• Natürlich musste Pina den Drang verspüren nach Hause zu eilen. Das konnte ich sehr gut verstehen, doch sie noch einmal in die Wirren hinaus schicken und das nur mit den Sklaven, die ich entbehren konnte? Ich war mir nicht sicher. “Ich weiß nicht, Pina, vielleicht wäre es doch besser du bleibst hier.“ Andererseits hatte ich ja auch schon ins Auge gefasst, Valentina in die Casa Decima holen zu lassen, doch dann wäre es wieder eine Frau, die durch die Straßen eilen musste. Ich seufzte leise vor mich hin und griff nach der Tabula und dem Stylus, den mir Muckel nun reichte. “Aber wenn du unbedingt möchtest, dann kann ich dich selbstverständlich nich aufhalten.“ Dann schaute ich zu meinem Bruder, welcher sich ebenfalls auf einer Kline niedergelassen hatte. “Ich werde sogleich ein Schreiben aufsetzen. Vielleicht sollte ich auch Ulcus aus der Tonstrina holen lassen...“ Meine Tonstrina! An die hatte ich ja noch gar nicht gedacht. Was, wenn man sie niedergebrannt hätte? Mein Blut geriet nun einmal mehr in Wallung, doch das war wohl eine Unsicherheit, welche ich zu dieser Stunde wohl einfach ertragen musste. Oder besser gesagt zwei Tage, wenn ich Massa glauben konnte. “Zwei Tage!“, wiederholte ich dann und trug dabei einen erstaunten Gesichtsausdruck zur Schau. “Ich hätte niemals gedacht, dass eine Bande von Sklaven es schaffen würde, die Stadt derartig in Aufruhr zu versetzen.“ Doch es war nun einmal geschehen. Schnell schrieb ich einige Zeilen auf die Tabula, um sie dann Pina zu überreichen. “Ich werde dir auf jeden Fall Sidonius und Argus mitschicken. Das sind sehr fähige Custodes,“ sagte ich schnell. “Und sie sollen sich die Männer aussuchen, die noch gebrauchen können.“ Zum Glück war auch schon Silas mit ein wenig Wein herbei geeilt. “Silas, ruf Argus und Sidonius her!“, forderte ich, während der Junge mir, meinem Bruder und Pina etwas Wein einschenkte. Der junge Sklave nickte und machte sich danach auch schon auf den Weg. “Ich bin ganz außer mir!“ erklärte ich dann und fasste mir auf die Brust.

  • Pina, in Gedanken bei ihrer Tante schaute verwirrt auf. Zwei Tage? Was meinte Casca damit? Sollte sie etwa zwei Tage warten? Nein auf keinen Fall, sie musste unbedingt nach Hause. Was Casca danach noch sagte verwirrte sie zunächst noch viel mehr. Langsam begriff sie aber, er antwortete auf Massas Äußerungen. Erleichtert hörte Pina dann jedoch, er würde ihr Sklaven mitschicken, die er mit bedacht ausgewählt hatte. Dankbar lächelte sie zu Casca, setzte sie sich jetzt auch beruhigt hin und wartete nun weit ruhiger bis alle Vorbereitungen abgeschlossen waren. Einen Schluck Wein konnte sie nun zur Stärkung trinken.

  • [...] Im Triclinium angekommen konnte man feststellen, dass in der Tat eine angenehme Stimmung herrschte. Feuerschalen und Öllampen malten flackernde Schatten an die Wand und warmes, freundliches Licht tauchte alles in ein heimeliges Ambiente. Auch duftete es bereits nach Essen, da zwei Sklaven gerade dabei waren, die Speisen herein zu tragen. “Wenn du dich mit großen, starken Sklaven an deine Seite sicher fühlst, so kann ich dir meinen Ulcus zur Verfügung stellen,“ erklärte ich hilfsbereit, während er sich wieder mit Valentina am Arm auf eine der Klinen zu hielt, wo sich sie sich setzen ließ. “Er ist ein wenig plump und kurz angebunden, aber ein wahrer Bulle von einem Mann. Und mit Klingen kann er hervorragend umgehen, wenn es darauf ankommt!“ behauptete ich kühn. Immerhin hatte ich keine Ahnung, wie Ulcus zu Kämpfen stand, doch mit Klingen konnte er gut. Dass es Klingen von Rasiermessern waren spielte bestimmt nur eine untergeordnete Rolle. Lächelnd ließ auch ich mich auf einer der Liegen nieder, die mit den besten Kissen ausgestattet war, welche die Sklaven aufzufinden vermocht hatten. Dass Valentina nicht vermögend war spielte für mich überhaupt keine Rolle. Ich war ein ehrbarer Mann mit aufrichtigen Gefühlen! Und diese hängten sich nicht an Besitztümer. Zumindest an jene der Frauen. Nicht unbedingt. Und wer konnte meinem Gegnüber schon widerstehen? Mein Cousin, der Tribun, musste ebenso verliebt gewesen sein und einen Moment lang erinnerte ich mich an die Verlobung. Eine schöne Feier und auch die Muscheln hatten gut gemundet. Doch noch wagte ich mich ganz, mich vor diesem schönen inneren Bild an die Stelle von Faustus zu setzen. Auch wenn ich es wirklich gerne wollte, denn mein Herz schrie bereits ein großes Ja! Nur der Kopf würde noch einen Moment brauchen, und aus diesem Grund würde eine dichterische Lesung ganz wunderbar betörend sein. “Ich hoffe du magst die Gesänge der Griechen,“ sagte ich. “Ich dachte mir, die Stimmung in diesem Raum wäre daüfr perfekt!“ Strahlend sah ich Valentina entgegen.

  • Im Stillen dankte sie Casca dafür, dass er ihre Eröffnung wegen den kaum vorhandenen Finanzen stillschweigend billigte. Jetzt da ihr Bruder wieder da war besserte dieser mit seinem Sold die Familienkasse etwas auf aber sie waren immer noch weit davon entfern wohlhabend zu sein. Casca aber schien das nicht zu stören was ihn in ihren Augen nur noch weiter in seinem Ansehen steigen ließ.
    Auf die Frage ob der Senator mit Iulius Dives verwandt war musste Valentina passen. Sie kannte Iulius und nachdem ihre ersten Aufeinandertreffen alles andere als angenehm waren, weil dieser sie als Konkurrenz für Serpaio betrachtete, hatten sie zum Glück die Gelegenheit sich auszusprechen. Und deswegen hegte sie keinen bösen Gedanken mehr an den Mann. Vom Senator aber hatte sie bis zu dessen Brief nichts gewusst und außer seiner Freundlichkeit ihr gegenüber wusste sie auch nicht all zu viel mehr darüber. Politik war für sie als Frau ein unerreichbares Thema und ihre Familie war nie sonderlich in der Politik vertreten, sodass sie keinen einzigen Berührungspunkt damit hatte.


