Beiträge von Marcus Caecilius Decius

    "Hahaha, vier, hahaha. Du darfst wieder zahlen, Pyrax."


    Lucius grinste hämisch und gab dem Wirt zu verstehen, die nächte Kanne Wein herbeizuholen. Decius blickte Pyrax derweil mitleidig an und nahm einen tiefen Schluck aus seinem Becher.


    "Ach verdammt, ich mach da nicht mehr mit." grollte Pyrax und schmetterte die Würfel wütend auf die Tischplatte so dass Lucius schnell zugreifen musste um zu verhindern dass sie irgendwo auf den Boden fielen. Pyrax schaute sich verstohlen zu der Gruppe Legionäre der Prima um und wandte sich an seine Kameraden:


    "Wie wärs wenn wir den Burschen da drüben anbieten würden zu uns zu stoßen..."


    "Du hoffst doch nur dass jemand unter ihnen ist de rnoch miserabler Würfelt als du, hehe." stichelte Decius, dann drehte er sich zu den Legionären um.


    Hey Jungs, habt ihr Lust uns Gesellschaft zu leisten?"

    Bald würde es weitergehen, die Tage des auf friedlichem römischem Boden befindlichen Lagers waren gezählt. Also machte Decius sich mit zwei Kameraden auf den Weg zur nächsten Taverne in der Stadt um noch einmal guten Wein zu trinken (und den Marschvorrat an köstlichem Tropfen aufzufüllen).


    So traten die drei Gardisten in die Gaststätte und suchten sich sogleich ein Plätzchen an einem Tisch. Mit einem Blick übersah Decius den Schankraum und registrierte dass sie hier nicht die einzigen Mitglieder der römischen Armee waren, wenn er auch keine Kameraden von der Garde entdecken konnte.
    Kaum hatten Decius, Quintus und Pyrax sich gesetzt kam auch schon der Wirt herbeigewatschelt und blickte sie fragend an.


    "Eine Kanne deines besten Weines!" bestellte Decius, der Wirt nickte und verschwand in Richtung Theke. Lucius holte derweil zwei Würfel hervor und blickte seine Kameraden herausfordernd an.


    "Na, wie wärs: Der Verlierer zahlt die Runde."


    "Ähh..." war Pyrax wenig Zustimmung verheißender Kommentar, hatte er doch meistens Pech beim Würfeln. Decius aber grinste nur und nickte zustimmend.


    "Eine gute Idee, so werde ich eine Menge Geld sparen."


    Und schon begann Lucius mit dem Würfeln.

    Zitat

    Original von Gaius Tallius Priscus
    "Äh, ja und?" Priscus guckte ziemlich irritiert, als sich der Mann ihm salutierend vorstellte. Die Begrüßung klang so, als wäre ihre letzte Begegnung schon länger her. Aber Priscus hatte keine Ahnung.


    Decius musterte den Optio belustigt, anscheinend erkannte er ihn nicht. Nun ja, es war ja auch schon eine Weile her und er war nicht der einzige gewesen.


    "Ich war damals in deiner Centurie bevor ich von der Garde rekrutiert wurde. Unter anderem lernte ich von dir das Bedienen von Geschützen." versuchte er den Erinnerungen des Mannes auf die Sprünge zu helfen.

    Decius schritt mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht auf den Optio zu. Ja, es war tatsächlich einer seiner alten Ausbilder bei der Prima!


    "Optio Priscus, du bist es tatsächlich."


    Decius blieb vor dem sitzenden Optio stehen und salutierte gespielt ernsthaft.


    "Caecilius Decius!" stellte er sich vor und war gespannt, ob der Optio sich an ihn erinnerte. Im Hintergrund registrierte er wie sich wohl einige Legionarii am Lagerfeuer über die Praetorianer lustig machten... aber sie verstummten schnell als sie sahen dass ein Gardist herbeigekommen war. Im inneren schmunzelte Decius, es war doch immer das gleiche zwichen Gardisen und Legionären. Ihnen wurde ja bloß das recht angenehme LEben und der höhere Sold geneidet...

