• Während er zuhörte und schon einmal einige Rechnungen anstellte spielte Catubodus unbewusst an seinem Kinnbart herum. Fünfzehn Damen etwa. Nunja, solche Gelegenheiten hatten den Hang auszuufern, wie er wusste und er kalkulierte schon einmal etwas zusätzliche Verstärkung mit ein. "Besser wir kommen eher. Dann ist das eines Weniger an das du dann denken musst. Die Vorbereitungen sind doch gewiss umfangreich?" Es war mehr eine Feststellung denn eine Frage, doch sie leitete fließend zum nächsten Thema. "Ebenso wie das Budget?" fügte er schelmisch lächelnd hinzu und um zu verhindern, dass er das erste Angebot machen musste fügte er umgehend hinzu: "Was hattest du denn für mich und meine Leute veranschlagt?"
    Es war ihm nicht gerade der angenehmste Teil seiner Arbeit, doch mit der jungen Frau zu verhandeln machte geradezu Spaß. Fast vergnügt genoss er den Inhalt seines Bechers und wenn er auch andere Gebräue bevorzugte, so musste er zugeben, dass dieser Tropfen sich sehen lassen konnte, zumindest so weit er dies beurteilen konnte.

  • Der Sklavenjunge lief auf flinken Füßen voraus und führte die Gäste, wie von Marcus befohlen, zum Säulengang, wo er in seiner Aufregung völlig vergaß, ihnen etwas zu Trinken anzubieten, sondern gleich wieder verschwand, um die Decima zu holen.


    Kurze Zeit später tauchte Seiana auf, allein, weil sie den Jungen weiter geschickt hatte um Elena zu suchen. Freudestrahlend bog sie um die Ecke und kam auf Caius zu, umarmte ihn und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen. „Caius“, begrüßte sie ihn, mit einem fast schon zärtlichen Unterton. „Ich freu mich so dich zu sehen, ich hätte nie gedacht, dass du so schnell schon nach Rom kommst – deinen Brief hab ich erst vor ein paar Tagen bekommen! Salve, Katander“, grüßte sie dann auch den Sklaven mit einem ehrlichen Lächeln, „Elena müsste auf dem Weg sein. Aber du kannst sie auch gern suchen gehen, wenn du möchtest.“ Dann erst fielen ihr die Blumen auf, und etwas überrascht zog sie die Brauen hoch. Blumen? Caius und Blumen? Seiana war kein Mensch, der schnell anfing andere zu verdächtigen, aber Caius hatte ihr noch nie Blumen mitgebracht, weswegen sie doch erstaunt war. Lag es nur daran, dass Blumen in Ägypten, bei der Hitze und Trockenheit, nicht so leicht zu bekommen waren, dass er nun welche mitbrachte? „Für wen sind die?“

  • Caius war zwar schon mal hier gewesen, aber erinnerte sich kaum noch daran. So ein Säulengang sah aber eh überall gleich aus, fand er. Während er so wartete, drückte er die bunten Blumen noch etwas mehr. Dann huschte auch schon Seiana um die Ecke, und kurz darauf war sie Caius an den Hals geflogen. Er machte nur ein leises Uffz, dann grinste er und schob sie wieder weg von sich. Katander hob die Augenbrauen.
    »Salve, Seiana. Ähm, ich denke, ich geh sie mal suchen. Danke«, erwiderte er und nahm die willkommene Fluchtmöglichkeit dankbar an. Schwupps, weg war er. Und Caius stand alleine da, Katander noch kurz mit gemischten Gefühlen hinterhersehend.
    »Na«, sagte er.
    »Hätte ich auch nicht gedacht, aber Quarto hat mir einen Platz im Palast versprochen, wenn ich mich beeile. Also hab ich mich entschlossen, dass das ein guter Deal ist.« Er lächelte kurz und sah dann die Blumen in seiner Hand an. Arg mitgenommen waren sie inzwischen.
    »Oh, äh... Die? Für dich. Für wen sonst?« Und er drückte ihr die Dinger in die Hand und grinste nervös.

  • Seiana sah Katander einen Augenblick hinterher, immer noch lächelnd. „Mh. Elena wird sich richtig freuen, dass ihr schon da seid. Ich glaub die nächste Zeit brauchen wir gar nicht nach den beiden suchen.“ Sie grinste Caius an, nahm seine Hand und zog ihn hinüber zu einer Sitzgruppe. „Möchtest du etwas? Irgendwas zu trinken, oder essen? Wie war denn die Reise?“ Seiana ließ sich in einen der Sessel sinken und musterte ihn. Es war noch gar nicht so lange her, dass sie sich das letzte Mal gesehen hatten – nicht lang jedenfalls im Vergleich zu der Zeitspanne, die sie eigentlich erwartet hätte –, aber dennoch war sie erleichtert, dass er jetzt schon da war. Sie hatte ihn vermisst, seine fröhliche, lockere Art, mit der er sie immer irgendwie aufheitern konnte. Und nachdem ihre Abreise und die Tage davor trotzdem recht getrübt gewesen waren, war es jetzt umso schöner, ihn wiederzusehen. „Das klingt doch toll – was für einen Platz hat er dir denn versprochen? Heißt das, du wirst erst mal in Rom bleiben?“ Darüber hatte Seiana sich noch keine Gedanken gemacht, hatte sich keine Gedanken machen wollen – wenn sie heirateten, war es klar, dass sie nicht in zwei verschiedenen Städten wohnen konnten, schon gar nicht, wenn die eine das Zentrum der Welt war und die andere am Rand eben jener Welt lag. Aber sie wollte Rom auch nicht wieder verlassen, nicht für den Moment. Es tat ihr gut, hier zu sein – vor allem tat es ihr gut, Faustus in der Nähe zu wissen. Und wenn Caius hier einen Posten bekam, dann würde sich dieses Problem zumindest für die nächste Zeit von selbst lösen.


