[Civitas Vangionum] Wigands Dorf


  • Wigands Dorf lag am Rande einer großen, freien Fläche, unweit des Rhenus-Ufers nördlich von Borbetomagus. Etwa 15 Hütten umfassten einen kleinen Dorfplatz, der jetzt mit Schnee bedeckt war. Hinter dem Dorf konnte man den charakteristischen Wald Germaniens sehen - ideal um sich vor neugierigen Augen zu verstecken. Trotz der Bedrohung durch Banditen war es noch nicht mit einem Zaun umgeben, einzig die niedrigen Gatterzäune hinter den Häuschen ließen eine Art "Grenze" zur Außenwelt entstehen.


    Offensichtlich bot dieses Dorf Platz für an die 100 Personen, was es für germanische Verhältnisse schon relativ groß machte.

  • Die Reiter quälten sich mit ihren Pferden durch den Schnee, der reichlich gefallen war. Die Vorhut hatte bereits gemeldet, dass sie das Dorf gefunden hatte und Cupidus und der Rest seiner Turma zockelten langsam in die angegebene Richtung, langsam genug, damit die Infanterie nachfolgen konnte.


    Man hörte die Schritte der Männer hinter sich, der Aushilfsvorgesetzte schien seine Sache gut zu machen.


    Sie näherten sich dem Rhenusufer, das Gelände wurde flacher. Endlich kam das Dorf in Sicht, eine Ansammlung schäbiger Hütten am Rande eines großen, dunklen Waldes. Vor den Augen der Reiter sahen sie Wigands Dorf in all seiner.... Pracht?


    Die Vorhut kehrte zurück und nun wartete man nur noch auf die Milites.

  • Die ließen auch nicht lange auf sich warten. In gleichmäßigem Tempo waren sie dem angegebenen Weg gefolgt. Nach dem ersten Meilenstein Richtung Mogontiacum einfach nach links, dann dem Pfad gefolgt. Auf der rechten Seite kam dann die Wiese, auf der die Reiterabteilung schon auf sie wartete und dahinter sah man bereits das Dorf liegen.


    Als sie die wartenden Reiter erreicht hatten, befahl Valerian:


    "Milites, consistite*!"


    Fragend blickte er Cupidus an, denn der hatte als einziger anwesender Offizier natürlich den Befehl inne.



    Sim-Off:

    *Halt

  • Cupidus stieg aus dem Sattel und blickte zusammen mit Valerian über das Dorf.


    "Wir werden bis zum Waldrand sichern, und uns ein wenig umschauen. Vielleicht finden wir ja was.
    Du führst deine Männer ins Dorf. Sucht nach verdächtigen Leuten, nach Spuren von Bautegut oder sonstigen Spuren. Aber seid gut zu den Leuten, sie sollen Vertrauen aufbauen. Vielleicht erkennen sie ja, dass WIR der starke Arm des Imperiums sind.
    Noch Fragen?"


    Er blickte den jungen Legionär an.

  • Schon von weitem vernahmen die Bewohner des verschlafenen Dorfes, dass sie Besuch bekamen. Pferde, klappernde Rüstungen, Marschgeräusche, Befehle… das waren Soldaten, ohne Zweifel. Alle Menschen, die dieses kleine Dörfchen ihr Eigen zu nennen pflegten, verbrachten die Zeit in ihren Häusern, völlig ungeahnt dessen, dass sie nun von Legionären überrascht werden würden. Die Leute gingen von einer Patrouille aus, als immer näher kommende Marschgeräusche zu vernehmen waren. Diese verstummten jedoch bald, und man hörte von dem Inneren der Häuser aus, dass Offiziere oder Gruppenführer ihre Befehle erteilten. Erschrocken nahmen die Frauen ihre Kinder auf den Schoß, während die kräftig gebauten Männer sich ihre Mäntel grimmig blickend umlegten. Jeder merkte, dass dies unmittelbar vor den Häusern geschah. Während keine Frauen und Kinder zu sehen waren, trat eine Handvoll Männer in die Eiseskälte hinaus. Tatsächlich, es waren römische Soldaten… was trieb diese Männer nur in ihr kleines Dorf? Was wollten sie? Doch nicht etwa... ?
    Was in Marcomers Dorf geschehen war, hatte sich in Windeseile in den Dörfern der Umgebung herumgesprochen. Und auch, was Marcomer danach unternommen hatte… wenig verwunderlich, dass immer mehr Blicke der Missgunst und des Misstrauens auf die Soldaten Roms fielen. Nein, sie wollten sich nicht ausnehmen lassen. Die Vorräte reichten auch so kaum für den Rest des Winters. Reichten die Vorräte aus Marcomers Dorf etwa nicht?!


