Zwei Dinge führten den Praefectus Urbi wieder einmal in das Officum des Praefectus Annonae. Eines der Dinge war schlicht beruflicher Natur, das andere auch, aber der negativen Art. Dementsprechend war die Laune von Victor auch nicht gerade die Beste, als er an die Tür zum Büro des obersten Getreideverteilers schlug.
[OFFICIA CIVILIA] Officium Praefectus Annonae
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Als Marcellus das Klopfen an seiner Officiumstüre vernahm, schon er einen Stapel Dokumente beiseite und sah auf. Für offizielle Besucher war es bereits zu spät und normale Bürger wurden um diese Zeit nicht mehr in Basilica Iulia gelassen. Der Präfekt rechnete also mit einem Beamten oder Boten, der noch etwas vorbei brachte oder etwas besprechen wollte.
"Herein!"
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Mit dem "Herein" öffnete Victor auch schon die Tür und trat in den Raum des Praefectus Annonae ein. Einen Moment lang musterte er den obersten Getreideverwalter und dessen nicht sonderlich vollen Schreibtisch, dann schanaubte der Praefectus Urbi ein wenig, bevor er Marcellus begrüßte.
"Salve! Du hattest nicht zufällig vor demnächst mal einen Bericht bei mir abzugeben?"
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Als der Praefectus Urbi den Raum betrat, erhob sich Marcellus, um ihn entsprechend zu begrüßen. Doch bevor er etwas Sagen konnte, begann der Senator gleich zu sprechen und machte unmissverständlich klar, worum es bei seinem heutigen Besuch ging. Im ersten Moment sah Marcellus seinen Vorgesetzten etwas verwirrt an.
"Aber der Bericht? Den hatte ich doch schon Anfang der Woche….?"
Ohne weiter zu sprechen kam Marcellus hinter seinem Schreibtisch hervor und ging an Senator Victor vorbei nach draußen in das Vorzimmer. Der Scriba sah sofort auf, als sich plötzlich wieder die Türe öffnete. Fragend sah er Marcellus an, der ihm ziemlich barsch ansprach.
"Der Bericht an den Praefectus Urbi, den ich dir Anfang der Woche gegeben habe – wurde der noch nicht weitergeleitet?"
Der Scriba kramte sofort in einem Stapel Papiere und zog schließlich zögernd ein Dokument hervor, dass er dem Präfekten mit ziemlich ängstlicher Mine entgegenhielt. Marcellus riss verärgert seine Augen auf hatte Mühe sich zurück zu halten. Am liebsten hätte er den Scriba höchst persönlich für diese Verfehlung ausgepeitscht. Er kniff wütend seine Augen zusammen und nahm das Dokument an sich. Den Scriba war klar, dass dies noch Konsequenzen haben würde, doch die Tatsache, dass der Praefectus Urbi im anderen Zimmer wartete, gab ihm noch eine kurze Galgenfrist. Marcellus kam wieder zurück in sein Officium und reichte Senator Victor seinen Bericht.
"Verzeiht Präfekt! Der Bericht hätte bereits Anfang der Woche bei euch eintreffen sollen."
