Besprechung

  • Marcus nickte freundlich auf das Angebot und setzte sich, wobe er darauf achtete, daß die Toga nicht allzusehr verrutschte. Wenn einmal das Desaster entstand, waren die passenden Falten nur noch durch stundenlanges Legen und mit Hilfe von Sklaven möglich. Felix? Na, das war klar, daß er danach gefragt wurde. Innerlich seufzte, äußerlich rang er sich jedoch ein Lächeln ab.


    "In der Tat sind wir nahe verwandt! Flavius Felix ist mein älterer Bruder!"


    Das letzte Mal als Marcus seinen Bruder so erwähnte, war es für ihn ein Nachteil. Marcus hoffte, dass jener Magister nicht noch ein Hühnchen mit Felix zu rupfen hatte und Marcus somit die Audienz verweigern würde.

  • Die Nervosität des Patriziers konnte ich spühren und es machte es mir alles andere als leichter ihn einschätzen zu können. Also ging ich lieber gleich wieder zum Formteil der Audienzvergebung über:


    So sag mir, Flavius. Was ist das Anliegen, dass du dem Kaiser vortragen möchtest?

  • Gelassen lehnte sich Marcus zurück. Wegen der vielleicht anstehenden Audienz war Marcus sicherlich nervös, auch dem Kaiser möglicherweise bald gegenüber zu stehen. Aber bei dem Magister gegenüber verspürte Marcus keinerlei Nervosität. So strahlte Marcus, wie er das von Kleinauf gelernt hatte, ein patrizische Ruhe und Würde aus. Manchmal bekam das sogar Marcus hin, aber Erziehung war Erziehung. So musterte er den Magister und Marcus Augenbraue wanderte ein wenig nach oben. Die Frage überraschte Marcus nun durchaus. Doch er ließ sich davon nichts anmerken.


    "Mein Anliegen an den Kaiser ist von privater Natur, Magister. Ein Gesuch, welches ich dem Kaiser persönlich vortragen möchte!"


    Marcus legte seinen Arm auf die Lehne und schwieg wieder. In Marcus Augen war das alles, was er zu seinem Anliegen sagen müsste und auch wollte. Dann fiel ihm jedoch etwas ein.


    "Sag, wenn ich eine Gegenfrage stellen würde, bist Du mit dem Legatus Legionis, Marcus Decimus Livianus, enger verwandt?"

  • Ich blickte den Patrizier an und war nicht erstaunt, als er mich auf mein Verwandtschaftliches Verhältnis mit Livianus ansprach. Das passierte öfter.


    Du hast ein gutes Gespühr, Flavius. Und es ist richtig, der Legat ist einer meiner Cousins.


    Aber bitte zurück zum Thema., sagte ich um weiterzumachen.
    Ich verstehe durchaus, dass du ein Anliegen von privater Natur nicht näher breittreten möchtest, aber du kannst dir sicher sein, dass das alles vertraulich behandelt wird.


    Du musst verstehen, ich kann dich nicht zum Princeps vorlassen wenn ich nicht weiß worum es geht.


    'Wäre ja auch noch schöner', dachte ich mir, nachher ging der zum Kaiser und jammerte ihn voll, dass sein Bruder ihm verboten hat auf den Markt zu gehen....

  • Es verblüffte Marcus immer wieder, wo die Gens Decima überall ihre Fühler und Mitglieder hatte. Ob sie in Wirklichkeit das Imperium leiteten? Gefährlich, sehr gefährlich, fand Marcus. Aber wenn es so bei den Flavia aussehen würde, hätte Marcus kaum die selben Bedenken. Auch überraschte ihn die Antwort des Magisters erneut. Wie würde seine Mutter sagen? O tempora! O mores! Oder war es o mores! O tempora? Oder ganz anders? Marcus hatte es nicht so mit Aussprüchen also verdrängte er das sofort wieder. Aber es war schon traurig, daß der Name Flavia nicht mehr jede Tür im Palast öffnete. Hatte die Gens schließlich oft genug Vertreter auf dem Kaiserstuhl gehabt.... o mores...ach egal! Marcus seufzte aufgebend und nickte.


    "Nun, also gut! Ich möchte den Kaiser darum bitten, mich als Klient aufzunehmen, sofern es ihm genehm wäre und passend erscheint!"

  • Ich rollte meine Augen, aber er war ein Patrizier und noch dazu ein Verwandter des Senator Felix, daher musste ich ihm die Audienz gewähren.


    Na schön. So soll dir die Audienz beim Kaiser gestattet werden.


    Ich denke du weißt aber, dass bereits dein Brudes Klient des Lucius Ulpius Iulianus ist? Vieleicht solltest du dir bei gegebener Zeit überlegen nicht doch ihn als Patron zu erwählen...


    Was für eine Lächerlichkeit! Wieso sollte sich der Kaiser einen Bürger zum Klienten nehmen, den er noch nicht einmal gesehen hatte?

