Auf ein Bier!

Ja, wie lebt ihr die germanische Religion, hier im römischen Imperium? Oder habt ihr zum Teil auch Elemente der römischen Religion angenommen?

Er schüttelte den Kopf und nahm einen Schluck Bier um den Rest runterzuspülen, ehe er begann: "Nein, wir respektieren zwar die römische Religion, aber in meinem Haushalt wird, von einer Ausnahme abgesehen, durchgehend der germanischen entsprochen. Meine Cousina Duccia Audacia war Priesterin im Cultus Deorum, jedoch wuchs sie auch vollständig im Imperium auf. Der Rest von uns lebte zumindest einen teil seines Lebens im freien Germanien. Wir ehren und begehen die Feiertage, wir beten zu den germanischen Göttern und opfern ihnen und wir nutzen die alten Haine, so es uns möglich ist. Leider fehlt uns ein Gode, dadurch sind viele Handlungen eingeschränkt, besonders einige Opferungen, aber wir machen das Bestmögliche daraus."

Alles in Allem klinkt dies fast, wie wenn ein Römer gesprochen hätte. Ist denn unsere Religion von der euren sosehr verschieden wie man immer hört?

"In mancherlei Hinsicht schon, ja. Und doch gibt es auch wieder Ähnlichkeiten. Ihr habt die Göttertrias, bei uns sind auch drei Götter die Hauptgötter, wobei man eine Göttin gerne als vierten Hauptgott hinzuzählt. Doch haben Eure Götter vielfach andere Aufgaben, oder teilen sich anders auf. Und ich glaube, wir haben ein paar mehr als ihr," zwinkerte er. "Wobei viele davon nur regional bedingte sind."

Das sind aber nicht so grosse Unterschiede, denke ich. Alles in Allem glauben wir also mehr oder weniger dasselbe, nämlich dass es Götter gibt und diese einen grossen Einfluss haben. Auch haben wir eine Vorstellung von ihnen und jeder hat seine Kompetenzen.

"Stimmt! Im Groben gibt es keine großen Unterschiede, aber letztlich ist es nicht das Grobe was den Einzelnen ausmacht. Die Details sind das Entscheidende und das sind sehr sehr viele, wo es Unterschiede gibt."

Das ist richtig, die Details sind auch wichtig, aber warum sollten wir uns über Details streiten, wenn wir im Grossen einer Meinung sind? Das ist etwas, was ich bei all den Kriegen nicht verstehe.

Er seufzte. "Ich denke, weil das Große nicht ausreicht." Er griff nach seinem Becher. "Nehmen wir diesen hier einfach mal als Beispiel: Im Großen und Ganzen sind wir uns einig darüber, dass dies ein Becher ist, aus dem man trinken kann, richtig?"

Absolut würde ich sagen.

"Ja, das ist das Große und Ganze. Geht man jedoch ins Detail, wird einer sagen: ne ne, Moment, das ist nicht ein Becher, woraus man trinkt. Das ist ein Becher, in dem man Opferblut sammelt. Wieder ein anderer wird sagen, ja, vielleicht ist es das eine oder das andere. Ein Vierter gar wird sagen, dass es sowohl als auch ist und ein Fünfter wird sagen, dass man das Ding nur als Zierobjekt benutzen darf und so weiter und so weiter. Es kommt immer auf den kulturellen Hintergrund an. Und schon wird aus einem einfachen Trinkbecher ein heiliger Gral oder einfach nur ein Gefäß um Wasser aus einem Boot zu schöpfen."

Auch das ist korrekt, doch warum muss man sich darüber streiten? Warum kann man nicht einfach annehmen, dass dieser Becher hier für deinen Einen A und für einen Anderen B darstellt.

"Er zuckte die Schultern. "Ich weiss es nicht und ich fürchte, selbst die größten Philosophen werden Dir diese Frage nicht ausreichend beantworten können, aber ich denke, es liegt in der Natur des Menschen zu streiten und zu kämpfen und immer von der eigenen Meinung als die Richtige auszugehen." Er dachte an das vergangene Jahr. "Manchmal gibt es auch Situationen, wo man , obwohl man sich geschworen hat nie wieder zur Waffe zu greifen, doch wieder dazu greift."

Ja, auch das stimmt leider. und wieder versank ich in den Erinnerungen dieser elenden Schlachten und schwieg.

Schweigen kehrte ein, das köstliche Mahl war verzehrt und mein Bier im Becher neigte sich ebenfalls dem Ende zu....

"Nun, meine Herren, ich denke es wird Zeit für mich.... ich möchte bei der Audienz, Morgen, ausgeschlafen sein und keinen schlechten Eindruck hinterlassen!"

Ich winkte den Wirt herbei, zum Essen waren wir ja eingeladen, aber das Bier wollte bezahlt werden...

Er winkte ab. "Lass gut sein, Magnus. Ich mach das schon." Er sah zum Wirt und nickte ihm zu, damit er wusste, dass er den Tisch komplett übernehmen würde.

Ich stand auf und verneigte mich mit einem Lächeln "Oh, Danke, Germanicus..... ich hoffe, ich kann mich einmal revanchieren? Vielleicht kommst du ja mal nach Confluentes.... du bist im Castellum herzlich Willkommen!"

"Ich danke Dir! Und ja, vielleicht komme ich wirklich mal nach Confluentes. Ein Haus haben wir da ja noch und schliesslich war ich auch nicht unbedingt kurze Zeit da Magistratus. Eine gewisse Verbundenheit ist noch da," lächelte er und neigte den Kopf in Erwiederung.

"Ich würde mich freuen!" sprach ich, nickte Florus auch nochmal zu "Für Dich gilt dasselbe, Florus!" wandte mich nochmal an Beide "Valete, die Herren!" und verliess die Taverne dann....

Ich danke und spreche dieselben Einladungen aus. Meine Casa in der Colonia Agrippina wird hoffentlich in Zukunft etwas mehr bewohnt sein als bisher.

Dann erhob ich mich ebenfalls.

"Nihcts zu danken, meine Herren. Der Abend war mir eine angenehme Abwechslung. Ich wünsche Euch angenehme Nachtruhe, so ihr vor habt dieser schon nachzugehen." Er selber würde noch eine kleine Weile auf Valerius warten, in der Hoffnung, dass er doch noch kommen würde.