• "Ja ja ja. Das liebe Geld." Narcissa seufzte und zog eine Schnute. "Man könnte wohl Silanus fragen, aber das müsstest dann du machen. Mir wird er nichts geben." Dann kam ihr eine Idee und ihr so sorgenvolles Gesicht hellte sich wieder auf. "Allerdings habe ich jemand anderen, der es ermöglichen könnte. Wohl nicht geben, nicht soviel, aber leihen. Lass es meine Sorgen sein und wenn du willst, schreibe Silanus einen Brief. Sag ihm halt, es ist wichtig, damit du hier Freundinnen findest und am besten erwähne mich nur kurz. Schreibe nicht, dass wir befreundet sind. Er würde sich nur sorgen, dass meine schlechten Manieren auf dich abfärben." Sie grinste schwach und ihr Gesicht wechselte zu einem bitteren Grinsen. Oh, wie sie dieses Fest wollte! Es musste einfach alles klappen!!


    "Elegant und schön? Das sollte zu schaffen sein." Die Schwarzhaarige zwinkerte. Zwei kleine Sklavinnen kamen herbei gehuscht, zwei junge Mädchen, schüchtern und leise, die eine mit Handtüchern und einer Amphore bewaffnet, die andere mit einer Schale Wasser. "Domina? Wenn ihr euch setzt, dann waschen wir eure Füße." sagten sie ebenso leise und schüchtern und Narcissa schnaubte. "Ihr dummen Hühner! Ihre Füße sollt ihr waschen, nicht meine!" schnauzte Narcissa und wies auf Serrana. "Komm, Cousine, setzen wir uns dort hinten hin." Ihre zarte Hand, mit einigen Goldreifen geschmückt, zeigte nun auf die vorhin platzierten Korbsessel. Ein kleiner Tisch mit Leckereien und Getränken war auch vorbereitet worden, wenigstens etwas.


    Dort angekommen kam Narcissa wieder auf das zurück, was sowieso mit eins der interessantesten Themen war. Schmuck, Kleider, Aussehen. "Wenn du möchtest schicke ich dir Phila vorbei oder leihe dir eine von diesen zweien. Sie sind recht geschickt und werden dir beim fertigmachen helfen." Narcissa trank einen Schluck verdünnten Wein. "Ich werde mir ein paar Stoffe kaufen und daraus ein Kleid nach eigenen Vorstellungen nähen, blau wird es aber auf jeden Fall sein. Und dazu Silber. Goldschmuck lässt einen manchmal alt aussehen, außerdem wirkt es im Tageslicht besser. Der Kontrast zu schwarzem Haar ist besser, wenn du mich fragst." Für einen Moment sah sie zu Serrana. "Dir würde ich zu warmen Tönen raten, vielleicht ein rötliches braun? Oder eher ein gelbliches orange? Es darf sich nur nicht mit deinem Haar stechen. Oh, ich weiß!!! Pastel! Zu dir würde ein leichter Ton viel besser stehen, etwas ganz leichtes, anschmiegsames. Was hälst du von rosa? Das passt wunderbar zu deiner Haut und lässt dich sehr jung aussehen. Damit fällst du auf jeden Fall jedem Mann mit etwas Geschmack auf." Sie grinste frech und trank noch mehr vom Wein, während die beiden Sklavinnen sich daran machten, Serranas Sandalen zu lösen und ihre Füße waschen zu wollen.

  • Sie sollte Silanus einen Brief schreiben und ihn um Geld bitten? Serrana sah Narcissa mit wachsendem Entsetzen an.
    Sie konnte ihren entfernten Verwandten doch unmöglich schon wieder etwas bitten, schließlich hatte er ihr schon großzügigerweise erlaubt, in der Casa Iunia zu wohnen, und das, ohne sie überhaupt zu kennen. Was sollte er denn bloß von ihr denken, wenn sie ihn jetzt auch noch dazu aufforderte, ihre Cena zu finanzieren? Es wunderte sie allerdings schon ein bisschen, dass Narcissa sie bat, ihren Namen nicht zu erwähnen. Warum sollte Silanus ihr denn kein Geld geben wollen? Diese Frage machte Serrana ziemlich neugierig, aber sie hatte keine Ahnung, wie sie Narcissa unauffällig darauf ansprechen sollte.


