Salutationes für den Hausherrn

  • Die vergangenen Saltuationes waren recht ruhig verlaufen. Lepidus hatte keinerlei Anliegen und berichtete stattdessen ein wenig von seiner Arbeit für den Kaiser, zumindest soweit es für den Aurelier interessant war. Heute hatte er allerdings eine etwas speziellere Bitte an seinen Patron - eine, welche wichtig für seine weitere Zukunft war.

  • Und er kam dann auch zu gegebener Zeit an die Reihe.
    "Salve, Tiberius“, grüßte Sextus seinen Klienten schlicht und erwartete von ihm nicht mehr als in der Vergangenheit, in der ihr Verhältnis doch recht uninformativ und unpersönlich verlaufen war.

  • "Salve Aurelius" und so ging es dann auch recht unpersönlich direkt zum Kern der Sache. "Wie du vielleicht weißt, ist meine Amtszeit schon sehr weit fortgeschritten. Meine Quaestur wird erfolgreich zum Abschluss kommen und es beginnt eine neue Phase, in der ich die Möglichkeit habe in den Senat aufzusteigen. Bedauerlicherweise fehlt mir noch eine Voraussetzung, damit dies gelingen kann. Diese Voraussetzung ist der Besitz eines weiteren Grundstücks zu demjenigen, welches ich bereits besitze. Ich hatte gehofft, du könntest mir hier ein wenig weiterhelfen. Ich besitze derzeit genug finanzielle Mittel, doch leider mangelt an Personen, die bereit wären eines ihrer Besitztümer zum Verkauf zu stellen."

  • Sextus' Stirn legte sich ein wenig in Falten. Sein Klient berichtete ihm monatelang nicht das geringste, lud ihn auch nicht zum Essen ein oder bedankte sich wenigstens für die Aufwendungen, die Sextus seiner Familie zugunsten unternommen hatte. Und jetzt wollte er aus heiterem Himmel ein grundstück von ihm kaufen?
    Prinzipiell hatte Sextus kein Problem damit, im Zuge einer vernünftigen Klientenbindung auch so etwas in Erwägung zu ziehen. Nur weil einige der Familien auf mehr Landbesitz kleben blieben, als sie zu ihren Lebzeiten je brauchen könnten oder jemals vererben könnten, hieß das nicht, dass er selbst so gelagert war. Allerdings doch bitte bei Klienten, die wenigstens nicht nur dann mit einem sprachen, wenn sie dringend etwas wollten, und sich ansonsten in Schweigen hüllten über sämtliche Absichten und Zukunftspläne!
    “Nun, ich kenne auch niemanden, der sich dauerhaft von einem Grundstück trennen möchte.


    Allerdings – und ich zitiere das Recht äußerst ungerne – ist dies ja auch gar nicht nötig. Im Gegensatz zum Ritterstand hat der Senatorenstand keinen andauernden Census zu erfüllen, sondern lediglich bei der Erhebung in den Senatorenstand. Dem Paragraphen 16 fehlt eben jener Zusatz 'und zu jedem beliebigen Zeitpunkt eines vom Imperator Caesar Augustus angeordneten Census', wie er in Nummer 15 vorhanden ist. Daher sehe ich dein Dilemma weit weniger dramatisch.
    Was ist mit deinen Verwandten? Hat deine Schwester nicht ebenso ein Landstück, dass sie dir kurzerhand nur für die Erhebung in den Senatorenstand leihen kann und welches du ihr nach eben jenem wieder zurücküberschreibst? Oder dein Vetter Tiberius Ahala? Soweit mir bekannt ist, hat auch er Landbesitz. Sogar mehr als ich selbst. Eine kurzfristige Überlassung sollte doch unter Verwandten ein geringes Problem darstellen?
    Oder aber, wenn du ohnehin eine Erhebung in den Senatorenstand anpeilst, könntest du heiraten und mit der Familie der Braut eine entsprechende Dos vereinbaren. Eine Heirat ist ohnehin dem Stand förderlich.
    Selbstverständlich könnten wir kurzfristig einen ähnlichen Vertrag mit Übergabe und fest vereinbarter Rückübergabe aufsetzen, aber ich sehe nicht die Notwendigkeit, warum du dies außerhalb deiner Familie regeln musst?“

