Beiträge von Dierna

    "Na, ich habe da eine unliebsame Bekanntschaft mit einem jungen Herrn gemacht..."


    Sie musste unweigerlich grinsen - selbst Schuld. Sie hatte sich zweimal von ihm erwischen lassen.


    "Nein, ich versuche einfach mich mit ihm zu vertragen. Aber ich beibe nur solange wie ich nicht zur Last falle..."

    "Ich möchte nicht nach Rom."


    Nun bekam sie einen trotzigen Blick, musste allerdings auch leicht grinsen.


    "Ich mag aber eigentlich auch nicht so gerne hier bleiben..."


    Ihr Blick ging zu den ihr durchaus bekannten Stallungen wo sie etwas äußerst unschönes erlebt hatte.

    Sie seufzte.


    "Sie suchen mich weil ich ihnen ein Armband gestohlen habe, glaube ich. Anders kann ich es mir nicht erklären. Und wer sie sind weiß ich nicht. Das Imperium hat mir damals nicht geholfen und darum... naja."


    Langsam drehte sie sich wieder zu ihm und sah etwas zerknirscht drein.

    "Mir sagen was ich jetzt du soll, außer mich von dort fernzuhalten. Ich kann nicht zurück und weiter ins Imperium kann ich auch nicht. Überall suchen SIE nach mir."


    Sie drehte sich um und sah in den Himmel. Sie wollte doch einfach nur leben, einfach nur glücklich sein.

    "Geld. Läppische 8 Sesterzen. Wenn mich nicht so eine blöde alte Schrulle auffliegen lassen hätte, wäre ich auch locker ohne Probleme entkommen. Naja, ich bin jedenfalls hier um deinen Rat zu suchen..."


    Sie verzog das Gesicht.


    "Na, der war aber auch selbst schuld."

    Sie hob eine Augenbraue und ihr Stimme troff vor Sarkasmus.


    "Nun ich habe Hunger gehabt und mir bei einer älteren Dame Geld geborgt. Dummerweise war das direkt vor dem Castellum und da war so ein Offizier. Naja, das schlimme an der Sache is, ich bin ihm auf recht zweifelhafte Art entkommen.. Wie fasst man das im Imperium auf wenn man einen Offizier das Bein aufschlitzt dass er umkippt?"

    Sie war ihm immer noch komplett ni ihren Überhang gekleidet gefolgt - niemand sollte sie sehen.


    "Ich habe ein Problem."


    stellte sie ihn ansehend fest und bei diesen Worten blitzte doch wieder der Schalk in ihren Augen auf.


    "Ich würde es sogar ein recht großes Problem nennen."

    Sie hatte Schritte hinter sich vernommen und sich rasch umgedreht. Zu ihrer Erleichterung stand Marbod, wie sie ihn ja kannte, dort und niemand anderes. Doch Lächeln tat sie nicht.


    "Hallo. Können wir ungestört reden?"

    Sie hörte seine Rufe, obwohl sie sich schon einige Schritte von der Taverna entfernt hatte. Ihr Herz pochte vor Angst und ohne dass sie es bemerkte wurden ihre Schritte schneller.


    Sie sah nicht nach hinten, sah nur nach vorn. Sie musste zu diese Sextus, unbedingt. Vielleicht konnte er ihr helfen. Nun hatte sie wirklich Verfolger die man auf keinen Fall unterschätzen sollte. Hoffentlich war der Vorfall unwichtig genug um nicht an verschiedenen Stellen von ihr zu berichten...

    Rasch schlüpfte sie wieder in ihre abgetragene Tunika, ihn nicht aus den Augen lassend. Eben noch hatte sie ihn verführt und schon jetzt begann sie es zu bereuen, dass sie es hatte zuende kommen lassen und erst dann reagiert hat. Schnell warf sie sich wieder ihren Mantel über, zog die Kapuze jedoch noch nicht ins Gesicht. Sie sah ihn an, noch immer ein wenig unregelmäßig atmend und den Dolch in der Hand. Er war noch blutig.


    "Das ist typisch Mann..."


    Doch ihr allzu typisches Grinsen wollte einfach nicht in ihr Gesicht kehren. Er stand zwischen ihr und dem Fenster und durch den normalen Gang konnte sie nicht. Am Ende waren da Soldaten. Und aus eben diesem Grund musste sie auch so schnell wie möglich an ihm vorbei, ehe er mit seinem Geschrei alle aufmerksam machte.