    "Ehrlich gesagt fühle ich mich sicherer mit großen starken Sklaven vor mir." Korrigierte sie Casca im Guten und mit einem Lächeln. "Es läuft sich viel einfacher durch die vollen Straßen Roms wenn jemand mit sehr breiten Schultern den Weg freiräumt." Noch ein Eingeständnis, denn eine Sänfte leistete Valentina sich höchst selten. "Das Angebot würde ich gerne annehmen auch wenn er meinetwegen nicht unbedingt sein Talent mit den Klingen unter Beweis stellen muss." Valentina war Gewalt höchst zuwider, doch das war auch kein Thema für so einen schönen Abend wie der heutige werden sollte. "Du bist viel zu gütig zu mir." Meinte sie dann noch leise zu ihm bevor sie sich neben Casca auf eine der Liegen niederließ. Bei der Erwähnung des Raumes ließ Valentina ihren Blick schweifen und gab ehrlich zur Antwort. "Der Raum ist wirklich gut gewählt doch ich fürchte ich konnte noch nie ausgiebig den Gesängen eines Griechen lauschen sodass ich mir darüber eine Meinung bilden konnte." So wurde dieser Abend in mehr als einer Hinsicht etwas einzigartiges.

  • Oh ja, natürlich… vor ihr. Ich lächelte entschuldigend und nickte Valentina zu. Dazu machte ich mir eine gedankliche Notiz für ein wunderbares Geschenk für diese wunderbare Frau. Schon morgen würde ich am Nachmittag auf den Markt gehen und mich nach einem geeigenten Sklaven umsehen. Mit breiten Schultern, einem aufgeglichenen Temperament und Treue im Herzen, um einer Dame sichere Wege zu bescheren. So etwas war bestimmt bei Tranquilus zu finden, der wieder in der Stadt weilte. Ein großer, stattlicher Bursche, der in eine schöne Tunika gehüllt bestimmt bei meiner Herzensdame Anklang finden würde. Nur nicht zu viel. Zumindest nicht so viel, dass ich dahinter verblassen würde. Ich, der ich nicht sonderlich groß und nicht sonderlich körperlich belastbar war. Bis dahin würde ich wirklich Ulcus schicken.


    “Eine solche Güte ist ja gar keine Güte an sich,“ stellte ich dann in der Raum. “Das ist eine Selbstverständlichkeit!“ Ich nickte zu meinen Worten und betrachtete Valentina dabei, wie sie sich auf der Kline nieder ließ und den Raum betrachtete, in dem wir nun gemeinsam den Abend verbringen würden. Auch ich nahm Platz und ließ mir von einem aufmerksamen Sklaven einen Becher reichen. Ich nickte ihm freundlich zu. “Oh, du wirst sie lieben!“, begann ich mit Feuereifer. “Ich dachte, wir beginnen mit ein wenig Homer und den Legenden rund um Aenaeas… vielleicht danach ein wenig philosphisches Gedankengut… Euphorbus ist ein wunderbarer Unterhalter! Er kann auch sehr witzig sein, wenn er will.“ Der Sklave ging nun zu Valentina hinüber, um auch ihr einen Becher zu reichen. Ja, es würde ein wunderbarer Abend werden. “Welche Oden liest du denn gerne?“, wollte ich wissen. “Ich liebe Ovid...“ Seufzend kam es mir über die Lippen.

  • Als sie den Becher vom Sklaven entgegen nahm lächelte Valentina unsicher. Zum ersten Mal seit sie der Einladung für heute Abend gefolgt war beschlich sie ein Gefühl der Unsicherheit. Bisher hatte Casca nur in den besten Tönen von ihr gesprochen und nicht ein abweisendes Wort ihr gegen sie gesagt. Sie war bei Weitem unter seinem Stand und sicherlich kannte er viele andere Frauen die besser an seine Seite gepasst hätten. Und nun saß sie hier in dieser schönen Umgebung und würde gleich den lyrischen Klängen eines Griechen lauschen. Und wenn er bemerkte, dass sie nicht so belesen war wie er? Sie hatte viel zu wenig Zeit gehabt und zu wenig Mittel um sich so zu bilden wie Casca es war. Ihre ganze Familie war eher den militärischen Weg gegangen. Valentina schwenkte ihren Becher etwas hin und her um Zeit zu gewinnen. Bei der Frage nach den Oden blickte Valentina in den Becher als müsste sie sich erst vom Inhalt überzeugen. Zum Glück erinnerte sich an eine Schriftsammlung in der Bibliothek ihres Bruders. "Ich habe einmal die Liebesgedichte von Catulls gelesen und sie haben mir sehr gefallen." Sie blickte auf und hoffte die Frage ausreichend beantwortet zu haben.
    "Deine Wahl für den Abend ist hervorragend. Du bist sehr bewandert in Gedichten? Wie findest du dafür die Zeit neben all deinen Verpflichtungen?"
    Valentina wollte es einfach verstehen.

  • Meine Blicke hatten die ganze Zeit über auf Valentina geruht und mich hatte der Gedanke beschlichen, wie schön es doch wäre, einen jeden Abend auf diese Weise zu verbringen. Nach der Mühsal des Tages auf einer Kline zur Ruhe zu kommen, sich in Vorfreude auf Gedichte zu ergehen und dabei diese wunderschöne Frau anzusehen. In meiner Gedankenwelt gehörte sie dabei irgendwie zum Haushalt dazu, an meine Seite. So mussten sich die Dichter fühlen mit ihren Musen so nahe bei ihnen. Beinahe hätte ich geseufzt. Catull! Auch dieser Mann war ein herausragendes Beispiel für die Schönheit des Wortes. “O Sperling, Vergnügen meines Mädchens, mit dem zu spielen, den an ihren Busen zu halten, dem greifenden den ersten Finger zu geben und des scharfen Bisses sie zu reizen pflegt, ich weiß nicht, wenn es meiner Geliebten, nach etwas Liebem verlangend, gefällt zu scherzen und ein schwacher Trost zu ihrem Schmerze ist, ich sollte meinen, dass hierauf die schwere Leidenschaft zur Ruhe kommt!“, rezitierte ich aus seiner Carmen. Ich ließ ein strahlendes Lächeln folgen, das ich Valentina schenkte. So war es doch.


    Dann nickte ich bedeutungsvoll und nahm einen Schluck aus meinem Becher, während hinter mir gerade der Sklave zur Türe herein trat, der den Abend um ein Weiteres verschönern sollte. Euphorbus war bereits ein etwas älteres Semester und zu meiner Überraschung war er auf dem Markt sehr günstig zu haben gewesen. Anders hätte ich ihn mir auch nicht leisten können. Aufgrund seiner schmalen Statur, war er kaum zur Arbeit in der Lage, doch sein Geist war wach und schien förmlich durch seine dunklen Augen hindurch zu strahlen. Etwas Schelmisches haftete ihm an und er trat direkt auf unsere Klinen zu, um sich zu verneigen. Auch zwei weitere Sklaven eilten nun, uns ein paar kalte Speisen auf den Tisch zu stellen, dazu ein Bohnengericht mit duftig dampfenden Braten. “Ich liebe Gedichte!“, erklärte ich Valentina, “Doch in letzter Zeit komme ich kaum dazu zu lesen. Deshalb habe ich mir Euphorbus erbeten, dies für mich zu tun.“ Ich deutete auf den Sklaven, der nun abwartend da stand. “Du wirst sehen, wie viele Verse er in seinem Kopfe trägt!“ Ich lächelte dem Sklaven zu, der es nun ebenfalls wagte, die Stimme zu erheben. “Es ist mir eine Ehre, werte Dame!“, kam es in seiner warmen, männlich tiefen Stimme hervor, die man ihm ob seines Erscheinungsbildes kaum zugetraut hätte und er strich sich eine braun mellierte Haarsträhne aus der Stirn. “Zu den Klängen der Flöte kann ich vortragen, was immer ihr wünscht!“ Daraufhin erhob ich meinen Becher Valentina entgegen. “Du bestimmst!“, gab ich von mir. “Für heute Abend ist Euphorbus ganz dein!“ Und ich natürlich auch. Doch das sprach ich nicht aus, sondern legte dafür diese Tatsache in einen nun – zugegeben – etwas schmachtenden Blick.

