• Appius sah sich im Atrium um, als die Hausherrin kam und ihn, leicht unterkühlt, begrüßte. Er nahm es so hin.Seine Position war keine, die viel Sympathie hervorrief:
    "Decima Seiana. ich danke dir für dein Glückwünsche. Nun wie du weißt, gab es vor einiger zeit Besuche der Garde bei dir. Weiterhin gibt es Gerüchte bezüglich dir und der Acta. Gerüchte, die nun sagen wir dich und damit deine Familie nicht unbedingt in ein gutes Licht rücken. Ich bin nun hier, um mir zwecks einer Befragung und einer Durchsuchung Klarheit darüber zu verschaffen, ob diese Anschuldigungen stimmen oder nicht. In anbetracht deines Standes und deiner Position, werde ich diese selbst durchführen. Ich nehme an du bist damit einverstanden?!"
    Was letztlich eine rein rhetorische Frage war. Sie würde stattfinden. So oder so.
    Die eigentlichen Anschuldigungen ließ er in der Luft hängen. Auch diese waren letztlich bedeutungslos für die frage ob oder ob nicht.

  • Seneca und die handvoll seiner Kameraden folgten ihrem Vorgesetzten und stellte sich zu hinter ihn, jeweils links und rechts. Schweigend folgte Seneca dem Gespräch und erwartete die Befehle des Praefecten. Für den unwahrscheinlichen Fall einer Auseinandersetzung stand der Miles natürlich auch bereit, auch wenn er das von der Decima nicht erwartete..

  • Seiana setzte ein kühles Lächeln auf, als der Praefect zu sprechen begann – ein Lächeln, das, so wenig ehrlich es auch gemeint gewesen war, ihr allerdings dennoch bald verging. Gerüchte? Natürlich gab es Gerüchte, es gab immer Gerüchte. Aber diese Art von Gerüchten war für gewöhnlich nichts, was die Prätorianer dazu bewegen würde, eine Befragung durchzuführen. Geschweige denn eine Durchsuchung. Und dann wurden die Gerüchte auch noch zu handfesten Anschuldigungen. Seiana glaubte ihren Ohren nicht zu trauen. Sie hatte sich sehr gut unter Kontrolle, aber als der Praefect von Durchsuchung und Anschuldigungen anfing, versagte ihre Selbstbeherrschung für einen kurzen Moment. „Anschuldigungen?“ entfuhr es ihr, und sie konnte nicht verhindern, dass ihr für Momente lang ihre irritierte Verständnislosigkeit wohl anzumerken war. Gerüchte waren eine Sache, Anschuldigungen etwas ganz anderes. Anschuldigungen klangen danach, als ob es schon etwas Konkretes gab, was er gegen sie in der Hand hatte. Seianas Überraschung begann sich nun nach und nach in etwas zu wandeln, was eine Mischung aus Empörung – und Besorgnis war. So sehr sie sich fragte, was die Männer wollten, so sehr sie sich aufzuregen begann, was das überhaupt sollte... so sehr begann sie auch, sich Sorgen zu machen. Egal nach was die Prätorianer suchten, Seiana war überzeugt, dass sie etwas finden würden, wenn sie nur etwas finden wollten. Ganz egal, ob da tatsächlich etwas war. Gerade diese Männer dürften keine Schwierigkeiten haben, einfach etwas zu fingieren. Und dazu kam, dass es ja nicht so war, als sei bei ihr gar nichts zu finden. Kritische Schriften, Berichte, Beobachtungen über so manchen hatte sie als Auctrix selbstverständlich. Einiges davon war im Gebäude der Acta, aber das meiste, das kritischste hatte sie dann doch hierher gebracht, in dem Glauben, hier sei es sicherer. Natürlich bewahrte sie nichts davon dort auf, wo es allzu offensichtlich war, aber wenn die Prätorianer tatsächlich vernünftig ihre Räume durchsuchten, würden sie freilich auch diese Unterlagen finden.


