Decimus Livianus

  • Der Tag der Abreise war angebrochen und Livianus Zimmer weitestgehend leergeräumt. Es gab nur wenige Sachen, die er hier in Rom zurücklassen wollte. Das meiste hatte man bereits vorweg nach Mogontiacum geschickt, um die Reise möglichst schnell und ungehindert von statten gehen zu lassen. Livianus hatte sich bereits von der Familie verabschiedet und alles in Rom erledigt, dass es zu erledigen gab. Er sah sich noch einmal in seinem Zimmer um und war sich sicher, dass er zwar seine Familie, aber bestimmt nicht Rom vermissen würde. Und so machte er sich dann in Begleitung zweier Sklaven auf den Weg. In Germanien erwartete man ihn bestimmt schon und er war bereits begierig auf seine neue Aufgabe - das Kommando über die Legio II.


    Sim-Off:

    Sorry das ich es so abkürze, aber nachdem sich derzeit ohnehin sehr viele Abgemeldet haben, möchte ich die Abreise nicht unnötig in die Länge ziehen. Das war auch schon der Grund für mein "Abrauschen" bei den Senatssitzungen. ;)

  • Es war langsam Zeit für die cena. Doch ehe sie sich zu seinem Essen mit der anwesenden Familie aufmachen würden, wollte Vespa gern mit ihrem Mann unter vier Augen besprechen was beim heutigen Besuch mit der Kaiserin passiert war und um was die Augusta sie gebeten hatte. Es würde ihr Familienleben ja doch schon gehörig durcheinander wirbeln. Da sie aber nicht vor hatte das im großen Rahmen auszudiskutieren, würden sie sich wohl ein wenig verspäten müssen. So war sie also in das Zimmer ihres Mannes getreten. Sie begrüßte ihn, da sie sich nach seiner Rückkehr noch nicht gesehen hatten. Die Sklaven hatten sie informiert, dass sie ihn hier finden würde.


    "Ich muss mit sprechen ehe ich dich nach deinem Tag fragen kann,"


    begann sie dann und sah ihn nun ernst an.


    "Ich wollte das gern im kleinen Kreis angehen ehe es die Runde macht,"


    erklärte sie den kleinen Überfall sofort nach der Heimkehr ihres Mannes.


    "Mein Besuch bei der Kaiserin war sehr angenehm und sie hat mir eine Aufgabe angetragen."


    Jetzt wollte sie erst abwarten, dass sich seine volle Aufmerksamkeit auf sie richtete ehe sie weiter sprach.

  • Am Tag nach Faustus' Verlobungsfeier suchte Seiana nicht nur ihren Bruder auf, sondern auch ihren Onkel – mit dem gleichen Anliegen. Und obwohl sie davon ausging, dass Livianus der leichtere Part werden würde... aufgeregt war sie trotzdem. Aber es führte ja kein Weg daran vorbei – Faustus und Livianus waren die beiden, die sie definitiv informieren musste. Also klopfte sie nach kurzem Zögern an.


  • Er war eigentlich davon ausgegangen Vespa erst beim gemeinsamen Essen mit der Familie zu sehen und daher sehr überrascht, als sie ihn so kurz davor noch zu ihm kam. Nach einer herzlichen Begrüßung verriet sie ihm auch gleich den Grund dafür. Von ihrer heutigen Einladung zur Kaiserin wusste er ja bereits, doch auch Vespa konnte davor nicht sagen, was der Grund dafür war. Seine volle Aufmerksamkeit hatte sie damit auf jeden Fall gewonnen.


    "Eine Aufgabe? Spann mich nicht auf die Folter. Was wollte die Kaiserin von dir?"

  • Zitat

    Original von Decima Seiana
    Am Tag nach Faustus' Verlobungsfeier suchte Seiana nicht nur ihren Bruder auf, sondern auch ihren Onkel – mit dem gleichen Anliegen. Und obwohl sie davon ausging, dass Livianus der leichtere Part werden würde... aufgeregt war sie trotzdem. Aber es führte ja kein Weg daran vorbei – Faustus und Livianus waren die beiden, die sie definitiv informieren musste. Also klopfte sie nach kurzem Zögern an.


    Ein Sklave war gerade dabei den Decimer aus seiner Amtstoga zu schälen, als es an der Türe klopfte. Wärend der Skalve unbeirrt weitermachte, wandte sich Livianus mit seitlich ausgestreckten Armen der Türe zu.