  • Marcus, der ruhig und aufmerksamen Blickes in dem Stuhl saß, entging das Augenrollen des Decimus in keinster Weise. Ein solches Benehmen verschlug Marcus schier die Sprache. Marcus hielt sich eigentlich für einen gutmütigen Menschen, der selten seine Herkunft und Abstammung heraus hängen ließ. Aber solche Plebejer schienen so etwas gerade zu heraus zu fordern. Einen Moment kam Marcus der Geistesblitz, daß in Germania noch alles bestens gewesen war. Die Germanen wußten, meistens jedenfalls, wo ihr Platz war. Die Plebejermitsoldaten waren kameradschaftlich und Standesgrenzen spielten kaum eine Rolle. Hier erschien es Marcus jedoch wirklich anders. Hatte er diese vielen kleinen Reiberein doch schon fast vergessen. Die Intrigen und Stichelleien, um den Anderen in ein schlechteres Licht zu rücken. Aber so war Rom nun mal. Auf der einen Seite strahlend und schön, auf der anderen Seite dreckig, verschlagen und hinterhältig. Ihr gesamtes Gespräch schien ihm da ein Abbild dieser Misere zu sein. Marcus presste seine Lippen kurz fest auf einander. Einziges Zugeständnis seines Ärgers über die Unverfrorenheit jenes Mannes.


    "Magister, ich denke nicht, daß eine Aufklärung von Deiner Seite, noch etwaige, wenn vielleicht gut gemeinte, Vorschläge von Nöten sind. Die Audienz reicht mir vollkommen, trotzdem danke ich Dir für deine Aufmerksamkeit!"


    Marcus lächelte kühl und strahlte patrizische Erhabenheit aus jeder Pore seine Haut aus und mit der strahlend weißen Toga unterstützt.

  • Ich klatschte in die Hände und von drausen kam der Scriba herein. Nach den Üblichen Anweisungen lächelte er den Patrizier an und ging ihm voraus in die Aula Regia.


    Vale bene, Flavius!, verabschiedete ich mich.


    Und als sie das Officium verließen, blickte ich ihm nach und dachte mir meinen Teil über diese Adligen mit all ihren Privilegien...

  • Zitat

    Original von Caius Iulius Seneca
    Im Besprechungszimmer angekommen wartete Seneca auf den Magister.


    Ich kam auch kurz darauf hinzu und betrat den Raum. Der Iulier, der darin stand hatte die Gesichtszüge eines Soldaten und ich glaubte ich hatte ihn auch schon einmal in Tarraco in der Nachbarschaft gesehen, als ich noch ein Jungendlicher war. Ich fragte mich, wie er verwandschaftlich zu meinem Klienten Lepidus stand....


    Ah Tribun!, begrüßte ich ihn freudig. Decimus Maior. Ich habe dein Kommen schon erwartet. Man teilte mir schon im Vorherein mit, dass dir das Kommando über die V.Cohorte, die derzeitige Palastwache erteilt wurde.

  • Zitat

    Original von Gaius Decimus Maior
    Ich klatschte in die Hände und von drausen kam der Scriba herein. Nach den Üblichen Anweisungen lächelte er den Patrizier an und ging ihm voraus in die Aula Regia.


    Vale bene, Flavius!, verabschiedete ich mich.


    Und als sie das Officium verließen, blickte ich ihm nach und dachte mir meinen Teil über diese Adligen mit all ihren Privilegien...


    Marcus erhob sich. Tief durchatmen und dann einfach folgen, dachte sich Marcus. Irgendwie hatte Marcus das unbeständige Gefühl, daß der Decima ihn am liebsten abgewiesen hätte, was Marcus durchaus etwas in Verwirrung, aber auch Ärger stürzte. Schließlich bekam, wie er hörte, die meisten Bittsteller, die erst mal die Wache passieren konnten, eine Audienz beim Kaiser. Marcus rang sich jedoch ein Lächeln ab. Wie er diese falsche Welt voll der Lüge und Intrige doch haßte. Er nickte höflich.


    "Ich danke Dir, Magister! Vale, Decimus!"


    Tief durchatmend folgte Marcus dem Scriba in die Richtung, wo er eine Audienz erhalten sollte.

  • Zitat

    Original von Gaius Decimus Maior


    Ich kam auch kurz darauf hinzu und betrat den Raum. Der Iulier, der darin stand hatte die Gesichtszüge eines Soldaten und ich glaubte ich hatte ihn auch schon einmal in Tarraco in der Nachbarschaft gesehen, als ich noch ein Jungendlicher war. Ich fragte mich, wie er verwandschaftlich zu meinem Klienten Lepidus stand....


    Ah Tribun!, begrüßte ich ihn freudig. Decimus Maior. Ich habe dein Kommen schon erwartet. Man teilte mir schon im Vorherein mit, dass dir das Kommando über die V.Cohorte, die derzeitige Palastwache erteilt wurde.