    Bei der letzten Frage hätte sie beinahe trocken aufgelacht. Ob sie einverstanden war? Nein, war sie nicht. Aber was konnte sie schon sagen? Sie konnte höchstens noch irgendwie dafür sorgen, dass einer ihrer Sklaven zur Acta lief und dort jemanden vorwarnte... aber selbst dafür würde sie einen Moment unbeobachtet sein müssen, jedenfalls wenn sie jemanden losschicken wollte, solange die Prätorianer noch hier waren. Wenn nicht parallel eine andere Abordnung gerade die Räume der Acta unsicher machte. Seiana presste die Lippen aufeinander, als ihr dieser Gedanke kam, und sah zur Seite, ließ ihren Blick über die Prätorianer schweifen, die stumm hinter ihrem Praefecten Aufstellung genommen hatten. Aber auch in dieser Hinsicht gab es nichts, was sie im Augenblick tun konnte. „Darf ich vorher erfahren, um was für Anschuldigungen es sich handelt? Von wem stammen sie?“

  • "Das kann ich dir nicht sagen. Aber es geht um Kritik am Kaiser, seinen Entscheidungen usw." Er wandte sich an die Soldaten:"Durchsucht das Haus. Vor allem nach kritischen Schriften,Aufrufen und dergleichen und seit möglichst gründlich. Wir wollen ja nicht umsonst gekommen sein. Abite."
    Dann wandte er sich wieder an die Hausherrin:"Nun ich denke wir sollten es uns etwas bequemer machen, außer du möchtest die Befragung über stehen."

  • Die Männer nickten und machten sich jeweils in zweier Gruppen auf den Weg durch die Casa. Jedes Zimmer würde durchsucht werden, auf kleinlichste, überall dort wo man etwas hätte verstecken können. Seneca und sein Kamerad Figulus machten sich auch gleich auf den Weg aus dem Atrium um die umliegenden Räume zu begutachten..

  • Kritik am Kaiser. Das war nun so allgemein formuliert, dass er auch genauso gut gar nichts hätte sagen können. Kritik am Kaiser war zudem eines jener Totschlagargumente, gegen die man nicht wirklich etwas sagen konnte. Als der Praefect dann seine Männer losschickte, um ihr Haus zu durchsuchen, machte Seiana unwillkürlich eine leichte Handbewegung, ein vages Heben des Arms, wie um doch noch Einspruch einzulegen, die Durchsuchung irgendwie verhindern zu können. Aber sie ließ den Arm wieder sinken, ohne die Geste zu Ende auszuführen, und ohne noch etwas zu sagen. Stumm sah sie zu, wie die Prätorianer der Aufforderung des Terentiers folgten und das Atrium verließen. Sie wollte gar nicht daran denken, was sie alles durchstöbern würden – und was sie alles mitnehmen würden, um es in der Castra genauer zu untersuchen. Da waren nicht nur die Dinge, die zumindest ein schlechtes Licht auf sie werfen würden, wenn die Prätorianer sie nicht sogar als belastend einordnen würden; da waren auch die ganzen Unterlagen zur Organisation der Acta und der Schola, die Mitarbeiter, die Planungen, die Finanzen – das gleiche über ihre Betriebe und die Landgüter; und da waren die ganzen privaten Dinge, Briefe ihres Onkels, ihres Bruders… Und wenn sie das ganze Haus durchsuchten, würden auch Mattiacus‘ Sachen nicht verschont bleiben.


    Als die Prätorianer gegangen waren, wandte sie sich wieder dem Praefecten zu. Der sich in der Zwischenzeit, wie sie mit einer gewissen Irritation feststellte, die Freiheit herausnahm, ihr – in ihrem eigenen Haus – anzubieten, es sich bequemer zu machen. Für einen winzigen Moment war sie fast versucht, trotzig zu sein und tatsächlich stehen zu bleiben. Aber eine wirksame Form von Protest war das nicht, ganz zu schweigen davon, dass es kindisch und unhöflich wäre. Wenn sie eine Chance haben wollte, sich den Terentius gewogen zu machen, dann blieb ihr nicht viel anderes übrig, als sich wenigstens den Anschein der Kooperation zu geben, mehr, als sie das beim letzten Besuch der Prätorianer getan hatte. „Das Tablinum eignet sich besser für…“ eine Befragung. Ein Verhör, schoss es ihr durch den Kopf, aber sie weigerte sich, das laut zu sagen, „… eine solche Unterhaltung, denke ich. Wenn du bitte mitkommen würdest.“

