Beiträge von Spurius Purgitius Macer

    Der Praefectus Classis hatte morgens mehrere Kapitäne zu einer Besprechung zusammen gerufen gehabt und ihnen seine neusten Planungen zur Bekämpfung einer Landung der Aufständischen in Italia vorgestellt. Danach gingen die Offiziere wieder zu ihren Schiffen und sorgte dafür, dass die Unteroffiziere die Besatzungen zusammen holten.


    "Jungs, wir werden ab sofort Küstenpatrouillen einrichten, weil wir mit einer Landung der Rebellen rechnen müssen. Wir fahren mit leichten Schiffen von hier aus entlang der Küste in südliche Richtung, maximal bis zur Westspitze von Sicilia. Wir haben den Auftrag, jede verdächtige Schiffsbewegung zu melden, aber keinesfalls einzugreifen. Unsere Schiffe starten im Abstand von einigen Stunden, so dass wir eine Art Kontrollnetz hinbekommen.


    Noch Fragen?


    Nein - gut. Wir legen sofort ab."


    Gegen Mittag verliess das erste Schiff den Hafen, am frühen Abend das zweite und jetzt machte sich gerade das dritte auf den Weg.

    Noch gab es keine alarmierenden Meldungen oder auffällige Beobachtungen entlang der Küste oder in Italia und mit Meldungen der Aufklärer Richtung Africa war noch lange nicht zu rechnen, so dass macer sich um einigen Bürokram kümmern konnte.
    In der Feld-Principia legte ihm ein Schreiber ein Dokument nach dem anderen vor, welches er las und zu dem er seine Entscheidung diktierte oder notierte.
    Dabei kam ihm auch ein Überstellungsgesuch der Cohortes Praetoriae zur Vorlage. Die Schreiber hatten gute Arbeit gemacht und gleich Wechselanfragen von Legionären und die zugehörigen Dienstzeugnisse dazu gelegt, so dass Macer rasch entscheiden konnte.


    IM NAMEN DES IMPERIUM ROMANUM
    UND
    DES KAISERS VON ROM


    wird mit Wirkung zum ANTE DIEM VIII ID FEB DCCCLV A.U.C. (6.2.2005/102 n.Chr.)


    LEGIONARIUS
    Gaius Vinicius Marcellus


    aus


    LEGIO I TRAIANA PIA FIDELIS


    versetzt zu den


    COHORTES PRAETORIAE




    DER LEGATUS LEGIONIS



    MISENUM, ANTE DIEM VIII ID FEB DCCCLV A.U.C.

    "Es ist Ihnen vermutlich aufgefallen, dass unsere Belagerung bisher eine reine Materialschlacht war. Ich sprach von Verschanzungen, Annäherungshindernissen, Geschützen, Rampen, Tunneln und einigem mehr. Die Soldaten als Kämpfer kamen dagegen bisher kaum vor. Das ist nicht verwunderlich, denn Belagerungen sind in der Regel zum großen Teil ein Kampf der Techniker. Wenn die Kämpfer zum Einsatz kommen, dann steht die Entscheidung meist kurz bevor.