Bericht des Praefectus Annonae
berechneter Jahresbedarf an Getreide: 40.000.000 Scheffel
Das Getreide kommt vorwiegend aus den umfangreichen Landgütern des Kaisers; 1/3 des Getreides wird vom Praefectus Aegypti bereit gestelltbisher Verbraucht: 26.523.250 Scheffel
- der Verbrauch liegt also im Plan -berechneter Transport nach Italien: 1300 Schiffe
Überwiegender Teil des Getreides wird von Mitte März bis Mitte November, aufgrund der widrigen Witterungsverhältnisse in den Wintermonaten, von Privatunternehmern transportiertTransport nach Rom: jährlich etwa 700 Transportschiffe von Ostia nach Rom
Neben Ostia wird Puteoli angelaufen, von da an wird die Ladung auf dem Landweg nach Rom gebracht; für die Strecke Ostia-Rom beträgt die Fahrtdauer und das Be- und Entladen jeweils drei Tage, die Rückfahrt einen Tag
Speicher (Horrea etwa 400 Stück
Staatliche Großbäckereien: etwa 300 Stück
aktuelle Empfangsberechtigte: 203.120 Bürger
Produktion: 217.300 bis 225.200 Portionen Brot pro Tag
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Marsus stieg aus seiner einfachen Sänfte und gab seinen Sklave ein kleines "Trinkgeld", ja sie sollten sich in einer Taverne ausruhen und etwas trinken. Seine Sandalen berührten den dreckigen Straßenboden und er musste zu seinem Pech feststellen, dass er in einer kleinen Pfütze stand, seine Sklaven hatten sich wohl einen Scherz erlaubt. Seine Sandalen fülllten sich langsam mit Wasser und er zog sie schnell zurück, indem er einen Hechtsprung nach hinten machte. Glück gehabt, seine linke Sandale war noch einigermaßen trocken geblieben. Er schaute an seiner toga candida herunter, ob sie irgendwelche Flecken abbekommen hatte und stellte zufrieden fest, dass sich nichts auf ihr befand, kein Spritzwasser und ebenso kein Schlamm. Auch seine Sandalen sahen noch relativ sauber aus, zum Glück war es nur Wasser aus einem tropfenden Brunnen, so dass er sich keine weiteren Gedanken machen musste. Er schaute hoch und entdeckte in einiger Entfernung das Gebäude der Basilica Iulia, auf die er nun zuging. Langsam näherte er sich dem beeindruckenden Gebäude. Marsus wollte heute etwas erledigen, was er kurz mit seinem Vater besprochen hatte, in einem kleinen Gespräch vor einigen horae. Er erreichte die großen Treppen und bestieg diese, er hob seine strahlend weiße toga leicht an, um sich leichter auf den Treppen bewegen zu können. Bald erreichte er das Zentrum des Gebäudes die langen Korridore in denen die officia der hohen Staatsbeamten lagen, er suchte ein bestimmtes von diesen, das des praefectus annoae. Marsus schaute sich seine toga auf den linken Arm stützend um und entdeckte bald eine kleine Aufschrift, die ihm den Weg wieß. Er betrachtete kurz die Holztür zu der er durch die Inschrift geführt wurde und klopfte mit der rechten Hand dezent an, dennoch so, dass ein dumpfer Schall das Büro erhellte.
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Der Praefectus Annonae, der gerade einem der ihm unterstellten Scriba einen Brief diktierte, sah ungehalten in Richtung Türe als es klopfte und ihm so in seinem Redefluss unterbrach. Er räusperte sich und deutete dem Scriba, dass er Türe öffnen sollte, während er diese kurze Pause nutzte, um zu einem Becher zu greifen und seine trockene Kehle etwas zu befeuchten. Als der Scriba bei der Türe ankam und diese öffnete, hatte Marcellus den Wasserbecher wieder abgesetzt und sah abwartend zu seinem Besucher, den er nun sehen konnte, jedoch nicht kannte. Er wartete also gespannt ab das dieser Eintrat und ihm mitteilte warum er sein Diktat unterbrechen musste.
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Marsus trat, seine toga candida glatt streichend und ebenso den Stoff wieder über seinen linken Arm legend ein. Er schaute kurz in den Raum, um festzustellen das eine gewisse im Raum herrschte, die er für seine Begrüßung nutzte:
"Salve, praefectus annonae Aelius Claudianus Marcellus."
Marsus hielt kurz Inne, um sich dann selbst vorzustellen und einen kurzen Handgruß anzusetzen, wie es Brauch war.
"Ich bin Octavius Marsus, Sohn des Octavius Detritus. "
Er schaute den hohen Beamten an und stand etwas verloren in der Mitte des Raumes, obwohl er sehr selbstsicher wirkte, flog eine gewisse Unsicherheit in seinen Worten mit, die er aber durch Disziplin auszubügeln versuchte.
"Ich bin in diese basilica gelangt , um wegen des Amtes des procurator annonae der regio Italia vorstellig zu werden, werter praefectus. Ich hoffe du kannst mir ein Ohr leihen."
Nun schwieg er, versuchte nicht das Gesicht zu verziehen und diszipliniert, wie ein wahrer Römer auf die Antwort zu warten.
EDIT - Schreibfehler beseitigt.
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"Salve Bürger! Nimm Platz."