  • <<


    "Salvete, ich bin wieder da!" Aber niemand war zu Hause, niemand begrüßte mich, ausser den Sklaven, als ich nach meiner langen Reise eintraf. Enttäuscht sackte ich im Atrium auf eine Kline, streckte meine Beine und ruhte mich einen Moment lang einfach nur aus. Im Haus war es still... viel stiller als früher. Es konnte natürlich auch an der abendlichen Stunde liegen, aber... in meiner Erinnerung war diese Haus ständig erfüllt von Familie, Verwandten, Gästen, Klienten... dagegen wirkte es heute wie ausgestorben. Und die Sklaven schienen auch nicht sonderlich fröhlich. Es waren einige fremde Gesichter unter ihnen, kein Wunder, viele derer die ich kannte, waren ja mit Meridius oder Livianus fort gegangen.
    "Ich möchte eine Kleinigkeit zu essen, und ein Bad."
    Es war schon angenehm, einen so großen Haushalt zu Verfügung zu haben. Einige liefen gleich, um Wasser heiß zu machen, und eine der neuen Bediensteten, ein verschüchtertes junges Mädchen brachte mir einen großen Teller mit geröstetem Brot und Olivenöl, Eiern in Garum und geräuchertem Fisch, dazu einen Krug verdünnten Wein. Ich befeuchtete meine Kehle und aß den Teller leer. - Was Massa jetzt wohl machte, weit weg in Nikopolis? Oder war er schon unterwegs nach Misenum? Ich vermißte ihn heftig. In Ägypten war er zu einem wichtigen Teil meines Lebens geworden... und nun fehlte er, fehlte mir sehr...
    Nach dem Essen war es dringend an der Zeit zu baden. Ich sah nämlich aus und fühlte mich wie der letzte Vagabund. Wahrscheinlich war es ganz gut, dass Seiana noch nicht da war, ich hätte sie in dem Aufzug bestimmt erschreckt. So konnte ich mir erst mal wieder einen Anschein von Zivilisation verleihen.

  • „Faustus?“ Mehr hatte Seiana nicht gesagt, als ihr der Ianitor erzählt hatte, wer vor einiger Zeit angekommen war, bevor sie an ihm vorbei ins Haus gegangen war – gegangen, zwar so schnell, dass es schon fast ans Laufen grenzte, aber dennoch: gegangen. Obwohl sie lieber gerannt wäre. Den halben Tag hatte sie im Domus der Acta verbracht heute, und währenddessen kam in aller Seelenruhe ihr Bruder nach Hause. Endlich. „Warum hat keiner nach mir geschickt?“ Das war eine Frage, auf die die Sklaven um sie offenbar auch nicht so wirklich eine Antwort wussten, jedenfalls sagte keiner etwas. Mit schnellen Schritten erreichte sie das Atrium, ignorierte, dass sie allerhöchstens eine gemurmelte Antwort bekam, die sie nicht recht verstand, und machte eine fordernde Geste. „Wo ist er jetzt?“

  • Im Balneum war er, hatte man ihr gesagt. Seiana blieb zunächst stehen, für einen Moment unschlüssig, ob sie Faustus wirklich im Balneum stören sollte. Und beschloss dann schließlich, dass es besser war das nicht zu tun. Wenn er gerade erst angekommen war, war er sicher müde, mehr noch, da er vorgeritten war, während sein Gepäck noch unterwegs war. Sie hatten sich so lange nicht gesehen... da konnte sie auch noch ein wenig warten. So schwer ihr das auch fallen mochte. Und so befahl einem Sklaven, Faustus Bescheid zu geben, so bald er fertig war, und machte es sich einfach im Atrium bequem. Oder auch nicht, denn nach kurzer Zeit war sie schon wieder auf den Beinen und ging herum, bis sie sich schließlich an eine der Säulen in der Mitte lehnte, so dass sie auf das Impluvium sah.