    Dann wanderte ihr Blick zu den Blumen. „Für mich?“ Ihre Augen weiteten sich etwas. „Äh. Was ist der Anlass? Ich meine, du… ich freu mich, aber…“ Sie nahm die Blumen von ihm entgegen und senkte kurz ihre Nase zu den Blüten, bevor sie wieder aufsah. „Du hast mir noch nie Blumen mitgebracht“, grinste sie ihn an. „Und so lang ist es auch nicht her, dass wir uns das letzte Mal gesehen haben.“

  • »ja besser nicht. Wer weiß, wohin die zwei sich verkrümeln um was-auch-immer zu tun«, witzelte Caius und grinste. Augenblicklich aber dachte er wieder an sein Stelldichein mit Axilla und wurde schnell wieder ernst. Bereitwillig ließ er sich zu einem Sessel ziehen und pflanzte sich darin.
    »Nein, für mich bitte nichts«, sagte er.
    »Die Reise war... Naja. Das Meer war ganz schön wild. Heute Nacht bin ich aufgewacht, weil ich dachte, ich wär immer noch auf diesem Schiff.« Caius schüttelte den Kopf und zuckte dann die Schultern.
    »Aber jetzt bin ich ja hier, und hier bleibe ich auch erstmal. Hast du meinen Brief eigentlich bekommen? Warst du schon mal bei dieser Medizintaverne?« lenkte er ab.


    »Naja, ich werde schone erstmal in Rom bleiben, auch wenn mir Katander in den Ohren liegt, dass es ihm in Ägypten viel besser gefallen hat vom Klima her... Aber schließlich hab ich jetzt hier Arbeit, und wir wollen ja auch heiraten, nicht wahr?« fragend sah er Seiana an.
    »procurator a memoria!« verkündete er dann stolz, sich bewusst, dass Piso (ein Patrizier!) als kleiner primicerius angefangen hatte und das noch immer war!


    Schnell hielt die gute Laune allerdings nicht an, da Seiana die Frage aller Fragen stellte.
    »Ich, äh, nichts - einfach nur so!« beeilte er sich zu sagen und warf ein unsicheres Grinsen mit ins Spiel.
    »Darf ich meiner Verlobten denn keine Blumen schenken?« ging er seinerseits zum Angriff über.

  • Seiana grinste zurück bei Caius’ Andeutung, der allerdings Elenas’ und Katanders möglichen Verbleib nicht nur nicht weiter kommentierte, sondern auch überraschend schnell wieder ernst wurde. Kurz zog sie die Brauen ein wenig hoch, aber sie sagte nichts mehr dazu, sondern bedeutete nur einem Sklaven, ihr ein Wasser zu bringen. „Bei dir auch? Meine Rückreise war furchtbar… Ich glaub mir war noch nie so schlecht im Leben. Wie lang bist du denn schon wieder in Rom?“ Der Becher Wasser wurde ihr gereicht, und Seiana nippte kurz daran. „Ja, angesehen hab ich sie mir. Sie ist eher klein, hat aber einiges im Sortiment, und sie ist gut geführt – wenn du sie wirklich nicht behalten möchtest, würde ich sie gern übernehmen. Ich hab zwar von dem Geschäft nicht allzu viel Ahnung“, sie grinste kurz, „aber das hat mich ja noch nie davon abgehalten, ein Geschäft zu übernehmen. Und was nicht ist, kann ja noch werden.“ Vor allem bei der Töpferei hatte sie sich auch sehr stark einarbeiten müssen, weil sie davon zu Anfang kaum etwas gewusst hatte.


    „Na ja hör mal, Katander wird das Klima in Rom ja wohl auch aushalten – so kalt ist es hier auch wieder nicht. Vielleicht tut ihm ein Winter in Germanien mal wieder ganz gut. Ich freu mich jedenfalls, dass du erst mal in Rom bleiben möchtest.“ Sie lächelte, nur Caius dann wieder ein wenig überrascht zu mustern. Es war weniger Zusicherung an sich, die er sich über die Hochzeit holen wollte, vielmehr der fragende Unterton, der die Worte tatsächlich als Frage kennzeichnete. Irgendwie… Sie konnte nicht genau sagen, was es war, konnte nicht den Finger darauf legen, aber irgendwie schien etwas anders zu sein. Flüchtig dachte sie an Alexandrien, wie locker und unkompliziert es da gewesen war, an ihren Ausflug, als sie sich verlobt hatten, an die zahllosen Unterhaltungen in seiner Wohnung… Lag es daran, dass sie jetzt in Rom waren, nicht mehr unbeobachtet? „Natürlich wollen wir.“ Sie grinste erneut und strahlte ihn dann gleich darauf an, das hieß, nicht ganz, weil sie sich gleichzeitig vorneigte und ihn kurz umarmte. „Procurator a memoria? Das ist großartig, Glückwunsch!“


