Arbeitszimmer des Duumvir

  • In seine gute Toga gehüllt und frisch rasiert hatte sich Valens an diesem Morgen zur Curia Mantuae aufgemacht. Am Abend zuvor hatte er extra nur eine Kanne Wein getrunken. Verkatert hätte er das auch nicht aushalten können. Sich eine Arbeit suchen! Naja das war bestimmt nicht so schlimm. Und einige Sklaven und Angestellte herumkommandieren hatte auch etwas. Also wanderte er durch die Gänge der Curia. Er wusste, dass der Duumvir um diese Zeit immer eine Sprechstunde hatte. Das bedeutete zumindest, dass er vielleicht anwesend war. Also trat er zu dem Beamten, der vor dem Officium des Duumvirs saß, um sich anzumelden.


    "Salve, ich bin Gaius Fabius Valens. Sohn des Eques und ehemaligen Praefectus Castrorum der XXII. Legio Quintus Fabius Vibulanus. Ich äh ... hrmh möchte ich mich für den Posten des Stadtschreibers bewerben."

  • Wie immer, wenn einer der beiden Duumvirn seine Sprechstunde abhielt, stand vor dessen Officium ein einfriger Stadtbeamter, der mit einer Wachstafel in der linken und einem Stilus in seiner rechten Hand in wichtiger Pose alle mit einem Anliegen hierher gekommenen Leute koordinierte. "Salve.", grüßte er in seiner geschäftigen Art den Fabier nur beiläufig zurück. "Ein Rittersohn erbittet eine Anstellung als Stadtschreiber...", fasste der Mann zusammen und überflog kurz seine Liste. "Ich schiebe dich vor dem Coponius ein, direkt nach Valentia Pia." Er machte sich eine entsprechende Notiz auf seiner Tabula. "Nimm einfach dort drüben Platz. Gerade ist noch der Sohn des Decurio Popertius beim Duumvir, danach ist die Valentia an der Reihe, und anschließend kannst du mit dem Duumvir sprechen. Ich gebe dir dann Bescheid.", ließ er den Fabier noch wissen, bevor er ihm auffordernd in Richtung der bereitgestellten Warteplätze zunickte.

  • Klang das etwa abschätzig? Nun da musste noch etwas gesagt werden. Vielleicht war es ja möglich, dass er gleich als Magistratus einstieg. Vielleicht mussten ja gerade welche nachgewählt werden! So wirklich verfolgt hatte er die Lokalpolitik nicht. Besser er sagte gleich noch etwas!


    "Nun ich würde mich auch sicher für ähm ... höhere Aufgaben eigenen."


    sagte Valens und lies sich danach auf dem angebotenen Platz nieder. Valentia Pia? Hatte er den Namen nicht schon einmal gehört? War das nicht die heimliche Geliebte des Duumvirn? Vielleicht hielt er besser etwas Abstand von dem Schreibtisch des Duumvirn, sobald er an der Reihe war...

  • Offensichtlich war der Fabier mit seiner Position zwischen der Valentia und dem Coponius nicht ganz zufrieden. Der städtische Angestellte legte seine Stirn in Falten und kratzte sich mit dem Stilus an der Schläfe. "Nun, das kann ich natürlich gerne noch mit notieren. Aber an der Reihenfolge wird das dennoch nicht viel ändern.", erklärte er und zuckte dabei ansatzweise mit den Schultern. In dem Moment öffnete sich die Tür zum Officium des Duumvirn und mit einem zufrieden schmalen Lächeln kam der Sohn des Decurio Popertius aus dem Raum. Er grüßte den Fabier mit einem stummen Nicken, bevor er den Weg in Richtung Ausgang einschlug.