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    Als ich von Seianas Ankunft erfuhr, sprang ich natürlich sofort aus dem Wasser! Mit nassen Haaren, und nur im Badetuch, eilte ich ins Atrium, und da war sie, an einer Säule lehnend, meine große Schwester.
    "Seiana!" Mit großen Schritten durchquerte ich den Raum, umarmte sie fest mit dem linken Arm, und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Meine Wiedersehensfreude erfüllte mich ganz, von Kopf bis Fuß, ich drückte mein Schwesterherz an mich, ohne ein Wort zu sagen, überglücklich sie trotz all der Gefahren und Befürchtungen wohlbehalten anzutreffen. Müde und angespannt sah sie allerdings aus. "Ich bin vorhin in Ostia angekommen und gleich weitergeritten. Bona Dea, was bin ich froh wieder hier zu sein!!"

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    Klient - Decima Lucilla

  • Sie hatte sich schon darauf eingestellt, ein wenig warten zu müssen – aber Faustus erschien überraschend schnell. Nur kurze Zeit, nachdem sie angekommen war, hörte sie schon Schritte, und kaum hatte sie sich umgedreht, war Faustus auch schon bei ihr, legte einen Arm um sie, drückte sie an sich. Sie bemerkte kaum, dass er noch halb nass war, dass seine Haare tropften und er nur ein Badetuch trug. Wichtig war nur: er war da. Er war endlich da. Sie schlang die Arme um ihn, dachte gar nicht daran, dass er noch verletzt war, dass er seinen rechten Arm nicht nutzte, weil er ihn vielleicht schonen wollte. Musste. Sie wollte ihn einfach nur umarmen, seine Nähe spüren, und sich endlich, endlich wieder sicher und geborgen fühlen, so wie früher, als sie noch Kinder waren und das Leben noch so... so viel einfacher gewesen war als heute.


    „Faustus“, murmelte sie, ihr Gesicht irgendwo an seine Brust gepresst. Himmel, war er groß geworden. Sie erinnerte sich noch daran, dass sie das auch schon beim letzten Mal gedacht hatte, als sie sich nach so langer Zeit wieder gesehen hatten – und sicher war er seitdem nicht mehr gewachsen. Aber das Bild von ihm von früher, wo er auch in der Größe noch der kleine Bruder gewesen war, hatte sich einfach deutlich länger eingeprägt als der Erwachsene, der er jetzt war. Seiana schloss die Augen, und wider Willen spürte sie, wie Tränen in ihr aufsteigen. Zu viel, zu viel, das war einfach alles zu viel. Sie hatte all das ausgehalten, was in den letzten Wochen und Monaten auf sie eingeprasselt war, und sie hatte es geschafft stark zu sein, weil sie stark sein musste. Sie wusste nicht, warum es ausgerechnet das Positivste, das ihr seit langem passierte, war, das sie nun aus dem Gleichgewicht brachte, das ihr ihre Stärke raubte. Aber dass Faustus nun so plötzlich wieder da war, einfach hier stand, vor ihr, bei ihr, und sie umarmte... das war einfach zu viel für ihre Selbstbeherrschung, und wo es ihr sonst leicht fiel, sich zu kontrollieren, hatte sie nun plötzlich Mühe, die Tränen zu unterdrücken. Vielleicht lag es einfach nur daran, dass endlich jemand da war, dem sie vertraute... und bei dem sie sich erlauben konnte, Schwäche zu zeigen. „Du... Götter bin ich froh, dass du wieder da bist. Ich hab dich so vermisst.“