    Vor ihm hatte sie nichts zu befürchten, davon ging sie jetzt einfach aus. Also stürmte sie hektisch auf das Fenster zu und schwang sich über das Sims. Nein, sie wollte ihn nicht töten auch wenn es ihr vielleicht jetzt möglich war. Sie hatte sich schließlich in eine so dumme Situation gebracht und er hatte seine Pflicht getan. Er hatte ihr mit seiner Naivität schon genug zugespielt. Außerdem hatte es ja auch ihr Spaß gemacht.


    "Hoffentlich tut es weh!"


    rief sie ihm noch über die Schulter zu und barg ihr Antlitz wieder unter der Kapuze. Sie musste hier weg und zwar bald. Sie ging wieder langsam, durfte nicht hektisch wirken...

    "Ja, das könnte ich wohl..."


    raunte sie zurück und schloss die Augen bei seinen Berührungen. Schloss die Augen, doch öffnete leicht den Mund um aus diesem zu atmen. Bei seinen Küssen reckte sie ihren Hals leicht nach hinten und bot ihm mehr Fläche...


    "Warum allerdings sollte ich fortlaufen? Gib mir halt keinen Grund dazu..."


    hauchte sie leis. Doch, irgendwie hatte sie es auch vermisst, auch wenn sie sich dies nur sehr schwer eingestand. Als er die ersten Anzeichen machte, sie auszuziehen, stützte sie sich mit den Händen hab um in etwa auf seiner Höhe zu sein. Vielsagend lächelte sie ihn an und küsste ihn sachte am Hals, während sie ihn gewähren ließ. Doch eine Hand entbehrte sie als Stütze um an der Innenseite seines Oberschenkels entlangzustreichen. Sie musste ihn 'binden' ehe er sichs doch anders überlegte. Und ewig wollte sie nun auch nicht hier sein...

    Sie versuchte den Schmerz in ihrem Handgelenk zu ignorieren, auch wenn sich ihr Gesicht für einen Moment verzogen hatte. Doch sie durfte jetzt nicht abweichen, die Chancen standen einfach zu gut. Sie übte sachten Druck in seinem Nacken aus um seinen Kopf zu sich herunterzuziehen. Doch da er sich noch immer etwas versteifte, begann sie stattdessen mit ihrem Finger seinen Hals entlang bis zu seiner Schläfe und von dort zu seiner Brust zu streichen.


    "Entspann dich..."

    "Scheint so..."


    sagte sie in unverändertem Ton. Diese Rolle die sie nun spielte hätte niemand der sie kannte je für möglich gehalten. Noch weniger, dass es nicht das erste Mal war. Und es ist bislang auch ihr Geheimnis geblieben. Es gab am Ende niemanden mehr, der es hätte erzählen können, denn ein Mal von den beiden Versuchen war sie jemanden auf den Leim gegangen und nach alledem hatte er versucht sie zu töten, was allerdings misslungen war, da sie schneller reagiert hatte. Sie wollte nicht mehr töten. Sie würde stattdessen abwarten, wie es sich entwickelte.


    "Vielleicht solltest du die deinigen auch ablegen?


    sagte sie in vorsichtigem Tonfall, sie wollte nicht zu rasch zzu aufdringlich werden. Sacht kraulte sie seinen Hals...

    Sie hustete auf und schnappte nach Luft. Aus zornesfunkelnden Augen sah sie zu ihm auf. Langsam fühlte sie es wie so oft in sich hochkochen und sie begann ihre Beherrschung vollends zu verlieren: Sie bekam Angst. Doch sie durfte den Kopf nicht verlieren, sie würde hier nicht rauskommen, nicht mit roher Gewalt. Und er durfte den Dolch nicht entdecken. Eine alte Nummer, bei der die Chance auf Gelingen bei 30 Prozent stand, wenn überhaupt. Sie entspannte ihren Atem. Sie musste sich beruhigen, sonst brachte es nichts.


    "Bitte..."


    sagte sie leise und in einem Tonfall, der ihm deutlich 'etwas' signalisieren sollte. Eine Hand, ihre linke, hob sich und legte sich - allerdings sanft und nur sehr leicht - auf die rechte Seite seines Halses...

    Sie hatte gerade einen Fuß auf die Fensterbank gesetzt um hinauszuspringen, doch da wurde sie plötzlich zurückgerissen und landete hart auf den Boden. Noch ehe sie aufspringen konnte hatte sie ihn über sich und sein Knie in ihre Brust gestemmt, was sie einmal heftig Luft kostete. Sie stemmte ihre Hände gegen sein Knie um ihn von sich herunterzubekommen, doch es wollte ihr scheinbar nicht gelingen - sie war zu schwach. Aber sie war eben keine Kämpferin, sondern eine... Diplomatin?