Mit einer eleganten Handbewegung deutete der Praefectus Annonae auf einen der beiden Stühle, die vor seinem Schreibtisch bereit standen, um Besuchern einen bequemen Platz zu bieten. Während sein Gast sich setzte, hatte Marcellus die kurze Gelegenheit einige Gedanken zu sammeln, die im Zusammenhang mit Detritus und der Gens Octavia standen. Dann wiederholte er noch einmal die eben gehörten Sätze und fragte nach.
"Der Sohn Senator Detritus sagst du. Dein Vater ist mir selbstverständlich bekannt. Und du möchtest dich um das Amt des Procurator Annonae der Provinz Italia bewerben?"
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Marsus nahm Platz und versuchte dabei auf seine Toga Acht zu geben. Er schaute seinen Gegenüber kurz an und antwortete dann mit einem untermalenden Nicken.
"Ja, ich möchte als Procurator Annonae von Italia bewerben, werter Aelius."
Marsus strich leicht über seine Toga, um sich ein wenig zu beruhigen, da er doch nervös war.
"Ich möchte der Provinz dienen und ebenso Erfahrung im Verwaltungswesen suchen, ebenso denke ich dadurch an Lebenserfahrung zu gewinnen, um mich später der Politik widmen zu können."
Er holte kurz Luft und fuhr dann fort.
"Das Amt des Procurator, so denke ich, ist ein guter Anfang, Arbeiten zu lernen und ebenso sich in Umgang mit anderen Menschen zu üben, ebenfalls die Kunst der guten Verhandlung zu erlernen."
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Im ersten Moment wusste Marcellus nicht, ob er seinen Gast nun auslachen oder verärgert reagieren sollte. Was glaubte dieser gute Mann den eigentlich? Ein guter Anfang? Dies war ein verantwortungsvoller Posten, der auch ein dementsprechendes Ansehen und Gehalt einbrachte. Von einem guten Anfang für eine Karriere in der Verwaltung war da bei weitem nicht die Rede. Für die meisten war mit einem solchen Posten eher das Ende der Karriereleiter erreicht. Er blieb dennoch besonnen und schüttelte lediglich den Kopf.
"Nun mein guter Octavius Marsus. Ich fürchte, dass ich in vielen Punkten anderer Meinung bin. Ich sehe den Posten des Procurator Annonae keineswegs als Einstieg in eine Verwaltungskarriere. Wir reden hier schließlich nicht über ein kleines Magistratenamt in einer Kleinstadt, sondern von der Verantwortung über eine ganze Regio, die nebenbei auch ein entsprechendes Einkommen, sowie einiges an Ansehen mitbringt. Ich erwarte mir von einem Mann in dieser Position also weitaus mehr als Lernwillen. Die von dir aufgezählten Eigenschaften solltest du bereits mitbringen und nicht erst in diesem Amt erlernen. Ich fürchte also, dass ich dich enttäuschen muss. Wenn du nach einen Einstieg in die Verwaltungslaufbahn suchst, dann solltest du dich als Magistrat in einem der Nachbarstädte bewerben."
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Dieser Schmerz, dieser Schlag saß tief und schmerzte an seiner Ehre. Hatte er sein Gesicht verloren, möglich war es. Marsus' Gesicht wurde etwas dunkler.
"Ich verstehe," brachte er leicht gebrochen hervor.
Er schaute den Aelius noch einmal direkt in die Augen, bevor er sich leicht erhob, das Gespräch war wohl beendet, oder doch nicht, so leicht gab sich ein Octavius nicht geschlagen.
"Werter praefectus, ich denke du hast mich falsch verstanden, ich weiß schon wie man arbeitet, dennoch möchte ich nun die höhere Verwaltungsebene kennenlernen, die untere Verwaltungsebene wäre kurz gesagt unter meinem Stand. Ebenso besitze ich eine gute Bildung, die wohl Vorraussetzung für dieses Amt ist und du weißt, dass mein Vater der curator rei publicae ist und ich ebenso eng mit ihm zusammen arbeiten würde, Vorbildung habe ich schon durch Gespräche mit ihm. Ich kann dir versichern, dass ich diese verantwortungsvolle Position gewissenhaft erfüllen würde, ein Mann wächst an der Verantwortung."
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Ich klopfte an *poch, poch*
Drinnen konnte ich Stimmen vernehmen, weshalb ich darauf schließen konnte, dass jemand drinnen war...