  • Seiana war mein Fels in der Brandung, die Starke, Vernünftige, Besonnene, das war seit jeher so gewesen... darum bestürzte es mich sehr, als sie in der Umarmung so mit der Fassung rang! Ich drückte sie noch ein bisschen fester und strich ihr liebevoll über das Haar.
    "Na komm..." murmelte ich, jetzt bin ich ja da."
    Wenn auch reichlich spät. Ich hatte zwar eine gute Entschuldigung, und zwar den Feldzug... nichtsdestotrotz fühlte ich mich schäbig, dass ich meine arme Schwester im Auge des Sturmes ganz alleine gelassen hatte.
    "Ach Seiana, es tut mir so wahnsinnig leid, dass du das alles alleine hast durchstehen müssen. Aber jetzt bin ich hier bei dir" widerholte ich, "und passe auf dich auf."
    Bei aller Selbstständigkeit und Klugheit, letztendlich war und blieb es meine Verantwortung für das Wohl meine Schwester zu sorgen und sie zu beschützen.
    "Komm, setzt dich doch erst mal hin..." Sanft schob ich sie zu einer Kline, schickte einen Sklaven nach Wein, und schenkte ihr dann selbst den Becher voll, mit links, meinen rechten Arm barg ich in einer Falte des Badetuches, denn ich wollte Seiana in diesem Augenblick nicht noch eine zusätzliche Sorge aufbürden.
    "...und trink einen Schluck." Zerknirscht betrachtete ich sie, und mir wurde gegenwärtig, dass wir alle beide keinen Anspruch mehr auf jugendliche Unbekümmertheit erheben konnten, dass wir älter geworden waren, seitdem wir zuletzt auseinander gegangen waren.
    "Du mußt mir alles erzählen, ja? Alles was hier passiert ist, während ich weg war."

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    Klient - Decima Lucilla

  • Garulf betrat zusammen mit Cyprianus das atryium der Casa und wieß auf einen Stuhl. Setzen dich, ich bringen Wein und Trauben. Entschuldige auch mein schlechtes Latein, ich erst neu und noch nicht viel sprechen. Er hatte Angst etwas falsch zu machen und der Hüne zitterte etwas, er war auch leicht rot, immerhin war es der praefectus praetorian.


    Garulf lief schnell in das Nebenzimmer, machte einen Krug mit dem besten Wein fertig, dazu eine der schönsten Traubenreben die er sehen konnte. Das ganze drappierte er auf einem Teller und brachte es hinüber zu dem immer noch wartenden Terentier.


    Bitte, ich nun gehen suchen Herr. Kann nicht weit sein, habe erst kürzlich gesehen meinen Herrn.

  • Sie genoss die Umarmung. Sie genoss sie viel zu sehr. Denn je länger sie so da stand und sich einfach umarmen ließ, desto schwieriger schien es zu werden, die Fassung zu bewahren. Als Faustus sich dafür entschuldigte, dass er sie allein gelassen hatte, dass er nun auf sie aufpassen würde, schämte sie sich plötzlich, dass sie sich so gehen ließ. Er auf sie aufpassen? Sie war doch die Ältere. Und er war der Soldat, der nun bereits in seinem zweiten Feldzug gekämpft hatte, der noch dazu schwer verletzt worden war. Sie sollte für ihn da sein, sollte dafür sorgen, dass es ihm gut ging, dass er die Zeit daheim genießen konnte. Wer wusste schon, wann er wieder weg musste. Stattdessen war er derjenige, der sie hielt, der ihr half, und sie hatte noch nicht einmal gefragt, wie es ihm ging.
    Aber in diesem Augenblick brachte sie es auch nicht fertig, sich zu sammeln… weshalb sie dankbar dafür war, dass er das Heft in die Hand nahm, sie zu einer Kline schob, ihr Wein anbot. Seiana schloss kurz die Augen und presste Daumen und Zeigerfinger ihrer Rechten auf ihre Nasenwurzel, so fest, dass es weh tat – so lange, bis sie das Gefühl hatte, die Tränen zurückgedrängt und sich auch sonst wieder ausreichend im Griff zu haben.