    Und dann wurde es wieder etwas merkwürdig, als die Sprache auf den Blumenstrauß kam. Caius wirkte irgendwie… unsicher. Und Seiana konnte sich nicht wirklich erinnern, wann er das letzte Mal unsicher gewirkt hatte. Als sie bei ihm in Alexandrien aufgetaucht war, einfach so, und er nicht gewusst hatte, was sie wollte… Als er ihr den Heiratsantrag gemacht hatte… „Natürlich darfst du“, beeilte sie sich zu versichern, während sie sich innerlich schalt, dass sie sich doch lieber über die Blumen freuen sollte anstatt sich Gedanken zu machen über ein Verhalten, das vermutlich nur in ihrer Einbildung etwas merkwürdig schien. „Ich freu mich drüber, danke schön“, sagte sie dann in die Stille hinein, als diese etwas zu lang zu werden drohte.

  • »Seit drei Tagen«, erwiderte Caius.
    »Und ich habe mir vorgenommen, nie wieder ein Schiff zu besteigen.« Rein vorsorglich hatte er nicht auf Iuppiters Stein geschworen. Er hatte keine Lust, dass der ihm irgendwann mal einen Blitz in den Hintern jagte, nur weil Caius aus irgendeinem Grund vielleicht doch an Bord eines Schiffes gehen musste. Sicher war da sicherer.


    »Also magst du sie haben, ja?« fragte er noch mal nach.
    »Bei deinem Wirtschaftsglück ist das sicher bald eine der reno...vier...testen? Remontiertesten Läden ganz Italiens! Also, ich schenk sie dir. Ich sag Katander später bescheid, dass er dir die Unterlagen vorbeibringen soll.« Caius lächelte und beugte sich vor, um Seiana auf die Wange zu küssen.
    »Herzlichen Glückwunsch. Da steigst du noch zur Großunternehmerin auf.«


    »Jaah... Ein Winter vielleicht nicht, aber Germanicus Avarus hat mich gestern eingeladen, im Frühjahr sein Gestüt zu besichtigen«, erwiderte Caius vorsichtig. Dabei dachte er an Avarus Worte, dass er sicher froh wäre, der Ehe mal für ein Weilchen zu entkommen. Aber momentan stand ja noch nicht mal ein Termin, da ließ sich sowas ja echt leicht sagen. Dann fiel ihm Seianas Blick auf.
    »Hm? Wasn?« Und er musterte sie aus skeptisch.
    »Tjahaa, schade dass dein Onkel nicht mehr in Rom wohnt, was? Jetzt würde er mich dann wohl sicher nicht abweisen! Zumal ich nächste Woche mit Quarto nach Misenum reisen werde, um den Kaiser zu besuchen«, erzählte Caius ein wenig stolz und schmunzelte.


    Über die Blumensache ließ er sich noch zu einem kurzen Lächeln hinreißen, dann lenkte er ab.
    »Also, jetzt gibt es dann wohl einen straffen Zeitplan, was? Da müssen wir sehen, dass wir das alles unter einen Lorbeerkranz kriegen. Quarto will dich natürlich kennenlernen. Und ich muss irgendwann deinem Bruder hallo sagen. Und meine Eltern werden wir auch noch besjuchen müssen. Ach, und ich will, dass du Piso kennenlernst. Vorschläge wegen der Reihenfolge?« Caius ging da pseudoprofessionell ran, nicht locker und witzig, wie sonst. Aber ihm lag auch noch das gespräch mit Quarto im Magen.

  • „Oooh ja“, seufzte Seiana. „Ich weiß genau was du meinst.“ Dann huschte ein Schmunzeln über ihre Lippen. „Mal sehen ob ich den Laden renovier… Danke!“ Überrascht sah sie ihn an, als Caius sagte er würde ihr das Geschäft einfach so schenken. „Hör mal, das ist aber nicht nötig, ich mein, ich kann dir auch was bezahlen dafür…“ Sie musste lächeln und schüttelte den Kopf. „Großunternehmerin… da müsste ich noch was ganz anderes aufziehen, glaub mir. Hast du irgendwelche Unterlagen zu der taberna?“ Sie freute sich schon darauf, die taberna medica von ihm zu übernehmen. Sobald sie die nötigen Dokumente von Caius bekommen hatte, würde sie sich eingehend damit beschäftigen, würde überprüfen, wie der Laden bisher gelaufen war, wo es vielleicht Verbesserungspotential gab… Und solange sie sie noch nicht hatte, würde sie sich allgemein in das Thema einlesen. Mal sehen, ob sie hier im Haus etwas dazu fand… Mit den Angestellten würde sie dann auch bald sprechen müssen, da konnte sie vielleicht morgen schon einen Termin ausmachen, aber das brachte nichts, bevor sie sich nicht wenigstens etwas mit dem Geschäft beschäftigt hatte.