    Decius marschierte Gedankenverloren durch das Lager und war auf dem Weg zu den Zelten seiner Centurie als er an einem vor den Zelten einer Centurie der Prima einen Ziegenbraten über dem brennenden Lagerfeuer sah.


    Er hielt einen Augenblick schmunzelnd inne und wollte seinen Weg fortsetzen mit dem Gedanken, dass so eine Ziege doch auch eine gute Mahlzeit für ihn und seine Kameraden wäre, da gewahrte er an dem Lagerfeuer sitzend eine Gestalt die ihm vage bekannt vor kam. Da saß doch, wenn ihm seine Augen nicht einen fürchterlichen Streich spielten, sein ehemaliger Optio!


    Bei seiner Centurie war er momentan entbehrlich, und so straffte Decius sich und trat einige Schritte auf die Soldaten zu.


    "Optio Priscus?"

    Das Marschgepäck geschultert, mit aufgesetzten Helmen marschierten die Soldaten in Richtung Feindesland. Decius' Centurie befand sich in der Marschordnung wie die anderen Centurien der Garde bei dem Kaiser und seinem Stab um das zu tun weshalb sie hier waren: Ihn zu beschützen.


    Die bei Zeugma über den Euphrat und damit über die Grenze führende Brücke lag nun auf dem Weg, und den Milites wurde bewusst dass sie nun wahrhaftig im Begriff waren auf feindliches Territorium zu marschieren. Ab jetzt hieß es erhöhte Wachsamkeit walten zu lassen, die Zeit der Entspannung neigte sich rapide ihrem Ende. Die genagelten Militärstiefel knallten auf dem festem Stein der Brücke und erzeugten eine imposante Geräuschkulisse. Decius' war vage bewusst dass er nun Teil einer Streitmacht war die wohlmöglich Geschichte schreiben würde.

    Decius saß an einem Tisch vor dem Zelt des Centurios und war mit einigen Schreibarbeiten beschäftigt. Die Verwaltungsarbeiten während eines Feldzugs waren zwar nicht ganz so umfangreich wie während des regulären Dienstes in ROm, aber dennoch gab es einiges was auch im Feld erledigt werden musste. Und Centurio Pacuvius hatte die Angewohnheit sämtliche Schreibarbeit auf seinen Stellvertreter abzuwälzen. "Ein Optio müsse sowas ja lernen damit er wisse was für eine verdammte Arbeit so eine Centurie mache", so lauteten seine regelmäßigen Reden. Als ob Decius soetwas lernen müsse, er war schließlich ein Caecilier!
    Aber es half nichts, und daher saß er nun hier an dem provisorischem Schreibtischchen und verfasste Straf- sowie Rationenlisten und Dienstpläne.


    Als er die meiste Arbeit erledigt hatte, kam ihm der Wortwechsel mit seinem um einiges älteren Cousin in den Sinn. Er nahm sich ein Papier und machte sich daran, einen ordentlichen Brief zu verfassen.



    An den
    Praefectus Praetorio
    G. Caecilius Crassus
    Roma


    Salve Cousin,


    mit Freude kann ich dir schreiben dass die I. Centurie der V. Cohorte ohne Zwischenfälle und Zeitverzug zur kaiserlichen Streitmacht bei Zeugma hinzugestoßen ist. Die Stimmung unter den Truppen scheint gut zu sein, die Männer sind erfüllt von der gespannten Erwartung auf einen Feldzug gegen den Feind im Osten. Zum Auftakt des Feldzuges hielt der Imperator Caesar Augustus eine umfassende Rede an die Offiziere während der man erkennen konnte dass er noch immer ein alter Feldherr erster Güte ist; Dieser verweichlichte parthische Potentat mit diesem unaussprechlichen Namen wird nicht lange Freude an seiner neuen Eroberung haben!


