Salutationes für den Hausherrn

  • Sim-Off:

    Klienten und Bittsteller können ohne Umweg über die Porta direkt hier posten


    Jeden Morgen zwischen der zweiten und der vierten Stunde hielt der Hausherr Salutationes für seine Klienten ab. Während dieser Zeit stand die Porta weit geöffnet, was aber nicht hieß, dass jeder hier direkt zum Hausherrn vorgelassen wurde. Störenfriede und Gesindel wurden auch zu dieser Zeit sofort energisch vertrieben, so dass die Gäste, die ein ernsthaftes Anliegen mit dem Hausherrn zu besprechen hatten, ungestört hier warten konnten. Ob man dabei auch bis zum Hausherrn zu einem längeren Gespräch ins Tablinum vorgelassen wurde, oder sich mit ein paar kurzen Worten im Atrium neben vielen anderen begnügen musste, entschied hauptsächlich der Stand, und so manch ein Bittsteller musste am nächsten Tag noch einmal wiederkommen, da der Hausherr einfach keine Zeit für ihn gefunden hatte.
    Um die Warterei aber nicht ganz so unerträglich zu machen, schenkten Sklaven stark verdünnten Wein aus und auch die ein oder andere Brotscheibe an die Gäste, die es benötigten. Den ärmsten der Klienten wurden auch kleine tesserae überreicht, so dass sie diese bei einigen Bäckern in der Stadt gegen Brot eintauschen konnten, um so ihre Familien über die Runden zu bringen.


    [size=7]*Ja, ich hab mich für den Thread frech inspirieren lassen[/size]

  • Wie versprochen, so wollte Lepidus natürlich regelmäßig auf einen Besuch bei seinem Patron vorbeischauen. Immerhin gab es durchaus viel zu besprechen. Selbstverständlich kam er zu etwas späterer Zeit, auf das er nicht mit den übrigen kleineren Klienten warten musste. Vorbei an den berüchtigten Metzgern und Schustern nahm er das Angebot eines verdünnten Weines dann doch noch mit und hoffte sogleich vom Aurelier empfangen zu werden.

  • Neben dem besagten Wein wurde dem Tiberier auch in regelmäßigen Abständen Gebäck geboten, falls er auch etwas essen mochte und damit der Wein nicht zu schwer im Magen liegen würde so früh am Morgen. Allerdings musste Lepidus auch nicht zu lange warten, lediglich bis zum Ende des aktuellen Gespräches, das der Hausherr noch zuende führte. Nachdem also das vorige Gespräch beendet war – was übrigens mit einem Bäcker geführt worden war, der aufgrund der aktuell noch knappen Nahrungslage doch besser vom Atrium auch ins Tablinum gebracht worden war – verschwand auch kurz einer der Sklaven beim Hausherr, und direkt danach wurde auch der Tiberier in den Nebenraum gebeten.


    “Ah, Tiberius“, wurde er auch gleich freundlich begrüßt und erhielt mit einer Geste die Aufforderung, sich doch auf dem bequemen Stuhl gegenüber von Sextus niederzulassen. “Sehr schön, dass du heute hier bist, das spart mir den ein oder anderen Boten. Doch berichte erst du, gibt es von deiner Seite aus etwas neues zu berichten oder gibt es sonst etwas, über das du zunächst sprechen möchtest?“

  • Um das Rundum-Sorglos-Parket zu komplettieren, gönnte sich der Tiberier auch ein wenig Gebäck, aber es war nur ein ganz klein wenig, denn den Wein vertrug er zum Glück auch auf nüchternen Magen. Alles eine Sache der Gewohnheit, wie er wohl sagen würde. Allzu viel Essen in den ersten Morgenstunden bekam ihm dagegen weniger. Sein Appetit steigerte sich erst im Laufe des Tages. Doch viel Zeit hatte er ohnehin nicht, denn sein Patron ließ ihn schon bald zu sich. "Salve Senator Aurelius. Ich hoffe, dir geht es gut?", begrüßte er ihn besonders höflich und dachte darüber nach, ob er etwas zu berichten hätte. "Es gäbe lediglich ein paar Kleinigkeiten zu erzählen, die wir gern am Schluss abarbeiten können. Ansonsten ist das Aedituus-Leben recht... 'unaufgeregt'. Aber es freut dich vielleicht zu hören, dass ich für den Fall meiner Erhebung auf einen verantwortungsvolleren Posten seit geraumer Zeit an einer religiösen Agenda arbeite. Das bringt mich natürlich zu dem Anliegen, auf welches meine Neugierde am stärksten gerichtet ist: Wie lief deine Unterredung mit dem Kaiser?"

  • Die erste, gefloskelte Frage winkte Sextus nur kurz kommentarlos ab. Augenscheinlich war er gesund, folgerichtig ging es ihm der Definition nach gut. Abgesehen davon war dem Tiberier ganz offensichtlich auch nicht an seichten Verallgemeinerungen aus Höflichkeit gelegen, denn er kam sehr rasch auf den Punkt.


    “Erfreulich gut, möchte ich meinen. Es wird dich sicherlich ebenso freuen, dass du nun der Klient eines Klienten des Kaisers bist, was meine Möglichkeiten sicherlich erweitert hat.


    Darüber hinaus steht der Imperator meinem Vorhaben, munera zu Ehren deines Verwandten Tiberius Durus zu veranstalten, sehr wohlwollend gegenüber. Bezüglich eben jener habe ich auch gleich eine Frage an deine Person. … Um genau zu sein, sogar mehrere.
    Zunächst einmal würde mich interessieren, ob vielleicht zur Villa Tiberia Informationen über Tiberius Ahala angekommen sind? Der Kaiser hat sich auch nach Tiberius' Durus' Sohn erkundigt, allerdings liegen mir noch keine weiteren Nachrichten vor.
    Desweiteren: Gibt es irgendwelche berühmten Heldentaten in der Geschichte der Tiberier, unter deren Motto man die Spiele stellen könnte? Irgendwelche berühmten Schlachten unter tiberischen Feldherren?“
    Sextus hatte sich zwar schon erkundigt, aber nichts erwähnenswertes erfahren. Was daran liegen mochte, dass die Gens Tiberia so wie seine eigene Gens erst geadelt worden war und keines der gänzlich alten Geschlechter darstellte. Da konnte man nicht allzu weit in die Vergangenheit vordringen und damit die großen Schlachte noch aus Zeiten der Republik, als Rom beständig im Wachstum begriffen war, nicht nutzen.

  • "Herzlichen Glückwunsch", erwiderte Lepidus nur kurz und hätte sich am liebsten die Hände gerieben, wenn das in Gegenwart des Aureliers nicht so fremd gewirkt hätte. Aber wahrlich: Der Klient eines Klienten des Kaiser zu sein, umgab den Tiberie doch fast selbst mit kaiserlicher Aura. Auch die munera zu Ehren von Durus war im Prinzip die perfekte Nachricht, würde diese doch nun auch offiziell den Ruf des verstorbenen Verwandten und damit auch den Ruf der Tiberii Ahalae wiederherstellen. "Leider gab es immer noch keinerlei Nachricht von Ahala." Sein Vetter würde doch nicht vielleicht doch noch ins Gras gebissen haben? "So langsam mache ich mir ernste Sorgen. Wäre es vielleicht möglich, dass du ein Schreiben an deine Cousinen aufsetzt, welche er nach Rom geleiten sollte? Du erwähntest ja beim letzten Mal, dass du bereits an ihn selbst einen Brief geschickt hast, aber vielleicht ist dieser ja abhanden gekommen?" Der Cursus Publicus galt zwar als recht zuverlässig, doch auch das Verschwinden von Post kam doch bei Gelegenheit immer mal wieder vor.