    Betrachten wir zunächst den klassischen Fall: den Sturmangriff. Wie der Name schon sagt, sollte dieser Angriff schnell erfolgen, um dem Verteidiger wenig Reaktionszeit zu lassen. Geschützt durch Schutzdächer auf Rampen oder verborgen in Belagerungtürmen nähern sich die Angreifer der Mauer, deren Bemannung durch Sperrfeuer der Artillerie möglichst verhindert wird. Den letzten Abstand bis zur Mauerkrone überwinden die Soldaten dann über die Zugbrücken der Türme oder über mitgeführt Sturmleitern. Gegen den zu erwartenden Hagel aus Pfeilen und Geschossen schützen sie sich dabei mit der Testudo-Formation. Diese muss gut trainiert sein, um ihre Wirkung zu erziehen und sollte daher zum Standardprogramm der Ausbildung gehören. Schon kleine Spalten zwischen den zum Schutz nach vorne, zu den Seiten und nach oben gerichteten Schilden kann dazu führen, dass Pfeile eindringen und die Männer verletzen. Dann bricht die ganze Formation auf und die ganze Gruppe steht ungeschützt da. Unter dem Schutz der Schilde kann auch der der Einsatz von Wurfseilen mit Widerhaken vorbereitet werden, um die Mauer zu erklimmen. Die Testudo ist aber nicht nur eine keine Schutzformation, man kann sie auch offensiv einsetzen. Eine geübte Gruppe ersetzt mit ihren eigenen Schilden nämlich den letzten Abschnitt einer Belagerungsrampe! Während die vordere Reihe unmittelbar vor der Mauer aufrecht steht, geht die letzte Reihe tief in die Hocke und die Reihen dazwischen passen sich an. Über die so entstehende schräge Deckfläche aus Schilden können dann nachrückende Kameraden die Mauerkrone erreichen.
    In den meisten Fällen ist der Sturmangriff mit hohen Verlusten für den Angreifer verbunden, denn die ersten Soldaten können immer nur in schmaler Front vorrücken und bilden ein leichtes Ziel für die Verteidiger. Deshalb müssen die Soldaten vor einem Angriff besonders motiviert werden und entsprechend schädlich ist ein gescheiterter Sturmangriff für die Moral der Truppe. Üblicherweise wird der erste Offizier, der die gegnerische Mauerkrone überquert, mit der Corona Muralis ausgezeichnet, als Belohnung für seinen Mut und seine Tapferkeit. Denn ist es der Truppe einmal gelunden, in größerem Maße in die feindliche Festung einzudringen, so bricht beim Verteidiger häufig Panik aus und die Belagerung ist entschieden. Über die gefundene offene Stelle in der Verteidigung strömen dann immer mehr Angreifer nach und gelangen so bald zur Überzahl. Ein weiteres taktisches Vorgehen ist dann weder nötig noch möglich - die Anspannung der Soldaten bricht sich Bahn und nicht selten endet die Erstürmung einer lange belagerten Stadt mit wilden Plünderungen, der totalen Vernichtung der Verteidiger und großen Bränden.
    Für die Verteidiger ist dies allerdings kein unausweichliches Schicksal. Wie ich sagte, spielt die Psychologie bei Sturmangriffen eine wichtige Rolle. Es ist für den Verteidiger daher nicht unbedingt nötig, einen Sturmangriff sofort und mit voller Kraft abzuwehren, sondern es reicht oft, ihn im entscheidenen Augenblick zum Stillstand zu bringen. Beispielsweise kann man ein Tor von innen und vom Angreifer unbemerkt vermauern. Der Gegner setzt von außen seine Rammen an, sieht das Tor nachgeben, rechnet mit einem Zersplittern in wenigen Augenblicken, setzt viele Männer zum Sturm in Bewegung - und diese laufen gegen eine neue, unerwartete Wand. In der entstehenden Verwirrung sind sie schutzlos Bogenschützen von oben ausgesetzt und werden meist den verlustreichen Rückzug antreten. Ähnliche Erfolge werden die Verteidiger erzielen, wenn es ihnen gelingt, einen an die Mauern herangefahrenen Belagerungsturm zu stürmen. Damit sind plötzlich die Angreifer in der Defensive.


    Sollten die Sturmversuche des Angreifers immer wieder scheitern, wird er diese verlustreiche Methode vermeiden wollen. Hier bietet sich die Möglichkeit von Kriegslisten an. Ich könnte Ihnen nun sehr viele Belagerungen nennen, in denen der Angreifer durch diese oder jene List den Sieg errungen hat, doch jede List muss an die Gegebenheiten angepasst werden und es ist immer besser, sich etwas Neues auszudenken als etwas Altes zu kopieren. Trotzdem sollten Sie natürlich die häufigsten Tricks kennen. Marius eroberte im Krieg gegen Jogurtha einen Höhensiedlung, indem sich eine kleine Truppe aus einigen Centurionen und einigen besonders guten Trompetern über einen äußerst steilen und daher unbewachten Felsweg in die Stadt einschlich, während Marius Armee an einer anderen Stelle einen Scheinangriff begann. Als dann die Verteidiger den Klang römischer Trompeten und markiger Befehlsrufe in der Stadt vernahmen, glaubten sie, die Stadt sei gefallen und gaben die Verteidigung auf. Ähnlich hatten es bereits einige hundert Jahre zuvor die Gallier unter Brennus versucht, als sie das Capitol in Rom erobern wollten. Dort wurden jedoch die heiligen Gänse auf die schleichenden Gestalten im Abhang aufmerksam und alarmierten die Garnison.
    Nicht wirklich als eine Kriegslist, aber zumindest als eine äußerst geschickten Ausnutzung der natürlichen Gegebenheit dürfen wir Scipios bereits erwähnte Eroberung von Carthago Nova zählen. Er stürmte die Stadt bei Ebbe über eine flache Bucht!