  • Der Verweis auf seine Familie war natürlich naheliegend, diesen Weg wollte der Tiberier dennoch gern umgehen. "Nun, die Verhältnisse innerhalb meiner Familie sind derzeit etwas zerrüttet, es bedarf einiger Zeit, um sämtliches Vertrauen wiederherzustellen." Diese Probleme gab der Tiberier ungern zu, da es eher offenbarte, dass Lepidus sein eigenes Haus nicht im Griff hatte. Womöglich mochte es aber auch erklären, weshalb er für seinen Patron in letzter Zeit nicht viel Zeit hatte, zumal ihm dieser ohnehin nicht wie der Mensch schien, der außerhalb des reinen gegenseitigen Nutzens engere Bindungen eingehen wollte. "Tiberius Ahala ist immer noch nicht zurückgekehrt* oder hast du zufällig von ihm gehört? Mit meiner Schwester befinde ich mich derzeit in einer recht unangenehmen Fehde, weil sie eine Hochzeit plant, die meinen innersten Überzeugungen widerspricht und der Rest meiner Verwandtschaft ist durch die Folgen des Bürgerkrieges immer noch so verarmt, dass sich da kaum etwas holen lässt. Meine Hoffnung war, im Falle eines erneuten Aufrollens des Erbschaftsprozesses von Tiberius Durus ein Stück vom Kuchen abzubekommen, doch der entsprechende Praetor hat das Verfahren bedauerlicherweise verschleppt. Jener Praetor, der im Übrigen auch beabsichtigt, meine Schwester zu heiraten. Ich erinnere mich noch, wie du mich einst vor ihm warntest, sein Name ist dir deshalb bestens bekannt: Senator Duccius Vala ist für eine Reihe von Schwierigkeiten verantwortlich, mit denen ich mich gerade herumschlagen muss." Aber das konnte Lepidus nur mit Ernüchterung erwähnen. Immerhin hatte er diesem Germanen selbst in das Leben seiner Schwester gebracht. "Eine Hochzeit ist derzeit in Planung. Ihr Name ist Flavia Domitilla, wie ich dir gern berichte. Doch der Termin ist erst lange nach Ablauf meiner Amtszeit angesetzt. Hoffnungen auf eine Dos müssen sich also ohnehin noch verschieben und selbst dann weiß ich noch nicht, wie es derzeit um das Vermögen der Flavier bestellt ist, dass sie ein üppige Dos in Form eines Grundstücks mitliefern können. Die Erhebung in den Senatorenstand könnte sich in all diesen Umständen also auf sehr sehr lange Zeit hinaus verzögern. Ich wäre demnach bereit, die von dir offenbarte naheliegende Lösung zu bevorzugen, nach der du mir für gewisse Zeit ein Grundstück überträgst. Für die Dauer des Vertrages bin ich bereit, dir gewissermaßen als Pacht das 10-fache des eigentlichen Ertrags dieses Grundstücks zukommen zu lassen"


    Sim-Off:

    *Davon ist denke ich nach wie vor auszugehen

  • “Moment“, brauchte Sextus jetzt doch einen Augenblick, um diese Information zu ordnen und zu verarbeiten. Der Emporkömmling Duccius heiratete die Schwester seines Klienten entgegen dessen Willen, verschleppte das Erbe der Tiberii, und Tiberius Lepidus war nicht einmal eingefallen, seinen Patron über diese haarsträubenden Umstände zu informieren? Und er erfuhr das jetzt so nebenbei, weil besagter Tiberius um ein Grundstück bettelte?
    “Tiberius, ich fürchte, ich muss dir mitteilen, dass es mich schwer enttäuscht, erst jetzt und in diesem Zusammenhang von diesen Vorgängen zu erfahren“, machte er seinem Ärger doch einmal – wenn gleich kühl gesprochen – Luft. Diese Art der Informationszurückhaltung war nichts, was zwischen Patron und Klient stattfinden sollte.
    Das 'ich hab's dir ja gleich gesagt' ersparte Sextus sich. Die Verbalisierung der Enttäuschung sollte hoffentlich genug der Schelte sein, so dass wohl kein Grund bestand, den Tiberier noch weiter zu erniedrigen.


