Im Lager der Legio I

  • Ich komme gemächlich zum Hauptquartier der Legion. Wohlwissend was mich erwartet, habe ich mich nicht sonderlich beeilt. Eigentlich bin ich nicht der geborene Soldat, doch ohne die Legion wäre Rom nicht so wie es heute ist. Der Kaiser verdient vieles der Legion und deshalb ist es nur vernünftig, wenn man in die Legion geht.
    Wenigstens kann ich in Italien bleiben. Germanien wäre nicht so das lauschigste Plätzchen und ich habe auch keine Lust bei einem Ausritt im Osten von einem Parther hinterrücks erschossen zu werden.


    Endlich stehe ich nun vor dem Gebäude und melde mich bei einem Mann an: "Sei gegrüsst. Ich bin Lucius Caecilius Celer und ich soll hier in die Legion eintreten."

  • Der Wachsoldat ruft den diensthabenden Optio herbei, der den neuen Rekruten freundlich begrüßt: "Salve junger Freund. Es freut mich, dass Du dich für den ehrenvollen Dienst in der Legion entschieden hast. Als erstes klären wir mal die Formalitäten."


    Gemeinsam machen sie sich auf den Weg zum Stabsarzt zur Musterung und ins Praetorium, um die Eintragung in die Soldliste vorzunehmen. Dann bekommt Celer seine Ausrüstung ausgehändigt.


    "Dein Platz wird vorläufig in diesem Kasernenblock hier sein", sagt der Optio und weist auf eine bestimmte Tür in einer der vielen Mannschaftsunterkünfte. "Eigentlich bist Du der Centurie des Carus zugeteilt, aber der ist wie fast alle anderen zur Zeit zum Manöver unterwegs. Du wirst also in den nächsten Tagen bis zu ihrer Rückkehr mit uns Reservisten vorlieb nehmen müssen. Soll aber nicht zu deinem Nachteil sein, so werden die ersten Tage für dich nicht ganz so hart - außer Tribun Geta ist von den hohen Offizieren nämlich auch niemand da.
    Aber jetzt machen wir erstmal einen vollständigen Mann aus dir."
    Sprachs und zeigt Celer, wie er die Ausrüstung anzulegen hatte, so dass Körperpanzer, Schwert, Gürtel und Helm alle ordentlich an ihrem Platz sitzen.

  • Das soll also mein neues Zuhause sein. Ziemlicj häuslich ist es ja nicht gerade und ich würde jedes x-beliebige Spelunkenzimmer gegen diese Kasernenunterkunft eintauschen. Aber wer zur Legion will muss leiden, irgendwann wird es sich auszahlen und ich werde Offizier sein und selbst irgendwelche neuen Würstchen einweisen können.
    Dass fast die ganze Kaserne weg war und irgend ein hirnverbranntes Manöver zelebrieren muss, weckt in mir dann aber tiefe Freude. Die Götter scheinen es ziemlich gut mit mir zu meinen, wenn sie mich davor bewahren ein Manöver durchführen zu müssen.
    Meine Rüstung lege ich nach kurzen Startschwierigkeiten richtig an, und fühle mich darin gleich stärker. So muss sich der göttliche Gaius Julius Caesar gefühlt haben als er ganz Gallien erobert hat.
    "Hast du noch eine Aufgabe für mich, Optio?"

  • "Für' erste nicht. Du kannst dich ein wenig im Lager umsehen, damit Du bescheid weisst, wo was ist. Ich lasse dich auf die Wachliste setzen, in meine Gruppe, dann sehen wir uns heute Abend bei der Wache nochmal. Morgen fangen wir dann mit deinen ersten Schritten auf dem Weg zum Centurio an. ;)"

  • Am nächsten Tag zeigte der Optio Celer, wie er seine Ausrüstung zu pflegen hatte und was der Centurio beim Stubendurchgang kontrollieren würde.
    Am Nachmittag ging sie hinaus vor das Kastell. "Dann wollen wir mal deine Fitness testen", sagte er und befahl Celer, immer schön neben ihm her zu joggen. Während der junge Rekrut mit seiner ungewohnten Rüstung schon bald heftig atmen musste, erlaubte sich der Ausbilder, ihm immer wieder Fragen zu stellen: "Wo kommst Du her? Wo wohnt deine Familie? Hast Du Geschwister? Was macht dein Vater beruflich? Hast Du dir schon Rom angesehen? Hast Du schon Freunde gefunden hier? Warst Du schon mal in der Taverne von Apicius? Wieso willst Du Soldat werden? Hast Du schon mal mit einem Schwert gekämpft?" So ging das die ganze Zeit und er schien sich fest vorgenommen zu haben, an diesem Abend wirklich alles über den neuen Mann zu wissen - sowohl was sein Leben als auch seinen körperlichen Zustand angeht.

