In seiner Haltung verharrend, da ihm nicht die Anweisung erteilt worden war aufzustehen, fuhr er sogleich fort.
"Pontifex Maximus. Kurz nach meiner Ernennung äußerte die Sacerdos Publicus, Decima Valeria, die Bitte sie nach Colonia Claudia Ara Agrippensum zu versetzen. Sie sagte, dass dort ihre Familie weilt und das Collegium Pontificium dies nicht wusste, als man sie dorthin entsandte.
Pontifex, vor meiner Abreise nach Germania sprach ich mit der ehemaligen Pontifex Tiberia Claudia, welche ja damals dem Collegium Pontificium angehörte. Sie selbst entsandte Decima Valeria nach Germanien, nach Magontiacum, da zuvor schon eine Sacerdos Iunonis, wie es die Sacerdos Decima ist, nach CCAA entsandt wurde. Das wusste auch ich und fragte deshalb noch einmal nach, warum sie denn unbedingt nach CCAA will.
Vorher müsst ihr wissen, Pontifex Maximus, sprach ich in der Regia mit dem Legatus Augusti Pro Praetore, Senator Decimus Meridius, welcher auch zugleich der nächste Verwandte der Decima Valeria ist.
Nun denn, Decima Valeria sagte mir, dass sie ihre Familie nicht sehen könne, wenn sie in Mogontiacum bleibe. Doch zuvor sprach ich mit Senator Meridius, welcher der ihr nächster Verwandte ist, darum kam mir das merkwürdig vor. Ferner schlug sie mir vor Aurelia Antonia zu sich zu holen, sie dafür nach CCAA zu entsenden. Pontifex, ich verstand nicht was sie damit bezwecken wollte, ihre nähere Verwandschaft lebt noch heute in Mogontiacum und nicht in CCAA. So verwehrte ich ihr diese Bitte, schließlich war sie eine junge und tatkräfitge Sacerdos, welche ich nicht missen wollte. Mogontiacum ist außerdem ausgebauter, größer, als CCAA, man musste dort präsent sein und ich wollte nicht zwei junge Priesterinnen, welche noch zugleich der selben Göttin dienen, in ein und dieselbe Stadt entsenden, in der doch eher Mars zu verehren war, als Iuno, da dort eine Ala und Legio stationiert sind.
Anscheinen belog sie mich, Pontifex Maximus, denn als Grund nach CCAA zu reisen gab sie ihre Familie an, zu der Zeit war sie hoch schwanger und sagte, dass es Iunos Wunsch sei, dass ihr Kind zu dem Vater gelangt, welcher in der Legio IX Hispana angeblich stationiert sein sollte, er sei der Sohn des Senators Meridius. Doch Pontifex, zuvor sprach ich noch mit Senator Meridius über dessen bevorstehende Hochzeit und er teilte mir mit, dass sein einziger Sohn noch leider in Hispania weilt und zur Hochzeit wohl nicht erscheinen kann. Sie hat gelogen, Pontifex, der Vater des Kindes war nicht in CCAA, sondern in Hispania. Ich habe jedoch eingelenkt und gesagt, dass ich sie entsenden würde, falls sich Aurelia Antonia dazu bereiterklärt nach Mogontiacum zu kommen. Desweiteren sagte ich ihr, dass man sein eigenes Wohl nicht über das der Götter stellen sollte, da sie ja fälschlicherweise ihre Familie als Grund angab. Ich sagte ihr, dass ich selbst eine Person habe, die in Hispania den Göttern dient, welche ich auch zu ehelichen versuche, meinen Dienst an den Göttern immer in den Vordergrund gestellt habe, sowie auch diese Person. Ich wollte ihr aufzeigen, dass sie als Priester die Pflicht hat den Göttern zu dienen und nicht ihren eigenen Wünschen nachzugehen, so wie ich es immer getan habe. Wäre es anders, so wäre ich heute schon verheiratet, Pontifex Maximus.