    Endlich trat auch Wigand, der Anführer des Dorfes in einem dicken, warmen Mantel hinaus, der seinen kräftigen, aber gealterten Körper überdeckte. Ein Großteil des Kopfs wurde von langen Haaren und seinem Bart verdeckt, einige Haarsträhnen zu typisch germanischen Zöpfen gebunden. Alte Narben erinnerten den Anführer an frühere Tage, in denen er schon so manchen Kampf ausgefochten hat. Die äußere Erscheinung von Wigand konnte einem durchaus Angst einflößen.
    Er beherrschte kein perfektes Latein, doch es sollte reichen, um mit den Männern zu kommunizieren. Es musste reichen, etwas Anderes hatten sie ja nicht! Eilig trat er vor die Legionäre, blieb in einem sicheren Abstand stehen und rief wahllos mit rauer Stimme: "Was wolln´ ihr hier?". Er wusste nicht, wer hier das Sagen hatte, deshalb sprach er niemanden gezielt an. Diese Römer mit ihren Rängen immer… da blieb einem jeglicher Überblick verwehrt!

  • Natürlich hatte Valerian Fragen. Jede Menge sogar. Vor allem die Frage, wie sie nach Beutegut suchen sollten, ohne den Menschen dafür auf die Füße zu treten. Und wie sollten sie Beutegut erkennen? Diese Menschen lebten im römischen Imperium, sie besaßen ganz sicher auch römische Gegenstände. Aber natürlich fragte Valerian nichts dergleichen.


    "Nein, keine Fragen mehr. Wir werden unser bestes versuchen." Er drehte sich zu den anderen um, denn das organisatorische wollte er hier klären und nicht erst im Dorf. "Am besten teilen wir uns auf, damit wir mit möglichst vielen Leuten gleichzeitig reden und sie sich nicht absprechen können. Wer kann alles germanisch? Wir bilden so viele Gruppen, wie wir Leute mit germanischen Sprachkenntnissen haben. - Drusus, wir beide nehmen uns den Anführer vor. Sobald wir ins Dorf kommen und wir zwei den Anführer ausfindig gemacht haben und mit ihm reden, geht ihr zu den anderen Häusern, befragt die Bewohner und schaut euch gründlich um."


    Er nickte Cupidus noch einmal zu und gab dann den Befehl zum Abmarsch ins Dorf.


    Kaum waren sie dort angekommen, wurden sie von einem wahrhaft barbarisch, aber auch höchst beeindruckend wirkendem Mann begrüßt. Oder vielmehr nach ihrem Begehr gefragt. "Salve", grüßte Valerian höflich. "Gehe ich recht in der Annahme, daß Du Wigand bist?" Er sah jedenfalls aus wie jemand, der Wigand hieß und Anführer dieses für germanische Verhältnisse gar nicht mal so kleinen Dorfes war. Oder einer seiner engsten Vertrauten.


    "Wir haben einige Fragen an Dich und Deine Leute. Das ist schon alles." Er sprach in ruhigem, höflichem, aber dennoch durchaus bestimmtem Ton.

  • Auch wenn der Marsch zum Dorf durch den hohen Schnee beschwerlich gewesen war, war ich in Hochstimmung. Denn ich war stolz auf Valerian. Hatte er doch ein eigenes Kommando erhalten. Was für eine Ehre!


    Nachdem wir das Dorf erreicht hatten, erfuhren wir endlich den Grund unserer Anwesenheit. Ich wusste nicht, ob Valerian über den Inhalt des Auftrags Kenntnis hatte. Falls nein, konnte er es gut verbergen. Das wird bestimmt nicht einfach, dachte ich. Zwar rechnete ich nicht mit irgendwelchen schweren Zwischenfällen. Aber woran zum Teufel sollte ich eine verdächtige Person erkennen? Und was war bitte schön Beutegut und was nicht? Egal, ich war nur ein kleiner Probatus und hatte die Befehle auszuführen. Der Rest würde sich bestimmt irgendwie von selbst ergeben.


    Nachdem Valerian seine Befehle gegeben hatte, überlegte ich kurz. Wäre es nicht besser, wenn sich Probati und Veteranen gleichmäßig über die einzelnen Gruppen verteilen würden. Die Ruhe und die Erfahrung der Veteranen konnten nur von Vorteil sein. Doch bevor ich Valerian fragen konnte, gab er den Befehl zum Abmarsch Richtung Dorf. Es wird sich bestimmt noch eine Gelegenheit ergeben, ihn darauf anzusprechen.

  • "Natürlich werdet ihr euer Bestes geben. Befragt die Leute ein wenig, zur Not gebt ihnen ein wenig von euren Rationen. Wir suchen die Umgebung nach verdächtigen Spuren ab. Der Cornicen soll blasen, wenn ihr etwas gefunden habt."


    Cupidus schwang sich wieder in den Sattel und ritt an die Spitze seiner Turma. Aus sein Kommando hin fächerten die Soldaten aus und suchten die Umgebung in Richtung Dorf und darüber hinaus ab. Einige der erfahrensten der Männer ritten zum Waldrand. Wenn sich hier eine größere Gruppe Menschen bewegt hatte, würden sie Spuren finden.


    Während die Legionäre beim Dorf ankamen, besprach sich Cupidus mit Harluf. Er gab ihm den Befehl, die Suche in den Wald hinein auszudehnen. Cupidus ritt ins Dorf hinein, um sich ein Bild von der Suche der Legionäre zu machen und traf gerade ein, als Valerian sich mit einem wild aussehenden Germanen unterhielt.