  • Kurz schloss Valentina die Augen um sich voll und ganz auf Cascas Stimme konzentrieren zu können. Es war das Eine ein schönes Gedicht zu lesen. Es war aber noch viel schöner es von jemandem zu hören, der wusste wie man Gedichte vortragen musste. Aus seinem Mund waren die Wörter gleich noch viel bedeutsamer und gefielen Valentina noch viel besser als sie es damals auf dem Papier gelesen hatte. Selbst als er geendet hatte ließ Valentina noch einen Moment die Augen geschlossen und genoss den Nachklang in ihrem Kopf noch voll und ganz. Erst als sie hörte wie jemand herantrat blickte sie wieder auf und betrachtete den Sklaven. Er sah wirklich nicht aus als könnte er schwer arbeiten und für die Sicherheit seines Herrn konnte er auch nicht sorgen. Doch Casca hatte ihn sicherlich mit Bedacht gewählt, was er ihr auch mit seinem nächsten Satz bestätigte. Der Sklave wusste also viele Gedichte einfach so aus dem Kopf. Bewundernd blickte Valentina ihn an. Er musste sehr gebildet sein. Und wieder einmal wurde ihr klar in welch einer kleinen Welt sie die ganze Zeit lebte. In ihrer Familie gab es keinen Sklaven der einfach nur Gedichte rezitieren konnte. Als ihre Eltern noch lebten hatten alle Sklaven Arbeiten im Haus zu verrichten und als ihr älterer Bruder das Familienoberhaupt wurde, wurden die Sklaven reduziert. Und als nun Valentina übernahm, war kein Geld mehr da für Sklaven. Einzig ein Sklave, der schon immer da war und zur Casa gehörte wie die Einrichtung, war ihnen geblieben. Er aber war alt, älter vermutlich noch als Euphorbus vor ihr. Auch hatte sie sich als einziges Mädchen unter lauter Brüdern früher nicht viel für Gedichte interessiert. Später hatte sie wahrlich keine Zeit mehr gehabt. Und nun saß sie hier mit einem so gebildeten Mann! Verlegen sah sie in ihren Becher und war fast dankbar als weitere Sklaven herankamen und ein paar Speisen brachten.


    Fast erschrocken blickte sie dann aber auf als Casca ihr anbot sich ein Gedicht auszusuchen, da der Sklave alles vortragen würde was sie sich wünschte. Nun hatte sie aber ihr ganzes Wissen schon preis gegeben. Sollte sie ehrlich sein und von ihrer Notlage erzählen? Was würde Casca dann von ihr denken? Sie genoss seine Gesellschaft so sehr und wünschte sich, dass sie mehr Zeit mit ihm verbringen durfte, vielleicht irgendwann sogar hier einziehen konnte. Er hatte Gefühle in ihr ausgelöst, die sie verloren geglaubt hatte, nachdem Serapio abkommandiert worden war. Das wollte sie nicht verlieren. Einen Moment rang sie mit sich selbst, dann aber hatte sie eine rettende Idee. Sie hob ebenfalls den Becher und erwiderte Cascas Blick. Ihr entging nicht die Art wie er sie ansah und Valentina konnte nicht verhindern, dass ihre Wangen einen ähnlichen Rotton annahmen wie der Wein in ihren Bechern. "Ich lasse mich gerne überraschen. Trag uns deine Lieblingsgedichte vor, Euphorbus."

  • Meine Blicke hatten zwischenzeitlich auf Euphorbus gelegen und auch ihnen entbehrte nicht eine gewisse Bewunderung für diesen Sklaven. Gleich nach seinem ersten Tag in diesem Hause sah ich mich bereits sogar eifersüchtig und hätte gerne getauscht. Wie herrlich musste es sein, ein Leben für die Poesie zu leben? Ohne weitere Pflichten in der Bibliothek nach Herzenslust in ihr zu baden, sie schier zu trinken, um sie so mit dem eigenen Inneren zu vereinen? Bisweilen fragte ich mich, ob es etwas Höheres als das geben konnte und ich sagte mir, wie armselig es doch für einen Römer war, dass ein Sklave, so klein und unbedeutend und zu nichts anderem taugend als zu lesen und zu rezitieren, schon in dieser Welt im heiligen Elysium weilte. Und das, während er noch lebte und atmete! Doch diesen Gedanken durfte ich mich nicht hingeben, denn allein das hätte mir schon die Kraft genommen fest im Diesseits zu stehen und meinen Aufgaben nachzukommen, zu denen ich mich eh schon kaum mehr aufraffen konnte. Begleitet von dem Gefühl, dass mir im Leben etwas Entscheidendes fehlte und dass meine Tage eintönig dahin plätscherten und für niemanden auch nur das Geringste an Bedeutung in sich trugen, bescherte mir bisweilen doch eine leichte Melancholie. Diese allerdings war just an diesem Abend verflogen. Wie auch am Tage schon. Ein Tag, den ich mit Valentina verbracht hatte, welche es mir wenig übel nahm, dass ich bisweilen in schwärmerisches Geschwätz verfiel und mich über die Maßen gerne reden hörte.


    Wie ein Trunkener habe ich ihr Geschichten und Anekdoten erzählt, welche mich stets tief im Inneren beglückten und welche mir des Öfteren selbst aufsagte, um dann – für Außenstehende vollkommen ohne Grund – vor mich hin zu lachen und zu grinsen. Nein, das alles nahm sie mir nicht übel, was mich sehr beglückte und mich jeden Moment an ihrer Seite sehr genießen ließ. Doch nun war ich gespannt, welches Werk von welchem Poeten sie nun zu hören wünschte und es überraschte mich, dass sie diese Verantwortung an den Sklaven abgab. Kurz hob sich meine Augenbraue, als sie meinte, sich überraschen lassen zu wollen. Dann nickte ich anerkennend und lächelte wieder vergnügt. Wie großzügig sie war und wie freundlich zum alten Euphorbus, der nun ein wenig ungläubig drein schaute, nur um dann ein glückliches Lächeln erstrahlen zu lassen. Wahrscheinlich wusste Valentina nicht, dass sie mit ihrer Erlaubnis dem Sklaven gegenüber nun einiges an Wortgewalt und emotionalem Reichtum entfesselt hatte, der dem schmächtigen, alternden Griechen inne wohnte, der Band um Band von Oden und Waisen verschlungen hatte, nur um sie in Momenten wie diesen wieder freizugeben. Ich räusperte mich leicht, mit der geballten Hand vor meinem Mund, in welche ich dann auch sogleich vorsichtig hinein hustete. Meine Blicke waren noch immer der Quintilia zugewandt. “Es ist freundlich von dir, Euphorbus dies zu erlauben, nur hoffe ich, dass du einige Tage an Zeit mitgebracht hast!“ Dann lachte ich fröhlich und auch der Sklave wagte es nun, ein leises, wenn auch ehrliches Lachen von sich zu geben. “Ich werde mich mühen, nur das Beste in aller Kürze preiszugeben, von dem ich sicher bin, dass es der Dame gefallen wird,“ erklärte er unter einer sachten Verbeugung sehr bescheiden.