    "Ja, ist gut..."murmelte sie leise und ziemlich bedrückt. Ablehnen konnte sie die Bitte ihrer Cousine nicht, schließlich hatte die heute schon so viel für sie getan, da konnte sie keinesfalls so undankbar sein.


    Die beiden jungen Frauen gingen hinüber in die bereits hergerichtete Sitzgruppe und nahmen Platz. Serrana wurde zunehmend nervös, als die beiden Sklavinnen begannen zu ihren Füßen herumzuwuseln. Sie war es nicht gewöhnt, dass man ihretwegen so einen Aufwand betrieb, auch wenn es sich nur ums Hauspersonal handelte.


    Beim nächsten Thema, das Narcissa ansprach, blühte sie allerdings wieder auf. Wie gut sich ihre Cousine doch mit all diesen Dingen auskannte....Kein Wunder, dass sie immer perfekt gekleidet und frisiert war, selbst hier im Haus... dachte Serrana ein bisschen neidisch. Aber vielleicht würde sie selbst auch davon profitieren und sich bald auch ein bisschen stilvoller kleiden können.


    "Ja, rosa hört sich schön an." sagte sie lächelnd. Der Gedanke gefiel ihr immer besser und sie sich bereits ein entsprechendes Kleid vorzustellen. Ob Calvena wohl etwas in dieser Farbe hatte? Sie würde sie bei nächster Gelegenheit direkt fragen.
    Bei dem Gedanken, dass irgendein Mann auf sie aufmerksam werden könnte, wurde sie mal wieder rot. Das konnte sie sich nun wirklich nicht vorstellen, vor allem, wenn all die schönen Frauen aus der Therme dabei waren, aber man wusste ja nie...


    "Und ich wäre dir wirklich dankbar, wenn eine deiner Sklavinnen mir mit den Haaren helfen könnte. Ich bin sehr froh, dass Adula bei mir ist, und ich nicht allein durch Rom laufen muss, aber als Ornatrix ist sie wirklich eine Katastrophe. Im Grunde kann sie mir nur die Haare bürsten, alles andere mache ich allein, und so sehe ich ja leider auch aus..." seufzte sie betrübt und warf einen sehnsüchtigen Blick auf Narcissas wundervoll gelegtes Haar.

  • "Für dich doch gerne, meine Liebe." Narcissa lächelte gönnerhaft und grinste zu ihrer Cousine, die mit der Aufmerksamkeit beider Sklavinnen nicht umzugehen wußte. Beinahe hätte Narcissa gelacht, doch sie hielt sich zurück. Wie um alles in der Welt konnte man nur so naiv sein!? "Wenn du magst werde ich schönen Stoff in rosa für dich besorgen, du solltest vielleicht die Arme frei lassen und nur eine etwas dunklere Palla dazu tragen. Das dürfte dir gut stehen. Und was Schminke und Haare angeht, schicke ich dir diese zwei. Kann ich sonst noch etwas für dich tun? Sollen wir vorher nochmal in die Thermen, dass du dich dort hübschen kannst, Haare zupfen, enthaaren, massieren lassen, das alles eben?"


    Was für Narcissa eine mehr oder minder tägliche Routine war, schien für Serrana etwas neues. Diesen Luxus war sie nicht gewöhnt, ihre Cousine allerdings nahm es schon fast nicht mehr war. Sie strebte immer noch nach mehr. Gemütlich seufzend machte sie es sich bequem im Sessel und sah sich um. "Phila? Hol meine Haarspangen und Bürsten." sagte sie zu dem kleinen, stummen Mädchen, ungewöhnlich sanft, bedachte man wie sie mit den anderen Sklaven umsprang.

  • Narcissas Angebot ihr den Stoff für ihr Kleid zu besorgen war wirklich verlockend. Dann hätte Serrana endlich mal etwas schönes für sich, das sie hinterher nicht wieder abgeben musste.
    Sie fand das zwar von ihrer Seite aus ein wenig unverschämt, aber Narcissa machte nicht den Eindruck, als würde sie sich viele Gedanken darum machen.