    Das Land allerdings ist die Reise nicht wert, ebenso trostlos wie der Süden Hispanias, auch wenn es bisweilen sehr imposant anzuschauen ist. Den Vergleich mit Italia jedoch hält es wie zu erwarten nicht stand. Schon beginne ich die Hügel Roms zu vermissen, obgleich es auch hier fruchtbare Ecken zu geben scheint.


    Als Anlage sende ich dir mit dem Brief eine Abschrift der Rede des Kaisers, mir bleibt noch zu sagen dass du dich auf die Pflichterfüllung der Garde verlassen kannst.


    Vale bene, Praefecte!


    Als er geendet hatte, schaute Decius sich sein Werk an und setzte schwungvoll seine Unterschrift darunter. Dann wartete er bis die Tinte getrocknet war, suchte eine Abschrift der kaiserlichen Rede aus dem vor ihm liegenden Stapel und rollte beides zusammen. Nachdem er die Nachricht ordnungsgemäß verpackt hatte legte er sie auf den Stapel der durch die Equites Singularis nach Rom zu verschickenden Post und fuhr mit der Bearbeitung einiger Papierarbeiten fort.

    Als die Befehle zum Abbau des Lagers kamen machten sich die Milites unverzüglich an die Arbeit. Die Zelte wurden abgebaut und sorgfältig auf den Maultieren verstaut, ebenso die Getreidemühlen sowie die Pila Muralia und ein Teil der Schanzwerkzeuge. Nachdem das erledigt war, schnürten die SOldaten ihr Marschgepäck zusammen und legten die Koppeln an.


    Decius war es wie auch einigen seiner Kameraden gelungen seinen Marschproviant mit etwas frischem Obst aufzustocken an dem er sich während des folgenden Marsches würde gütlich tun können. Momentan jedoch war er damit beschäftigt einem etwas störrischem Maultier mit einem Kameraden sowie einem Trossknecht einen Haufen Gepäck aufzuschnallen. Aus irgendeinem Grund war das Tier völlig aufgekratzt, und der Trossknecht mühte sich ab das Tier zur Ruhe zu bringen.

    Der Tag neigte sich dem Ende zu, und Decius saß mit einigen Milites um ein kleines Lagerfeuer herum und beendete soeben seine Mahlzeit. Nachdem er sein Eßbesteck verstaut hatte, zauberte er zur Freude seiner Kameraden einen Weinschlauch hervor und verkündete, dass er diesen Wein den er den ganzen weiten Weg aus Rom mitgeschleppt hatte als Auftrakt zu einem erfolgreichem Feldzug nun spendieren würde. Die Becher wurden gefüllt, und die Soldaten ließen sich das Getränk munden. Decius hatte den Wein in Rom erstanden, kurz bevor sie die Reise begonnen hatten, und er hatte darauf geachtet einen besonders guten zu erstehen.


    Auf seinem Gang durch das Lager hatte Decius tatsächlich einige seiner ehemaligen Kameraden aus der Legio getroffen, hatte sich mit ihnen über ihre Erfahrungen und Pläne ausgetauscht und dabei schon ordentlich etwas getrunken, so dass er wohl Morgen mit Kopfschmerzen aufwachen würde.

    nachdem er nun seine Pflichten erfüllt hatte, gönnte Decius sich ein wenig Ruhe und beschloss, einen Spaziergang durch das Lager zu unternehmen. Auch wenn jedes militärische Lager im Prinzip gleich aufgebaut war und es insofern nicht viel zu entdecken gab so wollte er doch einmal schauen wie es den Männern der Ersten so erging. Seine militärische Karriere hatte er in der Legio Prima begonnen, und möglicherweise würde er ja alte Kameraden antreffen.


    So verließ er den Lagerplatz seiner Centurie und begab sich zur erstbesten Lagergasse die mit Unterkunftszelten der Legio I gesäumt war. Er schaute sich um und ließ das übliche Lagerleben auf sich wirken: Vor einem Zelt versammelte Soldaten beim Essen, Caligae säubernde Soldaten, herumstehende Soldaten, geschäftig wirkende Soldaten, würfelnde Soldaten... es war in jedem Lager im Grunde das gleiche. Allein der schäbige, staubige Sand verlieh der gesamten Szenerie etwas trostloses. So marschierte er ein wenig herum und hielt die Augen nach ehemaligen Kameraden offen.