Sie sagte mir, dass es Iunos Wille sei, dass sie nach CCAA gehen müsse. Doch aufgrund der vorherigen Lüge schenkte ich ihr keinen Glauben, denn sie behauptete einfach, dass es der Wunsch der Göttin war, ohne ein vorheriges Opfer, ohne irgendwelche Zeichen. Schon das ist für mich ein Frevel an den Göttern, Pontifex Maximus, denn man spielt nicht mit ihnen und ihrem Willen. Sie sagte, dass es der Wunsch der Iuno Lucina und Pronuba sei. Doch mein Kaiser, Iuno Lucina ist die Schutzherrin der Geburt und würde wohl niemals zulassen, dass Decima Valeria kurz vor der Entbindung ihres Kindes die Strapazen einer solchen Reise auf sich nimmt, besonders ohne ein Zeichen, ohne ein Opfer der Priesterin. Und Iuno Pronuba ist die Schutzherrin der Ehe, doch Decima Valeria ist bis heute nicht verheiratet, geschweige denn verlobt. Das warf ich ihr vor, ihre Lügen und Ausreden. Mit einem spöttischen Satz antwortete sie mir. Sie sagte, ihre Verlobung stehe kurz bevor. Ich konnte mich noch beherrschen, Pontifex, doch ich wollte zu gerne über solch Dreistigkeit die Beherrschung verlieren und sie des Dienstes verweisen. Danach fügte sie an, dass ich manches nicht richtig zu deuten weiß. Ich konnte mich beherrschen. Doch darauf hin stand sie auf und sagte wiederum spöttisch sie werde in Bälde wiederkommen, wenn ich darüber nachgedacht habe.
Pontifex Maximus, solch eine Frechheit habe ich noch nie erlebt, geschweige denn Vermutet. Während diesem kurzen Besuch log sie, beging Frevel an den Götten und machte sie über mich, ihrem Vorgesetzten, lustig. Mein Entschluss stand fest, ich wollte sie in Mogontiacum behalten, zumindest ihrem Ungeborenen wollte ich die Strapazen der Reise ersparen.
Mein Kaiser, doch was tat sie? Sie sagte, dass sie mich nochmals Besuchen würde, doch statt dessen schrieb sie einen Brief an das Collegium Pontificium. In diesem Brief log sie sicherlich, verfälschte die Geschehenisse, da bin ich mir sicher, so, wie sie es in unserem Gespräch getan hatte. Ich bin mir dessen sicher, denn als Antwort erhielt ich plötzlich einen Brief, indem stand, dass ich sie gehen lassen soll. Die Begründung, mein Kaiser, für diesen Entschluss ist geradezu unverständlich. Das Collegium Pontificium sagte darin, dass die Abkehr von dem Cultus Deorum leicht sei und man keine Priester verlieren wolle. Man schrieb, dass die Sacerdos im Moment in ihren Gedanken bei wichtigeren Angelegenheiten ist, doch Pontifex, was ist wichtiger als die Götter, der Erhalt der Pax Deorum?! Es ist für mich unverständlich wie man so entscheiden konnte, dazu noch mit solch einer Begründung!
Ich entschied mich, man möge mir hier vergeben, durch Überzeugung und mein Wissen über diese Priesterin nicht so zu handeln, wie es das Collegium vorschrieb, sondern sie nicht ziehen zu lassen.
Doch was erfuhr ich einige Zeit später, als mir auffiel, dass sie nicht im Tempel war?! Sie war alleine abgereist, ohne eine Mitteilung meinerseits, sowie einer des Collegium Pontificium, da der Brief einzig und allein an mich adressiert war und nur ich ihn las, in Händen hielt.
Sie brach ohne jegliche Erlaubnis alleine auf. Noch dazu in ihrem Zustand, sie war hoch schwanger. Pontifex Maximus, ich war wütend, doch wartete ich ab, schickte einen Brief an das Collegium Pontificium diese Entscheidung zu überdenken, begründete dies so gut, wie ich es in meinem Zustand konnte - ich war sehr wütend über ihre Dreistigkeit und die Hintergehung meiner Autorität.