    Zum Abschluß der Vorlesung werden wird beim nächsten Mal über die Folgen einer Belagerung und das mögliche vorzeitige Ende durch Übergabe sprechen."

    "In der letzten Vorlesung haben wir mit der Artillerie über die Distanz gearbeitet, nun wollen wir die Annäherung der Belagerungstruppen an die feindliche Festung weiter vorbereiten, bevor wir dann in der nächsten Vorlesung die Truppen endlich die Mauern stürmen lassen. Verständlicherweise gibt es bei der Annäherung mehrere Hindernisse: bauliche Annäherungshindernisse wie z.B. Gräben oder Mauern, den häufig vorhandenen Höhenunterschied zwischen der Festung und dem Vorfeld und die Aktionen der Verteidiger, insbesondere Beschuß mit Pfeilen und ähnlichem.


    Beginnen wir mit dem Letztgenannten. Um sich gegen starken, anhaltenden Pfeilbeschuß zu wehren, kann die Truppe feste oder bewegliche Schutzdächer errichten. Dazu reichen einfache Holzkonstruktionen, die durch angenagelte Bretter oder Weidengeflechte auf dem Dach und an zwei Seiten eine Art mobilen Tunnel ergeben. Dieser kann entweder auf Rollen gesetzt werden oder von den Soldaten getragen werden. Viele dieser Segmente hintereinander ergeben dann einen geschützen Gang, über den Angreifer an die festung heran geführt werden können. Um die Tunnel gegen Brandpfeile zu schützen, sollten die Außenseiten mit ungegerbten Tierhäuten bedeckt werden, die einen wirksamen Schutz gegen Feuer darstellen.
    Eine weitere Methode, geschützt an eine Festung heran zu kommen und gleichzeitig dem Höhenunterschied zwischen Boden und Mauer zu begegnen, stellen die bei den Griechen beliebten fahrbaren Belagerungstürme dar. Auch hier handelt es sich um Holzkonstruktionen, die mit Brettern oder Weidengeflecht benagelt sind und mit Tierhäuten oder sogar Metallplatten gegen Beschuß gesichert werden. Sie stehen auf starken Rollen und werden entweder über einen Mechanismus im Inneren angetrieben oder von hinten geschoben. Im Inneren verfügen sie über mehrere Etagen, so dass sie viele Soldaten aufnehmen können. Über Zugbrücken an der Vorderseite, die auf die gegnerische Mauer herab gelassen werden können erlauben sie den Ausstieg auf verschiedenen Höhen. Geschütze, die durch Wandschlitze oder von der obersten Ebene schießen, bieten Sperrfeuer. Aber so grandios sich diese Maschinen anhören, so schwierig ist auch ihr Einsatz in der Realität! Viel zu selten ist der Weg zur Festung eben genug, um problemlos einen großen Turm darüber bewegen zu können und viel zu selten steht genug Material zur Verfügung, um einen oder mehrere Türme in der benötigten Größe und Stabilität zu bauen. Und auch eine gute Konstruktion kann der Gegner noch zu Fall bringen, was nicht selten mit dem Verlust vieler in ihm befindlicher Soldaten verbunden wäre. Setzen sie Belagerungstürme daher nicht als Standardwaffe, sondern nur in Ausnahmefällen ein.
    Bleiben wir beim Problem des Höhenunterschieds, so bietet sich (neben dem Einsatz von Sturmleitern, zu dem wir später kommen werden) das Aufschütten einer Rampe an. Zugegebener Maßen ist der Materialaufwand hier immens, aber der mögliche Erfolg sollte dies rechtfertigen. Über eine Rampe können viele Soldaten bequem und ggf. durch die eben beschriebenen Schutzdächer geschützt an ein Ziel heran geführt werden. Auch anderes Belagerungsgerät kann über Rampen sicher vorwärts bewegt werden.
    Wer eine Rampe aufschütten kann, kann natürlich auch Gräben zuschütten, womit wir bei der Beseitigung von baulichen Annäherungshindernissen wären. Im einfachsten Fall reicht es sowohl für das Zuschütten von Gräben als auch für den Bau von Rampen, große glatte Baumstämme oder Äste passend übereinander zu stapeln bzw. in die Grube zu rollen. Die Oberfläche kann dann mit dünneren Ästen und Erde geglättet und begehbar gemacht werden. Über diese Bahnen können dann z.B. auch Rammen bewegt werden, um Mauern und Tore gezielt anzugreifen. Als Ramme verwendet man lange Baumstämme, die am vorderen Ende mit einem schweren eisernen Kopf versehen wurden. Kleine Rammen können von mehreren Soldaten getragen werden, größere können hängend unter rollenden Schutzdächern oder in Belagerungstürmen montiert werden.
    Man kann auch versuchen, Mauern und Türmen zu begegnen, indem man Tunnel gräbt, um die Fundamente zu untergraben und die Bauwerke so zum Einsturz zu bringen. Dies setzt eine gewisse Präzision in der Positionsbestimmung und der Berechnung der Tunnelroute voraus, um tatsächlich das gewünschte Ziel zu erreichen. Natürlich kann man auch versuchen, über den Tunnel gleich bis ins feindliche Lager vorzudringen!


