• Sie machte sich gleich an die Arbeit. Und so konzentrierte ich mich auf die meinige. Nicht dass sie anstregend gewesen wäre oder einen geistig erschöpft hätte, doch dieses gleichmässige Wischen von links nach rechts, von hinten nach vorne und umgekehrt hatte etwas spirituelles, es ließ einen zur Ruhe kommen, hatte etwas Wiederkehrendes, das einem den Platz in der Welt gab. Ich mochte solche eintönige Arbeiten. Sie waren immer gleich, brachten einen nicht aus dem Konzept, waren ungefährlich.


    Aus ihrer Ecke kam eine Frage.


    "Mmm?" erwiderte ich und ließ mir Zeit zu antworten.
    Ein Zug. Durchatmen. Beruhigend.


    "Nein, bisher kam noch nichts."


    Weiterfegen. Dass der Junge seinen Vater vermisste war logisch. Seinem Vater ging es sicher nicht anders, aber so war die Welt. Besser er gewöhnte sich frühzeitig daran.

  • Sich mit einem besonders hartnäckigen Fleck beschäftigend bemerkte sie nicht die etwas längere Pause, bevor sie von Menas eine Antwort erhielt. Selbst jetzt, während sie auf dem Boden hockte und ihr so ganz jegliche Würde abhanden gekommen war, drehten sich ihre Gedanken um ihren kleinen Schützling und seine alltäglichen Probleme, Gedanken und Abenteuer. Sie war eindeutig zu viel mit dem Kind zusammen, stellte sie fest, aber der Junge hatte im Augenblick niemand anderes als sie und sie konnte ihn nicht allein lassen.


    Leise seufzte sie. Keine Nachricht. Armer Optatus, er würde enttäuscht sein und es würde an ihr wieder liegen, ihn wieder aufzumuntern. Zumindest stand an diesem Tage noch ein Besuch auf dem Markt an, von der Herrin hatte sie die Erlaubnis bekommen und auch Geld. Auch die Leibwächter würden sie begleiten.


    "Gibt es sonst Neuigkeiten?" fragte sie um das Gespräch am laufen zu halten. Doch irgendwie wurde die das Gefühl nicht los, das sie die Außenseiterin war. Wieder biss sie sich auf die Unterlippe um ihren Kummer durch Schmerz zu vertrieben. Es brachte ihr nichts, wenn sie sich im Seöbstmitleid suhlte. Sie hatte ihre Aufgaben und sie würde diese auch Erfüllen, egal was es sie kostete und wie schwer es ihr fiel. Freunde würden ihr das Leben sicher leichter machen, aber sie konnte auch ohne auskommen.

  • Sie befand sich inzwischen auf ihren Knien und schrubbte an einem Fleck herum. Die Stein-Fliesen waren ziemlich teuer gewesen und ich hoffte, dass sie den Fleck auch wegbekam. Ich stellte meinen Besen kurz ab und stützte mich auf ihn. Gründlich war sie, was für sie sprach.


    "Eine Menge. Im Nachbarhaushalt. Du kennst doch vielleicht dieses großen Hühnen. Der Name ist mir entfallen. Er soll letztens in der Nacht geflohen sein. Daher sahen wir ihn nicht mehr."


    Ich schüttelte den Kopf. Als Sklave zu fliehen war absolut idiotisch. Zum einen verfolgten einen die Kopfgeldjäger und wenn sie einen erwischten, war man so gut wie tot, zum anderen musste man ja von etwas leben. Und hier in der Straße ging es uns Sklaven besser als den meisten freien Menschen im Römischen Reich.


    "Aber muss er wissen. Vermutlich landet er im Circus.
    Wenn sie ihn nicht gleich kreuzigen."


    Man hörte ja hin und wieder Geschichten. Im Großen und Ganzen kam es jedoch selten vor, dass Sklaven reisaus nahmen.


    "Ähm ja, im Senat geht es auch hoch her. Ich habe gehört, es gab heftige Debatten darüber, dass unser Herr zum Amt des Praetors kandidiert, in absentia quasi. Einige waren nicht amüsiert. Silas hat es mir erzählt, er stand gleich am Haupteingang zur Halle und hat alles mitbekommen. Es war keine geschlossene Veranstaltung, sie war öffentlich."


