Arbeitszimmer des Duumvir

  • „Dein Vertrauen ist nicht unbegründet. Ich bin in den Grund eingeweiht, den Deandra damals hatte, als sie ausgerecht Mantua als Stadt der Städte auserkoren hatte, um einen Ort der alten Traditionen zu schaffen. Und das lag nicht allein darin begründet, dass ihr Pater in Mantua stationiert ist. Viel mehr zählte damals die Tatsache, dass über den Senator und Legaten Macer bekannt war, dass dieser ebenfalls den alten Traditionen zugeneigt ist. Das nur mal nebenbei, kommen wir nun zum Hauptthema.“


    Der Stadtangestellte betrat den Raum und stellte die Amphore sowie die Becher ab. Ein Blick zeigte mir, dass er den richtigen Wein geholt hatte. Wein war nicht Wein, ich legte Wert auf die Unterschiede. Ich wies ihn an einzuschenken, dann wandte ich mich erneut an Macer.


    „Das sind insgesamt ausgesprochen gute Neuigkeiten. Der Baubeginn wird also in Kürze erfolgen. Da ich beabsichtige, den Boden weihen zu lassen, wäre ich verbunden, wenn mir vor Beginn der Arbeiten Zeit dafür eingeräumt werden würde. Zu zeitig darf die Weihung allerdings auch nicht erfolgen. Hier bedarf es einer gewissen Abstimmung zwischen Stadt und Legion. Lässt sich der Baubeginn bereits jetzt in etwa benennen?


    Ich werde mich mit dem Stadtfestes in jedem Fall nach den Möglichkeiten der Legion bzw. der Reiterei richten. Uns drängt nichts und ganz offenbar wünscht sich die Bevölkerung eine erneute Parade. Auch hier wäre ich über einen Hinweis dankbar, wann die Reiterei einsatzbereit wäre.“

  • "Eine Weihung, sicher, das ist eine gute Idee. Ich werde den zuständigen Leuten sagen, dass sie mit den Erdarbeiten warten sollen, bis diese Zeremonie vollzogen wurde. Du kannst sie im Prinzip sobald wie möglich durchführen - lange wird der Baubeginn nicht mehr auf sich warten lassen.
    Zur Zeit wird wie gesagt die Logistik geplant und die letzten Baudetails geplant. Sicher werden dann einige Legionäre ein wenig Platz im Umfeld der Baustelle in Beschlag nehmen, um Material zu lagern. Spätestens wenn sie anfangen, überdachte Werkplätze zu errichten, sollte das Opfer also durchgeführt werden."


    Macer griff nach dem Wein und nahm einen Schluck. Ein guter Tropfen.

  • Ich strich mir nachdenklich über das Kinn, während ich Spurius Purgitius Macers Worten lauschte. Auch die Weihung bedurfte einiger Vorbereitungen und Planung. Den Ausführungen des Legaten nach sollte sie nicht länger aufgeschoben werden.


    „Das Beste wird sein, wenn ich bereits morgen erste Absprachen mit der zuständigen Priesterin treffe. Bis zur Weihung selbst wird noch Zeit verstreichen und sicherlich steht der Baubeginn dann unmittelbar bevor. Es wäre töricht, noch länger zu warten.“


    Während eines Schluckes Weins entwarf ich bereits erste Handlungsabläufe zu dieser für mich wichtigen Zeremonie. Anschließend wandte ich mich wieder Macer zu.


    „Kann ich mit deiner Anwesenheit zur Weihung des Bodengrundes rechnen? Es liegt mir daran, dass alle maßgeblichen Bürger daran beteiligt sind, wenn die Genii Loci des Bauplatzes besänftigt werden. Schließlich wollen wir ihnen ein Gebäude vor die Nase setzen und sie sollen es wohlwollend annehmen.“

  • "Ja, selbstverständlich nehme ich gerne Teil. Die Baustelle soll ja unter dem Wohlwollen der Götter eröffnet werden. Du kannst mich jederzeit im Kastell benachrichtigen lassen."


    Mit einem leichten Schmunzeln musste Macer an eine Bauinschrift denken, von der er einmal gehört hatte. In ihr war festgehalten worden, wie die Bauarbeiter vor dem Ausführen einer besonderen Gewölbekonstruktion zuerst dem Atlas geopfert hatten, dass er das Gewölbe halten möge...