    "Das ist wirklich ein sehr liebes Angebot" sagte sie dankbar. "Wenn du dich um den Stoff kümmerst, kann ich mir auch sicher sein, dass er die richtige Farbe haben wird. Und wenn du wirklich Lust hättest, nochmal mit mir in die Thermen zu gehen würde ich mich freuen."
    Ein Besuch dort vor den Ludi war auf jeden Fall notwendig, und Serrana würde sich sehr über Begleitung freuen, da sie sich dort nach wie vor nicht allzu gut auskannte. Ein wenig neugierig sah sie hinter Phila her, als die sich plötzlich entfernte. Was hatte Narcissa denn jetzt vor?

  • "Nun, wir können uns auch das Geld und die neidischen Blicke der anderen Frauen sparen und du kommst einfach hierher. Die Bäder in der Casa Decima sind ebenso bequem und hübsch, nur vielleicht nicht ganz so pompös wie die Thermae. Phila kennt sich mittlerweile sehr gut aus mit der Körperpflege und wir hätten nochmal die Gelegenheit uns in Ruhe auszutauschen. Bis dahin habe ich sicherlich das Meiste geplant und arrangiert."


    Narcissa dachte einen Moment schweigend nach und dachte über das ein oder andere nach. Das Gepräch verebbte sanft, denn sie wollte Serrana nicht schon wieder sagen, dass sie das gerne machte. Das mit dem Kleid. Es ging hier ja schließlich auch um sie. Wenn Serrana sich blamierte, blamierte sie die Iunia. Sie blamierte Narcissa. Und das konnte nicht angehn. Doch im Gegensatz zur gehassten Großmutter versuchte es Narcissa mit Nettigkeiten, die unsichere Brünette in die richtige Richtung zu lenken. Sie lächelte sanft.


    "Ich freue mich wirklich sehr auf die Ludi." sagte sie nachdenklich. "Das sind auch meine ersten, weißt du. Ist es nicht spannend, dass wir sie zusammen erkunden werden?"

  • Das war natürlich eine ganz hervorragende Idee. Hier in der Casa Decima könnten Serrana und Narcissa vor den Spielen ihre Körperpflege von anderen unbeobachtet erledigen, und sie musste sich nicht wieder Sorgen machen, sich auf irgendeine Weise zu blamieren.


    "Wenn es keine zu großen Umstände macht, komme ich zum Baden auch gern hierher". sagte sie erfreut. Es war schon beeindruckend, über welche Fähigkeiten Narcissas Leibsklavin offenbar verfügte. Sie konnte zwar im Unterschied zu Adula vermutlich kein Feld im Handumdrehen alleine pflügen oder aufdringliche Sklaven zusammenschlagen, aber von derartigen Qualitäten konnte man in Rom als Frau ja leider auch nur allzu selten profitieren....


    Die nächste Bemerkung ihrer Cousine überraschte sie dann allerdings sehr.


    "Du bist wirklich auch noch nie bei den Ludi gewesen?" fragte sie erstaunt. "Das hätte ich nie gedacht... aber dann freue ich mich um so mehr darauf. Was möchtest du denn am liebsten sehen?"

  • Serrana war erfreut über die Idee, gemeinsam hier zu Baden anstatt in die Thermen zu gehen und Narcissa nickte. Trank etwas Wein und aß eine Nektarine. Dann grinste sie. "Nein, ich war genau eine Woche in Rom, als ich mit Silanus wieder abreisen musste. Daher kenne ich hier eigentlich noch gar nichts. Aber das muß ja nicht jeder wissen." Sie grinste noch einmal, diesmal etwas schelmischer.


    Dann kam auch Phila zurück und nur mit einem Fingerschnipp wußte sie direkt, was Narcissa von ihr wollte. Sie stellte sich hinter Serrana und öffnete vorsichtig ihre Haare und begann dann diese noch einmal gründlich auszubürsten. "Eigentlich müssten wir dir richtige Locken legen, so wie es gerade Mode ist. Möchtest du das? Oder reicht dir heute einfach nur eine Hochsteckfrisur?" fragte Narcissa beiläufig und sah zu ihrer Cousine.

  • Serrana zuckte im ersten Moment überrascht zusammen, als plötzlich jemand ihre Haare öffnete und begann es auszubürsten. Adula war das eindeutig nicht, die ging deutlich ruppiger zu Werke, auch wenn sie sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten wirklich Mühe gab und versuchte, ihrer Herrin dabei nicht wehzutun.
    Sie warf einen Blick nach hinten und sah Phila, die sie und Narcissa abwartend ansah.