    Ja, öffentlich. Und dieser - wussten die Götter wie er hieß - dieser neue Stadtpräfekt hatte nichts besser zu tun gewusst, als die Mission des Senators in den SÜDEN laut auszuposaunen. Seine Tarnung mit der Reise nach Westen in die Tarraconensis war damit hinfällig. Jeder Sklave wäre vermutlich auf seinem Platz intelligenter aufgehoben.


    "Der Stadtpräfekt lachte laut auf und verpatzte die Tarnung unseres Herrn. Offiziell ist er ja in der Tarraconensis, wie Du weißt. Landgüter inspizieren und für den Kaiser die Bergwerke besichtigen. Der Kerl jedenfalls lachte, und tönte, unser Dominus wäre im Süden. Fehlt nur noch, dass ein Senator den Namen PARTHIEN erwähnt, und das Desaster ist perfekt. Intelligenz ist also nicht am Stand festzumachen, meine Liebe. Ganz und gar nicht."

  • Ihr hartnäckiges schrubben und ihr lan waren vom Sieg gekrönt. Ihr gelang es doch glatt den Fleck zu entfernen, ein letztes mal wischte sie vorsichtig über die Stelle, dann glänzte die Kachel wie die ürbigen um sie herum. Ein Gefühl der Zufriedenheit erfasste sie, zumindest würde sich keiner über ihre Arbeit beschweren. Wenn sie etwas tat, dann gründlich und mit Sorgfalt.


    "Geflohen?" ungläubig schüttelte sie den Kopf. Wie dumm konnte man nur sein? Der Sklave würde gefangen werden und anshcließend getötet werden. Nein, da zog sie ihr sichere Leben innerhalb eines Haushaltes vor. Außerdem gab es für sie keinen Grund zur Flucht. Sie hatte alles was sie zum Leben brauchte. Und nur Aufgrund von Stolz die Sicherheit ihres Herrn zu verlassen, war aus ihrer Sicht sinnlos.
    "Wenn er so Dumm ist und flieht, hat er nichts anderes verdient! Wir alle haben unsere Pflichten denen wir nicht entkommen könne, selbst die Herrschaften. Ich, jedenfalls, bleibe wo ich bin!" erklärte sie, stuckte ihren Lappen in einen Eimer mit Wasser und nahm sich die nächste Kachel vor.


    Leise seufzte sie. Die Geschichte im senat war weniger erbaulich. Das konnte jede Menge Ärger geben, zwar nicht unbedingt für Sklaven, sondern eher für den Herrn und dessen Familie. Sie konnte nur hoffen, das Optatus das nicht mitbekam, der Junge würde sich dann nur sinnloser Weise aufregen und seinen Vater sofort sehen wollen. Sie würde ihn dann Tagelang nicht beruhigen können.


    "Ich hoffe die Götter haben ein Auge auf unsere Domine. Hoffentlich kommt er unbeschadet zurück, sonst wird sich vieles Ändern!" sagte sie. Sie wollte sich nicht ausmalen, was es für ein Alptraum werden würde, wenn Optatus das Erbe seines Vaters früher als gedacht antreten musste. Er war ein Kind und vermutlich würde er dann einen Verwalter bekommen, mit dem es nicht gut Kirschessen war und der den Jungen dann nach seinen Vorstellungen biegen wollte.
    Sie sandte ein kurzes Stoßgebet an alle Götter, dass dies nicht kommen möge.


    "Wir wissen doch Beide, dass die Herren immer nur auf ihren Vorteil aus sind. Mit Inteligenz hat das nichts zu tun, sondern eher mit Gier und Arroganz!"
    Die nächste Kachel glänzte und langsam und gründlich arbeitete sich Kiya durch den Raum, ebenso die übrigen Sklaven.

