun ja... Das Tierchen auf dem Helm ist ein wenig klein und das Signum sieht nach grauem Plastik aus. :D

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    Original von Gaius Iulius Caesarion
    Doch ganz vorne im Gefecht hiesse auch, den Überblick für den Rest seiner Truppe zu verlieren?!


    Dafür sind es ja zwei - Centurio vorne, Optio hinten. Oder umgekehrt. Bei einem muss ja auch der Cornicen sein, der die Befehle aktustisch weitergibt. Jener wird sicher hinten gestanden haben, denn vorne macht er keinen Sinn. Und mit einem mutigen Centurio vorne, einem knochenharten Optio hinten und dem Lärm eines Cornu im Nacken bleibt den Soldaten doch gar nichts anderes übrig, als nach vorne zu gehen. :)
    Im Massennahmkampf, wenn zwei Schlachtreihen direkt voreinander stehen, wird sicher keiner der Offiziere in der allerersten Reihe stehen. Wenn Reihen aber vorrücken oder z.B. zu einem Sturmangriff auf einen Flügel ansetzen, muss man mit Offizieren in den ersten Reihen rechnen. Dass die Centurionen in de Defensivsituation den Rückzug ihrer Männer decken und ihre Verlustquote daher prozentual höher ist, wurde ja schon erwähnt. Woran man auch sieht, dass es eben doch in der Regel erfahrene und loyale Kämpfer waren und nicht nur Leute, die über Beziehungen in diese Position gekommen waren. Von Caesar ist bekannt (könnte aus de Bello gallico sein), dass er um den Tod eines Tribunen nicht viel gab, aber den Verlust jedes einzelnen Centurio stark betrauerte.
    Zu den Signiferi gibt es auch irgendwo eine Stelle, wo beschrieben wird, wie die Truppen zögerten und erst als der Aquilifer voran stürmte, trauten sich die Soldaten auch, ihm zu folgen und vorzurücken. (Kam glaub' ich im Bezug auf die römische Landung in Britannien vor.)


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    Original von Aurelia Deandra
    Was ist dran, dass der Signifer über seinem Helm Tierfelle trug (Wolf oder ähnliches?) Ich hab mal gelesen, dass ein präparierter Kopf mit Schnauze und Zähnen über den Helm gezogen wurde, um den Feind abzuschrecken.


    Ja, das ist vollkommen richtig; es wurden alle einheimischen Raubtiere verwendet (incl. Bär und Löwe). Es gibt dafür mehrere Deutungen:
    - das wilde Aussehen soll den Gegner abschrecken;
    - die Kraft des Tieres geht auf den Träger über;
    - die Person des Trägers tritt hinter seiner Funktion zurück, er ist nicht Soldat XY, sondern DER Signifer.

    So, da hat mich meine Hausbibliothek (ein gutes Dutzend Bücher im IKEA-Regal :D) mal nicht im Stich gelassen - Bild von einem Signifer-Grabstein anbei. Sehr schönes Stück aus Mainz, man kann sogar den Handgriff auf der Schildinnenseite erkennen!


    Zu Schilden von Centurio und Optio: die trugen sicher auch welche. Beim Optio geht man davon aus, dass er wie jeder Legionär das Scutum trug und ebenso das Pilum anstelle des Optiostabes; beim Centurio behaupten auch einige, er trug eine Parma statt Scutum. Wahrscheinlich gibt die Traianssäule dazu was her...

    Selbstverständlich trug auch der Signifer einen Schild zur Selbstverteidigung. Man geht heute davon aus, dass es sich dabei in der Regel um eine runde flache Parma handelte, die er sich mit einem Lederriemen umhängen und mit einer Hand bewegen konnte. Analog gilt das für den Cornicen, der ja auch nur eine Hand frei hat. Mal sehen, ob ich auf die Schnelle eine passende Abbildung (Grabstein oder so) finde.


    Wo die Offiziere in der Schlacht standen, hing von der Situation ab, wie Meridius bereits erklärt hat.
    Aus eigener Erfahrung kann ich noch ergänzen: ein Signifer steht garantiert nie innerhalb einer Testudo. Erstens ist das praktisch nicht durchführbar und zweitens macht es keinen Sinn.

    Einige Zeit später kamen dann aber doch gleich mehrere Schiffe im Konvoi zurück. Ihre Kapitäne meldeten keine besonderen Beobachtungen. Unterwegs seien ihnen im Wesentlichen nur die eigenen Patrouillenschiffe begegnet. Dem Hafenkommandant und dem Flottenpräfekt gefiel das gar nicht.


