Beiträge von Gaius Iulius Raeticus

    Raeticus betrat den Raum und entschuldigte sich für seine Verspätung. Ein wenig ausser Atem, ruhte er sich kurz aus und begann dann zu reden.



    Ich möchte Euch heute etwas über das 'Chirurgisches Besteck erzählen, welche Instrumente gibt es und wofür werden sie verwendet'
    Aulus Cornelius Celsus schreibt, dass ein Medicus, ein Mann in den besten Jahren sein sollte, mit einer gelenken, festen Hand, die nie zittert, mit der Linken so gewandt wie mit der Rechten.
    Wozu? Um in Notfall solche Instrumente zu benützen, wie das da z.B., einen Knochenheber.


    Raeticus gab das Instrument seinen Mitschülern.


    Wie uns Hippokrates lehrt sollte der chirurgische Eingriff immer die letzte Option sein, trotzdem sollten wir jedes einzelne Stück kennen.
    Als Erstes sollten wir uns der Aufbewahrung widmen. Normalerweise sind die Instrumente und die Medikamente in einem „großen, schwarzen Arztkoffer“ aufbewahrt worden. Diesen gab es natürlich nicht in der eben erwähnten Form. Die Instrumente wurden vorher schon in Kästchen oder Büchsen verpackt und dann in einer Tasche transportiert. Wir können zwei Grundtypen unterscheiden:


    1. Specillotheca, eine längliche Metalldose aus Bronze oder Kupfer.
    2. Rechteckiges Kästchen aus Metall, Holz oder Elfenbein und Lederrolle. Hier gibt es noch eine weitere Unterteilung in zwei Formen, je nach Nutzung.
    a) Die Skalpelle, Knochenheber und Haken sind in mit Leder verbundenen, teilweise damit überzogenen, Holzkästchen aufbewahrt worden. Sie sind wohl hauptsächlich aus Holz gefertigt worden. Seltener sind auch Zangen so aufbewahrt worden. Es wurden aber auch Lederrollen gefunden die zum Transport von Instrumenten benützt wurden.
    b) Dieses Kästchen unterscheiden sich jedoch durch kleine Unterteilungen. Die Abmessungen sind aber häufig zu gering um Instrumente darin aufzubewahren. Somit kann es als transportable Apotheke verstanden werden mit dem es dem Arzt und Apotheker möglich war die Rezepte vor Ort anzumischen.



    Capsa war hingegen die Tasche eines Capsarius, eines Sanitäter, in ihr befand sich Verbandszeug und blutstillende Medikamente.
    Kommen wir nun zum Inhalt eines solchen Medicus´ Kästchen.


    Raeticus hatte ein Exemplar mitgenommen und öffnete es, Raeticus zog zwei Hacken heraus.


    Das sind zwei Haken: der scharfe Haken (lat. Hamus atusus) wurde zum Festhalten von Gewebeteilen, und damit in erster Linie zum Offenhalten der Wunden benützt und der stumpfe Haken (lat. Hamus retusus) mit seinem blattförmigen Ende eignet es sich perfekt um damit Muskelstränge, Gedärme und größere Wundränder zu verschieben oder zu halten.
    Das da ist ein Klistier (lat. Clysterium), es handelt sich dabei um eine Spritzvorrichtung, verwendet wird sie bei einer Darmspülung, eventuell auch zur Spülung anderer Körperhöhlen. Fiebersenkungen und ein Stoppen des Durchfalls kann durch diese Methode auch erreicht werden, natürlich kann man damit auch einen Durchfall hervorrufen.


    Raeticus nahm das nächste Besteck.



