• Puhhhhh, Schonfirst für die Frisur. Noch ein bißchen wie ein Kerl aussehen. Wieso fragt sie eigentlich ob das Eis angekommen ist, hätte sie das nicht mitbekommen müssen. Noch mal schnell durch den Bart gezupft:


    „Äh, Herrin, das Eis haben wir längst schicken lassen, das müsste längst hier sein.“

  • Völlig in Gedanken versunken, woher ich nun am besten in Mantua einen Barbier nehmen sollte, da der letzte doch nur Assindius selbst bekannt war, schreckte ich auf.


    "Wie? Ach so. Ach, Assindius, als mein Leibsklave bist du doch auch für mein leibliches Wohl zuständig. Mach doch deiner Herrin einen schönen Eisbecher zurecht. Etwas Ausgefallenes soll neben dem Eis dabei sein. Lass dir mal was einfallen."


    Höchst gespannt auf die Kreationen eines germanischen Sklaven harrte ich der kommenden Ereignisse.

  • "Also, ich nehme dann auch gleich einen Eisbecher. Meiner aber etwas kleiner als der meiner Tochter. Ist mein Zimmer bereits hergerichtet?"


    Offenbar nicht, denn einige Sklaven eilten davon.

  • Nachdem ich mich in Mantua schnell wieder zurechtgefunden hatte, kümmerte ich mich um die vielen kleinen Details, die langsam zu einem großen ganzen werden sollten. Ich wandte mich an einen der unzähligen Sklaven, deren Gesichter ich mir erst nach und nach einzuprägen vermochte. Hoffentlich käme bald mein Bruder, auch müsste ich mit meiner Nichte einiges bereden. Oh, Ihr Götter, gebt uns Menschen die notwendige Zeit, damit wir unser bescheidenes Werk vollbringen können.


    "Der Hagen soll sich bei mir melden, rapido!"

  • "Oh, Deandra mein Kind, schon so früh auf den Beinen?"


    Ich hatte eigentlich gehofft, meinen Bruder zu treffen, aber er ließ wie schon früher auf sich warten.


    "Ja, es gibt einiges zu tun, ich hoffe, das Du ein wenig Zeit für Deinen Onkel hast. Ich will mit Hagen reden und ihn mir ansehen.


    Außerdem möchte ich bald mit den Mitgliedern der Familie sprechen, ich denke, Sophus wird nichts dagegen haben, wenn ich mir einen umfassenden Eindruck vermittel. Wir sollten eine Art Familienrat abhalten.


    Wie ist es um das kulurelle und spirituelle Leben in Mantua bestellt? Mit einiger Sorge hatte ich von Dir vernommen, daß Du nicht genau wusstest, wer hier als Priester seines Amtes waltet."


    Streng sah ich meine Nichte an und schritt, mit den Händen auf dem Rücken, den Raum entlang. Ich musste einfach Gewissheit haben, aber sollte ich etwa meine Nichte fragen? Eugenius, wo bist Du bloß?

  • Es war keine Stärke meinerseits, früh auf den Beinen zu sein. Na ja, so früh war es ja nun auch nicht mehr.


    „Ja, sicher habe ich Zeit für dich“, sagte ich noch etwas verschlafen während ich mir im Vorbeigehen ein paar Trauben aus einer Schale nahm und sie genüsslich verspeiste.


    „Ein Familienrat wäre eine gute Sache. Zwar ist es unsicher, ob Sophus dabei sein kann, aber ich würde befürworten, wenn er zumindest eine Nachricht diesbezüglich erhält. Dann kann er selbst entscheiden, ob er Zeit hat oder nicht.“


    Nachdenklich verfolgte ich die Wanderung meines Onkels, bevor ich antwortete.


    „Es ist so: Ich habe Mantua bereits im Frühherbst mehr oder weniger verlassen. Es gab ein neues Projekt, das hieß Misenum, in das ich meine Kraft gesteckt hatte. Zwischenzeitlich war ich in Germania, ebenfalls wegen Misenum. Schließlich kam noch Achaia dazwischen und die Wege danach waren alle in Rom zu erledigen. Kurzfristig habe ich Ende letzten Jahres in Mantua geweilt, bevor mich erneut Angelegenheiten nach Rom gerufen haben.


    Du musst wissen, neben meinem Einsatz für die Traditionen und die Religion verfolge ich vor allem ein Ziel: Ich möchte die Gens wieder unter Sophus’ Führung vereinigen und dafür habe ich alle Kraft und alle Zeit aufgewendet, die mir zur Verfügung stand. Deswegen weiß ich in Mantua nicht mehr so recht Bescheid, aber gemeinsam mit dir verschaffen wir uns schon einen Überblick. Mantua ist mein erstes und mein Hauptprojekt, ich werde mich immer für diese Stadt verantwortlich fühlen.“

  • Noch immer schritt ich den Raum ab. Deandra hätte ein Mann sein sollen, dann wäre vieles einfacher. Ich ließ mir all ihre Worte durch den Kopf gehen und nickte zwischendurch.