    Bei Heldentaten der Tiberier sah es natürlich nicht allzu rosig aus. Man konnte sich sicherlich einiges ausdenken, vor allem was die vage Frühzeit der Stadt anging. Aber um gleich als Motto für die gesamten Spiele zu dienen? Nicht, dass er es noch mit irgendwelchen veborten Historikern zu tun bekamen, die das alles als Schein entlarven würden. "Die militärische Tradition der Tiberier ist leider nicht sehr ausgeprägt. Immerhin gibt es ein Beispiel in jüngerer Zeit. Der Cousin von Durus, Tiberius Vitamalacus, nahm an der Schlacht von Edessa im letzten Partherkrieg als Tribun teil. In der Folge wurde er aufgrund seiner enorm guten Führung, die während der Schlacht zum Sieg führte, vom Kaiser zum Legaten der Legio I ernannt." Sicher nicht nur wegen seiner guten Leistungen, sondern auch, weil der damalige Legat verschwunden war, aber das tat dem ja keinen Abbruch. "Allerdings befürchte ich, dass sich dieser Partherkrieg sich nicht allzu gut zur Thematisierung eignet." Dass der Kaiser Iulianus währenddessen seinen Tod fand, war ja allgemein bekannt. Außerdem würde wohl die Ehrung für Durus selbst unter den Tisch fallen, wenn anstatt eines großen Vorfahren jemand aus derselben Generation gewählt würde. "Unabhängig davon versteht es sich allerdings von selbst, dass ich dich mit aller Kraft bei der Ausrichtung der munera unterstützen werde. Existiert denn bereits ein Termin oder ist das noch völlig offen?" Dann konnte sich der Tiberier immerhin schon einmal darauf einstellen, wie viel Zeit er für dieses und jenes einplanen müsste. Auch die Suche nach einem geeigneten Motto konnte so vielleicht noch einmal verschoben werden.

  • Die erste Nachricht war schon einmal schlecht. Ein etwas widerwilliges “Hm“ entwich Sextus, als er die Worte aufnahm. So langsam machte er sich auch Gedanken um seine beiden Cousinen. Und nicht ausschließlich aufgrund des Umstandes, dass Prisca noch das gesamte Erbe von Marcus Aurelius Corvinus besaß und anzunehmenderweise kein Testament bislang verfasst hatte, das ihn und seine Seite der Gens auch berücksichtigte. Aber es war einer der Gründe.
    “Ich werde Boten ausschicken und mich ebenfalls noch einmal nach ihm erkundigen, insbesondere, ob und wann er nach Rom zurückzukehren gedenkt.“ Schon allein, um seinem Patron die beständigen fragen nach diesem Kerl beantworten zu können.
    “Bei zwei Boten in kurzem Abstand sollte die Gefahr eines Verlorengehens minimal sein. Dann erhalten wir hoffentlich bald Antwort.“


    Die zweite Nachricht war... auch schlecht. Der Parthia-Feldzug eignete sich wohl wirklich nicht einmal Ansatzweise als Thema für Spiele, die dem römischen Volk etwas Größe, Glanz und vor allen Dingen Ablenkung bieten sollten. Da an den Tod eines weiteren Kaisers und einen verlorenen Krieg erinnert zu werden, konnte wohl als kontraproduktiv bezeichnet werden.
    “Nungut, dann werden die Hinrichtungen wohl unter einem anderen Motto stehen. Eine Schlacht wäre vermutlich ohnehin unabhängig von ihrem Glanz in der momentanen Lage vielleicht etwas gewagt.“ Und Sextus mochte keine Risiken, er war kein Spieler.
    Kurz überlegte Sextus, wurde dabei von der Frage nach dem Datum aus dem Konzept gebracht und antwortete daher eher beiläufig. “Nach den Ludi Romani in der Zeit, in der sonst keine dies feriae liegen, und vor dem Oktoberpferd. Vor den Kalenden des Oktober wäre angepeilt, je nachdem, wie schnell sich Tiere, Gladiatoren und die Factiones organisieren lassen.“
    Bei letzterem fiel ihm etwas ein. “Du bist nicht zufällig Mitglied in einer dieser Factiones? Ich muss zugeben, dass mich der Rennsport nicht besonders zu faszinieren vermag, ich weiß aber, dass Tiberius' Durus lange Zeit in einer der Factiones war. Daher wäre dieser Teil wohl doch verpflichtend für seine Leichenspiele.“ Dabei zuzusehen, wie Leute im Kreis fuhren, in der Hoffnung auf einen Zusammenstoß, war nicht seine Definition eines ausgefüllten Nachmittages. Aber es gab genug, die daran Spaß hatten.

  • Ahala schien beständig wie ein Geist über Lepidus zu schweben. Man hörte von ihm, doch sah ihn nicht. Er nahm keinen Einfluss und doch musste man sich über ihn Gedanken machen. Auch wenn eine Rückkehr des Adoptivsohnes von Durus sicher nicht unbedingt nur gute Nachrichten bereithalten würde, so konnte Lepidus die Situation dann wenigstens besser einschätzen. Im jetzigen Zustand blieb alles in Unsicherheit. Gut, dass auch der Aurelier selbst ein Interesse daran hatte. Allein um seiner Cousinen willen, musste er sich wohl mit der Sache beschäftigen. So nickte der Tiberier nur bestätigend auf das Vorhaben erneut Boten zu entsenden, damit sich möglichst schnell den nächsten Themen gewidmet werden konnte. "Mir scheint, dass das gesellschaftliche Leben in Rom nur langsam wieder in Gang kommt, das wird wohl bei der Organisation der Factiones nicht anders sein. Ich hoffe deshalb, dass das angepeilte Ziel auch zu erreichen ist", gab er noch zu bedenken. Schade war auch, dass in dieser Zeit kein Festtag tiberisch verehrter Gottheiten lag. Dies hätte sicherlich thematisch miteinander verknüpft werden können. "Mit den Factiones hielt ich es bisher ähnlich wie du. Ich habe da bisweilen kein großes Engagement ins Auge gefasst. Durus selbst war bei den Blauen, der Veneta. Von daher sind die Wagenrennen wohl Pflicht. Allerdings würde ich der Veneta keine besondere und ungewollte Ehrung zuteil werden lassen und Durus Mitgliedschaft eher beiläufig behandeln. Leider musste ich feststellen, dass dort neben einigen sicherlich sehr verdienten Römern, auch sehr viel plebejischer Gesindel Mitglied ist. Eine etwas 'geschlossenere' Factio würde es sicherlich attraktiver für Leute wie dich und mich machen, sich mehr für Wagenrennen zu interessieren." Diesen Gedanken warf der Tiberier einfach mal so in den Raum. Er hatte da so eine ungefähre Vorstellung, die er seinem Patron allerdings nur mitteilen würde, wenn er daran auch nur irgendein Interesse bekunden würde.


    Stattdessen hatte er noch eine andere Idee, die er lieber zuerst vortragen würde: "Ich hätte auch noch einen Vorschlag, womit wir insbesondere die religiösen Verdienste von Durus ehren könnten. Am Tag vor den Spielen oder am Tag danach, sollte für Durus eine Ehreninschrift an einem Tempel Roms eingeweiht werden. Ich dachte da beispielsweise an den Tiberinus-Tempel. Für die Anbringung der Ehreninschrift und einem damit einhergehenden Opfer würde ich selbst aufkommen. Allerdings bedarf es für eine solche Ehrung einer Genehmigung, die wohl entweder vom Kaiser selbst oder vom Senat erteilt wird. Wärst du für diese Idee offen?" Dass Durus solche Ehren nicht schon zu seinen Lebzeiten erhalten hat, war im Grunde ein Skandal. Für eine Auftakt- oder Abschlussveranstaltung für die entsprechenden Spiele, würde sich dies aber sicherlich ganz gut machen.