    Hier haben wir wieder einen Knochenheber (lat. Elevatorium), es handelt sich dabei um einen massiven Hebel, oft ist es ein Doppelinstrument, mit geriffelten Enden. Sie bestehen aus Eisen oder aus Bronze. Es ist ein Hebewerkzeug um gebrochene, im Muskel sitzende Knochen an ihre ursprüngliche Stelle zu rücken. Das ist ein Knochenmeißel (lat. Scalprum), dieses Instrument ist immer aus Eisen gefertigt und hat schmale und breite Klingen. Somit unterscheidet sich dieses Werkzeug der Knochenchirurgie kaum von einem Handwerkzeug. Verwendet wird es zur Trennung platter Knochen und zum Ebnen von reponierten Knochenbrüchen.
    Hier haben wir eine Lanzette (lat. Phlebotomum), es ist ein Spezialmesser, meistens besteht es aus einem recht feinen Schaft an dessen Ende sich ein kleines Messer befindet. Es wird hauptsächlich zum Aderlaß benützt, aber auch zum Öffnen von Abszessen.
    Raeticus griff in der Tasche und holte neue Instrumente heraus.
    Hier habe ich verschiedene Skalpelle (lat. Scalpellum), sie sind die eigentlichen Operations- und Seziermesser und gehören zu den typischsten Instrumenten eines römischen Arztes, Der Griff ist massiv aus Bronze, meist viereckig und läuft nach hinten in ein spatelförmiges Ende aus. Nach vorn sind zwei Backen zu erkennen die, die eiserne Klinge zur Seite hin stützen. Die runde Bohrung am Ende der Einlasskerbe hält die Klinge ohne Niete am Griff fest und ermöglicht eine spätere Entfernung, z.B. um sie zu schärfen oder eine abgenutzte Klinge zu ersetzen. Der mittlere Teil, der Griffteil, ist meistens glatt und vierkantig. In einigen Fällen ist er sechskantig. Der Standard ist einschlichtes, unverziertes, viereckiges Skalpell, wie dieses hier, er zeigte es den anderen Schülern. Das Skalpell wird in erster Linie natürlich zum Eröffnen des Körpers verwendet außerdem kann durch Erhitzen der Klingen ein „heißes Schneiden“ durchgeführt werden, es werden damit auch Aderlässe durchgeführt.
    Und hier einige Pinzetten (lat. Vulsella), sie sind Allzweckgeräte und bestehen aus zwei Backen zum Greifen von kleineren Objekten, wie z.B. Haare und Splitter. Einige haben ein spitzes oder breites, glattes oder gezähntes, sogar handförmiges Ende.
    Auch bei der Zange (lat. Forceps) haben wir zwei Backen zum Greifen von Objekten. Nur ist es mit Zangen möglich mehr Kraft auf das zu entfernende Objekt auszuüben, weshalb es sich zur Entfernung von Knochensplittern und Pfeilspitzen eignet. Der Unterschied zur Pinzette besteht im Aufbau: Bei der Zange kreuzen sich die beiden Arme und werden durch ein Scharnier verbunden. Es gibt verschiedene Zangen, hier haben wir z.B. eine Zahnzange (lat. Forceps dentalis), Wundzange (lat. Forceps uvola), eine Knochenzange und eine gynäkologische Zange.



    Dieses Instrument nennt man ein Rektalspeculum (lat. Speculum ani), es ist eine Spreizzange und besteht aus zwei Zapfen die rechtwinkelig an einem Handgriff befestigt sind. Hiermit wird eine Inspektion des Mastdarms und der Ampulla recti, den untersten Abschnitten des Dickdarms ermöglicht. Und hier haben wir noch ein Vaginalspeculum (lat. Speculum magnum matricis). Ein technisch sehr anspruchsvolles Instrument dass wie das Rektalspeculum als Spreizzange funktioniert und über ein bis zwei zusätzliche Zapfen verfügt. Alle Zapfen sind über ein Schraubgewinde miteinander verbunden und öffnen und schließen sich gleichzeitig. Die Herstellung eines Schraubgewindes ist eine große Leistung.