    "Ja, das ist eine gute Idee. Ich werde heute noch Sophus eine Nachricht zukommen lassen. Wo ist er zu finden?


    Lass uns gemeinsam für unsere Werte kämpfen. ich hoffe, in Kürze über den Ausgang der Wahlen informiert zu werden."


    Noch immer war ich unschlüssig, ob ich meiner Nichte, auch wenn ich sie wie meine....liebte, einweihen sollte. Mit gerunzelter Stirn schaute ich mir die Fresken an, aber auch diese gaben mir keine Antwort.


    "Ich-----"

  • „Soph ist Praefectus Castrorum in der LEGIO I. Das Lager befindet sich außerhalb Mantuas. Weit ist es nicht. Meine Unterstützung bei der Stärkung der konservativen Fraktion hast du in jedem Fall. Sophus wir ebenfalls darüber erfreut sein, allerdings hat er für sich einen anderen Weg gefunden, mit der Missachtung der Sitten und Bräche umzugehen.“


    Ich angelte mir ein Stück Brot und brach mir kleine Bröckchen ab. Das Frühstück gestaltete sich aufregend, sodass ich nicht wirklich zum ruhigen Essen kam.


    „Sophus hat sich in sein Lager zurückgezogen und hofft, dass ihn die Bewehrung vor den Auswüchsen der neumodischen Strömungen schützt. Er hat das Kämpfen längst aufgegeben. Wenn er allerdings den Mund aufmacht, übt er herbe Kritik an den Zuständen und verschont mit seiner „Anklage“ selbst höchste Stellen im Reich nicht. Das muss aber unter uns bleiben, Onkel.“


    Nach einem Schluck Quellwasser horchte ich dann auf. Was wollte mein Onkel wohl loswerden?


    „Ja, du …?“

  • Nachdenklich kaute ich auf einem Kanten Brot, der mir nicht so recht schmecken wollte. Ein letztes Mal schritt ich den raum in gedanken ab um dann bei meiner Nichte stehenzubleiben und ihr sanft die wange zu streicheln. Dann setzte ich mich auf einen bequemen Stuhl und nickte mehrmals gedankenverloren.


    "Ja."


    Meine Nichte musste merken, daß ich vollkommen gedankenverloren war. Ich stand auf und setzte mich an einen Tisch.


    "Mein Schreibzeug, schnell! Und holt mir den Aristos."


    Als mir alles geliefert wurde schrieb ich ein paar Zeilen, die sich an meinen Pater richteten. Ich las die Zeilen und versiegelte dann den Brief, auf daß mein getreuer Aristos es ihm aushändigen möge. Dann wandte ich mich mit erleichterter Miene an meine Nichte.


    "Ich werde alles in meiner Kraft stehende tun, damit unsere Gens auch in Zukunft nach ihren Wertvorstellungen leben kann. Was wir in erster Linie benötigen, das ist Liebe zueinander, Vertrauen und Respekt. Ich werde mich mit ganzer Kraft dieser Aufgabe widmen und Sorge dafür tragen, das Mantua unbefleckt bleiben wird.


    Und, ja, Du hast mich durchschaut. Ich habe noch etwas, aber ich weiß nicht so recht, ob ich es meiner Nichte erzählen sollte. Soll ich?"


    Da mir meine Nichte immer nah war, würde ich mich überwinden können, sie einzuweihen.

  • Wieder folgten meine Augen meinem Onkel, den augenscheinlich vieles zu beschäftigen schien. Was er sagte, gab zum Teil Aufschluss darüber. Mit einem Lächeln danke ich seiner Erklärung, dass er sich für meine Ideale und die der Familie einsetzen wolle.


    „Mögen die Götter dir vollen Schutz bei deinen Vorhaben zukommen lassen. Ich wünsche es von ganzem Herzen und ich bin guter Hoffnung, dass dem so sein wird. Die Götter sind in letzter Zeit oft mit uns. Sie lassen wunderbare Dinge geschehen. Denk nur, Teile der abgespaltenen Familie haben zu uns zurückgefunden.“


    Ein glückliches Lächeln erschien und wollte nicht mehr weichen.
    Schließlich machte mein Onkel wieder diese Andeutungen.


    „Ja, sicher sollst du. Onkel, du machst mich neugierig!“


    Gespannt beugte ich mich nach vorn. Was konnte er nur haben? Gebannt sah ich zu ihm hin und ließ ihn fortan nicht mehr aus den Augen. Vielleicht verriet ja eine Geste oder sein Mienenspiel, worum es ging.

  • "Deandra, ich war so viele Jahre unterwegs und habe die unterschiedlichsten Menschen kennengelernt. Darunter waren auch glückliche Menschen. Meist waren es verheiratete Menschen."