  • Die hohen Herren kannte sie schon recht gut und mit ihrer Aussage hatte sie bei mir einiges an Boden gut gemacht. Gier und Arroganz - der eigene Vorteil. Ich zuckte mit der Schulter und fegte dann weiter. Ich hatte den Lappen an das Ende der Stange befestigt, so musste ich nicht auf den Knien herumrutschen. In Gedanken weilte ich jedoch im Osten. Wo sich der Dominus befand? Bereits tief in parthischem Gebiet? Hatte er den Decimus Livianus schon finden können? Befanden sie sich womöglich bereits auf der Flucht? Wieviele Parther setzten sich an ihre Versen? Hätte ich gewusst, dass ein Sturm die Fortuna nach Alexandria verschlagen hatte, ich hätte mir fürs erste einmal keine Sorgen gemacht.


    "Herren kommen und gehen."


    sprach ich knapp, fügte dann aber nach einer kleinen Pause hinzu.


    "Wobei ich schon sagen muss, dass es hier recht angenehm ist. Ich wurde schon ziemlich rumgereicht, mein letzter Herr war in Tarentum. Bei den Göttern, war das ein unangenehmer Mensch. Die Charaktereigenschaften mal bei Seite lassend, stank er permanent aus dem Mund. Die arme Lsyte musste ihn immer genau dorthin küssen. Und noch viel mehr..."


    Angewiedert von der Erinnerung verzog ich mein Gesicht. Wenn ich alleine daran dachte, schüttelte es mich.

  • Kiya hatte im Laufe ihres lebens einige Haushalte kennen gelernt und einige Herren waren sehr Unangenehm gewesen. Als Sklave war man alles Objekt, Putzfrau, KIndermädchen oder Konkubine. Man hatte keine Wahl und man musste die Wünsche der Herren immer erfüllen, egal wie zuwieder es ihr war. Als Sklave hatte man nur selten eine Wahlmöglichkeit, aber sie hatte gelernt damit umzugehen.


    "Ich weiß!" erweiderte sie nur auf seinen Kommentar. Sie war in diesen Haushalt gekommen, weil ihr alter Herr bankrot gegangen war und seinen gesamten Haushalt hatte auflösen müssen. Und nun war sie seit einigen Jahren Kindermädchen.


    "Als Frau hat man es immer etwas schwerer, egal ob man nun hübsch ist oder nicht. Der Wunsch des Herrn ist immer Befehl!" sagte sie und seufzte. Sie dachte an ihre ersten solcher Erfahrungen und verdrängte diese dann schnell.

  • Ich verstand nicht, wieso es Frauen schwerer haben sollten. Also hielt ich mit dem Putzen inne, stützte mich auf den Stab und sah sie fragend an.


    "Ich versteh Dich nicht ganz..."


    Wieso sollten es Frauen schwerer haben?


    "Wenn Du als Mann hübsch bist, bist Du Deko, die Herrin schläft mit Dir, egal wie alt und hässlich dieses Weib ist. Und tut es die Herrin nicht, packt Dich wenn es dumm läuft Dein Herr am Arsch, ob Du willst oder nicht. Bist Du hingegen hässlich und stark stattdessen, musst Du in die Bergwerke, die Minen, Steinbrüche, oder in den Circus, Du bist in jedem Fall innerhalb weniger Jahre tot. Und bist Du weder hübsch, noch stark, geht es Dir auch nicht besser. Als Sklave musst Du in jedem Fall Leistung bringen, so oder so. Bringst Du sie nicht, wirst Du zu Tode geschunden."


    Nachdenklich sah ich vor mich hin. Was sie wohl dazu sagen würde? Ich hatte es jedenfalls oft genug erlebt, dass auch männliche Sklaven missbraucht wurden. Und diese konnten sich nicht hinter ihrer vermeintlichen Schwachheit verstecken.

  • Kiya rieb noch einmal über eine Kachel und erhob sich dann, um Menas in die Augen zu sehen. Ihr Kommentar schien ihn wohl sehr zu fuschen und sie seufzte innerlich. Es gab immer wieder Diskusionen zwischen den Sklaven, wer es nun schwerer hatte und wer nicht.


    "Bei Frauen ist es genauso... nur müssen wir dann auch noch Bastarde austragen oder landen, sollten wir nicht fähig genug sein, im nächsten Bordell. Dort werden wir verkauft, erniedrigt, verprügelt und misshandelt. Und alles nur für die Lust von Männern und auch Frauen, " erklärte sie ihm. "Wobei Frauen grausamer sein können, als Männer! Wenn du hübsch bist, dann bist du eine Konkurrenz und dann wird das Leben zur Hölle!"