    "Oh, macht sie mir jetzt die Haare? Das ist ja ganz toll, und dabei ist heute ein ganz normaler Tag..." sagte sie aufgeregt zu ihrer Cousine.
    "Eigentlich ist mir die Frisur ganz egal, ich werde in jedem Fall besser aussehen als vorher!"Glücklich drehte sie sich wieder um und genoss Philas kundige Handbewegungen.
    In dieser Hochstimmung wurde sie auch ein wenig mutiger und beschloss Narcissa doch noch zu Silanus zu befragen.


    "Sag mal,..." begann sie ein wenig zögerlich. "Du hast mir doch eben erzählt, dass Silanus dir das Geld für die Cena nicht geben würde. Warum sollte er das denn nicht tun? Habt ihr euch vielleicht gestritten oder ist er aus irgend einem Grund böse auf dich?" Für ihre Verhältnisse war diese Fragerei schon ganz schön indiskret, und Serrana bekam mal wieder rote Ohren.

  • "Wenn du möchtest..." beantwortete Narcissa die euphorische Frage und grinste. Es machte ihr ungeheuren Spaß sich um Serrana zu kümmern, vielleicht war es ein wenig so wie sich um Vestina zu sorgen. Sie vermisste ihre kleine Schwester und wie sie ihr immer bei allen helfen konnte. Serrana war anscheinend die Nutznießerin - aber Narcissa fühlte sich wohl in dieser Rolle. Sie nickte Phila zu, die ebenfalls nickte und sich an die Arbeit machte. Zuerst wurde das Haar sehr gründlich ausgebürstet, bis keinerlei Knoten mehr darin waren, dann teilte sie es in mehrere Strähnen und unwickelte diese mit einigen bunten Bändern. Dann band sie die zu einem großen, runden Knoten am Hinterkopf zusammen, wo immer mal wieder die Farben der Bänder auftauchten und benutzte zum feststecken der Haare mehrere kleine goldene Spangen. Im Nacken, an den Schläfen und ein wenig Pony ließ Phila aber frei, denn dort legte sie die Haare in sanfte Kringellocken, was aber einiges an Zeit brauchte.


    Zeit, die Narcissa verwendete um die sehr schüchtern vorgebrachte Frage von Serrana zu beantworten.


    "Beides, wir haben uns gestritten und er ist böse auf mich. Ich aber auch auf ihn, deswegen ist das wohl nicht so schlimm." sagte sie freimütig und seufzte dann. "Ich hab dir doch erzählt, dass mein Vater will, dass ich ihn heirate, richtig? Nun, sagen wir einfach, er ist nicht der Ehemann den ich will. Und wenn ich etwas nicht will, kann ich sehr ... deutlich werden. Schlußendlich war es so, dass er mich anstatt nach Hause zu Livianus geschickt hat, der sein Patron ist, damit der sich mit mir rumschlägt. Silanus und ich hatten einen fürchterlichen Streit, dabei wäre ich sogar bereit gewesen seine Frau zu werden, wenn er nur etwas mehr ... Enthusiasmus gezeigt hätte. Aber er ist zu sehr Soldat um Ehemann zu sein. Er ist zu nett. Wahrscheinlich würde er mir Geld schicken, wenn ich ihn darum bitte. Aber das will ich nicht. Ich rechne es ihm an, dass er mich nicht zu meinem Vater zurück geschickt hat. Dennoch hat er mich gekränkt und verletzt und das werde ich ihm nicht verzeihen." Sie trank einen Schluck Wein und spülte ihre bitterbösen Gedanken beiseite. "Da fällt mir ein, der Name Iunius Brutus sagt dir noch gar nichts, richtig? Das ist ein Soldat, den Silanus in die Familie aufgenommen hat. Ein stattlicher Mann, höflich und gutaussehend. Wir haben in Confluentes einige Zeit miteinander verbracht. Vielleicht kommt er irgendwann einmal nach Rom, er sucht seine große Liebe, weißt du. Dann stell ich ihn dir vor. Wo er doch zur Familie gehört." Sie lächelte matt und beobachtete Philas geübte Handgriffe.

