Beiträge von Dierna

    "Ich richte mich ganz nach dir, Arria! Zu schade dass ich immer so schnell Abschied nehmen muss..."


    fügte ich bedrückt murmelnd hinten an. Ob ich eine weitere Provinz würde kennenlernen können? ich allerdings behielt mein Grinsen für mich und ließ mir nichts anmerken.

    "Naja aber ich wohne ja bereits bei Falco und er ist wirklich sehr nett, wenn auch eigen. Wobei ich sehr gerne auf das Angebot zurückkomme, wenn sich - womit ich rechne - herausstellt dass ich keine Artoria bin und er mich hinauswirft..."


    Ich legte etwas resigniertes in meinen Blick, doch ich erwiderte lächelnd ihr Zwinkern.

    "Eine Unterkunft habe ich bereits bei Artorius Falco, doch eben durch diesen zerlaufen sich langsam meine Hoffnungen."


    seufzte ich nahezu Theaterreif. Meine Pläne nahmen immer klarer Konturen an, auch wenn es riskant war.


    "Außerdem möchte ich mich euch nicht aufdrängen, doch ich danke dir für dieses Angebot!"


    kam es über meine Lippen... Ich klang ziemlich traurig und bedrückt und setzte hin und wieder an der richtigen Stelle ein Lächeln ein, damit es wirkte als ob ich diese Trauer unterdrücken wollte.

    "Weiß ich nicht."


    gab ich kleinlaut 'zu'. Aber ich wusste es nicht, selbst außerhalb meiner Lügenwelt. So rechtfertigte ich meine kleine Notlüge wieder einmal mit einer Teilwahrheit.


    "Ich habe lediglich kleine Hinweise bekommen, dass es sein könnte. Doch diese scheinen langsam zu verrauchen und ich weiß nicht mehr so Recht was ich jetzt tun soll, wohin ich gehöre..."


    Ich ließ ein tiefes Seufzen vernehmen.

    "Zukunft? Planen?"


    Ich musste lachen, doch es klang hohl. Ja, wie stellte ich mir meine Zukunft vor? Sollte wirklich mein ganzes Leben so chaotisch und ständig auf der Flucht verlaufen? Ich sah ernst drein, musste leicht seufzen.


    "Ich weiß es absolut nicht. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich der Artoria überhaupt angehöre... Es war lediglich eine Vermutung."


    Ich sah zerknirscht zu ihr hinüber. Hm, ob sie anbeißen würde? Doch was mir dies bringen sollte oder könnte wusste ich ebenfalls noch nicht.

    Schmunzelnd hob ich eine Braue und fragte leicht verwirrt:


    "Du scheinst nicht sonderlich erfreut über den Gedanken an eine Heirat zu sein? Oder tut dir einfach nur dein Vater leid?"


    Ich war leicht irritiert, doch ich versuchte es, mir nicht allzusehr anmerken zu lassen. Vor Allem ließ ich mir mein Desinteresse nicht anmerken. Ich hatte Lunte gerochen und schöpfte auch hier wieder Hoffnung auf Vorteile.

    'Mist!' schoss es mir durch den Kopf. Nun stellte sie tatsächlich auch noch Fragen bezüglich meiner Herkunft. Es reichte dass zwei Leute über mich Bescheid wussten. Ich hätte diesen Offizier töten sollen, dann wäre niemand sicher gewesen wer es nun gewesen war. Doch so...?

    "Naja, ich lebe nicht gerade in allerbesten Verhältnissen!"


    gab ich leise und verlegen zu. Ach, ich hätte Schauspielerin werden sollen. Meinen bemitleidenswerten Blick konnte man wohl wahr nicht mehr verbessern.


    "Ja, ich kehrte nach Rom zurück. Als Kind landete ich irgendwo in Achaia, endlich fand ich hierher zurück!"


    ich machte ein verdrießliches Gesicht und beinahe wäre es sogar war. Nun musste ich auch noch vorgeben aus Achaia zu kommen, wo ich nun gar nichts von wusste.