    Im selben Moment betrat ein junges Mädchen mit einer Flöte den Raum. Sie blickte scheu auf Valentina und mich, verneigte sich ebenfalls leicht und ging zu einem Schemel hinüber, auf welchem ein weiches Kissen drappiert war. Dort nahm sie Platz und tauschte flüchtig ihre Blicke mit Euphorbus auf, der ihr zu nickte, jedoch die Hand hob, um ihr zu bedeuten, dass sie noch einen Moment Geduld aufbringen musste. “Das ist Nicaea!“, gab ich erklärend von mir und lächelte Valentina zu. “Sie mag jung sein, doch sie versteht sich sehr auf die Flöte!“ Stolz schwang in meiner Stimme mit, auch wenn ihr Können keineswegs mein Verdienst war. “Denn unsterblich in Tönen lebt fort, was ein Mund kunstvoll erzählt hat!“, stellte Euphorbus nun in den Raum und trat zwei Schritte von den Klinen zurück, was ihn direkt neben das Mädchen brachte. “Das war ein Zitat von Pindar!“, sagte ich erfreut und der Sklave lachte, ehe er nickte. Freudestrahlend blickte ich Valentina entgegen. Oh, könnte doch jeder Abend so sein wie dieser! Auf Euphorbus Zeichen hin setzte nun die zarte Flöte ein und er begann zu sprechen: “O wenn kränken du wolltest die zärtliche Liebe, wozu mir


    Heiligen Bund, um geheim ihn zu verlezen, gelobt?


    Elender, ach! ob einer zuerst Meineide verhehlet,


    Spät doch, schleichendes Gangs, wandelt die Strafe daher.


    Schont, Unsterbliche, schont! Ungestraft muss Schönen erlaubt sein,


    Euere Macht Einmal durch ein Vergehn zu entweihn. ….


    Ich seufzte glücklich und flüsterte Valentina ein zartes, aber dennoch hörbares: “Von Tibull!“ entgegen, ehe ich einen tiefen Schluck aus meinem Becher nahm, die Augen schloss und der Worten nachspürte, die an mein Ohr drangen.

  • Nervös blickte Valentina von dem Sklaven zu Casca hinüber nachdem nach ihrer Aussage dieser Moment der Stille entstanden war. War sie zu weit gegangen? War es nun auch dem Letzten klar geworden, dass sie von dieser Welt der Lyrik und der Poesie keine Ahnung hatte? Würde Casca sie jetzt zwar höflich doch bestimmt bitten zu gehen? Doch dann irritierte sie das Lachen des Mannes an ihrer Seite noch mehr und erst als er erklärte war sie ziemlich erleichtert. Sie hatte wohl einen Redeschwall verursacht, unwissend wie viele Gedichte der Sklave tatsächlich wusste. Das war wohl der Grund warum Casca sich so amüsierte. Der Sklave beeilte sich ihr zu versichern nicht mehrere Tage von ihrer Zeit in Anspruch zu nehmen. Da aber sah sie Casca an, legte dann ihre Hand auf die von Casca und senkte die Stimme. "Ich würde sehr gerne mehrere Tage hier bei dir sitzen und die Zeit damit verbringen schöne Gedichte zu hören. Oder die Geschichten die du immer so gefühlvoll erzählen kannst." Einen Moment gab es nur sie zwei, nichts um sie herum und Valentina verlor sich im sanften Blick ihres Gegenübers. Die beiden Klinen waren zu weit auseinander um weitere Nähe zuzulassen, doch vielleicht war es Möglich diese kleine Tatsache an diesem Abend noch zu ändern.


    Casca war so ein weltgewandter, kluger Mann. Bei Valentina hatte es in letzter Zeit nur ihre Casa gegeben und die Sorgen darum wie sie ihre finanziellen Mittel zusammenhalten konnte um nicht vollkommen in der Gesellschaft unter zu gehen. Serapio wäre ein Weg aus dieser Einsamkeit gewesen und obwohl sie diese Möglichkeit nicht mehr hatte, so hatten ihr die Götter einen anderen Weg gezeigt. Ihr Daumen strich über Cascas Hand und anschließend drückte sie diese sanft.
    Dann trat ein Mädchen herein und nach einem weiteren Moment in dem sie Casca tief in die Augen sah, lehnte sie sich wieder zurück. Verwundert wie viel Talent in so einem kleinen Mädchen schlummerte lauschte sie den ersten Tönen und begann sich dann auch endlich etwas zu entspannen. Sie hörte die Worte, die Musik und schien in eine andere Welt abzutauchen. Das musste es sein was Casca immer empfand wenn er Gedichte rezitierte und davon sprach wie wertvoll die Poesie doch war.
    Sie nickte dankbar als er erklärte wer diese Worte einst niedergeschrieben hatte und genoss dann ebenfalls den Moment. Obwohl sie schon öfter hier in der Casa verweilte schien ihr der heutige Abend doch zu einem der schönsten zu werden. Mit einem freundlichen Nicken zeigte sie dem Sklaven, das er doch bitte fortfahren sollte und schenkte dem Mädchen in freundliches Lächeln als Lob für ihr Können.

  • Als Valentina mich ansah, hatte ich einen Moment lang das Gefühl, die Ewigkeit würde mir entgegen schauen und ich gebe gerne zu, dass mir ein warmer Schauer über den Rücken lief. Also genoss sie diesen Abend ebenso wie ich? Ich wollte sie natürlich keineswegs langweilen und einen Augenblick wallte noch einmal diese Befürchtung auf. Andererseits konnte ich mir nicht vorstellen, dass Valentina diese erhebende Dichtung nicht schätzte und ein billiges Massenspektakel in irgendeiner Arena vorzog. Zumal im Moment ja nicht einmal eine davon stattfand. Ja, dies hier war doch mehr als Brot und Spiele. Es war warmer Braten und etwas für das innere Feingefühl, welches bereits so angenehm in mir kribbelte. Wie ein Arm oder Bein, das eingeschlafen war und sich nun anschickte zu erwachen.


    Meine Blicke schwenkten nun wieder zu dem treuen Sklaven, der noch immer rezitierte als ginge es um sein Leben und dann blickte ich hinunter zu dem Mädchen, welches so wunderbar flötete. Dann entfuhr mir ein wohliges Seufzen und sah verliebt wieder zu Valentina hin, welche beschaulich lächelte. Am liebsten hätte ich ihr meine Hand hingestreckt, auf sie diese ergreifen konnte, doch leider befanden sich unsere Liegegelegenheiten so weit auseinander, dass dies kaum möglich war. Ein Manko, ohne Zweifel. So würden es für den Augenblick also Worte richten müssen. “Mitunter höre ich gerne Tibull,“ erklärte ich salbungsvoll. “Manchmal erscheint er mir wie ein weiser Mann.“ Ein neuerliches Seufzen schlüpfte über meine Lippen. “Ich denke, es dauert lange, bis man Weisheit erlangt hat. Ich strebe nach ihr schon mein ganzes Leben und nun sitze ich hier mit einer wundervollen Dame und bin ihr noch kein Stück näher.“…. Ich stutzte kurz und schob schnell: “Also, der Weisheit!“ nach. Natürlich wäre ich auch gerne der Dame näher gewesen, doch das wäre wohl zu unschicklich zu diesem Zeitpunkt.


