Casa Prudentia ~Mogontiacum~

  • Unauffällig ging Calvina ihrer Herrin und der Braut zur Hand. Sie hatte zwar noch nie selbst an den Vorbereitungen zu einer Hochzeit teilgenommen, sich aber erklären lassen, worauf zu achten war.


    Und dennoch war in Calvina die gleich Unruhe vorhanden, wie in Callista, wenn auch aus anderen Gründen. Zum einen freute sie sich für die junge Prudentia und hoffte, dass sie eine glückliche Ehe führen würde. Aber sie spürte auch deren Unruhe und ließ sich von dieser anstecken. Dies alles wurde zudem noch verstärkt durch die völlig fremde Umgebung, in der sich Calvina hier befand. Dies war weder mit dem abgeschiedenen Landhaus noch mit der pulsierenden Metropole vergleichbar, in denen sie bisher gelebt hatte. Und auch wenn sie schon einige Germanen im Hause ihres Herrn in Rom getroffen hatte, so war es hier in deren Heimat doch noch etwas anderes. Sie kannte die einheimischen Sitten nicht und hoffte, sie würde nichts falsches tun.


    Irgendwie bewunderte sie ihre Herrin, die ein Pol der Ruhe zu sein schien und sich nicht im geringsten von der Nervosität um sie herum anstecken ließ. Und als Vespa andeutete, von ihrem Kennenlernen mit Balbus zu erzählen, so war auch Calvinas Neugier geweckt und die Unruhe ein wenig verdrängt. Sie hatte zwar schon einiges darüber von den anderen Sklaven im Haushalt gehört, aber es war doch etwas anderes dies aus erster Hand zu erfahren. Und so hoffte sie inständig, dass in Callista die gleiche Neugier zum Vorschein kam und sie Vespas Angebot davon zu erzählen annehmen würde.

  • "Ja, bitte." sagte Callista beinahe augenblicklich, als Vespa ihr das Angebot machte. Ihre Tante war die Ruhe weg und wurde dafür nicht nur von Calvina bewundert, auch Callista fand es ganz erstaunlich. Die beruhigende Stimme war jetzt genau das Richtige, während man sie in die traditionellen Kleider steckte und sich um ihr Haar kümmerte. Denn dabei hatte ihr Kopf zuviel Zeit zum nachdenken und dabei kam im Moment nur Unsinn heraus, da war es viel einfacher, sich unterhalten zu lassen. Dankbar und auch etwas neugierig lächelte sie ihre Tante an.

  • Mit einem kleinen Schmunzeln begann Vespa also die Geschichte von Balbus und sich zu erzählen. Sie dachte gern an die Zeit zurück und eigentlich war es in der Tat auch sehr lustig. Damals dachte sie ganz anders darüber.


    "Es war auf dem Palatin, im Hause meines Onkels als der alte Kaiser noch Kaiser war. Ich lief den Säulengang entlang bis ich mit jemandem zusammenstieß. Es war ein Praetorianer und ein ziemlich frecher dazu. Er entschuldigte sich keines Wegs dafür, dass er mich einfach angerämpelt hatte. Es fielen wenige nicht sehr freundliche Worte. Ich regte mich so über diese Art auf, dass ich wenig später zu meinem Onkel lief um mich dort über ihn zu beschweren. Nun ja..."


    Sie kicherte etwas während sie die Haarsträhnen feststeckte und schwieg einen Moment in Erinnerungen schwelgend.


    "Ich bin zu meinem Onkel gegangen und ihr glaubt nicht wer dort saß. Eben jener Praetorianer, der mich angerempelt hatte. Dein Onkel. Das war eine sehr peinliche Situation und so gut es ging versuchten wir das zu überspielen. Ein wenig später trafen wir uns auf ähnlicher Art und Weise auf dem Markt. Es dauerte nicht lange und dein Onkel hielt um meine Hand bei meinem Onkel an. Ich habe zugesagt, war er doch Klient meines Onkels und mein Onkel empfand es als gute Partie. So war die Geschichte."


    Vespa schmunzelte noch immer in sich hinein. Die Haare waren inzwischen fertig frisiert.

