Beiträge von Flavius Prudentius Balbus

    "Verarschen kann ich mich selber, Probatus! Selbstverständlich geht der Marsch morgen umso weiter, umso schlechter ihr euch jetzt anstellt!"


    Balbus lachte. Dann faßte er sich wieder.


    "Zack, zack, an die Arbeit!"

    Dann tritt Balbus ein.


    "Salve Primus Pilus! Ich wollte nur meinen Übungsmarsch für Morgen anmelden. Betroffen ist die II. Kohorte mit Subaquatus, Nero und Balbus. Ich denke das geht soweit klar. Ich werde sie im Morgengrauen wecken, und dann geht es unter vollem Gepäck cirka einen Tagesmarsch ins Gelände. Eine Übernachtung im Freien und zurück."

    Balbus begibt sich ebenfalls zu den Soldaten in den Schatten.


    "Ein irre heißer Tag heute. Aber das darf uns nichts ausmachen. Wenn wir mal zum Einsatz kommen, dann nimmt das Wetter auf uns auch keine Rücksicht. Wir machen jetzt heute noch einmal eine komplette Runde auf dem Exerzierplatz. Dann eine unter dem Kommando von Subaquatus, dann unter dem Kommando von Nero und von Balbus. In welcher Reihenfolge ist mir egal, knobelt das selber aus..."


    Balbus kratzt sich am Kopf.


    "Morgen werden wir im Übrigen einen Marsch durch das Gelände machen. Je nach dem wie gut ihr jetzt abschneidet, umso weiter wird er morgen gehen. Also hängt euch rein!"

    "Nein, so ist es nicht, Tertia. Ich hätte Dir so viel zu erzählen, doch ich weiß nicht wo ich anfangen soll."


    Er lächelte verlegen.


    "Es ist ein schöner Garten hier. Man merkt Deine Hand."


    Er wusste nicht, ob dieses Kompliment gelungen war, im Nachhinein kam es ihm irgendwie blöd vor.


    "Es ist so friedlich hier."

    Eine Geschichte also... Balbus stand da, blickte sie an, versank in ihren Augen. Er versuchte sich loszureißen. Fixierte ihre Stirn, dann ihr schwarzes glänzendes Haar. Er überlegte, er brauchte eine Geschichte. Wo sollte er anfangen? Was gab es aus seinem Leben schon spannendes zu erzählen? Eine Kindheitsgeschichte? Etwas aus Rom, als er beinahe in der Gosse gelandet wäre? Seine Begegnung mit dem komischen Kauz? Seine Überfahrt nach Tarraco? Sein Beitritt zur Legion? Irgendwie stellte ihn das alles nicht zufrieden. Er hatte kein vollständiges Leben, er hatte überhaupt kein Leben, alles war bisher so leer gewesen, bis... Tausend Gedanken fuhren durch seinen Kopf. Wo sollte er anfangen?

    Balbus wurde wieder verlegen. Er musste kurz von ihrem Gesicht wegsehen. Er wollte nicht erröten. Er blickte auf einen Strauch der in der Nähe stand.


    "Eine Geschichte aus meinem Leben also..."


    Er atmete tief ein, dann drehte er sich wieder zu ihr hin und sah in ihr Gesicht. Sie blickte gerade ebenfalls in Richtung des Strauches. Ihr Züge waren so ebenmäßig. So zart. Ihre Stirn so wundervoll.


    "Darf ich Dich etwas fragen?"

    Livia und Balbus traten nach draussen. Der Herbst hatte einen milden Nachmittag geschenkt, die Blätter der Bäume spiegelten warm im Sonnenlicht, ein lauer Wind wehte durch die Sträucher und Ranken.


    "Nun, dann will ich nicht umsonst gekommen sein. Wenn Du Geschichten hören willst, ich bin ein guter Geschichtenerzähler..."


    Balbus lächelte sie an.


    "Was für eine Geschichte möchtest Du hören?"

    "Ja, ich bin noch in der Legio IX. Und es macht mir Spaß! Du wirst das vielleicht komisch finden, doch ich brauche das. Ich liebe die Disziplin, den harten Alltag, das Kommandieren - auch..."


    Balbus lächelt etwas verlegen.


    "Die Legio IX hat meinem Leben einen Fixpunkt gegeben. Ich komme ja ursprünglich aus der Provinz Italia, war lange Zeit in Rom, zu meiner Schande ein Müßiggänger, ohne Ziel und Inhalt. Und dann traf ich Deinen Bruder, Legatus Meridius. Doch verzeih, ich erzähle Dinge, die Dich vermutlich gar nicht interessieren..."

    "Gerne."


    Balbus war etwas nervös. Sie war schöner, als er sie in Erinnerung hatte. Und heute trug sie ihr Haar auf eine Art hochgesteckt, welche ihren Hals und ihren Nacken zur Geltung brachte. Er musste nun etwas sagen. Er suchte nach Worten...

    Balbus hörte sie eintreten und fuhr herum.


    "Salve, Tertia!"


    Er ging auf sie zu.


    "Ich hoffe meine Besuch ist Dir nicht unangenehm. Doch ich war gerade in der Gegen und dachte mir, ich seh mal nach, wie es Dir geht..."

    Der Sklave hatte Balbus ins Atrium gebeten. Dort sollte er auf die Herrin des Hauses warten. Also stand er da. Nervös zupfte er an seinem Umhang. Die Uniform drückte ein wenig. Und auf den Stiefeln war auch zu viel Staub. Hoffentlich hatte er mit den Nägeln keine Spuren in die Fussbodenplatten geritzt. Er kam sich irgendwie fehl am Platz vor. Und doch - er musste hier sein. Er wollte hier sein. Kam sie schon? Ach nein, das war nur die Küchenmagd, welche gerade in ein anderes Zimmer ging. Wenn sie nur schon hier wäre. Ob sie überhaupt kommen würde? Was, wenn der Sklave sagte, sie sei unpässlich? Balbus spürte Ärger in sich aufsteigen. Dass er sich auch immer in solche Situationen manövrierte.