    Euphorbus, der sich wohl in seinem Vortrag ob meiner Worte gestört fühlte, blinzelte und blickte dann finster drein, doch war es mir egal was er dachte. Das Mädchen spielte einfach weiter, als wären ihre Klänge ein munterer Bach, der fröhlich dahin plätscherte. Statt nun meine Hand nach meiner Geliebten -und oh ja, das was Valentina wohl, wie ich feststellen musste – auszustrecken, ergriff ich ein Stück Braten und führte er mir unter Mitnahme des Tellers zum Munde. Die Coqua hatte sich selbst übertroffen und wohlgefüllig tupfte ich mir mit der Hand die Mundwinkel ab. Dann strahlte ich Valentina entgegen, während Euphorbus einige Liebeszeilen zum Besten gab. Liebe war doch immer etwas für Auge und Ohr. Und auch für den Magen. “Ich muss gestehen, ich schätze dich sehr!“, entfuhr es mir dann verwegen und ich hoffte sehr, mein Vorstoß wäre nicht zu vermessen. “Ich wünschte, die Zukunft würde noch mehr Abende wie diesen bereit halten.“ Vielleicht schaute ich etwas treudoof drein, doch meine Dame sollte nicht denken, dass ich dergleichen Worte öfters und auch zu anderen sprach.

  • Dieser Abend, nein der ganze Tag war wundervoll und Valentina würde sich noch sehr lange daran erinnern. Es wäre sehr vermessen sich zu wünschen, dass sich solche Tage noch in unzähliger Vielzahl wiederholen sollte. Sie genoss einfach alles, jeder Sinneseindruck, der sich ihr hier bot. Nicht nur die kulinarischen Verführungen, die sie so auch nicht jeden Tag genießen konnte. Streng genommen hatte sie das letzte Mal so geschlemmt bei ihrer Verlobungsfeier mit Serapio. Kurz kam wieder dieser Stich im Herzen als sie an den gutaussehenden Mann dachte, der ihr alles bieten wollte was sie sich wünschte und dann doch so plötzlich aus ihrem Leben verschwunden war. Sie hatte ihn geliebt, das war sie bereit zuzugeben, auch wenn sie wusste, dass die Liebe die sie von Serapio bekommen hatte nur die eines Bruders gewesen wäre. Vielleicht die eines sehr guten Freundes. Dennoch war er ein ganz besonderer Mann. Doch sie rief sich selbst zur Ordnung, es war nicht angebracht in Cascas Gegenwart an einen anderen Mann zu denken. Zumal Serapio nicht mehr Teil ihres Lebens war und Casca hier mit großen Schritten in ihr Leben einzutreten vermochte. War sie am Anfang noch vorsichtig und zurückhaltend gewesen weil der Verlust und ja auch die Wunde die das erneute Alleinsein bei ihr verursacht hatte noch zu frisch waren, so heilten diese Wunden mit fast schon göttlicher Schnelligkeit je länger sie in Cascas Nähe war.


    Als er das Wort wieder an sie richtete hörte sie ihm zu, wie jedes Mal. Kurz schmunzelte sie als er behauptete er wäre der Weisheit noch sehr fern. Sie hätte ihm nun gerne widersprochen, wusste er doch so viel und konnte so gut erzählen wie selten ein Mann vor ihm. Sie hob die Hand vor den Mund, damit er nicht sehen sollte wie sehr sie seine Worte amüsierte. Als er dann erwähnte, dass er sie sehr schätzte, sah sie ihn einen Moment fassungslos an. Nicht weil er zu forsch gewesen war, nein sie hatte nicht gehofft so schnell wieder von einem Mann zu hören, dass er ihre Gesellschaft sehr schätzte. Konnte das wirklich sein oder war es Wunschdenken? Doch Casca blickte sie direkt an und im Hintergrund wurden Liebesverse zu lieblich klingender Musik rezitiert. Es dauerte einen Moment bis Valentina auf diese Aussage reagieren konnte. Sie richtete sich etwas auf ihrer Kline auf und sah Casca direkt an.
    "Auch ich würde mich darüber freuen mehr Abende wie diesen zusammen mit dir zu erleben. Du magst noch nicht die vollkommene Weisheit für dich gefunden zu haben. Ich jedoch höre dir so gerne zu, du weißt so viel und kannst fantastisch erzählen, dass ich dir am liebsten Tag und Nacht zuhören möchte, wenn der Schlaf mich nicht zu einer Pause zwingen würde. Nach dem Verlust, denn ich erst in jüngster Vergangenheit habe erleben müssen habe ich nicht zu hoffen gewagt jemals wieder Glück für mich zu finden. Und dann bin ich dir begegnet." Leider war Valentina nicht so wortgewandt wie Casca, doch sie hoffte er würde es richtig verstehen. Sie hoffte er würde verstehen wie glücklich er sie machte. Wie sehr sie seine Nähe genoss und wie gerne sie bei ihm war.

  • In der Tat war ich selten so entzückt wie in diesem Moment. Doch geschah es auch nicht oft, dass ich eine Herzensdame in mein Reich einlud und mit ihr zu Abend speiste. Hinzu noch in einem solchem Ambiente. Normalerweise saß ich zu diesen Stunden mit Muckel in meinem Zimmer und rekapitulierte die Tage, die ja ach so anstrengend waren und mir bisweilen das Letzte abforderten. Doch dies hier forderte mir kaum etwas ab. Im Gegenteil. Es gab mir Auftrieb in das Gesicht einer schönen Frau zu sehen, die dazu noch behauptete ebenso gerne mit mir zusammen zu sein wie ich mit ihr. Darüber hinaus schmeichelte sie mir noch, denn meine Redefreude kam nicht immer so gut an, wie sie nun meinte. Dabei liebte ich doch Geschichten und ich verfügte dabei über einen reichhaltigen Schatz. Ich lächelte beglückt und bemerkte selbst, wie sich nun zusätzlich zu dem Stolz auch noch ein gewisses leidenschaftliches Feuer in meine Blicke schlich. Schon einmal hatte Valentina erwähnt, dass sie mit Männern bisher nur wenig Glück gehabt hatte, doch in mir würde sie sich nicht täuschen. Ich würde sie auf Händen tragen, über jede Hürde hinweg. Das versprach ich mir selbst und heimlich in meinem Inneren auch ihr. “Du ahnst nicht, wie froh es mich macht, was du mir gerade sagst,“ gab ich unumwunden zu. Der Sklave räusperte sich nun, da er sich in seinem Vortrag gestört fühlte. Etwas widerwillig wendete ich ihm meinen Kopf zu und schüttelte diesen dann. “Mein guter Euphorus, so warte noch einen Moment…,“ erklärte ich und hob dazu mahnend meinen Zeigefinger. “Die Musen, welche die Dichter auf das Pergament gebannt haben, können noch einen Moment unserer harren.“


    Es war wirklich eine Schande, dass so viel Raum mich in diesem Moment von Valentina trennte. Wieder lächelte ich und besah mit dann den Tisch mit dem Essen. Dann Valentinas Kline. “Nun, da wir uns gestanden haben, wie gerne wir beieinander sind, ist es doch eine Schande, dass noch immer so viel Raum zwischen uns ist!“, wagte ich dann einen Vorstoß und erhob mich von meiner Liegegelegenheit. Im Anschluss winkte ich Euphorbus herbei, der sich sehr überrascht zeigte. “So fass an meine Kline und ziehe!“, forderte ich und machte mich meinerseits daran, an wenig an dem Tisch zu rucken, um meinem Vorhaben Raum zu verschaffen. Die Flötistin hatte inzwischen ihre Melodie unterbrochen und sah zu uns hinüber. “Nur weiter!“, sprach ich ihr zu und griff dann an das Kopfende der Kline, die nun direkt neben jene meiner Angebeteten geschoben wurde. Mit einem hässlichen Knirschen auf dem Mosaikboden wohlgemerkt. “Ich hoffe, es ist nicht zu unverschämt von mir, doch ich möchte deutlich machen, wie sehr ich deine Nähe… also dein Dasein und Hiersein vor allem schätzte,“ sagte ich und schickte mich an, mich wieder auf die Liege zu begeben. Dabei bedachte ich Valentina wieder mit einem Lächeln. Ich konnte nur hoffen, dass dies nicht unschicklich war, doch ich konnte in diesem Moment nicht anders. Zaghaft ergriff ich die Hand der Quintilia, um dieser einen Kuss aufzuhauchen. Wieder vermessen. Ihr Götter! “Was wären die Musen ohne die Hand einer wundervollen Frau,“ wisperte ich obendrein tollkühn.