  • Das gesellschaftliche Leben konnte mit genügend Kleingeld schon wieder auf Vordermann gebracht werden, darüber machte sich Sextus keine Sorgen. Uns Spiele dienten auch doch eher der Zerstreuung, für die gerade der Pöbel bemerkenswerter Weise immer Zeit fand.
    Dass der Tiberier auch keinen Sinn für Pferderennen hatte, konnte Sextus ihm ob seiner eigenen Abneigung gegen dieses Spektakel kaum verübeln. Bedauerlich war es nur insoweit, dass er so doch einen weiteren Gang vor sich hatte und den Tiberier nicht einfach bitten konnte, für ihn bei der Veneta nachzufragen, ob sie teilnehmen wollten und mit wem. Wobei...? Vielleicht sollte der Tiberier ruhig auch ein paar kleinere Gänge für ihn erledigen. Das würde schon dazu führen, dass dessen Bekanntenkreis wuchs, er ein Gesprächsthema hatte und so Kontakte unverbindlich knüpfen konnte. Das war für einen Einsteiger in die politische Laufbahn sicherlich nicht das schlechteste.
    “Angesichts der Tatsache, dass unsere beiden Gentes ebenfalls plebejische Wurzeln haben, dürfen wir hierbei vielleicht nicht allzu streng sein. Zumal es auch unter dem Patriziat einige kuriose Auswüchse gibt...“ Sextus erinnerte sich dunkel an eine Bewerbung bei den Saliern, bei der ein Anwärter verkündet hatte, es sei ja gänzlich römisch, sich irgendwelchen fremdländischen Kulten zu verschrieben... Moment! War besagter Schwachkopf damals nicht ein Tiberier gewesen? Jetzt beim darüber nachdenken... Aber Sextus wollte Lepidus nicht beleidigen, indem er an diesen vermutlichen Verwandten erinnerte. Anzunehmenderweise war der den Tiberiern bestenfalls peinlich.
    “Allerdings stimme ich mit dir insofern überein, dass zumindest auf ein gewisses Maß an Herkunft und Bildung geachtet werden sollte, wenn die Factiones etwas attraktiver erscheinen sollen und nicht als Ansammlung von... Gesindel ist ein hartes Wort. Sagen wir, als Ansammlung einfacher Gemüter, deren einzige Gemeinsamkeit im Vergnügen, Männern beim Im-Kreis-Herumfahren zuzusehen, besteht.


    Nichts desto trotz könntest du mir bei der Organisation der Rennen behilflich sein, indem du bei der Veneta in Hinblick auf die gemeinsame Vergangenheit von Tiberius Durus und der Factio anfragen könntest, ob und mit welchen Fahrern die Factio wohl antreten möchte. Sofern du darüber hinaus noch Zeit findest, böten sich solche Gespräche mit der Purpurea und der Praesina ebenfalls an. Russata und Aurata werde ich persönlich besprechen,“ wobei Sextus sich nicht sicher war, ob sein Vetter als Chef der Aurata denn antworten würde, “.. und wohl auch mit der Albata.


    Desweiteren habe ich bezüglich der mittäglichen Hinrichtungen bei den Spielen eine andere Idee. Vor einiger Zeit hatten Männer die Kornspeicher der Stadt angesteckt. Unabhängig vom Krieg und der Tatsache, dass dies wohl die Position Palmas letztendlich gestärkt hat, ist die Wut der Bevölkerung darüber natürlich groß. Bei Brandstiftern ohnehin. Weißt du, ob für diese Tat jemand verurteilt wurde, den man bei der Gelegenheit dann publikumseffektiv seinem Urteil zuführen könnte?“ DAS wäre definitiv prestigeträchtig.


    Die Inschrift für Tiberius Durus wäre natürlich ebenfalls ein Punkt, den man ausführen konnte. Auch wenn die nun nicht dazu verwendet werden konnte, sein eigenes Ansehen damit auch zu steigern. Aber einen wirklichen Hinderungsgrund dagegen sah Sextus nicht. Außerdem konnte er seine Antwort gleich mit der anderen positiven Nachricht für Lepidus verbinden.
    “Ich habe sogar eine bessere: Du kannst deinen Vorschlag dem Kaiser direkt unterbreiten und seine Reaktion dazu hören. Zu seinem seiner nächsten Termine hat er mir die Möglichkeit offeriert, dich mitzunehmen und vorzustellen. Dieser Vorschlag wäre denke ich eine gute Gelegenheit, ihn von deinem lauteren und fleißigen Charakter zu überzeugen, ebenso wie von deiner Eignung für das Collegium Pontificum. Ich habe ihn bereits um selbige bei Gelegenheit gebeten, ebenso wie um deine Erhebung in den Ordo senatorius. Daher wäre so ein Vorschlag wohl eine Gelegenheit, ihn von deiner Eignung für beides noch vollständig zu überzeugen.“

  • "Die gibt es. Doch möchte ich fast die gewagte These aufstellen, dass ein Patrizier nur gewisse 'Auswüchse' zeigt, wenn er sich mit den falschen Leuten umgibt. Dass es allgemein auch edle Plebejer gibt, dafür waren unsere Gentes sicher einmal das beste Beispiel." Außerdem waren manche plebejische Gentes schon so nah an die Patrizier gekoppelt, dass sie inoffiziell schon selbige waren. Wenn man da beispielsweise an die Marcier oder Mucier dachte, welche letztlich auch ihre eigenen Familiengeschichten so weit umkrempelten, dass sie von ihrer Herkunft eigentlich nur als Patrizier gelten konnten, dann ist das natürlich ein bekanntes Phänomen. Auch die Tiberier hatten sich bereits interessante Legenden gesponnen. Es wäre interessant zu wissen, was die Aurelier in dieser Hinsicht zu bieten hatten, aber das wäre wohl eher Thema eines anderen Treffens. "Ganz recht, gewisse Standards sollten eingehalten werden. Eine allzu große Vermischung von Menschen mit unterschiedlicher Herkunft ist eben nie sehr vorteilhaft, wie ich nur unterstützend zu meiner These sagen kann. Vielleicht wäre es als zukünftiges Projekt ganz nett, wenn man eine bestimmte Factio so vereinnahmen würde, dass sich in ihr das Beste Roms verkörpert. Dann hätte die Factio auch wahrlich eine soziale Funktion und wäre nicht nur ein Sammelpunkt für Leute, deren einziger Lebenszweck darin besteht, einem bestimmten Wagen nachzuschreien." Ja, denn soweit Lepidus es bisher beurteilen konnte, waren die Factiones nicht gerade ein Ort, wo man sich auch einmal neben dem Treffen nett unterhalten konnte und Kontakte schmiedete.