    "Egal was wir Frauen auch machen, meist sind und bleiben wir nur ein Objekt der Begierde, während Männer sich zumindest noch verdient machen können für ihren Herrn!" erwiederte sie und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

  • Ach ja, das Leben konnte schon beschissen übel sein. Im Grunde lag alles in den Händen der Götter. Unerklärliches Schicksal. Herren und Sklaven brachten den selben Göttern ihre Opfer und trotzdem geschah was geschah. Sollte es einer Verstehen? Was waren da schon Begriffe wie Gerechtigkeit? Ich dachte ein wenig nach, gab es dann jedoch auf und machte mich wieder an die Arbeit.


    "Du hast aber keine schlechte Stellung im Haus!"


    überbrückte ich das Schweigen nach einer Weile.


    "Du kümmerst Dich direkt um den jungen Herrn.
    So wie ich das sehe, sind die Herrschaften auch zufrieden mit Dir..."


    In der Tat hatte ich nie erlebt, dass auf Kiya gescholten worden wäre. Hin und wieder blickte ich während dem Feuchtwischen zu ihr hinüber. Attraktiv war sie schon. Und nett eigentlich auch. Mir fiel auf die schnelle kein Grund ein, warum sie bisher von uns immer ein wenig geschnitten wurde.

  • Wirklich aus Erfahrung sprach sie nicht, bisher hatte sie meist großes Glück gehabt, aber sie hatte miterleben müssen, wie anderen Sklavinen solch ein Schicksal zu Teil wurde. Solch ein Leben wollte sie nicht führen. Sie widmete sich wieder dem Boden. Sie wollte so viel Helfen wie es ging, bevor Optatus mit wildem Gebrüll nach ihr suchte und dann ihre ganze Aufmerksamkeit einforderte.


    "Das stimmt.... aber Optatus hält mich den ganzen Tag auf den Beinen und wenn er mir nicht gerade erwischt, darf ich Barbar spielen und den Staub von Nahem betrachten!" erklärte sie lächelnd und widmete sich den Fliesen.


    "Zufrieden sind sie...... können sie ja auch nur sein, da sie selten da sind und sich nur wenig um den Jungen kümmern. Sobald sie sich für ihn interssieren sehen sie meist seine Fortsachritte, aber wirklich miterleben, wie seinen Alltag meistert, das tu nur ich!" sagte sie. "Aber es ist nicht leicht Optatus den ganzen Tag zu beschäftigen...... oder ihm etwas beizubringen!" fügte sie hinzu.

  • "Ach ja, der kleine Racker."


    fügte ich wissend und lächelnd hinzu. Er war in der Tat ein kleiner Wirbelwind, ein Träumer dazu, anhänglich, vor allem wenn es um Brutus, seinen Hund, oder Kiya sein Kindermädchen ging, dann wieder unheimlich stur und dickköpfig, was er von seinem Vater haben musste, ein wenig sinnlich in seinen Zügen, was von seiner Mutter kam. Kurz, es war eine Freude ihn in der Nähe zu haben, seine Schritte und seine Stimme zu hören, das glucksende Kinderlachen, das wilde Geheul, wenn er in seinen Emotionen ausbrach.


    "Willst Du eigentlich eines Tages selbst mal Kinder haben,
    oder beschäftigt Dich der Kleine so, dass Du gar nicht daran denkst?"


    Ich wusste, es war eigentlich sinnlos für Sklaven, eigene Pläne zu machen, da die Herren ihre eigenen Gedanken hatten, doch träumen konnte man ja hin und wieder. Die Träume konnten sie uns nicht nehmen.

  • In der Liebe zum Sohn des Herrn waren alle Sklaven gleich.Alle hatten sie ihren Shhützling in ihr Herz geschlossen und vorallem Menas ließ ihm so einiges durchgehen, während die des öfteren der Spielverderber war.


    "Racker ist gut!" lachte sie und widmete sich auch weiterhin dem Boden und seiner Sauberkeit.