    Sie atmete einmal tief durch, dann ein zweites Mal, bevor sie den Becher an ihre Lippen hob und ihn in einem Zug fast zur Hälfte leerte. Was eine schlechte Idee war, wie sie fast sofort bemerkte, hatte sie doch kaum etwas gegessen an diesem Tag, weswegen sie den Becher wieder absetzte. „Entschuldige.“ Sie setzte ein schwaches Lächeln auf. „Es tut mir leid, du bist gerade erst heimgekommen, und ich benehm mich so…“ Jetzt erst bemerkte sie mit einem Stirnrunzeln seinen Aufzug. „Du bist extra aus dem Bad gekommen? Ich hab den Sklaven doch gesagt, dass sie warten sollen bis du fertig bist!“ Ihr Blick senkte sich auf seine Arme und wurde betroffen. Sacht strich sie mit ihren Fingerspitzen über den, den er zu verbergen versuchte, und sah ihn wieder an. „Wie geht es dir?“ stellte sie dann endlich die Frage, die sie gleich als erstes hätte stellen müssen.

  • Zitat

    Original von Garulf
    Garulf betrat zusammen mit Cyprianus das atryium der Casa und wieß auf einen Stuhl. Setzen dich, ich bringen Wein und Trauben. Entschuldige auch mein schlechtes Latein, ich erst neu und noch nicht viel sprechen. Er hatte Angst etwas falsch zu machen und der Hüne zitterte etwas, er war auch leicht rot, immerhin war es der praefectus praetorian.


    Garulf lief schnell in das Nebenzimmer, machte einen Krug mit dem besten Wein fertig, dazu eine der schönsten Traubenreben die er sehen konnte. Das ganze drappierte er auf einem Teller und brachte es hinüber zu dem immer noch wartenden Terentier.


    Bitte, ich nun gehen suchen Herr. Kann nicht weit sein, habe erst kürzlich gesehen meinen Herrn.


    Appius winkte ab:"Ja geh und suche ihn. ich werde sicher nicht weggehen." meinte er

  • Zitat

    Original von Decima Seiana
    Sie genoss die Umarmung. Sie genoss sie viel zu sehr. Denn je länger sie so da stand und sich einfach umarmen ließ, desto schwieriger schien es zu werden, die Fassung zu bewahren. Als Faustus sich dafür entschuldigte, dass er sie allein gelassen hatte, dass er nun auf sie aufpassen würde, schämte sie sich plötzlich, dass sie sich so gehen ließ. Er auf sie aufpassen? Sie war doch die Ältere. Und er war der Soldat, der nun bereits in seinem zweiten Feldzug gekämpft hatte, der noch dazu schwer verletzt worden war. Sie sollte für ihn da sein, sollte dafür sorgen, dass es ihm gut ging, dass er die Zeit daheim genießen konnte. Wer wusste schon, wann er wieder weg musste. Stattdessen war er derjenige, der sie hielt, der ihr half, und sie hatte noch nicht einmal gefragt, wie es ihm ging.
    Aber in diesem Augenblick brachte sie es auch nicht fertig, sich zu sammeln… weshalb sie dankbar dafür war, dass er das Heft in die Hand nahm, sie zu einer Kline schob, ihr Wein anbot. Seiana schloss kurz die Augen und presste Daumen und Zeigerfinger ihrer Rechten auf ihre Nasenwurzel, so fest, dass es weh tat – so lange, bis sie das Gefühl hatte, die Tränen zurückgedrängt und sich auch sonst wieder ausreichend im Griff zu haben.


    Sie atmete einmal tief durch, dann ein zweites Mal, bevor sie den Becher an ihre Lippen hob und ihn in einem Zug fast zur Hälfte leerte. Was eine schlechte Idee war, wie sie fast sofort bemerkte, hatte sie doch kaum etwas gegessen an diesem Tag, weswegen sie den Becher wieder absetzte. „Entschuldige.“ Sie setzte ein schwaches Lächeln auf. „Es tut mir leid, du bist gerade erst heimgekommen, und ich benehm mich so…“ Jetzt erst bemerkte sie mit einem Stirnrunzeln seinen Aufzug. „Du bist extra aus dem Bad gekommen? Ich hab den Sklaven doch gesagt, dass sie warten sollen bis du fertig bist!“ Ihr Blick senkte sich auf seine Arme und wurde betroffen. Sacht strich sie mit ihren Fingerspitzen über den, den er zu verbergen versuchte, und sah ihn wieder an. „Wie geht es dir?“ stellte sie dann endlich die Frage, die sie gleich als erstes hätte stellen müssen.