    Als dann aber am Nachmittag ein Bote aus dem Legionslager eintraf, entspannten sich ihre Gesischtszüge wieder - der Landungsort der Aufständischen war lokalisiert und er lag weit außerhalb des Patrouillengebietes. Die Schiffe blieben also wahrscheinlich nur deshalb so lange aus, weil sie völlig ungestört waren und keine Meldungen hatten.


    Die vorhandenen Offiziere und Kapitäen trafen sich zu einer weiteren Lagebesprechung. "Die Landung der Meuterer erfolgte in Heraclea bei Metapontum. Ich weiss nicht, wie ausgelastet die Kameraden in Ravenna sind, aber ich denke, wir sollten uns selber drum kümmern. Sobald wieder genung Schiffe zur Verfügung stehen, schicken wir eine kleine Flotte in den Golf von Tarentum und schauen uns dort um."

    Macer dachte kurz nach. Bei nur vier Decuriones, die eine Legion hat kannte er sie natürlich alle recht gut, zumal sie ihn ja oft als berittene Eskorte begleiten. "Das sollte dann Commodus übernehmen. Er ist zur Zeit mit seiner Turma zur Erkundung draußen, er dürfte das Zielgebiet dann also auch aus eigener Anschauung gut kennen."


    Wieder betrat ein Offizier das Zelt, salutierte, entschuldigte sich für die Störung und überbrachte dann neue Meldungen. "Wir sind nun genauer über die Landung der Aufrührer informiert. Landungsort ist Heraclea, allerdings nicht das auf Sicilia, sondern eine kleinerer gleichnamiger Ort bei Metapontum! Vermutlich hat die Classis deshalb nichts gemeldet."


    Macer dankte dem Offizier und gab Anweisung, die Meldung auch an die Classis weiterzugeben. Dann wandte er sich wieder dem Speculator zu: "Damit sollte dann soweit alles geklärt sein, nehme ich an. Sobald wir genauere Auskunft der Aufklärer haben, stehen Dir die 30 Männer zur Verfügung. Ich rechne in einigen Tagen damit."

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    Original von Gaius Flavius Catus
    Kann ich mich noch für diesen Kursus anmelden ?


    I) Obwohl viel zu spät,


    Hmmm, ich tippe mal, Du hast inoffiziell sowieso schon mitgelesen, also sag' ich mal nix dagegen. :D


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    Original von Gaius Flavius Catus
    II) obwohl ich zur Zeit nicht beim Militär bin.
    III) Und wenn ja, was muss ich wohin bezahlen ?


    Na, da hilft uns die Lex Academia weiter:

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    Bei Zahlung einer Studiengebühr von 500 Sz pro Cursus haben auch alle Bürger ohne Militärzeit Zugang zur Academia Militaris. Für ehemalige Militärangehörige gilt eine ermäßigte Gebühr von 250 Sz pro Cursus.


    Empfänger ist die Staatskasse.

    Die Meldungen aus dem Legionslager, wonach berittene Kundschafter eine Landung der Feinde ausgemacht hatten, sorgten im Hafen für Unruhe. Schon längst hätte eines der Patrouillenschiffe dann ebenfalls eine Beobachtung melden müssen, wenn nichts schief gegangen war. Man rechnete ernsthaft damit, dass es zu ersten Seegefechten gekommen war und deshalb keine Schiffe Meldungen brachten.

    Während der Tribun am Tor die Männer der Turma über die erfolgte Landung und die bevorstehende Erkundungsmission unterrichtete, saß im Kommandozelt Macer immer noch mit dem Praetorianer zusammen.
    "30 Männer? Erfahren und kampferprobt? Nun, ich gebe offen zu, dass die meisten hier über wenig mehr als Erfahrungen aus Manövern besitzen. Ich hatte gehofft, die Speculatores verfügen von sich aus über genügend gute Männer. Nun, wie es auch sei, ich werde natürlich die nötige Anzahl abkommandieren. Wie lange schätzt Du die Dauer der Aktion ein? Wenn es nicht zu lange dauert, kannst Du einen Teil der Reiterei bekommen - sagen wir mal zwei Decuriones mit je 10 Mann - und dazu noch einige erfahrene Legionäre."

    "In der letzten Vorlesung besprachen wir den Angriff auf die Festung, der - sofern wir die Angreifer sind - hoffentlich erfolgreich verläuft. Doch was passiert danach, wenn das Ziel tatsächlich erobert ist?