    "Manchmal ist er nicht zu bändigen....." grinste sie und musste an den gestrigen Tag denken. Mal wieder hatte sei einen Machtkampf ausfechten müssen und das Gebrüll des Jungen war im ganzen Haus ertönt.


    Verdutzt blickte sie ihn an, als er sie fragte ob sie einmal eigene Kinder haben wollte. Wirklich Gedanken hatte sie sich darüber noch nicht gemacht und als Sklavin lag es auch nicht wirklich in ihren Händen. Nicht das sie sich mit Männern vergnügte, aber.... Leise seufzte sie. Kiya war als Sklavin geboren, sicher sie hatte eine kurze aber glückliche Kindheit gehabt, aber sie wusste nicht, ob es ebenso sein würde, sollte sie einmal ein kind erwarten.


    "Ich hab mir noch nie Gedanken darüber gemacht!" antwortete sie ehrlich. "Irgendwann einmal sicher schon... aber wirklcih in meinen Händen liegt diese Entscheidung nicht!" sagte sie nachdenklich. "Hast du jemals daran gedacht Kinder zu bekommen?" fragte sie ihn schließlich.

  • Im Haus ist eine Betriebsamkeit die der junge Racker - wie ihn Menas immer nennt - nicht erwartet hat. Zwar hat einer der Sklaven schon am Vortag davon erzählt, dass heute Großputz wäre, doch hat der Kleine da natürlich nicht zugehört. Und so ist er nun etwas eingeschnappt, dass die Erwachsenen solche wichtigen Entscheidungen ohne ihn treffen und mit diesem großen Abenteuer auch ohne ihn anfangen. Die Enttäuschung darüber verfliegt jedoch schnell, als Optatus sich einbildet, das alles gehöre zu einer riesigen Mission, dem Bau eines neuen Limes, dem Fegen der Legionsstraßen, dem Errichten von Feldlagern. Und so sieht man ihn wenig später durch all diese "Baustellen" spazieren, Brutus seinen Hund dicht hinter ihm. Obwohl ein riesiger Hund, zeigt er sich doch anhänglich wie ein Kalb, und es ist unschwer zu erkennen, wer bei den Beiden das Kommando hat.


    "Kiya!"


    ruft Optatus als er das triclinium betritt.


    "Kiya! Haben alle schon angefang' ..."


    In seiner Stimme liegt ein wenig Ungewissheit. Weiß er doch nicht, ob die Tätigkeiten trotz aller Spannung ihn um seinen Besuch auf den Märkten bringen könnten. Jetzt wo er sein Kindermädchen so auf dem Boden sieht, steigt eben diese Angst in ihm auf. Ohne dass er sie natürlich in Worte fassen könnte. Kinder reflektieren ihr Handeln und ihre Gedanken noch nicht.

  • Wie heißt es doch, wenn man vom Teufel spricht ist er meist nicht weit und so war es auch dieses Mal, denn kaum redete man über Optatus schon strommerte um der Junge um die Ecke und forderte ganz auf seine Art, Aufmerksamkeit.


    Menas hatte gerade Antworten wollen, als das übliche Kiya durchdringend durch den Raum hallte und sie den Kopf heben ließ. Dicht gefolgt von Brutus stand Optatus im triclinum und wirkte recht unglücklich und verunsichert. Leise seufzte sie und ließ ihren Lappen zurück in einen der Eimer gleiten um sich dann ihrem Schützling zuzuwenden.


    "Guten Morgen, Optatus!" sagte sie und ließ sich vor dem Jungen erneut auf die Knie wieder. Ihre Tunika war leicht zerknittert und auch einige Strähnen hatten sich aus ihrem Zopf gelöst.


    "Ja, wir haben bereits angefangen. Hast du schon gefrühstückt? Wir wollen doch nachher auf den Markt!" vertrieb sie geschickt seine kindlichen Befürchtungen.
    Die Blicke einiger Sklaven waren ihr gefolgt, doch störte sie sich nicht daran. Nun gab es für sie wichtigeres zu tun, als weiterhin auf dem Boden rumkriechen und Staub aus den Ecken zu hollen.

