Die Ausbildung der Gladiatoren

Xeones schnappte sich einen Dolch. Zwar wusste er, dass Übungswaffen schwerer waren, meist sogar das doppelte Gewicht aufwiesen, aber der Schmied und Schöpfer dieser Waffe musste wohl mehr mit dem herzen als mit Verstand dabei gewesen sein, als er den Dolch anfertigte. Die Waffe wog auf jeden Fall mehr als das Doppelte ihres "Normalgewichts".

Er schaute sich nach einem Trainingspartner um und sein Blick fiel auf den Mann, den er abends zuvor schlafend - und leider auch - schnarchend in den unterkünften sah. Da es gestern nicht geklappt hatte, war jetzt wohl eine gute Gelegenheit, sich einander vorzustellen.

"Sei gegrüßt. Xeones mein Name. Welcher Gattung gehörst du an?" fragte er, um zu wissen, ob der Mann als Trainingspartner für ihn taugte. Schließlich nutzte es nichts, mit einem Pugio gegen einen Gladius anzutreten. und den würde der Mann wohl tragen, wenn er kein Leichtbewaffneter oder Lanzenkämpfer war.

"Salve, Septimus Temulentus mein Name. Ich gehöre noch keiner Gattung an, da ich meine stärken noch austesten möchte und michd ann erst entscheide. Derweilen kämpfe ich gerne mit Klingen."
Er zog sein Übungsschwert aus seinem Gürtel und stellte sich in Position.
"Wenn du mcöhtest können wir heute zusammen trainieren."

Xeones dachte kurz nach. Ein Übungsschwert gegen einen Übungsdolch... warum nicht. Schließlich konnte diese Situation in der Arena ohne weiteres eintreffen. Wenn er mal seiner Lanze verlustig wurde, dann blieb nur der Dolch, um sich gegen den Gladius eines Murmillo zu schützen.

"Gerne" sagte er mit ausdrucklosem Gesicht und ging - wie es seine Natur war - ohne viele Worte oder irgendeine Art von Vorwarnung auf seinen Konrahenten los.

Ich wartete, dass Xeones in Stellung gehen und wir den Übungskampf beginnen würden. Falsch gedacht.....

Xeones stürzte ohne ein weiteres Wort zu verlieren auf mich zu und begann wild mit seinem Dolch anzugreifen.
Gerade noch rechtzeitig riss ich das Übungsschwert hoch um einen Stichangriff zu meinem Bauch zu vereiteln. Weitere Angriffe prasselten auf mich ein und ich konnte mich gerade noch verteidigen - keine Zeit für einen Konter.

Xeones sah, dass der Mann zwar etwas unsicher und unbeholfen wirkte, aber dass dies an der fehlenden Übung lag. Das nötige Talent schien er zu haben. Zumindest wehrte er seine - einfachen und unkomplizierten - Angriffe ab. Xeones ging wieder auf Distanz.

"Das war gut, Septimus. Deine Defensive reicht zwar beiweitem nicht aus, um dich in eine Arena zu lassen, aber immerhin. Es scheint nur eine Frage der Zeit zu sein... vorausgesetzt du lässt nicht nach" er ging wieder in Kampfposition. "Nur zu. Wir wollen sehen, was du im Angriff zu leisten vermagst"

Zurück in die Vorkampfstellung.
Ich fasste das Übungsschwert fest und hohlte über die linke Schulter aus, schlug zu (wobei ich die Hand nicht ganz ausstreckte und so die zur Abwehr gehobene Klinge nur leicht berührte) und führte den Schlag nun plötzlich halbkreisförmig auf sein Knie zu.
"War das gut genug?" fragte ich schelmisch grinsend?

"Hm. Du bist schnell und kreativ, dass muss man dir lassen..." sagte Xeones, wobei er seinen Tonfall bewusst gleichgültig und unbeeindruckt hielt. Tatsächlich wurde er von der unkonventionellen Attacke überrascht. Allerdings dachte er nicht lange er darüber nach. Beim nächsten Mal würde es nicht mehr so einfach sein.

Dann lächelte er dennoch. "... und scheinst mehr vom Kämpfen zu verstehen, als ich zunächst gedacht habe... oder doch nicht?" sagte er zum Schluss bewusst provozierend. Er ging wieder in Ausgangsstellung, den Blick fest auf Septimus fixiert. Ein leichtes Nicken seinerseits deutete an, dass sie die Übung gerne fortsetzen konnten.

"Du bist besser." kam es von mir. Doch Xeones schien nicht beeindruckt. Überrascht vielleicht, beeindruckt nicht.
Und er war der bessere Kämpfer, ohne Zweifel. Doch dachte ich nicht im Mindesten daran es ihm heute leicht zu machen.
"Bereit?" fragte ich. Xeones nickte nur.

Ich bot meine ganze Kunst auf, alles was ich nur irgendwo von irgendwem gelernt hatte und versuchte Xeones keine Zeit zum Nachdenken zu lassen, ich wollte, dass er das gleiche fühlte wie ich vorhin.
Ich fintierte kurz um dann mit einem Ausfallschritt einen Stich zum Hals zu probieren, Klingen kreuzten sich kurz und der Rest ging im Sand und Staub unter, den wir im Kampf aufwirbelten.