    Dem Verteidiger steht eine ebenso große Menge an Möglichkeiten zur Abwehr der Angriffe zur Verfügung. Aus Holz aufgeschüttete Rampen und Grabenfüllungen wird er versuchen, durch Brandsätze zu entzünden. Gelingt ihm dies, zerstört das Feuer von selbst meiste die gesmte Konstruktion und der Angreifer muss von vorne beginnen. Auch gegen Rammen, Belagerungstürme und Schutzdächer kann man versuchen, mit Brandsätzen vorzugehen. Wo Geschosse nicht reichen, hilft vielleicht eine gezielte Aktion einiger mutiger Kämpfer, die im Schutz der Dunkelheit die Festung verlassen und gezielt Feuer an feindlichem Gerät legen.
    Ebenfalls vom Angreifer unbemerkt erfolgt das Anlegen von Verteidigungtunneln. So wie der Angreifer mit Tunneln versucht, Fundamente anzugreifen, kann der Verteidiger mit Tunneln versuchen, den Untergrund unter Rampen soweit auszuhöhlen, dass er einstürzt. Auch ein regelrechter Kampf im Untergrund ist möglich, wenn der Verteidiger gegnerische Tunnel vermutet und diese durch eigenen Gegentunnel stören will. Dabei ist allerdings stets zu bedenken, dass durch die dann entstehenden durchgängige Tunnelverbindung auch Angreifer in die Festung gelangen könnten, wenn man den Kampf unter der Erde verliert.
    Materialaufwändiger und spektakulärer (und damit möglicherweise psychologisch wirkungsvoller) sind technische Vorrichtungen, die gegnerisches Kriegsgerät zerstören. Über große Haken, die an langen Ketten oder Seilen befestigt sind, kann man versuchen, anrückende Belagerungstürme umzureissen oder kurz vor der Mauer stehende Schutzdächer oder Rammen von oben hochzuheben und dann am Boden zersplittern zu lassen. In der Eingangsvorlesung erwähnte ich ja auch schon den berühmten Haken des Archimedes, mit dem er Kriegsschiffe im Hafenbecken von Syrakus versenkte. Natürlich sind solche außergewöhnlichen Mechanismen der Einzelfall und ein Verteidiger sollte wohl überlegen, ob er viel Material und Energie in eine technische Konstruktion steckt oder diesen Aufwand lieber für andere Ziele nutzt.
    Nicht unbedingt materialschonender, aber weitaus einfacher ist es beispielsweise, schwere Steine (zur Not aus den Bauwerken einer belagerten Stadt entnommen) von den Mauern auf Rammböcke und Schutzdächer hinab zu werfen um sie nur mit dem Gewicht zu zerstören. Außerdem können als Gegenmaßnahme gegen Rammen zusätzliche Erdwälle vor oder hinter der Mauer aufgeschüttet werden, um die Stöße abzufangen. Und natürlich sollte es jeder Verteidiger in Betracht ziehen, seine Mauern einfach zu erhöhen, wenn er fürchtet, dass die Rampen oder Türme der Angreifer die Mauerkrone erreichen.


    Traditionell gilt der Zeitpunkt, in dem der Kopf eines Rammbocks zum ersten Mal die feindliche Mauer berührt, als der Zeitpunkt, zu dem es kein Zurück mehr gibt. Vorher kann die Belagerung noch abgebrochen werden und der Verteidiger kann seine Festung friedlich übergeben. Schlägt der Rammbock aber einmal an, dann ist Gnade in der Regel ausgeschlossen. Was alles passiert, wenn dann nun endlich die Soldaten über die Rampen die Mauern erklommen haben und den Verteidigern direkt gegenüber stehen, das betrachten wir in der nächsten Vorlesung."