  • Wenig beeindruckt von diesen Römern grübelte Wigand, ob sie sich hilfsbereit zeigen sollten oder eben nicht. Sie brauchten nur Informationen… na hoffentlich nicht auch Vorräte! Wigand nickte verstehend und wollte sich erkundigen, was für Informationen das überhaupt waren: "Was für Hilfe ihr brauchen? Vielleicht wir können ein paar Informationen geben, aber wir nicht allwissend!", fragte er in seinem unsauberen Latein und mit seiner grimmigen Stimme, die so rau klang, als würde er nicht sehr oft reden. Ab und wann spielte er mit seinen Zöpfen rum oder streichelte seinen Bart, während er die Antwort des warscheinlichen Gruppenführers erwartete. Hoffentlich hatte der Kerl überhaupt was zu sagen. Hoffentlich kamen die Männer auch nicht, um mehr als nur Informationen zu besorgen. Valerian sah aus, wie ein typischer Römer. Sehr viel Metall am Körper, eine Stimme, wie sie nur die "Zivilisierten" hatten... der Rest unterschied sich auch nicht groß von den Kameraden.


    Während die zwei Männer sprachen, fielen weiterhin vorsichtige, spöttische oder missbilligende Blicke auf die Legionäre. Das mit Marcomers Dorf trug nicht zum guten Ruf der römischen Soldaten bei, die hier stationiert waren. Kein Wunder, schließlich waren alle nun viel besorgter geworden. Man musste Soldaten nun mit Vorsicht beäugen. Man wusste jedoch trotzdem, dass die Soldaten entsendet wurden, um zu helfen. Keine Hilfsbereitschaft war demnach ein Schnitt in das eigene Fleisch.

  • Primus hörte sich an, was der Dorfvorsteher sagte,...ihm fiel der unfreundliche Ton auf und er fragte sich ernsthaft, warum sie diesen Banditen überhaupt den Garaus machen sollten? Es war offensichtlich, daß die Dorfbewohner sich mit dieser Mördergesindel abgefunden hatten, zumal es ja offensichtlich war, daß diese es eher auf reiche Casa Rusticae abgesehen hatten. Die kleineren Dörfer waren wohl eher nicht ihr Ziel. Es würde ihn nicht wirklich wubndern, wenn die Bürger hier mit den Banditen gemeinsame Sache machten und zu den Streifzügen mit aufbrachen.
    Er konnte sich eines mulmigen Gefühls nicht erwehren.

  • Die Gruppen für die Befragungen der Einwohner hatten sich selbständig gebildet. Sie bestanden je aus drei bis vier Mann, von denen jeweils einer germanisch sprach. Fünf Mann, von denen keiner germanisch sprach, waren zurückgeblieben und sie sicherten auf einen Wink von Valerian hin den Dorfplatz. Man konnte ja nie wissen. Gerade wollte Valerian weitere Fragen stellen, als Cupidus ins Dorf geritten kam. Da er aber nicht alarmiert oder beunruhigt wirkte, machte Valerian doch einfach weiter.


    "Nun, wir sind überhaupt nur in der Gegend, um die Banditen zu jagen, die hier in der Umgebung immer wieder Höfe und Häuser überfallen. Übrigens machen die keinen Unterschied zwischen Römern und Germanen, wen sie bestehlen und morden, kümmert sie nicht. Wißt ihr, in welcher Gegend sie wohl ihren Unterschlupf haben? Oder wißt ihr von Überfällen, die uns nicht gemeldet wurden? Gab es hier in eurer direkten Umgebung Überfälle?" Bei einer solchen Masse an Banditen mußte den Einheimischen doch etwas aufgefallen sein. "Auch Dinge, die nebensächlich erscheinen, könnten wichtig sein. Bedenkt, je eher wir die Kerle haben - und wir werden sie kriegen - umso eher könnt ihr wieder in Frieden und Sicherheit leben. Und umso eher kehren wir nach Mogontiacum zurück." Und brauchten dann auch keine weiteren Vorräte. Das sprach er so direkt nicht aus. Doch Wigand war sicher klug genug, selbst auf diesen Gedanken zu kommen.


    Aufmerksam betrachtete Valerian den Mann vor sich. Und auch die anderen, die aus den Hütten herausgekommen waren. Er achtete darauf, ob jemand von ihnen auffällig wertvolle Gegenstände bei sich trug. Hoffentlich hatten die anderen mit ihren Befragungen einigermaßen Erfolg.

  • Primus ging mit Sergius und drei weiteren Männern an das andere Ende des Dorfes. Sie wollten mit ihrer Befragung von hinten anfangen.
    Da sah er in einiger Entfernung einen schmalen Strich,...ein Mensch, der sich vom Dorf wegbewegte...Na, wer da wohl Grund zum Stiftengehen hatte,...er würde der Turma sicher in die Arme laufen...dann konnten die ihn befragen.