    Ein wenig aus den gedanklichen Planungen gerissen, sah sie dann auf, als Caius weiter sprach. „Germanicus Avarus’ Gestüt? Dann solltest du das der Decima in Hispania auch noch besichtigen, damit du einen Vergleich hast“, grinste sie. „Nichts“, versicherte sie gleich darauf schnell, konnte sie doch selbst nicht so genau sagen, was eigentlich los war. Dass dieser fragender Unterton untypisch für ihn war, hatte sie sich sicher nur eingebildet. Und Caius lenkte gleich darauf auch schon erneut ab. „Na die Aktion einfach so zu ihm zu gehen war aber auch etwas… ungeschickt. Mich hast du damit noch viel mehr auf die Palme gebracht, wie du dich vielleicht erinnerst.“ Sie grinste ihn an. „Aber er hatte nichts gegen dich. Sonst hätte er mich nie einfach so nach Ägypten gelassen. – Den Kaiser? Tust du echt?“ fragte Seiana dann nach, fast ein wenig ungläubig. Caius erwähnte so selten, mit wem er verwandt war, dass es allzu leicht war, einfach nicht daran zu denken. „Das ist… toll! Kennst du ihn den schon, oder triffst du ihn das erste Mal?“


    Und dann fing es an, merkwürdig in ihr zu kribbeln. Ein straffer Zeitplan… Sie wollte heiraten, sie musste auch heiraten, so alt wie sie inzwischen war, aber Caius so konkret davon sprechen zu hören, von den ganzen Vorbereitungen, wen sie alles kennen lernen musste, da… wurde ihr dann doch fast etwas mulmig zumute. „Ähm. Ja. Nein, also, die Reihenfolge ist mir eigentlich egal. Vielleicht triffst du Faustus auch heute noch, ich weiß nicht, ob und wann er heute kommt. Ansonsten würde ich vorschlagen, dass wir einfach mal gemeinsam essen. Und der Rest… ich weiß nicht, zumindest was Quarto betrifft, werden wir uns ja wohl eher nach ihm richten müssen. Hm, deine Eltern könnten wir einfach mal über ein Wochenende besuchen, vielleicht nicht das nächste, aber wie wäre es mit dem darauf? Ach nein, da bist du wohl noch in Misenum… Ich würd sagen, dann vielleicht eher danach, wenn du wieder in Rom bist. Und Piso… Willst du irgendwohin gehen? In den Circus oder ins Theater? Oder hattest du eher an ein Essen gedacht? Vielleicht kann er dazu kommen, wenn wir mit Faustus essen, was meinst du?“

  • Als Seiana ihm Geld anbot, sah Caius sie beinahe beleidigt an.
    »Also. Ich will kein Geld von dir. Unter Stirch gesehen bleibt es wohl eh mein Laden, wenn du das so gerne hättest.« Einerseits wollte er echt kein Geld von Seiana nehmen, weil die ihm ja mit der Übernahme sogar noch nen Gefallen tat (immerhin durfte man nur vier Betriebe am Laufen haben, und durch die außerplanmäßige Vererbung war das sein fünfter), und außerdem waren sie eh bald verheiratet. Vermutlich. Und wegen der Mitgift musste er auch noch mit Serapio reden. Liebesheirat schön und gut, aber sowas gehörte sich nun mal. Er würde ja nicht gleich die letzte Tunika der Decimas verlangen.
    »Nur die Besitzurkunde, soweit ich weiß. Ich hab noch nicht alles durchgesehen, dafür war die Zeit zu knapp. Aber was ich habe, geb ich nachher Katander, dann kann der das gleich heute noch herbringen. Ansonsten musst du dich an den decemvir vor letzten Jahr wenden, der das Erbverfahren abgewickelt hat. Den Namen find ich sicher noch irgendwo.«


    »Na wenn ich's dirdoch sage! Quarto will mich dabeihaben, aus irgendeinem Grund. Vielleicht geht es dabei wirklich nur um die Ernennung zum procurator. Jedenfalls ist der Kaiser wohl sehr krank. Das darfst du niemandem erzählen, Seiana! Vielleicht ist es das letzte Mal, dass ich ihn sehe. Ich kenne ihn zwar, aber nicht wirklich. Nur flüchtig. Meistens war er nicht hier, wenn ich in Rom war«, erzählte Caius und lehnte sich ein wenig zurück.


    Bei Seianas Erwiderung zu seinen Hochzeitsgedanken musste Caius dann doch grinsen. Allerdings nur so lange, bis Seiana ihm offenbarte, dass er vielleicht heute noch Serapio treffen würde.
    »Ähm. Meinst du, das ist eine gute Idee? Sollte ich mit ihm allein reden oder so? Ich hab ja keine Ahnung, wie er so drauf ist.« Aber Caius würde sich auch schlagen, wenn es das war, was Seianas Bruder haben wollte!
    »Ich würde lieber nicht mit ihm und Piso essen wollen. Ich dachte mir, ähm... Dass ich Piso und dich und äh..hm...du kennst sie ja vielleicht...Iunia...Axilla? Also, dass ich euch drei einlade und wir, hm, einen ungezwungenen Abend...also, naja, verbringen? Bei mir?« Caius bleckte die Zähne zu einem zerknirschten Grinsen und räusperte sich dann geschäftsmäßig.
    »Weil, also, Axilla und Pi könnten ziemlich gut zusammenpassen, denk ich. Deswegen.«
    »Und wegen meinen Eltern... Ich schreib ihnen einfach, dass wir in fünf Wochen kommen und noch nicht wissen, wie lange wir bleiben. Zwei Tage für die Strecke sind ziemlich wenig. Das lohnt sich kaum. Ich könnte dir in Ravenna ein paar Dinge zeigen«, sagte er.
    »Was meinst du?«

