hortus et peristylium

  • “Oh wirklich?“, fragte ich strahlend, als Valentina bemerkte, dass meine kleine Quadriga-Figur nun wohlbehütet einen Platz auf einem Tisch in ihrer Casa bekommen hatte. Das freute mich sehr. Zum einen, weil mir offenbar doch ein schönes Geschenk gelungen war, zum anderen, weil ich diese kleinen Statuen über alle Maßen liebte und ich keiner von ihnen etwas Schlechtes wünschte. Dann nickte ich und griff noch einmal nach etwas Brot und Käse, während meine Gesprächspartnerin mir offenbarte, dass sie keineswegs eine so hohe Meinung von sich selbst hatte, wie ich. Ich versuchte ihre Blicke zu deuten, doch es wollte mir nicht ganz gelingen. Dennoch sprach eine gewisse Traurigkeit aus ihren Worten, als sie meinte, einfach nur ihr Leben weiter zu führen, welches aus den Betrieben und der ihr verbliebenen Familie betand.


    Ich senkte betrübt meinen Blick und beschaute mir das Mosaik des Fußbodens, welches gerade an dieser Stelle eine mit Früchten gefüllte Obstschale zeigte. “Das Leben ist doch wie eine Schale Obst,“ sinnierte ich dann. “Wenn man ihre Köstlichkeiten nicht schnell ergreift, werden sie welk und vergehen einem vor den Augen.“ Ich seufzte schwer und blickte Valentina wieder entgegen. “Ich denke jeder ist stark, der bereit ist aufrichtig und ehrlich Verantwortung zu übernehmen. Jemand der das tut, verdient immer meine Bewunderung!“ Zumal ich selbst jemand war, dem dergleichen nicht immer leicht fiel. “Ich denke mir auch oft, dass ich mehr tun könnte. Belesener sein, ein guter Rhetoriker, ein wahrer Künstler und ein… nun ja...“ Nun schunzelte ich etwas verlegen, weil das was mir im Sinn stand nicht so leicht über die Lippen kommen wollte. “...ein guter Familienvater.“ Nun war es doch heraus und ich lachte leise auf. “Und eine gute Familie ist wohl das einzige, was ich irgendwann errichten werde. Ich interessiere mich für die Architektur eigentlich nur wegen den Tempeln. Ich denke mir, man sollte als Aedituus alles über sie wissen. Also auch, was sie im Inneren zusammenhält.“ Der Käse fand seinen Weg in meinen Mund und kaute ein wenig zu ausgiebig darauf herum. “Vielleicht ist es an uns, nun des Lebens Früchte zu ergreifen,“ sagte ich eventuell etwas leichtfertig, doch mir war auch daran gelegen, Valentina ein wenig aufzuheitern. Schießlich wollte sich sie mit meinen Fragen nicht in irgendeine Melancholie stürzen.

  • Etwas verwundert folgte Valentinas Blick dem von Casca, als dieser zu Boden blickte und dann vom Leben und dem Vergleich damit mit einer Obstschale anfing. Zuerst verstand die junge Quintilia nicht so wirklich was ihr Gastgeber damit meinte. Dann aber hörte sie ihm aufmerksam zu und langsam glaubte sie den Sinn dahinter zu ergründen. Konnte es sein, dass sie einem Gleichgesinnten gegenübersaß? Valentina wollte nie wie eine verwelkte Blume oder in dem Fall wie ein verschimmeltes Obst werden. Langsam aber hatte sie wirklich Zweifel ob ihre äußeren Blätter nicht doch schon ein bisschen welk geworden waren.
    Zuerst war sie damals vor ihrer Verantwortung davongelaufen, weil sie sich in jemanden verliebt hatte, der ihrer Familie nicht gut genug war. Dann hatte sie einen Mann nach dem Anderen verloren und war reumütig nach Hause zurück gekehrt. Nur um dann festzustellen, dass dort niemand mehr war. Sie hatte daraufhin ganz von selbst angefangen sich um die Casa und um die verbliebenen Betriebe zu kümmern und hatte nebenbei jede freie Minute damit verbracht einen Mann für ihre Zukunft gesucht. Und schließlich nicht nur jemanden für sich sondern auch für den kleinen Teil ihrer Familie, den sie hinzugewonnen hatte.


    Bei seinen weiteren Worten horchte Valentina auf. Familienvater? Sie drehte ihre Weintraube in ihrer Hand und betrachtete das kleine Obst, während Casca davon erzählte warum er sich für Architektur interessierte. Konnte es sein Wink der Götter gewesen sein? In Valentina keimte ein kleiner Funke auf. Noch sträubte sie sich gegen den Gedanken, schließlich war sie bis vorhin eigentlich dabei gewesen diese Casa zu verlassen, doch wie kam es, dass ausgerechnet jetzt die Ziegen entkommen waren? So hätten auch erst morgen die Rosenfresser entkommen können. Aber es war jetzt passiert und Valentina hatte Gelegenheit bekommen den Cousin ihres ehemaligen Verlobten noch einmal und besser kennen zu lernen. "Das sind weise Worte die du da sagst." Immer noch betrachtete sie sich die Weintraube. "Hast du denn jemanden mit dem du die Früchte des Lebens sammeln kannst?" Der Blick hob sich und sie sah nun direkt zu ihrem Gesprächspartner.