    Primus nickte den Männern zu und klopfte entschlossen an die Türe des letzten Hauses. Kurze Zeit später öffnete ein vierschrötiger Mann, und starrte sie an,...er war sehr unhöflich und versperrte mit seinem Körper den Eingang des Hauses. Primus trat ein Stück zur Seite und warf einen Blick an dem Mann vorbei in den Raum,...er sah eine Frau mit zwei Kindern die sich ängstlich an sie schmiegten. Er nickte ihnen zu und wandte sich an den Mann.
    Verstehst du meine Sprache? fragte er den Mann und dieser machte eine abwägende Handbewegung. Naja immerhin.
    Was weißt du über Banditen in der Gegend hier? der Mann starrte ihn an und entgegnete, Waas soll isch wiessen? Ich nix wissen wer oder wo Banditen! Primus nickte,...war ja klar.
    Sind Fremde im Dorf,...oder kommen regelmäßig Fremde? Der Mann blinzelte in den Himmel, und meinte,
    Wir Dorf, kommen oft Fremde, wollen Ässen oder Futter fier Tiere. Interessant, dachte Primus,...er tart ein wenig näher an den Mann heran. Dieser strömte einen merkwürdigen Duft aus,...eine Mischung aus Rauch, Schweiß und ...Kohl. Hör zu, ich habe keine Lust hier um den heißen Brei zu reden! Du weißt was hier los ist,...also weißt du was oder muss ich dein Weib befragen?
    Er grunzte ein wenig und sah Primus zornig an,...dann stieß er hervor,
    Sähen wir ab und zu Gruppe aus Wald kommen, dänken sind vielleicht Waldbewohner,...aber glaub ich nix,...sind bewaffnet,...kann man erkennen lange Spieße...können aber auch Jäger sein...weiß nix. Primus fragte,
    Wo kommen sie heraus? Der Mann zeigte mit ungefährer Geste auf den Wald hinter ihnen. Vielleicht sollte die Turma dort mal nach einer Spur oder einem Trampelpfad suchen...Er bedankte sich bei dem Mann und fragte, Eines noch,...wie ist dein Name?
    Der Mann sah ihn an und entgegnete, Armin...
    Primus nickte ihm zu und sagte, Gut,...Armin,...Danke für deine Auskünfte. Dann wandte er sich ab zum nächsten Haus.

  • Ich gesellte mich zu einer Gruppe von drei Legionären, die zielstrebig auf eine der Hütten zuhielten. Der Mann an ihrer Spitze schien mir aufgrund seines Alters ein altgedienter Veteran zu sein. Die beiden anderen waren etwas jünger, aber sicher keine Neulinge.


    Ich lief zum Veteran. "Salve, ich schließe mich eurer Gruppe an.", sagte ich zu ihm. Der Alte brummte nur kurz ohne mich anzusehen. Nicht gerade gesprächig der Mann, dachte ich. Weiter an seiner Seite laufend fuhr ich fort: "Sag mal, hast du einige Ratschläge für mich? Ich bin erst seit relativ kurzer Zeit in der Legion, musst du wissen. Und so was habe ich noch nie gemacht."


    Der Veteran musterte mich kritisch. "Mhm, ein Grünschnabel. Na gut, dann pass mal auf. Das Wichtigste ist es Ruhe zu bewahren. Egal, was passiert. Haste verstanden? "Ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr er fort. "Am besten wird es sein, wenn du an meiner Seite bleibst. Wenn irgendetwas sein sollte, sagste mir bescheid. Klar? Ich kümmer mich dann darum. Helius , er zeigte auf einen der Legionäre hinter uns, ist unser Übersetzer. Und Cato wird unsere Rückendeckung sein. Verstanden?"


    Da er mich bei seiner Frage anblickte, nickte ich ihm zu. "Sehr gut! Ich hoffe, dass wir nicht in die Hütte rein müssen. Falls doch läuft das folgender maßen ab. Cato, wird draußen vor der Tür bleiben und auf unsere Pila und unser Marschgepäck aufpassen. Die würden uns in der Hütte nur behindern. Aber die scuta bleiben am Mann auf dem Rücken. Man weiß ja nie. Der Rest von uns wird in die Hütte reingehen. Helius wird die Leute etwas befragen, während du und ich uns in der Hütte etwas umsehen werden. Am Anfang wird es ein bisschen Gezeter geben. Keine Angst, dass legt sich dann meistens sehr schnell wieder. Und wenn alles gut geht, sind wir schnell wieder draußen. Und denke daran, ruhig zu bleiben. Höchstwahrscheinlich brauchen wir nicht in die Hütte rein. Alles klar?"


    "Alles klar.", antwortete ich etwas unsicher die Stirn runzelnd. Ich war froh, mir diesen Trupp erfahrener Legionäre ausgesucht zu haben. "Ich heiße übrigens Probus und du?" "Victor" brubbelte der Alte mit einem breiten Grinsen.


    Während der Unterweisung waren wir an der Hütte angelangt. Wie besprochen lehnten wir unser Gepäck und unsere Pila an die Wand.


    "Sollten wir nicht noch ein paar Brocken Brot aus unserem Gepäck mitnehmen? Das könnte vielleicht bei der Befragung etwas behilflich sein. So als eine Art Freundschaftsgeschenk." fragte ich Victor. "Mhm, gar keine schlechte Idee. Also Helius, du hast es gehört. Nimm ein bisschen Brot mit" brummelte der alte Victor.


    Nachdem jeder sich mit Brot bewaffnet hatte, gingen wir zu der Tür der Hütte. Victor klopfte.

