Beiträge von Quintus Sabbatius Aurelianus

    Obwohl Ostia eine Vielzahl an Thermen besaß, gefielen mir diese hier am besten. Sie waren nie überfüllt, sodass mehr Menschen als Wasser in den Becken waren. Aber sie waren auch nie ausgestorben, sodass die Stille einen erdrückte. Vor allem die Stille wollte ich jetzt am wenigsten haben. War ich doch die ganze Zeit alleine in einem kleinen Schreibkämmerlein beschäftigt.


    Im Apodyterium sah ich, dass die Therme bereits einen Kunden hatten. Wer es war, erfuhr ich sofort, als ich das Caldarium betrat. Es war Imperiosus. Allerdings sah er alles andere als erholt aus. Er sah mehr danach aus, als ob er sie ein wenig beim Sport verausgabt hat. Ich setzte mich zu ihm und grüßte ihn.


    Salve Imperiosus.
    Schön dich wieder hier anzutreffen.

    Mit Erfurcht betrat ich den Tempel des Gottes Mercurius. Riesengroß war die prächtige Halle, die ich betrat. Vielleicht sogar noch größer als die in Ostia. Mit Sicherheit aber älter. Ich schritt weiter in die Eingangshalle hinein, um dann meine Bitte und mein Opfer dem Gott Mercurius zu übermitteln, das aus sehr vielen Keksen, Kuchen, Blumen und Weihrauch bestand.


    Oh heilliger Gott Mercurius, Gott des Handels, Schutzgott der Wege, Bote der Götter und Seelenführer, der die Seelen der Verstorbenen aus ihren toten Körpern ins Totenreich geleitet. Ich spreche für die gesamte Bevölkerung deiner geliebten Handelsstadt Ostia.


    Ich ersuche dich aus einer der schlimmsten Krisen. Dein Tempel gleicht immer mehr einer Ruine, sodass ihn die Stadt gezwungender maßen schließen lassen musste, damit kein Leben gefährdet ist. Ich bitte dich, lass uns für diese unweigerliche Tat nicht deinen Zorn spüren. Ich bitte dich, vergib uns Sterblichen.


    Oh Seelenführer, würde es deinem Willen entsprechen, Seelen aus deinem heiligen Tempel ins Totenreich zu geleiten, wenn dieser einstürzt? Bitte verzeih mir, diese anmaßende Frage zu stellen, doch das Wohl der Menschen liegt mir ebenso am Herzen, wie dein Wohl und deine Zufriedenheit, heiliger Gott Mercurius.
    War Ostia nicht immer als Handelsstadt dir treu ergeben. Wir wissen von deinen großen Taten, wir wissen, dass du uns groß gemacht hast und werden es nie vergessen.


    Nimm dieses bescheidene Opfer von unserer Stadt als Entschädigung an. Ich verspreche dir, dass die Stadt alles erdenkliche tun wird, damit dein Tempel in Ostia wieder aufgebaut wird und noch prächtiger wird, als der alte. Ich verspreche dir im Namen der Stadt, dass ein großes Fest zu deinem Ehren in Ostia stattfinden wird, wenn der Tempel wieder steht.


    Ich legte die Gaben in die Opferschale, kniete nieder und sprach ein Gebet.

    Ich blieb noch eine Weile im Bad und dachte über unser Gespräch nach. Imperiosus schien mir einen sympathischen und pflichtbewussten Eindruck zu machen. Genau so einen Mann brauchen wir in Ostia, der die Menschen wieder auf den Weg der Götter führt. Plötzlich merkte ich, wie spät es ist und machte mich ebenfalls auf den Weg nach Hause.

    Es gibt hier in Ostia einen Treffpunkt für Menschen, die einen Partner suchen. Es heißt „Rettungsanker.“ Allerdings ist dort nur sehr wenig los. Vielleicht solltest du besser in eine der großen Städte gehen wie Rom oder Mantua, wo mehr los ist. Dort triffst du mit Sicherheit jemanden. Aber die meisten Frauen sind entweder schon vergeben oder sind überzeugte Singles. Aus meinem Bekanntenkreis kenne ich nur solche.


    Ein Fest ist immer die beste Gelegenheit, jemanden kennenzulernen. Am ANTE DIEM VIII KAL NOV DCCCLV A.U.C. (25.10.2005/102 n.Chr.) wird zum Beispiel ein Fest in Carthago Nova stattfinden. Es ist ein Stadtfest und eine Hochzeit zugleich. Also eine pure Partnerbörse :). Ein Aushang mit der Einladung findest du auf dem Forum/Tituli.