  • Ganz leicht hob Seiana die Augenbrauen. „Nein, das hätte ich nicht gern so“, antwortete sie ruhig. Das war ja der Grund, weshalb sie ihm überhaupt etwas angeboten hatte. Sie war nicht gern abhängig von anderen, deswegen hatte sie mit der Töpferei angefangen, hatte sich einen Patron gesucht, hatte jede Menge Arbeit hinein gesteckt. Ihre Familie hatte Geld genug, dass sie das nicht nötig gehabt hätte, aber sich darauf zu verlassen, hatte sie nicht gewollt. Und auch wenn sie kein Problem damit hatte, ein Geschenk anzunehmen, wollte sie dennoch genauso wenig, jetzt oder nach der Hochzeit, auf Caius angewiesen sein, in der Form, dass sie abhängig war. Jeder, egal, ob es ihre Familie oder ihr zukünftiger Ehemann war, konnte sich darauf verlassen, dass sie nichts tun würde, was ihre Ehre beschmutzte – aber ihre Unabhängigkeit war ihr zu wichtig, um sie aufzugeben. Dennoch sagte sie nichts weiter zu diesem Thema, sondern nickte nur leicht auf die nächsten Worte hin. „Schick ihn vorbei mit dem, was du hast. Den Rest organisier ich mir dann selbst.“ Gedanklich machte sie sich ein paar Notizen, was sie dann noch würde auftreiben müssen. In Anbetracht dieser Umstände war es wohl unvermeidlich, dass sie sich die Taberna ohne allzu große Vorkenntnisse ansah und sich von den Angestellten darlegen ließ, wie die Geschäfte in der letzten Zeit gelaufen waren.


    „Wenn Quarto dich dabei haben will, wird er sich schon was gedacht haben. Lass dich einfach überraschen“, schlug sie dann mit einem leichten Grinsen vor, nur um gleich darauf ernst zu werden. Dass es schlecht um den Kaiser stand, war nicht wirklich ein Geheimnis, auch wenn es häufig dementiert wurde – aber dass es so schlecht stand, war ihr nicht bewusst gewesen. „Das klingt… aber gar nicht gut. Wenn er…“ Seiana verstummte. Sie wollte diesen Gedanken gar nicht laut aussprechen – aber wenn der Kaiser tatsächlich dem Tod so nahe war, wie Caius gerade andeutete, war das für Rom und das Reich kein gutes Zeichen. Innerhalb so kurzer Zeit gleich zwei Kaiser zu verlieren? Sie schüttelte den Kopf. „Ich werde zu niemandem etwas sagen. Da kannst du dich drauf verlassen“, versicherte sie. Sie arbeitete zwar bei der Acta, aber derartige Informationen würde sie dort nicht preisgeben, schon gar nicht, wenn sie sie von Caius auf diese Weise bekam.


    Anschließend lehnte sie sich etwas zurück und nippte wieder an ihrem Wasser, was auch dem Zweck diente, dass sie sich etwas hinter dem Becher verstecken konnte. „Hm. Willst du ihn denn lieber erst mal alleine treffen, ohne mich?“ Seiana musterte Caius, und ihre Brauen waren diesmal ganz leicht gerunzelt. Der Gedanke gefiel ihr nicht. Es ging immerhin um sie, um ihre Zukunft, da wollte sie dabei sein – andererseits, wenn Caius darauf bestand… Sie dachte an die Briefe, aber Faustus schien sich beruhigt zu haben, jedenfalls hatte sie diesen Eindruck gehabt bisher. Möglich, dass er sich ihr gegenüber auch ein wenig zurückgehalten hatte. Aber gerade wenn es so war, war es doch vielleicht eher besser, wenn die beiden nicht alleine aufeinander trafen, sondern jemand dabei war… Gut, es war Caius’ Entscheidung, wann und wie sie Flavius Piso kennen lernen sollte, aber bei seinem ersten Aufeinandertreffen mit Faustus wäre sie dennoch gerne dabei. Und dann war es wieder so weit, dass sie überrascht den Blick hob – als er anfing, herumzustottern. „Ja, klar kenne ich sie. Was… achso.“ Seiana lachte. „Meinst du dass sie das würden? Also wegen mir gerne. Und was deine Eltern angeht, und Ravenna: klar, lass uns das machen.“ Auch wenn sie sich nicht ganz so sicher war, ob sie für unbestimmte Zeit in Ravenna bei seinen Eltern bleiben wollte… sie kannte sie ja gar nicht, wusste nicht, wie sie waren. Aber wenn es nicht ganz so gut lief, konnten sie ja immer noch vorzeitig abreisen. Wobei, wer wusste schon, wie Caius reagieren würde auf eine solche Bitte… Seiana beschloss, es einfach abzuwarten.