  • Sabinus hatte sich drei weitere Männer gesucht und mitgenommen, er konnte immerhin noch etwas Germanisch. Agricola und Tullus waren schon etwa genau so lange in der Truppe wie Sabinus selbst, Pinus war ein wenig jünger und erst seit kurzem dabei, nichtsdestotrotz hatte er keine Angst und hatte sich bei der Ausbildung stets mächtig angestrengt.
    Sabinus hielt auf eine der Hütten zu. Von aussen schien sie ziemlich geräumig zu sein, offenbar nahm sie eine grössere Familie auf.
    Sabinus blieb vor der Türe stehen, dann hielt er inne und drehte sich zu seinen Männern um.
    "Also Leute, ihr wisst, was wir zu tun haben. Keine Gewalt, wir bleiben absolut ruhig, zeigen aber durch unser Auftreten, dass wir hier die Bosse sind. Ich glaube nicht, dass es zu Gewalteskalationen kommt, wir wollen nur ein paar Informationen."
    Die Männer hatten verstanden, sie nickten.
    Sabinus räusperte sich und klopfte an die Türe.
    Kurz darauf wurde sie geöffnet, von einem jungen Mädchen, dass sofort verschreckt die Augen aufriss, als sie die uniformierten Soldaten an der Türe sah. Sofort stand der Vater bei ihr und nahm sie schützend zur Seite, stellte sich vor die Römer.
    Er war schon etwas älter, das kurz geschnittene Haar hatte sich ein wenig verfilzt und seine Haut sah wettergegerbt aus. Seine Augen hingegen wirkten noch voller Energie.
    "Salve", sprach Sabinus Sprichst du Latein?"
    Der Mann schien nicht zu verstehen, er zuckte mit den Schultern. Sabinus wechselte auf Germanisch. Zum Glück hatte er zuvor noch seine Germanischkenntnisse etwas aufgefrischt.
    "Wie heisst du?"
    "Ich heisse Markon, Römer.", gab dieser zur Antwort.
    "Du weisst, in letzter Zeit hatte es hier viele Banditen. Wir brauchen Informationen. Was wisst ihr über Räuber hier in der Gegend?"
    Bei diesem Stichwort verengten sich die Augen des Mannes leicht, offensichtlich wusste er etwas.
    "Räuber?" Er hielt inne und schien zu überlegen. "Marcomers Dorf wurde vor kurzem geplündert, aber nicht von Räubern...", gab er ketzerisch zur Antwort.
    "Sie wurden nicht von uns ausgeraubt, ihr Dorf wurde von Banditen geplündert, genau wie einige andere Dörfer im Umland, und euer Dorf werden sie sicher auch noch überfallen, wetterte Sabinus. Er hatte langsam genug von der Dickköpfigkeit dieser Leute.
    "Es sind schon zu viele ausgeplündert worden, und wir sind hier, um diesem Treiben ein Ende zu bereiten. Ihr könnt uns helfen, damit Euer Leben wieder sicher wird!"
    Der Mann überlegte. Ein paar Sorgenfalten zeichneten sich auf seiner Stirn ab, ehe er zur Antwort ansetzte.
    "Was könnt Ihr schon für uns tun? Wenn wir euch etwas sagen, wird unser Dorf bald brennen...", sagte der Mann mit unglücklicher Miene. Ausserdem wissen wir nichts, hängte er noch an.
    Sabinus überlegte. Er konnte nicht auf seinen jetzigen Wissensstand zählen, er musste etwas flunkern, einen Versuch war es wert.
    "Du weisst doch, was mit Marcomers Leuten passiert ist..."
    Der Mann nickte nur.
    "Wir wissen, dass ihr sie unterstützt, zumindest einige von euch..." Sabinus wagte einen Schuss ins Blaue, doch der alte Mann erstarrte und seine Augen verengten sich wieder leicht. Treffer, dachte Sabinus.
    Der Mann überlegte, dann sagte er unwirsch "Hier wird euch niemand etwas sagen, ihr verschwendet eure Zeit." und wollte die Türe zuknallen, doch Sabinus hatte seinen Fuss dazwischengestellt. Sein arm schnellte vor und packte den Mann, zog ihn zu sich heran. In dessen Augen wurde die Furcht nun grösser.
    "Was weisst du? Andere Bewohner werden reden, oder wir werden früher oder später die Banditen schnappen, und dann werden wir uns auch all die greifen, die sie unterstützt haben. Du wirst nicht ungeschoren davon kommen, genauso wenig wie deine Familie hier. Doch wenn du es dir jetzt noch einmal überlegst, kannst du dich auf die starke Seite schlagen, wir werden es dir nicht vergessen., sprach Sabinus in hartem Tonfall.

  • Trotz mehrmaligem Klopfen öffnete sich die Tür nicht.


    „Mhm“, brummelte der alte Victor. „Dann müssen wir doch rein. Gefällt mir gar nicht. Also los!“


    Cato nahm, wie besprochen, links der Tür Aufstellung, während wir unsere Pila an die Wand der Hütte lehnten. Als der Rest von uns in die Hütte trat, rümpfte ich die Nase. War das ein Geruch. Eine Mischung aus Essen, verkohltem Holz, Vieh, Mist und anderen Dingen. Und ich dachte immer, unsere Stube würde schon streng riechen. Nachdem wir in die Hütte getreten waren, warteten wir kurz, bis sich unsere Augen an das Halbdunkel gewöhnt hatten.