  • Aufmerksam betrachtete ich nun mein Gegenüber und hoffte dabei dass dieses Gespräch jetzt nicht in irgendeine niedergedrückte Stimmung führte. Doch Valentina erklärte meine Worte für weise. Ich grinste leicht und war versucht abzuwinken. Es geschah nicht oft, dass jemand irgendeines meiner Worte derartig definierte. Somit war die Quintilia noch einmal mehr etwas Besonderes. Außerdem schien sie eine gute Zuhörerin zu sein, auch wenn ich befürchtete, sie mit meinen Befindlichkeiten zu belasten. Doch dann horchte ich einmal mehr auf. “Nein!“ erklärte ich bestimmt. Ich hatte niemanden zum Sammeln der Lebensfrüchte. Ich war ziemlich allein. Besonders im Moment. Ich vermutete stark, sie bezog sich nun auf meinen Wunsch, irgendwann einmal eine Familie zu bilden und auf irgendeine sonderbare Weise erschreckte es mich nun. Doch warum? “Nein, nein… nein, nein, nein!“, plapperte ich in fröhlich und wahrscheinlich unbedacht heraus. “Ich habe niemanden und bisher war ich auch recht froh darüber.“ Meine Blicke ruhten noch immer auf Valentina. Doch ich wollte keineswegs harsch klingen. “Ich meine, bisher ist mir zumindest der richtige Jemand noch nicht begegnet und ich muss gestehen, ich habe auch nicht nach ihm gesucht.“


    Meine größte Schreckensvision war noch immer die muskelbapackte Walküre mit Haaren auf Zähnen und Rücken, oder ein durchtriebenes Muttertier, welches mich nur als eine Art von Erzeuger an der Seite duldete. Bei meinem Glück lag eine solche Person immerhin im Bereich des Möglichen. “Ich hatte auch wenig Zeit,“ sagte ich, obwohl ich weniger die Zeit, als vielmehr den Elan meinte. “Aber ich bin mir sicher, irgendwann die richtige Person zu finden.“ Nun lächelte ich Valentina entgegen, wobei mir ein merkwürdiger Gedanke in den Kopf kam. Ja, eigentlich müsste sie ein bisschen so sein wie sie. Jemand mit dem man reden konnte, ohne verurteilt zu werden, den man seiner Seite haben konnte, ohne das Gefühl zu haben einem größeren Druck ausgesetzt zu sein. Jemand, der selbstbewusst war, ohne es wirklich zu wissen? Wäre sie vielleicht jemand, der mich schätzte wie ich eben war und den ich widerum dafür über alle Maßen lieben könnte? Sie hatte ja auch schon so viel Pech gehabt! Ich schob mir ein weiteres Stück Käse in den Mund und schluckte es fast, ohne es zu kauen. “Aber wie sage ich immer? Man darf den Kopf nicht in den Sand stecken, denn kommt Zeit, kommt immer auch eine… nun ja,… Lösung daher. Es ist schon sonderbar. Da haben wir uns schon vor so langer Zeit kennen gelernt und haben noch nie wirklich miteinander geredet,“ erklärte ich mit einem nunmehr erstaunten Ausdruck im Gesicht, der meine Verwunderung über diesen Umstand Ausdruck verlieh. “Umso mehr freut es mich nun, dass unser Garten verwüstet wurde. Sonst würden sich die Wege trennen, ohne uns zuvor unterhalten zu haben!“ Dann prostete ich Valentina mit dem Becher zu und spülte mit einem guten Schluck verdünnten Wein nach.

  • Während Casca sprach, blickte Valentina auf die Leckereien vor sich auf den Tabletts. Sie hatte ein sehr heikles Thema angesprochen und merkte erst jetzt, dass es ihr selber unangenehm war. Sie hatte gerade offenbart in ihrem Leben noch kein richtiges Glück mit Männer gehabt zu haben und fragte dann sofort nach dem Glück von jemand anderem. Sie hörte, dass Casca bisher noch keine Zeit gehabt hatte jemanden kennen zu lernen. Valentina betrachtete sich die Obstschale. Das war eindeutig der Vorteil eines Römers. Als Mann konnte man sich Zeit lassen, konnte die Ware sozusagen begutachten und sich dann die beste Frau heraussuchen. Sie allerdings war auf Hilfe angewiesen. Aber diese Ungerechtigkeit wollte sie jetzt und hier auf keinen Fall zur Sprache bringen. Das war etwas, dass sie bereits mit ihren Nichten hatte bereden müssen. Denn diese waren mittlerweile auch im richtigen Alter um heiraten zu können. Sie hoffte inständig, das die beiden Zwillinge mehr Glück haben würden und nicht so lange auf einen Mann warten mussten wie es ihr bestimmt war.


