• Danke“, strahlte Flava glücklich ihren Cousin mit leicht schief gelegtem Kopf an. Sie war so froh, dass es für mehrere Menschen wohl gereicht hätte, und sie teilte diese Freude gerne mit ihren Verwandten.
    Der Septemvir meinte, es dauert in etwa eine Woche. Und dabei bin ich jetzt schon ganz aufgeregt! Ich hoffe, ich halte es bis dahin durch, am liebsten wäre ich gleich los in die Tempel gelaufen. Ich fürchte, ich bin da etwas ungestüm.
    Entschuldigend, aber immer noch von ihrer Begeisterung durchdrungen, lächelte Flava die beiden Männer nacheinander an. Den Blick von ihrem Bruder an Serapio bemerkte sie gar nicht. Sie war grade viel zu freudig, um auch nur irgendeine schlechte Stimmung zu bemerken, für sie war die Welt heute einfach nur perfekt.
    Oh, aber ich hoffe, ich habe euch jetzt nicht bei eurem Gespräch irgendwie unterbrochen. Ich wollte nur kurz hier vorbeischauen, bei der Göttin. Ich weiß nicht mehr, wer mir erzählt hat, Vater hätte das hier für Mutter bauen lassen. Die Laube ist wunderschön, nicht?
    Flava sah zu der Statue, die so erhaben auf sie hinabblickte, und bekam einen träumerischen Gesichtsausdruck. Dass sie schon wieder das Gespräch damit vielleicht umgelenkt hatte, bemerkte sie noch nicht einmal. Sie war einfach nur froh, hier zu sein mit zwei ihrer Verwandten.

  • "Mhm, das stimmt." Aber kaum zu glauben, dass Onkel Livianus, so streng und bestimmt, früher auch mal so romantisch gewesen war... Wir sassen hier sozusagen in seinem Vermächtnis - Halt. Ein Vermächtnis, das war etwas für Tote. Aber ich hatte beschlossen zu glauben, dass er noch lebte, und wie um das zu bekräftigen begann ich von ihm zu erzählen.
    "Er ist auch...einfach ein ganz grossartiger Mensch!" schwärmte ich, und sah von Flava zu Flavus und wieder zurück. "Freundlich und grosszügig und gerecht... wenn auch streng. Gut, er kann auch mal ausrasten, aber das liegt ja irgendwie in der Familie. - Genau, was ich vorhin noch sagen wollte", - ich wandte mich zu meinem Cousin - "ich kenne natürlich eure Grosseltern nicht, und ich kann mir, ähm, denken, dass das alles für sie sehr schlimm war, aber... aber Livianus kann man da doch absolut keinen Vorwurf machen! Nicht ernsthaft!"
    Ich schüttelte den Kopf, entrüstet dass jemand, selbst jemand im fernen Britannien, so über ihn denken könnte, und äusserte, mit tiefster Überzeugung:
    "Der Legat lässt niemanden im Stich. Aber als Soldat muss man dort sein, wo der Kaiser einen braucht. Wo er einen hinbefielt."

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  • Als Serapio plötzlich damit begann den Alten in den höchsten Tönen zu loben seufzte Marcus leise und verdrehte unmerklich die Augen. Das konnte doch jetzt nicht wirklich sein ernst sein. Ein großartiger Mensch? Freundlich? Großzügig? Umso länger Serapio schwärmte, umso mehr hatte Marcus sichtliche Mühe damit sich zurück zu halten. Bei jedem Wort das sein Verwandter über den Senator verlor stieg die Wut des jungen Decimers in seinem Inneren. Als Serapio schließlich noch meinte, dass man den Alten keinen Vorwurf machen dürfte und ein Legat dort sein müsse, wo der Kaiser war, platzte Marcus schließlich der Kragen. Die Adern an seiner Stirn traten leicht hervor und sein sonst eher blasses Gesicht überzog sich mit einem leichten Rotschimmer.


    "Er lässt niemand im Stich? Und was ist mit seiner Familie? Welchen Stellenwert hat diese denn dabei gehabt? Wo war er als seine Kinder auf die Welt kamen? Wo war er als seine ach so geliebte Frau starb? Wo?"


    Es platzte so aus ihm heraus, dass sich seine Stimme dabei fast überschlug und seine Worte wie eine große Welle über Serapio hereinbrachen. Doch das war nicht alles was Marcus dazu zu sagen hatte. Ohne lange Luft zu holen sprach oder schrie er vielmehr vollkommen aufgewühlt und wutentbrannt weiter, während sein Blick kurz Serapios Rüstung fixierte.


    "Ihr Soldaten strebt immer nur nach Ruhm und Ehre auf dem Schlachtfeld. Für etwas anderes interessiert ihr euch nicht. Nicht einen Gedanken hat er an seine Familie verschwendet. Sogar zur Beerdigung unserer Mutter ist er nicht erschienen. Wenn du das für gut heißt und fadenscheinige Entschuldigungen erfindest, dann bist du um keinen deut besser wie er..... Soldat."