    Wir haben erst vor kurzem geheiratet und sind dann nach Mantua gezogen. Kennen gelernt haben wir uns in Rom. Ich hatte einige Schwierigkeiten, mich in Rom zurecht zu finden (Rom ist ganz schön groß, besonders für jemanden, der aus einer sehr kleinen Stadt kommt ;)). Livilla hat mir dann dort alles gezeigt, da sie quasi in der Stadt aufgewachsen ist. Später haben wir dann geheiratet. Allerdings verlangte mein Beruf, dass ich nach Ostia gehe und sie in Mantua blieb. Sie wollte eigentlich so schnell wie möglich nachkommen, allerdings ist es noch nicht ganz entschieden, wegen ihrer Ausbildung. Vielleicht muss sie sogar nach Hispania.


    Bei diesem Gedanken wurde ich etwas traurig, fand dann aber schnell meine Selbstbeherrschung wieder.


    Und wie sieht es bei dir aus? Hast du schon jemanden kennen gelernt?

    Das Thema Götter schien Imperiosus sehr zu bewegen. Eine gute Voraussetzung für einen künftigen Priester, dachte ich mir.


    Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Götter den Menschen völlig gleichgültig sind. Ich denke mal eher, dass sie müde geworden sind zu opfern, und dass sie nur wieder geweckt werden müssen. Ein neuer Tempel wird dabei sicherlich eine große Hilfe sein und du als Priester und Redner wirst ihnen sicherlich beistehen.


    Meine Familie gehört der Factio Aurata ebenfalls an, bin aber selber in ihr nicht aktiv. Wie stehst du als ein Mann der Götter zu der Politik? Du sagtest vorhin, dass du uns in der Stadtverwaltung helfen würdest?

    Ich war etwas erstaunt über die Frage nach meinem Gehalt, da wir uns ja noch nicht sonderlich gut kannten. Er machte mir aber einen sehr vertraulichen und verlässlichen Eindruck, sodass ich bei der Antwort keinerlei Probleme sah:


    Naja, man erhält schon ein Gehalt, was allerdings, das muss ich zugeben, nicht gerade das höchste ist. Ich besitze aber auch noch eine Olivenpresse, die gute Gewinne erwirtschaftet. Mein Lager ist jedesmal restlos ausverkauft :). Ich kann mich also nicht beklagen. Als Händler habe ich deswegen auch ein persönliches Interesse daran, dass der Mercuriustempel wieder errichtet wird, da ja Mercurius der Schutzgott der Händler ist. Die Wut eines solchen Gottes möchte ich ungern heraufbeschwören. Aber du wirst von diesen Dingen sicherlich mehr verstehen als ich.

    Das ist leider wahr, die Religion wird immer mehr vernachlässigt. Aber ich kann dir als Scriba und Teil der Stadtverwaltung von Ostia sagen, dass wir alles Mögliche tun, damit dies hier nicht der Fall ist. Ein großes Neubauprojekt ist bereits am Laufen. Allerdings kostet es auch Geld, das erstmal aufgetrieben werden muss, was auch nicht so einfach ist.

    Aufmerksam hörte ich Imperiosus zu. Ich musste lächeln, als er sagte, dass er gerne Priester des Mercurius werden möchte. Sollte die freie Priesterstelle endlich nach so langer Zeit wieder besetzt werden? Große Begeisterung war in seiner Stimme zu vernehmen, während er mir von seiner Ausbildung erzählte. Nachdem er geendet hatte, fragte er mich nach meinem Namen:


    Mein Name ist Quintus Sabbatius Aurelianus. Ich bin der Scriba der Stadt Ostia. Meine Familie kommt eigentlich aus Mantua, wo auch unsere Casa steht. Vor einiger Zeit schon kam ich hierher, um einen Einstieg ins politische Leben zu finden.


    So, du willst also Priester werden? Dann wird es dich sicherlich freuen zu hören, dass wir schon seit langen einen Priester für den Mercurius-Tempel suchen. Wie es aber scheint, haben die Götter unserer Suche mehr Gehör geschenkt, als das Cultus Deorum. Mehrere Anfragen blieben leider unbeantwortet. Warst du schon am Tempel? Er sieht schrecklich aus. Gleich einer Ruine.

    Ich war gerade auf den Weg nach Hause, als ich an den Thermen vorbeikam. Ein Bad zu dieser späten Stunde würde mir sicherlich gut tun, überlegte ich mir, vor allem, da jetzt nicht so ein reger Betrieb sein wird.


