Beiträge von Dierna

    "Damit ich leben kann."


    Als er seinen Griff lockerte, frohlockte sie innerlich. Sie war sich sicher, dass sie auf dem richtigen Weg war. Tapfer hielt sie seinem Blick stand, auch wenn es ihr schwer fiel den Kontakt zu halten.


    "Eingesperrt verlernt ein Vogel das Fliegen und dies tue ich schon solange."


    Ihre Hand wanderte langsam zu ihrem Gürtel und tastete nach dem Dolch. Gut, er war noch da. Versuchend sich ein wenig zu entspannen legte sie ihre Hand wieder auf den Tisch, doch wohlweislich außerhalb seiner Reichweite.


    "Und nun lass mich. Ich möchte weiter."

    "Du wagst es jemanden zu verurteilen, jemanden zu beschuldigen in Dingen die du höchstens erahnen, aber niemals nachweisen kannst? Die 8 Sesterzen gebe ich, wenn auch schweren Herzens, gerne zurück."


    Sie zeigte ihm keine Reaktion, auf die Verhärtung seines Grifs. Doch es gefiel ihr nicht. Sie wurde das Gefühl einfach nicht los, dass er seine Worte ernst meinte. Sie legte ihre andere Hand sicherheitshalber auf den Schoß, damit er jene nicht auch ergriff. Sie konnte und musste sie wohl gebrauchen, wenn sie hier heile herauswollte.


    "Lass mich gehen."


    Sie sah ihn ernst an und verlieh ihren Worten Druck. Sie ermutigte sich selbst zu mehr Dreistigkeit, denn Unterwürfigkeit würde ihr schon einmal gar nciht helfen. Und für alle Fälle trug sie noch den Dolch an ihrer Seite, auch wenn sie ihn noch nie genutzt hatte.

    Doch sie hatte sich wieder gefasst und wieder ein wenig selbstsicherer geworden. Und ein wenig war im Massstab zu anderen bei ihr schon verdammt viel. Ihre Augen funkelten unternehmungslustig, als sie sagte:


    "Ich denke sie endet wie sie enden muss. Ich werde aus dieser Taverna herauskommen. Entweder in gewahrsam und vermutlich alle Verfolger los. Oder aber ich werde einen weiteren haben und muss zusehen wie ich diesen loswerde. Zumal ich nicht schätze dass man sich für lächerliche 8 Sesterzen die Mühe machen würde."


    Sie hatte klar erkannt, dass sie sich das Lügen ohnehin sparen konnte. Sie konnte wieder sie selbst sein und auch wenn es gefährlich war, sie war doch dankbar dafür.

    Nun musste sie auch lächeln, es hatte trotz der für sie bedrohlichen Situation etwas sehr fröhliches und warmes. Dierna war trotz allem eine Frohnatur und würde es sich niemals nehmen lassen.


    "Britannia. Und vor wem ich davonlaufe, weiß ich selber nicht."


    antwortete sie wahrheitsgemäß. Warum sagte sie es diesem Soldaten überhaupt? Sie kannte die Antwort, war sich aber nicht sicher. Sie hoffte, dadurch geschützt werden zu können und vorallem von sich abzulenken.


    "Es wird allerdings immer knapper und aus diesem Grund verstecke ich mich. Habt Ihr mich deshalb verdächtigt? Ich meine, einfach so seid Ihr doch nicht mit dem Beutel an den Tisch gekommen. Ihr dachtet sicher, ich hätte ich gestohlen. Wie es fast alle vermuten."


    Sie setzte eine leicht bekümmerte Miene auf.

    Sie starrte den Beutel an - es war kein Zufall. Und vermutlich wartete er, dass sie in die Falle tappte. Doch was sollte sie nun tun? Wie sollte sie möglichst unmerklich reagieren? Dass der Beutel von ihr kam, schien er ziemlich deutlich zu wissen. Sie sah ihn an.