  • So einen Abend hatte Valentina wahrlich noch nie erlebt. Und langsam legte sich die Angst, dass man ihr all zu sehr anmerken konnte wie wenig Kontakt sie in ihrer Vergangenheit mit Kunst und Kultur hatte. Sie war von all den Eindrücken um sich herum derart berauscht, dass sie glaubte wirklich glücklich zu sein. Dabei hatte sie von dem Wein noch gar nicht so viel getrunken. Es waren die Worte des Sklaven der Gedichte rezitierte, der sanfte Klang der Flöte dazu und vor allem die Worte, die Casca an sie richtete. Schon lange waren Valentinas Wangen gerötet doch sie schämte sich nicht dafür.
    Dann plötzlich stand Casca auf und veranlasste, dass seine Kline näher zu ihrer herangeschoben wurde. Natürlich war das Geräusch das diese Handlung mit sich brachte nicht sonderlich angenehm als die Füße über den schönen Boden gezogen wurden. Doch es war ein anderer Schreckensmoment der in ihr hochkam. So oft schon war sie enttäuscht worden. Glaubte sich in den starken Armen eines Mannes sicher und geborgen. Zuletzt bei einem gutaussehenden, hoch angesehenen Soldat der ihr versprochen hatte, ihr eine sichere und angenehme Zukunft zu schenken.


    Und es war noch gar nicht so lange her als sie eigentlich zum letzten Mal in dieser Casa sein wollte weil sie nur noch ihre verbleibenden Habseligkeiten holte. Mittlerweile saß Casca wieder neben ihr, lächelte sie an und sie blickte in seine wunderschönen Augen. Er hatte wie immer wohlklingende Worte für sie und dann gab er ihr einen Kuss auf die Hand. Valentina musste in diesem Moment ausgesehen haben wie das sprichwörtliche Reh, dass direkt vor dem Jäger aus dem Wald gesprungen war und nun auf die Pfeilspitze blickte.
    Dann ganz plötzlich griff sie mit den Fingern der Hand die gerade den Kuss bekommen hatte die Finger von Casca und hielt sie fest. Immer noch sah sie ihn an und wusste nicht woher auf einmal dieser Schrecken kam der sich ihren Rücken hinaufgeschlichen hatte und nun dort festsaß. Sie ließ ihren Blick schweifen, über den Garten, das Mädchen mit der Flöte und blieb schließlich wieder auf Cascas schönem Gesicht liegen. "Es ist alles wie ein wunderschöner Traum. Dieser Abend, diese Gedichte, die Musik ... du." Sie hielt kurz inne und der Griff ihrer Hand wurde noch ein bisschen fester. Flüsternd offenbarte sie nun ihre Befürchtungen. "Ich habe Angst aufzuwachen und wieder alleine zu sein."

  • Bildete ich es mir nur ein, oder wirkte Valentina einen Moment lang verschreckt ob meiner Vermessenheit? Ein wenig Besorgnis schlich sich auf mein Gesicht, doch es entspannte sich schnell wieder, als ihre zarte Hand nun meine Finger drückte. Wie sanft ihre Hand war, wie weich und zart! Dennoch. Ihr Schrecken blieb anscheinend, selbst nachdem ihre Blicke noch einmal den Raum durchmessen hatten und schließlich in meine Augen fanden. Ihr Götter! Welch ein Anblick. Unter diesem schluckte sich schwer. Oh ja. Es war wie ein wundervoller Traum, den Gedichte und die Flöte untermalten. Sie drückte ein wenig fester zu, doch ich hielt still, harrte ihrer Worte, die offenbar noch folgen sollten. Wie Magie waren diese Stunden, wie der Kuss der Musen selbst. Wie ein Narziss, der dem Spiegelbilde entrissen endlich ein wahrhaftiges Gegenüber aus Fleisch und Blut fand und… dann waren da diese Befürchtungen, die sie formulierte. Sie hatte Angst davor aufzuwachen und sich neuerlich allein vorzufinden. Ob dieser Aussage entfuhr mir ein leidvolles “Oh!“ und instinktiv begannen nun meine Finger damit, ihren Handrücken beruhigend zu streicheln.


    Sicherlich hatte es in ihrem Leben viele Versprechen gegeben. Zuletzt das meines Cousins, der nun fern von Rom einem Schicksal nachging, von dem niemand etwas wusste. Doch es war nicht die Sorge um Serapio, sondern jene um Valentina, die mich nun urplötzlich bestürmte. Nicht nur um sie, sondern auch um mich. Einen Augenblick lang fühlte ich mich wie ein Schwerenöter, der mit einem lauen Abend bei Kerzenschein, Musik und Wein um die Gunst einer flüchtigen Nach warb. Doch das war mitnichten so! Sorge schlich sich in meine Blicke. Doch ich war kein Mann, der Frauen umgarnte. Überhaupt hatte ich das noch nie getan, sah man von günstigen Huren und einigen Sklavinnen einmal ab. Ja, auch ich war ein Mann mit Bedürfnissen, doch mein Herz war ein Heiligtum, in das nicht jeder Zugang fand. Meinte ich zumindest. “Oh, Valentina, denk soetwas nicht!“, entkam es mir leise und ich hielt ihre Hand etwas höher an meine Brust, meinem Herzschlag entgegen. “Auch ich dachte erst, es wäre ein Traum, doch ist es keiner! Du bist nicht mehr dazu verdammt allein zu sein. Und ich möchte es auch nicht mehr sein. Wenn wir allein sind, so sind wir es doch ab nun gemeinsam!“, sprach ich, wobei ich meiner Geliebten auch weiterhin in die Augen blickte. “Du bist eine tapfere Frau. Eine Frau, die ich verehre und in die ich mich… nun….“ Ab hier begann meine Rede ein wenig zu holpern. “Nun ja. In die ich mich… stürmisch, wenn nicht gar unendlich… verliebt habe!“ Nun war es an mir tapfer zu sein, denn ein solches Geständnis hatte ich in meinem Leben bisher nur Sklavinnen gemacht. “Und solltest du dich fürchten, so sei dir gewiss, dass ich stets da sein werde, um dir deine Ängste zu nehmen.“ Ich nickte fest. “Sofern ich es darf, werde ich immer an deiner Seite sein… um… der Einsamkeit… nun ja… vorzubeugen.“ Einen Moment lang überlegte ich, ob ich meinem Schwur noch einen Kuss auf ihre wundervollen Lippen folgen lassen sollte. Doch ich wollte es nicht übertreiben und entschied mich für ihre Hand, die ich nun noch weiter empor lupfte, um ihr einen festen Kuss aufzudrücken..

