Nachdem der Sklave eingeschenkt hatte, griff Livianus zu seinem Becher, nahm einen kräftigen Schluck und ließ sich anfangs gemütlich von den Ausführungen der jungen Frau berieseln. Er nickte immer wieder interessiert und ahnte eine Zeit lang nicht, worauf dieser Monolog seines Gastes hinauslaufen sollte. Zuerst dachte er, sie vermutete, er könne eher einen Kontakt zu Quarto herstellen, nachdem es ihr bisher nicht geglückt war. Als sie jedoch schließlich mit ihrem tatsächlichen Anliegen herausrückte, konnte man die Überraschung deutlich im Gesicht des Decimers ablesen. Er hätte bei diesem Treffen mit allem möglichen gerechnet, doch gewiss nicht damit. Natürlich war er gerade nach seinem Aufstieg in die Nobilitas mit einigen Patronageanfragen konfrontiert, doch eine Frau war bisher nicht darunter gewesen. Er sah Fausta daher einen Moment lang sprachlos an.
Zweifellos hatte sie trotz ihres Geschlechts und ihrer jungen Jahre viel erreicht - mehr als so mancher Mann, wenn man es sich genau überlegte – doch wäre Livianus ein Patronat über ihren Mann, der für die nächsten Jahre wohl einer der aussichtsreichsten Kandidaten für die Aufnahme in den Senat war, deutlich lieber gewesen. Doch dieser war bereits, wie Livianus sehr genau wusste, Klient von Vinicius Hungaricus und dazu derzeit auch noch ein Untergebener des Decimers.... und das machte die ganze Angelegenheit dann doch wieder ein wenig prekärer.
"Nun….. das kommt wirklich überraschend. Mehr als überraschend, um ehrlich zu sein."
Er überlegte einen kurzen Moment und musterte sein Gegenüber ein wenig eindringlicher, wenn auch hoffentlich nicht zu aufdringlich. Immerhin handelte es sich um eine Dame aus bestem Hause und nicht um einen der üblichen Männer, die bei ihm um eine Patronage ansuchten. Letztendlich gestand er sich jedoch ein, dass er diesem Vorschlag grundsätzlich gar nicht abgeneigt war, auch wenn sich einige Fragen daraus ergaben. Nun galt es nur noch, diese möglichst neutral zu formulieren. Vielleicht war es gut einmal damit anzufangen, seine grundsätzliche Bereitschaft für dieses Patronat zu signalisieren, ehe er seine Fragen stellte. Wobei ihm gerade Letztere sehr unter den Fingernägel brannte.
"Grundsätzlich bin ich diesem Patronat nicht abgeneigt. Wie du selbst sagtest, hast du sehr viel erreicht und bist mit sehr namhaften Banden gesegnet. Das spricht sehr für dich und gibt mir die Zuversicht, dass du eine klare Bereicherung für meine Klientenschaft wärst. Allerdings würde es mich interessieren, was du dir von dieser Verbindung erhoffst und vor allem auch……. was dein Mann davon hält?"