    Der Raum war klein und ärmlich eingerichtet. Das einzige Fenster war mit dünnem Leder gegen Wind und Kälte abgedichtet, so dass das Tageslicht nur spärlich in die Hütte drang. In der rechten hinteren Ecke hing ein Kessel über einer kleinen Feuerstelle. Daneben standen zwei grob gezimmerte Bänke und ein Tisch. An den Wänden waren einige landwirtschaftliche Geräte befestigt. Von der Decke hingen trockene Kräuter, Dörrfleisch und getrocknetes Gemüse. Ansonsten sah man noch einige Teile grober Keramik, eine Truhe und ein paar Schemel. Am Raum schloss sich linker Hand ein kleiner Stall an, der nur durch eine halbhohe Wand aus Weidengeflecht vom Raum abgegrenzt wurde. Ich sah eine Kuh und zwei Schafe. Weiter hinten schienen ein paar Schweine vor sich hin zu grunzen. Vom Raum führte eine Leiter auf einen Zwischenboden, der sich über dem Stall befand.


    Auf einer der Bänke saß eine Frau mittleren Alters und sah uns mit ängstlichen Augen an. Helius trat auf sie zu, während Victor und ich an der Tür stehen blieben.

  • Trotz mehrmaligen Klopfen hatte sie die Tür nicht geöffnet. Denn ihr Mann hatte ihr dies verboten. Eigentlich sollte sie sich auch auf dem Zwischenboden bei ihrer Familie verstecken. Doch sie hatte sich dagegen entschieden. Falls doch Fremde in die Hütte kommen sollten, wäre es so vielleicht besser. Deshalb hatte sie sich auf die Bank gesetzt. Ihre greise Mutter und ihre Schwiegermutter, die sich trotz ihrer durch die Kälte schmerzenden Glieder auch auf den Zwischenboden begeben hatten, würden schon dafür sorgen, das die Kinder still blieben. Besorgt dachte sie noch mal nach, ob sie auch alle ihrer wenigen wertvollen Gegenstände den beiden Alten gegeben hatte. Die alten Frauen sollten diese „Schätze“ an ihren Körpern verstecken. Was wollten die Römer hier? Sie hatte von den Vorgängen in Macomers Dorf gehört. Stark beunruhigt betete sie zu den Göttern, dass sie nicht das selbe Schicksal erleiden mussten.


    Als plötzlich die Tür von außen geöffnet wurde, starrte sie erschrocken in gleißendes Tageslicht. Sie sah die Umrisse von drei Männern in der Türöffnung stehen. Ihr Herz klopfte ihr bis zum Hals, während die Männer ihre Hütte betraten. Einer der drei trat mit einer beschwichtigten Handgeste auf sie zu und sagte mit einem üblen Akzent:

    „Heila, Weib! Wirr sind Legionärre aus Moogaantiaacum. Keine Aangst. Wirr koomen in guterr Aabsicht. Und aals Zeichen unserres guten Willens schenke ich dirr dieses Brroot.“


    Verwirrt starrte sie abwechselnd das Stück Brot und den Römer an. Meinte er das ernst? Oder war das nur eine Finte in einem grausamen Spiel? Schließlich nahm sie widerwillig das Brot. Wäre ihr Mann hiergewesen, hätte sie sich das nicht getraut. Aber sie dachte an ihre Kinder. Ihre Vorräte gingen zur Neige und der ungewöhnlich harte Winter wollte nicht weichen. Und dieses Brot gab ihren Kleinen Nahrung für ein bis zwei Tage. Beschämt nahm sie das Stück, versteckte es zwischen ihren Kleidern und sah den Soldaten trotzig an.


    Wirr sind aauf der Jaagd nach Baanditen, die hierr in der Gegend ihrr Unwesen trreiben. Weißt du etwaas überr die Baanditen?“ fragte der Soldat. Grimmig schaute sie ihn an. War das Brot also doch nicht umsonst gewesen.


    Nein. Ich weiß nicht mehr als die anderen. Höchstwahrscheinlich sind es ehemalige Bauern, die die schlechte Ernte des letzten Jahres und der lange harte Winter dazu gezwungen haben!“, antwortete sie. Und die römischen Steuern und die Soldaten, dachte sie.


    „Sind in letzterr Zeit Frremde im Doorrf gewesen? Oder ist dirr irrgendetwaas aaufgefaallen?“ fragte der Soldat. In der Tat war ihr in letzter Zeit aufgefallen, dass sich die Männer des Dorfes öfter als sonst zu gemeinsamen Besprechungen trafen. Aber das brauchte der Römer nicht zu wissen.


    „Nein, Fremde sind mir in letzter Zeit nicht aufgefallen. Es ist Winter und da sind Besuche eher selten.“


    Der Soldat starrte sie einen Augenblick an. Er war scheinbar unschlüssig, ob er sich mit ihren Antworten zufriedengeben sollte. Schließlich zuckte er mit den Achseln.


