Classis Augusta Alexandrina: Unterschied zwischen den Versionen

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Die '''Trierarchi''' und '''Mannschaften''' stammten - anders als in anderen Flotten - hauptsächlich aus der einheimischen Bevölkerung, wobei offenbar nur ''Epikrimenoi'' (d.h. alexandrinische oder römische Bürger) aufgenommen wurden. Die zahlreichen Papyri von Flottenangehörigen, die aus Ägypten überliefert sind, weisen darauf hin, dass die Befehlssprache der Classis Alexandrina Latein war, während man sich privat [[Griechisch]] sprach. Als Schiffe sind ausschließlich kleinere Liburnen bekannt, weshalb davon auszugehen ist, dass lediglich das Flaggschiff der Flotte eine größere Trireme war.
 
Die '''Trierarchi''' und '''Mannschaften''' stammten - anders als in anderen Flotten - hauptsächlich aus der einheimischen Bevölkerung, wobei offenbar nur ''Epikrimenoi'' (d.h. alexandrinische oder römische Bürger) aufgenommen wurden. Die zahlreichen Papyri von Flottenangehörigen, die aus Ägypten überliefert sind, weisen darauf hin, dass die Befehlssprache der Classis Alexandrina Latein war, während man sich privat [[Griechisch]] sprach. Als Schiffe sind ausschließlich kleinere Liburnen bekannt, weshalb davon auszugehen ist, dass lediglich das Flaggschiff der Flotte eine größere Trireme war.
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[[Aegyptus]] deckte ständig etwa ein Drittel des Getreidebedarfs der Stadt [[Roma]], weshalb jährlich ca. 20 Mio. ''[[Maße_und_Gewichte#Trockenhohlma.C3.9Fe|modii]]'' (= ca. 150.000 t) Weizen von Alexandria nach [[Ostia]] verschifft werden mussten. Dafür verwendete man die größten und schnellsten Transportschiffe ihrer Zeit, die eine eigene Klasse von Schiffen bildete - die sog. "''aigyptia''" (gr.) mit Ladekapazitäten von bis zu 1.300 t und einer Länge von etwa 55 m. In ihren Laderäumen wurde das Korn entweder in Säcken oder als Schüttgut eingelagert und dann auf die Reise geschickt. Aufgrund der Größe dieser "Ozeanriesen" der Antike wird angenommen, dass sie Staatsbesitz waren, doch wurden auch private Reeder für diese logistische Herausforderung angeworben, die die staatliche Flotte mit kleineren Schiffen (350-500 t Kapazität) unterstützten und dafür reich privilegiert wurden.
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Um die kurze Schifffahrts-Saison auf dem Mittelmeer optimal auszunutzen, bildeten diese Schiffe zwei Flotten, von denen eine in Ostia überwinterte, die andere in Alexandria. Die in Alexandria wurde im Frühling beladen und stach so früh wie möglich - zumeist wohl im [[Aprilis]] in See, um über [[Achaia]] - also [[Cyprus]], [[Rhodos]], [[Creta et Cyrene|Creta]], Malta und Messina auf [[Sicilia]] - oder über [[Africa]] - die Küste entlang bis [[Creta et Cyrene|Cyrene]] - nach [[Italia]] zu gelangen. Da hier gegen den Nordwestwind gefahren werden musste, dauerte die Fahrt mindestens einen Monat, sodass die Flotte frühestens im [[Maius|Mai]] in Rom eintraf. Dort musste die Ladung so schnell wie möglich gelöscht werden (was durchaus einen halben Monat dauern konnte), um zügig nach Alexandria zurückzukehren (der Rückweg dauerte wegen der günstigeren Winde nur 2-3 Wochen). War man früh genug zurückgekehrt, war ggf. eine zweite Fahrt nach Rom möglich - wenn nicht, überwinterte man wieder in Alexandria. Die Flotte in Rom konnte dagegen nur eine Fahrt unternehmen - sie brach im April nach Alexandria auf, wurde dort beladen und war bis [[Augustus (Monat)|August]] in Rom zurück.
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Den Schutz dieser Flotte übernahm vermutlich die ''Classis Alexandrina'', ggf. jedoch auch die [[Classis Romana|Hauptflotten]] in [[Ravenna]] und [[Misenum]].
  
 
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Aktuelle Version vom 9. Januar 2017, 17:44 Uhr

Die Classis Augusta Alexandrina war die älteste Provinzialflotte des Imperium Romanum und für die Provinz Aegyptus zuständig. Sie war in der Provinzhauptstadt Alexandria, vermutlich nicht im Großen Hafen, sondern dem alten ptolemäischen Hafen westlich davon, stationiert.