    Mit der Säge (lat. Serrala) werden Extremitäten amputiert und Schädelöffnungen durchgeführt. Der Trepan (lat. Modiolus) ist ein kleiner Hohlbohrer um kranke Knochenteile heraus oder Löcher hinein zu bohren.
    Schröpfkopf (lat. cucurbitula), der „kleine Kürbis“ ist der symbolische Inbegriff des Arztes für dieses Instrument. Es besteht aus Bronze und hat eine schlanke Pilzform, das runde Oberteil ist scharf vom Hals abgetrennt und kann einen Ring zum Aufhängen besitzen. Es wird trocken und blutig geschröpft, wobei beim ersteren die Luft und beim zweiten die schlechten Säfte entzogen werden sollten. Das Schröpfen ist der kleine Bruder des Aderlass und wird vorzugsweise bei schwachen Patienten oder bei lokalen Behandlungen eingesetzt.
    Ansonsten hatte die Ärzten noch Scheren (lat. Forfex), Nadeln (lat. Acus), Katheter (lat. Fistola), Brenneisen (lat. Ferrum candens) und Sonden (lat. Specillum) zur Verfügung.


    Raeticus hatte seinen kurzen Vortrag beendet und forderte nun die anderen Schüler auf sich die Instrumente etwas genauer anzuschauen.

    "Danke Postbote." Raeticus klopfte dem Mann auf die Schulter.


    "Mein Name ist Raeticus und ich diene momentan bei der Legio II und zur Zeit besuche ich die Familie und einen Cursus in der Schola."


    Raeticus trank sein Bier.


    "Und wie ist dein Name wenn ich fragen darf?"

    "Du stinkender Wirt, wo bleibt mein bestelltes Bier, wielange muß ich denn noch warten?"


    In der Zwischenzeit sah sich Raeticus ein wenig um, ein bißchen Beobachtung konnte nie schaden. 8) Dieses Loch, Taberna konnte man diese Bude wirklich nicht nennen, schien nicht gerade gastfreundlich zu sein.


    "Werden hier keine Soldaten bedient?" X(

    "Oh eine kleine Therme, die probier ich sofort aus."


    Schnell war Raeticus splitternackt und begab sich ins warme Wasser.


    "Oh herrlich, ahhhh tut das gut, sowas muß ich in der Legio II auch errichten."


    Nach einer Weile erkannte Raeticus wie schmutzig er war, das Wasser war nun pechschwarz geworden.


    "Ups, war ich das etwa?" :rolleyes:

    Raeticus hatte die Übung von Gestern geschwätzt und musste sie nachholen. Er nahm das Stück Schweinefleisch und schnitt mit dem Skalpell eine tiefe Wunde, säuberte sie, indem er ein wenig Haut sorgfältig wegschnitt, nahm das Essigwasser und warf davon eine ganze Menge auf die offene Wunde. Er nahm den Faden aus Katzendarm und fädelte ihn auf, dies dauerte ein wenig und versuchte dann die Wunde in der ersten Technik zuzunähen. Raeticus schien darin nicht gerade geübt zu sein, doch letztendlich schaffte er es, verknotete den Faden mit einen Doppelknoten und schnitt ihn dann mit dem Skalpell ab. Dann nahm er das Stück Leinen und säuberte vorsichtig die verschlossene Wunde.

    Raeticus grüßte Numerianus, ging aber nicht zur Gruppe sondern zum nächsten bedeckten Tisch und schlug sich dort den Bauch voll.


    Erstmals nahm er zehn Oliven, zehn Trauben, zwei Stück Schafskäse, fünf Scheiben Brot mit Olivenöl, drei Fische und einen Falernerwein, dann rülpste er und fing wieder an zu futtern...ein Huhn gewürzt mit Rosmarin, zwei Scheiben Brot mit Käse, zwei Stück Räucherfleisch mit ein wenig Garum dazu, Feigen und Datteln. Letztlich nahm er sich noch ein wenig Honigwein und suchte sich ein ruhiges Plätzchen um sich auszuruhen.