    Casca war froh darüber, dass er bisher noch keine Frau gefunden hatte. Nun hob Valentina doch kurz den Blick. Wenn dem so war, dann fehlte es ihm nicht nur an Zeit er schien bisher auch noch keine großen Anstrengungen aufgebracht zu haben, was den Gedanken, den sie eben noch hatte noch lächerlicher wirken ließ als er es ohnehin schon war. Was würde jemand wie Casca mit jemandem wie ihr nur wollen? Er kam aus einer einflussreichen Familie, sie hatte praktisch nichts. Serapio hatte ihr versichert, dass dies für ihn keine Rolle spielte und er sie so mochte wie sie war. Aber das konnte sie nicht von jedem Mann dieser Gens verlangen. "Ich wünsche dir, dass die Schicksalsgöttinnen dir bald die richtige Frau vorbeischicken." Meinte die Quintilia dann, entschied sich schlussendlich für eine mit Honig gefüllte Dattel.


    Als Casca dann allerdings meinte froh darüber zu sein, dass der Garten verwüstet worden war hielt Valentina inne ihre Dattel zum Mund zu führen. Meinte er das im Ernst? Aber dann glaubte sie den wahren Hintergrund dieser Aussage zu erkennen und lächelte schüchtern. "Ja du hast Recht. Es wäre wirklich schade gewesen, hätten wir uns nie besser kennen gelernt. Es ist zwar schade um die Blumen aber auch ich bin froh, dass es so gekommen ist." Und für einen Moment sah sie Casca direkt an. Sah ihm in die Augen und sah ihn nicht nur als ihren Gastgeber an, sie sah ihn als jemanden an, den sie gerade kennen gelernt hatte und bei dem sie anfing mehr zu sehen. Mit etwas Verspätung nahm dann auch die Quintilia ihren Becher mit der freien Hand und prostete Casca zu. "Ich glaube ich werde auf diese Frau sehr neidisch sein." Als ihr bewusst wurde, dass sie ihren Gedanken gerade laut ausgesprochen hatte meinte sie erschrocken. "Wegen dem schönen Garten um den sie sich dann kümmern darf."

  • Eigentlich war es beschämend als Mann meines Alters noch unliiert herum zu rennen, doch bisher hatte ich mir eben nichts dabei gedacht. Eingentlich war ich auch realativ wählerisch, wobei das nicht die äußere Form einer Kandiatin betraf. Ich schätzte Geist und Kreativität und eben dieses hauchzarte bisschen Devotion, welches heutzutage selten zu finden war. Doch wäre ich auch bereit zu geben. Mein Leben, meinen Streben und meine Besitztümer, und das einzig und allein für die Frau, die ich mir auserwählen würde. Ich würde mich sogar noch mehr ins Zeug legen, um ein ehrbarer, ja, ernstzunehmender Bürger zu werden. Aber für eine Walküre? Für eine Mätze? Für eine…. Wie auch immer man es bezeichnen möge? Aber es konnte auch anders gehen, so wie mir Valentina gerade bewies. Eine gute Frau. Eine treue Frau. Eine Frau, zu der man gerne heim kehrte und ihr vom Tag berichtete? War ich verrückt geworden? Ich nickte, als sie mir alles Glück der Schicksalsgöttinnen wünschte. Wahrscheinlich würde ich das brauchen.


    Aber warum? Ich war ein Mann im besten Heiratsalter. Ich war voller Illusionen und Tatendrang. Ich war bestrebt stets das Beste zu erreichen und ich war gewiss kein Drückeberger, auch wenn mich dann bis wann einmal wenig die Weinseligkeit beschlich und ich lieber im Garten sinnierte, als in die Welt hinaus zu schreiten und mir mein Terrain zu erobern. Ja, es wäre wirklich schade gewesen, hätte ich Valentina niemals kennen gelernt. Ein wenig Wehmut beschlich mich, denn sie wäre eine der wenigen gewesen, die infrage gekommen wären. So viel Stolz, bei so viel Demut, so viel Kraft, bei so viel Duldsamkeit. Mein Herz krampfte, wenn ich daran dachte, wie gerne ich sie vor der Unbill des Lebens in Schutz genommen hätte, doch würde ich das wirklich können? Ich war doch selbst noch so… unreif! Auch wenn ich mir nicht gerne eingestand, doch ich stand trotz meiner Jahre am Anfang und ich würde einem Weibe nur recht wenig zu bieten haben.


    Dennoch hob ich meinen Becher, während sich unsere Blicke kreuzten. Wie schön ihre Blicke waren. Ich war gar ein Schwärmer, doch mit ihr hatte ich mich richtig unterhalten und ihre Augen wirkten so teifsinnig wie ein ganzer Ozean. “Du brauchst nicht neidisch sein,“ sagte ich dann keck. “Bisher hatte ich immer Pech mit Frauen.“ Ich ließ ein schweres Seufzen folgen und schaute sodann verschämt in meinen Becher. “Bisher war ich noch nie in der Lage gewesen, irgenetwas zu bieten. Doch nun bin ich Aedituus und ich bin gewillt noch weiter empor zu schreiten.“ Melancholie überkam mich plötzlich. “Und wer würde mich schon wollen? Ich bin ein Junggeselle und habe kaum etwas vorzuweisen. Außer einer einflussreichen Familie habe ich nichts neben meinem Willen. Vielleicht werde ich eines Tages ein Flamen, aber ich denoch… eine Familie wäre für mich mein ein und alles. Eine Heimat…..“ Ich stürzte neuerlich den Inhalt des Bechers hinunter. “Aber ich bin auch ein…. armer Mann… relativ gesehen. Welche Frau würde mich schon nehmen!“ Fluch auf den Wein. Fluch auf mich. Ich hatte es ausgesprochen, was ich fürchtete und nun kam ich mir vor wie eine Made auf einem weggeworfenen Stück Speck. Wie ekelhaft. Ich trank noch einen Schluck und schaute dann Valentina entgegen.