    „Wo ist eigentlich derr Rrest deinerr Faamilie?“. Die Frage kam so plötzlich, dass sie für einen winzigen Moment ihre Vorsicht vergaß und Richtung Zwischenboden sah.

  • Zitat

    Original von Lucius Quintilius Valerian
    Die Gruppen für die Befragungen der Einwohner hatten sich selbständig gebildet. Sie bestanden je aus drei bis vier Mann, von denen jeweils einer germanisch sprach. Fünf Mann, von denen keiner germanisch sprach, waren zurückgeblieben und sie sicherten auf einen Wink von Valerian hin den Dorfplatz. Man konnte ja nie wissen. Gerade wollte Valerian weitere Fragen stellen, als Cupidus ins Dorf geritten kam. Da er aber nicht alarmiert oder beunruhigt wirkte, machte Valerian doch einfach weiter.


    "Nun, wir sind überhaupt nur in der Gegend, um die Banditen zu jagen, die hier in der Umgebung immer wieder Höfe und Häuser überfallen. Übrigens machen die keinen Unterschied zwischen Römern und Germanen, wen sie bestehlen und morden, kümmert sie nicht. Wißt ihr, in welcher Gegend sie wohl ihren Unterschlupf haben? Oder wißt ihr von Überfällen, die uns nicht gemeldet wurden? Gab es hier in eurer direkten Umgebung Überfälle?" Bei einer solchen Masse an Banditen mußte den Einheimischen doch etwas aufgefallen sein. "Auch Dinge, die nebensächlich erscheinen, könnten wichtig sein. Bedenkt, je eher wir die Kerle haben - und wir werden sie kriegen - umso eher könnt ihr wieder in Frieden und Sicherheit leben. Und umso eher kehren wir nach Mogontiacum zurück." Und brauchten dann auch keine weiteren Vorräte. Das sprach er so direkt nicht aus. Doch Wigand war sicher klug genug, selbst auf diesen Gedanken zu kommen.


    Aufmerksam betrachtete Valerian den Mann vor sich. Und auch die anderen, die aus den Hütten herausgekommen waren. Er achtete darauf, ob jemand von ihnen auffällig wertvolle Gegenstände bei sich trug. Hoffentlich hatten die anderen mit ihren Befragungen einigermaßen Erfolg.


    Mit einem lauten Brummen blickte Wigand zu dem Legionär, sah ihn nachdenklich an. Ja, er kam schnell auf den Gedanken... sie hatten jetzt die einmalige Möglichkeit, gleich zwei Probleme los zu werden. Die Räuber und danach die Legionäre, die später ja nicht mehr gebraucht wurden. Beide belasteten die Menschen in der Gegend, weshalb es nicht sehr dazu beitrug, ihnen die Informationen zu verwehren. Deshalb wollten die Dorfbewohner beide so schnell wie möglich los werden. Wigand durchforstete seine Gedanken und lief dabei vor Valerian auf und ab. Die Banditen schreckten vor niemandem zurück, so auch vor Wigands Dorf nicht. Vor einigen Tagen waren einige Räuber hier anwesend, drohten, schrien, wollten plündern. Es gelang Wigand und den Männern des Dorfes gerade noch, ihr Hab und Gut zu verteidigen. Aber nur eine Frage der Zeit, bis die Kerle mit Verstärkung wieder kommen würden.


    "Ja... plündern wollten uns die Räuber. Wir gerade noch konnten abwehren, aber wenn die kommen zurück mit Verstärkung...", sprach Wigand und verstummte wieder, während er sich besorgt am Kopf kratzte. Ihr Schicksal war klar, wenn die Räuber erneut kommen würden...
    Er konnte nicht viel sagen. Was die Legionäre nicht wussten war, dass der Anführer des Dorfes die Position des Lagers kannte. Mehrere seiner besten Freunde wechselten zu den Räubern, und Wigand befand sich jetzt in einer Zwickmühle. Er konnte sie doch nicht verraten... sie kannten sich schon seit der Kindheit. Doch es war eine falsche Entscheidung, sich ihnen anzuschließen. Wigand schwieg wie ein Grab.


    "Vielleicht die Anderen mehr wissen..."

  • Zitat

    Original von Tiberius Germanicus Probus



    Aribert entschied sich trotz des mächtigen Getümmels da draußen, bei seiner Frau und seinem Kind in der Wohnung zu verweilen. Er dachte keine Sekunde daran, sie alleine zu lassen. Dann jedoch klopfte es an der Türe. Es waren sicher die Soldaten, und Aribert hatte kein gutes Gefühl. Hoffentlich hatte er die Möglichkeit, kooperativ zu sein, damit ihm nichts passierte. Man konnte bei diesen Römern eben einfach nie wissen. Aribert traute den Kerlen nicht.
    Eilig öffnete der Familienvater die Türe, wo er schon römische Soldaten, gehüllt in Rüstung erblickte. Mist, sein Latein hielt sich stark in Grenzen.


    "Sale!", fing Ariberts Gruß schon falsch an, "Wie helfen kann euch ich?".