  • "Er hat was!?" Callista blickte ungläubig und kicherte dann ebenso. Vespa schien gerne eingewilligt zu haben ihren Onkel zu heiraten, auch wenn er sie angerempelt hatte. Da konnte man mal sehen.


    Wie würde es jetzt weitergehn? Callista blickte interessiert zu der tunica recta, in der sie heute schlafen würde. Sie hatte sie zusammen mit ihrer Mutter hergestellt, noch in Mantua und es galt als besonderes Glück, wenn die Braut ihr Hochzeitskleid selbst hergestellt hatte. Und Glück wollte sie wirklich gerne haben, zusammen mit Marsus.

  • Ebenso mit einem leichten Schmunzeln und leisen Kichern verfolgte auch Calvina die Erzählungen ihrer Herrin. Zu ihrem Leidwesen waren aber die Arbeiten an Callistas Frisur schon recht weit fortgeschritten, so dass die Erzählungen um einiges kürzer ausfielen, als sie sich erhofft hatte.


    Zu gerne hätte sie auch die Geschichte aus dem Mund ihres Herrn gehört, wie er diese erste Begegnung empfunden hatte. Auch wenn Familienpolitik wohl die Ehe zwischen den beiden ausgelöst hatte, so hatte Calvina doch den Eindruck gewonnen, dass die beiden gut zueinander paßten und tiefe Gefühle füreinander empfanden.


    Sie hoffte, dass es Callista ebenso ergehen würde und auch sie in ihrer Ehe glücklich werden würde.

  • Zitat

    Original von Tiberiana Crista
    Cato war wieder einmal unterwegs und sie wollte mit ihrem Jungen, ihrem Adoptivsohn sprechen. "Laris? Kommst du bitte einmal zu mir rüber?" rief Crista fragend aus und scheuchte Nantas helfende Hand zur Seite um alleine und auf eigenen Füßen von Bett zur gemütlich gepolsterten Sitzecke zu gelangen. "Nanta? Schau du nach den von der Reise übriggebliebenen Stoffen und überlege dir, was wir daraus machen können. Das wäre sehr nett wenn dir etwas einfallen würde. Wir brauchen jede Münze..." Die Sizilianerin bejahte ihre neue Aufgabe und verschwand ohne weiteren Worte im Nebenraum. Die beiden Räume waren mit einem Vorhang abgetrennt. "Falls du die Kekse vom Markteinkauf suchst, die sind bei mir, Laris. Na komm zu mir." sprach Crista schmunzelnd in den leeren Raum hinein und lauschte, ob er nun zu ihr kommen würde. Wenn sie die Augenbinde nicht trug, schloss sie gewohnheitshalber die blinden Augen. Die Binde trug sie außerhalb der privaten Räume. "Oder spielst du gerade Verstecken?"


    Eigentlich war ich ja auf Entdeckungstour und wollte mich gerade an Christa vorbei in die große, weite Welt schleichen, als sie das Zauberwort in den Mund nahm. "Kekse!" Mit drei langen Schritten auf meinen kurzen Beinen war ich hinter ihr wieder hervorgekommen und vor ihr stehengeblieben. Wenn es Kekse gab, musste die Eroberung Germaniens erstmal warten. Schliesslich konnte ich auch nicht ohne angemessene Stärkung auf Erkundungstour in der neuen Stadt gehen.


    Die gefiel mir sowieso viel besser als das viel zu große, viel zu stinkige und viel zu böse Rom. Hier war es schon fast wieder wie in meiner Heimatstadt nur ein bisschen kalt und nass, als ob sich Tinia ein Gebiet gebastelt hätte wo sich selbst Götter ihren Schnupfen holen konnten. Brr, wie würde das wohl erst im Winter hier aussehen? Jetzt war allerdings das Wetter erstmal Nebensache, wichtigeres harrte meiner. "Krieg ich einen Ke...eks? Bitte, bitte, bitte?" Irgendwie fand ich auch, dass der Orstwechsel mir guttat und das der dämliche Gärtner nicht mehr ständig nach mir schlug, jetzt stotterte ich endlich wieder nur noch bei jedem vierten Wort und nicht mehr bei jedem zweiten. Lag wohl auch daran, dass ich bei Crista immer mit Worten um Kekse betteln musste, große Kulleraugen zu machen half bei ihr so selten.

