• "Einfältig sicher nicht, nein. Dann schon eher vielfältig", sagte ich schmunzelnd.


    Interessiert nahm ich das chreiben zur Hand und las es mir durch. Mit einem beifälligen "Hm" und erstauntem Gesichtsausdruck nahm ich den Inhalt zur Kenntnis.


    "Der Anlass verspricht interessant zu werden. Das Thema vor allem spricht mich an. Ich liebe die Natur, die Tiere und die Pflanzen. Dabei fällt mir ein, dass ich schon lange einmal ein kleines Hündchen mein eigen nennen wollte.


    Hast du bereits konkrete Vorstellungen oder befindet sich noch alles in der Planungsphase?"


    Interessiert blickte ich zu meinem Onkel.

  • "Mein liebes Kind, dein Onkel hat noch nie lange gezögert. Die Planung ist in vollem Gange. In der Curia sprach ich mit meinen Kollegen, auch werde ich in Rom bei der Priesterschaft vorstellig werden. Falls Du mir dort mit Namen weiterhelfen kannst, dann wäre ich Dir dankbar. Ansonsten wird mein Weg mich zum Pontifex Minor führen.


    Vielleicht wird mein Bruder mit seinen legionären eine schöne Parade abhalten können? Was meinst Du?



    Und einen schönen Hund werden wir bestimmt auch noch finden."


    Ein Seufzen ging über meine Lippen und ein wonnig warmer Blick richtete sich an meine Nichte. Vermutlich aber würde sich Licinia dem Wunsch anschließen und wir müssten einen Sklaven für deren Pflege abstellen. Belustig schüttelte ich meinen Kopf, während Aristos mit gewohnt stoischer Mine im Hintergrund verweilte.

  • „Ich muss gestehen, im Cultus Deorum kenne ich mich nicht sonderlich gut aus. Weder pflege ich Kontakt zu bestimmten Personen noch sind mir die Ränge vertraut. Es gab etliche Umstürze und ich habe es für unnötig befunden, mich auf dem Laufenden zu halten. Meine Religion spielt sich zuallererst in der Familie und dann in Mantua ab.“


    Ich zuckte mit den Achseln, Rom hatte viel von seiner Bedeutung für mich verloren, seit es die „Insel“ Mantua inmitten der Verkommenheit gab. Sodann ging ich auf den nächsten von ihm angesprochenen Punkt ein.


    „Dein Bruder? Mit seinen Legionären? Da wirst du wohl deinen Neffen fragen müssen. Mein Vater kann nicht selbständig über seine Einheit verfügen. In der Legion hat Sophus das Sagen.“


    Ich lächelte, so ein bisschen stolz war ich schon auf meinen Cousin, auch wenn gerade sein Dienstrang einer der Gründe war, warum er sich so gut wie nie zu Hause blicken ließ, aber eben nur einer, es gab weitere.


    „Ansonsten halte ich die Präsenz der Legion bei jedem Fest für angebracht und nicht nur das – ich finde sie gut. Die Legion und Mantua gehören einfach zusammen.


    Und ein Hündchen? Mal sehen, wo wir eines herbekommen. Ich möchte ein besonderes.“



    edit: Rechtschreibung

  • Wohlwollend lächelte ich meine Nichte an. natürlich würde es ein besonderes Hündchen sein.


    Sie war so vielschichtig. Einerseits konnte ich mit ihr über die wichtigsten politischen Themen reden, auf der anderen Seite überraschte sie mich im nächsten Augenblick mit dem Wunsch nach einem "besonderen Hündchen". Ich nahm sie in den Arm und drückte sie voller Liebe.


    "Du bist für mich etwas ganz Besonderes. Für mich warst Du stets wie meine Tochter."


    Dann wandte ich meinen Blick zu Licinia und ergriff ihre Hand.


    "Mit Euch beiden hier an diesem Ort zu sein, das macht mich zu einem glücklichen Menschen. Ich wünschte sehr, ein jeder könnte solch ein Gefühl mit mir teilen.


    So, nun aber genug damit. Los! Auf, auf, Deandra. Kümmere Dich um die Pferde. Oder soll Dein Onkel etwa selbst in den Stall gehen?"