    "Ich werde die Aufgabe allerdings gerne annehmen. In der Veneta kenne ich bereits jemanden und ein Verwandter von mir namens Spurius Tiberius Dolabella ist ein sehr engagierter Mann in der Purpurea. Ich denke, das sollte sich regeln lassen." Damit war es wohl eine dankbare Arbeitsteilung für Lepidus. Eine allzu große Suche nach den entsprechenden Ansprechpartnern musste er gar nicht mehr unternehmen. Bei der Nachfrage nach den Brandstiftern der Kornspeicher musste Lepidus ein wenig grübeln und fand die ganze Sache tatsächlich schon im Ansatz etwas komisch. "Tatsächlich habe ich nichts von einer Festnahme oder Verurteilung gehört. Es mag den wirren Zeiten geschuldet gewesen sein, dass ich davon vielleicht nichts mitbekam, aber ich möchte wetten, dass sich der Usurpator doch sicherlich die Chance nicht hätte entgehen lassen Festnahme und Verurteilung breit zu verkünden, nur um damit das Ansehen Palmas zu verschlechtern. Da dies nicht getan wurde, kann ich mir nur denken, dass die Schuldigen womöglich nie gefasst wurden." Es wäre natürlich schade, wenn es niemanden zum hinrichten aber... aber ach, es gab doch immer jemanden hinzurichten. "Zur Not muss es wohl eine Erkundigung bei den Stadtwachen zu Tage fördern. Müssten nicht eigentlich noch etliche Salinator-Getreue in den Cacern schmoren, die ebenso ihrer gerechten Strafe zugeführt werden müssten? Es hat sich zwar schon herumgesprochen, dass es wohl offenbar einige Begnadigungen gab, aber das trifft sicherlich nicht auf alle zu. Vor allem nicht auf kleine unbekanntere Fische, nehme ich an. Zwar müssen wir sie ja nicht unbedingt ausschließlich für ihre Anhängerschaft zu Salinator richten; allein um nicht noch weiter Zwietracht unter Römern zu sähen..." Lepidus vermutete, dass Palma deshalb einen eher lockeren Kurs fuhr "...aber ihnen ließe sich sicherlich problemlos so etwas wie eine Brandstiftung... nachweisen." Wenn man nicht die wahren Täter fand, dann musste man sich eben welche herbeischaffen, die es mindestens ebenso verdient hatten.


    Bei der Nachricht eine Audienz beim Kaiser persönlich zu erhalten, begannen Lepidus Augen natürlich zu funkeln. Wer hätte gedacht, dass er gleich den Lenker des Reiches persönlich kennenlernen würde? "Ausgezeichnet. Vielen Dank, dass du dies ermöglichst. Es wäre mir eine Freude, ihm mein Anliegen persönlich darzubringen und ich denke, er wird nach diesem Treffen keine Zweifel an der Richtigkeit seiner Ernennung mehr hegen", so die selbstbewusste Einschätzung des Tiberiers. Bedauerlich war nur, dass dieses Treffen wohl noch nicht morgen oder übermorgen stattfinden würde... Seine Geduld wurde wirklich auf eine harte Probe gestellt. Es gab so viel zu tun und er hatte so wenig Lebenszeit zur Verfügung. Auch war inzwischen schon wieder fast ein halbes Jahr herum. Die anstehenden Wahlen zum Cursus Honorum rückten immer näher und er befand sich immer noch nicht in einem angemessenen religiösen Amt und im entsprechenden Ordo. Ja, wenn er es sich ins Bewusstsein rief, dann wurden die funkelten Augen, die ihm gerade noch anzusehen waren, plötzlich wieder deutlich finsterer, nachdem er seinen Satz beendet hatte.

  • Einen Moment ließ Sextus die These durch seinen Kopf gehen. Dass Patrizier auch ohne negativen Einfluss schlicht und ergreifend dumm sein konnten, war für ihn ein Faktum, so dass dieser Aspekt dabei außer Acht blieb. Allerdings war das Vorhaben an sich, eine Factio so zu beleben, dass nicht jeder dahergelaufene Fleischersohn Mitglied werden konnte, ein durchaus reizvoller Gedanke. Das würde die Mitgliedschaft in einer Factio auch unabhängig vom Interesse für den Rennsport attraktiv machen.
    “Nachdem mein Vetter Aurelius Ursus in der Schlacht bei Vicetia verletzt wurde, ist die Factio der Aurata sehr verwaist. Falls es deinem Interesse entspricht, eine Factio nach dieser deiner Vorstellung zu formen, kann ich ihm gleichfalls schreiben und ihn fragen, dich aufzunehmen und dir entsprechende Befugnisse auch zuzuteilen?“
    Sextus war sich nicht ganz sicher, wie hypothetisch das Vorhaben des Tiberius war, daher bot er es einfach einmal an. Der junge Mann konnte dann auch noch ja oder nein sagen.


    Bei der Frage bezüglich der Hinrichtungen allerdings passierte etwas, das äußerst selten geschah: Sextus Gesichtsausdruck wurde von einem zu seinem Cognomen passenden Lächeln beherrscht, wenngleich nur einen Augenblick lang. Aber auch das war mehr, als die meisten Menschen bei ihm hervorriefen. “Ich sehe, du denkst mit. Wobei ich die Finger von bekannten Namen und hohen Würdenträgern in jedem Fall lassen würde. Es soll nicht der Eindruck entstehen, dass dies nur ein Racheakt der Siegreichen über die Besiegten sei. Vielmehr ist mir durchaus daran gelegen, der Bevölkerung möglichst viel Solidarität und Verbundenheit mit ihnen unabhängig von dem Ort, an dem sie sich zwangsläufig aufhielten, zu zeigen. Immerhin konnte sich die einfache Bevölkerung Romas kaum aussuchen, nicht unter der Herrschaft des Usurpators zu stehen.“


    Die Freude über das ermöglichte Treffen nahm Sextus wohlwollend auf. Kaum anderes hatte er erwartet, denn welcher normale Mensch würde sich nicht freuen, dem Lenker und Herrscher des Reiches persönlich ein paar Vorschläge machen zu können?
    “Sobald der Termin feststeht, werde ich dir die Zeit zukommen lassen.“ Und dann konnte Sextus auch nur hoffen, dass sein Klient nichts Blamables anstellen würde, sonst würde er wohl eine Weile keine anderen – oder auch dieselben – Klienten erneut mitbringen dürfen.


    Sim-Off:

    Ich frag mal bei Palma an, damit wir das noch vor der nächsten Wahlperiode alles hinbekommen.

  • Da hatte das Gespräch in der Tat die richtige Wendung genommen. Mit einem eigenen allzu schnellen Vorstoß in diese Richtung hätte er durchaus den Aurelier in schlechte Laune versetzen können, wenn dieser nun den Factio-Gedanken völlig ablehnte. Doch nun schlug er selbst den Weg ein, den sich Lepidus erhoffte. Mit einer derartigen Gesprächsweise meinte der Tiberier bei seinem Patron am besten voranzukommen. Eine allzu schnelle Meinungsäußerung wie vor einiger Zeit am Marstempel sollte ihn dann nicht mehr in Bedrängnis bringen. Lepidus konnte lächeln. Er wusste, dass er Staub fressen musste, um das zu erhalten, was er wollte, aber wenn er es letztlich erhielt, dann musst das eben so sein. "Eine fantastische Idee", lobte er dann auch gleich den Senator. "Die Aurata ließe sich sicherlich in diese Richtung entwickeln. Da dein Vetter selbst schon die Kontrolle über die Aurata hatte, finden wir in ihr wahrscheinlich auch die besten Voraussetzungen für ein derartiges Vorhaben. Schreib ihm, dass ich mich gern um alles kümmern würde und der Aurata während seiner Abwesenheit gern wieder etwas Leben einhauche." Das war doch mal wieder ein interessantes Projekt.