    Wie ich bereits erwähnte, werden die siegreichen Soldaten ihrer Anspannung aus den vorangegangenen Tagen und den Gefechten Luft verschaffen wollen. Dies führt meistens zu Angriffen gegen Zivilisten, Plünderungen und Zerstörungen. So verständlich dies ist, so sehr sollte ein guter Offizier auch in dieser Situation Herr der Lage sein und seine Soldaten besser zu belohnen wissen als mit der Erlaubnis zu roher Gewalt. Die Nachteile derartiger Übergriffe sind nämlich klar: Angriffe auf die Zivilbevölkerung sind dem Ansehen Roms nicht zuträglich und fördern Angst und Widerstand. Zerstörungen mindern den Wert einer Stellung zum Teil erheblich und können damit den Erfolg einer Belagerung fast zunichte machen. Man stelle sich vor, man erobert eine Hafenstadt, um die dort liegende Kriegsflotte unter seine Kontrolle zu bringen und dann wird ein Teil dieser Flotte durch unkontrollierte Brände versenkt! Plünderungen sind dagegen noch das kleinste Übel und vergleichsweise gut zu kontrollieren. Mehr als ein Mann tragen kann oder an Händler verkaufen kann wird kein Soldat mitnehmen wollen. Auch dabei ist darauf zu achten, dass die Plünderungen ruhig ablaufen. Nach der nun schon mehrfach erwähnten Belagerung von Carthago Nova erstellte beispielsweise ein Quaestor eine umfassende und sehr akribische Liste aller Beutestücke und schickte sie nach Rom!
    Eine milde Behandlung der besiegten Verteidiger stärkt dagegen das Ansehen der römischen Truppen und beruhigt so die Zivilbevölkerung. Zudem zeichnet ruhiges Vorgehen eine Truppe als besonders diszipliniert aus und sollte entsprechend belohnt werden.


    Gehen wir aber kurz noch einmal einen Schritt zurück und betrachten, wie man die Belagerung zu einem vorzeitigen Ende bringen kann. Zum einen ist da natürlich die Möglichkeit, dass der Widerstand der Verteidiger so groß ist, dass der Angreifer seine Bemühungen aufgibt und freiwillig abzieht. Für den Verteidiger ist das natürlich der Optimalfall und die einzige Möglichkeit zum Sieg. Nicht immer muss eine abgebrochene Belagerung allerdings eine Kriegsniederlage sein, die zum endgültigen Rückzug führt. Gaius Iulius Caesar belagerte beispielweise die Gallier zuerst erfolglos in Gegovia, bevor er sie dann in der Belagerung von Alesia bezwang.
    Eine andere Möglichkeit für ein vorzeitiges Ende ist die Übergabe der Festung, die natürlich ein Sieg der Angreifer ist. Dabei macht es allerding einen Unterschied, wer die Initiative zur Übergabe hat. Es zeugt von der Milde eines Feldherren, wenn er den Gegner vor der Belagerung zur Aufgabe auffordert und dafür möglicherweise die Gefechte einen Tag pausieren lässt. Ein möglicher Befehl kann auch lauten, niemanden anzugreifen, der keine Waffen trägt und den Verteidiger dann eben auf diesen Umstand hinzuweisen und zur Niederlegung der Waffen aufzufordern. Leider wird dies von den Gegnern zu häufig als Zeichen von Schwäche gedeutet und nicht akzeptiert.
    Bittet der Verteidiger dagegen um eine Einstellung der Kampfhandlungen und bietet eine Übergabe der Stadt an, so ist dies ein besonders deutliches Eingeständnis seiner Niederlage. Der Angreifer sollte in diesem Fall mögliche Bedingungen für die Aufgabe nur akzeptieren, sofern er von einer Weiterführung der Kampfhandlungen noch größere Nachteile hätte. Auch sollte er nach dem Wert des Ziels und der Vertrauenswürdigkeit des Verhandlungspartners entscheiden. Einem Magistrat einer reichen griechischen Stadt gestattet man eher eine Kapitulation unter gewissen Bedingungen, als einem Rebellen in einer Bergfestung.
    In größeren Feldzügen sollte stets auch bedacht werden, was das Ende der Belagerung an einem Ort evtl. für Auswirkungen auf andere Orte hat. Eine besonders harte Behandlung als Exempel kann vielleicht an anderen Orten zu einer Aufgabe der Verteidiger führen, aber genauso gut könnte in einer anderen Situation eher eine gnädige Behandlung zur Aufgabe des Widerstandes in anderen Orten führen.