  • Caius hob die Augenbrauen und sah Seiana fragend an. Was hätte sie jetzt nicht gern so? Dass der Betrieb hinterher einen Teil der Mitgift darstellte oder...? Er sah ein wenig durcheinander aus, fragte aber nicht noch mal genauer nach. Solche Sachen würde er mit Serapio besprechen. Dann. Wenn sie sich kennengelernt hatten. Was ihn an die nächste Schwierigkeit denken ließ. Vielleicht war es wirklich besser, wenn er sich allein mit Serapio traf? Oder doch lieber gemeinsam mit Seiana? Caius zog die Unterlippe ein und seufzte tief.


    »Du könntest uns einander vorstellen und dann irgendwas anderes machen oder so«, schlug er vor.
    »Ich denk, das wär ganz gut.« Dann konnte sie ihren Bruder hinterher auch verarzten, wenn Caius mit ihm fertig war.
    :D


    Um seine Eltern würde er sich dann kümmern, und wenn sie aus Misenum zurück waren, würde er Seiana zu Quarto schleppen. Das Abendessen würde er auch erst dann einplanen, wenn sie wieder da waren von ihrem Besuch beim Kaiser.
    »Ja, das wäre gar nicht gut. Deswegen hat Quarto eine Idee, und deswegen fährt er hin...« Caius zog eine Grimasse. Ihm war nicht wohl bei dem Gedanken, Seiana so viel zu erzählen. Nicht, bevor Quarto sie kennengelernt und für vertrauenswürdig befunden hatte.


    »Ähm. Was meinst du denn, wann ein guter Zeitpunkt wäre, mich mit deinem Bruder bekannt zu machen? Hat er denn eigentlich noch was gesagt wegen uns?« fragte er scheinbar ganz arglos, doch im Hinterkopf hatte er noch immer den feindseligen Brief von Serapio...

  • Seiana war immer noch nicht so ganz begeistert, auch nicht wenn sie am Anfang dabei sein würde, aber dann gehen sollte. Aber wenn sowohl Faustus als auch Caius darauf bestehen würden… gefiel es ihr trotzdem nicht, aber dann würde sie die zwei halt allein lassen. Sollten sie tatsächlich so dumm sein aufeinander loszugehen, würde sie hinterher jedenfalls keinen von den beiden verarzten. Oder auch nur bemitleiden 8)


    Auf die Sache mit dem Kaiser ging Seiana nicht weiter ein. Sie konnte verstehen, wenn Caius darüber nicht allzu viel erzählen wollte, und sie gehörte nicht zu der Sorte Mensch, der furchtbar neugierig war. „Wart’s einfach ab“, erwiderte sie daher nur. „Du wirst dann schon erfahren, was er will.“ Sie lächelte aufmunternd, musste sich dann aber gleich darauf zusammenreißen, als Caius noch einmal auf das Treffen mit Faustus zu sprechen kam. „Ich müsst ihn fragen, wann er Zeit hat. Ich hatte ja keine Ahnung, dass du schon so schnell kommen würdest…“ Erneut fand der Wasserbecher den Weg zu ihren Lippen, während sie kurz überlegte. Vielleicht war es besser, wenn Faustus auch vorgewarnt war, dass Caius hier war und ihn sprechen wollte. „Wir… sind noch gar nicht so wirklich dazu gekommen, darüber zu sprechen“, antwortete sie ausweichend. „Er hat viel zu tun, und wie gesagt, ich dachte es dauert noch bis du kommst.“

  • Caius war es nur recht, wenn er das mit Serapio schnell hinter sich haben würde. Je eher sie sich trafen und aussprachen, desto besser, fand er. Deswegen runzelte er jetzt misstrauisch die Stirn, als Seiana sagte, dass sie ihn fragen wollte.
    »Hm, ja, gut... Vielleicht klappt das ja noch vor der Kaiserreise«, sagte er und meinte damit, dass er sich das wünschte.
    »Am besten sagst du mir dann gleich bescheid. Ich hab ja momenan hier in Rom eh nicht so viel zu tun außer Leute besuchen. Und zu den Rennen werd ich gehen«, bemerkte er und bekam kurz ein Strahlen aufs Gesicht.


    »Ähm, wie machen wir das mit Quarto? Da dürfte es auch nach Misenum reichen. Ich hatte ihm schon gesagt, dass das sonst alles etwas eng werden würde. Also machen wir das so: Dein Bruder, Misenum, Quarto, meine Eltern und dann das Essen mit Piso und Axilla?«

  • „Ich red mit ihm“, versprach Seiana. „Wenn du möchtest und Zeit hast, schicke ich einen Sklaven los, der sich erkundigt, ob und wann er heute in die Casa kommen kann. Dann könntest du einfach auf ihn warten.“ Die Frage war nur, ob sie dem Sklaven mitteilen sollte, wer auf Faustus warten würde… oder nicht. Es fiel ihr gerade schwer abzuwägen, was besser war: dass Faustus sich vorbereiten konnte, oder dass er überrascht werden würde. Allerdings gebot es schon allein die Fairness, dass sie ihm sagte, weswegen er heimkommen sollte. Dann grinste sie ebenfalls kurz. „Die Rennen, ja? Ich glaub ich sollte auch mal wieder hin. Allerdings sollten wir das wohl besser getrennt tun…“