    “Hast du Duccius schon klar gemacht, dass er aus dieser Verbindung keine weiteren Vorteile ziehen wird und deine Schwester bei solch einer Heirat gegen deinen Willen sämtlicher Erbschaftsansprüche und Familienloyalitäten verlustig geht und ebenfalls keine Dos erhalten wird?“ So etwas war die logische Folge einer Heirat entgegen des Willens eines Tutors und Familienoberhauptes, weshalb Sextus nicht ganz nachvollziehen konnte, weshalb offenbar die Tiberia als auch der Duccius an dieser Ehe festhielten. Im Endeffekt hätte er damit eine Frau ohne jeglichen Mehrnutzen, da selbst ihre patrizische Abstammung ohne die Unterstützung der entsprechenden Familie absolut nichts wert war und noch nicht einmal seinen Kindern den weg zu höheren Ämtern ebnete. Er konnte da genausogut eine Peregrina heiraten. Eben deshalb war ja das Einverständnis der jeweiligen Familie so immens wichtig, da eine Enterbung so weitreichende Folgen hatte und eine Frau ohne Verbindungen und Dos praktisch wertlos war. Und über eben jene entschied nun einmal der Tutor besagter Frau.
    Über so einen Schmonzens wie Animositäten beim Enterben einer Schwester dachte Sextus nicht einmal nach. Hätte eine seiner Schwestern so etwas gemacht, sie wäre enterbt gewesen, noch ehe sie ihre 'Nachricht' zuende verkündet hätte.


    “Über diese Verschleppung und die damit einhergehende Verletzung der Amtspflicht werde ich definitiv mit dem Kaiser sprechen. Ich habe die Hoffnung, dass er den Fall dann vom amtierenden Prätor erneut aufrollen lässt. Wobei... als Quaestor Principis könntest du ihn auch selbst hiernach fragen, vermutlich siehst du ihn momentan öfter als ich.
    In jedem Fall stellt dieses Vorgehen eine Misswirtschaft und ein Unkönnen dar, das dem Urteil der Öffentlichkeit dargereicht werden sollte. So ein Verhalten ist für einen Amtsträger unwürdig.“


    Über die eigentliche Sache mit dem Grundstück wollte Sextus noch nicht sofort eingehen. Erst galt es hier noch ein paar Dinge zu klären, die in den letzten Monaten schon hätten geklärt werden sollen.

  • "Ich hatte bisher keinerlei Kontakt mit dem Duccier seit ich davon erfahren habe. Bisher bin ich über alle Hintergründe dieser möglichen Verbindung noch nicht aufgeklärt worden. Meine Schwester hat mich lediglich in einer Art Hysterie darauf aufmerksam gemacht" Noch gut hatte Lepidus ihr unerträgliches Verhalten in Erinnerung und wie sie mehr herumheulen als reden konnte. "Ich bin mir nach all dem nicht sicher, ob hier nicht eine merkwürdige Frauenlaune im Spiel ist, die ich nicht ganz durchschauen kann. Jedenfalls bin ich immer noch der Überzeugung, dass meine Schwester noch zur Vernunft kommen und von der Absicht zu heiraten Abstand nehmen wird. Auch weiß ich nicht, ob der Duccer tatsächlich vor hat, sie zu ehelichen. Möglicherweise hat er meine Schwester einfach ein wenig verrückt gemacht und hat, was sicher schlimm genug ist, ihre Gefühle etwas durcheinander gebracht. Vielleicht steckt gar nicht mehr dahinter. Womöglich weiß der Duccier noch nicht einmal was von den haarsträubenden Launen und Erzählungen meiner Schwester" Ob sich Lepidus da in ein Wolkemeer flüchtete, konnte er selbst nicht reflexiv feststellen, aber diese spekulativen Äußerungen waren in Anbetracht seiner bisherigen Informationslage nur allzu verständlich. Jedenfalls meinte er zwar auf seine Schwester aufgrund ihrer gänzlich unpässlichen Haltung sehr viel Wut zu empfinden, aber aufgrund ihres geistigen Zustandes nicht an die tatsächliche Verwirklichung ihrer Worte zu glauben. Näheres würde die nächste Zeit zeigen. Deshalb wollte der Tiberier auch sicherlich nicht vorschnell jedem und ganz besonders nicht seinem Patron von dieser Sache erzählen. Was interessierten den schon die Ausfälle seiner Schwester?