  • Runde um Runde, renne ich nun schon. Die erste ging ja noch, doch irgendwi wurden die Runden länger und qualvoller. Immer wieder muss ich an die verrückten Griechen denken, die den Marathon als Sport ansehen. Doch eben, schliesslich waren es ja Griechen. Wir Römer haben da ja deutlich besser Unterhaltung gefunden. Gladiatorenspiele zum Beispiel. Die Griechen mögen es für barbarisch halten, dass wir uns am Töten ergötzen, doch wenigstens waren wir so klug gewesen und hatten dafür gesorgt, dass wir zuschauen können und nicht selbst etwas tun müssen.
    Die städnige Fragerei des Optios ist meiner Konzentration nicht gerade Förderlich. Und anstatt den Atem für das Rennen aufzubewahren, bin ich nun gezwungen auch noch zu sprechen.
    "Ich bin hier in Rom geboren", keuche ich. Dann muss ich wieder ein par mal einatmen bis ich weiter kann, "Mein Vater ist Lucius Caecilius Celer, der Ältere. Ich gehöre der Gens Caecilia an. Ich habe keine Geschwister. Meine Mutter starb als ich ein Kind war, mein Vater ist ein alter Mann und hat mir sein Geld vermacht. Er lebt nun in Baiae."
    Ein brennen in der Lunge lässt mich innehalten und erneut tief durchatmen. Mein Mund ist trocken wie die Wüste Africas und ich habe das Gefühl als müsste ich nächstens Sterben. Ohne die Rüstung würde ich es vielleicht überleben, doch mit diesem ganzen Zeugs ist dieser Lauf fast eine Aufgabe für Herkules.
    "Ich bin erst gestern nach Rom gekommen und habe mich sofort hier gemeldet...", wiedre ein Keuchen, doch reisse ich mich zusammen und beisse auf die Zähne. Diese Optio soll nicht meinen dass ich seinen Lauf nicht aushalte, "Ich war noch nicht in der Taverne. Als erstes werde ich mich bei meinem Patron Decius Caecilius Metellus melden. Er ist der Pater Familias meiner Gens. Ich will Soldat werden, weil ich es für die beste Möglichkeit halte meinem Kaiser zu dienen und den Ruhm Roms zu mehren. Ausserdem glaube ich, dass man im Miitär durch Tüchtigkeit rasch aufsteigen kann. Ja ich kann mit einem Schwert kämpfen. Als Jüngling hat mich mein Vater in die Ludii geschickt, wo ich von einem Ex-Gladiator ausgebildet worden bin. Er hiess Sinistrius, fals dir das was sagt."

  • "Sehr schön", sagte der Optio recht unvermittelt und lief langsam aus. "Jetzt bin ich im Bilde", meinte er und wischte sich grinsend ein paar Schweißtropfen von der Stirn. "Deine Familie scheint in Ordnung zu sein. Motiviert bist Du offensichtlich auch. Und deine Kondition ist ebenfalls beachtlich!"


    Gemeinsam gingen sie zurück ins Lager. "Morgen wollen wir mal sehen, was Dir dein Gladiator so alles beigebracht hat. Es gibt übrigens Dutzende von Gladiatoren mit dem Namen Sinistrius - wie willst Du einen Linkshänder auch sonst nennen?! Hoffen wir mal, dass Du auch mit Rechts kämpfen kannst..."

  • Endlich wird meinem Leiden ein Ende bereitet. So muss sich Prometheus gefühlt haben, als er von Herkules befreit wurde. Endlich konnte ich in die Knie gehen und ein par mal richtig durchatmen.
    Die Aussicht morgen mit dem Schwertkampf anzufangen ist nicht gerade prickelnd, doch im Gegensatz zu anderen Arten von Kampf bin ich darin nicht unbedingt schlecht.
    "Nun mir wurde der Schwertkampf von Sinistrius dem Thraker beigebracht. Er hat ziemlich viele Kämpfe überstanden. Zuletzt har er an einer Munera eines Verwandten von mir gekämoft. Die war aber in Capua. In Rom ist er schon länger nicht mehr aktiv. Ich denke ich bin dank ihm ein ganz respektabler Kämpfer geworden. Und ob dus glaubst oder nicht, ich kämpfe mit rechts fast so gut wie er mit links."