  • Sie hätte stundenlang so dasitzen und sich frisieren lassen können. Phila ging zwar sehr routiniert aber auch sanft zu Werke, und Serrana, die mit körperlichen Zuwendungen in ihrem Leben bislang nicht gerade verwöhnt worden war, empfand die leichten Berührungen auf ihrem Kopf und in ihrem Nacken als sehr angenehm und genoss sie mit geschlossenen Augen und einem glücklichen Lächeln auf den Lippen.


    Im Verlauf von Narcissas Erzählung siegte dann aber doch die Neugier und sie öffnete die Augen wieder um ihre Cousine anzusehen. Die Familie war scheinbar doch größer, als sie gedacht hatte.


    "Und dieser Verwandte hat sich wirklich Brutus genannt?" fragte sie und musste kichern. "Das ist aber wirklich eine gewagte Namenswahl...." Dann wurde sie jedoch wieder ernst, als sie über Narcissas und Silanus Geschichte nachdachte.


    "Das klingt alles so traurig" sagte sie dann mitfühlend. Dass Narcissa Silanus nicht um Geld bitten wollte, konnte sie gut verstehen, sie selbst war zwar nicht annähernd so selbstbewusst, aber stolz war sie auch. Bevor sie Laevina nach deren grausamen Drohungen auch nur einmal um Geld bat, würde sie lieber für den Rest ihres Lebens die öffentlichen Latrinen schruppen.


    "Es klingt wirklich so, als würdet ihr nicht besonders gut zueinander passen." Sie sah Narcissa nachdenklich an. Ihre Cousine war schon ein sehr besonderer Mensch, das war Serrana schon nach kurzer Bekanntschaft mit ihr klar. Da musste ein Mann wahrscheinlich schon einiges wegstecken können... dachte sie schmunzelnd.


    "Aber warum stört es dich denn so, dass er nett ist? Das ist doch eigentlich etwas schönes, zumindest in meinen Augen... Wie sollte ein Mann denn sein, damit du es mit ihm aushältst?"

  • "Traurig? Mhh, ja. Vielleicht. Ich weiß nicht. Hauptsache ist doch, dass ich hier und nicht in Athen bin. Du glaubst nicht, was mein Vater mit mir machen würde, wenn er das alles weiß. Silanus war seine letzte Hoffnung." Narcissa lachte laut, doch es klang nicht fröhlich. Sie trank noch etwas Wein und sah zu Serrana. Phila würde sie noch etwas schminken müssen, damit es besser zur Frisur passte. Nur ein bisschen. Dann wurde sie noch nachdenklicher, denn die Frage die Serrana ihr da gestellt hatte war gar nicht so einfach zu beantworten. "Tja, wie sollte er sein. Du meinst neben reich, erfolgreich und gutaussehend?" Sie grinste, war das doch wohl das Standartpaket, welches sich alle wünschten. "Auf jeden Fall nicht zu nett. Er sollte wissen, was er will und erreichen möchte und ehrgeizig sein. Ich habe nicht vor mich dem Erstbesten an den Hals zu werfen. Gebildet wäre nett, damit man sich auch mit ihm unterhalten kann und sich nicht alles nur aufs Bett beschränkt. Ein Senator vielleicht. Das wäre doch mal was." Sie lächelte sanft. Wieso nur schoß ihr das Bild vom nackten Flavus in den Kopf? Sie kicherte und versuchte sich nichts anmerken zu lassen.

  • "Ich bin auch sehr froh, dass du hier und nicht mehr in Germanien oder Athen bist" sagte Serrana aufrichtig und drückte Narcissas Hand. Mittlerweile war sie mit ihren Zuneigungsbezeugungen schon ein wenig mutiger, ihre Cousine schien sich ja nicht daran zu stören.


    "Dein Vater weiß wahrscheinlich gar nicht, was er an dir hat, und irgendwann wird er sicher mal sehr stolz auf dich sein." Bei ihrem letzten Satz schwang ein wenig Wehmut mit, denn eine derartige Erfahrung würde sie niemals machen können. Andererseits hatte sich ihr Vater schon nicht für sie interessiert, als sie noch klein gewesen war, da würde es heute kaum anders sein, selbst wenn er noch am Leben gewesen wäre.
    Serrana musste schmunzeln, als sie wieder die Worte "reich, erfolgreich und gutausehend" aus Narcissas Mund hörte. Wer wünschte sich so etwas denn nicht...obwohl sie persönlich dem von Narcissa so geringeschätzten "nett" durchaus eine größere Bedeutung zumaß.