    Auch wenn der Tiberier sonst immer gern an Krach und Fehden interessiert war, musste er an dieser Stelle nun leider noch ein wenig Luft aus der Angelegenheit nehmen. "Ich bin mir ziemlich sicher, dass hier keine Verletzung der Amtspflicht vorliegt. Der Fall war nicht gerade einfach und Informationen ließen sich nur schwer beschaffen. Darüber hinaus war der Duccier - ich vermute aufgrund einer Krankheit oder dergleichen - nicht vollständig einsatzbereit. Es sind also eher die Umstände um den Praetor herum - so wäre wohl die korrekte Ausdrucksweise - als die Person selbst die zur Verschleppung des Verfahrens führte, wobei dies nichts am Ergebnis ändert, dass ich nun auf absehbarer Zeit kein weiteres Grundstück erhalten werde" Und da waren wir wieder beim Kernproblem.

  • Ah ja, sehr subtil...
    “Oder vielleicht hat er sie geschwängert und sie ist nun der Wahnvorstellung verfallen, dass sie ihn heiraten müsse und nicht irgendwo heimlich das Kind bekommen könnte, um hinterher standesgemäß zu heiraten. Oder trotzdem vernünftig verheiratet zu werden, immerhin ist eine Schwangerschaft kein Hinderungsgrund.“ Sextus zuckte mit den Schultern. Auch das lag erfahrungsgemäß sehr im Bereich des Möglichen.
    “Und man merkt, dass du noch nie verheiratet warst, wenn du denkst, dass irgendeine Frau dieser Welt irgendwann einmal zur Vernunft kommen wird. In jedem Fall, vor allem, wenn deine Schwester hier renitent ist, solltest du mit Duccius reden, um klare Verhältnisse zu schaffen. Dann allein weißt du, woran du bist und ob an dieser Heiratssache etwas dran ist oder nicht. Und kannst entsprechende Maßnahmen ergreifen. Zu warten, bis sich alles von allein löst, ist nie eine gute Wahl, da die meisten Dinge einem eben diesen Gefallen nicht tun.“


    Bei dem zweiten Einschub glaubte Sextus dann schon fast, dass eine solche Ehe dem Tiberius gar nicht so unrecht wäre. Immerhin verteidigte er hier jetzt noch den Mann, der zu einem Zwist in seiner engsten Familie geführt hatte. Und höchstwahrscheinlich seine Schwester verführt hatte. Welchen anderen Grund sollte dieses Zurückrudern haben, obwohl die Sachlage an sich eigentlich einen gerechten Zorn auslösen müsste?
    “Und was deinen Gerichtsfall angeht, kommst du so oder so um eine Neuverhandlung dann nicht drum herum. Wenn der Duccius verhindert war, hätte er den Fall weitergeben müssen. Irgendwo im Codex Iuridicales gibt es dazu einen Paragraphen, den ich nachschlagen müsste.
    Und jetzt, nach all dieser Zeit und diesen Verwicklungen mit deiner Schwester, ist er als Iudex auszuschließen, da er entweder mit dir bald verschwägert sein wird oder selbiges plant, oder aber irgend etwas mit deiner Schwester angestellt hat, dass sie selbiges denkt. In jedem Falle ist er persönlich in deine familiäre Lage involviert, damit nicht neutral und unbefangen und damit als Richter auszuschließen. Abgesehen davon, dass seine Amtszeit noch vor deiner stattgefunden hat und nach dieser langen Zeit eine Wiederaufnahme durch ihn selbst wohl glatt als Amtsanmaßung durchgehen könnte. Er ist schon eine geschlagene Wahlperiode nicht mehr Prätor. Schlimm genug, dass er sich an seinen eigenen Gesetzesvorschlag nicht gehalten hat und wenigstens einen Bericht über seine Tätigkeit dem Senat bislang vorgelegt hat.
    Von daher musst du den Fall erneut vorlegen, wenn du hier noch etwas erreichen willst, ob kurzfristig oder langfristig. Wenn du jemals hoffen willst, Zugriff auf das Erbe von Tiberius Durus zu erlangen, führt kein Weg an einem neuerlichen Anlauf vorbei.“