    Die Lage mußte wirklich ernst sein, wenn Seiana so mitgenommen war. Mit einem liebevollen Lächeln ging ich über ihre Entschuldigung hinweg, aber in meinem Inneren wuchs die Beklommenheit.
    "Und ich habe ihnen gesagt, dass sie mich holen sollen, sobald du nach Hause kommst" erwiderte ich in scherzhaftem Ton. Baden konnte ich doch jederzeit! Tausendmal wichtiger war, meine Schwester endlich wiederzusehen. Ich legte, neben ihr sitzend, den linken Arm um ihre Schultern, nicht zu gefühlvoll, um ihre mühsam gewahrte Fassung nicht zu gefährden, eher ruppig geschwisterlich, und knuffte sie ein bisschen, wie um zu sagen 'was denkst du denn von mir?'.
    Zielgenau war Seiana auf das Thema zugesteuert, das ich gerade zu vermeiden versucht hatte. Leidig blickte ich auf den verfluchten Arm, den sie ohne Scheu berührte. Der Verband um den Unterarm war trotz meiner Vorsicht feucht geworden vom Wasserdampf des Bades.
    "Ich... freu mich unglaublich, dich wiederzusehen. Und ich bin müde von der Reise. Von der Verletzung hab ich mich ganz gut erholt... Massa war mir da eine riesige Unterstützung, ich kann ihm gar nicht genug danken. Nur der blöde Arm, der braucht anscheinend noch eine Weile."
    Ich zuckte die Schultern. Im Grunde beunruhigte mich das sehr, vor allem in Kombination mit den dunklen Worten, die ich aus dem Serapistempel mitbekommen hatte, aber was sollte ich schon tun? Also schob ich es weit weg vom Fokus meiner Gedanken.
    "Und du?!" drängte ich. "Sag mir doch bitte endlich was hier wirklich los ist." Je länger Seiana nichts sagte, um so größer wurden meine Befürchtungen.

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    Klient - Decima Lucilla

  • Zitat

    Original von Appius Terentius Cyprianus
    Appius winkte ab:"Ja geh und suche ihn. ich werde sicher nicht weggehen." meinte er


    <<


    Mit Schwung öffnete ich einen Flügel der großen hölzernen Türen, die Tablinum und Atrium trennten. Ich trat auf den bedeutenden Gast zu, wobei ich eine gewisse Befangenheit nicht ganz verbergen konnte. Von früher her schätzte ich den Terentier hoch, er hatte sich meine Sympathie erworben zu einer Zeit, als sie noch preiswert zu haben gewesen war, mit ein paar anerkennenden Worten und einem Schulterklopfen für einen furchtsamen Rekruten im wilden Parthien. Außerdem war er ein Vorbild dafür, wie man als Eques weitaus höher hinaus kam, als die ollen Senatoren.
    Aber jetzt war er Gardepräfekt, und seine Soldaten hatten unser Haus durchsucht!
    "Salve Praefectus Praetorio Terentius." grüßte ich, und reichte ihm respektvoll die Hand – die linke, mein rechter Arm krankte noch immer vor sich hin.
    "Willkommen im Domus meiner Gens. Was verschafft uns die Ehre deines Besuches?"