    Decius trat vor die Zeltreihen und gab Befehl dass die Soldaten sich vor ihren Zelten aufstellen sollten.


    "Milites, e tabernaculis!"


    Daraufhin sprangen die Männer auf, huschten aus den Zelten oder kamen eilig herbeigelaufen, sammelten sich vor ihren Zelten und stellten sich dort in einer geraden Reihe auf. Vor jedem Zelt standen nun 8 Soldaten, und Decius begab sich zum ersten Zelt in der langen Reihe um dort mit der Kontrolle zu beginnen. In dem ersten sowie zweitem Zelt hatte er nichts zu beanstanden, die Ausrüstung war ordentlich verstaut und so gut es in einem Feldlager eben möglich war vor Dreck und Staub geschützt; Die Schilde standen ordentlich und verhüllt vor dem Zelt. So gab Decius auch nur die üblichen Floskeln ab was man noch alles hätte besser machen können, aber er wollte seinen Kameraden den Tag nicht dadurch versauen dass er ihnen ihr wirklich ordentliches Zelt auseinander nahm.
    In einigen Zelten allerdings sah es nicht so schön aus, und da musste er dann mal wieder richtig laut werden.


    "Miles, warum hast du deinen Verpfelgungsbeutel nich tordentlich verschnürt? Was hat der hier auf dem Boden verloren, willst du zum Frühstück Sand essen? Aufräumen, aber sofort!"


    Der Angesprochene nickte eilfertig und machte sich eifrig daran seine Nachlässigkeit ungeschehen zu machen, und Decius schritt weiter die Zelte ab, schaute in jedes hinein und bemängelte lautstark jede Unordnung.
    Schließlich hatte er das letzte Zelt kontrolliert und ließ die Männer wieder ihren Beschäftigungen nachgehen.

    Später nach der Rede des Kaisers kam Centurio Pacuvius zurück zu seiner Centurie und trat an Decius heren.


    "Optio, lass die Centurie geschlossen vor meinem Zelt antreten."


    Damit wandte er sich ab und marschierte stampfend zu seinem Zelt, und Decius machte sich daran die Männer zusammenzutrommeln. Er schritt die Zeltreihe ab und rief die Männer herbei:


    "Milites, convenite! Vor dem Centurionenzelt antreten, zack zack!"


    Als er am Ende der Zeltreihe angelangt war, machte er auf dem Absatz kehrt und achtete darauf dass die Männer flott genug aus den Zelten herausgekrochen kamen. Das Sammeln dauerte wie bei der Garde üblich nicht lange und schon sehr bald stand die gesamte Centurie vor dem Centurionenzelt in Reih' und Glied versammelt, und Pacuvius trat vor die Männer.


    "Milites, venite! bellte er, und Decius trat an ihn heran um Meldung zu machen.


    "Centurio, Optio Caecilius Decius meldet die I. Centurie wie befohlen vollständig angetreten!"


    Dann trat auch er in die Reihe ein, und der Centurio ließ wieder seine donnernde Stimme erschallen; Und er war nicht der einzige. Bei den anderen Zeltreihen waren die Centurien ebenfalls angetreten und lauschten den Worten ihrer Offiziere.


    "Oculos Prosam!


    Er zog eine Abschrift der Rede hervor, rollte sie auf und trug das geschriebene vor, wobei er versuchte seiner Stimme die gleiche Kraft zu geben wie zuvor der Imperator der seinen gegeben hatte:


    "Centurionen! Decurionen! Signifer! Praefecten! Tribune! Legaten!