    Salve, Magister!


    Ja, da liegst du richtig. Mir wurde das Kommando über die V. Cohorte erteilt, welche ja gerade im Palast die Wache schiebt.
    Iulius Seneca ist mein Name. Ich bin der Bruder deines Klienten Lepidus.


    Ich wollte mich vorstellen, da wir hier absofort sicher des öfteren zusammentreffen werden.

  • Nimm doch bitte Platz!, sagte ich und bot ihm einen von den einladenden Korbstühlen an, die sich im Besprechungszimmer breit machten.


    Möchtest du vieleicht etwas trinken?, fragte ich der Höflichkeit halber nach und stellte mich schon auf einen Becher Wein ein, auf den ich mit Sicherheit keine Lust hatte. Aber...ich versuchte mich zu erinnern, wann der Letzte Gast einen Becher abgelehnt hatte....

  • Ich danke dir, erwiederte der Tribun auf die Frage des Weines hin und setzte sich in einen der Stühle.


    Sie waren wirklich bequem. Wenn ihn nicht alles täuschte, waren sie mit reich bestickten Kissen aus Persien bestückt.



    Ich kann mich nicht daran erinnern, dass wir uns schon einmal über den Weg gelaufen sind. Lepidus hat mir lediglich von dir erzählt.


    Seit wann bist du nicht mehr in Hispania?


    Neugierig wartete er auf seine Antwort, denn ihn interessierte, ob sie sich vielleicht schon einmal über den Weg gelaufen waren, sich aber nun nicht mehr erkannten. Das Alter ließ niemanden immer gleich aussehen.

  • Ich kramte unter meinem Schreibtisch den Wein und das Wasser hervor. Sammt zwei Bechern stellte ich es auf dem Beitisch der Korbstühle ab und goss die Becher zur Hälfte mit Wein voll. Ich wollte noch warten, vieleicht bevorzugte der Tribun seinen Wein verdünnt, so wie ich meistens auch.


    Hmmm...ich kann mich ebenfalls nicht an ein Treffen zuvor erinnern. Ich bin mir sicher, in Tarraco hat man sich in der Nachbarschaft schon das ein oder andere Mal gesehen, aber Tarraco ist groß und es gibt viele Gesichter dort.


    Das ein oder andere Mal, ich glaubte mich zu erinnern war Subaquatus der einstige Pater Gentis der Iulier Gast im Hause Decima gewesen, ich konnte mich aber auch irren, deswegen sagte ich nichts davon.


    Ich vermag garnicht mehr zu sagen, wann ich die Heimat zum Letzten mal sah, erzählte ich weiter.
    Zu viele Monde sind schon verstrichen und ich muss sagen, Spanien fehlt mir sehr. Wie ist es bei dir Tribun?


  • Wie gewöhnlich verdünnte auch Seneca seinen Wein. Er griff also erst nach der Amphore und schenkte sich bis knapp unter die Hälfte des Bechers ein, bevor er das ganze bis zum oberen Rand hin mit Wasser verdünnte.
    Er hatte zwar schon einige male unverdünnten Wein getrunken, aber da war es ihm auch nicht anders möglich gewesen. "Im Krieg säuft man das, was man hat", so hatte es immer gehießen. Und wenn kein Wasser da war, dann trank man eben den puren Wein.



    Ich war schon ein paar mal in der Casa Decima in Tarraco, ganz anders als mein Bruder.Er hat ja dort gearbeitet und war sicher jeden Tag dort.



    Sicher, Spanien fehlt mir genau wie dir und mir hat es ganz und gar nicht gepasst, dass die Legion verlegt wurde. Aber dem Willen des Kaisers und dem Wohlergehen des Imperiums muss man sich beugen und anschließen.


    Es war wahrlich nicht sein Wille gewesen und am liebsten hätte er sich zu diesem Zeitpunkt versetzen lassen, doch die Liebe zu seiner ehemaligen Legion war einfach zu stark gewesen. Und seine Kameraden hatte er auch nicht alleine in den Krieg ziehen lassen wollen.



    Von Lepidus her weiß ich, dass Spanien von den Personen gesehen nicht mehr so ist, wie es einst war. Es ist ruhig geworden, so erfährt man es zumindest von den Händlern . Viele Leute sind weggezogen, meist nach Rom.

  • Ja, die Bevölkerung Hispanias verdünnt sich von Tag zu Tag., plichtete ich ihm bei und nippte an meinem Becher.
    Aber das war schon so, als auch ich noch dort war. Hmm...wenn ich es mir überlege, fing das sogar mit der Verlegung der Legio und der ALA damals nach Germanien an...


    Aber genug der alten Zeit, Tribun!, sagte ich und hoffte vom Thema 'Spanien' wieder wegzukommen. Es weckte doch zu viele alte und schmerzliche Erinnerungen.


    Du bist bestimmt nicht zu mir gekommen, um über alte Zeiten zu sprechen?

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