  • Am nächsten Tag ging der Optio mit Celer und den wenigen übrigen Rekruten hinaus auf den Exerzierplatz. Sie trugen Übungsschilde aus Weiden und hölzerne Übungsschwerter, die schwerer waren als die eigentlichen Waffen. Auf dem Exerzierplatz standen ein paar hölzerne Pfähle, vor denen die Rekruten sich nun aufstellten. Den Schild sollten sie mit der linken Hand so vor dem Körper halten, dass er den gesamten Oberkörper von der Nase bis zu den Knien abdeckt. Mit einem leichten Ausfallschritt sollten sie sich dann auf den Pfahl zubewegen und mit dem Schwert in der rechten Hand über ihre Deckung hinweg zustechen.
    Alle Rekruten mussten sich erstmal an das Gewicht der Waffen und ihre Handhabung gewöhnen und der Optio war noch nicht ganz so streng mit ihnen.


    "Celer, das ist schon nicht schlecht, aber noch viel zu unkontrolliert", mahnte der Ausbilder. "In der Schlacht hast Du keinen Platz rechts und links von dir und Du must immer die Linie halten. Vor - Zustechen - Zurück. Und immer auf deine Deckung achten."

  • Es war ganz schön eine Gewöhnungssache die ich da über mich ergehen lassen musste. Bei Sinistrius hatte ich nur mit kleinen Rundschildern oder gar ohne Schilde kämpfen müssen. Jetzt plötzlich ein schweres Stück Holz am Arm zu haben war ganz schön komisch. Und am Anfang ging auch ziemlich viel in die Hose. Bei den par ersten Male hätte ich einen Barabaren wohl gerademal gekitzelt, vielleicht hätte er eine Schramme an der Wange, aber passiert wäre ihm nichts.


    Durch die Belehrungen des Optios angespornt gab ich mir aber weiter Mühe. Nach unzähligen weiteren Versuchen gelang es dann aber langsam. Ich fixierte einen Punkt und dachte mir, dass dies der Hals ist. Nach und nach traf ich immer mehr, bis ich am Ende fast jedesmal die imaginäre Kehle durchstach.

  • Mehrere Tage hatte der Optio unauffällig beobachtet, wie sich Celer im Training anstellt und er war recht zufrieden. Der Umgang mit dem Schwert war in der Tat schon sehr geübt, man merkte ihm das Training mit einem Gladiator an.
    Weil das Lager nur schwach besetzt war verzichtete man auf längere Übungsmärsch und die üblichen Schwimmübungen im Tiber. An der Kondition des neuen Rekruten konnte man durchaus noch etwas verbessern.
    Wobei er offensichtlich nicht unbedingt fußfaul war. Schon häufiger hatte er Celer in der Stadt gesehen, wo er anscheinend viel seiner Freizeit verbrachte und sich sogar schon mutig in ein paar politische Diskussionen einmischte. Um seine Einsatzfreude und seine geistigen Qualitäten brauchte er sich also keine Sorgen zu machen. Früher oder später würde sich sein Centurio schon darum kümmern, die Energie in die richten Bahnen zu lenken...


    Für die nächsten Tage hatte sich der Optio aber für den Speerwurf entschieden und teilte Celer in eine kleine Gruppe von Soldaten ein, die mit Übungsspeeren abseits des Exerzierplatzes trainierten. Die ersten Würfe waren noch etwas unbeholfen, aber mit der Zeit kamen doch einige erfolgreiche Versuche zustande. Der Optio beobachtete die Gruppe noch ein wenig und ging dann zurück ins Lager.

  • Tag für Tag hatte Celer nun seinen Körper gestählert und seinen müden Geist bezwungen. Er hatte ein par andere Soldaten kennen gelernt, einer davon war ein echter Kotzbrocken, auch sowas soll es geben. Nach den ersten Tagen des Trainings hatte er am Abend das Gefühl ihm wären sämtliche Muskeln entwendet worden. Wie ein Toter fiel er auf eine Pritsche und versuchte einzuschlafen. Schon so lang war er nun ohne Wein, Weib und Gesang. Schon freute er sich auf den ersten Urlaub.
    Doch mit der Zeit fiel das Training leichter, die Fortschritte kamen schneller und die Glieder waren nicht mehr so schnell müde.
    Ein Pilum konnte er nun schon recht gut schleudern, den Gladius verstand er zu führen und selbst die Sandalen konnte er nun ertragen.
    Nach einigen Tagen fand er die Armee nicht mehr so schlimm, schliesslich hatte sie Rom zu dem gemacht was es heute ist. Er fühlte sich schon wie ein Soldat der die Parther in Grund und Boden stampft.
    Im Training war er nun mit mehr Eifer dabei, Eifer der sich auszahlte. Er war einer der Besseren Soldaten geworden. Ausdauernd war er, und langsam auch zäh. Sein Vater würde staunen.