    In zwei Tagen werde ich dieses Heer, das sich hier versammelt hat, über den Euphrates führen und damit in Feindesland. Osroes, der König der Parther, der von seinem Volk als König aller Könige bezeichnet wird, hat es gewagt, den Frieden unserer Grenzen zu stören. Roms Herrschaft endet nicht an einem Wasserlauf, Roms Herrschaft reichte darüber hinaus. Als Schutzmacht stand Rom ein für die Sicherheit von Armenia und Mesopotamia, als starker Rückhalt der dort regierenden Könige, die Roms Treue zu schätzen wussten. Parthia meint diese Treue herausfordern zu müssen und unsere Grenzen und Kräfte zu testen. Ein billiger Versuch, an Roms Macht zu zweifeln, und ein Versuch, der durch euren Einsatz scheitern wird.


    Ihr werdet euch fragen, welche Interessen Rom in diese Wüste treiben. Welche Schätze es sind, die euch nun schon Tage durch Sonne und Staub marschieren ließen und es noch viele weitere Tage von euch verlangen werden. Ihr habt Recht, wenn ihr kaum saftige Wiesen seht, keine üppigen Felder, keine sprudelnden Quellen. Die Oliven wachsen weiter im Süden, die Pferde kommen aus Cappadocia und die Silberminen liegen in Cilicia. Und doch ist dies kein totes Land! Ihr seht die Straßen, über die wir gewzogen sind und ihr seht die Menschen, die über diese Straßen ziehen. Rom ist die Herrin der Welt, die diese Straßen baut, um die Menschen zu erreichen. Straßen, auf denen die Menschen gerne ziehen und Rom als Dank ihre Schätze bringen. So wie das Wasser Rom nicht daran hindern konnte, nach Britannia überzusetzen, wird die Wüste Rom nicht daran hindern können, nach Osten vorzurücken. Wir haben die Götter befragt und sie haben diesen Weg gutgeheißen, denn Roms Interesse sind die Interessen der Welt und wir gehen hin, um sie zu vertreten. Die Herrscher von Armenia und Mesopotamia, die sich diesen Interessen angeschlossen haben, haben die Parther nicht gerufen, die nun ihre Städte besetzen. Jetzt ist es unser Auftrag, diese Interessen zu verteidigen.


    Unser Ziel wird Mesopotamia sein. So wie hier, macht sich in Satala zur selben Zeit ein zweites Heer bereit, um Armenia zu durchqueren. Wenn Rom angegriffen wird, schlägt es mit doppelter Kraft zurück. Legionen werden marschieren, Auxiliare werden marschieren. Ihr seid nicht allein und tut es nicht für euch. Die Götter sind mit uns und wir tun es für Rom. Wie die zwei Schwingen des römischen Adlers werden die zwei Heerzüge über das Land fegen. Wie die zwei Gesichter des Gottes Ianus werden die Anfang und Ende zugleich sein. Das Ende parthischer Umtriebe und ein neuer Anfang im Osten. Wie die zwei Ströme, die dieses Land prägen, werden sie dem Land die römische Prägung geben, die es verdient hat. Ihr seid Krieger Roms, ihr seid Erhalter der Ordnung, ihr seid Boten der Kultur. Ihr und eure Kameraden, die durch Armenia ziehen, werdet Osroes und seinen Prinzen zeigen, was römische Werte, römische Treue und römische Stärke sind.


    Wir werden nicht leichtfertig sein. Wir werden nicht in den Nebel des Saubes und des Sandes stürmen, ohne den Weg und das Ziel zu kennen. Kein Parther braucht zu glauben, dass er im Vorteil wäre, weil er näher an seiner Heimat kämpft als wir. Roms Heimat ist die Welt. Eure Kameraden haben die Alpen überquert, die Sümpfe Belgicas überwunden, sind in Africa gelandet, haben das Dacische Hochland bezwungen. Sie haben Flotten versenkt, Heere vernichtet, Festungen genommen. Jede Niederlage hat Rom nur stärker gemacht, denn man macht gegen keinen Gegner zweimal denselben Fehler. Stellt euch ein auf Hinterhalte, auf heimtückische Angriffe im trockenen Felsland, auf Reiter, die sich feige zurückziehen, alleine auf ihre Schnelligkeit setzend und sonst nichts. Stellt euch ein auf Festungen, die ihre Eigentümer für unbesiegbar halten und auf das Wasser, das sie an ihren Mauern herab gießen werden, um uns in der Trockenheit unserer Lager zu verhöhnen. Stellt euch darauf ein und ihr wissen, was euch erwartet und könnt es besiegen. Kein Schritt wird uns in unbekanntes Land führen. Die Gefahren mögen groß sein, doch wir werden uns ihnen stellen und wir werden siegreich sein.