    Eines dürfen Sie aber auch nie vergessen: das vorzeitige Ende einer Belagerung kann auch eine Kriegslist sein! Ein Angreifer, der abgezogen ist, kann noch in der selben Nacht wiederkommen, um einen unachtsamen Verteidiger zu überraschen. Und nicht jeder Verteidiger öffnet seine Tore in friedlicher Absicht, sondern spekuliert nur darauf, die Soldaten unvermutet in einen Häuserkampf zu verwickeln.


    Mit diesen mahnenden Worten möchte ich die Inhalte dieser Vorlesung abschließen und noch einmal kurz zusammenfassen: Belagerungen sind eine besondere Art der kriegerischen Konfrontation und erfordern über einen längeren Zeitpunkt ein Höchstmaß an Konzentration, Mut und Geschick auf beiden Seiten. Nicht allein die Kampfkraft ist entscheidend, sondern auch technisches Können und die richtige Strategie. Die römische Arfmee darf sich rühmen, das Belagerungshandwerk besonders gut zu beherrschen und viele schwere Belagerungen erfolgreich zum Abschluß gebracht zu haben.


    Bevor wir mit der Prüfung und dem Kolloquium beginnen, stehe ich Ihnen gerne noch für Fragen zur Verfügung."


    Zufrieden blickte Macer in erschöpfte Gesichter. Kein Wunder, war diese Vorlesung doch die bisher mit Abstand umfangreichste gewesen. Gespannt wartete er, ob dennoch Fragen offen geblieben waren.

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    Original von Adria Vinicia


    Wenn jemand entweder CH oder in der Provinz ein Amt möchte, ist es doch ungeschickt, wenn sich die Amtszeiten überschneiden.


    "Nein, es kann doch Zeit dazwischen frei bleiben, ohne ein Amt zu bekleiden. Ich halte das für sehr sinnvoll, denn so können die Betroffenen erst ihre regulären Amtsgeschäfte beenden, um dann unbelastet ihren Wahlkampf für das neue Amt zu führen und ggf. ihren Wohnsitz zu verlegen."

    Macer war noch im Gespräch mit dem Prätorianer vertieft, als ein Centurio das Zelt betrat. Macer blickte auf. "Ich sagte doch: keine Störung!"
    Der Centurio schluckte kurz, überbrachte dann aber mit ernster Stimme knapp die Meldung des Beobachtungstrupps. Macer nickte langsam.
    "Gut, das prüfen wir nach. Ein Heer geht nicht in ein paar Minuten an Land und verschwindet dann, eine Flotte löst sich auch nicht in Luft auf. Die Reiterei soll mit zwei Turmae den mutmaßlichen Landungsort beobachten und laufend Meldung machen. Ich will alles wissen: Ort, Größe der Truppe, Kontakte zur Bevölkerung, Art der verwendeten Schiffe, feindliche Aufklärer, usw.
    Und schickt einen Boten zum Hafen, der soll dort den Landungsort bekannt geben - die sollen sich um die Seeseite kümmern.
    Für unsere Leute gilt bis auf weiteres, jede gewaltsame Konfrontation zu vermeiden, bis die Lage klar ist. Was die Flotte macht, ist mir egal!


    Weggetreten!"


    Macer starrte kurz vor sich hin, nahm dann einen Schluck Wein und wandte sich wieder seinem Gast zu.

    Macer las die Schriftrolle und beobachtete nebenbei die Tätigkeiten des Praetorianers. Dann blickte er zu seinem Tribun. "Lass' uns bitte allein, die Sache ist wichtig." Der Tribun salutierte und verliess das Zelt. Macer wandte sich an die Wache. "Keine Störung! Wegtreten." Als auch die Wache das Zelt verlassen hatte und der Eingang geschlossen war, bat Macer seinen Gast, Platz zu nehmen.


    "Kein leichter Auftrag, nicht wahr?"

    Der Wachhabende verzog das Gesicht und verschwand im Zelt. Kurze Zeit später kam er wieder heraus und nickte. "Der Legatus hat Zeit für dich."
    Die Wache hielt den Eingang auf und begleitete den Praetorianer ins Zelt hinein. Im hinteren Teil wartete Macer hinter seinem Schreibtisch, daneben stand gerade einer der Tribune.

    Der Wachsoldat am Tor nickte, rief den Optio der Wache hinzu und beide begleiteten den Praetorianer zum Kommandozelt. Offensichtlich herschte im Lager höchste Alarmbereitschaft.
    Vor dem Zelt stand wieder eine Wache, die den Gast genauer nach seinem Anliegen fragte. "Du willst zum Legatus? Hast Du deinen Befehl schriftlich dabei?"