    Das letzte Wort brachte Marcus mit einer derartigen Verachtung hervor, dass man glauben könnte er sprach von einem monströsen Dämon aus der Unterwelt. Seine Augen zogen sich zusammen und er sah Serapio voller Verachtung an.

  • Im Gegensatz zu ihrem Bruder hing Flava förmlich an Serapios Lippen. Sie beneidete ihn ja so sehr darum, ihren Vater zu kennen, und wie gerne hätte sie noch so viel mehr von ihm gehört. Sie war auch schon im Begriff, ihrem Cousin eine frage zu stellen, als Flavus plötzlich anfing, sein Temperament zu zeigen. Ihr Zwilling brüllte fast los, als er anfing, sich über ihren Vater aufzuregen. Und seine Worte waren gemein und beleidigend, so dass Flava unruhig zwischen ihm und Serapio hin und her schaute. Musste er denn jetzt schon anfangen, sich zu streiten?
    Traurig ruhten ihre Augen auf ihm, als sie überlegte, was sie tun sollte. Sie wollte ihn gerne beruhigen, ihn einfach umarmen wie zuhause bei den Großeltern, und so seinen Zorn in sanften Schranken festhalten. Aber sie wollte ihn auch nicht vor dem Vetter bloßstellen und dem möglichen Spott aussetzen, dass er sich von einem Mädchen habe in die Schranken weisen lassen. Und auf der anderen Seite wollte sie nicht, dass Serapio nun wütend auf Flavus werden würde. Sie wollte sich doch so gerne noch mit ihm unterhalten und mehr über den Vater erfahren. Serapio war nur etwas älter als sie, er würde den Vater auch aus der Perspektive eines Kindes sicher betrachten können und nicht nur aus der eines Bruders. Und sie wollte sich doch so gern über ihn unterhalten und ihm so ein wenig näher sein, wenn es sonst schon nicht ging.
    Bevor der Streit eskalierte, stand Flava also schnell auf und trat genau zwischen Flavus und Serapio. Traurig schaute sie kurz zwischen beiden hin und her. Sie wollte nicht, dass die beiden sich deswegen nicht verstanden.
    Bitte, lasst uns nicht streiten.“ Bei diesen Worten ruhte ihr Blick etwas länger auf ihrem Bruder als auf ihrem Cousin. Sie hoffte, dass er sich wieder beruhigen würde. Heute war bislang doch so ein herrlicher Tag gewesen.
    Faustus? Du kennst ihn persönlich? Darf ich dich ein wenig nach ihm fragen? Ich würde so gerne mehr von ihm erfahren, wie er aussieht, wie er so ist… Ich muss zugeben, ich beneide dich darum, dass du ihn kennen lernen durftest.
    Ihr Blick war aufrecht und neugierig, und sie hoffte, ihr Cousin würde die goldene Brücke nehmen, die sie ihm gerade geschlagen hatte, und nicht auf diesen Streit bestehen.

  • Im ersten Moment war ich einfach nur verblüfft, als mit einem Mal, so plötzlich, all diese Vorwürfe aus Flavus' Mund über mich hinweg brandeten. Ich blinzelte perplex, wich erschrocken von diesem Ausbruch ein Stück mit dem Oberkörper zurück, und hörte mir das an... und als es immer wilder wurde, spürte ich, wie ich selbst mehr und mehr zu kochen begann! Flava versuchte noch die Wogen zu glätten, aber das war zu viel, das liess ich weder auf mir noch Onkel Livianus sitzen!
    "Entschuldige, Flava", sagte ich, noch einigermassen beherrscht, um meinem Vetter dann hitzig zu erwidern:
    "Du hast echt keine Ahnung, Flavus! Wie kannst du dir anmassen über ihn zu urteilen, du kennst ihn ja gar nicht! Und mich kennst du auch nicht! Ich weiss ganz genau wie das ist, wenn der Vater fort ist, im Krieg! Mein Vater ist in Mauretanien gefallen. Und ich bin stolz auf ihn!"
    Aufgebracht funkelte ich meine Vetter an. Wie der mich ansah! Ich holte tief Luft, versuchte kühl zu bleiben, aber meine Wut flackerte hellauf. Zivilist! Nicht einen Funken von Patriotismus im Leib.
    "Es geht nicht um Ruhm und Ehre, so'n Quatsch!" Ich machte eine wegwerfende Geste mit der Hand, und erklärte, immer lauter werdend, stur, ohne mich unterbrechen zu lassen, voll gerechtem Zorn: "Aber an unseren Grenzen gibt es nun mal einen Haufen Barbarenvölker - wilde Germanen, grausame Parther - die nicht lieber tun würden, als über das Imperium herzufallen! Davon bekommen du, und auch die meisten Leute, bloss nichts mit, weil die Soldaten des Kaisers, über die du gerade so herziehst, alles tun um das Reich zu schützen, und damit auch Deinen Arsch! - Aber solange du nicht weisst wie das ist, Flavus, wenn dir die Pfeile um die Ohren zischen, und die Kameraden neben dir sterben, und die Panzerreiter auf dich zupreschen - solange hast du nicht das geringste Recht, hier das Maul weit aufzureissen und schlecht über Soldaten zu reden die ihre Pflicht tun! Und die dafür gewaltige Opfer bringen! Wie Livianus!"