    Die Parther sind gekommen, um einen Krieg zu beginnen. Wir sind gekommen, um ihn zu führen und siegreich zu beenden. Ihr wurdet dafür ausgebildet, diesen Krieg zu führen. In unserem Heer werden Männer ziehen, die kurz vor ihrem ehrenvollen Abschied stehen und solche, die erst kurz vor dem Aufbruch zu uns gestoßen sind. Sie alle sind ein Heer, eine Kraft, eine Waffe. Die Adler und Feldzeichen mutig voran, die Centurionen als verlässliche und unzerstörbare Türme in der Schlacht, die Offiziere als kluge Lenker im Feld. Es macht mich nicht froh, ein Heer in die Schlacht führen zu müssen, aber es macht mich glücklich, dass ihr dieses Heer seid.


    Ich will uns siegen sehen!


    Ich will Rom siegen sehen!


    Und Rom wird uns siegen sehen!"


    Die letzten Worte hatte er noch einmal mit ganzer Kraft gebrüllt, und die Milites waren in den Jubel eingefallen. Auch aus den anderen Zeltreihen hörte man Jubelrufe erschallen; Auch wenn die Sodlaten ob des zeitweisen durcheinanders an verschiedenen Stimmen nicht alles von der Rede hatten verstehen können so verfehlte diese doch nicht ihre Wirkung auf die Soldaten: Nun fühlten sie sich endgültig in einem Kriegszustand, und die Unruhe über das Bevorstehende wurde von einer Zuversicht überschattet.


    Nach einigen Momenten hob der Centurio die Hand um die Männer zum Schweigen zu bringen und ließ sie wieder Haltung annehmen.


    "Milites, state!


    Daraufhin löste sich die Versammlung geordnet auf und die Soldaten marschierten in ihren Contubernia zurück zu den Zelten. Decius blieb noch einen Augenblick denn Pacuvius gab ihm zu verstehen dass er ihn sprechen wollte.


    "Optio, die Männer haben zwar den Tag zur freien Verfügung, aber führe noch eine Zeltkontrolle durch. Ich möchte dass die gesamte Centurie in einem ausgezeichneten Zustand ist und gleichzeitig keine Nachlässigkeit oder Routine überhand nehmen lässt!"


    "Jawohl, Centurio."


    Pacuvius ließ ihn wegtreten, und Decius machte sich daran den Befehl auszuführen.

    Decius und seine Kameraden saßen vor ihren Zelten und aßen ihre erste Mahlzeit in Zeugma. Zwar hatten sie gehört dass der Kaiser eine Rede halten würde, aber ebenso hieß es dass nicht genug Platz für alle Milites sei und die Rede daher später von den Centurionen vor den Centurien vorgelesen würde. Decius' Centurie hatte frei bekommen, und diese freie Zeit (Wohl ihre letzte für eine ganze Weile) gedachten sie zu nutzen. Als Gardisten war es für sie nicht ein ganz so großes Ereignis den Kaiser wahrhaftig zu sehen.
    Also saßen sie da, aßen, lachten und scherzten.

    Schließlich waren alle Zelte errichtet und die Ausrüstung ordentlich verstaut, und Decius marschierte zufrieden von Zelt zu Zelt um alles zu kontrollieren. Dann teilte er den Milites mit dass sie den Rest des Tages zur freien Verfügung hatten.