Geschichte

Vermutlich ging die Classis Alexandrina aus der ptolemäischen Flotte hervor, die in der Schlacht von Actium den Kern der Streitkräfte Kleopatras und Mark Antons bildete. Bei seinem Einzug in Alexandria 30 v. Chr. übernahm Octavian die verbliebenen Schiffe wohl, um die strategisch besonders bedeutende Provinz auch vom Meer her zu sichern. Obwohl die Classis Alexandrina erst unter Nero erwähnt wird, ist somit davon auszugehen, dass sie die älteste Provinzialflotte des Imperiums darstellt.

Da Aegyptus allgemein eine recht ruhige Provinz blieb, sind wenige Einsätze dieser Flotte bekannt. Im Vierkaiserjahr sperrte Aegyptus allerdings gegen Vitellius und transportierte 70 n. Chr. die Truppen von Titus. Für diese Einsätze erhielt sie noch in flavischer Zeit den Ehrentitel "Augusta", mit dem auch weitere Flotten (u.a. die Classis Germanica) ausgezeichnet wurden.

Als es in den Jahren 115-117 n. Chr. an verschiedenen Stellen zu einem Aufstand der Juden in der Diaspora kam, kam die alexandrinische Flotte erneut zum Einsatz. Unter dem Oberkommando des Marcius Turbo konnte der Aufstand in Ägypten durch Truppenlandungen niedergeschlagen werden.

Weiterhin ist bekannt, dass die Flotte im 3. Jahrhundert auch im Landesinneren gegen verschiedene Bedrohungen eingesetzt und von Claudius Gothicus erneut ausgezeichnet wurde. Schließlich unterstützte sie Licinius gegen seinen Mitkaiser Konstantin I.. Vermutlich ging sie dann im Laufe des 4./5. Jahrhunderts unter.

Aufgaben

Die wichtigste Aufgabe der Classis Alexandrina war der Schutz der Küsten Ägyptens. Da insbesondere das Nildelta kaum durch Straßen erschlossen und durch die zahlreichen Nilarme auch zu Wasser recht unübersichtlich war, kam es hier immer wieder zu Problemen mit Piraten und Banditen, gegen die die Flotte vorzugehen hatte. Ebenso dürfte sie - wie auch die anderen ägyptischen Einheiten - im politisch recht labilen Alexandria gelegentlich als Polizeitruppe verwendet worden sein.

Ob sie auch das Geleit der alljährlichen Getreideflotte nach Rom geleiteten, ist dagegen unklar, jedoch wahrscheinlich. Ebenso dürften auch Transporte wichtiger Beamter u.ä. in ihren Aufgabenbereich gefallen sein.

Neben der Provinz Aegyptus war die Classis Alexandrina auch für die Küsten der Cyrenaica zuständig, wo erst um 180-190 n. Chr. eine eigene classis nova Libyca erwähnt wird. Mit der Eroberung Mauretanias kam auch dieses Gebiet hinzu, das allerdings gemeinsam mit Einheiten der Classis Syriaca vom Haupthafen Caesarea aus kontrolliert wurde. Obwohl diese gemeinsame Zuständigkeit bis ins späte 2. Jahrhundert dort gemeinsam stationiert blieben, kam es allerdings organisatorisch zu keiner Vermischung der syrischen und ägyptischen Einheiten vor Ort.

Für das Rote Meer sind dagegen keine Aktivitäten der Classis Alexandrina bekannt - offenbar gab es für diesen Bereich trotz der Handelsschifffahrt in Richtung Indien keine eigenen Flottenverbände, sodass bei den Feldzügen gegen die Nabatäer extra Schiffe dorthin beordert werden mussten.

Die Potamophylacia

Für den Nil selbst existierte bis ins 2. Jahrhundert eine eigene Flussflotte aus ptolemäischer Zeit, die Potamophylacia. Von ihrem Hauptstützpunkt in Schedia (der Nilhafen Alexandrias) und weiteren Stationen vor allem an den Grenzen der Steuerbezirke und den Mündungen der Nilarme aus kontrollierten sie die Handelsschifffahrt auf dem Nil und bekämpften Piraten und Banditen, die den dortigen Handel bedrohten. Ebenso übernahmen sie teilweise Militärtransporte in den Süden Ägyptens.

Insbesondere im Rahmen des Diaspora-Aufstands der Juden 115-117 n. Chr. kam es allerdings zu einer engen Kooperation zwischen Potamophylacia und Classis Alexandria, nachdem beide Flotten einem Kommandeur unterstellt worden waren. In der Folgezeit ging die Flussflotte dann offensichtlich in der Classis auf.

Personal

Das Kommando der Flotte oblag des Praefectus Classis, der - wie die übrigen Befehlshaber der Provinzflotten - dem Statthalter unterstellt war. Für diesen übernahm er auch verschiedene administrative Aufgaben, insbesondere vermutlich die Epikrisis. Hierbei wurden alle Provinzbewohner mit alexandrinischem oder römischem Bürgerrecht registriert und in ihren Privilegien bestätigt, was eine Reise des durchführenden Beamten durch die Provinz erforderlich machte.