    "Ja bitte!"

  • Zitat

    Original von Marcus Decimus Livianus


    "Eine Aufgabe? Spann mich nicht auf die Folter. Was wollte die Kaiserin von dir?"


    Vespa war selbst noch so überrascht, dass sie einen Moment nachdenken musste, wie sie Marcus jetzt am besten erklärte was die Kaiserin ihr gesagt hatte.


    "Die Augusta hat mich gebeten ihr mit meiner Erfahrung am kaiserlichen Hofe zur Seite zu stehen."


    Diese Aussage ließ sie erst mal so im Raum stehen und fragte sich was ihr Mann nun wohl denken würde.


    "Es würde zum einen bedeuten, dass sie vertraut mit den Gegebenheiten und Gepflogenheiten am Hofe gemacht wird. Aber sie möchte auch, dass ich sie auf Reisen begleite oder ihr bei Veranstaltungen zur Seite stehe. Ich wäre vermutlich viel im Palast und nicht mehr ganz so viel hier."


    Das war die Kehrseite der Medaille. Es war wirklich eine große Ehre für Vespa, dass die Kaiserin sie gefragt hatte und ihr damit ja auch eine große Verantwortung auferlegt hatte. Aber es würde eben auch viel Zeit in Anspruch nehmen. Sie wäre viel unterwegs.


    "Außerdem soll ich dir noch die Grüße unserer Augusta übermitteln. Darauf hatte sie auch noch bestanden."


    Damit war die Katze nun aus dem Sack.

  • Zitat

    Original von Marcus Decimus Livianus
    Ein Sklave war gerade dabei den Decimer aus seiner Amtstoga zu schälen, als es an der Türe klopfte. Wärend der Skalve unbeirrt weitermachte, wandte sich Livianus mit seitlich ausgestreckten Armen der Türe zu.


    "Ja bitte!"


    Als sie herein gebeten wurde, öffnete Seiana die Tür und trat ein – und erstarrte dann zunächst für einen Moment, als sie sah, wo sie gerade hinein geplatzt war. „Onkel...“ Sie zögerte einen Moment, unschlüssig, was sie tun sollte. „Verzeih bitte, ich wollte dich nicht stören. Hast du einen Augenblick Zeit für mich? Gerne auch später, wenn es dann besser passt für dich.“

  • "Ah du bist es Seiana. Komm nur herein. Keine Scheu!"


    Livianus deutete seiner Nichte weiterzukommen. Hätte es sich bei dem unerwarteten Besucher nicht um ein so nahestehendes Familienmitglied gehandelt, hätte der Decimer vermutlich anders reagiert. Es war zwar nicht so, dass er hier nackt vor ihr stand, schließlich hatte er ja noch seine Tunika an, doch musste es ein recht belustigenden Bild abgeben, wie er hier mit ausgestreckten Armen mitten im Raum stand und sein Sklave um ihn herum schritt. Zumal nur eine Handvoll Personen den decimianischen Consular in so privaten Momenten zu Gesicht bekamen. Allen anderen gegenüber war er stets bemüht ein staatsmännisches und manchmal sogar unnahbares Bild von sich zu vermitteln.


    "Wir sind hier gleich fertig." sagte er und blickte dabei kurz zu seinem Sklaven, der bereits ein ziemlich großes Bündel Stoff in der Hand hielt und weiter um seinen Herrn schritt. Dann wandte er sich wieder seiner Nichte zu.


    "Also was führt dich zu mir Seiana?"

  • Die ersten Informationen, die Vespa über ihren Besuch bei der Kaiserin ausließ, schienen den Decimer nicht besonders zu überraschen. Er hatte sich bereits so etwas in der Art gedacht, als seine Frau ihm das erste Mal von dieser Einladung berichtet hatte. Es schien nahe zu liegen, dass die Kaiserin gerade am Anfang stark mit der Eingewöhnung am Palatin zu kämpfen hatte und daher Unterstützung suchte. Auch aus Livianus Sicht, schien seine Frau eine gute Wahl dafür zu sein. Jedoch war er bisher davon ausgegangen, dass dies in einer Art freundschaftlichen Beziehung stattfinden würde. Das man Vespa ab und an in den Palast einladen würde, um sich mit der Verturia bei einem gemütlichen Nachmittagspläuschchen austauschen zu können. An eine Art fixen Anstellung als Beraterin am Hof hatte der Decimer sicher nicht gedacht. Dementsprechend überrascht reagierte er auch auf die weiteren Worte seiner Gemahlin, die nun über viel Zeit im Palast und Reisebegleitung sprach.