  • Jetzt musste Lepidus doch ein wenig Schlucken. Schwanger!? Nein! Niemals! Oder doch? Verdammt, wenigstens darauf hätte er doch auch selbst kommen können. Er hatte nun auch wirklich alles andere als einen Überblick, wo sie sich herumtrieb. Aber nein, das durfte einfach nicht wahr sein. "Aurelius, das ist ein wahres Horrorszenario. Doch bei allem Wahnsinn, von dem meine Schwester vielleicht betroffen ist. So viel Ehrlosigkeit traue ich ihr einfach nicht zu! Aber ich werde Maßnahmen ergreifen, um Klarheit in der Angelegenheit zu erlangen" Er konnte wohl kaum darauf warten bis er den dicken Bauch seiner Schwester irgendwann ganz automatisch erspähen würde. Auch den Duccius musste er auf den Zahn fühlen.


    Es war an sich kein Geheimnis, dass der Tiberier keinerlei Interesse daran hatte, dem Duccius großartig zu schaden. Die Erbschaftsangelegenheit war beklagenswert, doch er hatte dem Duccius immerhin auch das ein oder andere zu verdanken, wenn man bedachte, dass er ihn im Senat stetig positiv bedachte und letztlich durch seinen Einsatz sogar eine Diploma für den Tiberier heraussprang. Deshalb wäre es für Lepidus natürlich am angenehmsten, wenn sich herausstellen würde, dass seine Schwester an allem Schuld, der Duccier ahnungslos und die Erbschaftsangelegenheit trotzdem bald bearbeitet wird. "Mach dir keine Umstände. Ich werde mich selbst mit dem Codex beschäftigen und den Fall erneut aufnehmen lassen. Über den Duccius zu urteilen, obliegt wohl dem Senat." Über die näheren Umstände, weshalb der Duccius dieses und jenes nicht getan hatte, konnte er leider kaum etwas sagen. Noch war er kein Senator, also musste er sich auch nicht mit den Rechenschaftsberichten der Magistrate auseinandersetzen. Das sollte den Senatoren noch als Aufgabe bleiben, die sich ja in letzter Zeit ohnehin nicht wirklich arbeitswütig zeigten, wie er schon in Reaktion auf seine Res Gestae feststellen konnte. Ich fragte mich, ob sich diesmal etwas daran ändern würde oder ob der Aurelius ebenfalls einer von denjenigen war, die vielleicht außerhalb des Senats viel reden mochten, innerhalb aber keinen Ton herausbekamen. "Nun, bleibt immer noch das Problem mit dem Grundstück", merkte er wieder in vorsichtigem Ton an, in der Hoffnung inzwischen nicht allzu penetrant zu wirken.

  • Ehrlosigkeit war ein lustiges Wort in Bezug auf weibliche Gefühlswallungen und deren Auswüchse. “Ich kenne deine Schwester nicht, aber sie wäre nicht die erste, die ihre Unschuld durch Duccius verliert. Und diese Mädchen wurden sicher auch als ehrbar betrachtet.“ Sextus zuckte die Schultern. Im Grunde war das ein eher unwichtiges Detail.


    Bei dem Einwurf des Senates runzelte Sextus dann aber doch die Stirn. Es klang beinahe so, als wolle Lepidus ihn irgendwie zurechtweisen. Wobei Sextus nicht wusste, was an seiner Einschätzung der Situation so etwas hervorgerufen haben sollte. Noch dazu von einem Klienten. “Natürlich hat der Senat darüber zu befinden. Aber Duccius wäre ein Narr, würde er sich nicht vor seinem nächsten Antrag – welcher Art auch immer – hierfür vor dem Senat vernünftig erklären. Und entschuldigen.“
    Irgendwie machte das Verhalten des Tiberius für Sextus recht wenig Sinn. Vermutlich war ihm irgendeine Information entgangen, die den Zusammenhang erschließen würde. Aber in Absenz eben jener konnte Sextus eben das nicht.
    Ohnehin lenkte sein Gegenüber das Gesprächsthema wieder – diesmal gänzlich unsubtil – auf die Grundstücksfrage. “Noch ist deine Amtszeit nicht vorüber, daher bleibt noch Zeit. Ich werde darüber nachdenken“, schloss er dieses Thema damit für sich ab.