    "Oho, ein Senator, du willst aber hoch hinaus" sagte sie dann und kicherte ebenfalls, wenn auch aus ganz anderen Gründen als Narcissa.
    "Aber ich bin mir sicher, du wirst deinen wichtigen und ehrgeizigen Mann früher oder später finden. Von denen gibt es hier in Rom sicher eine ganze Menge..."


  • "Die Angelegenheit sollte nicht groß breit getreten werden. Schau was du herausfinden kannst, ohne direkt mit dem Praefectus Urbi zu sprechen. Er muss nichts davon wissen. Du verstehst?"


    Livianus nickte wohlwollend.


    "Dein zukünftiger Arbeitsbereich hier im Haus liegt direkt neben meinem Officium. Ein kleiner Raum mit einer Verbindungstüre zu mir. Er wurde bereits vorbereitet und eingerichtet."

  • Leichte wiegte sie den Kopf hin und her und nickte dann. Nun gut, sie wüde auch ohne offizielle Dokumente Infromationen einhollen können.


    "Ich werd schon Antworten bekommen und dir dann Bescheid geben!" meinte sie recht zuversichtlich. Der Rest würde sich dann zeigen, wenn es soweit war.


    "Dann werde ich mir meinen Arbeitsbereich nachher ansehen!"

  • "Ja, ich hoffe auch einen zu finden. Deswegen bin ich ja in Rom. Abseits in einer kleinen Provinz kann man keine guten Ehemänner finden, glaub mir. Und du? Der Mann deiner Träume, wie sollte er sein?"


    Narcissa drückte ebenfalls kurz die Hand ihrer Cousine und lächelte sanft. Ihre Laune stieg schon wieder, es war schön, so schön, jemanden zum reden zu haben. Und vor allem jemand, der so an ihren Lippen hing. Da kam man sich gleich ein kleinesbisschen wichtig vor.

  • Der Mann ihrer Träume? Das war nun wirklich eine schwere Frage und Serrana musste einen Moment lang überlegen, um eine passende Antwort zu finden.


    "Oh, wie soll ich das erklären...." sie stockte kurz. "Ich hoffe, dass ich irgendwann jemanden finden werde, dem ich wirklich wichtig bin. Ich selbst, weißt du, nicht meine Gens oder meine Familie...Die Gefahr, dass mich jemand meines Geldes wegen haben möchte, besteht ja zum Glück nicht.." fügte sie ein wenig bitter hinzu.


    "Und ich möchte mich in seiner Gegenwart wohl fühlen und sicher. Ich hab mein ganzes bisheriges Leben immer nur Angst gehabt, und ich will, dass das endlich aufhört. Wenn diese beiden Sachen einträfen, wäre ich schon sehr glücklich. Alles andere ist nicht so wichtig..."
    Ob das für ihre Cousine überhaupt Sinn machte? Schließlich hatte die ganz andere Erwartungen an ihr zukünftiges Leben.


    "Und wenn es so jemanden nicht gibt, dann bleibe ich eben allein. Das wäre mir allemal lieber als meine gesamte Ehe in getrennten Räumen zu verbringen so wie meine Großeltern."

  • "Verständlich." sagte Narcissa nur und nippte vom Wein. Ein Leben lang Angst. Wie sich das wohl anfühlen mochte? Sie schüttelte bedauernd den Kopf und sah zu Serrana, die sich unter Philas fachkundigen Griffen immer mehr zu einer römischen Dame entwickelte. "Hast du mal daran gedacht, Priesterin zu werden? Für eine Vestalin bist du schon zu alt, aber vielleicht wäre ein anderer Kult für dich passend. Dann musst du auch nicht unbedingt heiraten, wenn du nicht willst. Und es ist ehrenvoll, dagegen könnte selbst deine Großmutter nichts sagen." Narcissa überlegte laut und lächelte sanft. Ja, als Priesterin konnte sie sich ihre Cousine wirklich gut vorstellen. Sie selbst hatte dahingehend keinerlei Ambitionen, nicht im geringsten, aber Serrana vielleicht.