    "Gibt es weiteres zu besprechen? Ich nehme an, die Bevölkerung ist darauf eingestellt, dass in der nächsten Zeit deutlich mehr Soldaten und schwere Fuhrwerke als üblich durch den Ort ziehen werden?"

  • "Das freut mich! Dabei kommt mir der Gedanke, dass diese Weihung nicht im Stillen abgehalten werden sollte, sondern zu einem weiteren Ereignis im Leben der Bürger und Soldaten Mantuas werden soll. Es obliegt selbstverständlich deiner Entscheidung, in welchem Umfang die Soldaten dafür freigestellt werden, aber herzlich willkommen ist zunächst einmal jeder - vom Probat bis zur Stab."


    Ich nahm den Hinweis zur Kenntnis, dass die Bevölkerung rechtzeitig über die umfangreichen Materialtransporte informiert werden sollte. Diesbezüglich hatte ich noch nichts unternommen.


    "Du fragst, ob es noch Weiteres zu besprechen gäbe und ja, da fällt mir durchaus noch etwas ein."


    Ein breites Lachen lag auf meinem Gesicht.


    "Du wirst über die Thematik "begeistert" sein. Ich wollte noch einmal an die Aufnahme der Lagerumrisse in die Karte Mantuas erinnern." ;)

  • Lagerumrisse? Karte? Macer stutze einen Moment. "Ach ja, DIE Karte." :D


    "Ja, versprochen ist versprochen. Nur im Moment ist das, ähm, nicht mit erster Priorität behandelt worden..."


    Macer lächelte entschuldigend.


    "Aber sobald ich im Lager zurück bin, werde ich mich drum kümmern."

  • „Das klingt hervorragend, Legat!“


    Zufrieden leerte ich meinen Becher und setzte ihn auf der Tischplatte ab. Der Stadtschreiber pinselte fleißig und ich hatte keine offenen Fragen mehr. Alles war ausreichend erörtert worden, bis auf eines …


    „Rein interessehalber“, begann ich und hatte gleichzeitig die Tischamphore in der Hand. Mit einem fragenden Blick wartete ich auf Zustimmung oder Ablehnung zum Nachschenken. „Mir kam kürzlich zu Ohren, dass im Zusammenhand mit Mantua über einige Brandstiftungen, Körperverletzungen und Raubüberfälle berichtet wurde. Mir persönlich ist nichts dergleichen bekannt. Hast du diesbezüglich bessere Informationen?“

  • Mit einer kurzen Geste lehnte Macer einen weiteren Becher voll Wein ab. Sein Arbeitstag würde noch ein wenig andauern.


    "Bei Bedarf könnte ich sicherlich die Berichte beim Legatus Augusti pro Praetore einsehen, aber konkret ist mir nichts bekannt. Soll ich bei nächster Gelegenheit nachfragen?"

  • Mein fragender Blick ging zu Ingeniosus. Vielleicht wollte der Stadtschreiber noch einen aufgefüllten Becher. An den Legaten gewandt, antwortete ich:


    "Das würde ich für gut befinden, denn ich möchte der Sache auf den Grund gehen. Ich werde in Mantua jeden Ansatz von Kriminalität bekämpfen. Allerdings ist mir - wie gesagt - keine einzige Anzeige eines Bürgers je auf den Tisch gekommen. Zu gern wüsste ich, was in Rom darüber kursiert."

  • "Nun, dann werde ich bei nächster Gelegenheit einmal nachfragen und ggf. etwas für das gute Image unserer Stadt tun. Es wäre ja auch schlimm, wenn eine Stadt, vor deren Toren 5000 Soldaten lagern, ein Hort des Verbrechens sein soll."


    Macer musste natürlich auch an die vereinzelten Kneipenschlägereien denken, die seine Soldaten zuweilen anzettelten, aber die fielen wohl kaum negativ ins Gewicht.


    "Ich nehme an, Du hast die Provinzverwaltung bereichts über den bevorstehenden Bau des Amphitheaters informiert, oder soll ich das bei meinem nächsten Besuch in der Curia Provincialis auch herausgehoben ansprechen?"

  • Ich setzte die Amphore wieder ab und nickte zustimmend zu Macers Worten.