    "Ich habe ihn fortgeworfen, das ist richtig. Doch aus dem Grund, da ich ihn von einer mir unliebsamen Person erhalten habe und ich den Beutel deshalb nicht haben wollte. Und außerdem ist es meine Angelegenheit!"


    fügte sie hitzig an und ärgerte sich sogleich. Sie konnte ihre Zunge aber auch wirklich nie im Zaum halten. Naja, vielleicht würde ihn das von ihrer 'Unschuld' überzeugen.

    Dierna konnte nur schwach die aufsteigende Panik unterdrücken. Sie hatte die näherkommenden Fußschritte vernommen und war durchgehend in Begriff gewesen aufzustehen um hinauszulaufen. Und als die Fußschritte so nahe an ihrem Platz aufhörten und sie die laute Stimme hörte, wurde ihr übel. Sie zog ihre Arme etwas näher zu sich, damit das Zittern, welches zwar nur leicht aber durchaus vorhanden war, nicht so deutlich sichtbar war. Wusste er wer sie war? Oder war es Zufall, dass er sich hierher gesetzt hatte...?


    "Salve!"


    murmelte sie leise und mit etwas heiserer Stimme, sodass sie sich räusperte. Die gerade einmal 16 - Jährige Britin konnte kaum Latein und hatte sich nahezu nur die Redensarten der Römer angewohnt, eingeschlossen ein paar groben Wörtern. Nervös hob sie den Blick um ihn anzusehen und sie hoffte, dass die Angst aus ihrem Blick nicht klar ersichtlich war. Ihr Körper war angespannt und sie bereit, jeden Moment davonzulaufen.

    Ihr Blick erstarrte und haftete ängstlich auf dem Soldaten, der eingetreten war. Erst hatte sie sich nichts dabei gedacht, doch nun da er die Tische abzusuchen schien machte sich eine böse Vorahnung in ihr breit. Was sollte sie tun? Wenn sie fliehen würde, könnte sie auffallen. Aber er würde sie auch so vielleicht erblicken. Sie zog sich die Kapuze ihres braunen Umhanges über den Kopf und drückte sich so weit in die Ecke wie es nur ging, den Blick tief gesenkt. Vielleicht sah er sie ja nicht. Ihr Herz begann immer heftiger zu klopfen, je näher sie ihn glaubte, doch sie wagte nicht, ihren Blick zu heben...

    Sie zog die Augenbrauen hoch und seufzte tief. Sie steckte das Geld in ihren eigenen Beutel zurück, indem sich lediglich eine einzige Münze befunden hatte. Den Beutel ließ sie so unauffällig wie möglich zu Boden sinken. Langsam schlenderte sie wieder in den Menschenstrom hinein und ging mit diesem. Sollte sie sich essen kaufen...? Nein. Eine bessere Idee machte sich in ihr breit. Sie steuerte auf eine Taverna zu...

    Hin und wieder sah sie sich um, doch als sie feststellte dass sie niemand mehr zu verfolgen schien, wurde sie wieder langsamer und ging langsam zu einer Hauswand. An diese lehnte sie sich mit geschlossenen Augen und atmete tief durch. Wielange würden ihre Nerven das noch mitmachen? Nach einem kurzen Moment Ruhe holte sie den Geldbeutel heraus und leerte ihn in ihrer Handfläche. Es war genug für ein paar Tage, für ein paar recht nahrungsarme Tage...

    Sie blieb stehen, als sie die laute Stimme eines Soldaten hörte und sah sich um.


    "Angsthase. Jetzt denk nicht immer gleich es geht um dich..."


    murmelte sie leise und meinte sich selbst. Sie ging möglichst ruhig im Strom der Leute mit. Besonders reich sah hier niemand aus, doch den einen oder anderen halbswegs gefüllten und gut greifbaren Geldbeutel hatte sie dennoch schon gesichtet.