  • Nachdem sie die Worte ausgesprochen hatte, taten sie ihr fast sogleich wieder leid. Nur weil sie die Ängste hatte, war es nicht richtig von ihr sie mit Casca zu teilen. An so einem schönen Abend den er extra wegen ihr veranstaltet hatte. Valentina fühlte sich schlecht ihm genau dieses wunderschöne Geschenk an sie durch ihre Worte verdorben zu haben. Auch wenn sie ehrlich und echt gemeint waren, sollten manche Dinge nicht ausgesprochen werden. Die Schicksalsgöttinnen waren nicht immer auf ihrer Seite gewesen, doch war es ihr Recht zu jammern? Sollte sie nicht einfach den Augenblick genießen und das so lange es ihr möglich war? Die Musik im Hintergrund hörte sich plötzlich irgendwie traurig an und doch zwang Valentina sich Casca direkt anzusehen. Das war sie ihm schuldig nachdem was sie gerade gesagt hatte. Er nahm ihre Hand und hielt sie an seine Brust. Es fühlte sich richtig an.
    Ihr Herz schlug schwer in ihrer Brust und sie glaubte die Worte wie von weit weg zu hören. Als wär sie plötzlich unter Wasser und nicht mehr im schön beleuchteten Hof von Cascas Casa.


    Valentina schluckte hart um das Rauschen in ihren Ohren zu vertreiben. Die ganze Zeit sah sie Casca an und langsam verstand sie auch wieder was er sagte und die Bedeutung seiner Worte drang bis in ihr Bewusstsein. Das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen löste sich langsam auf. Sie begriff was hier gerade passierte. Casca gestand ihr seine Gefühle und er gab ihr ein Versprechen. Eines, dass ihr sehr viel bedeutete, war sie doch schon so oft alleine gelassen worden. Zusammen einsam zu sein hörte sich wundervoll an. Er wollte für sie da sein. Und obwohl Casca nicht der erste Mann war, der ihr das versprochen hatte, hatte sie bei ihm ein so gutes Gefühl. Als ob er der Erste wäre, der diese Versprechen wirklich nicht brechen würde.
    Verräterisch begann es in ihren Augenwinkeln zu glänzen und es dauerte nur ein paar Atemzüge, bis sich in ihrem Augenwinke eine Träne formte, die dann langsam an ihrer Wange nach unten glitt. Das Licht der Fackeln brach sich darin. Doch es war keine Trauer die der Grund dafür war. Valentina war von den Worten von Casca so gerührt, dass sie gar nicht anders konnte. Er küsste ihr Hand, ließ sie dabei aber nicht aus den Augen. Und als er ihre Hand wieder sinken ließ, entzog Valentina sie ihm ganz langsam. Hatte es zuerst den Eindruck als wollte sie sich ihm entziehen, hob sie anschließend beide Hände. rückte auf ihrer Kline nach vorne und legte beide Handflächen an die Wangen von Casca. Einen Moment blickte sie ihm noch ganz tief in die Augen, dann kam sie seinen Lippen mit ihren ganz nahe um ihm schließlich einen zuerst noch zaghaften aber schließlich vollkommen ehrlich gemeinten Kuss zu geben.

  • Oh, ihre Hand war zart wie wunderbarste Stoff aus der Fertigung eines geschickten Webers. So sanft, so duftend, so schmal. Es hatte mich tief berührt, wie bewegt und wohl auch wie ängstlich Valentina in die Zukunft schaute und mit schlechten Erinnerungen rang. Die ganze Zeit hatte sie mir nur entgegen gesehen und mir blieb nicht mehr übrig als zu hoffen, dass meine Worte bis in Innerstes drangen und dort ihre Prüfung auf Wahrhafigkeit bestanden. Es wäre nicht auszudenken, wenn mir diese Frau, die sich doch als Frau meiner kühnsten Träume herausgestellt hatte, nun davon flattern würde wie ein waidwunder Schmetterling. Nein, so wollte ich Valentina nicht sehen. Ich wollte sie glücklich machen, zum Lächeln und zu neuerlicher Hoffnung bringen. Was ich sah, war eine kleine, schimmernde Träne, die sich nun an ihrem Auge rührte und sich alsdann ihren Weg an der zarten Wange hinunter bahnte. Wie ein funkelnder, glitzernder Diamant.


    Meine Blicke waren einen Moment lang wie gebannt davon und ich ließ es geschehen, dass mir Valentina ihre Hand entzog. Jedoch nur um sie dann an meine Wange zu legen. Auch die andere Wange wurde bedacht und so hoben sich meine Blicke in die Augen der wunderbarsten Dame Roms. Einen tiefen Atemzug lang dachte ich noch daran wie glücklich ich wäre, wenn es ihr ebenso ergehen würde wie mir. Wenn auch ihr Herz Wärme und Zuneigung für mich tragen würde. Wie atemberaubend könnte die Zukunft aussehen? Valentina und Casca. Ein besonderes Paar. Ein Paar wie füreinander bestimmt. Valentina rückte nun näher zu mir und neigte sich mir entgegen und ich konnte ihren Atem spüren bevor unsere Lippen aufeinander trafen. Zaghaft zunächst, doch dann entfesselte sich ein wunderbarer Kuss, der für meinen Teil niemals hätte enden müssen. Ihr Götter! Sie schmeckte süß und lieblich, wie ein ewiges Versprechen. Als sich unsere Münder wieder voneinander lösten, sah ich meiner Geliebten wieder in die Augen und ein herzliches Lächeln erschien in meinem Gesicht. Vielleicht mochte es fassungslos, ja, sogar dümmlich wirken, doch es war so ehrlich wie es nur hätte sein können. “Oh Valentina,“ seufzte ich beglückt und ich musste mich bremsen, um nicht die Kusstat noch einmal zu begehen.


    Der Sklave und das Mädchen schwiegen inzwinschen und im Raum hätte man gewiss einen Strohhalm hören können, der nach einem kurzen Segelflug auf dem Boden auftraf. Noch einmal füllte ich geräuschvoll meine Lungen mit der herrlichen Luft und rang im Anschluss nach Worten, welche die Situation noch mehr erheben konnten. Doch war dies möglich? “Du bist eine wundervolle Frau!“, entschlüpfte dann meinem Mund. “Und ich weiß, dass ich an deiner Seite der glücklichste Mann Rom wäre! Sag mir, was dieser Kuss die Erlaubnis war, dass ich weiter um dich werben darf?“ Meine Stimme klang hoffnungsvoll und ich wollte keineswegs Valentina gegenüber wie ein aufdringlicher Schwerenöter wirken, auch wenn ich ein Mann unter vielen war, dem diese Eigenschaft vielleicht durchaus zur Last gelegt werden konnte.