    Am Abend, als der fehlende Teil der LEGIO I Misenum erreicht hatte und das Lager bezogen hatte, liess Macer die gesamte Truppe in der Dämmerung vor dem Lager antreten. Einige Fackeln erhellten ein kleines Podest und einen provisorischen, als Rasensoden errichteten Feldaltar und warfen einen flackernden Schein auf die dahinter aufgestellten vergoldeten Zeichen der Legion und das Kaiserbildnis.


    "Soldaten und Offiziere der LEGIO I TRAIANA PIA FIDELIS! Wir stehen hier auf diesem Feld auf dem Boden unserer Heimat Italia, um diese Heimat zu verteidigen. Zu verteidigen gegen Feinde, die wir für unsere Kameraden hielten. Zu verteidigen gegen Männer, die unser Imperator nach Africa schickte, um unsere Heimat dort zu schützen.


    Sie haben sich nun gegen ihn gewandt! Sie haben ihn verraten! Sie haben uns verraten! Sie haben sich selbst verraten und ihren Schwur gebrochen!


    Aber man wird sie stoppen! WIR werden sie stoppen! Wir werden unseren Schwur nicht brechen, wir werden unseren Imperator nicht verraten!"


    Macer trat näher an den Altar und die Feldzeichen heran.


    "Soldaten und Offiziere der LEGIO I TRAIANA PIA FIDELIS! Lasst uns jetzt und hier auf diesem Feld auf dem Boden unserer Heimat unseren Schwur erneuern, erneut unseren Eid auf den Imperator ablegen und die Götter um ihren Segen für unsere Mission bitten. Mögen Mars unsere Schwerter führen und der Zorn Iupiters unsere Feinde stoppen."


    Er und die anderen Staboffiziere verhüllten ihr Haupt mit ihren Mänteln, wie es die Zeremonie vorschrieb und brachten Mars und Iupiter Opfergaben dar. Während die dazu nötigen Worte gesprochen wurden, verharrten die 5.000 Soldaten der Legion in absolutem Schweigen. Jedes falsche Wort hätte die Götter verärgert und das Opfer wirkungslos werden lassen. Nur der eine oder andere Gürtelschurz klimperte leise, wenn eine Windböe aufkam.
    Doch als das Opfer seinem Ende zu ging, verstummte selbst der Wind und der Weihrauch stieg kerzengerade in den Himmel.


    Die Offiziere traten vor das Kaiserbildnis, zogen ihre Schwerter und wiederholten ihren Eid auf den Imperator:


    "IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA."

    Am nächsten Morgen legten die Schiffe früh ab und machten sich auf den Weg nach Misenum, welches sie nach einer ruhigen und ereignislosen Überfahrt schnell erreichten.


    Die Schiffe machten an den Kaimauern fest und zügig begannen die Soldaten mit dem Ausschiffen. Eine Centurie nach der anderen nahm vollzählig vor ihrem Schiff Aufstellung, wurde von einem der Offiziere begrüßt und im Feldlager der Legion eingewiesen. Nachdem sie ihr Marschgepäck abgestellt hatten, kehrten die Soldaten zu den Schiffen zurück und begannen mit dem Abladen der restlichen Ausrüstung, die ebenfalls ins Lager geschafft wurde.


    -> Feldlager der LEGIO I

    Sie: Was würdest Du machen, wenn ich sterben würde?


    Er: Um dich trauern.


    Sie: Lange?


    Er: Sehr lange!


    Sie: Warum?


    Er: (mit ernstem Gesicht) Weil ich dich liebe und dein Verlust sehr schmerzlich für mich wäre. Darum!


    Sie: (mit einem Lächeln) Das ist lieb. - Würdest du wieder heiraten?


    Er: Nein.


    Sie: (mit gekränkte Gesichtsausdruck) Warum nicht? Bist Du nicht gerne verheiratet?


    Er: Doch, ich bin es.


    Sie: Also würdest Du wieder heiraten?


    Er: (räuspert sich) Ich denke, wenn ich lange genug getrauert habe und mein Leben wieder einen Sinn ergibt, ja.


    Sie: Würdest du mit ihr auch in unserem Bett schlafen?


    Er: Wäre doch angebracht, oder?


    Sie: Würdest Du mein Bild durch ihres auf deinem Nachttisch ersetzen?