    Die Kälte saß tief in meinem Körper und die warme Luft im Gebäude hatte alle Mühe, sie zu vertreiben. Ich stieg ins warme Wasser und sah jetzt erst, dass noch einer da war. Seltsam, ihn habe ich hier vorher noch nie gesehen, grübelte ich. Ich ging zu ihm rüber und grüßte ihn freundlich [Blockierte Grafik: http://www.cosgan.de/images/smilie/froehlich/a010.gif]

    Es war schon dunkel, als ich mich auf den Weg zum Merkurtempel machte. Niemand schien mehr auf den Straßen zu sein und von den Seiten her drang das Licht der Kerzen aus den Fenstern in die Dunkelheit. Ein schwacher Wind wehte und brachte das Papier in meiner Hand zum Flattern. Schnell, sagte ich mir. Schnell dieses Papier an den verschlossenen Türen des Tempels befestigen und dann ab nach Hause. Ich stieg die Treppen des Tempels hinauf und verrichtete meine Arbeit:



    ACHTUNG Einsturzgefahr !!!!!


    Aufgrund der Einsturzgefahr ist der Tempel des Merkurs für unbestimmte Zeit geschlossen. Niemand, außer die Stadtverwaltung und von der Stadtverwaltung befugte Personen, darf den Tempel betreten.


    Ein Sanierungsprojekt ist bereits in Planung.



    http://mitglied.lycos.de/fcsauftirol/hpbimg/Siegel-Ostia.gif gez. Die Stadtverwaltung



    Erleichtert darüber, dass Tiberia Livia nicht sauer wegen des Fehlers war, fing auch ich an zu lächeln :)


    Nein, zum Glück ist kein großer Schaden dadurch entstanden. Der Brief war nur eine Antwort auf eine Einladung zu einer Hochzeit, an der meine Cousine teilnehmen wollte.


    Plötzlich öffnete sich die Tür. Ein Bote kam rein und legte wortlos einen Brief auf den Schreibtisch von Tiberia Livia. Da ich nicht stören wollte, entschied ich mich zu verabschieden.


    Es tut mir leid. Ihr habt sicherlich noch viel zu tun. Ich möchte euch nicht aufhalten. Nochmals Entschuldigung wegen des Fehlers und vielen Dank. Vale

    Zum zweiten Mal betrat ich nun die große Eingangshalle des Praefectus Vehiculorum. Viele Gänge gingen von ihr aus und führten in die unendlichen Tiefen des Gebäudes. Schnell konnte es passieren, wenn man sich hier nicht auskannte, dass man sich verlief und weder wusste, wo man war, noch wie man zu seinem Ziel gelangte. Doch da ich schon mal hier war, kannte ich den Weg in das Arbeitszimmer von Tiberia Livia aus meinen Erinnerungen. Zielstrebig ging ich an die verschiedensten Räume vorbei, in denen Post sortiert wurde, bis ich vor der Tür stand, die mich in das Zimmer brachte, wo ich hinwollte.


    Ich klopfte an und eine Stimme rief mich herein. Tiberia Livia saß an ihrem Schreibtisch. Ich fragte mich, ob sie noch wusste, wer ich war, da mein erster Besuch schon etwas länger her war.


    Salve!
    Meine Cousine, Sabbatia Kyria, hat vor ein paar Tagen einen Brief in Auftrag gegeben. Dieser Brief wurde im Namen unserer Familie verfasst. Doch ist uns bei dem Adressat eine Fehler unterlaufen, sodass er wahrscheinlich noch nicht versendet werden konnte. Leider ist schonn zu viel Zeit vergangen, dass der Brief noch seinen Zweck erfülle. Ich möchte deswegen den Autrag zurückziehen und bitte um Entschuldigung für die Unannehmlichkeiten.

    Nachdem Augustinus nach Germanien aufgebrochen war, um dort zu lernen, liegt nun die Verwaltung des Hafens wieder bei Detritus und bei mir. Die Organisation des Hafens war leider alles andere als gut. Niemand trug sich zum Beispiel in das Registrierbuch ein und der arme Augustinus hat alles alleine eintragen müssen.


    Das kann nicht die Aufgabe der Hafenverwaltung sein, sagte ich mir, dass sie den Ankömmlingen alles hinterher tragen muss. Das ist viel zu viel Arbeit.