  • Eine einflussreiche Familie... Valentina blickte den Inhalt ihres Bechers an, bevor auch sie einen tiefen Schluck davon nahm. Sie wäre jemand, dem dies vollkommen genügend würde. Doch in ihrem eigenen Kopf hörten sich diese Worte so anbiedernd an. Wie jemand, der nur darauf aus war jemanden mit Einfluss zu heiraten. Und ja, es stimmte zum Teil. Valentina suchte jemanden mit Geld und Einfluss. Aber nicht für ihren eigenen Vorteil! Sie wollte Sicherheit allen voran für ihre Nichten. Natürlich auch für sich selber aber seit ihr das Wohl der beiden Zwillinge anvertraut worden war, gingen diese über alles. Auch über ihr eigenes Glück. Sie hätte Serapio mit dem Wissen geheiratet, dass er in ihr nie mehr als eine Freundin gesehen hätte. Sie war sich sicher, dass es ihr an seiner Seite an nichts gefehlt hätte. An Geld und Einfluss schon gleich zweimal nicht. Aber auch sonst wäre sie sich sicher gewesen er wäre ein liebevoller Ehemann geworden. Nur ohne die Liebe nach der sich Valentina so sehr sehnte. Und sie hätte ihn mit jemandem teilen müssen, der die Liebe bekam, die er ihr nicht geben konnte. Sie aber wäre bereit gewesen das zu akzeptieren. Nur damit ihre Nichten in eine angesehene Familie kamen. Sie sollten eine ganz andere Basis für ihre Zukunft haben als Valentina. Sie aber sprach nichts davon aus. Casca sollte kein schlechtes Bild von ihr bekommen und die Quintilia fürchtete, wenn sie aussprach was in ihrem Kopf vorging, würde es so sein.


    Sie erwiderte den Blick des jungen Mannes vor sich. Er war tatsächlich ein bisschen wehleidig. Hatte er doch alles was er brauchte und baute sich gerade eine gute Zukunft auf. Es wunderte Valentina, dass die Frauen bei ihm nicht ständig an der Türe klopften. Vielleicht weil er so unscheinbar war? Sie biss sich auf die Unterlippe als sie sich der Tragweite dieses Gedankens klar wurde. Sie selber hatte ihn bisher ja kaum wahrgenommen. Natürlich war da das Geschenk zur Verlobung gewesen. Aber sie hätte nicht mehr mit Sicherheit das Gesicht des jungen Mannes beschreiben können. Dabei war es so unansehnlich nicht. Sie bat Casca in Gedanken um Entschuldigung für ihre Gedankenlosigkeit. "So darfst du nicht denken. Sieh doch was du hier hast." Sie machte eine Geste mit der Hand die den ganzen Raum einschloss. "Das hier ist ein wunderbares Zuhause in dem sich jede Frau wohlfühlen würde. Manche von uns brauchen eben etwas länger bis sie den Weg finden, den sie für ihr Leben einschlagen wollen. Schau mich an, ich habe meinen Weg immer noch nicht gefunden, dabei möchte ich nur Sicherheit und eine schöne Zukunft für meine Nichten und vielleicht auch für mich." Sie lächelte scheu, weil sie nun doch teilweise ausgesprochen hatte was sie dachte.
    "Das ist mir auch noch nicht gelungen. Wieder habe ich einen Weg verlassen müssen von dem ich dachte, er würde mich ans Ziel bringen. Serapio trifft keine Schuld, er hat sich für diese geheime Mission nicht freiwillig gemeldet. Dennoch weiß ich jetzt nicht wie es weitergehen soll."


    Valentina lächelte tapfer, doch in ihren Augen glänzte es verdächtig. Schnell hob sie den Becher und trank ihn leer. "Wenn es nur um mich ginge, dann würde ich mich jetzt wieder in meiner Casa verkriechen und meinen Rosen beim Wachsen zusehen. Ich würde schon einen Weg finden wie ich klarkomme. Ich habe meine Betriebe, die ein bisschen was abwerfen von dem kann ich leben. Aber es geht nicht nur um mich, ich wünsche mir für meine beiden Nichten eine bessere Zukunft. Meine Familie ist auch für mich mein Ein und Alles. Und da sie nur noch aus meinen beiden Nichten besteht muss ich für sie weiterhin stark sein." Nun war es Valentina, die sich schämte so offen vor Casca zu jammern. Aber vielleicht war etwas an ihm, dass sie ermutigte so mit ihm reden zu können. Sein Blick war so freundlich und irgendwie hatte sie das Gefühl, dass sie ähnlich dachten.
    Sie atmete tief durch. "Du hast einen wachen Verstand und behandelst deine Sklaven gut. Vielen bedeutet das vielleicht nichts, mir schon. Du magst diese Casa nicht selbst gebaut haben aber ich bin mir sicher du wirst irgendwann selbst etwas ganz großartiges bauen." Nun schenkte sie ihm ein aufmunterndes Lächeln. Es ging hier nicht um sie, sie war hier nur Gast. Sie wollte, dass Casca wieder lächelte, denn wenn sie ehrlich war gefiel ihr das sehr gut.