  • Nachdem nun alles mit den Haaren fertig war, die Strähnen geteilt und gesteckt und alles richtig saß, ging Vespa hinüber zu der tunika recta, welche schon bereitlag.


    "Dann müssen wir jetzt sehen deine Tunika anzuziehen ohne, dass deine Haare Schaden nehmen."


    Vespa lächelte ruhig und hob das Gewand an, nickte kurz Calvina zu, dass sie ihr helfen sollte.


    "Eine wirklich schöne Arbeit. Sie ist dir gut gelungen."


    Wenn dies geschafft war, kam der Wollgürtel dran.


    "Am Abend vor meiner Hochzeit und den ganzen Tag bis zum Abend war ich auch schrecklich aufgeregt als dein Onkel und ich geheiratet haben. Du glaubst gar nicht wie sehr ich gezittert habe. Damals hatte eine gute Freundin die Aufgabe übernommen, die ich heute habe. Sie hatte mir damals erklärt was alles auf mich zu käme. Möchtest du auch wissen wie das alles morgen abläuft und dann schließlich am Abend?"


    Wenn es Callista beruhigte, würde sie ihr versuchen sämtliche Angst zu nehmen wie es Paulina damals bei ihr getan hatte.

  • Die Braut nickte stumm und stand auf. Heute würde sie zum letzten Mal ihre "Mädchenkleider" ausziehen und dann in die tunica recta steigen. Das hellweiße Kleid, stolaähnlich und mit vertikalen Kettfäden gewirkt, hatte sie zusammen mit ihrer Mutter gemacht. Sie vermisste Pulchra gerade jetzt sehr und würde heute abend noch, wenn sie alleine war, mir ihrer Mutter sprechen und ihren Ahnen ein kleines Opfer bringen. Sie konnte nur hoffen, dass ihr Eltern und alle anderen verstorbenen Prudentier ihren Segen zu dieser Ehe gaben und vielleicht sogar etwas Stolz auf den Rotschopf waren, der sich bereitwillig in das kulturelle Abenteuer stürzte einen Germanen zu heiraten. Mit zittrigen Händen öffnete Callista die instita, der Kordelring ihres Kleides, so dass es von den Schultern rutschte. Den Rest ließ sie dann aber doch lieber von Calvina erledigen, deren Hände viel ruhiger waren.


    Während sich als Vespa daran machte den roten Wollgürtel zu knoten, sprach Callista ein Stoßgebet zu Iuno Cinxia, was nur einen Aspekt ihrer "Lieblingsgöttin" darstellte. Der spezielle Knoten sollte Callista schützen und Übel von ihr fern halten, besonders in dieser letzten Nacht, der Zwischenstufe zwischen Mädchen und Frau.


    "Ja, erklär es ruhig noch mal. Ich kenne zwar die römischen Riten und die germanischen wirst du mir wahrscheinlich auch nicht erklären können, aber mich beruhigt deine Stimme." Callista schaute ihre Tante treuherzig an und versuchte sich an einem zaghaften Lächeln. "Besonders was die morgige ... Nacht ... angeht. Da ... uhm ... hab ich ja gar keine Ahnung von."

  • Unauffällig, wie sie es gelernt hatte, kam Calvina dem unausgesprochenen Befehl ihrer Herrin nach und trat an Callista heran. Mit einem sanften Lächeln versuchte sie die Braut ein wenig zu beruhigen, deren Unsicherheit und Nervosität sie deutlich spüren konnte. Vorsichtig begann sie dann damit Callista die Tunika über den Kopf zu ziehen, sorgfältig darauf achtend, das große Kunstwerk, das ihre Frisur darstellte nicht zu beschädigen.


    Als dies geschafft war, legte sie das abgelegte Gewand beiseite und half ihrer Herrin dabei Callista genauso sorgfältig die Tunica Recta anzulegen, wie sie zuvor das andere Kleid ausgezogen hatte. Mit prüfendem Blick begutachtete die junge Nubierin dann die Frisur der Braut. Wie zu erwarten hatten sich einzelne der ein wenig widerspänstigen Haare der jungen Prudentia gelöst, doch im Gesamtbild war alles in Ordnung geblieben. Vorsichtig, aber bestimmt bändigte Calvina die wenigen Ausreißer und gliederte sie wieder in das Gesamtkunstwerk ein. Damit fertig nickte sie kurz zufrieden zu sich selbst und trat dann wieder neben ihre Herrin zurück.