    Das eigentümliche Lächeln war dem Tiberier auch tatsächlich nicht entgangen. In der Handhabung solcher Dinge schien der Senator offensichtlich ganz ähnliche Gedanken zu hegen. Dass dieser wohl sehr abgebrüht war, wusste er ja eigentlich spätestens schon seit der Niederstreckung seines Pferdes, die Lepidus mit ansehen konnte. "Zweifellos, wir sollten das Volk nicht erneut spalten, schon gar nicht zu diesem feierlichen Anlass. Von daher sollte wohl alles mehr im Sinne der Concordia als der Discordia ausgerichtet sein." Das wäre zumindest im Moment das politisch klügste, auch wenn Lepidus natürlich nicht immer gefiel, dass so viele still und heimlich von Salinator profitiert hatten - viele nicht nur, weil sie zufällig auf der falschen Seite standen, sondern tatsächlich, weil sie den Fettsack irgendwie toll fanden. "Unabhängig davon wer auf welcher Seite stand, werden sie dennoch Blut fordern, um sich zu vergnügen. Ich halte den Rückgriff auf Brandstifter auch deshalb für brillante Idee, weil beide Seiten sehr gut damit leben können. Die Römer vor Ort waren direkt durch die Nahrungsmittelknappheit betroffen. Die andere Seite muss sich das Gerücht gefallen lassen, sie hätten versucht den Krieg durch das Aushungern ihrer römischen Brüder zu gewinnen. Wenn dem so wäre, würde unsere Seite doch wohl kaum gestatten die eigenen Leute hinzurichten. Die eine Seite erfährt Genugtuung für die Nahrungsmittelknappheit, die andere Seite kann sich sicher sein, dass mit solchen Mitteln sicher nichts zu tun hatten. Strafe erhalten ein paar unbedeutende Leute, um die sich ohnehin niemand schert. Und um die Würdenträger werden sich ohnehin die Götter kümmern." Eigentlich eine hervorragende Situation. Mehr konnte man wohl in diesen Zeiten nicht verlangen. Die Aussicht, vom Aurelier den entsprechenden Termin mit dem Kaiser zu erhalten, quittierte er mit einem zufriedenen Nicken.


    Lepidus wollte auch gleichsam noch eine Erkdundigung einholen, nachdem das Thema über die Audienz beim Kaiser abgeschlossen schien "Ich hätte da noch eine kleine Frage an dich: Bist du zufällig mit dem Senator und amtierenden Aedil, Titus Duccius Vala, näher bekannt?"

  • Gut, wenn der Tiberier die Aurata gern übernehmen wollte, würde Sextus ihm sicher nicht im Wege stehen. Im Endeffekt ersparte ihm das sogar noch lästige Nachfragen, ob er die Familientradition in dieser Factio nicht fortsetzen wollte. Vielleicht würde er später auch beitreten, solange seine Mitgliedschaft keine weiteren Verpflichtungen einschloss, die seine Zeit ohnehin nicht zuließen.
    “Ich werde den Boten gleichfalls eine Nachricht an meinem Vetter mitgeben, da er sich ohnehin in der Nähe Mantuas aufhält. Gegebenenfalls erhältst du so noch vor den Spielen Zugang zur Aurata, wodurch ich in diesem Falle dich gleich ebenfalls bitten würde, die nötigen Fahrer und Pferde dann auszuwählen. Wie gesagt, unter der Prämisse einer baldigen Antwort meines Vetters, so dieser nicht selbst gleich Anweisungen diesbezüglich mitgibt.“


    Wieder ein Punkt weniger auf der Liste.


    Bezüglich der Hinrichtungen nickte Sextus nur bisweilen bei der kleinen Rede des Tiberiers. Im Grunde gab es dem nicht viel hinzuzufügen, denn anscheinend deckten sich ihrer beider Ansichten in dem Punkt zu großen Teilen.
    “Dann würde ich sagen, machen wir es so. Da ich dir bereits einen guten Teil der Koordination der Factiones nun abgetreten habe, werde ich hierzu selbst Erkundigungen einholen.“ Oder sie einholen lassen. Seine Tagesplanung sah nicht unbedingt einen Besuch im Carcer vor, um sich nach irgendwelchen Straftätern zu erkundigen.


    Nächster Punkt der Liste. Auf Sextus' Liste befanden sich somit keine Dinge mehr, die er mit seinem Klienten besprechen wollte. Allerdings hatte er nicht vergessen, dass jener zu Beginn der Gespräches etwas über eine religiöse Agenda – was immer das sein mochte – gesagt hatte. Und offenbar hatte der Mann auch noch weitere Anliegen zu besprechen.
    “Ja, er und ich sind uns schon seit langer Zeit bekannt. Wieso fragst du nach ihm?“

  • Auch Lepidus machte gedanklich seine Haken. Inzwischen waren sie auch schon bei den paar Kleinigkeiten, die er am Anfang erwähnte. Die Auskunft zum Senator Duccius gehörte zweifellos dazu. Die Tatsache, dass der Aurelier ihn schon seit längerem kannte, ließ ihn dann hellhörig werden. Eigentlich hätte er es sich ja ohnehin denken können. Beide kämpften schließlich an der Seite Palmas. Sicher lief man sich dabei das ein oder andere Mal über den Weg. "Er hat mich auf die Insel Dianum zu einer Cena eingeladen, nachdem wir uns vor kurzem auf einer seiner Wahlkampfveranstaltungen über den Weg liefen. Ich dachte, es wäre vielleicht hilfreich, im Vorfeld etwas mehr über ihn zu erfahren, damit ich weiß, auf was ich mich da eingelassen habe. Wie schätzt du ihn ein? Gibt es irgendetwas, was ich unbedingt über ihn wissen sollte?" Es wäre schon vorteilhaft zu erfahren, ob Lepidus es mit einem verschlagenen Intriganten oder einem vorlauten Dummkopf zu tun hatte. Je nachdem, konnte Lepidus entscheiden, ob er jedes Wort seines Gegenüberaus auf die Goldwaage legen musste oder dem Treffen recht entspannt entgegenblicken konnte.

  • “Ah“, machte Sextus zu der Erklärung, warum Lepidus etwas über Vala wissen wollte. Natürlich hätte Sextus ihm nun etwas vorschwärmen können und den Duccier als freud preisen können. Die Wahrheit war aber: Sie waren keine Freunde, lediglich über einen gewissen Zeitraum hinweg Verbündete gewesen. Und Sextus hatte noch seit jeher das Gefühl gehabt, dass der einzige, der von all jenen Verbindungen profitierte, nur der homo novus war. Und jener auch jegliche Verpflichtungen seinerseits immer weit von sich schob, sobald es einmal nicht zu seinem persönlichen Vorteil gereichte. Das hatte schon früh angefangen, dass er seinen Ehrgeiz bewies, und auch, dass Sextus ihm weit mehr genützt hatte als umgekehrt. Er erinnerte sich noch daran, wie er den Kerl auf der Hochzeit seiner Cousine vor langer Zeit vor den Flaviern verteidigt hatte, jung wie Sextus damals gewesen war. Dass der Duccius aber dieses Vertrauen nicht Wert gewesen war, hatte sich spätestens bei den Besprechungen zu Kriegseintritt deutlichst gezeigt, als er keine Gelegenheit ausgelassen hatte, sich selbst über alle anderen Anwesenden zu stilisieren und die anderen – Sextus eingeschlossen – durch die Blume als unfähige Idioten darzustellen. Und nein, Sextus vergaß so etwas ganz sicher nicht. Erst recht nicht nach dem letzten Auftritt des Duccius, der im Grunde wieder dasselbe offenbart hatte: einen Menschen, der von niederem Stand war und dennoch gern auf alle anderen herabspuckte. Warum also sollte er seinem Klienten da eine überwiegend positive Einschätzung geben?