    "Grüße..... ähm..... ja ja... Danke!"


    Es folgte ein kurzer Moment betretenen Schweigens, ehe Livianus wieder das Wort ergriff.


    "Ich weiß ehrlich gesagt im Moment gar nicht was ich dazu sagen soll Vespa. Ich habe so etwas in der Art schon erwartet, aber es überrascht mich nun doch, in welchem Umfang deine Beratertätigkeit für die Kaiserin ausfallen soll. Reisen und viel Zeit im Palast? Ich meine.....


    Es ist ja nicht so, dass ich hier im Haus durch besonders viel Anwesenheit glänzen kann. Ich weiß, dass unser Familienleben schon jetzt unter meiner Arbeit leidet. Aber wenn nun auch du seltener zu Hause bist..... Und was wäre dann mit Gaius?"

  • Irgendwie wirkte ihr Mann nicht so erfreut von dem Ergebnis ihres Gespräches mit der Kaiserin wie sie selbst? Sie bemerkte es deutlich an der Pause, die entstand während sie seine Antwort abwartete. Als er dann das Problem aussprach, waren sie bei einem anderen Punkt gelandet, der ihr auch schon einige Zeit auf dem Herzen lag.


    "Über Gaius hätten wir auch noch sprechen müssen. Der Junge ist in einem Alter wo wir uns langsam aber sicher Gedanken um seine Ausbildung machen müssen. Wenn er dir oder seinen prudentischen Ahnen nacheifern soll, dann muss er langsam an diese Aufgaben herangeführt werden und auf diese vorbereitet. Auch das würde ja zur Folge haben, dass er weniger Zeit zu Hause verbringen wird."


    Vespa wäre dann wirklich allein und so hätte sie am Hofe eben auch eine Beschäftigung.


    "Ich glaube nicht, dass die Kaiserin gleich morgen durch alle römischen Provinzen reisen wird. Vermutlich wird sie auch nur anfangs mehr meiner Zeit in Anspruch nehme und wenn sie sich dann eingefunden hat, wird sie auch weniger Unterstützung benötigen."


    Das Gespräch machte wohl deutlich wie angetan Vespa von diesem Angebot war und wie gern sie diese Aufgabe auch übernehmen wollte.


  • Sie schien nicht zu stören, jedenfalls machte Livianus keinerlei Anzeichen, dass es so sein könnte. Er klang auch ehrlich, als er ihr bedeutete einzutreten. Seiana lächelte vorsichtig, kam ganz in den Raum und schloss die Tür hinter sich. Und plötzlich, unwillkürlich, musste sie an das letzte Mal denken, als sie mit ihm über eine Verlobung geredet hatte. Um Archias war es damals gegangen, und sie hatte mit Faustus vor ihrem Onkel gestanden. Und auch damals hatte Faustus nichts von dem Mann gehalten, den sie ausgesucht hatte... nur mit dem Unterschied, dass er damals absolut richtig gelegen hatte mit seiner Ansicht, dass Archias zu nichts getaugt hatte.


    Seiana näherte sich ihrem Onkel weiter, ging so um ihn herum, dass sie sich bequem ansehen konnten. Die Erinnerung an damals half ihr gerade nicht wirklich. Aber seitdem war viel Zeit vergangen. Sie war lange nicht mehr so jung. Lange nicht mehr so unerfahren. Trotzdem wusste sie nicht so recht, wie sie jetzt vorbringen sollte, was sie sagen wollte. Sie schwieg auf seine Frage hin, zu lange, als dass es unauffällig gewesen wäre, aber sie wusste einfach nicht, wie sie anfangen sollte. „Ich habe mich verlobt“, platzte es schließlich aus ihr heraus. Und spürte prompt, wie eine leichte Röte ihre Wangen überzog. Hier stand sie, ehemalige Auctrix, ehemalige Rectrix, Ritterin des Imperiums. Und fand keine besseren Worte, um ihrem Onkel mitzuteilen, dass sie wieder heiraten wollte. „Entschuldige bitte, dass ich mit der Tür so ins Haus falle. Aber ich... ich hatte viel Zeit nachzudenken, seit ich mich in die Albaner Berge zurück gezogen habe. Ich möchte nicht mein ganzes Leben allein verbringen, und ich...“ Wie sollte sie das jetzt am besten formulieren? Sie presste kurz die Lippen aufeinander. „Ein Bekannter... guter Bekannter hat mir einen Antrag gemacht. Es handelt sich um einen Verwandten deines Klienten Iunius Silanus – den Tribunus Angusticlavius der I, Iunius Seneca. Ich hoffe sehr, dass du diese Verbindung gutheißt.“ Ihr lag wirklich viel daran, wenigstens sein Wohlwollen zu haben.