    "Aber lass uns lieber von dir sprechen. Ich habe von der Gens Petronia bislang nur wenig gehört...?"

    "Zugegebenermaßen habe ich einen ziemlichen Hunger. Wir könnten auch so ein wenig herumlaufen. Ich bin recht neu hier, musst du wissen. Erst seit wenigen Wochen bin ich in Rom und eine Führerin wäre nicht schlecht!"


    lächelte ich sie mit gespielter Wärme an. Ich redete soviel um Zeit zu gewinnen, damit mir ein Name einfiel den ich ihr nennen konnte. Meinen Richtigen durfte es auf keinen Fall sein.


    "Ich heiße Iustina! Artoria Iustina."


    log ich volle Breitseite. Iustina war völlig aus der Luft gegriffen und erfuhr Falco etwas von dem Artoria würde ich wieder einmal meine wundervollen Überredungsgründe anwenden dürfen, damit ich nicht aus der Wohnung flog.

    "Ich könnte dich aber genausogut einladen!"


    lächelte ich sie an. Genug Geld dürfte ich ja jetzt haben und ich musste mich doch schließlich mit meiner Nicht - Beute gut stellen, ehe sie zu meinen Jägern wurden. Das konnte leider nur zu schnell geschehen.

    "Wie heißt du?"


    fragte ich sie also freundlich.

    Ich schrak heftig zusammen. Welcher Töpel war das, der da nicht auf seinen Weg geachtet hatte und mir einfach vor die Füße lief und mich in Gefahr brachte von meiner Beute geschnappt zu werden. Gut, meine Beute war mir nicht gefolgt, stellte ich nach einem prüfenden Blick rückwärts fest. Zudem war diese grauenerregende Beute ein Kind gewesen. Na dennoch.

    "Macht nichts."


    Gab ich brummig zurück, sodass deutlich herauszuhören war, dass es durchaus etwas machte, dass sie mich angerempelt hatte. Doch als ich sah dass sie es ehrlich meinte wurde meine Miene ein wenig milder.


    "Ich hätte auch aufpassen können...."

    ... dass die Märkte an Tagen wie diesem so überfüllt sind. Es war ein recht sonniger Tag, wenn man von den Wolken absah die sich manches Mal vor diese schoben. Ich schlenderte freundlich lächelnd über die Märkte, dummerweise spürte ich einen undefinierbaren Hunger. Und meinen äußerst 'schwerwiegenden' Geldbeutel hatte ich bei Falco liegen gelassen. Schließlich konnte ich mit dem Geld eines Senators nicht einfach herumlaufen wie es mir beliebte und ich würde es sicher noch gut gebrauchen können. So also linste ich mit diesem dümmlich - freundlichen Lächeln durch die Leiber der umher strömenden Menschen hindurch und als ich endlich Beute entdeckt hatte, schlenderte ich langsam auf diese zu. Es war ein junges Kind, Eltern nicht in Sicht. Gut, eigentlich bestahl man wehrlose Leute nicht, doch was blieb einem groß übrig wenn der Magen knurrte und man zu schwach für lange Verfolgungsjagden war? Ich machte nur einmal 'Zupf', hörte allerdings lautes Plärren und machte mich schleunigst auf den Weg durch die Menge. Ich hätte nicht erwartet, dass ich beim Zupfen des Beutels so einen Widerstand fühlen würde. Ich machte rasch den Beutel fest und ging schnell und ziemlich unachtsam durch die Massen, schob hier eine alte Oma fort und dort einen geifernden Alten wie jammernde Kinder, als plötzlich...

    "Zu gütig!"


    erwiderte ich trocken als er meinte, ich könne meine Kleider ruhig anbehalten. Doch langsam aber unaufhaltsam schlich sich ein Grinsen in mein Gesicht, welches ich jedoch schnell unterdrückte als er weitersprach.