    “Der Mann ist ein homo novus in jeglichem Sinne des Wortes. Er wäre gerne ein Tullius Cicero, aber ich fürchte, außer dem Schicksal, früher oder später jemanden so zu beleidigen, dass dieser ihm die Hände abhackt und an die Senatstüren nageln lässt, haben sie nicht sehr viel gemein.
    Versteh mich nicht falsch. Der Mann ist nicht dumm. Er hat ein gewisses Talent darin, zu begeistern. Er kann charmant sein. Zur Frauenwelt wohl sehr besonders, zahlreiche Liebschaften sprechen dafür. Allerdings ist sein eigenes Fortkommen das einzige Ziel seines Ehrgeizes. Wie jeder homo novus will er seinen Namen auf dem Sockel einer Marmorstatue lesen, die die Zeit überdauert. Er hat keinen Sinn für unseren Stand und vor römischen Götterkulten wohl weder Respekt noch das nötige Verständnis dazu. Letzten Endes ist er ein Germane und wird auch stets einer bleiben. Und es würde mich nur wenig wundern, wenn er nicht alles daran setzen würde, wieder möglichst schnell in seine Heimat zurückzugelangen, sofern seine Machtgier dem nicht im Wege steht.“

    Sextus hatte das alles sehr sachlich und beinahe tonlos vorgetragen, fast so, als würde er über eine Pflanzengattung dozieren. Er war nicht wütend. Er sah nur keinen Sinn darin, seine Auffassung der Sachlage vor seinem Klienten jetzt zu verschleiern. Früher oder später würde der Duccius Lepidus ohnehin fragen, wer sein Patron sei, oder der Tiberier würde von sich aus darauf zu sprechen kommen. Da war es besser, wenn sein Klient die nötige Vorsicht auch walten ließ und weitestgehend bescheid wusste.
    “Daher rate ich dir einfach nur folgendes: Genieße die Zeit auf der Insel, aber lasse dich nicht auf größere Geschäfte ein. Oder solche, die nicht zu deinem eigenen Vorteil sind. Auf spätere Versprechen solltest du dich keinesfalls vertrösten lassen, und lass dich nicht von Worten einwickeln. Da du aber ein intelligenter junger Mann bist“ – hätte Sextus eine andere Auffassung, wäre der Tiberius wohl nicht sein Klient. Zumindest hätte Sextus sich nicht so lange mit ihm unterhalten in dem Fall – “ist dieser Ratschlag wohl ohnehin nichts, was du nicht schon wusstest.“

  • Dass die Erfahrungen der beiden tatsächlich recht umfangreich waren, wäre dem Tiberier trotz des Hinweises seines Patrons, dass er den Duccier schon längere Zeit kennen würde, nicht in den Sinn gekommen. Und auch wenn er durch die Einschätzung nur einen kleinen Bruchteil dieser Beziehung - sei es nun eine Freundschaft oder eine Zweckgemeinschaft - mitbekam, so ließ sich daraus sicherlich erahnen, dass schon viel zwischen den Beiden vorgefallen sein musste. Ruhig hörte er sich die Ausführungen von Lupus an. Hin und nickte Lepidus, um zu zeigen, dass er verstanden hatte. Bei den Ausführungen zu Cicero ließ er sich sogar zu einem Lächeln hinreißen. War die Vorstellung von abgehackten Händen denn so amüsant? Dass er es mit einem homo novus zu tun hatte, das war dem Tiberier in der Tat schon bewusst. Den Namen Duccius konnte er immerhin mit keiner bekannteren Persönlichkeit aus der Vergangenheit in Verbindung bringen, was wohl eindeutig auf einen Emporkömmling schließen ließ. "Ich bin zum Glück nicht sehr empfänglich für Charme", kommentierte er gelassen. Dass ihm nicht einmal der Götterkult etwas bedeutete war dann auch recht naheliegend. Wie man jedoch mit so einer Einstellung so weit kommen konnte, blieb dem Tiberier schleierhaft. Er sah sich schon vor dem Duccier sitzend und endlose Göttergeschichten erzählen. Da konnte sich Lepidus jetzt schon die Hände reiben. "Klingt als würde mir ein interessanter Insel-Aufenthalt bevorstehen. Ich werde genau darauf achten, wie er sich verhält. Mit einem Germanen sollte ich aber fertig werden - zumindest habe ich nicht vor eine der Stufen zu sein, die ihn zu einer Marmor-Statue führt. Zumindest das hatte sich Lepidus vorgenommen. Von einem ersten Treffen konnte der Duccier auch wahrlich nicht viel erwarten und sei dieses auch auf einer netten kleinen Insel. Zufrieden nahm er auch das Kompliment entgegen, was sich auf seine Geisteskraft bezog. Das nahm Lepidus natürlich gerne an, aber eine andere Einschätzung seiner Person hätte er auch kaum erwartet. Für ihn bestand da gar kein Zweifel und er schaffte es vor allem, diese Selbsteinschätzung zu bewahren, weil er gegenteilige Urteile bestens verstand zu überhören. Nach meiner Rückkehr kann ich dir auch gerne bei einem unserer nächsten Treffen berichten, wie es gewesen ist und was sich womöglich ergeben hat."


    Seinem Patron konnte er für diese Informationen wahrlich dankbar sein. So stellte er sich viel leichter auf ein Gespräch ein und Lepidus gingen jetzt schon so viele Strategien durch den Kopf, wie er sich zur Not helfen konnte. Aber es blieb abzuwarten, was der Duccier tatsächlich von ihm wollte. Vielleicht lief ja tatsächlich alles völlig harmlos ab. "Ich hätte nur noch einen Punkt auf meiner Liste, es sei denn du magst von meiner noch in Arbeit befindlichen Agenda schon vorab etwas erfahren." Das sollte Lupus selbst entscheiden. Lepidus war sich jedoch bewusst, dass er sein Programm wohl noch so vielen Leuten vortragen müsste, dass er jede zusätzliche Wiederholung wohl bereits jetzt gern vermied. "Vorerst betrifft es jedoch die Salier. Bin ich richtig informiert, dass du Mitglied in der Sodalität der ehrwürdigen Sallii Palatini bist? Ich dachte mir, es wäre durchaus sinnvoll ebenfalls als Salier dem Mars zu dienen. Vor allem im Hinblick auf mein langfristiges Ziel eines Tages Flamen Martialis zu werden, könnte sich dies als hilfreich erweisen." Lepidus hielt sich zwar weder für einen guten Sänger, noch einen guten Tänzer, doch dieser Mangel an Talent konnte sicherlich durch ein bisschen Übung beseitigt werden. "Allerdings würde ich diesem Anliegen keine unumstößliche Priorität einräumen. Du hast in letzter Zeit schon sehr viel für mich getan und in die Wege geleitet und ich hoffe deshalb, dass ich deine Zeit nicht maßlos überbeanspruche", schob er mit strategischer Bescheidenheit nach. Am liebsten wollte der Tiberier natürlich alles und am besten sofort, aber immerhin war sein Patron ja nicht nur für ihn alleine da. Er hatte sicher viele Klienten, die auch alle irgendetwas von ihm wollten. Daneben auch noch das Treiben im Senat, worum er sich ja ebenfalls irgendwie kümmern musste. Und letztlich musste ja auch ein Platz im Gremium frei sein, um überhaupt kooptiert werden zu können. Womöglich alles Gründe, diese Sache eher locker anzugehen, auch wenn es der Natur des Tiberiers eher widersprach.