  • Ich wusste nicht recht, woran es lag, dass ich so ehrlich war. Vielleicht am Wein, vielleicht an der Verfolgungsjagd im Garten oder vielleicht auch am Glück einen so wundervollen Gast bei mir zu wissen. Eigentlich schämte ich mich, derartige Dinge auszusprechen, doch bei Valentina kam es mir so natürlich vor. Ganz so, als wäre sie eine lange vertraute Person, mit dem man über alles reden konnte, was einen bewegte. Solche Menschen gab es in meinem Leben nur allzu selten und ich wollte diesen Moment schätzen. Doch auch sie war ehrlich zu mir und sprach über ihre Wege und Ziele. Ich nickte dazu und nippte noch einmal an meinem Wein. Es war überhaupt nichts Verwerfliches daran, Sicherheit für die Familie zu wünschen, auch wenn sie noch so klein war. Gerade dann war es doch wichtig, eine stabile und tragfähige Beziehung zu jemandem zu haben, der dieses Unterfangen stützen konnte. Es war schon sonderbar, dass ich mich nun selber fragte, ob ich dieser Jemand sein konnte. Valentina war allein in der Welt und sicherlich traf dafür Serapio keine Schuld. Sie war so allein, wie ich mich bisweilen fühlte, auch wenn bei mir der Fall ja ein ganz anderer war. Mir oblag es nur, meine Karriere voran zu bringen, für mich selbst und meine Sklaven zu sorgen und mich ansonsten recht schadlos im Hause Decima Mercator zu halten.


    Natürlich wollte ich auch meine Familie stolz machen und ihren Namen ehren, doch auch das war ganz natürlich und quasi eine Ehrensache. “Du solltest dich aber nicht verkriechen wollen!“, erklärte ich dann. “Das Leben hat noch so viel zu bieten und an jeder Ecke findet man ein bisschen Schönheit.“ Ich lachte auf. “Gut, manchmal muss man länger suchen… besonders in der Subura, aber ein kleines bisschen Glück liegt schon auf der Straße.“ Ich langte noch einmal nach einem Stück Schinken und schob es mir in den Mund. “Ich verstehe, dass du stark sein musst, wenn du ganz allein eine Familie führen sollst. Das stelle ich mir nicht einfach vor, doch zu einer Frau gehört auch immer ein Mann, der diese Aufgabe zu übernehmen weiß,“ sagte ich dann. “Eines Tages werde ich auch tun… also eine Familie führen… und… dergleichen.“ Nun lächelte ich.


    “Manche sagen ich wäre zu weiche zu meinen Sklaven, doch meine Meinung ist, dass sie sich wohlfühlen sollten, um gut arbeiten zu können und ich schätze es nicht, wenn die Menschen vor mir Angst haben.“ Dabei tat ich das nicht einmal bewusst. Ich handelte einfach und machte mir nur wenige Gedanken. Vielleicht hatte ich einfach nicht genügend Biss, um micht zu jeder Tages- und Nachtzeit harsch durchzusetzen. Und das wollte ich auch gar nicht. Das Leben war auch so schon hart genug, ohne dass man zu Hause auch noch die Konforntation suchte. Ich blicke Valentina entgegen und mein Lächeln wurde noch eine Spur strahlender. “Es gibt nicht viele Menschen, mit denen ich so offen reden kann,“ erklärte ich dann. “Und wenn man mich nun fragen sollte, wie ein Frau sein müsse, so würde ich sagen...“ Ich zögerte einen Moment, schaute zu Boden und wieder empor, atmete tief durch und rang mit mir, doch es wollte einfach hinaus. “Sie müsste so sein wie du. Verantwortungsbewusst und reif, aber auch lieblich und… freundlich und… ach, was rede ich da? Ich kann nur sagen, dass Serapio wirklich etwas entgangen ist…. Nun ja… auch wenn er nun nicht hier, sondern eher woanders… und…. Also...nicht wahr?“ Ich hatte zu faseln begonnen und beendete meine fadenscheinige Rede mit einem weiteren Schluck Wein. Dabei fiel es mir eigentlich niemals schwer Komplimente zu machen. Doch dies war schon mehr als das gewesen. Mir gefiel Valentina einfach und ich würde gerne noch mehr Zeit mit ihr verbringen, weil sie meiner Vorstellung von einer… Ehefrau sehr nahe kam. Das war ein Eingeständnis, welches ich ersteinmal verdauen musste. “Versteh mich nicht falsch, es ist nur… wir hätten uns einfach schon früher unterhalten sollen….“ Nein, Schluss damit! Ich unterbrach mich selbst und schaute Valentina entgegen. Wahrscheinlich konnte sie mit meinem ganzen Gestammel überhaupt nichts anfangen!