  • Ich nickte, das habe ich auch stets so empfunden. Titus hatte sich stets um mich gekümmert, mir geholfen, mich unterstützt. Er war in der Tat fast wie ein zweiter Vater und da meiner lange Jahre in Syria war, gab es somit für mich einen Ausgleich bis es auch ihn schließlich in die Fremde zog.


    "Ja, und du warst stets der Vaterersatz und bist es selbst jetzt, denn Antoninus ist fast genauso lange fort wie Sophus. Echt schlimm! Wie soll man denn damit ein Familienleben führen oder es als solches empfinden?"


    Ich lächelte Licina zu. Wie leicht es doch war, Titus zufrieden zu sehen.


    "Natürlich kümmere ich mich um das Pferd, aber wir könnten ja direkt am Gestüt vorbeilaufen, es uns bringen lassen und von dort aus den Spaziergang beginnen."


    Fragend blickte ich die beiden an.

  • Zitat

    Original von Samira
    „Na, sicher isst sie es und zwar fast täglich. Du musst dir einen Block nehmen, dort das Eis abraspeln, ein paar Früchte dazu, etwas Karamellsoße, da schimpft sie zwar immer, weil die so süß ist, aber ich habe bisher noch nichts besseres gefunden. Tjo, und wenn sie etwas Ausgefallenes will, dann musst du dir wohl noch zusätzlich etwas Unübliches ausdenken.“


    Wat nich alle gibt. Das müsste bei uns ma einer machen. Ich kratze mir die Stirn.


    „Aha“


    Borr wat mach ich gez bloß. Ich ging also erst mal Richtung Keller und zerrte fluchend einen Eisblock in die Küche. Ich holte mir zwei Schalen und eine Raspel und fing an zu raspeln.


    „Scheiße is dat kalt!“ fluchte ich vor mich hin.


    Eis hab ich, jetzt noch Früchte und Karadings. Und nu wat nehm ich denn gez. Also, ein paar Brombeeren, Waldbeeren und Holunder. Wenn die Herrin über das Karadings schimpft, nehm ich eben Honig zum süßen. Dann nahm ich die beiden Schalen und stellte sie den Herrinen hin.


    "Das Eis."


    Ich muss unbedingt darauf achten was die Herrin so alles ist.

  • „Ah! Mein Eis kommt.“ Mit einem Lächeln empfing ich Assindius und den Eisbecher. Gespannt besah ich mir das Kunstwerk und stellte verblüfft eine neue Soße fest. Neugierig roch ich daran und schaute anschließend fragend zu meinem Leibsklaven.


    „Was ist das?“


    Die Beeren waren ansonsten vielversprechend, wobei ich mich fragte, wie unsere Haushälter die Früchte um diese Jahreszeit hatten auftreiben können.

  • „Brombeeren, Holunder und Waldbeeren mit Honig gesüßt, Herrin“


    Da weiß ich wenigstens wie das schmeckt. Nur gut das die auf Eis lagen, sonst hätt ich ein Problem gehabt. Jetzt macht es nicht so spannend, runter mit dem Zeug.

  • „Hm, Honig also. Gibt es in Italia nicht etwas, das weniger süß als Karamell oder Honig ist? Ohne die Kombination mit dem Eis könnte ich das niemals essen.“


    Ich kratzte an den Zutaten und nahm schließlich eine Kostprobe. Zusammen mit den Früchten schmeckte es gut. Genüsslich kaute ich auf den Beeren, die eher herb als süßlich waren, als mir die Haarpracht meines Sklaven wieder ins Auge fiel. Ich würde mich also schleunigst um einen Barbier kümmern müssen.


    „Was nascht man eigentlich in Germania, wenn man dort Appetit auf etwas Leckeres bekommt?“

  • „Met. Wenn man etwas leckeres will, dann trinkt man Met, Herrin. Manchmal süßen wir das Obst mit Honig, das ist auch schon alles. So was wie Eis würden wir nicht essen, da ist sowieso immer kalt.“

  • „Du willst mir weismachen, Met ist lecker?“ Ich blickte meinen Leibsklaven ungläubig an. Einmal hatte ich dieses Zeugs auf dem Markt in die Nase bekommen und schon allein vom Riechen war mir fast schlecht geworden. In Erinnerung an damals rümpfte ich die Nase.