  • Seiana lächelte flüchtig, als Faustus antwortete, und wieder war sie dankbar – diesmal dafür, dass er eine lockere Art an den Tag legte. „Na dann…“ lenkte sie ein. Es wäre ja gelogen zu behaupten, dass sie sich nicht darüber freute, dass er so schnell gekommen war.
    Dann allerdings schwand ihr Lächeln wieder. Seine Verletzung war scheinbar immer noch nicht ganz auskuriert, und das gefiel ihr nicht. „Wenn du hier etwas brauchst, sag einfach Bescheid. Von Iaret bekommst du alles, was du brauchst, und… vielleicht kann er dir ja helfen…“ Wobei sie da nicht so große Hoffnungen hatte, wenn das immer noch so war. Die Ärzte der Legion waren ja nun auch keine Anfänger oder Scharlatane. „Massa… ich muss ihm unbedingt noch mal schreiben und ihm danken, dass er dir so eine große Hilfe war. Was ist mit ihm, bleibt er in Aegyptus?“


    Als Faustus dann doch wieder auf das zu sprechen kam, was sie so gerne einfach weggedrängt und vergessen hatte, hatte sie das Bedürfnis, die Beine hochzuziehen, so wie früher, und sich an ihn anzulehnen. Sie unterdrückte es ebenso wie den zweiten Impuls: aufstehen und herumlaufen. Stattdessen blieb sie mehr oder weniger so sitzen, wie sie war, wich nur seinem Blick aus und starrte auf ihre Hände, die in ihrem Schoß lagen, ruhig, viel ruhiger als sie sich fühlte. Sie wusste noch nicht einmal, wo sie anfangen sollte. „Die Prätorianer waren hier.“ Ohne darüber nachzudenken, fiel sie mit der Tür ins Haus. „Zweimal. Sie… Das erste Mal wollten sie nur ein paar Fragen stellen, es ging um Onkel Livianus… jedenfalls haben sie das behauptet. Ich hab ihnen nichts gesagt, nur dass er sich zurückgezogen hat, um das Leben zu genießen nach allem, was er für Rom geleistet hat.“ Sie zögerte kurz, und jetzt begannen ihre Finger, sich kurz zu verknoten, bevor sie sich darauf besann und sich zwang, sie ruhig zu halten. Dass ihre Stimme leiser wurde, dagegen konnte sie nichts tun. „Das zweite Mal haben sie das Haus durchsucht. Von oben bis unten, aber vor allem meine Räume und die, in denen ich mich viel aufhalte. Sogar der Praefectus Praetorio war dabei und hat mich befragt, während seine Leute hier waren, so hoch wurde das aufgehängt.“ Jetzt, endlich, sah sie auf, und obwohl ihr Gesicht einigermaßen ruhig war, stand in ihren Augen ein leicht gequälter Ausdruck. „Sie waren wegen mir hier, Faustus. Weil ich die Auctrix bin, und weil es irgendwelche Hinweise gab, gegen mich, gegen die Acta. Das… es tut mir so leid.“ Das letzte war fast geflüstert.

  • Während Serapio nervös aber trotz allem souverän den Raum betrat blieb Garulf eher im Hintergrund stehen. Er schloss die Türen und stellte sich in eine dunklere Ecke des Raumes. Es sollte klar sein was es zu bedeuten hatte, der Hüne machte damit unmissverständlich klar dass er bereits war einzugreifen, sollte seinem Herrn etwas passieren.


    Natürlich war der eigentliche Grund ein anderer, und auch Serapio selbst schien daran nicht gedacht zu haben, Garulf tat es aber. Der PP war sicher nicht unbesiegbar, auch wenn Garulf wusste dass ein Angriff auf ein solch hohen Amtsträger sein Leben kosten würde. Aber wenn er seinen Herr verlor wäre das sicher auch nicht besser, er hatte ja nichts zu verlieren.


    Neugierig versuchte der Germane dem Gespräch zu folgen.


  • Anscheinend war es sein Schicksal ständig auf den Decimer zu treffen. Er war ein guter Soldat und ihm immer sympathisch gewesen. Die Durchsuchungen änderten daran nichts, das war geschäftlich. So grüßte er den Tribun freundlich und voller Respekt zurück:"Tribun, danke daß du mich empfängst. Ich komme wegen deiner Schwester. Wir...wir wollen heiraten, wie du vielleicht schon gehört hast. Und ich möchte hier nun um deine Erlaubnis dafür bitten."
    Rein pro Forma verstand sich, immerhin war sie eine freie Frau und hatte somit keinen Vormund. Aber trotzdem konnte es ja nicht schaden.

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