  • War Sextus wirklich interessiert daran, wie das Treffen zwischen seinem Klienten und Vala lief? Nicht unbedingt. Er nahm nun weder an, dass Vala ihm seinen Klienten abspenstig machen wollte – oder konnte – und auch nicht, dass der Germane den Tiberier mit seinen Flausen von der Zerschlagung der Schola Atheniensis vollquatschte, so dass wiederum er, Sextus, sich erneut diese abstruse Geschichte, dass das Gebäude den Staat zuviel Geld kosten würde, anhören musste.
    Andererseits wollte er den Tiberius nun auch nicht beleidigen, wenn dieser schon so freimütig Informationen anbot. Das nächste Mal bot er sie dann vielleicht nicht mehr an, wenn es um etwas ging, das Sextus dann wiederum durchaus interessieren würde. Also versuchte er sich an einer diplomatischen Antwort. “Du kannst mir gerne davon erzählen, wenn sich etwas Erwähnenswertes ereignet.“


    Da sein Klient das Gespräch mit dieser Agenda begonnen hatte und Sextus nach wie vor keine Ahnung hatte, was er damit eigentlich meinte, interessierte es ihn natürlich. Allerdings schob er dies erst einmal beiseite, da der Tiberier zunächst noch einen leicht erfüllbaren Wunsch äußerte. Zumindest zur Hälfte erfüllbar.
    “Ich kann dich bei der nächsten Sitzung den übrigen Salii zur Kooptation vorschlagen, woraufhin du dich ihnen vorstellen und ihre Fragen beantworten kannst.“ Und dies hoffentlich besser als der zuvor bereits erwähnte Tiberius mit seinen fremdländischen Kulten. Oder auch der Claudier damals, der nichts besseres zu tun gehabt hatte, als dem Collegium vorzuwerfen, es wisse ohnehin dort keiner über Religion auch nur annähernd bescheid und sie wären alle unfähig, weshalb er keine Fragen zu beantworten habe. “Wenn dies deinem Wunsch entspricht, informiere ich dich rechtzeitig über den Termin zum nächsten Treffen.“
    Da ja alle Salier darüber abstimmen mussten, konnte er mehr nicht versprechen.


    “Nun aber möchte ich in der Tat etwas über diese Agenda erfahren. Was genau planst du, zu erschaffen?“

  • Frage und Antwortspielchen also, das wäre doch mal ganz nett. Und da er in diesem Collegium noch niemanden außer den Aurelier kannte, würde es vielleicht auch gar kein Machtkampf um die besseren Beziehungen werden, sondern tatsächlich ein wohlüberlegte Entscheidung, ob Lepidus für die Salier geeignet war. Er würde wohl vor allem daran arbeiten, dass er sich präziser und kürzer ausdrückte. Das war noch eine große Schwäche des Tiberiers, der sich sehr wohl bewusst war, dass auch die beste Antwort nutzlos war, wenn sie zum Einschlafen verleitete. "Vielen Dank auch dafür noch einmal. Ich werde mich für den entsprechenden Termin gut vorbereiten", war dann auch letztlich die einzige Bekräftigung, die er geben musste. Dabei fiel dem Tiberier auch in der Tat auf, dass er dem Aurelier schon ziemlich oft in letzter Zeit Danke sagen musste.


    Nun war der Senator aber doch neugierig geworden. Nicht, dass der Tiberier das nicht gehofft und erwartet hätte, aber er kleidete seine Anmerkung zu Beginn auch lediglich in einer netten aktuellen Tätigkeitsbeschreibung ein, aus der noch gar nicht viel folgen musste. "Erschaffen ist in der Tat genau das richtige Wort für das, was ich vorhabe", kündigte er geheimnisvoll an. "Mein Programm könnte sich in drei Punkten grundlegend wiedergeben lassen: Erstens: Die religiöse Stimmung in der Stadt ermitteln. Zweitens: Das religiöse Interesse steigern. Drittens: Die Häuser der Götter erneuern. Die meiner Ansicht nach innovativsten sind die ersten beiden Punkte. Mit der religiösen Stimmung meine ich einerseits die Opferwilligkeit der Bürger Roms und andererseits die Beliebtheit der einzelnen Götter. Ich habe einen Weg gefunden, wie ich beides recht zuverlässig herausfinden kann. Die Idee stammt aus meiner langen Beschäftigung mit den römischen Kultstätten, um die ich als Aedituus überhaupt nicht herumkam. Ich habe einmal probeweise einige Informationen bei den einzelnen Aeditui und ihren jeweiligen Tempeln gesammelt." Der gute Scaevola fragt sich sicherlich heute noch, was Lepidus mit den scheinbar nutzlosen Informationen anfangen wollte. "Es ging mir darum wie viele Opferungen im letzten Jahr in einem jeweiligen Tempel stattgefunden haben. Du kannst dir natürlich denken, dass die Ergebnisse sehr unterschiedlich sind. Einige Tempel verwahrlosen und andere kommen mit der Organisation von Opfern überhaupt nicht mehr hinterher. Nach dieser Zusammenstellung kann ich nicht nur den derzeit beliebtesten Kult innerhalb Roms ausmachen, sondern auch sämtliche Kulte, die vernachlässigt werden. Ich habe bereits daheim eine entsprechende Liste ausgearbeitet. Das Collegium Pontificum kann mit diesen Informationen deutlich gezielter Maßnahmen ergreifen und auf die Stimmung im Volk reagieren." Dies birgt sicher vielfältige Möglichkeiten. Die Religionspolitik des Collegiums läuft ja ohnehin manchmal in recht merkwürdigen Bahnen. Man erinnere sich nur daran, als man stritt, ob denn nun Quirinus mit Romulus zu identifizieren sei oder nicht. Dahinter verbarg sich gleichsam ein Streit, ob denn der Quirinus-Kult ausreichend gewürdigt würde oder nicht. "Der zweite Punkt hängt sehr eng mit dem ersten zusammen, denn es lässt sich nicht nur herausfinden, welcher Gottheit viel geopfert wird, sondern auch welche guten Römer sich ganz besonders religiös engagieren. Meine Idee wäre nun folgendes: Gewiss weißt du auch, dass wir schon einmal andere Zeiten der Götterverehrung hatten. Die Menschen traten förmlich in eine kultische Konkurrenz, wer denn nun durch entsprechende Opfergaben der Gunst eines Gottes am ehesten Gewiss war." Dass es dabei mehr um einen Prestige-Gewinn beim Volk ging, ließ Lepidus erst einmal beiseite "Römer, die sich besonders hervortaten, ja, die wurden mit Statuen und Inschriften geehrt, die ihren Platz im und um den Tempel herum fanden, denn anders als bei allen anderen öffentlichen Plätzen, brauchte man früher keine Rücksicht auf einen Senatsbeschluss nehmen. Die Tempel wurden deshalb auch manchmal geradezu zugestellt mit den Ebenbildern reicher Leute." Deshalb mussten auch nicht zuletzt die Censoren einschreiten, um diesem Treiben ein Ende zu bereiten. Manchmal ließen sie ganze Tempel wieder 'säubern', um Platz für die wirklich wichtigen Kultgegenstände zu haben. "Nun wünsche ich mir natürlich auch keine republikanischen Verhältnisse mehr und es ist schon ganz richtig, dass Augustus damals etwas mehr Ordnung in die Götterverehrung gebracht hat. Aber warum sollte man nicht einen wirklich engagierten Römer dafür ehren, dass er sich den Göttern ganz besonders verpflichtet? Am Ende eines Jahres könnte demjenigen, der sich am meisten hervortat beispielsweise eine Statue zuteil werden, die er an einem derjenigen Tempel seiner Wahl aufstellen darf, in der er im vergangenen Jahr geopfert hat. Das würde meiner Ansicht nach zweifellos zu einer Belebung der Religion führen." Bevor er den kurzen letzten Punkt ansprach, holte der Tiberier noch einmal Luft. Jetzt hatte er doch schon wieder mehr gesprochen, als beabsichtigt. "Zuletzt fiel mir leider auf, dass viele unserer Tempel schon wieder gewisse Mängel aufweisen. Ein größeres Instandsetzungsprogramm würde den Gebäuden sicherlich gut tun. Der Kaiser könnte ein staatliches Bauprogramm einleiten. Da dies natürlich der kostenintensivste Teil ist, wird dieser wohl auch eventuell mehr Zeit benötigen. Nicht zuletzt würde dies dem Prestige Palmas sicherlich einiges nützen." Wahrscheinlich stand es um die Staatsfinanzen nach dem Krieg ohnehin nicht allzu gut, aber der Tiberier erinerte sich doch, dass einst vom sehr kurzweilig regierenden Trajan so ein Plan für ein größeres Sanierungsprogramm wohl einmal existiert hat, den er aber leider nicht mehr ausführen konnte, bedingt durch seinen viel zu schnellen Tod. Vielleicht könnte man ja derartiges wieder aus der Schublade herauskramen, dachte sich der Tiberier. "So könnte man sagen, mein Programm steht für die Erschaffung eines Verzeichnis, welches und einen Überblich über die Beliebtheit eines Götterkultes verschafft, die Erschaffung eines neuen religiösen Interesses, was die Menschen wieder mehr in die Tempel treibt und in der Erschaffung sanierter Kultstätten, welche den Göttern auch wahrhaft zur Ehre gereichen." So hatte der Tiberier den Rückgriff auf das Wort 'Erschaffen' noch geschickt in seiner Ausführungen eingebracht. "Ich habe jetzt zwar sehr lange über meine Agenda gesprochen, aber sie wurde dennoch nur sehr kurz erfasst. Über viele Implikationen und mögliche Schwierigkeiten habe ich mir natürlich schon Gedanken gemacht, aber da muss ich dich natürlich einfach um Geduld bitten, bis das Programm auch vortragsreif für das Collegium erarbeitet wurde. Dann werde ich auch dich deutlich besser ins Bild setzen können." Trotzdem hoffte Lepidus natürlich, dass er seinem Patron schon ein wenig Lust auf mehr bereitet hat.