    Er: Ich würde beide Bilder aufstellen.


    Sie: Du würdest auch Sex mit ihr machen? In unserem Bett?


    Er: (trinkt einen Schluck Kaffee) Würde sich sicherlich so ergeben. Ja.


    Sie: Würdest du auch mit ihr Golf spielen?


    Er: Ja, würde ich.


    Sie: Würdest Du ihr meine Schläger geben?


    Er: Nein, sie ist Linkshänderin.


    Sie: ???


    Er: Scheiße!!!

    Sim-Off:

    Zitat

    Original von Gaius Plinius Secundus
    Und Florus, komm mir jetzt ncht damit, dass du diese Fächer studierst, denn ich tue es genauso!


    Vorschlag zur Güte: ihr führt die wissenschaftliche Diskussion per PN oder im Sim-Off-Teil, postet dann eine Art "Anleitung" für die Durchführung eines solchen Opfers (und gerne auch einiger anderer) und dann haben wir alle was davon!

    "Laut Tagesordnung diskutieren wir hier ja über ein 'Verbrecherarchiv' - und ich sehe nicht ganz, wieso ausgerechnet das nicht-öffentlich sein soll! Wem nützt es, wenn alle Urteile aufbewahrt werden, aber kaum jemand einsehen kann, ob nicht z.B. sein Geschäftspartner bereits wegen Betruges verurteilt wurde?
    Die meisten Verhandlugnen werden doch öffentlich geführt, wieso sollten die Urteile dann plötzlich nicht-öffentlich gelagert werden?
    Womit ich natürlich auch gesagt haben möchte, dass nicht-öffentliche Akten aus nicht-öffentlichen Verhandlungen einer gesonderten Behandlung bedürfen."

    Ein Bote des kaiserlichen Postdienstes bringt eine Depesche der LEGIO I.


    Bericht des Legatus Legionis Spurius Purgitius Macer an den Imperator Caesar Augustus Lucius Ulpius Iulianus.


    Ave Imperator,


    die LEGIO I TRAIANA PIA FIDELIS ist mit einer ersten Teileinheit von 3 Cohorten in Misenum angekommen und schlägt dort ihr Feldlager auf. Mit der Ankunft der verbleibenden 7 Cohorten aus Mantua wird in Kürze gerechnet.
    Die LEGIO I steht damit mit voller Kraft bereit, die niederträchtigen Meuteter bis auf den letzten Mann zu vernichten - sei es hier oder in Africa.


    Sorge bereitet dem Hafenkommandeur von Misenum und mir, dass die Getreideschiffe aus Aegyptus, die in diesen Tagen Misenum passieren müssten um Rom zu versorgen, noch nicht zu sehen sind.


    In ewiger und unerschütterlicher Treue zu Dir sehen wir nun unserem Einsatz entgegen und tragen in uns die Zuversicht, den Sieg zu erringen.


    Den ganzen gestrigen Tag hatten die Legionäre gearbeitet und geschanzt und am nächsten Vormittag letzte Arbeiten vorgenommen, jetzt konnte sie ihre Zelte im provisorischen Hafenlager abbauen und in ihrem eigenem Feldlager nahe des Hafens aufstellen. Es war groß genug für den Rest der LEGIO I, dessen Ankunft man am heutigen Abend erwartete und bot zusätzlichen Platz für einige Kohorten der Praetorianer, falls diese der LEGIO I zugeordnet werden sollten.


    Macer inspizierte die Verschanzungen und war zufrieden. Er rechnete zwar nicht damit, dass seine Legion in diesem Lager angegriffen würde, aber Sicherheit ging in der aktuellen Situation vor.


    "Die Reiterei soll das umliegende Gebiet erkunden, ich will alles über die Umgebung wissen", ordnete er am Mittag an machte sich selber wieder auf den Weg in den Hafen, um sich dort nach Neuigkeiten zu erkundigen.

    Amüsiert betrachtete Macer die Nachzügler. "Ist ja fast wie bei einer Belagerung hier - mit der Zeit kommen immer mehr Truppen auf einem Haufen zusammen..."