    Also ging ich zu Detritus und wir berieten, wie der Hafen neu organisiert werden sollte. Wir kamen überein, dass erstmal eine Hafenverordnung verfasst werden müsse, da so eine noch nicht vorhanden war. Ich machte mich sogleich an die Arbeit und schrieb die ersten Enfwürfe, die ich Detritus vorlegte. Nachdem wir nach langen Gesprächen mit einem Entwurf zufrieden waren, beschlossen wir ihn als neue Hafenverordnung in Kraft treten zu lassen.


    Hafenverordnung



    §1 [Geltungsbereich, Hafenverwaltung]
    (1) Diese Verordnung gilt für den gesamten Hafen von Ostia. Sie wurde von der Hafenverwaltung in Ostia erstellt.
    (2) Die Hafenverwaltung liegt bei dem amtierenden Praefectus Portuensis der Provinz Italia. Wenn diese Stelle unbesetzt ist, geht sie auf die Stadtverwaltung der Stadt Ostia über.



    §2 [Einlaufen]
    Im Hafen können maximal 200 Schiffe einlaufen. Nicht einlaufen dürfen Schiffe, die


    1. in ihren Abmessungen zu groß für den Hafen sind.
    2. zu sinken drohen.
    3. brennen.
    4. mit einer schwer ansteckenden Krankheit beladen sind.
    5. ein Hafenverbot von der Hafenverwaltung erhalten haben.



    §3 [Liegeplätze, Zuweisung von Liegeplätzen]
    (1) Der Hafen besitzt 10 Liegeplätze.
    (2) Auf Verlangen der Hafenverwaltung sind bestimmte Liegeplätze einzunehmen oder zu verlassen. Zugewiesene Liegeplätze dürfen nicht ohne Erlaubnis der Hafenverwaltung gewechselt werden.



    §4 [Betreten eines Schiffes]
    Der Hafenverwaltung muss jederzeit gestattet sein, Schiffe ungehindert zu betreten, zu besichtigen und zu durchsuchen.



    §5 [Aufenthaltsbeschränkung]
    Die Hafenverwaltung kann eine zeitliche Beschränkung des Aufenthalts eines oder mehrerer Schiffe anordnen.



    §6 [Hafenverbot]
    Ein Verbot zum Einlaufen eines Schiffes kann die Hafenverwaltung aussprechen, wenn gegen die Hafenverordnung verstoßen wurde oder die Sicherheit des Hafens oder der Stadt Ostia gefährdet ist.



    §7 [Sperrung des Hafens]
    Die Hafenverwaltung behält sich das Recht vor, den Hafen jederzeit schließen zu lassen.



    §8 [Inkrafttreten]
    Die Hafenverordnung tritt ab dem Tag ihrer Verkündung in Kraft.




    http://mitglied.lycos.de/fcsauftirol/hpbimg/Siegel-Ostia.gif gez. Die Hafenverwaltung


    Detritus war auf einmal verschwunden, ohne dass wir es gemerkt hatten. Dies sollte uns aber nicht stören, ist es doch besser, wenn man manchmal alleine ist :D


    Doch dies änderte sich schnell, denn ein Bote kam völlig außer Atem in mein Zimmer gerannt. Etwas genervt sahen wir, dass er einen Brief für Livilla in seiner Hand hielt. Nachdem Livilla den Brief entgegen genommen hatte, kam sie mit einen traurigen Gesicht zu mir und verabschiedete sich. Sie müsse schnell nach Rom reisen, weil ihre Ausbildung als Priesterin beginnen sollte, sagte sie mir.


    Traurig darüber, dass sie schon gehen musste, brachte ich sie noch zum Stadttor.... ;( ;( ;(

    Ich musste lachen, als ich mir vorstellte, wie sie versucht hatten ihm die Haare zu schneiden. Er muss sich ziemlich widersetzt haben, denn soweit ich weiß, finden die Germanen die römische Lebensart nicht sehr angenehm. Allerdings kannte ich dies nur aus Erzählungen. Ich selbst war noch nie in Germanien und habe auch noch nie einen Germanen aus nächster Nähe gesehen. Ich stellte mir diesen Assindius groß, mit vollem Bart und krausem Haar vor, was mich noch mehr zum Lachen brachte.


    Das muss einem wirklich zum Lachen gebracht haben. Einen Dichter, der Komödien verfasst, hätte diese Szene bestimmt insperiert.


    Ich nahm noch einen Schluck Wein, der sehr stark zu sein schien


    Als Priesterin wirst du sicherlich gute Arbeit leisten. Wir brauchen hier in Ostia auch einen neuen Priester. Der Letzte ist uns davon gelaufen.