  • Noch immer war Valentina wie berauscht von ihrer Tat und dem darauffolgenden Kuss. Sie konnte selbst noch nicht ganz glauben zu was sie sich hinreisen ließ. Doch sie bereute absolut nichts. Sie hatte noch immer den Geschmack von Cascas Lippen auf den Ihren und sie hatten während dem Kuss die Augen geschlossen um ihn voll und ganz genießen zu können. In diesem Moment hatte sie sich entschieden. Sie hatte sich für Casca und für die Herausforderung eines neuen, gemeinsamen Lebens. Und vor allem hatte sie sich dafür entschieden wieder jemanden in ihr Leben zu lassen und jemandem ihr Herz zu schenken. Sie hatte sich für die Hoffnung entschieden und dafür, dass es vielleicht doch noch nicht zu spät für sie war. Gerade jetzt, da ihre Nichten wieder zu den Großeltern zurück gefahren waren und ihr Bruder viel Zeit in der Kaserne verbrachte war ihre eigene Casa oft so groß und leer.
    Sie brauchte wieder jemanden an ihrer Seite und sie hatte sich für Casca entschieden. Was ausgebrochene Ziegen doch alles bewirken konnten.


    Nachdem sie sich wieder voneinander gelöst hatten, hielt Valentina Cascas Gesicht immer noch fest, als hätte sie Angst er würde sich sonst zu schnell von ihr entfernen. Seine Worte zauberten ein Lächeln auf ihre Züge. Es war lange her, dass jemand so schöne Worte für sie hatte und bei seiner anschließenden Frage sah sie ihm tief in die Augen, während sie mit den Fingern über seine Wange strich. Zuerst nickte sie nur, doch dann füge sie hinzu. "So wie du der glücklichste Mann Roms werden würdest, wäre ich die glücklichste Frau Roms, wenn du weiter um mich wirbst." Sie strich eine Strähne seines Haares aus dem Gesicht und betrachtete dabei wie diese im Schein der Fackeln schimmerte. "Ich...." Sie verstummte noch einen Moment, doch nach einem weiteren Blick in seine Augen wusste Valentina, dass es richtig war und so flüsterte sie in die Stille des Momentes. "Ich liebe dich."

  • Ich merkte selbst, dass ich ein wenig die Lippen aufeinander gepresst hatte, in der Hoffnung, dass sich die Süße des Kusses davon nicht allzu schnell verflüchtigte. Dabei verschafften unsere Blicke sich die intimste Nähe, die sich ein Mann wie ich nur wünschen konnte. Valentina, mir gegenüber, gehalten unter einem bloßen Blickkontakt. Ich musste mir eingestehen, dass ich ewig so hätte dasitzen können, wenn nicht das Drängen meines Herzen dagewesen werde, was nach Beantwortung der Frage gierte. Würde ich um sie werben dürfen? Nur zu gern würde ich es tun und ich war mir sicher, dass die Tage dann in Freude und Vollkommenheit dahinfliegen würden. Ihre Worte jedoch, die dann erklangen waren noch süßer als der Kuss. Ich lächelte, nein, ich strhlte vor Glück und schenkte meiner Angebeteten einen noch wärmeren Blick, während ich ihre Hand verfolgte, die eine widerspenstige Strähne hinter ihr Ohr strich. Der Fackelschein tauchte ihr Gesicht in geheimnisvolles – nein, fast magisches Licht und ich war mir sicher, dass jeden Moment die Götter auf die Erde nieder steigen würden, um mir Valentina zu entreißen, weil sie so hübsch aussah! Und dann sagte sie etwas, was mein Glück vollends in meinem Inneren verankerte. Sie liebte mich?


    “Oh!“, entfuhr es mir erfreut und aus tiefstem Herzen – das zugegebener Maßen nun ganz schön zu klopfen begonnen hatte. “Ich liebe dich auch, Valentina, … ich … liebe dich auch!“, hauchte ich beseelt dahin und merkte kaum, dass ich ihre schmale Hand noch fester drückte. “Ich schwöre dir, dass mein größtes Streben von nunan sein wird, dich glücklich zu machen!“ Und ganau dieser Wunsch war die reinste Wahrheit. Das konnte ich in mir spüren, in diesem Moment, der ewig hätte währen können, wäre da nicht ein Räuspern gewesen, welches hinter uns im Raum ertönte. Ich zögerte kurz meinen Blick von Valentina abzuwenden, doch dann schaute ich hinüber zu Euphorbus, der fast verlegen dastand und von einem Bein auf das andere trat. Ach ja! Die Liebeslyrik! Unter einem tiefen Atemzug sog ich Luft in meine Lungen. Auf sonderbare Weise erschienen mir all die schönen Verse der Dichter nun nichts mehr als graue Theorie zu sein, die nun drohte, der Praxis das Wasser abzugraben. Viel lieber hätte ich nun selber geküsst, als von feurigen Lippen zu hören und viel lieber hätte ich nun selbst die Glut entfacht, die nur Mann und Frau gemeinsam wieder löschen konnten. Ich seufzte. “Magst du weiter Gedichte hören oder wollen wir… ich meine… es ist warm und wundervoll draußen...wir könnten auch ein wenig in den Garten….“ Ich deutete auf den verhangenen Vorhang, der sich im lauen Lüftchen wiegte. Zaghaft sah ich Valentina entgegen und wagte es nicht zu sagen, dass ich dort draußen noch gerne hundert Küsse mit ihr teilen wollte.

  • Die Worte von Casca klangen schöner als jedes Gesicht, dass der Sklave mit seiner hinreisenden, musikalischen Begleitung hätte vortragen können. Ohne dem Mann sein Talent absprechen zu wollen, doch im Moment war das, das Schönste was Valentina hören wollte. Und auch wenn es bereits vor Casca Männer gegeben hatte, die ihr genau das versprochen hatten und es dann doch nicht einhalten konnten, ignorierte sie die Stimme in ihrem Kopf, die sie dazu aufrief sich nicht wieder Hals über Kopf in einen Mann zu verlieben. Aber war es nicht genau das was sie wollte? Sie wollte nicht mehr alleine sein und jeden Abend in ihrer Casa alleine das Licht löschen. Vielleicht hatten die Götter wirklich die Einsamkeit für sie vorgesehen und würden ihr am Ende auch Casca wegnehmen. Doch bis dahin wollte sie einfach nur glücklich sein. Sie wollte noch einmal das Gefühl haben jemandem wichtig zu sein. Und so wie ihr Gegenüber sie in diesem Moment ansah, hätte sie schon blind sein müssen um nicht zu erkennen, dass er seine Worte genau so meinte wie er sie aussprach. Ab dem heutigen Abend wollte Valentina nicht mehr den Weg alleine gehen. Er mochte vielleicht nicht lange sein und steil bergauf gehen, doch sie wollte jeden Schritt an Cascas Seite genießen. Und vielleicht.... ganz vielleicht würden sich ihre Wege am Ende doch nicht in der Einsamkeit verlieren.


    Durch das Räuspern wurde auch Valentina wieder auf die Anwesenheit der anderen Personen erinnert und sie sah entschuldigend zu dem Mädchen und ihrem Gedichteerzähler. Es war sicherlich nicht sonderlich nett die Beiden jetzt und hier einfach so sitzen bzw. stehen zu lassen und nicht weiter ihrem Talent zuzuhören. Doch wenn sie von nun an zusammen waren, würde es noch viele Abende wie diesen geben und dann konnten die Beiden sie unterhalten. Valentina sah in die Richtung, in die Casca deutete und nickte leicht. "Gerne würde ich deinen Garten einmal in Ruhe besichtigen ohne die Aufregung einer Ziegenhatz." Sie lächelte und sah Casca mit einem Blick an, der deutlich zeigte, dass Valentina auch anders war als nur ruhig und zurückhaltend. Sie stand von ihrer Kline auf und reichte Casca die Hand.

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