Macedonia

Aus Theoria Romana
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Lage und Geografie

Macedonia war eine römische Provinz in der gleichnamigen Landschaft auf der Balkanhalbinsel, die sich auf den nördlichen Teil des heutigen Griechenlands, den Südwesten Bulgariens und die Republik Mazedonien erstreckt. Die Nordgrenze zum benachbarten Dalmatia und Moesia superior verläuft von der Adriaküste südlich von Lissus ostwärts, durchläuft das heutige Tetotvo, passiert Scupi (heute Skopje) jedoch deutlich südlich und von dort in einem leichten Bogen nach Südosten, um südwestlich des Flusses Nestus die Grenze zu Thracia zu bilden. Die Südgrenze beginnt an der Adriaküste südlich von Aulon (heute Viora) und zieht sich hauptsächlich entlang der Bergkämme nach Osten, um vor dem Erreichen des Gebirges des Olymp mit dem Verlauf des Pindosgebirges nach Süden abzuknicken und unter Einschließung der Landschaft Thessalia das Ägäische Meer zu erreichen.

Das Land ist bergig mit zahlreichen Bergzügen über 1000m, verfügt jedoch auch über fruchtbare Ackerregionen.

Vorrömische Geschichte

Das Gebiet wurde bereits in der Jungsteinzeit besiedelt, während die namensgebenden Makedonen um 1200 v. Chr. in dieses Gebiet kamen. Wie eng die Makedonen mit den weiter südlich lebenden Griechen verwandt waren, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden. Allerdings wurden die Makedonen als Teil der griechischen Welt betrachtet, was sich an ihrer Teilnahme an den Olympischen Spielen und den eleusinischen Mysterien spätestens ab den ersten überregionalen olympischen Spielen nach den peloponesischen Kriegen 408 v. Chr. erkennen lässt. Dort wurde der makedonische König Archelaos I. Sieger im Viergespann. Viele antike Griechen, insbesondere die Athener, erkannten die Makedonen jedoch nicht als vollwertige Griechen an und bezeichneten sie zuweilen auch als "Barbaren".

Als spätere politisch dominante Macht in ganz Griechenland prägten sie die Bezeichnung Makedonien zunächst für die sich bildende staatliche Struktur. Als Bezeichnung der Landschaft blieb Epeiros (griech. Festland) geläufig. Staatsform war die Monarchie. Der König wurde von der Heeresversammlung gewählt. Den Grundstein zur Großmachtstellung legte König Archelaos I. (413 v. Chr. bis 399 v. Chr.). Unter seiner Herrschaft zog es viele griechische Gelehrte und Künstler an seinen Hof. Zur führenden Macht im antiken Griechenland wurde Makedonien jedoch erst ab 356 v. Chr. binnen weniger Jahre durch König Philipp II.. Er organisierte das Heer neu und begann, den makedonischen Einflussbereich durch Eroberungen und Unterwerfungen auszuweiten.

Vor allem Athen war Philipps Machtzuwachs ein Dorn im Auge, zumal die Makedonen sich schon im Peloponnesischen Krieg auf die Seite ihres Erzrivalen Sparta geschlagen hatten. Athen brachte auf Betreiben des Demosthenes mit dem Chalkidischen Bund ein starkes anti-makedonisches Bündnis zusammen. Dessen Heer wurde jedoch 338 v. Chr. in der Schlacht von Chaironeia von Philipp besiegt. Der Makedonenkönig vereinte nun die zersplitterten und meist zerstrittenen griechischen Stadtstaaten im Korinthischen Bund auf der Basis eines allgemeinen Friedens und schuf damit erstmals in der Geschichte ein geeintes Griechenland, nur mit Ausnahme Spartas und der griechischen Kolonien im westlichen Mittelmeer.

Unter Philipps Sohn Alexander dem Großen erreichte Makedonien den Höhepunkt seiner Macht und seine größte Ausdehung. Unter dem Vorwand eines "Rachefeldzugs" für den Persereinfall in Griechenland 170 Jahre zuvor, führte er 334 v. Chr. ein gesamtgriechisches Heer nach Kleinasien und besiegte in drei Schlachten - am Granikos, bei Issos und Gaugamela - die Perser vernichtend. Er eroberte nacheinander Ägypten und das Persische Kernland und dehnte sein Reich bis zum Hindukusch und zum Indus aus. Damit schuf er die Voraussetzung für die Hellenisierung ganz Vorderasiens.