    Macer erinnerte die Verspäteten daran, sich die Unterlagen zu den bereits gehaltenen Vorlesungen von ihren Kommilitonen zu besorgen und begann dann mit seinem heutigen Vortrag:


    "Nachdem wir uns in der letzten Vorlesung in unseren Stellungen eingerichtet haben, befassen wir uns nun mit den kriegerischen Handlungen und beginnen mit einem meiner Lieblingsthemen: der Artillerie. Die Artillerie ist üblicherweise die erste Waffengattung, die bei einer Belagerung massiv zum Einsatz kommt. Dabei gibt für den Angreifer grundsätzlich zwei Ziele, um die Artillerie einzusetzen: entweder Sperrfeuer, um den eigenen Truppen die Annäherung an die Festung zu ermöglichen oder direkte Angriffe, um die Festung zu zerstören. Für den Verteidiger gilt analog, dass er schießt, um eine Annäherung des Belagerers zu verhindern oder dass er gegnerische Stellungen zerstören will.


    Die wichtigsten heute eingesetzten Geschütze sind die Torsionsgeschütze. Es gibt sie in allen Größen und Ausführungen, von leichten Pfeilgeschützen bis hin zu riesigen Steinwerfern. Sie können je nach Größe getragen werden, stationär errichtet werden oder auf Wagen oder auch Schiffen montiert sein. Diese Vielfalt verdient eine genauere Betrachtung.
    Das Torsionsprinzip ist eine sehr geniale Erfindung, die es uns ermöglicht, mit wenig Bedarf an Material und vor allem ohne den Einsatz eines schweren Gegengewichts eine große Schußkraft zu erzeugen. Alles was wir brauchen ist viel Seil. Aus diesen Seilen werden in der Regel zwei lange Bündel gewickelt, in denen jeweils ein Spannarm eines Geschützes steckt. Die Bündel sind senkrecht in Halterungen montiert, die Arme verlaufen waagerecht schräg nach hinten außen. Über einen langen Hebel werden die Seilbündel dann an beiden Enden verdreht, und zwar so, dass sie den Spannarm nach vorne drücken. Die beiden Enden der Arme sind durch eine Sehne verbunden und zwischen den Seilbündelhalterungen verläuft noch der Lauf des Geschützes. Auf diesem lauf sitzt ein Schlitten, an dem die Sehne eingehakt werden kann und der über eine Seilwinde nach hinten gezogen wird. Die Seilbündel drücken die Arme als nach vorne außen, das Zurückziehen des Schlittens zieht dagegen an der Sehne und damit beide Arme nach hinten innen - das Geschütz wird also gespannt. Jede erfahrene Geschützmannschaft wird Ihnen bestätigen, wieviel Kraft nun in diesem Geschütz steckt. Nun braucht nur noch ein Geschoss vor die Sehne gelegt zu werden und der Schuß ausgelöst werden. Die Arme drücken dann nach außen, siehen die Sehne stramm nach vorne und schleudern so das Geschoss in einer sehr direkten Flugbahn hinaus.
    Soweit das Prinzip, wie können wir das nun konkret einsetzen? Nun, es gibt wie gesagt mehrere Ziele und Geschütztypen. Leichte Geschütze, die getragen werden können oder auf Karren oder drehbar auf Geschützplattformen montiert sind, schießen mit Pfeilen oder Bolzen. Sie kommen direkt gegen Personen zum Einsatz auf einer Entfernung von 50 bis maximal 200 m. Bei höheren Distanzen nimmt die Durchschlagskraft beim Auftreffen zu stark ab, um gegen einen gerüsteten oder mit einem Schild geschützen Gegner wirksam zu sein. Normalerweise wird man versuchen, auf Distanzen von 100 bis 150 m zu operieren. Dann erreicht eine geübte Mannschaft durch präzise Einstellung der Spannung und des Abschußwinkels eine sehr hohe Zielgenauigkeit bei mehreren Schuß pro Minute. Der Angreifer kann diese Geschütze zum Beispiel einsetzen, um damit eine bestimmte Stelle der feindlichen Verteidigungsanlage unter Beschuß zu nehmen. Damit wird beispielsweise verhindert, dass der Gegner ein dort stehendes eigenen Geschütz nutzt oder er wird damit von einem Zugang zu einem Brunnen vor seiner Festung abgeschnitten. Der Verteidiger stellt diese leichten Geschütze vorzugsweise drehbar auf Türmen auf und kann damit in möglichst viele Richtungen gezielt auf herannahende Angreifer schießen oder den Aufbau von Rampen oder Schutzanlagen, die wir in der nächsten Vorlesung kennen lernen werden, im Vorfeld zu erschweren bzw. ganz zu verhindern.
    Neben den leichten Pfeilgeschützen kommen schwere Steingeschütze zum Einsatz. Diese werden vom Angreifer in der Regel erst vor Ort errichtet, sofern er nicht mit Schiffsgeschützen angreift. Sie sind so groß und schwer, dass sie praktisch nicht drehbar sind, also exakt für eine Schußrichtung gebaut werden. Das selbe gilt für die Seite des Verteidigers, so dass Steingeschütze als Verteidigungswaffe eher selten sind, sofern nicht gerade eine klare Angriffsrichtung zu erkennen ist, z.B. eine Schlucht oder eine Hafeneinfahrt. Steingeschütze haben höhere Reichweiten und kommen je nach Bauart auf Weiten von 150 bis 600 m bei Geschoßdurchmessern von einem halben bis drei Fuß. Auch hier sind mit großen Geschützen und leichter Munition größere Weiten möglich, die Wirkung und Treffgenauigkeit sinkt dann aber ab. Im übrigen liegt man ja bereits mit der üblichen Gefechtsdistanz von 150 bis 350 m außerhalb der Reichweite feindlicher Pfeilgeschütze (und Bogenschützen und Schleuderer sowieso) und benötigt daher keine größere Reichweite. Auch diese Geschütze haben eine hohe Präzision und Schußgeschwindigkeit, sind aber nicht zum Einsatz gegen Personen gedacht. Vielmehr nutzt man sie, um entweder in flachem Winkel und kurzer Distanz Mauern direkt anzugreifen oder in steilerem Winkel auf längere Distanz in Festungen hinein zu schießen und sie somit von innen zu zerstören. Nichts ist für einen Verteidiger demoralisierender, als einem ständigen Steinhagel hilflos zusehen zu müssen und nach einigen Tagen in einem von einer Mauer umgebenen Schutthaufen zu sitzen! Eine einzige Legion führt normalerweise zehn derartige Geschütze mit sich und ist damit problemlos in der Lage, 1000 Schuß pro Stunde abzugeben.