  • "Klar kriegst du Kekse..." erwiderte sie schmunzelnd auf seine Bitten. Sie streckte die Hand nach vorne aus, erwischte Laris Haarschopf und zerwuschelte diesen liebevoll, um ihren Adoptivsohn gleichzeitig näher zu sich heranzuziehen. Gut, er war schon etwas zu groß für den Platz auf ihrem Schoß. Aber diese Geste war ihr Ersatz für die blinden Augen. Sie würde ihn so gerne wachsen sehen. "Wie viele hättest du denn gerne von den Leckereien? Einen? Drei? Zehn?" neckte sie 'ihren' Jungen und streichelte seinen Rücken. "Du musst heute mit mir und Nanta in die Stadt mitkommen. Wir gehen in ein wichtiges officium und tragen deine Adoption ein."


    Crista zögerte, sah zu Boden. "Vielleicht hat Cato heute Zeit für uns alle und wir können alle zusammen hingehen. Er muss noch etwas eintragen lassen was uns beiden wichtig ist. Ich spreche von unserer Verlobung. Heiraten werden wir später im Jahr, sobald wir Arbeit und ein eigenes Heim für uns drei gefunden haben." Laris hatte noch nicht sehr viel dazu gesagt, wie er es fand nun mit Crista und Cato zu leben und zu wissen, dass sie nun seine Eltern waren. "Hör zu, Nanta ist zwar ganze zehn Sommer älter als ich. Aber sie hat dich genauso gern wie ich. Du kannst zu ihr gehen wenn etwas ist oder ich gerade nicht für dich da bin und sein kann..." Letzteres war ihr wichtig, also dass Laris Bescheid wusste was Sache war und er sich nicht mehr alleine sowie verlassen fühlen musste.

  • Ad
    Tiberiana Crista
    Casa Prudentia
    Mogontiacum, Germania



    M' Tiberius Durus Senator Tiberianae Cristae s.p.d.


    Ich danke Dir für Deinen Brief. Es freut mich, dass es Dir im fernen Germania gut geht. Auch uns in Rom geht es gut. Tiberia Arvinia wird Aurelius Orestes, einen jungen Politiker ehelichen. Und ich gedenke, ebenfalls den Bund der Ehe einzugehen mit einer Tochter des Hauses Aurelia. Ich denke, dass damit eine enge Bande zwischen unseren Familien entstehen wird und die alten Streitigkeiten auch nach außen für alle Zeiten begraben sein werden.


    Auch Tiberia Albina hat geheiratet und zwar Spurius Purgitius Macer, einen weiteren Senator, der einst auch die Provinz, in der Du lebst, regiert hat. Wie Du siehst, geht es uns also gut und wir blicken einer positiven Zukunft entgegen.


    Ich hoffe, Deine Familie entwickelt sich gut. Vergiss nicht, den Göttern zu opfern, damit sie Deine Familie segnen. Ich werde meinerseits dafür Sorge tragen, dass auch die Manen von Tiberius Iuvenalis zufrieden gestellt werden.



    Vale bene
    [Blockierte Grafik: http://img157.imageshack.us/img157/6083/siegelmtdsenatorhc0.gif]

  • Vespa lächelte sanft und begann den Gürtel zu knoten und als das getan war, setzte sich Vespa auf das Bett und deutete ihrer Nichte sich neben sie zu setzen.


    "Du hast recht, zu den römischen Riten weiß ich nichts und wenn ich an die Hochzeit der Duccier denke, war ich sogar hier und dort etwas überrascht."


    Geschockt wäre das bessere Wort gewesen, aber es waren nun einmal Familientraditionen und auch wenn sie ihr gänzlich fremd waren, war es nicht an ihr sie öffentlich zu verurteilen.