  • Als Narcissa sie auf eine mögliche Laufbahn als Priesterin ansprach, erhellte sich Serranas Miene sofort und sie begann zu strahlen.


    "Was für ein Zufall, dass du dieses Thema ansprichst. Calvena und ich waren vor ein paar Stunden beim Pontifex Tiberius Durus und der hat uns gestattet, in den Cultus Deorum einzutreten. Morgen beginne ich mit meiner Ausbildung als Priesterin der Minerva und ich freue mich schon sehr darauf"


    Serrana hätte zu gern gewusst, wie sie mittlerweile aussah, aber ganz offensichtlich war Phila immer noch mit ihrem Haar beschäftigt. Sie würde sich also noch etwas gedulden müssen.


    "Weißt du, diese Ausbildung ist das erste, das wirklich nur mir gehört, und das wird mich auch niemand mehr wegnehmen können, ganz egal wie meine Zukunft auch verlaufen mag. Und darauf bin ich sehr stolz."

  • Hoppala! Narcissa schluckte. Nicht nur, dass sie mit ihrem Einfall anscheinend völlig ins Schwarze getroffen hatte, Serrana war ihr sogar schon zuvor gekommen. Sie grinste. Trank etwas Wein. Und grinste wieder. "Ehrlich, das freut mich für dich. Ganz wundervoll!" Sie grapschte sich eine Weintraube und sah dann etwas nachdenklich zu Serrana. "Du und Calvena, ihr scheint euch sehr zu mögen, richtig? Seid ihr Freundinnen?" fragte sie etwas argwöhnisch und biss in die dunkle Weintraube, deren Süße erfrischend war und herrlich zum Wein passte.


    Sie lehnte sich zurück und schaute gegen die Decke. Minerva. Passende Wahl. Aber so anstrengend. Sie sah zu Serrana und schaute nachdenklich. Ob Serrana damit zurecht kommen würde, die Verantwortung im Tempel. Dass sie vor Leuten sprechen musste. Und all das, nun ja, was man als Priesterin auch immer zu tun hatte? Und vor allem, hätte die Brünette dann noch Zeit für sie? Würde sie sie noch besuchen kommen oder etwa mit Calvena, die zu allem Überfluß ebenso Priesterin wurde, ihre Zeit verbringen? Narcissa seufzte. Das war alles nicht ganz so, wie sie sich das vorgestellt hatte.

  • "Danke, das ist sehr lieb von dir." antwortete Serrana glücklich. "Ich werde sogar ein bisschen Geld verdienen, natürlich ist es nicht viel, aber ich werde damit über die Runden kommen, und das ist die Hauptsache."


    Als Calvenas Name fiel, begann Serrana automatisch zu lächeln und sie erinnerte sich an ihr erstes Zusammentreffen auf den Trajanischen Märkten.


    "Oja, das sind wir, und ich bin so froh darüber." begann sie zu erzählen. "Sie hat mich auf dem Markt angesprochen, weil ich mich ein bisschen kindisch benommen habe..." der Gedanke war ihr immer noch ziemlich peinlich. "Und dann hat sie mich beraten, als ich den hier gekauft habe." sie zeigte Narcissa ihren schmalen goldenen Armreif mit dem Blütenmuster, den sie seit diesem Tag hütete wie ihren Augapfel, da er ihr persönlicher Glücksbringer geworden war. "Sonst hätte ich wahrscheinlich eine alte verstaubte Schriftrolle gekauft und mich tagelang in der Bibliotheca vergraben..."


    Bei dem Gedanken an das damalige Treffen wurde ihr ganz warm ums Herz und sie strahlte noch ein bisschen mehr.


    "Danach haben wir ganz lange miteinander geredet und uns alles mögliche erzählt, und jetzt könnte ich mir Rom gar nicht mehr ohne sie vorstellen. Ich bin so froh, dass Calvena damals meine Großmutter noch nicht kannte, sonst hätte sie wahrscheinlich einen weiten Bogen um mich gemacht und ihren Onkel Avarus gewarnt, damit er die Casa Germanica belagerungssicher verrammelt...."

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