  • Bei dem Versuch sie aufzumuntern zwang Valentina sich zu einem pflichtschuldigen Lächeln. Es mochte stimmen, dass es viele schöne Dinge hier in der Stadt zu erkunden gab, doch wenn der Wille sie zu finden nicht vorhanden war, wurde es schwer. Allerdings erstarb dieses Lächeln auch schnell wieder als Casca meinte, dass dazu auch immer ein Mann gehörte. Valentina atmete tief durch. Wie Recht er doch hatte und wie genau er es auf den Punkt gebracht hatte. Wie sollte sie als Frau alleine zurechtkommen? Zumal sie nicht einmal besonders klug war. Ihr Bruder wusste so viel mehr als sie. Sie fürchtete immer ihren Nichten nicht genug Wissen mitgeben zu können. Sie umklammerte ihren Becher etwas fester und nickte dann zustimmend. Das war alles was sie im Moment tun konnte. Ansehen konnte sie Casca in diesem Augenblick nicht.


    Zum Glück kam die Sprache dann wieder auf die Sklaven und Valentina bekam Zeit sich zu beruhigen. Sie fand es angenehm, dass Casca so mit ihnen umging, wie er es tat. Auch die Quintilia sah es ähnlich wie er. Zu ihr kam noch der Punkt, dass ein Sklave sie auch beschützen können musste aber das war nur ein weiterer Punkt auf der langen Liste. Sie würde aber niemanden dazu zwingen auf sie Acht zu geben. Auch wenn Valentina sehr wohl bewusst war, was die allgemeine Ansicht war, so wäre es ihr doch lieber, wenn der Sklave es gerne tat. Jemand achtete doch auf einen besser, wenn er das nicht nur tat weil er es tun musste, oder? Abgelenkt durch diese Gedanken, bemerkte sie gar nicht wie Casca sie anblickte. Erst als er seine Worte hörte, hob sie den Kopf und sah ihn ziemlich entgeistert an. Hatte sie da gerade richtig gehört? Oder begann der Wein ihr schon zu Kopf zu steigen? Aber nein, Casca sprach weiter und Valentina konnte regelrecht spüren, wie ihre Wangen rot wurden. Sie begannen regelrecht zu glühen. Selbst die Erwähnung ihres ehemaligen Verlobten konnte dieses Gefühl nicht vertreiben, dass sich plötzlich in ihr breit gemacht hatte. Es gab jemanden, der sie wirklich sah. Nicht nur als einen Gast des Hauses. Casca hatte ihr gerade ein gehöriges Kompliment gemacht, bedachte man seine vorherige Aussage, wie er zur Hochzeit stand.


    Sie wusste gar nicht was sie darauf antworten sollte. Außer ein leises Dankeschön brachte sie nichts über ihre Lippen. Dann nickte sie. "Das stimmt, wir hätten uns wirklich schon früher unterhalten sollen." Sie dreht ihren Becher nervös in der Hand. Sollte sie sagen was ihr in den Sinn gekommen war? Valentina atmete wieder durch, dieses Mal um sich Mut zu machen, dann sah sie Casca direkt an. "Und wenn du mir auch eine ehrliche Meinung erlaubst, so kann ich sagen, dass auch du mit deinen Einstellungen und was du noch so vorhast mir sehr gut gefallen würdest. Und bitte denke jetzt nicht schlecht von mir, ich sage das jetzt nicht weil ich so verzweifelt bin und mich bereits nach dem nächsten Mann aus der Familie umsehe. Schließlich war ich heute hier mit der festen Absicht die Casa zum letzten mal zu betreten."

  • Einen Augenblick lang wusste ich gar nicht wirklich, wie mir zumute war. Es war ein Gemisch aus Freude und Anspannung, Rastlosigkeit und Ruhe in den eigenen Gedanken, welche ansonsten die Angewohnheit hatten in mir hin und her zu poltern und kein Ziel zu finden. Wie sonderbar. Ich wusste, dass ich nun gerne hier war und Valentina anschaute. Dabei hätte ich schwören können, dass mir ein Stückchen Verliebheit ins Gesicht geschrieben stand. Ich konnte nur hoffen, dass es meinem Gast nicht wirklich auffiel. Doch dann sagte sie etwas, was mir durch und durch ging. Ich würde ihr gefallen? Ich? Automatisch schob ich mich ein wenig auf der Liege empor und lächelte überrascht. Eigentlich hatte ich gar nicht derartig körperlich reagieren wollen, doch ab und an war man eben nicht der wahre Herrscher über seinen Leib. “Oh, nein, nein, nein!“ kam es dann aus mir heraus und ich hob ein wenig die Hand. “Ich hätte niemals angenommen, dass du einem weiteren Mann aus der Familie auf der Spur bist!“ Das glaubte ich wirklich nicht. Dafür war Valentina einfach nicht der Typ Frau. Sie war lieblich, zuvorkommend und sanftmütig. Zumindest war dies der Eindruck, den sie mir bisher vermittelt hatte.