    "Aber zu den anderen kann ich dir einiges sagen. Wir werden morgen noch den Schleier über dein Haupt decken und hinter diesem wirst du dann bis zum Ende der Opfer verhüllt bleiben. Erst wenn ich euer beider Hände in einander gelegt habe, darf er den Schleier lüften. Danach wird gegessen und gefeiert. Anschließend kommt es zum Brautzug. Die Hochzeitsgesellschaft wird sich euch anschließen. Vorher sollte noch der Brautraub simuliert werden. Das wirst du aber schön gehört haben. Vergiss nicht die drei Asse an die entsprechenden Stellen hinzulegen. Am Haus deines Bräutigams angekommen wirst du einen Pfosten mit Öl balsamieren und mit Wolle umwickeln. Hiernach wird er dich ins Haus tragen müssen. Es gilt als großes Unglück wenn die Braut über die Schwelle stolpert. Danach wird es noch eine Sache geben. Du wirst dich auf ein Fascinium setzen und dann mit deinem Mann dich zurückziehen um die Hochzeitsnacht zu begehen. Du wirst sicher ahnen worum es geht. Ich kann dir nur sagen wie es bei mir war. Ich hatte schon etwas Angst vor dem was kommen würde. Eine gute Freundin hatte mir gesagt, dass ich einfach locker und entspannt sein soll und meinem Mann vertrauen. So leicht war es nicht, aber ich habe mich bemüht und ich muss sagen, dass ich es dann auch gar nicht als schlimm empfand. Dein Onkel war sehr vorsichtig und so wurde es auch eine schöne erste gemeinsame Nacht."


    Mit einem kleinen Lächeln dachte sie an den Abend zurück. Ihre Angst war damals wirklich unbegründet gewesen.


    "Am nächsten Morgen empfangt ihr die Familienmitglieder zu einem Frühstück. Dieses Essen wirst du organisieren und führen müssen um deine Fähigkeiten als Hausfrau zu beweisen."


    Damit war der erste Vortrag erst einmal beendet.

  • Über die römischen rituale erzählte ihr Vespa nichts neues, wie jedes kleine Mädchen hatte man sie von ganz jungen Jahren an immer wieder erzählt und beigebracht was wichtig war. Eine Hochzeit und vor allem die erste war immer eine große Angelegenheit und jedes Mädchen träumte mehr oder minder begierig davon. Nur ein kleines Detail hatte ihre Mutter immer ausgelassen und so war sie sehr froh, dass ihre Tante es ansprach. Die Hochzeitsnacht. Soviel hatte sie darüber gehört. Soviel schreckliches und soviel schönes. Manchen gefiel es, manchen war es unangenehm, es tat weh und sie hatten Angst davor im Kindbett zu sterben, manche erfüllten es wie das Weben, als eine ihrer vielen Ehepflichten. Insgeheim hoffte Callista, dass Marsus wissen würde was zu tun war. Denn sie selbst wußte nichts, nun ja, vielleicht nicht "nichts" darüber, aber so wenig, dass sie unmöglich die Handlungen voran treiben könnte, wenn er stockte. Zumal sie sicherlich viel zu aufgeregt und nervös sein würde. Ob sie zu denen gehören würde, denen es Freude machte bei ihrem Mann zu liegen?


    "Wenn man ... mhhh ... also in der Hochzeitsnacht ... reicht es da wenn ich tue was Marsus sagt? Oder gibt es etwas, was nur ich tun kann oder wo ich ihm ... also ... eine Freude machen könnte oder sowas?" fragte Callista kleinlaut. In diesem Moment wünschte sie, sie wären schon beim Frühstück angekommen.

  • Kurz dachte sie nach wie es bei ihr war. Sie hatte ja auch keine Ahnung davon gehabt. Doch irgendwann hatte sie einfach getan was sie meinte, fast so als hätte sie eine Eingebung erhalten.


    "Ich habe mich damals von deinem Onkel führen lassen und irgendwann kam es mir so vor als würde ich alles was ich mache richtig machen. Es war ein Gefühl, das mich befiel, das mir sagte, was ich zu machen habe und was der ganzen Sache dienlich wäre. Ich habe Balbus vertraut, dass er alles richtig machen würde und ich wurde nicht enttäuscht. Ich denke, dass Marsus da ähnlich sein wird. Vertraue ihm und tue was er sagt. Wie du ihm eine Freude machen kannst? Ich habe da nicht so viel Erfahrung, aber sanfte Berührungen vor allem in der Körpermitte mögen Männer sehr."