  • "Du hast Recht. Das wird sie vermutlich nicht. Im schlimmsten Fall könnten wir dem Kaiser ja ein Kaufangebot für den Domus Aeliana vorlegen und auf den Palatin ziehen."


    Livianus schumzelte bei der letzten, nicht ganz so erst gemeinten Aussage. Obwohl er schon das eine oder andere Mal ernsthafter darüber nachgedacht hatte. Quarto fühlte sich wohl recht Wohl am Land und ob sein Sohn Interesse an diesen Ruinen hatte, war stark zu bezweifeln. Nach dem er noch einmal kurz mit seinen Gedanken in diese Richtung abgeschweift war, kam er wieder zum eigentlichen Thema zurück.


    "Also gut. Du kannst der Kaiserin zusagen. Wie könntest du ein solches Angebot auch ablehnen. Du wärst damit in einer sehr herausragenden Position, um welche dich so manche Frau beneiden wird.


    Und zu Gaius. Wenn es dir recht ist, dann möchte ich mit einigen Bekannten sprechen. Ich bin mir sicher, dass sich der eine oder andere findet, der Gaius eine Zeit lang unter die Fittiche nimmt. Vielleicht wäre es auch gut ein Gespräch mit ihm zu führen, in welche Richtung er selbst tentiert, wo seine Interessen liegen."

  • Sein anfangs sichtlich überraschter Gesichtsausdruck wich nach und nach einem sehr wohlwollenden Lächeln.


    "Ein Iunier." war das erste was er nachdenklich, aber mit einem gutheißendem nicken sagte. "Und er ist Offizier bei der Ersten, meiner alten Einheit?" Ein weiteres nicken und ein schürzen der Lippen folgte. Schließlich lächelte er wieder breit.


    "Warum sollte ich da etwas dagegen haben? Es freut mich. Es freut mich wirklich sehr für dich Seiana. Als Offizier und Eques bringt er alle Voraussetzungen mit, die ich mir für deinen Ehemann wünsche und das er ein Verwandter eines langjährigen Klienten ist, wird bestimmt auch kein Nachteil sein. Und auch du dürftest zufrieden mit ihm sein. Natürlich bist du das, sonst hättest du ihm keine Heirat zugesagt. Also erzähl mir ein wenig von ihm."


    Livianus war mittlerweile seine unbequeme Toga los und deutete auf die Stühle, die um einen kleinen Tisch in der Ecke des Raumes standen.

  • Seiana war angespannt – aber das ließ nach, Stück für Stück, je mehr die Miene ihres Onkels ein wohlwollendes Lächeln zu zeigen begann. Trotzdem verschwand nicht alles davon, als er dann sprach. „Ja...“, bestätigte sie auf die Fragen hin. Ein Iunier, und ein Tribun bei der I. Und dann sagte Livianus das, was sie hören wollte. Er hatte nichts dagegen. Im Gegenteil, er freute sich. Seiana war so darauf getrimmt gewesen, dass sie mit Seneca nicht zusammen sein konnte, dass sie tatsächlich befürchtet hatte Livianus könnte wenigstens Zweifel äußern. Zu hören, dass es ganz und gar nicht so war, erleichterte sie ungemein. Seiana erwiderte sein Lächeln aufrichtig, und man konnte ihr ansehen, dass sie sich freute.


