Ein leises Seufzen der Erleichterung entfloh meinen Lippen, als ich endlich, nach Wochen auf dieser Nussschale von Schiff, wieder einen Fuß auf festen Boden setzen konnte. Die Reise von Alexandrien nach Ostia war eine Zumutung gewesen. Die salzige Gischt hatte meine Kleider ruiniert, der Kapitän war zudringlich geworden und die Besatzung ein ungebildeter Haufen aus Sklaven und dreckigen Peregrini. Alles in allem eine Katastrophe und ich war froh endlich dem Schiff entkommen zu sein. Nun stand ich auf dem Pier unter einem Sonnensegel und wartete darauf, dass mein Gepäck entladen wurde. Dabei glitt mein Blick über die Hafenanlage und ich stellte fest, dass sich in den letzten fünf Jahren, anscheinend nicht verändert hatte. Ostia wirkte nachwievor wie das verschlafene Hafenstädtchen, als das ich es in Erinnerung hatte. Ganz so friedlich wie es den Anschein hatte, war die Stadt nicht. Im Hafen herrschte Hochbetrieb. Schiffe wurden beladen und gelöscht, Sklaven mit Karren trotteten mit unbeteiligter Miene an mir vorbei und Händler feilschten um die kostbaren Gewürze und Stoffe aus aller Herren Länder.
„Khurram… geh und such eine anständige Unterkunft! Ich will endlich wieder in einem richtigen Bett schlafen! Und ich will auch ein Bad!“ Leicht rümpfte ich die Nase, ich roch nach Schweiß, Salz, Meer und Sonne. Auf diesem Kahn hatte ich mich nur mit Meerwasser waschen können, denn das Trinkwasser war streng rationiert. Der Sklavenjunge huschte davon. Er war ein aufgeweckter Junge. Klug und mit einem gewissen Charme. Während der Junge davon flitzte und sich um eine angemessene Unterkunft bemühte, wartete ich derweil auf mein Gepäck. Ich wollte dabei bleiben und den Männer beim Abladen auf die Finger schauen. Nicht dass sie mich am Ende prellten. Das traute ich diesen habgierigen Halunken glatt zu. Schließlich hatten sie bereits ein Vermögen für die Überfahr verlangt. Hätte ich es nicht so eilig gehabt Alexandrien verlassen zu wollen, dann hätte ich wohl bei einem anderen Kapitän mit einem größeren Schiff angeheuert. Aber das hatte ich nun davon, dass ich es so eilig gehabt hatte. Eine völlig überteuerte Überfahrt und die gierigen Blicke der Besatzung.
„Ich bin froh dieser Nussschale entkommen zu sein“, raunte ich Siha zu. „Das nächste Mal hältst du mich davon ab, auf so einem Schiff zu reisen!“ Was dauerte es so lange bis man mein Gepäck auslud? Ich war ungeduldig, ich wollte nicht mehr in der Sonne stehen. Ich wollte frische Kleider, eine Massage, ein Bad und kühlen Wein. Mit genervter Miene trat ich an den Kapitän heran. „Wo bleibt mein Gepäck?“ fragte ich gereizt. Als Antwort erhielt ich ein schmieriges Grinsen. „Wenn Du nett zu mir wärst, würde es schneller gehen, Herzchen!“ „Für Dich bin ich immer noch Helvetia Phoebe“, fuhr ich ihn an und funkelte wütend. „Ich hab Dir schon genug Geld in den Rachen gesteckt! Dafür kann ich erwarten, dass Du deine Männer antreibst!“ „Geld ist nicht alles, Helvetia.“ Ich schlug ihm auf die Hände, als er diese nach meinem Hintern ausstreckte. „Nein, bedeutet nein! Ich will mein Gepäck!“ „Dann wirst Du dich noch gedulden müssen!“ grinste er mich frech an und wandte sich zu seinen Männern um. Er ließ mich einfach stehen. Ich kochte vor Wut. Für wen hielt er sich? Nur was konnte ich schon machen? Im Augenblick fehlten mir die Druckmittel um diesen Kerl in die Schranken zu weisen und dafür zu sorgen, dass er mich mit dem nötigen Respekt behandelte. Seit dem Tod von Decimus war das Leben komplizierter und schwieriger geworden.
Wer mag dazu kommen?