Nach Alexanders Tod im Jahr 323 v. Chr. in Babylon zerfiel das Großreich unter den Kämpfen seiner Nachfolger, der Diadochen. Aus dem Alexanderreich ging in Vorderasien die Herrschaft der Seleukiden hervor und in Ägypten die der Ptolemäer. Makedonien selbst verlor dagegen immer weiter an Bedeutung. Im zweiten Punischen Krieg hatte König Philippos V. versucht, seine Stellung gegenüber dem römischen Reich durch ein Bündnis mit Hannibal zu stärken, doch Rom suchte sich seinerseits Verbündete im mittleren Griechenland, so dass sich die diplomatische Situation neutralisierte. Als Philippos wenig später gemeinsam mit dem Seleukidenkönig Antiochos III. Krieg in Kleinasien führte, sah sich Rom zum Eingreifen gezwungen. Im zweiten Makedonischen Krieg schlugen römische Truppen 197 v. Chr. das makedonische Heer bei Kynoskephlai und machten Macedonia damit zu einem Vasellenkönigreich in seinen alten Grenzen. Die Treue hielt jedoch nur äußerlich lange, während der König und später sein Sohn und Erbe Perseus das Heer wieder zum Kampf gegen Rom aufrüsteten. Im dritten Macedonischen Krieg wurde jedoch auch dieses Heer einer Schlacht bei Pydna vernichtend geschlagen und der König gefangen genommen. Macedonia wurde in vier nominell unabhängige "Teilrepubliken" geteilt, aber noch nicht offiziell zur Provinz gemacht. Dies geschah erst 20 Jahre später nach einem weiteren Aufstand.

Römische Geschichte

Bei ihrer Einrichtung umfasste die Provinz auch das südwestlich benachbarte Epirus, jedoch nicht die südlich gelegene Region Achaea. Diese wurde jedoch schon zwei Jahre später der Provinz Macedonia angegliedert, nachdem in Corinthus eine römische Gesandtschaft angegriffen worden war. Die Großprovinz Macedonia, die damit die gesamte Wiege der griechischen Kultur umfasste, war seitdem bis zum Beginn der römischen Kaiserzeit ein begehrtes Ziel römischer Statthalter und Steuerpächter, die das Land systematisch ausplünderten. Auch der Versuch, sich dem pontischen König Mithridates VI. anzuschließen, führte zu keiner Verbesserung der Situation, sondern vielmehr zu brutalen römischen Gegenmaßnahmen, bei denen unter Lucius Cornelius Sulla 86 v. Chr. Athen und sein Hafen Piräus zerstört wurden.

Erst Kaiser Augustus ordnete die Lage durchgreifend neu. Epirus und Achaea wurden eigenständige Provinzen, während Macedonia als Provinz dem Senat übergeben wurde, der fortan einen proconsul im Rang eines ehemaligen praetors stellte. Hauptstadt der Provinz wurde Thessalonica (heute Thessaloniki). Die frühere Teilung Makedoniens in vier Teile blieb auch in der Kaiserzeit in Form von Gerichtsbezirken erhalten. Unter Tiberius bat Macedonia ausdrücklich um eine Ermäßigung der weiterhin hohen Steuerlast und wurde bis 44 n. Chr. komissarisch vom kaiserlichen Statthalter der Nachbarprovinz Moesia superior mit verwaltet, bevor es wieder dem Senat unterstellt wurde.

Die Region Thessalia im Südosten der Provinz wurde ihr frühestens erst unter Kaiser Nero, spätestens jedoch unter Antoninus Pius zugeschlagen und gehörte vorher zu Achaea. Die Provinzreform des Diokletian teilte Thessalia jedoch wieder als eigene Provinz ab und gliederte ferner Macedonia salutaris und Epirus nova als eigene Provinzen aus, alle zur dioecesis Moesiarum gehörig. Die alte Provinzhauptstadt Thessalonica konnte ihre Stellung als wichtigste Stadt der Region behaupten und wurde unter Kaiser Galerius sogar zur Residenzstadt ausgebaut. Auch im späteren oströmischen Reich blieb sie lange eines der wichtigsten Bollwerke.

Strategische, wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung

Auch wenn die Makedonen von den Griechen zum Teil nur als Barbaren angesehen wurden, galt Macedonia aus römischer Sicht als Teil der kulturell hochstehenden griechischen Welt, was das lange Zögern bei der Einrichtung einer römischen Provinz erklärt. Die Romanisierung schritt hier jedoch schneller voran als im griechischen Mutterland und zahlreiche ehemals makedonischen Städte wurden großzügig im römischen Stil ausgebaut. Bedeutsam war dabei auch, dass Macedonia die strategisch wichtige Landverbindung via Egnatia sicherte, die die Adria mit dem Bosporus verband.

Wirtschaftlich waren Land- und Holzwirtschaft bedeutsam, wobei insbesondere die Pferdezucht in Thessalia überregionalen Ruf besaß. Bergbau war nur in makedonischer Zeit in erheblichem Maße betrieben worden und verlor unter römischer Herrschaft an Bedeutung.

Literatur:
Lexikon
Tilmann Bechert, Die Provinzen des römischen Reiches, Mainz, 1999