    Decius machte sich derweil auf die Suche nach etwas Eßbarem was er auch recht schnell fand: Einige Milites hatten ihre Kornmühle hervorgekramt und waren nun damit beschäftigt, Korn für den beliebten Puls zu mahlen. Decius blieb bei seinen Kameraden stehen und schaute ihnen zu, und schon kam die Einladung doch etwas mitzuessen.


    Mit einem schmunzeln nahm er diese gern an und setzte sich zu der fröhlichen Runde, nicht ohne noch zwei schöne Äpfel aus seinem Gepäck für die Mahlzeit zu spendieren.

    Die Zelte waren wie üblich flott aufgebaut: Das Leder ausbreiten, die Giebelstangen durch den späteren Zeltgiebel geführt und die zwei Stützpfeiler an beiden Enden befestigt; Einschlagen der ersten Heringsreihe sowie anschließendes Aufrichten des Zeltes mit abschließendem Einschlagen der zweiten Heringsreihe. Kurze Zeit später standen die Zelte der Milites schön in einer Reihe und Decius teilte ein Contubernium zum Aufbau des großräumigen Centurionenzeltes sowie ein weiteres für das kleinere Unteroffizierzelt ein. Die anderen Milites hatten nun die Aufgabe das Gepäck sowie die Ausrüstung in die bereits errichteten Zelte zu schaffen.


    Centurio Pacuvius trat auf Decius zu.
    "Optio, der Praefectus hat unserer Centurie für den Rest des tages frei gegeben. Trage Sorge dafür dass hier alles sorgfältig Aufgebaut und eingeräumt wird, anschließend entlasse die Männer in den Nachmittag."


    "Jawohl, Centurio!" war Decius' wie üblich knappe Antwort, und der Centurio warf noch einmal einen Blick auf sein mittlerweile halb aufgebautes Zelt um sich schließlich abzuwenden und auf die Suche nach den anderen Centurionen der Garde zu machen. Decius machte sich dann daran seines Amtes zu walten.


    "Was ist denn das hier, wieso liegen die Schanzwerkzeuge noch auf dem Boden herum? Sorgt dafür dass die unverzüglich in die Zelte kommen, hier siehts ja aus als wär die Schlacht bereits geschlagen!"


    Zwei Milites machten sich daran besagte Schnazwerkzeuge in Sicherheit zu bringen, und Decius machte sich weiter auf die Suche nach zu ordnender Unordnung.

    Decius stand mit seinen Kameraden noch immer in Formation auf einem freien Platz des Lagers und wartete darauf dass ihr Centurio zurückkehrte, was einige Augenblicke später auch geschah. Centurio Pacuvius trat zu Decius und wies ihn an, mit den Männern auf einen freien Platz bei den Zelten der Garde und zum Intervallum hin zu marschieren um dort ihre Zelte aufzuschlagen.


    Decius gab Befehl zum Abmarsch und führte die Centurie zu besagtem Platz, der zwar nicht besonders groß war, aber gerade genug Platz für alle Zelte einer Centurie bot. Er wies seine Kameraden kurz zum Zeltaufbauen an, und schon herrschte geschäftiges Treiben rundherum: Die ledernen Zeltplanen wurden von den Maultieren gehoben und zu den Aufstellplätzen getragen. Dann machten sich immer je ein halbes Contubernium über ein Zelt her, während die anderen Milites sich darum kümmerten dass die Maultiere vom Rest des Marschgepäcks befreit wurden um schließlich zu den Ställen gebracht zu werden.


    Decius begab sich zu einem Contubernium und half wie immer tatkräftig beim Bau der Unterkunft mit.

    "Das wird die Männer freuen, Praefecte." erwiderte Pacuvius, dann folgte er ihm vor das Zelt. Der Praefect deutete auf einen freien Platz in der Nähe der Zeltreihen der Garde.


    "Sehrwohl, Herr." sprach er knapp, salutierte und machte sich auf den Weg zurück zu seiner Centurie um dafür zu sorgen dass die Zelte aufgebaut wurden.