  • Gemeinsam mit seinen Gefährten und der Familie zog sich Livianus in das Triclinium zurück, wo bereits wie Verus es versprochen hatte, Speisen und Getränke bereit standen, um die Heimkehrer Willkommen zu heißen. Es war ein unbeschreibliches Gefühl für Livianus endlich wieder zurück im Haus seines Vaters zu sein, von dem er bereits geglaubt hatte, es nie wieder zu sehen geschweige denn betreten zu können.


    "Bitte Subdolus nimm doch Platz."


    Der Senator deutete auf eine freie Liege. Bei seinem Bruder verzichtete er auf die Einladung, schließlich war dies ebenso sein Haus, da es ihr Vater nach seinem Tod keinem bestimmten der Brüder vermacht hatte. Sein Vater…. Livianus seufzte ihm Gedenken an ihm. Zum Glück hatte er diese nervenaufreibende Zeit nicht mehr miterleben müssen. Doch nun hatte sie, den Göttern sei Dank, ein glückliches Ende gefunden. Livianus blieb vorerst stehen und sah den Sklaven dabei zu, wie sie sich daran machten, alle Anwesenheiten zu bedienen.

  • Im Schlepptau des Alten und seinen Befreiern folgte auch Marcus, der möglichst unsichtbar bleiben wollte. Schließlich hatte er immer noch keine Idee wie oder was er sagen oder machen sollte, wenn er auf den ungeliebten Vater zuging und sich vorstellte. Alle anderen schienen da keine Probleme oder Berührungsängste zu haben und waren überglücklich das vermisste Familienmitglied wieder in ihren Reihen zu wissen. Zum Glück war dieser verdammte Serapio noch nicht hier. Der hätte ihm noch gefehlt. Doch es konnte bestimmt nicht mehr lange dauern, bis er ebenfalls eintraf und spätestens er würde auf die glorreiche Idee kommen, dem Alten zu verkünden, dass er während seiner Abwesenheit Zuwachs bekommen hatte. Es half alles nichts. Da musste er durch. Doch nicht gleich. Zuerst abwarten was geschehen würde. Mit zerknirschten Gesichtsausdruck gesellte er sich vorerst in eine Ecke des Raumes und beobachtete die Widersehenseuphorie der restlichen Gens vom Rande.

  • Verus hielt sich ein wenig zurück und trank lieber erstmal einen Schluck Wein. Die Freude überwog seine sonst so unterhaltsame Art. Er löste sich ein wenig und nahm auf einem Sedes in der Ecke Platz. Ja, jetzt sollten die anderen ihre Chance erhalten mit Livianus zu sprechen. Er hatte bei weitem zu lange mit ihm gesprochen und ihn wahrscheinlich recht genervt.


    Er würde etwas sagen, wenn es wichtig wäre, doch der Wein schmeckte zu gut und so trank Verus erstmal.

  • Das er dieses Haus einmal betreten würde, das hätte Herius auch nicht gedacht. Aber die Höhle des Löwen schien verwaist und er fand das das auch die beste Konstellation war, die ihm passieren konnte. Er folgte dem Senator ins Speisezimmer und ließ sich nicht lange bitten. Sogleich nach der Aufforderung nahm Subdolus seinen gewiesenen Platz auf einer Liege ein. Instressiert schaute er sich um. Das Zimmer war jenen anderen bekannten Esszimmern römischer Senatoren sehr ähnlich. Als er endlich mit den Augen auf den Tischen angekommen war, freute er sich auf das wahrscheinlich erste richtige römische Mahl seid ihrem Aufbruch nach Osten. Zwar konnten die da unten auch ganz gut kochen, aber die Geschmäcker waren einfach anders.


    Er beobachtete im Anschluss jene, die das Triclinium bevölkerten. Bisher blieben die Gesichter ihm unbekannt. Bis auf den Mann, der ihnen 'sein' Schiff 'geliehen' hatte, um von Alexandria rasch und unkompliziert nachdem Portus Ostia zu gelangen.


    "IN FUGA FOEDA MORS EST: IN VICTORIA GLORIOSA."