    Neben den zweiarmigen Geschützen können auch einarmige Schleudergeschütze, die Onager, zum Einsatz kommen. Diese erzielen ähnliche Reichweiten wie die eben beschriebenen Steingeschütze, schießen aber grundsätzlich in einem hohen Bogen. Der etwas schlechteren Präzsion steht dabei eine höhere Wucht entgegen. Diese Wucht ist es aber auch, die die Geschütze selber schwer zu bedienen macht: Onager neigen dazu, beim Abschuß einen Satz nach vorn oder zur Seite zu machen und bedürfen daher spezieller Befestigungen und einer besonderen Vorsicht der Geschützmannschaft.


    Auf Details der Geschützkonstruktion möchte ich hier nicht weiter eingehen, stehe aber für Fragen gerne zur Verfügung. Beim nächsten Mal bereiten wir dann den Nahkampf vor."

    Am nächsten Morgen gaben die Offiziere der Legion die Anweisung, ein provisorisches Lager neben dem Hafengelände zu errichten, um den anderen Teil der LEGIO I ebenfalls unterbringen zu können. Noch immer war nicht klar, ob es zu einer Verlegung der Truppe nach Africa kommen würde oder ob man mit einer Landung der Aufständischen in Italia rechnen musste - und wenn ja, wo diese erfolgen würde.


    Nachdem die Tagesanweisungen ausgegeben worden waren, verfasste Macer einen Bericht für den Imperator. Dieser hatte um regelmäßige Unterrichtung gebeten und angedeutet, dass er ggf. selbst vor Ort erscheinen wolle, wenn es die Lage erfordert.

    Im Eilmarsch hatten die Soldaten der LEGIO I aus Mantua die Hafenstadt Genua erreicht und wurden dort von den Schiffen der Classis Misenensis empfangen. Auch hier war der zivile Schiffsverkehr wieder einmal völlig zum Erliegen gekommen, als Dutzende von Transportschiffen am Kai festmachten, um die sieben Cohorten der Legion aufzunehmen.


    Die Truppe hatte mittags Genua erreicht und es war sofort mit dem Verladen der Ausrüstung begonnen worden. Bis in die Dunkelheit hinein wurde gearbeitet, aber ablegen konnten die Schiffe an diesem Abend nicht mehr.


    Viel Lust darauf, den Abend in einer der wenigen Hafenkneipen zu verbringen hatten trotzdem die wenigsten Soldaten. Sie waren froh, nach dem anstrengenden Marsch Schlaf zu finden oder in der Stadt noch schnell einen Brief an ihre Verwandten aufzugeben.