    „Obwohl ich den Eindruck, den die mantuanischen Bürger von unserer Stadt haben, weit wichtiger finde, als den der Bürger in Rom, liegt mir zumindest die Aufklärung und Richtigstellung dieses Gerüchtes, denn etwas anderes ist es in meinen Augen nicht, sehr am Herzen. Wenn es denn so gewünscht ist, dann soll Rom Mantua vergessen, aber die Stadt in ein schlechtes Licht rücken … das werde ich zu vermeiden wissen.
    Deine Stimme ist in der Curia Provincialis und im Senat von großem Gewicht. Es würde manchem Bürger hier - einschließlich mir - viel bedeuten, wenn du dich für das gute Image von Mantua einsetzt.“


    Mir wurde wieder einmal klar, wie wenig doch die Stadtverwaltung mit der Provincverwaltung zusammenarbeitete. Im Grunde überhaupt nicht. Marcellus vertrat Mantua gut, zumindest hatte ich den Eindruck, wenn ich seinen Berichten lauschte. Ein zweiter Bürger der Stadt sollte recht bald in die Curia kommen. Einer, dem die Stadt wirklich am Herzen lag. Mantua wuchs. Dem sollte Rechung getragen werden. Hoffentlich fanden sich bei der nächsten Wahl zwei Kandidaten.


    „Eine offizielle Information von meiner Seite an die Provinzverwaltung steht aus.“ Diese Tatsache musste ich gestehen, als die Sprache erneut auf das Amphitheater kam. „Sehr wohl weiß ich aber, dass sowohl das Bauvorhaben Amphitheater als auch die Vermessungsarbeiten dazu – wie auch immer – nach Rom durchgesickert sind. Unvorbereitet kann die Verwaltung dort nicht sein, aber wenn du es explizit noch einmal erwähnen würdest, wäre das nach meiner Ansicht sehr vorteilhaft und auch wünschenswert. Ich danke dir im Übrigen für diese Angebote die Curia Provincialis betreffend.“


    Ich war sehr erfreut über den Verlauf des Gesprächs und die Ergebnisse. Meine Erwartungen waren bereits übertroffen, die Zufriedenheit stand mir ins Gesicht geschrieben.


    „Alles notiert, Ingeniosus?“ :D Der Stadtschreiber entlastete immer wieder seine Hand durch Schütteln.

  • "Nun, dann werde ich sehen, was ich für Mantua tun kann", beantwortete Macer das Resümee seines Gastgebers und erhob sich von seinem Platz.


    Jetzt hatte er allerlei Offiziere im lager über die besprochenen Details zu den bauarbeiten zu erledigen - das sollte heute noch zu schaffen sein.


    "Es war mir eine Freude, dein Gast zu sein."

  • Ich erhob mich und überblickte die Notizen.
    Es war sehr viel von Wichtigkeit gesagt worden, sodass es nicht leicht gewesen war sich kurz zu fassen.
    Im Gegensatz zu Politikern auf der Rostra hatten diese beiden nur in Fakten gesprochen.
    Mantua konnte stolz sein.


    Ich verließ das Zimmer um die Wachstafeln nochmals ordentlich als Protokoll abzuschreiben.

  • "Ah, er kündigte auf dem Einweihungsfest seinen Besuch an. Danke, Ingeniosus. Ich lasse bitten."


    Heute war der Tag der Bauplatzweihung und ich wollte jeden Moment los. Vielleicht hatte Stephanus ja Interesse, daran teilzunehmen. Zeit für ein Gespräch würde sich sicherlich auch ergeben.
    Ich stand auf und ging ihm entgegen.

  • "Salve Stephanus! Komm rein. Für ein paar Worte habe ich selbstverständlich Zeit, dann jedoch muss ich zu einem bedeutsamen Ereignis. Du kannst mich gerne begleiten. Es handelt sich um die Weihung des Bauplatzes für das hiesige Amphitheater.


    Ingeniosis..."


    Bevor der Stadtschreiber wieder entschwand, hatte ich noch ein Anliegen.


    "Kümmerst du dich derweil um die ordnungsgemäße Verladung der Opfersachen? Du weißt - Oliven, Getreide und Mola Salsa. Ich habe alles bereits gestern in dem ersten Raum rechts des Atriums zurecht gestellt.


    Stepanus, komm setz dich. Für einen guten Wein reicht jedoch die Zeit nicht aus. Nach der Weihung sollst du ihn aber erhalten."

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