    "Geh..."


    Presste sie heraus.

    Doch Dierna war intelligent und flink genug, sogleich die Richtung zu wechseln und stürmte in Richtung des Hinterausganges. Sämtliche Gespräche waren spätestens bei den Worten des Centurios gestoppt: Das Geschehen war doch viel spannender. Doch helfen tat niemand, ihr in etwa den Weg versperren. Viele hier kannten ihre Situation und verhielten sich neutral. Andere wiedrum waren zu überrascht um etwas zu machen.


    Sie hingegen visierte die Tür an und riss diese auf um stolpernd die Schwelle zu übertreten. Ihr Herz hämmerte heftig gegen ihre Brust: In einer so bedrohlichen Situation war sie bislang noch nie. Als sie an einem Gang hinter der Tür angelangte, überlegte sie fieberhaft in welche Richtung sie laufen sollte und sie entschied sich für die rechte und die hinterste Tür ebenfalls zur Rechten. Da! Ein Fenster. Auch gut, es muss ja nicht immer eine Tür sein. Sie rannte darauf zu, doch sie bekam es nicht auf. Hektisch riss sie am Griff, bis es endlich nachgab...

    Ihre Augen blitzten bei seinen Worten gefährlich. Seine Stimme hatte sich insofern verändert, dass es ihr gar nicht gefiel. Sie klang entschieden und die Wahl seiner Aussprache - im Befehlston - verhieß nichts gutes. Sie stützte sich vom Tisch ab und stand ihn anlächelnd auf.


    "Ich danke jedenfalls für das nette Gespräch!"


    Da erklang plötzlich hinter dem Centurio eine Stimme, die Stimme einer Dame, die recht laut rief und ihren Mann am Arm zog.


    "Da, das ist das Miststück!"


    Dierna sah zu ihr und erkannte sie augenblicklich wieder. 'Mist' dachte sie. 'Nun muss ich mich aber beeilen.' und drehte sich auf dem Absatz um, um herauszueilen. Verflucht aber auch, sie hätte in Mogontiacum bleiben sollen. Von wegen hier war sie sicher..

    'Verdammt' schoss es ihr durch den Kopf. Eigentlich hatte sie vogelfrei anders gemeint und doch stimmte die Deutung, die er nun annehmen musste. Wie leichtsinnig von ihr, sie konnte jetzt nicht schon wieder etwas anderes behaupten.


    "Offiziell? Ja, von einer Bande aus meiner Heimat. Ich kann mir kaum vorstellen, dass sie sich wegen eines Armbandes so aufregen, zumal ich es schon lange nicht mehr habe. Und einen anderen Grund, weshalb sie mich verfolgen kann ich mir auch nicht erklären. Erst vor kurzem haben sie versucht mich umzubringen. Da war ich noch in Mog.. mog.. ach diese große Stadt!"


    Sie deutete auf den zweiten Becher und sah ihn fragend an. Doch er schien für sie gedacht und so griff sie freimütig nach diesem.


    "Doch anstatt auf Hilfe treffe ich im römischen Imperium nur auf Abneigung, schon damals in Britannia. Und da sie mir öffentliches Erscheinen unmöglich machen, muss ich mir mein täglich Brot stehlen."


    Und das stimme. Nur, ob er ihr auch glauben würde? Schließlich waren diese Worte wirklich fast nur gedacht, um Mitleid zu erzeugen. Natürlich hatte sie damals versucht Hilfe zu erhalten, doch da sie zu dem Zeitpunkt bereits dem Stehlen frönte, half man ihr freilich nicht sondern jagde sie ebenfalls. Diesen Teil der Wahrheit musste er allerdings nicht unbedingt erfahren...

    "Ich habe nichts von einer Familie zu berichten."


    erwiderte sie trocken. Sie hatte nicht einmal die Möglichkeit sich einer Familie zu erinnern, da sie mal hier mal dort bei einem reisenden Volk lebte. Ihre Eltern kannte sie nicht. Sollten bei einem Brand verstorben sein. Doch da sie ein familiäres Leben nicht kannte, trauerte sie nicht. Es war ihr gleich.


    "Und eine bestimmte Heimat hatte ich nie. Ich habe mit keiner Silbe gelogen als ich erwähnte, dass ich vogelfrei bin."


    Es tat gut. Nun konnte sie sicher gehen, wenn sie es bezweckte. Doch sie würde es nicht direkt tun, würde sich den sicheren Rückweg erst erschleichen, indem sie im vertrauensseelig begegnete. Indem sie ihn glauben lassen wollte, dass sie niemals etwas tun könnte.