    “Wenn du mir ein große Ehre erweisen willst, so versprich mir, dass du dieses Haus nicht das letzte Mal betreten hast!“, wagte ich mich vor. Dann schöpfte ich Atem um weiter zu sprechen, doch Muckel erschien in der Tür und er trug einen gehetzten Gesichtsausdruck zur Schau. Flüchtig schaute ich ihm entgegen, sah dann wieder Valentina an und schaute zu Muckel zurück. Meine eigene Sanftmut wich nun ein wenig, denn immerhin war ich einem für mich sehr wichtigen Gespräch gestört worden. “Was ist denn Nepomuk?“, fragte ich ungeduldig. “Es war ein Bote da, Casc...ich meine Dominus… Er sagt, dass eine subversive Person versucht hat, die Tonstrina zu überfallen!“ Meine Augen weiteten sich, doch es brauchte noch einen Moment, ehe die Nachricht in meine Gehirnwindungen drang. Dann aber reagierte ich doch. “WAS?“ Ich stand augenblicklich auf und trat auf Muckel zu. “Wie das?“ Muckel hob die Hände und schüttelte den Kopf. “Keine Sorge! Der Angreifer hatte nicht mit Ulcus gerechnet, doch war er zunächst nur auf Quix getroffen und der hat versucht, sich allein zu wehren. Dabei ist ein bisschen was zu Bruch gegangen. Dann kam glücklicherweise Ulcus dazu und der Räuber ergriff von ganz allein die Flucht.“
    “Ach!“, schnappte ich vom neuerlichen Gefühlswirrwarr überwältigt. Dann fasste ich einen Entschluss. “Das muss ich mir selbst ansehen!“ Was für ein Tag! Letzten Endes aber fiel mir doch mein bezaubernder Gast wieder ein.
    Also richtete ich mein Wort erneut an Valentina. “Entschuldige bitte. Ich wollte unsere Unterhaltung nicht gestört wissen, doch ich muss nun unverzüglich in die Stadt aufbrechen.“ Da es wohl ein Unding gewesen wäre, die Quintilia zu bitten, mich zu begleiten, musste ich sie wohl oder übel vertrösten. Und das Ganze in der Hoffnung, dass sie meine Einladung annehmen würde.
    “Ich hoffe du verzeihst mir und gibst mir die Ehre, ein anderes Mal mit dir ein wenig Zeit zu verbringen.“ Ich wollte keineswegs unhöflich sein und natürlich wollte ich sie so schnell wie möglich wieder sehen. “Wie wäre es…. Morgen oder übermorgen? Wir könnten in die Stadt gehen… einen Marktbummel machen...“ Dabei konnte ich nur hoffen, dass sie jemand war, der dergleichen Dinge auch genießen konnte. Zumindest aber meinte ich zu wissen, dass Frauen dies im Allgemeinen gern taten, weshalb ich es überhaupt vorgeschlagen hatte. Erwartungsvoll schaute ich Valentina entgegen, während Muckel schon wieder davon stürmte, wohl um Argus und Sidonius zu holen.

  • Es tat Valentina gut zu hören, dass man ihr keine schlechten Absichten unterstellte. Sie lächelte und nickte dankbar. Natürlich hätte es nur Vorteile wenn sie weiterhin mit diesem Haus verbunden bleiben könnte aber sie war wahrlich nicht in solche Gedanken verstrickt. Dafür war die Trauer und die Erkenntnis über die gerade gewonnene Freiheit von Serapio noch zu frisch. Sie hatte ihn mittlerweile wirklich sehr lieb gewonnen gehabt und schließlich hatte Valentina ihm auch viel zu verdanken. Nein, sie wäre wahrlich nicht daran interessiert gewesen gleich den nächsten Mann zu suchen. Doch so wie es nun gekommen war, hatten die Götter scheinbar doch mal ein Einsehen mit ihr und ihr zwar schon wieder eine Möglichkeit genommen, dafür aber eine andere angeboten. Und Valentina war bereit sich darauf einzulassen.


    Auf die Aussage hin, dass sie versprechen musste nicht zum letzten Mal hier gewesen zu sein, errötete Valentina schon wieder ein bisschen und nickte erneut. Auch das tat gut zu hören. Ob Casca genau wusste was er ihr sagen musste oder war es einfach Zufall? Gerne hätte sie das noch erfahren doch in dem Moment stand der Diener wieder im Raum und scheinbar mit keinen guten Neuigkeiten.
    Valentina zuckte zusammen als sie die heftige Reaktion vernahm und stand ebenfalls auf. Nicht wissend was sie nun tun sollte. Zum Glück wurde ihr gleich darauf erklärt was nun weiter passieren würde. Casca musste in die Stadt. Das betrübte Valentina natürlich, denn sie hätte die Unterhaltung gerne noch etwas weitergeführt, doch als sie die Einladung für den nächsten Tag hörte, nickte sie.
    "Sehr gerne. Dann treffen wir uns morgen auf dem Markt." Es folgte ein freundliches Lächeln und kurz nach Casca verließ dann auch die Quintilia die Villa. Mit einem viel leichteren Herzen als sie diese vorhin noch betreten hatte.

