Beiträge von Dierna

    "Nein... Das weiß ich gut genug!"


    kam es mit einem leichten Lächeln über meine Lippen, ehe ich ansetzte um weiterzusprechen.


    "Mich interessiert eher... Was soll ich jetzt tun? Ich bin ein niemand, gehöre nirgendwohin. Niemand nimmt mich mit offenen Armen auf und außer Fliehen und nicht sonderlich angesehene Dinge zu erledigen gibt es für mich nichts. Mir steht nirgendwo ein Anfang frei."

    Brav trottete ich hinter Arria drein. Ich war ihr dankbar, dass sie nicht lange nachhakte. Ich sprach wirklich nur sehr ungern über mich. Doch wer sagte schon bereitwillig, dass man sich wie eine Hure verhielt. ständig andere Leute bestahl, log und betrog wo es nur ging? Ich war in einem endlosen Kreis gefangen und konnte nicht mehr aus diesem in die Freiheit hinaus. Nur der Tod könnte meine Freiheit darstelllen.


    Als Arria sich auszog machte auch ich mich daran mich zu entkleiden. Mittlerweile trug ich eine anständige Tunika und nicht mehr den Fetzen von früher. Die senatorische Beute war eben sehr hilfreich gewesen.


    "Kannst du mir einen Rat geben?"

    Ich konnte nur schwer ein Lachen unterdrücken. Keines der Kinder wäre aus Liebe entstanden, sie alle nur aus Unterdrückung, Angst und der einzigen Hoffnung auf Flucht, einem besseren Leben.


    "Ich könnte es nicht großziehen. Ich selbst hungere tagelang, wie soll ich denn dann auch noch ein Kind durchbringen? Es wäre nahezu ein Ding der Unmöglichkeit und so gebe ich dem Kind gar nicht erst die Möglichkeit zu leben, ehe es leidet."

    "Nein, ich war bislang noch nie schwanger. Ich weiß nicht wie ... man unter den gesitteteren Leuten dazu steht, doch ich würde ohnehin das Kind mit einem Sud bereits in mir töten. Ich kann ja kaum für mich sorgen..."


    Auf ihre Aufforderung ging ich nicht ein. Meine Kindheit war schön gewesen, doch sie gehörte nicht in diese Welt und ich wollte sie mit niemandem teilen.

    "Mach dir keine Sorgen. Für deine Verhältnisse bin ich wohl barbarisch aufgewachsen und eigentlich war es bei uns völlig normal mit einem Mann zu schlafen, sobald man fruchtbar war."


    schmunzelte ich leicht. Soso, sie sorgte sich also um mich. Ich wurde irgendwie den Unglauben nicht los.


    "Und da ich ohne Familie aufwuchs hielt auch niemand eine schützende Hand über mich. Mittlerweile kann ich mit dem Gedanken leben dass ich nicht mehr unberührt bin, doch lange Zeit tat es sehr weh daran zu denken."

    "Warum möchtest du das wissen?"


    Ich hatte das Essen eingestellt und Misstrauen wurde in mir wach. Irgendetwas warnte mich davor, noch weiter über mein Leben zu sprechen. Es ging sie nichts an, warum und wielange. Zumindest nicht die Wahrheit. Durchdringend sah ich sie an.

    "Hmmm"


    kam es nachdenklich von mir. Götter? Ich? Ich wusste praktisch nichts über römische Götter, römische Sitten und Gebräuche. Geschweige denn kannte ich auch nur einen ihrer vielen Feiertage.


    "Ich weiß nicht. Ich... habe mein Vertrauen in die Götter irgendwo verloren. Ich bin niemand und ohne Herkunft gelte ich als Fremdling als welcher ich doch sicherlich ohnehin nicht aufgenommen werde. Ich kann nichts nachweisen. Nichts. Es war schon immer so."

    "Nichts."


    erwiderte ich beinahe schmerzhaft ehrlich. Auch ich trank nun ein wenig des Weines. Ich hasste Wein, mochte Met weitaus lieber. Doch ich musste mich gehörig benehmen und durch 'unrömisches' Verhalten, so wie ich die Lage einschätzte, konnte ich es gewiss nicht.


    "Leider. Weiter ziellos durch die Zeit wirds wohl ewig gehen."

    "Ich weiß es nicht genau, 16 oder 17. Wie gesagt habe ich eine ziemlich... aufregende Kindheit ohne eine wirkliche Herkunft zu kennen. Und darum blieb mir leider bisher auch mein wahres Alter verborgen."


    Ich schlang das letzte Stückchen des Brots hinunter. Es schmeckte hervorragend. Sogleich griff ich beinahe 'unziemlich' zu dem nächsten Stück. Was für ein seltsames Wort. Was war schon Recht und Unrecht?