    Tante Phoebe würde sicher auf der Stelle umfallen wenn sie diese Unterhaltung mitanhören würde, aber zum Glück war sie nicht anwesend und so musste Vespa keine Rücksicht nehmen und konnte etwas offener sprechen.

  • Gespannt lauschte die junge Rothaarige ihrer neugewonnen Tante und nickte, auch wenn sie es nicht wirklich nachvollziehen konnte. Das Gefühl, dass Vespa gefühlt haben musste, das kannte sie. Sie konnte Marsus ganz sicher vertrauen. Und sie hoffte damit keine Enttäuschung zu erleben. Aber sie hätte viel eher ein paar "handwerklichere" Tricks gekannt, etwas, dass sie tun konnte. Nicht einfach nur daliegen. Sanfte Berührungen? In der Körpermitte? Callista nickte noch einmal und biss sich in die Unterlippe. Sie kaute etwas darauf rum und seufzte. "Ich bin nervös." gab sie unumwunden zu und lächelte etwas entschuldigend. Sie kam sich kindisch vor. Aber dagegen konnte sie nichts tun, sie war nun mal nervös. "Aber ich mag ihn. Und ich möchte Marsus wirklich gern heiraten."

  • Die Suche hatte gar nicht so lange gedauert wie befürchtet und er hatte auch nach dem Verlassen des Stadttores nur ein einziges Mal nach dem Weg fragen müssen.


    Und so stand er nun auf der Straße vor jenem Haus, dass man ihm als Casa Prudentia beschrieben hatte. Das Haus war nicht sonderlich groß, musste sich aber auch nicht hinter den umliegenden Häusern verstecken, so dass in Titus Gesicht ein Lächeln entstand, als er sein neues Zuhause betrachtete.


    Der Verwalter des Landguts hatte ihm den Namen des hiesigen Hausverwalters genannt und ihm auch eine kurze Nachricht (eine der beiden Tabulae in seinem Beutel) für diesen mitgegeben. Mit einem letzten Blick auf das Haus und in beide Richtungen die Straße hinunter, ging er dann zur Tür um an diese zu klopfen.


    Da ihn in diesem Haus niemand kannte, beäugte der Ianitor den jungen Mann, der sich als einer der Prudentier ausgab, argwöhnisch. Er hatte noch nie etwas von diesem jungen Kerl gehört und das, obwohl er doch schon seit vielen Jahren diese Tür bewachte. Es kostete Titus einiges an Überredungskunst (wobei ein Großteil davon vor allem verwirrende Widersprüche waren, die den Ianitor aus dem Konzept brachten) bis er endlich das Haus betreten durfte.
    Im Inneren suchte er sofort den Hausverwalter und übergab ihm das für diesen bestimmte Schreiben. Nachdem jener es kurz überflogen und die Echtheit überprüft hatte, wurde Titus dann auch schon viel freundlicher und wohlwollender empfangen.


    Bei einem bescheidenen Essen unterhielt er sich mit dem Hausverwalter und fand zu seinem großen Erstaunen fest, dass dieser offenbar vor einer Ewigkeit seine Mutter kennengelernt hatte, als diese eine Zeit lang in Mogontiacum gelebt hatte.


    Da es in der nahen Zukunft noch ausreichend Zeit geben würde, herauszufinden, was der Hausverwalter alles über seine Mutter, und vielleicht auch über seinen Vater, wusste, beschloss Titus ihn nicht direkt mit all seinen Fragen zu überfallen. Stattdessen erkundete er erst einmal das Haus und beendete dann irgendwann den Tag in seinem neuen Bett. Der folgende Tag würde voraussichtlich anstrengend werden.

  • Die erste Nacht im neuen Domizil verlief für Titus alles andere als erholsam. Kannte er vom heimatlichen Landgut, welches ab vom Schuss im Wald lag, vor allem die nächtlichen Geräusche der Natur und der Tier- und Sklavenställe, so war die Geräuschkulisse hier, mitten in einer Stadt schon eine ganz andere.


    Als er am ersten Morgen aus dem Bett kletterte, hatte er das Gefühl kaum geschlafen zu haben. Die leichte Desorientierung, die einen Menschen häufig befällt, wenn man das erste Mal in einer neuen Umgebung aufwachte, tat ihr übriges dazu, dass er sich an diesem Morgen besonders mies fühlte.