  • Nach meinem Gang in die Castra erreichte schliesslich auch ich das Haus unserer Familie. Draussen auf der Strasse standen überall Grüppchen von Leuten herum, und besprachen die grosse Neuigkeit. Wie auf Wolken ging ich an ihnen vorüber, das ständige Lächeln noch immer im Gesicht, und betrat die Casa. Ich fand die Familie im Triclinium, um meinen Onkel gescharrt, und beim Eintreten ging mein erster Blick zu ihm, bewundernd und liebevoll (vergleichbar wohl am ehesten mit dem Blick eines glücklichen Hundewelpen).
    Der Fremde, der mit ihm gekommen war, und jetzt auf einer Kline Platz genommen hatte, der machte mich neugierig. Er sah weitgereist aus, und trotz seiner Kahlköpfigkeit auf eine rauhe Weise gut... ich brannte darauf zu erfahren welche Rolle er bei der ganze Sache gespielt hatte.
    Aber wer mir auch gleich auffiel, war mein Cousin aus Britannien, der sich ziemlich im Hintergrund hielt. Flavus. Sofort war da wieder... der Neid. Flavus, der sein unverschämtes Glück überhaupt nicht zu schätzen wusste. Flavus, der es sich anmasste, schlecht über seinen Vater zu sprechen, und auch über mich und über alle Soldaten! Wäre er doch in Britannien geblieben... Meine Lippen wurden für einen Moment schmaler, als ich versuchte, diese unedlem Impulse niederzukämpfen: Vielleicht hatten wir uns einfach auf dem falschen Fuss erwischt. Ja, vielleicht hatte er sich nur so zornig gezeigt, weil er im Grunde seinen Vater schmerzlich vermisste. Das würde ich verstehen können. Ach verdammt. Für meinen Onkel war es doch ein Göttergeschenk, seine Kinder kennenlernen zu dürfen. Er hatte es verdient, dass ihm, nach der Gefangenschaft, nun wie zum Ausgleich etwas unbeschreiblich Gutes widerfuhr. Ich sollte mich für Livianus freuen, und, wer weiss, vielleicht war Flavus ja im Grunde ganz in Ordnung.
    Gerade schien er jedenfalls nicht so glücklich, und es sah ganz so aus, als ob die grosse Enthüllung noch nicht stattgefunden hätte. Ich gab mir einen Ruck und ging zu ihm rüber.
    ”Salve Flavus...” grüsste ich, und mein Lächeln war nur ein klein wenig verkrampft, ”möchtest Du, dass ich Dich, ähm, vorstelle?”

    cp-tribunuscohortispraetori.png decima.png

    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Der ein oder andere Eques betrat das Speisezimmer, das diese Männer jenen Rang im römischen Imperium begleiteten, würde der Gast Hadrianus erst später erfahren, denn ihre Aufmachung ließ erkennen, das sie dem wohlhabenden Haus der Decimer angehörten. Da vermischten sich die Ränge von Senatoren, von Rittern oder Bürgern zu einer Masse an feinen Stoffen, die gern getragen wurden. Herius hatte ein Auge dafür, auch wenn er durch die lange Abwesendheit den Bezug zu seinem Handwerk verloren hatte. Noch wußte er nicht wie es der kleinen Weberei ging, wie die Schneider den Laden in Ostia über Wasser hielten. Ihr Besuch in der Nähe und im Geschäft war nur von sehr kurzer Dauer gewesen. Gerade genug Zeit ein paar Sachen und Münzen zusammen zu klauben. Zu wenig um in irgendwelche Bücher zu schauen.


    Einer der ankommenden Männer war Soldat ganz sicher. Er folgte der Tradition dieses Hauses und war mit seinem Namen im Gepäck ganz sicher nicht schlecht die letzten Jahre gefahren. Was doch ein Namen alles ausmachen konnte, Subdolus dachte eine Weile über den Teil seiner Gedanken nach und sah äußerlich eher abwesend im Raum rum. Als waschechter Mann fiel es eben schwer sich auf zwei Dinge gleichzeitig zu konzentieren. Wenn man etwas von ihm hören wollte, würde man ihn ansprechen und so tief war er dann doch nicht in seinen Gedanken verschwunden, das er solch eine Rede überhören würde...


    "IN FUGA FOEDA MORS EST: IN VICTORIA GLORIOSA."

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