    Bei der anschließenden Aufzählung der Besuchsreihenfolge überlegte Seiana kurz, oder eher, sie tat so. Im Grunde war es ihr egal, wen sie in welcher Reihenfolge besuchten, es war nur die schiere Anzahl… Ihr Magen zog sich ein wenig zusammen. In Alexandria war alles so leicht und unbeschwert gewesen. Sie war froh, wieder in Rom zu sein, sie wollte nicht zurück, aber was diese Hochzeit betraf und ihr Zusammensein mit Caius, das war… Es schien alles so viel drängender zu werden nun. Und ernster. Sie umklammerte den Wasserbecher, trank aber nicht mehr daraus, weil sie im Moment das Gefühl hatte, nicht einmal einen Schluck Wasser herunter zu bringen. Aber sie brachte ein Lächeln fertig das sogar einigermaßen echt wirkte. „Doch, das können wir gerne so machen. Wenn wir länger bei deinen Eltern bleiben, können wir ja sehen, wann wir fahren – und ob vielleicht das Essen mit Axilla und Piso davor noch reinpasst.“

  • »Mhm-hm«, machte Caius, als Seiana vorschlug, einen Boten zu Serapio zu schicken. Begeisterung klang anders.
    »Ich weiß nicht so recht. Ich denk, ich werd ihn einfach einladen. Oder sowas«, meinte er. Und da kam ihm auch schon eine Idee zu.


    »Hm? Wie? Oh ja, das glaub ich auch. Denn ICH werde ganz sicher nicht mit bei den Goldenen rumstehen und Trübsal blasen, weil die es wieder mal nicht auf die Reihe kriegen«, verkündete er und nickte bestätigend.
    »Ich werd mit Piso gehen, denk ich. Also, nichts gegen dich, aber ich denke nicht, dass es eine gute Idee ist, wenn wir da zusammen auflaufen...«


    »Ja. Ich muss dann auch sehen, wie die Arbeit in der Kanzlei ist. Vielleicht klappt das dann auch gar nicht so, wie wir uns das grad vorstellen.« Caius zuckte mit den Schultern.
    »Wie ist das eigentlich, willst du dich jetzt hier dann ganz deinen Läden widmen oder irgendwas anderes arbeiten? Ich meine, bis wir Kinder kriegen.« So ganz ohne Feingefühl lebte es sich anscheinend auch ganz gut. Zumindest traf das für Caius in diesem Moment zu.

  • „In… Ordnung“, meinte Seiana, ein klitzekleines wenig zögerlich. Wenn Caius ihren Bruder einlud, hatte sie kaum Möglichkeiten, irgendwie einzugreifen, weil sie dann nicht dabei sein würde. Aber vielleicht sollte sie sich einfach damit abfinden, dass sie in der Sache nicht wirklich Mitspracherecht hatte, oder das Recht dabei zu sein, oder irgendein sonstiges Recht… Für einen winzigen Moment begann sie sich zu wünschen, sie wäre als Mann geboren worden. Dann hätte sie nicht solche Probleme damit, auch nur auszudrücken, was sie wollte, geschweige denn es durchzusetzen oder schlicht einzufordern.


    Dann zog sie gespielt beleidigt eine Augenbraue hoch. „Einen wahren Anhänger zeichnet aus, dass er seine Factio nicht fallen lässt, nur weil sie mal nicht gewinnt. Die Goldenen sind den Blauen doch im Grunde weit überlegen“, grinste sie dann. „Geh ruhig mit Piso. Ich hab auch nichts gegen dich, aber du sitzt eindeutig in der falschen Ecke.“


    Seiana nickte und trank einen Schluck Wasser, bevor sie noch etwas anfügen wollte, irgendetwas eher Belangloses, oder zumindest erschien es ihr belanglos, weil es sofort und vollständig aus ihrem Kopf gefegt wurde bei Caius nächsten Worten. So wie das Wasser aus ihrem Mund gefegt wurde, nicht den vorgesehenen Weg, die Speiseröhre hinunter, sondern wieder nach draußen, als sie sich verschluckte und erst prustete, bevor sie von einem Hustenkrampf geschüttelt wurde. „Kinder?!?“ Sie sollte nicht so entsetzt sein. Sie sollte ganz definitiv nicht so entsetzt sein bei dem Gedanken an Kinder. Es war nur natürlich. Man heiratete, man bekam Kinder. Punkt. Und sie wollte ja auch Kinder, ganz sicher wollte sie das, aber so wie Caius es sagte, das war… das… das klang so, als ob er quasi sofort damit loslegen wollte. Als ob er am liebsten gleich nach der Hochzeit drei Bälger haben wollte, die herumsprangen und plärrten. Nun, sprangen wohl eher noch nicht. Und sie wusste nicht, ob sie dafür schon bereit war, bei den Göttern, Kinder, das war… Sie hatte doch gerade erst ihre Läden richtig gut im Griff, sie würde jetzt noch die Medizintaverne von Caius übernehmen, sie arbeitete immer noch für die Acta, und die Schola war auch immer noch eine Option… Wo sollte sie da bitte Zeit nehmen für Kinder? Aber sie wollte doch heiraten, und ganz davon abgesehen wurde sie auch nicht jünger, ganz im Gegenteil… „Äh… Also, ich, ja, das… hatte ich vor. Uhm. Die Läden. Und die Acta. Bei der Schola wollte ich auch vielleicht anfragen, jetzt wo ich wieder in Rom bin. Allerdings… also, wenn… mit Kindern… vielleicht sollte ich damit noch ein bisschen warten. Also mit der Schola.“ Was sie eigentlich meinte waren die Kinder. Aber das konnte sie Caius weder sagen noch von ihm verlangen noch es beeinflussen.