    Aber im Grunde genommen konnte er gar nicht meckern, denn auch wenn das Haus, was Größe und gebotenem Luxus, es kaum mit dem heimatlichen Landgut aufnehmen konnte, so gewann es dennoch allein durch den Neuheitsfaktor einige Pluspunkte. Auch das bescheidene Frühstück, dass ihm serviert wurde konnte sich im Grunde genommen sehen lassen und führte auf jedem Fall zu einem gut gefüllten Bauch.


    Nach dem Frühstück machte Titus sich dann auf den Weg in die Stadt. Er hatte schliesslich noch die eine oder andere Sache zu erledigen.

  • Es waren einige Tage ins Land gezogen, seit Titus in Mogontiacum angekommen war und die Herrschaft über das kleine prudentische Heim übernommen hatte. Er hatte sich die ersten Tage über ein wenig unwohl gefühlt, was vor allem daran lag, dass er im Grunde genommen allein im Haus war. Die wenigen Sklaven und der Hausverwalter, die mit ihm zusammen im Haus lebten, waren den ganzen Tag über beschäftigt und er bekam wenig von ihrer Anwesenheit mit.


    Nachdem er am ersten Tag auf dem Landgut der Duccii gewesen und sich dort die Unterstützung des Ducius Marsus gesichert hatte, war Titus mit dem wenigen Geld, dass ihm noch von seiner Abreise geblieben war, auf den Markt gegangen und hatte einige Dinge gekauft, die ihm fehlten. Die Konsequenz daraus war, dass er selbst nun fast kein Geld mehr hatte und sich ziemlich glücklich schätzen musste, dass der Hausverwalter ein fähiger Mann war, der mit dem Geld, dass ihm zum Unterhalt des Hauses zur Verfügung stand, äusserst effektiv arbeitete und so auch der Füllstand der Speisekammer durchaus akzeptabel war.


    Die Tage, die auf seine Ankunft folgten, nutzte er dazu, sich mit dem Haus vertraut zu machen. Es war zwar nicht sonderlich groß, aber seine Verwandten, die vor ihm hier gelebt hatten, hatten sich viel Mühe gegeben, dass es trotzdem ein wunderbares Heim war. Mehrere Tage verbrachte er allein damit, dass er sich mit der kleinen Bibliothek des Hauses beschäftigte. Sie bot zwar nur einen winzigen Bruchteil dessen, was die große Bibliothek des Prudentius Commodus auf dem Landgut im Norden zu bieten hatte, aber dennoch fand er hier Dinge, die er dort nicht gefunden hatte. Er merkte schnell, dass dies hier nicht nur die Bibliothek eines alten Senators war, sondern dass hier auch die jungen Frauen, die hier gelebt hatten, ihre Spuren hinterlassen hatten.
    Während Commodus' Bibliothek vor allem historische, politische und juristische Schriften umfasste, fand Titus hier eine große Zahl poetischer und dramatischer Werke. Für den jungen Mann war es ein Blick auf eine neue Welt.

  • Auf der Suche nach einem standesgemäßerem Wohnsitz, als diesem Hasenstall in der Castra, hatte der junge Prudentier erfahren, dass es wohl eine Casa hier in Mogontiacum gab in der Prudentier gelebt hatten oder sogar noch lebten. Mit ziemlicher Verwunderung über diese ihm absolut neue Information hatte er sich auf die Suche nach dieser ominösen Casa Prudentia gemacht und war schließlich, nach einigem Nachfragen und umherirren durch die Stadt, auch tatsächlich bei einer Adresse gelandet, an welche diese Casa zu finden sein sollte. Etwas zaghaft trat er an die Türschwelle und klopfte an.

  • Es dauerte gar nicht mal sonderlich lang bis auf das Klopfen des jungen Gaius eine Reaktion folgte. Die Tür wurde geöffnet und ein ältlicher Ianitor, der offenbar nicht nur seine besten Jahre schon hinter sich hatte, kam zum Vorschein. Der Mann blickte ihn halbwegs freundlich an und fragte brummend: "Salve. Wer bist du und was ist dein Begehr?"

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