    Fragend schaute ich sie an, ob sie meinen Wink wohl verstehen würde.

  • „Es ist die Bestimmung einer jeden Frau und eines jeden Mannes, Rom Kinder zu schenken. Natürlich ist es damit auch ihr ganz persönliches Glück, was man ihnen sicherlich ansieht. Ich stelle es mir so vor, wissen kann ich es nicht, Onkel. Trägst du diese Sehnsucht in dir?“, fragte ich leise.

  • Mit halb geschlossenen Augen und einem leichten Lächeln um die Lippen schaute ich meine so wackere Nichte an.


    "Wer sehnt sich nicht danach. Sprachst nicht auch Du gewissermaßen davon?"
    Ich nickte ihr auf väterliche Weise zu und zügelte mich sofort wieder. Es war schon unpassend, mit meiner Nichte über so etwas zu reden, aber ich wollte dann doch die strenge Form waren und erhob mit stark sachlichem Ton meine Stimme.


    "Ich beabsichtige, eine Verbindung mit einer Familie von Stand einzugehen. Welche kämen denn deiner Meinung nach in Frage?"


    Streng und sachlich klang ich. Oh, Ihr Götter, diese Frage hätte ich ohne Bedenken meinem Bruder stellen mögen. Aber doch nicht meiner Nichte, was mag sie von mir denken?

  • „Ja, sicher.“ Meine Gedanken wanderten zu Soph. Glück, das hatte ich auch einmal zu ihm gesagt, basierte nicht in erster Linie auf einer Heirat - es brauchte andere Voraussetzungen, um glücklich zu sein. Das Entscheidende war ein starkes Verbundenheitsgefühl, dennoch gab eine Ehe der Beziehung nicht nur die Legitimation nach außen hin, sondern demonstrierte auch die Wertschätzung gegenüber dem anderen, denn eheähnliche Gemeinschaften wurden zumeist kritisch gesehen, eine Mutter ohne angetrauten Mann für ihr Kind sogar verächtlich beäugt.


    Ich fuhr zusammen, der sachliche Ton meines Onkels hatte mich in die Wirklichkeit zurückgebracht.


    „Ich würde eine Verbindung mit der Claudia oder dem römischen Familienteil der Flavia für eine gute Wahl halten. Alles andere, Onkel, ist zweite oder schlechtere Wahl.“


    Allerdings fiel mir auch in diesen Familien keine passende Frau ein. Die einzige Claudierin, die ich gut fand, war verlobt. Die andere war mir zu einfältig. Die Flavier, der römische Familienzweig besaß gar keine, hatten nur Frauen, die bedenkenlos in die Politik gingen und dies auch noch lauthals befürworteten. Die Tiberia hatten zwei Frauen, von denen eine versprochen war, wie ich einmal gehört hatte, und die andere war verlobt und außerdem Senatorin. :rolleyes: Sowas kam nicht in die Aurelia rein, das fehlte noch. Tja und dann gab es noch diese Aurelia Antonia, die eine Commodussympathisantin war , was allein schon deswegen jede Beziehung verbot. Es sah nicht gut aus für meinen Onkel.

  • Die Flavia oder die Claudia. Nun gut. Ich werde mich mit beiden Familien auseinandersetzen.


    "Ich habe Aristos eben mit einer Nachricht an Sophus geschickt. Neben den allgemeinen Grüßen hoffe ich, ihn bald wieder sehen zu können.


    Gerne würde ich den besagten Familienrat abhalten wollen. Auch halte ich es für denkbar, wenn wir ausgewählte Vertreter anderer Familien später dazuladen. Allerdings vermag ich derzeit noch nicht zu sagen, wer dort in Betracht käme. Was rätst Du mir?"


    Sichtlich entspannter nun, nahm auch ich mir einige Trauben, welche überaus köstlich waren.


    "Bauen wir diese Trauben selber an, Deandra?"

  • "Ja, die Trauben werden in Mantua angebaut und sie stammen aus dem Familienweingut."


    Ich lächelte, denn die Trauben schmeckten mir bedeutend besser, wenn sie nicht vergoren waren.


    "Hm, wie stellst du das vor, Fremde zu einem Familienrat dazuzuholen? Es kann sich dabei ja nicht um Familienangelegenheiten handeln, über die du beratschlagen willst."


    Annähernd unhörbar seufzte ich.


    "Ja, es wäre schön, wenn Sophus mal wieder vorbei käme. Er hat ein vollkommen anderes Zeitgefühl als ich. Sicher ist er der Meinung, wir haben uns erst kürzlich gesehen, dabei sind schon wieder zwei Monate vergangen."

  • "Die internen Familienangelegenheiten bleiben unter uns. Aber ist es nicht sinnvoll, wenn wir unsere Ziele definieren und sehen, ob wir nicht gleichgesinnte finden, mit denen wir uns zusammentun? Ihr pflegtet doch immer gute Kontakte zu der Factio Albata, oder?"

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