    Der Terminkoordinator unterdessen streckte seinen Kopf an seinem Gegenüber vorbei und rief die nächste Person auf seiner Liste auf: "Valentia Pia!" Eine Dame mittleren Alters erhob sich von ihrem Platz. Sie war den warmen Temperaturen zum Trotz von Kopf bis Fuß in trauerndes Schwarz gekleidet und ging sodann gemessenen Schrittes auf die Männer vor dem Officium des Stadtobersten zu. "Bis sie mit dem Duumvirn gesprochen hat, wirst du noch warten müssen.", sprach er anschließend wieder an den Fabier gewandt. Dabei ließ er bewusst unausgesprochen, mit welchem genauen Anliegen die ihrem Namen nach fromme Valentia heute hier erschienen war. "Ich rufe dich dann auf."

  • Mit einem unzufriedenen Gesichtsausdruck setzte sich Valens. Und wartete. Und wartete. Langsam aber sicher redete er sich in Rage. Oder dachte sich zumindest in Rage. Da lies man ihn hier auf einem unbequemen Bank warten. Dabei tauchten auch immer wieder seine eigenen Worte in seinem Kopf auf. Höhere Aufgaben. Ja warum eigentlich nicht? Und dabei musste es ja nicht beim Magistratus bleiben. Immerhin war sein Vater führender Mann einer Legion gewesen. Noch dazu in Aegyptus. Sein Bruder war stellvertretender Kommandeur eine Flotte. Beides waren Ritter. Warum sollte er selbst nicht Ritter werden? Oder zumindest sich mit wichtigeren Aufgaben auseinandersetzten? Wenn er schon auf einer schäbigen Bank warten musste, dann wenigstens auf einen Statthalter oder einen Feldherren!


    Langsam beruhigte er sich wieder, aber während seiner Wartezeit kam er langsam zu dem Schluss, dass eine Karriere in der Lokalpolitik vielleicht doch nicht das richtige für ihn war. Vielleicht sollte er sich nochmal einige Tage überlegen, was er mit seinem Leben anfangen wollte, bevor er sich letztlich entschied. Vielleicht konnte ihm sein Vater ja auch den einen oder anderen Ratschlag geben. Ja, das war eine gute Idee. Nachdem er sich ja jetzt wirklich um eine Karriere bemühen wollte, würde sein Vater bestimmt nicht mehr nur Strafpredigten halten. Und vielleicht gab es ja einen anderen Weg für ihn. Also stand Valens auf "Es tut mir leid, aber ich kann nicht länger warten. Ich werde das nächste Mal vorher einen Termin vereinbaren. Vale." Dann verließ er die Curia, immer noch tief in Gedanken versunken.


  • An:
    den Duumvir für städtische Angelegenheiten.


    Salve Duumvir und auch an deinen Amtskollegen für die juristtradition.

    Ich sehe mich als Sohn dieser Stadt und auf Grund meiner Herkunft dazu aufgefordert mich in den Dienst dieser schönen Stadt zu stellen.
    Darum geb ich hiermit meine Kandidatur als Magistrat bekannt. Gleichzeitig lade ich euch beide zu einer kleinen Feier auf meinen Landgut ein.


    Q. Tiberius Felix

  • Nachdem er nun einige Zeit Magistrat war, war es mal wieder Zeit, bei seinem Vorgesetzten, dem Duumvir für städtische Angelegenheiten, vorbeizuschauen. Den er wollte sich erkundigen, was er machen musste, um, auch wenn er noch sehr jung war, aber eben der Sohn eines bedeutenden Senators, möglichst zügig in den Stadtrat und damit unter die Decurionen zu kommen. Natürlich mussten sich Plebejer aus der Mittelschicht über Jahre in den Stadtrat hocharbeiten, aber er war nun mal der Sohn eines Senators und hatte wenig Lust auf Plagerei. Außerdem war es für eine Stadt eine Ehre, einen Mann wie ihn im Stadtrat zu haben. Da war er sich sicher, und die Magistratur, die ja eine Voraussetzung ist, hatte er ja im Sack, wie man so schön sagte.

    So hatte er sich einen Termin geben lassen und stand nun vor dem Officium des Duumvir in der Hoffnung, nicht lange warten zu müssen.

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