  • Der Tiberier wollte also eine Statistik aufstellen und auf deren Grundlage dann Maßnahmen vorschlagen, um das kultische Interesse zu fördern. So zumindest verstand Sextus den groben Abriss seines Klienten, und an dem Gedanken war grundsätzlich auch nichts schlechtes. Im Gegenteil honorierte Sextus sogar das methodische Vorgehen, das hinter dem ganzen steckte. Lediglich ein paar kleine Schönheitsfehler hatte der Plan dann doch, auf die er als älterer mit mehr Erfahrung im kultischen Bereich auch anzuzeigen sich anschickte.
    “Dein Gedankengang klingt schon einmal sehr interessant und erfreulich methodisch. Viele Zeitgenossen treffen ihre Entscheidungen leider sehr absolut und voreilig, ohne sie zuvor genau zu prüfen, und beharren dann auf ihrer Idee, ohne Alternativen mitzuprüfen. Nicht nur im kultischen Bereich.
    Allerdings sehe ich eine Schwierigkeit bei der Datengewinnung: Der Großteil der Opfer und des Engagementes findet ja außerhalb des Tempelbetriebes statt an den heimischen Altären, den vielen kleinen Schreinen in der Stadt und nicht zuletzt auch in vielen Kulten, deren Riten bisweilen auch nur eingeweihten offen stehen. Daher lässt sich eine Beliebtheit bestimmter Gottheiten daraus wohl nur bedingt ableiten und nur in Bezug auf die Tempelopfer. Wobei sicherlich auch jene eine interessante Größe darstellen würden und bestimmt Anhaltspunkte für die Staatsopfer geben könnten, in welchen Bereichen vermehrt auch auf Anwesenheit des Kaisers beim Staatsopfer wert gelegt werden sollte und dergleichen.
    Daher freue ich mich schon auf die Ausarbeitung deiner Agenda und die Ergebnisse, die sie zutage fördert. Aber ohne deinen Elan bremsen zu wollen, hoffe ich, dass du nicht zu hohe Erwartungen damit verknüpfst. Es ist sicherlich ein guter und auch wichtiger Anfang. Der angestrebte Prozess könnte allerdings recht langwierig werden.“

  • Zufrieden registrierte Lepidus das Interesse seines Patrons. Immerhin konnte man sich bei diesem ja nicht unbedingt sicher sein, ob im nächsten Augenblick ein Lob oder ein totale Destruktion erfolgen würde. Umso aufmerksamer hörte der Tiberier dann auch zu, als der Aurelier einige durchaus sinnvolle Anmerkungen machte. "In der Tat. Die absolute Sicherheit würden wir wahrscheinlich auch durch dieses Verfahren nicht gewinnen, doch es wäre immerhin schon einmal ein Indikator mit dem sich arbeiten ließe. Ohne das belegen zu wollen, möchte ich auch behaupten, dass die Tempelopferungen schon ein gewisses repräsentatives Bild der Götterverehrung abgeben, auch wenn damit längst nicht alles erfasst wäre, was noch durch andere kultische Praktiken erfolgt. Inwieweit man vielleicht sogar noch über die Tempel hinaus Informationen sammeln könnte, um das Ganze noch zu verfeinern, darüber müsste man in der Tat noch nachdenken." Aber das waren Details über die man sicherlich noch sprechen und wo man noch die eine oder andere Idee in das Gesamtkonzept einfließen lassen konnte. "Ich versuche durchaus realistisch zu sein und das Vorhaben ist sicherlich auch kein einfaches. Allein die Daten zusammenzutragen erfordert schon sehr viele Arbeitsstunden und Sorgsamkeit. Aber wenn man bedenkt, dass ich als Einzelner schon nicht unwesentlich viele Informationen zusammentragen konnte, so wird dies vielleicht deutlich einfacher, wenn mir im Collegium Pontificum Personal zur Seite steht, welches dabei helfen könnte." Lepidus dachte dabei schon, dass er im Falle seiner Ernennung zum Pontifex seinen guten Freund Scaevola zum Pontifex Minor machen konnte, der ihm dann zur Seite stehen würde. Aber das hatte natürlich Nachrang. Erst einmal ging es um ihn selbst. "In jedem Fall freue ich mich, dass du dieses Programm gutheißt, auch wenn es noch in seinen Kindersandalen steckt. Sollte es eines Tages Früchte tragen, dann wird es nicht zuletzt auch deine erfolgreiche Ernte sein. Nun habe ich tatsächlich auch kein weiteres Anliegen mehr an dich." Im Prinzip waren es ja auch schon wieder genug für einen einzigen Tag und von einem einzigen Klienten. "Gibt es sonst noch etwas von deiner Seite aus?" Lepidus fragte dies natürlich, weil er nicht derjenige sein würde, der das Gespräch zu Ende bringt. Dies war seinem Patron vorbehalten, der jeder Zeit noch einen spontanen Einfall gegenüber Lepidus äußern konnte.

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