  • Auch um Drusus hatte sich eine fünfköpfige Gruppe gebildet, von denen der Iulier als einziger germanisch sprach. Leider war Valerian nicht in seiner Gruppe, der sprach ja noch mit dem Anführer, schade. Mit den anderen im Gefolge marschierte der Legionär Drusus schnurstracks auf eines der Langhäuser zu, klopfte dreimal kräftig an und wartete auf eine Reaktion. Immerhin waren sie diesmal in wirklich friedlicher Absicht unterwegs... "Warum klopft er denn bei den Barbaren an?", raunte einer der anderen in Drusus' Gruppe seinem Nebenmann zu, welcher nur mit den Schultern zuckte. Der Iulier und seine Kameraden warteten gespannt auf eine Reaktion...

  • Zitat

    Original von Narrator Germaniae
    Mit einem lauten Brummen blickte Wigand zu dem Legionär, sah ihn nachdenklich an. Ja, er kam schnell auf den Gedanken... sie hatten jetzt die einmalige Möglichkeit, gleich zwei Probleme los zu werden. Die Räuber und danach die Legionäre, die später ja nicht mehr gebraucht wurden. Beide belasteten die Menschen in der Gegend, weshalb es nicht sehr dazu beitrug, ihnen die Informationen zu verwehren. Deshalb wollten die Dorfbewohner beide so schnell wie möglich los werden. Wigand durchforstete seine Gedanken und lief dabei vor Valerian auf und ab. Die Banditen schreckten vor niemandem zurück, so auch vor Wigands Dorf nicht. Vor einigen Tagen waren einige Räuber hier anwesend, drohten, schrien, wollten plündern. Es gelang Wigand und den Männern des Dorfes gerade noch, ihr Hab und Gut zu verteidigen. Aber nur eine Frage der Zeit, bis die Kerle mit Verstärkung wieder kommen würden.


    "Ja... plündern wollten uns die Räuber. Wir gerade noch konnten abwehren, aber wenn die kommen zurück mit Verstärkung...", sprach Wigand und verstummte wieder, während er sich besorgt am Kopf kratzte. Ihr Schicksal war klar, wenn die Räuber erneut kommen würden...
    Er konnte nicht viel sagen. Was die Legionäre nicht wussten war, dass der Anführer des Dorfes die Position des Lagers kannte. Mehrere seiner besten Freunde wechselten zu den Räubern, und Wigand befand sich jetzt in einer Zwickmühle. Er konnte sie doch nicht verraten... sie kannten sich schon seit der Kindheit. Doch es war eine falsche Entscheidung, sich ihnen anzuschließen. Wigand schwieg wie ein Grab.


    "Vielleicht die Anderen mehr wissen..."


    Valerian runzelte die Stirn. Ein Mann, der nichts zu verbergen hatte, mußte nicht so lange hin und her laufen und sich nachdenklich am Kopf kratzen. Denn an den Fragen gab es nichts, was zum nachdenken gewesen wäre. Entweder er wußte was, oder nicht.


    Sein ganzes Verhalten wies darauf hin, daß Wigand etwas wußte, aber sorgsam abwägte, wieviel er sagen konnte, um beiden Seiten gegenüber mit möglichst weißer Weste dazustehen.


    "Und ihr hab sie abwehren können? Ihr wißt doch, daß das inzwischen weit über hundert Mann sind? - Ihr seid gut, das muß ich euch lassen", versuchte er durch Anerkennung den Germanen ein wenig aufzuweichen. Und er nannte die Zahl, damit Wigand klar war, daß dieses Dorf nicht die geringste Chance hatte, wenn die Räuber in voller Stärke zurück kamen. "Von wo kamen sie? Und wohin sind sie verschwunden? Ihr habt doch wohl Späher hinterhergeschickt? Komm schon, Wigand. Es gibt keine halben Sachen. Weder werden euch die Räuber schonen, schon gar nicht wenn sie sehen, daß wir hier bei euch sind, noch können wir euch schützen, wenn ihr gegen uns arbeitet. So hast Du beide Parteien gegen Dich. Was glaubst Du, was da mit Deinem Dorf passiert?"


    Er schob seinen Helm ein wenig zurück und kratzte sich scheinbar nachdenklich an der Stirn. "Du machst es uns nicht leicht, euch zu helfen. Schau, wir wissen, daß ihr euch hier auskennt. Es kann nicht viele Orte geben, an denen sich über hundert Leute verbergen können. Ich bin sicher, Du weißt - oder ahnst zumindest, wo sie stecken. Selbst wenn Du zwei oder drei mögliche Orte kennst, könntest Du uns die nennen, wir schauen dann selber nach." Dann konnte er sogar behaupten, die Räuber nicht verraten zu haben. Er hatte dann ja nur mögliche Aufenthaltsorte genannt.


    "In wenigen Tagen gehen unsere Vorräte zur Neige. Ich muß Dir nicht sagen, was das bedeutet, oder? Ihr hattet ein schlechtes Jahr und der Winter wird vermutlich sehr hart. Hilf uns, in diesen wenigen Tagen mit unserer Arbeit hier fertig zu werden, dann können wir alle wieder in Ruhe und Frieden leben." Er sprach sehr freundlich zu dem Germanen, nicht drohend. Mit Zwang erreichte er hier gar nichts. Besser war es, diesen Wigand auf die eigene Seite zu ziehen, und sei es nur für die paar Tage, bis die Bande erledigt war.

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