    "Ich schätze grade in dieser Gegend haben die Frauen die Vormundschaft, entgegen jeglichen Gesetzes und jeder Sitte. Oder ist es nicht so, dass selbst ich dich bereits zu manchem überredet habe?"


    Ich zog leicht eine Braue hoch und lächelte amüsiert. Ich stieß mich von der Wand ab an welche ich mich gelehnt hatte und machte ein paar Schritte auf ihn zu.


    "Wie kommt es sonst dass du mich hier wohnen lässt ohne auch nur einmal nach meinem Namen zu fragen? Sicher, ich kenne den deinen auch nicht, doch ich habe auch nichts zu verlieren!"


    Ein leicht laszives Lächeln lag auf meinen Lippen als ich einen Schritt vor ihm stehen blieb.

    Ich zog meine Augen zu Schlitzen und entgegnete zynisch, vielleicht auch ein wenig gereizt:


    "Nein was haben der Herr doch für einen Humor. Wir, euer begeistertes Publikum werfen uns gleich vor Lachen auf die Stelle wo doch die nicht vorhandenen Sachen hin sollen!"


    Ich ging dennoch in Richtung des Raumes und deutete theatralisch dort hinein.


    "Ist es vielleicht gar die Möglichkeit dass du mein letztes Hab und Gut über meine Haut meinen könntest? Ich meine, es wäre dir doch sicherlich früher aufgefallen, dass ich dich nicht wie viele andere Frauen vielleicht mit Gepäch vollbeladen habe!"


    Ich verschränkte meine Arme vor der Brust und sah ihn schmollend an.

    Ich beobachtete mit hochgezogener Braue seine Sicherheitskontrolle! So einer war das also - das riet mir in der Wohnung sehr achtsam mit meinen Schritten zu sein, nicht dass irgendwo eine Schlange in einem Regal versteckt war. Sicherheit vor Allem: In Ordnung, ich würde Acht geben müssen. Ich sah mich kurz um, blieb allerdings ein wenig ratlos nahe des Eingangs stehen.


    "Auf Waschweiber?"


    entgegnete ich zynisch aber mit einem heiteren Gesichtsausdruck. Der Verlauf dieses Tages hatte meine Ironie neu erweckt - genau wie meinen Optimismus und meine gute Laune, die ja gehörig in Germanien zu leiden hatte.

    Ich nickte und folgte ihm aus der Taverna. Kaum dass wir wieder im Tageslicht waren, was nur ziemlich mäßig dank der Gebäude in diese enge Gasse schien, fühlte ich mich gleich besser. Seit einem kleinen Zwischenfall in den Baracken nahe des Castellums von der Colonia Claudia Ara Agrippinensium war mir in diesen zwielichten Wirtschaften nicht mehr ganz so wohl. Ich fasste ihn sanft an der Schulter.


    "Ich danke dir!"

    "Nein, es ist kein Problem wenn ich auf dem Sofa schlafe. Schließlich bin ich Gast und störe mich nicht daran. Ohne groß abzuwarten bin ich mit der Tür ins Haus gefallen. Aber wenn das Bett soviel größer ist..."


    zwinkerte ich nun ein wenig ausgelassener. Es war nicht, dass ich ihm vertraute, aber er war mir dennoch sympathisch. Vertrauen konnte ich ihm einfach nicht, dafür brauchte es noch.


    "Vor Mordversuchen war ich noch nie sicher aber wenn es nicht gerade du bist der mir in den Rücken fällt habe ich für en Notfall doch sicher Unterstützung, nicht wahr?"


    grinste ich ihn an, stand allerdings nun auch auf.


    "Nein, auf römische Gefangenschaft kann ich sehr gut verzichten. Es reicht schon, dass ich von einer Seite verfolgt werde. Mich würde nur sehr interessieren... Warum hilfst du mir, wenn du Privatermittler bist? Du hättest doch sicherlich unglaublich hohen Lohn bekommen, wenn du mich verpfiffen hättest!"


