„Meine Liebe ihr solltet eure Kleider wechseln, ihr seit ja völlig durchnässt.“
hortus et peristylium
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Alessa sah an sich hinab und verschränkte die Arme vor ihrer Brust. Der weise Stoff ihrer Kleidung war durch das Wasser enganliegend und ein wenig durchsichtig geworden. Verlegene Röte stieg in ihr Gesicht.
"Es.. es wird wohl besser sein." stotterte sie und wurde noch roter im Gesicht. Sie blickte zu Boden und sah wieder seine tropfenden Beine.
"Ich denke wir beide sollten und trocknen. Kommt..." bat sie und ging voraus. -
Ohne das Geschehene zu kommentieren folgte Avitus der jungen Dame zurück ins Casa.
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Immer wieder blickte sie heimlich über die Schulter, ob er ihr folgte. Ein schmunzelndes Lächeln lag auf ihren Lippen. Sie wusste, dass sie schön war, aber Avitus war der erste Mann der ihr hinterher lief. Sie musste beinahe lachen bei dem Gedanken. Schließlich folgte er ihr um trocken zu werden und nicht, weil sie ihm gefiel.
Oder vielleicht doch?... blödsinn...Nach einem kleinen Spaziergang durch die Casa erreichten sie das Bad.
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Es war bereits dunkel geworden und Cicero machte sich, wie jeden Tag auf, um im Garten die Rosen seines Herrn zu gießen. Die ganze Familie war heute nach Hispania abgereist und es war schon ein merkwürdiges Gefühl fast alleine in diesem großen Anwesen zu sein. Einzig und allein der Adoptivsohn des Herren war zurückgeblieben, doch der war die meiste Zeit am Gericht oder anderswo außer Haus. Cicero bückte sich nach unten und roch an einer Rose. Der Herr hatte eine wunderbare Rosenzucht und Cicero bewunderte die Farbenpracht Tag für Tag. Nachdem er fertig war machte er sich auf den Weg um das Bad zu reinigen.
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Im Garten legte sie sich genüsslich auf eine Kline und schloss die Augen. Die warmen Sonnenstrahlen streichelten ihr Gesicht, was sie sichtlich genoss. Die Luft war angenehm warm, aber nicht zu heiß, somit war es schön entspannend dort zu liegen. Nach einer Weile war sie dann auch eingenickt.
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Livianus war einige Tage früher als der Rest der Familie aus Tarraco zurückgekommen und machte sich im Haus auf die Suche nach Cicero oder Mattiacus. Als er in den Garten kam, sah er jemanden auf einer Kline liegen. Er trat näher und erkannte Fannia, die anscheinend eingenickt war. Es war nicht üblich, dass sich Sklaven auf der Kline ihrer Herren ausruhten, aber nachdem niemand anderer zu sehen war, schmunzelte Livianus nur und ging auf sie zu. Mit sanfter Stimme versuchte er sie zu wecken.
„Fannia……. Fannia……“
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Langsam erwachte Fannia, geweckt von der Stimme von einem der Söhne des Herren. Als sie ihre Augen öffnete und eine Zeit brauchte, bis sie registrierte, wer vor ihr stand, erschrack sie und stand sofort auf.
"Herr... ihr..ihr seit schon zurück?" fragte sie stotternd und war noch etwas außer sich.
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Livianus schmunzelte als Fannia aufsprang. Er wusste, dass es gemein von ihm war, sie in eine solche Lage zu bringen – eine andere Sklavin würde für eine solche Verfehlung hart bestraft werden – aber er würde ihr nichts tun.
„Ja, ich bin schon zurück. Ich bin schon vor den anderen abgereist.“
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"Ah...achso..." antwortete sie kleinlaut und wartete geduckt wie ein Hund auf ihre Bestrafung. Doch es folgte nichts. Er wollte sie nicht bestrafen? Dankbar lächelte sie ihn an. "Kann ich etwas für euch tun Herr?" fragte sie höflich und strich ihr Gewand glatt.
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„Ja, das kannst du tatsächlich Fannia. Könntest du mir ein Bad vorbereiten. Die Reise war lang und anstrengend. Ich werde dann gleich nachkommen.“
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"Sicher Herr" nickte sie und lächelte nun wieder freudig. Sie hatte also keine Strafe zu erwarten, den Göttern sei dank. Welch eine Familie war das, die so gut zu ihren Sklaven waren. "ich werde mich sofort darum kümmern." antwortete sie und wollte sich schon auf den Weg machen, als ihr noch etwas einfiel und sie noch einmal zurückkehrte.