    Und da bot sich endlich eine Möglichkeit. Sie sah kurz noch einmal zur anderen Seite und als sie niemand für sie gefährlichen dort sah, zupfte sie einmal kurz an dem Band des Beutels einer recht alten Dame und ging, wenn auch beschleunigt, normal weiter. Doch da hörte sie rumoren hinter sich und als sie sich umdrehte, erblickte sie einen Mann, der sie scheinbar verfolgte. Schnell ließ sie den Geldbeutel in ihren eigenen verschwinden und begann zu rennen und sich durch die Leute hindurchzuzwängen. Sie war froh, dass scheinbar nicht viele Interesse an dem Vorfall zeigten.

    Ihr Weg führte sie von der Straße in die Siedlung vor dem Castellum. Umso länger sie herum strich, umso gehetzter schweiften ihre Blicke umher, in Sorge einen unliebsamen Verfolger zu sehen. Doch es schien niemand verdächtiges hier zu sein. Außer ihr selbstverständlich.


    Dierna schrak entsetzlich auf, als beinahe direkt an ihrem Ohr ein Bald begann zu plärren und sie machte einen großen Seitenschritt und drehte sich um. Erleichtert und verärgert erkannte sie, dass scheinbar nur ein Kind einen Hörsturz hatte verursachen wollen.


    Suchend sah sie sich um. Viele zwielichtige Gestalten, aber zum Glück kein bekanntes Gesicht. Doch die Händler schienen verdammt gut auf ihre Waren zu achten, es würde nicht leicht werden, hier etwas zu erhaschen.

    Doch sie hielt es wie stets nicht lange aus. Sie musste es einmal mehr wagen, wieder an Nahrung zu kommen und dabei ihre schützende Umgebung verlassen. Sie entschloss sich, aus diesem Grund in die Siedlung zu gehen. Dort würde sich sicherlich auch der eine oder andere Trottel auffinden lassen...

    Wie so manchen Tag trieb sie sich auch heute Nahe des Castellums herum. Sie hatte nicht in die casa einer Gens gehen wollen, auch wenn sie das Angebot erhalten hatte. Hier, wo sie frische Luft und vorallem freie Fluchtwege hatte fühlte sie sich sicherer.


    Sicher, vielleicht unklug in der Nähe des Castellums zu sein, wenn sie jemand wiedererkennen würde. Sie wurde ja schon so manches Mal erblickt. Doch das Risiko war es wert, denn ihre Verfolger würden sich niemals in die Nähe des römischen Heeres wagen.


    Wie stets hatte sie sich in einem Busch verborgen, der leider recht einsam hier stand. Doch da musste sie durch. Hier, hoffte sie, würde sie zumindest nicht gesehen.

    Sim-Off:

    Tut mich echt sorry :(


    "Kennen... Nur flüchtig. Und nein, ich denke nicht dass ich mitkommen kann. Ich darf mich nicht mit anderen zeigen. Aber wir sehen uns sicher eines Tages wieder!"

    Sie sah ihn überrascht an.


    "In Valentin mit blonden Haaren, etwas über die Schultern reichend?"


    fragte sie ihn neugierigen Blickes. Sie musste mit einem Lächeln an seine Rettungsaktion denken und auch an das von ihm gemachte Angebot. Vielleicht sollte sie doch darauf zurückkommen. Noch ahnte sie ja nicht, wer noch dort wohnte...

    "Dort wo ich die letzten Nächte immer geschlafen habe, mein Lieber!"


    zwinkerte sie ihm fröhlich zu. Wielange dieses Versteckspiel wohl noch gut gehen würde? Sie wussten dass sie heir war und sie hatten sie sogar schon einmal gefunden.


    "Mir bleibt kaum etwas anderes übrig!"

    "Ich werde in den Tag hineinlaufen!"


    sagte sie leise. Doch nach kurzem Zögern entschloss sie sich zur vollen Wahrheit und nickte.


    "Ich werde bald weiterziehen. Wohin weiß ich nicht. Aber auf keinen Fall zurück sondern vorwärts. Vermutlich gen Süden oder gen Osten. Eben genau das Gegenteil als von wo ich komme."

    Etwas enttäuscht sah sie ihn an, doch sie nickte und ließ sich nichts anmerken.


    "Darf man fragen, wo dein Ziel liegt?"


    fragte sie warm lächelnd.