Callista hatte gedacht, dass ihre Abreise in Rom schon mit viel Hektik verbunden gewesen war, doch sie hatte nicht mehr der Welle germanischer Ausgelassenheit gerechnet, die ihre Ankunft hier auslöste. Bereits gestern war jemand vorausgeritten, um auszurichten, dass sie nun schon vor der Stadt war und bald kommen würde, das gab den hauseigenen Sklaven genug Zeit die Räume vorzubereiten und das Haus auf Hochglanz zu putzen. Was sie auch getan hatte, wie Callista wohlwollend sah. Sie würde aber so oder so nicht allzu lange hier wohnen, denn wenn sie erstmal verheiratet war, würde sie mit Marsus leben. Davon ging sie aus und ihr kam die Idee gar nicht, dass es vielleicht anders sein könnte.
Während man also ihr Hab und Gut auslud, spazierte sie durchs Haus und begrüßte jeden einzelnen Sklaven, tapfer begleitet von der müden Vodafonis. Danach ließ sie sich im triclinum nieder und wartete, bis man ihr das mitgebrachte Schreibzeug brachte. Mit langsamer Hand schrieb sie in ihrer schönsten Schrift drei wertvolle Nachrichten.
Salve Centurio Iulius Drusus,
mein Name ist Prudentia Callista und ich kontaktiere dich im Auftrage von Lucius Quintilius Valerian, der mich bat dir etwas von ihm auszuhändigen. Ich würde mich sehr freuen, wenn du in nächster Zeit hier bei mir in der Casa Prudentia erscheinst, damit ich dich persönlich mit seinen Grüßen und dem Paket bedenken kann.
Vale,
Prudentia Callista
Ja, das klang gar nicht mal schlecht. Sie erwähnte absichtlich nichts von einem Geldbeutel, da sie keine Ahnung hatte wann und wie dieser Brief den Centurio erreichen würde. Selbstverständlich würde sie diesen nun, versiegelt, einem Sklaven übergeben, der sich dann auf den Weg machte, aber man konnte nicht vorsichtig genug sein. Nicht bei dieser Summe! Callista nickte und begann einen neuen Brief.
Heilsa Duccius Verus,
mit Freude kann ich dir mitteilen, dass ich am heutigen Tage in Mogontiacum angekommen bin. Ich schreibe dir diese wenigen Zeilen um dir vorzuschlagen, dass wir uns in den kommenden Tagen persönlich kennenlernen. Du wirst mich in der Casa Prudentia hier in der Stadt antreffen können. Wenn es dir lieber ist, kann ich natürlich auch zur Curia oder in den Tempelbezirk kommen. Lass mich wissen, was besser für dich ist.
Vale,
Prudentia Callista
Auch dieser Brief war abgesegnet, sie las ihn noch einmal durch und nickte. Das Pergament wurde gerollt, versiegelt und außen mit Verus vollem Namen versehen. Der Sklave kannte die duccische Villa und würde kein Problem haben, diesen Brief zu überstellen. Probleme hatte allerdings Callista bei dem nächsten Brief, an Marsus, ihren Verlobten... Was sollte sie nur schreiben? Wie anfangen? Für einen Moment ließ sie ihre Hand sinken und starrte auf die helle Unterlage... Ein letzter Seufzer, dann begann sie.
Heilsa Marsus,
meine Reise ist am heutigen Tage beendet und ich schreibe diese Zeilen, während man das Haus für mich herrichtet. Bisher hat sich das frühlingshafte Mogontiacum von einer liebreizenden Seite gezeigt, das satte Grün und die bunten Blumen sind wie von deinem Bruder, Duccius Eburnus, beschrieben. Ich denke es wäre angemessen, dass wir uns in den kommenden Tagen treffen. Vielleicht kann ich dich zu einem Spaziergang durch die Stadt überreden? So sehe ich direkt einen Teil der Stadt, die nun mein neues zu Hause wird. Selbstverständlich kannst du mich hier in der Casa Prudentia aufsuchen oder ich suche dich in der Casa Duccier auf. Bitte lass mich wissen, was dir lieber ist.
Vale,
Callista
Ihre rehbraunen Augen hafteten noch eine ganze Weile auf dem Geschriebenen, lasen und lasen es immer wieder, doch sie konnte sich nicht dagegen entscheiden. Es war vielleicht keine Meisterleistung, aber es erfüllte seinen Zweck. Sie hoffte nur, er konnte etwas mit Spaziergängen anfangen, sonst hätte sie einen komplett falschen Anfang gewählt. Aber das würde sie erst herausfinden, wenn sie das Pergament abgegeben hätte, was sie dann auch tat. natürlich versiegelt und beschriftet! Der Sklave machte sich sofort aus dem Haus und Vodafonis und Callista beaufsichtigten, wie alles ausgeladen und ausgepackt und wieder eingeräumt und eingepackt wurde...