"Herr? Wisst ihr wann euer Vater zurückkehren wird?" fragte sie vorsichtig. -
„Er wird nun etwas längere Zeit abwesend sein. Er macht eine Dienstreise nach Tylus. Ich werde ihm solange vertreten.“
Er sah ihr in die Augen.
„Brauchst du etwas Fannia? Du kannst auch gerne mit mir darüber sprechen.“
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Da war also der Herr doch noch längere Zeit abwesend, dann würde sie es wohl seinem Sohn sagen müssen. Wissen mussten sie es auf jeden Fall, brauchte sie ja ärztliche Unterstützung und Schonzeit.
Sie überlegte ob sie es Livianus gleich oder später sagen sollte. Kurzerhand entschied sie sich für später und winkte ab. "Ich bereite euch ersteinmal das Bad und komme später noch einmal darauf zurück. Es ist auf jeden Fall wichtig." antwortete sie ihm auf seine Frage.
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Livianus nickte.
"Gut! Ich werde gleich nachkommen."
Dann ging er.
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Sich neugierig umsehend, hat Ganymed auch den Weg in den Garten gefunden. Er zögert für einen Moment, da er offentsichtlich nicht genau weiß, ob er den Garten auch betreten darf. Doch dann gibt er sich einen Ruck und schlendert dort hinein.
Lächelnd geht er zwischen den Blumen und Pflanzen entlang. Sein Blick geht immer wieder zum Haus als er dann zwischen zwei Bäumen hindurchgeht und sich auf die Wiese hinsetzt. Mit verschränkten Beinen sitzt er dort und läßt sich die Sonne auf das Gesicht und seine geschlossenen Augen scheinen.
Einige Minuten später summt er leise, als ob er seine Stimme testen wollte und fängt langsam an etwas unsicher an zu singen. Nach den ersten Worten wird seine Stimmer sicher. Das Lied ertönt leise, aber klar.
Auf Griechisch singt er:
O wär ich eine schöne Leier
Von weissem Elfenbein,
Und trügen schöne Knaben mich
Zum Tanz in Libers Reihn!Od'r war ich schönes rothes Gold
Noch nicht im Feuer geglüht,
Und trüge mich ein schönes Weib
Von züchtigem Gemüth! -
Nach ihrem Gespräch mit Livianus macht Aemilia sich sogleich auf die Suche nach Ganymed. Im Garten der Casa wird sie schließlich fündig. Als sie ihn singen hört, bleibt sie unvermittelt stehen und lauscht andächtig. Leise, um den Gesang nicht zu stören, geht sie näher heran und setzt sich zu ihm auf die Wiese. Die Beine angezogen und mit den Armen umschlungen hört Aemilia verträumt zu und genießt den schönen Garten und den Gesang.
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Nach einer Weile verstummt Ganymed. Er sitzt noch einen Moment mit geschlossenen Augen dort, dann öffnet er sie. Verträumten Blickes sieht er einem Rotkehlchen hinterher, das ebenso inbrünstig zwitschert.
Lächelnd schweift sein Blick umher als er Aemilia erblickt. Etwas verlegen und überrascht springt er auf.
"Salve Domina! Kann ich etwas für Euch tun?"
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Aus ihren Gedanken gerissen schaut Aemilia lächelnd auf.
"Salve, Ganymed! Setz dich ruhig wieder. Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht erschrecken..."
Sie schmunzelt und wartet, bis er wieder Platz genommen hat.
"Du singst sehr schön... Von wem hast du das gelernt?" -
Immer noch etwas verlegen setzt sich Ganymed wieder. Sein Finger spielen mit den grünen Grashalmen.
"Das hab ich von einem Sklaven in Milet gelernt. Auch das Spielen auf der Lyra hab ich von ihm gelernt. Hektor hieß er und er war schon sehr alt, deswegen wollte mein alter Herr einige neue Musiker für seine Feste haben." Etwas nachdenklich blickt er kurz wieder auf den Vogel. "Hektor war blind. Ihm wurden die Augen ausgestochen. Vielleicht konnte er deswegen so gut singen. Keiner konnte die Ilias so aufregend und schön wiedergeben wie er..."
Er verstummt und blickt wieder verlegen auf. "Ich hoffe, ich rede nicht zu viel, Domina?"
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