  • Es war ein herrlicher Tag und hatte ein wenig meine Nase den warmen Sonnenstrahlen entgegen gereckt, während das Blütenmeer im schönen Garten der Domus Decima einen lieblichen Duft verströmte. Kurz hatte ich sogar meine Augen geschlossen, um diesem besonders zu huldigen. Dabei saß ich gerade mit dem jungen Mundschenk Silas an einem Tisch, auf dem ein kleines Spiel aufgebaut war. In letzter Zeit hatte ich das Vergnügen der ein oder anderen Partie Mulinello für mich entdeckt und hatte an einem lauen Abend auch den jugendlichen Sklaven dafür begeistern können. Dieser saß mir nun in einem Korbsessel gegenüber und grübelte über dem nächsten Zug.
    In einem weiteren Sessel saß die alte Pontia, die Cellaria unseres schönen Hauses und zählte mir von einer langen Liste all die Dinge auf, die sich unter unseren Vorräten befanden. Ich hatte es mir in den Kopf gesetzt, eine bestandsaufnahme durchzuführen, da ich ob meiner Verlobung und der folgenden Hochzeit allmählich in Nervosität verfiel und es mein schlimmster Albtraum war, dass all die Gäste herbeigeströmt waren und sich nicht ein Krumen Nahrung im Haus befand. Just gestern war ich unter diesem Schrecken sogar schweißgebadet aufgewacht.


    “… alles in allem sind es in etwa vierzig Fässer,“ endete sie gerade, während der Sklave Silas unter einem Ausruf des Triumphs meine schwarze Spielfigur vom Brett fegte. Ich öffnete meine Augen wieder und blickte auch sogleich auf seinen Triumph, der aufzeigte, dass ich ein weiteres Mal verloren hatte.
    “Wir werden noch einige Fässer kaufen müssen,“ entschied ich dann. “Und jemand muss sich um die Sonderkonditionen beim Fleischer kümmern.“ Immerhin rechnete ich fest damit, dass man die hohe Gesellschaft nicht mit ein paar selbstgezogener Tauben und Haselmäuse abspeisen konnte. “Und den Fischverkäufer!“, fügte ich an.
    “Ich werde jemanden schicken,“ erklärte Pontia und sie sah nun ebenfalls auf das Spielbrett. “Ich werde auch dafür sorgen, dass dieser Jemand siegreicher sein wird als du.“ Sie lächelte mich an und ich schmunzelte zurück.
    “Noch einmal, Dominus?“, wollte Silas enthusisatisch wissen, wobei ich ihm freundlich zunickte.


    Unterdessen erreichte uns auch mein Leibsklave, der ein Tablett mit Leckereien und einem Becher verdünnten Wein mit sich trug. Dazu etwas, was wie ein Schriftsrück ausschaute.
    “Wieder Post?“, hakte ich nach, und Muckel nickte.
    “Von Iulius Caesoninus!“ Er stellte alles auf dem Tisch ab und reichte mir den Brief.
    Augenblicklich lagen meine Blicke darauf und ich las ihn ohne zu zögern von vorn bis hinten durch.


    Meine Ernennung durch den Magister Marcus Iulius Dives aus der Ferne war eine wirkliche Überraschung gewesen. Ein Überraschung, welche ich am gestrigen Tag wirklich gefeiert hatte. Doch offenbar hatte sie Caesoninus Vorhaben nun ins Wanken gebracht. Ich ließ den brief sinken und richtete meine Blicke nachdenklich auf einen Fliederbusch, der von einigen Insekten umschwärmt wurde. Natürlich hätte nun die Mitgliederversammlung, welche geplant war, nun einen etwas anderen Tenor. Schließlich vermutete Caesoninus ja auch, dass der Magister bald zurück kehrte. Doch ob das wirklich so war?


    “Dominus?“, fragte Silas nun noch immer voller Tatendrang. Offenbar hatte er das neue Schlachtfeld für meine nächste Niederlage bereitet.
    “Spiel doch eine Runde mit ihm!“, forderte ich Muckel nun auf der nickte und sich dann setzte, nachdem ich mich ruckartig erhoben und ein paar Schritte gegangen war.
    Dann fiel mir auf, dass ja auch noch Pontia der Dinge harrte.
    “Sei doch so gut, Pontia und lass eine vollständige Liste erstellen mit allem, was man für eine Verlobung und später auch Hochzeit benötigt.“
    “Dazu bräuchte ich die Gästeliste,“ entgegnete sie. “Schließlich müssen wir wissen, mit vielen gerechnet werden muss.“


    Ich seufzte schwer. “Hundert!“, stellte ich in den Raum und ernetete einen skeptischen Blick. “Zweihundert?“ Pontia seufzte, doch sie lächelte dann. “Ich werde sehen, was sich tun lässt.“
    Nun war es an mir zu seufzen. “Wohlan!“, erklärte ich dann und steuerte auf das Haus zu. “Ich rechne auch mit der Kaiserin!“, fiel mir dann noch ein, als ich noch einmal zurück blickte.
    Pontias geweitete Augen bekam ich jedoch nicht mehr so recht mit, da ich schon in der Kühle des Inneren verschwunden war, wobei ich über die Societas, deren Vorstand und auch meine Verwandte Decima Messalina nachdachte. Im Anschluss auch über die Verlobung, die Hochzeit und das decimische Brief-Siegel, welches unter meiner Obhut verschwunden war.

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