Bei dieser Aufgabe unterstützte ihn vermutlich auch der Subpraefectus, der für keine andere Provinzflotte überliefert ist. Vermutlich wurde diese Position von jungen Equites besetzt, die ihre Tres militiae gerade abgeschlossen hatten, wobei jedoch nicht davon auszugehen ist, dass sie ein größeres Maß an nautischer Militärerfahrung besaßen, weshalb sie in der Regel wohl administrative Aufgaben übernahmen.

Nautische Erfahrung brachte dagegen der Nauarchus mit, der wie bei den anderen römischen Flotten häufig aus den Reihen der Kapitäne kam und den Präfekten beriet bzw. selbst das Kommando über Flotillen übernahm.

Die Trierarchi und Mannschaften stammten - anders als in anderen Flotten - hauptsächlich aus der einheimischen Bevölkerung, wobei offenbar nur Epikrimenoi (d.h. alexandrinische oder römische Bürger) aufgenommen wurden. Die zahlreichen Papyri von Flottenangehörigen, die aus Ägypten überliefert sind, weisen darauf hin, dass die Befehlssprache der Classis Alexandrina Latein war, während man sich privat Griechisch sprach. Als Schiffe sind ausschließlich kleinere Liburnen bekannt, weshalb davon auszugehen ist, dass lediglich das Flaggschiff der Flotte eine größere Trireme war.

Die Getreideflotte

Aegyptus deckte ständig etwa ein Drittel des Getreidebedarfs der Stadt Roma, weshalb jährlich ca. 20 Mio. modii (= ca. 150.000 t) Weizen von Alexandria nach Ostia verschifft werden mussten. Dafür verwendete man die größten und schnellsten Transportschiffe ihrer Zeit, die eine eigene Klasse von Schiffen bildete - die sog. "aigyptia" (gr.) mit Ladekapazitäten von bis zu 1.300 t und einer Länge von etwa 55 m. In ihren Laderäumen wurde das Korn entweder in Säcken oder als Schüttgut eingelagert und dann auf die Reise geschickt. Aufgrund der Größe dieser "Ozeanriesen" der Antike wird angenommen, dass sie Staatsbesitz waren, doch wurden auch private Reeder für diese logistische Herausforderung angeworben, die die staatliche Flotte mit kleineren Schiffen (350-500 t Kapazität) unterstützten und dafür reich privilegiert wurden.

Um die kurze Schifffahrts-Saison auf dem Mittelmeer optimal auszunutzen, bildeten diese Schiffe zwei Flotten, von denen eine in Ostia überwinterte, die andere in Alexandria. Die in Alexandria wurde im Frühling beladen und stach so früh wie möglich - zumeist wohl im Aprilis in See, um über Achaia - also Cyprus, Rhodos, Creta, Malta und Messina auf Sicilia - oder über Africa - die Küste entlang bis Cyrene - nach Italia zu gelangen. Da hier gegen den Nordwestwind gefahren werden musste, dauerte die Fahrt mindestens einen Monat, sodass die Flotte frühestens im Mai in Rom eintraf. Dort musste die Ladung so schnell wie möglich gelöscht werden (was durchaus einen halben Monat dauern konnte), um zügig nach Alexandria zurückzukehren (der Rückweg dauerte wegen der günstigeren Winde nur 2-3 Wochen). War man früh genug zurückgekehrt, war ggf. eine zweite Fahrt nach Rom möglich - wenn nicht, überwinterte man wieder in Alexandria. Die Flotte in Rom konnte dagegen nur eine Fahrt unternehmen - sie brach im April nach Alexandria auf, wurde dort beladen und war bis August in Rom zurück.

Den Schutz dieser Flotte übernahm vermutlich die Classis Alexandrina, ggf. jedoch auch die Hauptflotten in Ravenna und Misenum.

Bekannte Stützpunkte

  • Alexandria
  • Caesarea Mauretaniae (Mauretanien)
  • Canopus (Mündung des westl. Nilarms)
  • Leptis Magna (Libyen)
  • Paraetonium
  • Pelusium

Bekannte Schiffsnamen

  • Draco
  • Fides
  • Lupa
  • Mercurius
  • Neptunus
  • Sol
  • Taurus(?)

Literatur:
H. D. L. Viereck: Die römische Flotte. Classis romana, Herford 1975.
Dietmar Kienast: Untersuchungen zu den Kriegsflotten der römischen Kaiserzeit, Bonn 1966.
Chester G. Starr: The Roman Imperial Navy. 31 B.C.-A.D. 324, Westport (Connecticut) 1975.