    „Ja, Obst, teils gesüßt, ist auf jeden Fall lecker und es ist noch dazu gesund.“ Ich lächelte. „Und was essen die Germanen, wenn sie einmal etwas ungesund Leckeres zu sich nehmen wollen? Gibt es bei euch Backwaren, Plätzchen oder etwas in der Art?“


    Gespannt blickte ich zu Assindius, während ein voller Löffel des Eises mit einer dicken Waldbeere obendrauf in meinem Mund verschwand.

  • Nachdenklich ging ich mir durch den Bart, hatte ich von irgendeinem germanischen Dorf gehört wo es Backwaren gab.


    „Also bei uns zu Hause gibt es so was nich, Herrin und aus anderen germanischen Dörfern ist mir so etwas ebenfalls nicht bekannt. Bei uns wird hauptsächlich Fleisch gegessen. Ich wüsste auch nicht das jemals Jemand darauf geachtet hätte ob etwas gesund ist“

  • Erstaunt hob ich die Augenbrauen. Diese Germanen waren doch wirklich ein recht merkwürdiges Volk. Jedes Kind kannte doch Backwaren und die Götter benötigten sie als Speise. Na ja, den Gesundfaktor hatte wohl nur ich mir ausgedacht, nachdem ich gesehen habe, welche Essgewohnheiten zu welchen Verformungen der Figur führen konnten.


    Schweigend aß ich den gemischten Becher leer und übergab ihn einer Sklavin.


    „Wir sollten in die Curia gehen, damit ich endlich klären kann, wo wir hier einen Barbier finden, der Hausbesuche macht.“


    Ich ließ mir die Palla geben und forderte Assindius auf, mir zu folgen.



  • "Rom verlangt von uns allen Opfern. Nicht nur von den Männern, auch von den Frauen und Töchtern."


    Ich schaute beide lächelnd an und drängte dann auf einen baldigen Aufbruch.


    "Also, los, Ihr Lieben. lasst uns keine Zeit verlieren. Auf zu den Pferden."

  • So einfach war das also? Man musste Opfer bringen und gut? Alles Ärgernis, aller Kummer, aller Verzagtheit war damit fort? Also, bei mir war es das nicht.


    Zweifelnd fragte ich: "Hast du denn schon einmal Opfer bringen müssen? Weißt du, wie das ist?"


    Vielleicht war ich ja auch zu uneinsichtig, kann schon sein.
    Zögerlich bewegte ich mich in Richtung Porta. Eine Antwort wollte ich schon noch haben.

  • Meine Gesichtszüge verfinsterten sich zunehmend, und ich musste mich zusammen nehmen, meine Nichte nicht zu sehr zu maßregeln. Ich schaute zu Licinia herüber, dann zu meiner Nichte. Dann wieder zu Licinia.


    "Opfer? Du fragst mich nach Opfern?"


    Erneut schaute ich von Licinia zu meiner Nichte. Und mein Blick nahm ganz kurz eine eisige Kälte an.


    "Ich wünsche nicht weiter über diese Thema zu reden."


    Einen Augenblick verharrte ich dieser Position, dann entspannte ichmich wieder und verfluchte mein Handeln. Leise nur, ganz leise, hauchte ich ihr ins Ohr.


    "Verzeih mir, meine Liebe, aber Du weißt, das......"

  • Ah ja. Spät kam sie, die Erleuchtung, aber immerhin kam sie noch. Ich dachte mehrfach über seine Worte nach und folgte seinem aufzeigenden Blick, dann war ich im Bilde.


    "Natürlich, wie konnte ich nur", mumelte ich. Andererseits ... eine Person nicht zu Gesicht zu bekommen, empfand ich zumindest als schwieriger. Aber ich wollte nicht werten. Niemand konnte ein Urteil über das Empfinden eines anderen Menschen fällen, weil er eben jenes Empfinden nicht nachvollziehen konnte.


    "Dann lasst uns zum Gestüt gehen", schlug ich kleinlaut vor. Eine Sklavin öffnete die Tür und ich zog es vor, schnell nach draußen zu gehen.

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