    Leicht bedröppelt sah ich auf das Essen, während ich mich innerlich ziemlich freute. Endlich einmal Essen ohne das Leben in Gefahr zu bringen. Wobei ich mich daran schon fast gewöhnt hatte.


    "Danke!"


    sagte ich in einem glücklichen Tonfall und griff nach einem Stück mit Honig beschmierten Brot um sachte davon abzubeissen.


    "Wie alt bist du, wenn ich fragen darf?"

    Nun hätte ich, aufgrund der 'Belohnung' meiner 'traurigen Geschichte', die doch in Wirklichkeit noch viel trauriger, aber eben auch gefährlicher war, beinahe sämtliches schlechtes Gewissen abgelegt, doch ich hielt an mich. Sacht lehnte ich meinen Kopf an ihre Schulter.


    "Nun gut, vorerst würde ich essen vorschlagen. Ich habe einen Riesenhunger und außerdem ... irgendwie finde ich es sehr schade dass wir uns nur so kurze Zeit kennen dürfen. Ich hoffe sehr, dass es mich auch einmal nach Tarraco verschlägt..."

    "Hmmm"


    Kam es über meine Lippen. Ich musste zugeben: Ich war tatsächlich nicht wenig verwirrt. Ich hatte bislang immer ein mehr als schlechtes Bild über die Römer gehabt und sie war so gut zu mir, dass selbst ich skrupellose Person ein schlechtes Gewissen bekam. Fast. Ich saß ein wenig 'allein' auf meiner Clinie und sah mich 'verloren' um.


    "Mir ist es gleich, ich bin nur Gast!"


    gab ich bescheiden zurück.

    "Vielen Dank!"


    murmelte ich lähelnd während ich mich umsah. Es schien alles recht leer, offensichtlich war der Umzug bereits in vollen Gängen. Ich shaute leicht verschüchtert drein.

    Ich hob einen Arm und fuhr ihm sacht mit meiner Hand über seine Brust. Mein Streicheln war sanft wie der leichte Hauch der durch die Bäume fuhr: Berührte die Blätter nur leicht und riss sie nicht fort. Doch die Brise nahm ab und meine Hand fand wieder zu mir.


    "Ich heiße Dierna..."


    Mein laszives Lächeln wurde langsam eher zu einem verführerischen Grinsen und meine Bewegungen bedachter und vor Allem geschmeidiger. Beinahe schüchtern senkte ich für einen Moment den Blick zu Boden, ehe ich ihn wieder anhob und ihn beinahe unschuldig ansah.


    "Nein, herumkommandieren lässt du dich sicher nicht. Dafür bist du zu stark. Doch glaube ich schon dass du für liebe Worte empfänglich bist, meinst du nicht...? Ich wüsste nicht einmal eine Frau die dies nicht wäre..."


    Ich betrachtete seine Züge und versuchte sein Alter einzuschätzen. Er mochte Ende zwanzig sein, auf keinen Fall älter. Zumindest nicht viel älter. Und er hatte ein sehr angenehmes Lächeln. Ich fühlte, hoffte ich konnte ihm vertrauen.

    "Du gefällst mir..."


    lächelte ich leicht und mit einem unergründlichen Ausdruck in der Stimme. Ich ließ mir nicht anmerken wie ich es meinte, ich wollte es auf ihn nicht wirken lassen, als wenn ich ihn als Menschen so gern mochte, auch wenn ich es genauso gemeint hatte...

    "Aaah! Sag... mal... Glaubst du, wenn ich euch irgendwann nachreise, finde ich Unterkunft? Ich weiß noch nicht wohin mich mein Weg führen wird, doch bislang führte er mich durch beinahe das ganze Imperium und sicher auch noch nach Hispania!"


    lächelte ich leicht.

    "Stimmt, das ist wohl wahr!"


    lächelte ich sie fröhlich an. Ich hatte meine 'Trauer hinuntergeschluckt' welche zwar nie da war, aber... Gut, was tut man nicht alles um am Leben zu bleiben. Jede Lüge war erforderlich.


    "Und was tust du so im Dienste der Göttin?"

    'Wer zum Himmeldonnerwetter..' Gut, der Name Ceres sagte mir etwas in Verbindung mit Bauern und Feldern als eine Gottheit, doch das war auch schon alles. Also für die Zukunft würde ich es sehr schwer haben. Ob ich mit meiner Hochstaplerei weiterkam?


    "Seit kurzem? Was hast du vorher gemacht oder bist du auch noch nicht solange hier?"

    "Von jenem und diesem. Momentan habe ich ja glücklicherweise bei Faco Unterkunft, auch wenn es mich ein wenig beschämt, dass ich seine Gastfreundschaft so in Anspruch nehme..."


    'Blablabla' schoss es mir durch den Kopf, doch nach außen hin lächelte ich nur leicht. Ich konnte meine eigenen bemitleidenswerte Worte nicht mehr hören.


    "Aber reden wir von dir... Was machst du so?"