  • Für Caus war das Thema Zoff mit Seianas Bruder damit durch, deswegen sagte er nichts mehr dazu. Auch, wenn klar wurde, dass Seiana nicht so sonderlich toll fand, dass sie nicht dabei sein würde. Aber nach Caius' Ansicht hatten Frauen bei sowas nun mal nichts zu suchen, also dachte er da gar nicht so genau drüber nach.


    Außerdem befanden sich gerade andere Bilder in seinem Kopf. Vier kleine Jungs, die zu seinen Füßen mit den Hunden spielten. Zwei kleine Mädchen, die Seiana bei Nähsachen halfen, und ein drittes, das den Abendbrottisch deckte. Caius lächelte verklärt vor sich hin. Er liebte Kinder. Wenn sie das Alter erreicht hatten, in dem er etwas mit ihnen anfangen konnte. Und selbstverständlich besuchten die Jungs mit ihm die Rennen, natürlich ganz in blau.
    »Papperlapapp. Die Goldenen waren noch nie die Schnellsten«, argumentierte er. Und seitdem die Patrizier die Leitung an sich gerissen hatten, ging es beständig weiter bergab, aber das behielt er für sich. Immerhin hatte Seianas Patron damit zu schaffen, irgendwie.


    »Wie, 'wenn Kinder'? Na aber sicher Kinder! Ich will ja nicht, dass die Aelier aussterben«, erwiderte er inbrünstig. Zufrieden grinsend nahm er dann auch wahr, wie Seiana es einsah. Kinder waren eben die Zukunft, auch ihre.
    »Naja, aber erstmal heiraten«, fuhr er dann fort, auch wenn er gar nichts gegen eine Ausnahme gehabt hätte, aber das wusste Seiana ja. Und er wusste auch, wie sie dazu stand.

  • Sie hatte ja nicht gesagt, dass die Goldenen die Schnellsten waren. Wenn sie das wären, würden sie gewinnen. Aber Seiana beschloss, dazu nichts mehr zu sagen. Sie stand zwar hinter der Factio Aurata, aber so wichtig waren ihr die Rennen dann doch nicht, dass sie allzu großen Spaß an derartigen Streitgesprächen hatte. Sicher war es ganz lustig, sich ein wenig gegenseitig zu necken, aber das war es dann auch schon, jedenfalls für sie.


    Hätte Seiana allerdings gewusst, was Caius gerade vorschwebte – hätte sie auch nur im Entferntesten geahnt, dass er gerade von sieben, 7, sieben, s-i-e-b-e-n Kindern träumte, sie wäre vermutlich vom Stuhl gekippt. Ohnmächtig, versteht sich. Oder schreiend, nein eher wortlos, davon gelaufen. So aber blieb sie, nachdem sie ihren ersten Schrecken bei der schlichten Erwähnung von Kindern überwunden hatte, bewundernswert ruhig. Sie lächelte sogar. „Sicher will ich Kinder, ich meinte nur, man weiß ja nie wann Iuno sich einem Paar gewogen zeigt. Aber genau deswegen… sollte ich vielleicht warten. Nicht dass ich dann, hm, bald nach der Hochzeit… wieder eine Pause einlegen muss, weil es sonst zu viel wird mit der Arbeit.“ Sie atmete kurz durch und nahm dann, diesmal äußerst vorsichtig und mit einem Seitenblick zu Caius, ob er nicht etwa dabei war, erneut irgendetwas in der Art von ‚lass uns Kinder kriegen’ von sich zu geben, einen Schluck Wasser. „Ja“, stimmte sie zu. „Erst mal heiraten.“ Und in diesem Moment dachte sie überhaupt nicht an irgendwelche Ausnahmen, sondern war einfach nur froh, dass die Sache mit dem Kinderkriegen wenigstens etwas noch dauern würde. Genauso froh war sie, als sie feststellte, dass das Thema damit erst mal abgehakt war. Caius jedenfalls ging nicht mehr großartig darauf ein, und Seiana hütete sich, die Sache weiter zu verfolgen und damit Gefahr zu laufen, sich womöglich doch noch zu verraten. Eine Weile unterhielten sie sich noch, dann verabschiedete Caius sich, und Seiana verschwand in ihren Gemächern.

  • Livianus hatte es sich im Peristylium bequem gemacht und war einige Senatsprotokolle durchgegangen. Wieder einmal hatte der amtierende Consul ein paar Gesetze durch den Senat gebracht, die auch Livianus als wichtig erachtete. Nun waren sie auch schon veröffentlicht und rechtsgültig. Nach einiger Zeit legte er die Schriftrollen beiseite und rief nach einem Sklaven.


    "Sie nach ob Valeria im Haus ist und richte ihr aus, dass ich sie sprechen möchte und zu mir bitte, sofern sie Zeit hat."


    Der Sklave nickte und verschwand umgehend im Haus.

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