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Nocheinmal schlug ich an, diesmal etwas fester...
*poch, poch*
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Officium des Praefectus Annonae
Roma, ItaliaPraefectus Annonae,
sei mir gegrüsst.
Die alexandrinische Volksversammlung übertrug mir für
dieses Jahr die Verantwortung für das Amt des
Eutheniarchos und somit auch für die Lieferungen
des ägyptischen Getreides an Rom.
Um mein Amt und somit auch meine Verantwortung
gegenüber der Cura Annonae der Urbs Aeterna gegenüber
im ausreichenden Masse nachkommen zu können,
benötige ich Informationen über die momentan in
Rom benötigten Mengen an Getreide. Nur mit diesen
Informationen ist es mir möglich die Versorgung beider
Urbes zu koordinieren und zu gewährleisten.
Ich möchte dich daher bitten mir die notwendigen
Informationen schnellstmöglich zukommen zu lassen.Iunia Urgulania
ALEXANDRIA
ANTE DIEM III KAL AUG DCCCLVIII A.U.C. -
Zwischen der vielen Arbeit hatte ich nun doch einmal Zeit gefunden, um einen Termin beim Praefectus Annonae einzuholen. Also begab ich mich direkt am Forum Romanum in die Basilica Iulia. Ein paar Stufen noch und dann den Gang nach rechts hinter. Da stand ich nun vor dem Officium des Praefectus und klopfte an.
>Klopf, klopf....<
Ich trat einen Schritt zurück und erwartete die Reaktion. -
Wenn der Hochsommer vorbei war und die Felder abgeerntet waren, dann herrschte bei der Cura Annonae Hochbetrieb, um alle Lieferungen zu koordinieren, bis die Herbststürme die Seefahrt unmöglich machten. Trotzdem hatte der Praefectus Annonae Zeit für einen Besucher.
Herein!
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Ich wurde auch sogleich hereingebeten. Bevor ich die Tür öffnete, zupfte ich meine Toga zurecht und betrat schließlich das Officium des Praefectus.
Mit großen Schritten ging ich auf den Schreibtisch zu, der in der Mitte des Officium´s stand.
"Salve Praefectus...., mein Name ist Decimus Annaeus Varus. Derzeit Praefectus Vehiculorum in Diensten des Cursus Publicus." Stellte ich mich erst einmal vor. "Ich komme um mich für die Stelle des Procurator Annonae zu bewerben." -
Bewerben oder empfohlen werden, das war hier die Frage. Gutsbesitzer bewarben sich mit ihrem Getreide, welches die Cura Annonae aufkaufen sollte. Bei den Stellen hielt es er Praefectus eher mit Empfehlungen.
So, bewerben? Wusste gar nicht, dass ich da eine Stelle ausgeschrieben habe? Wer hat dich hierher geschickt?
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"Ohhh..., natürlich." Der Praefectus hatte mich nun doch ein wenig aus der Fassung gebracht. "Ich habe natürlich ein Empfehlungsschreiben mit Praefectus." Ich kramte das Schreiben meines Patronus hervor und reichte es dem Praefectus.
Empfehlungsschreiben
Decimus Annaeus Varus hat im Dienste des Reiches stets seine Integrität und Loyalität sowohl gegenüber dem vorigen als auch dem jetzigen Kaiser bewiesen. Ich bin daher der festen Überzeugung, daß Annaeus Varus den Posten des Procurator Annonae gewissenhaft ausfüllen wird, so wie er es bis jetzt als Praefectus Vehiculorum der Provinz Italia getan hat.
M. Vinicius Hungaricus
Consular und Proconsul der Provinz Hispania"Marcus Vinicius Hungaricus, der Proconsul von Hispania hat mich hierher geschickt." Merkte ich auf die Frage des Praefectus an und wartete gespannt auf eine Reaktion.
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Mit zusammengepressten Lippen betrachtete der Praefectus das Schreiben. Er stand dem Consular nicht unbedingt nahe und wusste um seine eigene Entscheidungskompetenz, aber wenn er eine solche Empfehlung ignorierte, dann konnte er kaum jemanden überhaupt annehmen.
Eine gewichtige Empfehlung. Du würdest das Amt gerne sofort antreten wollen?
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