  • Den Zusammenhang bezüglich einer Erklärung und Entschuldigung des Duccius mit dem Urteil des Senats konnte er nicht recht zusammenbringen. Reichte das etwa schon aus, um den Senat zufriedenzustellen? Wenn dem so war, dann war der Duccius wohl einfach nur clever zu nennen. Immer mehr bestätigte sich das Bild von Lepidus, welches er langsam vom Senat entwickelte. Schade, dass auch sein Patron diesen Eindruck nicht hinfort wischen konnte. "Zeit ist etwas, von dem niemals zu viel da ist", antwortete er nur kryptisch, in Anbetracht der Tatsache, dass sein Patron gern noch ein wenig 'nachdenken' wollte. "Mehr habe ich nicht vorzutragen", sprach der Tiberier, um wieder entlassen zu werden und damit seinen eigenen Spruch über die Zeit zu bestätigen.

  • “Da hast du wohl recht“, antwortete Sextus philosophisch. “Ich habe ebenfalls kein Anliegen an dich. Von daher wünsche ich dir einen guten Tag und eine erfolgreiche Schlussphase deiner Amtszeit.“

  • Nach einigem Spintisieren hatte Manius Minor den Beschluss gefasst, zur Absicherung eines Erfolges bei den Wahlen zum Vigintivirat persönlich bei all jenen Senatoren vorstellig zu werden, welche nicht zum gemeinen Stimmvolk der Pediarii waren zu zählen, sondern über einen gewissen Grad an Einfluss in der Curia Iulia verfügten.


    Nicht fehlen durfte hierbei selbstredend Sextus Aurelius Lupus, welcher zwar lediglich die Quaestur hatte bekleidet, indessen Klient des verblichenen cornelischen Kaisers war gewesen und insofern insbesondere in der palmanischen Partei eine nicht geringe Bedeutung besaß.
    Folglich stand er heute zur Zeit der Salutatio vor eben jener Villa, in welcher er kurz vor seiner Abreise nach Alexandreia in heimtückischerer Intention war gewesen. Ein wenig fröstelte ihn ob jener Kontexte, welche beim Warten in der Schar der aurelischen Klienten ihm neuerlich bewusst wurden, doch tröstete er sich mit der Einsicht Epikurs, dass auch derartige magische Beschwörungen jedweder Substanz entbehrten und ein Pakt mit sinistren übernatürlichen Mächten ebenso nichtig mussten sein wie die mit den strahlenden Unsterblichen.

  • In den vergangenen Saltuationes gab es nicht viel neues. Auch heute hatte ich kein direktes Anliegen an meinen Patron. Aber natürlich reihte ich mich wie jeden Tag in die Reihen der Klienten ein. Während der Warte zeit ging ich nochmals meinen Unterlagen durch. Einige der Berichte für meinen Patron. Einige der Ausarbeitung über die Adoption für den Senator Purgitius. Als ich an der reihe bin raffe ich meine Sachen zusammen und trete auf den Aurelier zu. „Salve Senator Aurelius.“ Begrüßte ich meinen Patron und sah ihn fragend an. Ja auch wenn ich gern wollte, dass er sich mein Ausarbeitung für den Senator Purgitius ansah wartete ich wie immer darauf ob der Aurelier irgendwelche Aufträge für mich hatte. Schließlich beruhte dieses Patron-Klientenverhältnis auf Gegenseitigkeit.

  • “Salve, Tiberius!“ begrüßte Sextus den Tiberius, als dieser an der Reihe war bei der heutigen Salutatio.Heute würde es sogar ein wenig mehr geben als das übliche Blabla, das sich in ereignislosen Wochen eben so ergab, denn heute hatte Sextus tatsächlich auch Neuigkeiten für seinen Klienten. Sofern dieser sie nicht schon durch den Aushang oder anderweitig erfahren hatte, hieß das, aber dies würde Sextus wohl in den nächsten Minuten erfahren. Und überdies hatte wohl auch Tiberius Caudex etwas mitgebracht, wobei noch offen war, ob die mitgebrachte Schreibtafel einem hiesigen Zweck diente, oder nur für spätere Verwendung pro forma mitgenommen worden war. “Wie geht es dir?“ fing Sextus also mit dem üblichen Smalltalk erst einmal an und gab seinem Klienten so die Möglichkeit, erst einmal auf die Dinge zu sprechen zu kommen, die ihm möglicherweise auf der Seele lagen.

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