    Sie folgte seiner wortlosen Einladung, sich zu setzen, und ließ sich auf einem der Stühle nieder. „Nun...“, beschloss sie, zunächst mit dem schwierigen Teil zu beginnen. Aber es brachte nichts, ihrem Onkel etwas vorzumachen, er würde ohnehin mitbekommen, dass Faustus nicht begeistert sein würde. Mit ihm würde sie zwar erst später reden, aber als er bei ihr zu Besuch gewesen war in den Albaner Bergen, hatte er deutliche Worte über Seneca gefunden. „Ich fürchte, mein Bruder wird nicht so begeistert sein. Mit ihm muss ich noch reden, das wollte ich auch heute noch machen.“ Sie lehnte sich ein wenig zurück und schlug ein Bein über das andere, bevor sie nun auf Seneca selbst zu sprechen kam „Seneca und ich haben uns schon vor dem Bürgerkrieg kennen gelernt und seitdem losen Kontakt gehalten, seitdem. Er hat sich vom Soldaten zum Ritter hochgearbeitet, hat früher bei den Cohortes Praetoriae gedient und es dort bis zum Centurio geschafft. Dank seiner Leistungen, und der Fürsprache seines Patrons Duccius Vala, ist er in den Ritterstand erhoben worden.“


  • "Das wäre aber eine Idee. Vielleicht sollte ich die Kaiserin mal fragen wie sie dazu steht. Sie würde es sicher freuen wenn ich noch greifbarer wäre."


    Auch Vespa glaubte nicht daran, dass dieses Gebäude wirklich zur Verfügung stand und es würde auch erst einiger Arbeit bedürfen ihr altes Heim wieder bewohnbar zu machen. Aber sie hatte auch schon gerüchteweise von anderen Plänen gehört. Aber das war jetzt auch kein Thema, dem sie sich länger zuwenden mussten. Natürlich freute sich Vespa über die Zustimmung ihres Mannes und in einem Anfall jugendlichen Überschwanges, der sich für den Moment bei ihr zeigte, fiel sie ihm um den Hals und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. Sie strahlte.


    "Es ist wirklich eine unwahrscheinliche Ehre und natürlich auch ein großer Vertrauensbeweis. Die Kaiserin will mit als Ratgeber. Über diesen Neid habe ich auch schon nachgedacht. Es wird sicher einige Frauen geben, die das nicht gut heißen werden und gern selbst diese Position inne hätten und so werden sie sicher versuchen unschöne Dinge über mich zu verbreiten. Aber so lange ich nicht direkt damit konfrontiert werden, tangiert es mich auch nicht. Gerüchte sind Gerüchte."


    Die Zukunft ihres Sohnes lag ihr natürlich auch am Herzen und so hörte sie aufmerksam den Worten ihres Mannes zu.


    "Es wäre wirklich schön, wenn er eine gute Ausbildung genießen würde und er andere Abläufe kennen lernte. Wenn du jemanden kennst, dem du es zutraust, fände ich es wirklich gut. Woanders lernt es sich meist besser als zu Hause. Möchtest du das Gespräch mit Gaius führen oder sollen wir es gemeinsam tun oder ich allein? Was meinst du wäre besser?"

  • Mit einer abwinkenden Handgeste wischte Livianus die Bedenken seiner Nichte beiseite.


    "Auch dein Bruder. Vergiss solche Bedenken Seiana und freue dich über dein Glück. Natürlich wünscht er sich für seine Schwester einen steinreichen Senator, einen mächtigen Statthalter oder am besten einen Kaiser, der dir sein Reich zu Füßen legt. Das ist als Bruder doch ganz normal. Es ist absolut ehrenhaft wenn man sich von ganz unten in einen höheren Stand arbeitet. Ich habe es so gemacht, dein Onkeln haben es so gemacht und Serapio hat ebenfalls diesen Weg hinter sich. Dass sollte er jetzt nicht vergessen, wo er die Spitze erreicht hat.


    Nein! Also da brauchst du dir wirklich keine Sorgen machen. Sollte er stur sein, dann werde ich ebenfalls mit im darüber reden, wenn du das möchtest. Ich nehme stark an, dass der Patron deines Zukünftigen mehr Problem für Faustus darstellt, als dein Verlobter selbst. Ich habe mit ihm vor kurzem über Duccius Vala gesprochen und dabei sind ein paar sehr unschöne Dinge zu Tage getreten. Ich nehme an du weißt davon?"

  • "Genauso ist es meine Liebe. Gerüchte sind Gerüchte und solange wir beide uns Vertrauen schenken und zusammen halten, werden wir allem erhobenen Hauptes entgegentreten können. Ganz gleich was die Zukunft bringen mag."