    Ich musterte ihn dabei.

    Ein leichtes Blitzen erschien in meinen Augen und ich sah ihn an. Meine Stimme klang wie meist abenteuerlustig als ich ihm entgegenbrachte:


    "Habe ich mit einer einzigen Silbe gesagt dass ich dir vertraue? Vertrauen ist ein Luxus denn man sich - wie du selbst sagtest - nicht leisten kann. Aber viel mehr bleibt mir nicht übrig und ein Versuch kann nicht schaden. Irgendjemanden in dieser Stadt muss ich vertrauen, zumindest ansatzweise und zu deinem Pech hat es dich getroffen!"


    Doch ich lächelte bei meinen Worten und legte nichts Bedrohliches in diese.

    Mein unschuldigstes Lächeln schien tatsächlich etwas zu bewirken. Mittlerweile stellte sich meine Gestik bei der tragischen Geschichtserzählung immer völlig von allein ein. Ich konnte nur schwer die Selbstgefälligkeit aus meinem Gesicht bannen.


    "Ich musste nach Rom - wohin sollte ich sonst? Hier kann man zumindest untertauchen und fällt in dem... 'Abschaum' wie du sagst nicht mehr auf. Ich vermute allerdings, dass du mich auch darin wähnst!"


    Ich bedachte ihn mit einem klaren und offenen Bick und versuchte in ihn zu gehen. Doch er schien diese Taktik zu kennen. Ich senkte den Blick wieder, doch ein leichtes Lächeln, dass bei meinen Worten auf mein Gesicht getreten war, blieb.


    "Ich wäre froh überhaupt irgendwo unterzukommen wo ich nicht mit einem Mordanschlag rechnen muss. Ich bin kein verwöhntes Mädchen, das letzte halbe Jahr habe ich fast nur in der freien Wildnis geschlafen und manches Mal mein Leben in Gefahr gebracht."

    Ich sah ihn an, einmal tief durchatmend und seufzend.


    "Ich komme aus Britannia. Eigentlich sollte ich das nicht jedem sagen, aber ich fühle dass ich dir vertrauen kann. Das kann ich doch, nicht wahr? Du hintergehst mich nicht wie diese vielen anderen Römer, oder?"


    Hm, meine Bitte war ehrlich gemeint, aber so sehr wie ich um Mitleid heischte musste sie eigentlich auch wirklich klappen. Ich sah ihn bittend, beinahe flehend an, ehe cih weitersprach.


    "Ich habe damals einer kleinen Gruppe von umherziehenden Leuten angehört, meine Eltern kenne ich nicht. Sie starben sehr früh und so haben diese freundlichen Leute mich aufgenommen. Die Älteste von uns allerdings wurde krank und wir hatten kein Geld, wurden häufig von den Römern fortgescheucht. Da habe ich bei einheimischen einen goldenen Reif geklaut und anscheinend... gehörten sie zu jenen die nicht leicht locker ließen. Ich habe den Reif zu Geld machen können und dafür einen Arzt bezahlt. Na, aber nun verfolgen diese Männer mich."


    Ein wenig nachdenklich dachte ich zurück. Ich war überrascht gewesen als sie mich in die Enge trieben. Was an diesem Reif nur so besonderes war, dass sie mich sogar bis nach Germanien verfolgten?


    "Ja, mit dem Geld wird sich einiges anfangen lassen. Neue Kleider sollte ich mr auf jeden Fall zulegen, doch ich weiß nicht wohin. In einer dieser dunklen Spelunken muss ich befürchten dass ich meinen Verfolgern begegne und in angesehenere Gegenden kann ich nicht, weil sie sicher kein Straßenmädchen aufnehmen - aus ihrer Sicht bin ich nicht mehr."