Legio IV Scythica
Die Legion wurde von Marcus Antonius vermutlich im Rahmen seines Partherfeldzugs ausgehoben. Ihr Emblem war der Steinbock und ihre Basis Zeugma (Seleucia am Euphrat). 31 v. Chr. übernahm Augustus die Legion nach der Schlacht von Actium.
29-27 v. Chr. nahm die Legion an der Eroberung von Moesien unter Marcus Licinius Crassus teil. Dort war sie in Vimianacium (Kostolac/Serbien) stationiert.
Von 6 bis 9 n. Chr. beteiligte sich die Legio IV Scythica am Feldzug des Tiberius gegen den Pannonischen und Illyrischen Aufstand. Dabei gehörte die Legion zu einer Armee von 15 Legionen, die über die Hälfte des gesamten Militärpotentials des Römischen Reiches zu dieser Zeit darstellte.
Die Legion zählte im Jahr 12 n. Chr. zur Besatzungsmacht in der Provinz Moesia und musste sich dort öfter gegen Aufstände behaupten. In seiner Jugend diente der spätere Kaiser Vespasian um 27 n. Chr. als Tribun in der Legion und nahm möglicherweise an der Niederschlagung eines Aufstandes in Thrakien teil. Die Legion übernahm auch Zivilaufgaben, wie den Bau und die Instandhaltung von Straßen zur Erschließung der Region.
Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. wurde die Legion in den Osten verlegt. Dort war sie im Verbund der Streitkräfte des Gnaeus Domitius Corbulo und des Caesennius Paetus an den Armenienfeldzügen in den Jahren 58-63 n. Chr. beteiligt.
Im Jahr 66 brach Gaius Cestius Gallus, der Statthalter von Syrien, mit der Legio XII Fulminata unter ihrem Legaten Caesennius Gallus, Vexillationen der Legio VI Ferrata Victrix und Legio IV Sycthica sowie zahlreichen Auxiliartruppen auf, um den Judäischen Aufstand niederzuringen. Im Jahr 70 n. Chr. sah man die Legion bei der Belagerung von Jerusalem. Am Bürgerkrieg 69 n. Chr. nahm die Legion nur mit einer Vexillation teil. Vorrangig versah sie als einzige Truppe die Besatzungsmacht in Syrien. Um 75 n. Chr. wurde eine Vexillation der Legion zu Kanal- und Brückenbauarbeiten bei Antiochia eingesetzt.
Die Legion nahm an Trajans Partherkrieg 113-117 n. Chr. teil und befestigte die Stadt Artaxata nach ihrer Eroberung. 149 n. Chr. beteiligte sich die Legion am Bau eines Kanals bei Seleucia Pieria. Bedingt durch die Grenzlage des Legionslagers Zeugma war die Legio IV Scythica an allen Operationen gegen die Parther beteiligt. Ihren nächsten großen Einsatz hatte die Legion im Partherkrieg des Lucius Verus 162-166 n. Chr. Hierbei wurde die Hauptstadt Seleucia-Ktesiphon besetzt.
In den Jahren 193-194 n. Chr. schloss sich die Legion der Bürgerkriegsseite des Gaius Pescennius Niger gegen Severus an. Danach kam die Legion im Partherkrieg des Severus 195-197 n. Chr. zum Einsatz. Im Jahr 197 n. Chr. baute eine Vexillation der Legio IV Scythica die Festung Eski Hisar in Osrhoene aus. 216-217 n. Chr. operierte die Legion im Verbund mit anderen Legionen während des Feldzugs Caracallas gegen die Parther. 231-233 n. Chr. beteiligte sich die Legion am Perserfeldzug des Severus Alexander. Von 252-260 n. Chr. nahm die Legion am Feldzug gegen Schapur I. von Persien teil, wobei 252 n. Chr. die Garnison Zeugma von den Sassaniden zerstört wurde. Jedoch waren Teile der Legion noch bis 254 n. Chr. in Zeugma.
Die „Resttruppe“ der Legion wurde vermutlich durch Dioletian 284-305 n. Chr. nach Oresa (Tayyibe/Israel) verlegt, während der größere Teil an anderen Orten in Garnison lag. Im frühen 5. Jahrhundert erscheint die „Legio Quarta Scythica“ das letzte Mal in den Quellen. Sie stand unter dem Oberbefehl des Dux Syriae und war mit ihrem Praefectus in Oresa stationiert.