  • Nach der Rückehr aus dem Manöver war jetzt endlich wieder Normalität eingekehrt und auch das Exerzieren begann wieder, kaum das die letzte Schramme verheilt und die unangenehmsten Verspannungen von den Massage-Sklaven aus den Muskeln geprügelt worden waren.


    Victor sah sich an diesem Tag ein bisschen im Lager um und entdeckte in einer schummrigen Ecke einen neuen Probatus, der auch nicht viel älter, als er war. Der junge Mann schlug verbissen mit einem Übungs-Gladius auf einen Holzpfahl ein und beachtete gar nicht seine Umgebung. Victor wandte sich an den Soldaten:


    "Ave! Wie heisst du? Ich hab dich hier noch nie gesehen, hast du am Manöver teilgenommen?"


    Als der Probatus gesagt hatte, dass er Celer heisst, wandte er sich wieder seiner Übung zu. Victor schaute noch einen Augenblick zu, dann wandte er sich ab. Kurze Zeit später kam er zurück und warf Celer einen Schild vor die Füsse. Er selbst hatte auch einen Schild und ein Gladius, dann breitete er seine Arme provozierend aus und neckte den jungen Probatus:


    " Komm greif mich an, wenn du dich traust! Ein lebender Gegner ist mal was anderes, als dein toter Pfahl dort. Versuch mich doch zu treffen, oder bist du ein kathargischer Feigling, etc. ?"

  • Die Legionäre vom Manöver kamen zurück. Harte Burschen waren es und einer kam tatsächlich auf Celer zu. Es war ein durchtrainierter junger Mann. Ob er Kriegserfahrung hatte oder nicht, das weiss Celer nicht, doch auf den ersten Blick sieht Victor ziemlich rauh aus.


    Doch dahingestellte Provokationen kann Celer natürlich nicht über sich ergehen lassen. Er hatte lange trainiert und war in Topform. Vor einigen Wochen hätte Victor ihn innert Sekunden mühelos geschlagen, doch in seine heutigen Verfassung hatte Celer vielleicht eine Chance.
    Langsam nimmt er den Schild auf. Ein lebender Gegner war wirklich mal was anderes. Endlich konnte er sehen wie gut er geworden war.


    "Dann wird dich der karthagische Feigling wohl niederstrecken müssen", scherzt Celer noch bevor er eine Angriffsposition einnimmt. Er sucht nach einem Schwachpunkt in der Haltung des Gegners. Er musste sich dessen Überheblichkeit zunutze machen.
    Celer vollzieht dann plötzlich ein überraschendes Manöver. Mit erhobenem Gladius stürmt er auf Victor zu und will diesen glauben lassen er würde vertikal zuschlagen. Gleichzeitig aber versucht er mit dem Schild auf Victors Brustkorb zu schlagen.
    Doch der Legionär war erstaunlich schnell. Victor hatte so schnell reagiert, dass der Schild nur auf Victors Arm prallte und nicht auf den Brustkorb. Celer wirf sich schnell herum, um einem eventuellen Hieb ausweichen zu können. Mit dem gewonnenen Schwung vollzieht er mit dem Schwertarm eine Drehung un nimmt Victors Schildarm aufs Korn. Doch auch dieseml ist Victor erstaunlich schnell und reisst seinen Arm schnell nach oben, so dass der Übungsgladius nur ein bisschen am Arm kratzt.


    "Nun wie macht sich der karthagische Feigling?", fragt er mit einem Lächeln, nachdem er eine Verteidigungsposition eigenommen hat.

  • Arius hatte die Szene von weitem beobachtet und rief dem neuen Probatus zu: "Der macht sich gar nicht so schlecht!"
    Er ging einige Schritte näher an die beiden heran und war von der guten Technik Celers beeindruckt.
    "Wenn Du willst, trainieren wir öfters mit Dir und zeigen Dir einiges, was wir hier schon gelernt haben. Schließlich üben Victor und ich in nahezu jeder freien Minute."
    Er blieb neben ihnen stehen und sah Celer, der erstaunlich kräftig war, und Victor zu. Victors Schnelligkeit hatte ihn schon vor einigen Schrammen bewahrt, schaffte er es doch jedesmal, sein Schild noch rechtzeitig zwischen sich und Celers Galdius zu bringen.


    Pro Honore Et Patria


    immunis ballistrorum   

  • Wenig später trat Meridius ebenfalls zu den Männern, welche sofort vorschriftsmäßig Haltung annahmen.


    "Arius! Victor! Meldet Euch im Preatorium beim Tribunen! Und zwar sofort! Abmarsch!"

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