    Mit diesen fast schon poetischen Worten schloss Livianus das eine Thema ab und hatte auch gleich einen Übergang zum Neuen geschaffen.


    "Und was deinen Sohn betrifft. Ich bin ehrlich gesagt überfragt. Ich denke, dass ich ein gutes Verhältnis zu ihm habe, aber du als seine Mutter kannst sicher besser beurteilen, wie wir hier vorgehen sollten. Senatoren würden einige in Frage kommen. Allen voran die Germanicer natürlich. Aber auch der eine oder andere kommt mir in den Sinn, falls er sich für diesen Weg entscheiden möchte."

  • "Ich bin wirklich beruhigt, dass du das sagst. Ich habe kein Problem damit auf Gegenwind zu stoßen oder auch mal mit meiner Meinung anzuecken. Aber so gefällt man eben nicht jedem. Aber wem erzähle ich das."


    Ihr Mann hatte da auch Einiges durch und ihm brauchte sie das wohl am Wenigsten zu erklären.


    "Da wir uns einig sind, sollten wir dann ja diversen Stürmen gut trotzen können."


    Ihr Sohn war da eher noch ein schwierigeres Thema. So langsam sollten sie wirklich an seine Zukunft denken und er sollte sich dessen auch bewusst sein und werden.


    "Gut, dann werde ich das Gespräch zu ihm suchen und schauen was er gern machen möchte. Die Germanicer würde er ja schon kennen. Aber ich denke, dass sollte man dann vielleicht von seinen Wünschen abhängig machen. Es ist beruhigend zu wissen, dass du einige gute Kandidaten weißt. Sollte er noch nicht entscheiden können, solltest du dann danach mit ihm sprechen. Aber zu erst würde ich es versuchen."

  • Seiana fiel es nicht ganz so leicht, die Bedenken wegen Faustus zu vergessen, wie es ihr Onkel ihr riet... aber zumindest für den Moment bemühte sie sich darum, und dass Livianus so positiv war, half ihr dabei. „Der Iunius ist ein aufrechter Mann. Ich kann mich auf ihn verlassen, das ist mir wichtiger als sein Werdegang“, erwiderte sie und lächelte leicht, wurde dann allerdings wieder ernster. „Ja... ich denke ich weiß, wovon du redest. Ich teile seine Meinung allerdings nicht. Auch das ist einer der Gründe, warum ich denke dass Faustus nicht begeistert sein wird.“

  • Die Suche nach seiner Mutter in diesem mehr als geräumigen Stadthaus führte den jungen Prudentier zwangsläufig in die aus mehreren Zimmern bestehenden Privaträume seines Stiefvaters, die er nun mit ihr teilte. Besagter Stiefvater war heute bereits außer Haus und zu seinem Amtssitz gegangen, doch seine Mutter müsste eigentlich noch hier sein und sich für ihren heutigen Gang zum Palast vorbereiten, wo sie der Kaiserin seit geraumer Zeit als Beraterin diente. Dennoch steckte Gaius seinen Kopf recht zögerlich durch die Türe nachdem er geklopft hatte. "Mutter? Bist du hier?" Neugierig sah er sich im Empfangsraum um. Auch wenn er schon lange hier in diesem Haus lebte, hatte er immer versucht die Privaträume des Decimers weitestgehend zu vermeiden - vor allem wenn dieser zu Hause war.


    Dabei war Livianus kein schlechter Mann. Er hatte Charisma, war ein angesehenes Mitglied der römischen Gesellschaft, gestandener Feldherr, erfolgreicher Politiker und hatte viel Lebenserfahrung gesammelt - aber vor allem war er gut zu Gaius Mutter und das war dem jungen Mann das wichtigste. Er hatte seit ihrer Vermählung kein einziges Mal einen Streit oder eine Meinungsverschiedenheit miterlebt. Zweiteres würde es natürlich hin und wieder hinter verschlossenen Türen geben, doch sagte das nicht aus, dass immer Livianus als Gewinner daraus hervorgehen musste, wie es bei manch anderen römischen Familienpatriarchen der Fall war. Ein Patriarch war er in keinem Fall aber dennoch hatte er einen großen und für Gaius unmöglich zu negierenden Fehler - er war nicht sein leiblicher Vater. Und diesen vermisste er seit seinem "Mannwerden" mehr denn je.

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