Doch bevor ich eine Antwort aus Rom erhielt suchte mich die Sacerdos Publicus, Aurelia Antonia, auf. Was ich von ihr hörte konnte ich nicht glauben.
Sie sagte mir, dass das Kind der Decima Valeria tot zur Welt kam. Pontifex Maximus, dies war ein Zeichen Iunos, ein Zeichen der Götter! Für diesen Frevel, welchen die Sacerdos Decima Valeria begang, druch ihn starb ein Neugeborenes. Ich war besorgt, nicht um die Sacerdos, sondern um weitere Reaktionen der Götter, die Pax Deorum. Aurelia Antonia ist eine gottesfürchtige Priesterin, sehr strebsam und hat sich bewusst schon in Rom nach CCAA versetzen lassen, da sie dort bei ihrem Cousin Obhut hat. Doch was sie erzählte, das schnurrte meine Wut noch mehr. Sie sagte, dass sie gut mit den verschiedenen Priestern in CCAA ausgekommen war, bis eine neue Sacerdos erschien. Nämlich jene, über die ich immer gesprochen habe - Decima Valeria. Sacerdos Aurelia Antonia erzählte mir, dass Decima Valeria im festen Glauben sei, dass Aurelia Antonia weichen müsse. Sie erzählte mir von einer schier unglaublichen Unkooperation und Anmaßung. Pontifex Maximus, die Sacerdos bat mich in ihrer Verzweiflung darum Decima Valeria zu versetzen! Ich sagte dieser, dass Decima Valeria unrechtmäßig in CCAA weilt und sie ihr sagen soll, dass ich sie sprechen will. Ich wartete Monate, Pontifex Maximus, doch sie kam nicht, statt dessen kam der Legatus Legionis, Senator Decimus Livianus. Pontifex Maximus, sie bat den Legatus mich dazu zu bewegen sie nicht wieder nach Mogontiacum zu holen - unglaublich. Der Legatus warf mir natürlich das vor, was sie ihm vorgelogen hatt, doch am Ende habe ich ihm meine Sicht der Dinge geschildert und er verstand meine Ansicht. Unglaublich, dass sie selbst einen Legatus Legionis in Cultus Deorum interne Angelegenheiten einschreiten ließ, sich hinter seiner Position in Schutz vor mir, der hintergangen wurde, wissen wollte. Außerdem teilte er mir mit, dass der Vater ihres Kindes auf hoher See verschollen sei, unglaublich, da sie das schon vorher zu wissen schien und dennoch log.
Als ich dann einen Brief aus Rom erhielt, indem das Collegium Pontificium wiederum, jedoch ohne Begründung, entschied, dass die Priesterin versetzt werden sollte, so machte ich mich auf zu dir, Pontifex Maximus, bevor noch die Götter zürnen oder Decima Valeria Hass und Missgunst bei der Priesterschafft in CCAA auslöst.
Natürlich sorgte ich vor meiner Abreise um Vertretung und teilte meinem Scriba mit, dass er allen sagen soll, dass ich verreist bin.
Versteht ihr, mein Kaiser, was ich sagen will?
Diese Priesterin belügt uns alle, schnürrt Hass, besitzt eine unglaubliche Dreistigkeit, hintergeht nicht nur mich, sondern auch die Götter. Ich bin besorgt, denn nur die Götter wissen, was ihre nächsten Machenschafften für Schäden tragen werden. Ein Kind ist schon tot, der Priesterschaft in CCAA ist sie verhasst und ich, mein Pontifex, ich bin müde und zutiefst beleidigt worden, man verkennt die Lage. So bitte ich euch, tut das Richtige."
Nun war alles gesagt, was er auf der Seele hatte, nun war die Wahrheit geschildert worden und er hatte Befreiung erfahren, die, nach der er sich die ganzen Monate sehnte.
edit: Satz eingefügt.