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  • Gequält ließ Flava den Kopf sinken, als Serapio sich gegen ihre friedliche Lösung entschied. Natürlich hatte er mit seinen Worten auch recht, von seinem Standpunkt aus, aber Flavus hatte auch nicht gänzlich unrecht. Nur warum mussten die beiden nun darüber so streiten?
    Flava sah schon an den Augen ihres Bruders, dass es gleich ein gewaltiges Donnerwetter geben würde. Serapio hatte die dunkle Seite geweckt, die gleich nach Vergeltung lechzend alles zerstören würde, was sie gerade so zaghaft aufzubauen versuchten. Flava hasste es, wenn sie sich einmischen musste, vor allem, weil dies ein schlechtes Licht auf ihren Bruder werfen konnte. Wäre Serapio ein Fremder gewesen, hätte sie nun auch nichts mehr gesagt. Aber er war ihr Cousin, einer ihrer engsten Verwandten überhaupt, und Flava wünschte sich so sehr, Teil dieser neuen Familie zu werden. Mit ihrem Bruder.
    Sie ging also rasch den einen Schritt auf Flavus zu, der zwischen ihnen war, und berührte ihn so ganz leicht mit ihrem Körper. Ihre Hand legte sich dabei nur ganz leicht auf seinen Arm, sie hielt ihn nicht fest und umarmte ihn auch nicht. Diese kleine Berührung musste reichen, denn sie wollte ihn nicht gänzlich bloßstellen oder den Eindruck erwecken, sie müsse Flavus ernsthaft zurückhalten. Ganz leise flüsterte sie ihm zu, so dass Serapio es vermutlich nicht hören konnte.
    “Bitte, Marcus, bitte. Er ist unser Cousin. Bitte, lass es, dieser Streit bringt doch nichts. Bitte, für mich.“
    Ihr Bruder konnte ihr keinen Wunsch abschlagen. Er würde ihr hoffentlich auch diesen nicht abschlagen, und hoffentlich reichten die kleine Berührung und der Blick aus ihren Augen, um ihn aufzuhalten. Denn sonst hatte Flava nichts, was sie noch tun konnte.

  • Der junge Decimer spürte wie das Blut durch seinen Körper pulsierte und teilweise seine Adern hervortreten ließ. Er wollte gerade wieder ansetzen diesen verdammten Soldaten lautstark seine Meinung zu sagen, als seine Schwester auf ihn zukam und ihn berührte. Ihre Worte klangen beruhigend und ihrer Bitte musste er einfach nachkommen. Auch wenn sein Innerstes dagegen rebellierte und alle negativen Gefühle und Gedanken in diesem Moment nach außen drängten, versuchte Marcus Haltung zu bewahren und nicht die Kontrolle über seinen Geist zu verlieren. Er schloss kurz die Augen und Atmete tief durch. Dann öffnete er sie wieder und sah Serapio ausdruckslos an. Als wäre nichts passiert löste er plötzlich die körperliche Verbindung zu seiner Schwester und gab ihr einen zärtlichen Kuss auf die Stirn, ohne ihr jedoch dabei in die Augen zu sehen.


    "Ich werde euch nun alleine lassen. Ihr entschuldigt mich. Serapio."


    Als er dessen Namen sagte, nickte er seinem Verwandten verabschiedend zu und zog sich dann ohne weiteres Aufsehen zurück. Es gab nichts mehr zu sagen und er wollte nur noch raus hier. Raus aus dieser Laube und raus aus dieser Situation und er wusste bereits jetzt, dass er diesem Serapio in nächster Zeit aus dem Weg gehen würde. Er hatte nichts über für Soldaten und schon gar nicht für jemanden, der so bewundernd und rührselig über den Alten sprach.

  • Einen Moment lang sah Flava ihrem Bruder noch betrübt hinterher. Warum nur musste er immer so heftig reagieren und konnte nicht einfach ruhig und sachlich mit seinem gegenüber reden? Flava war noch nie laut geworden, in ihrem ganzen Leben wohl noch nicht. Warum nur schaffte ihr Bruder das nicht auch?
    Mit entschuldigendem Blick drehte sie sich dann Serapio zu, als ihr Bruder die Laube verlassen hatte. Hoffentlich hatte er sich mit seiner Wut nicht alles hier verbaut, oder dass Flava noch etwas retten konnte.
    “Du musst ihm bitte verzeihen, Faustus. Er ist nur manchmal ein wenig aufbrausend, und dann sagt er Dinge, die er so nicht meint. Er kann es nur nicht verstehen, was einen Mann veranlassen kann, nicht bei seiner Familie zu sein. Er hat nur in seinem Zorn gesprochen, er meint es nicht so. Ich bin sicher, er versteht die noblen Beweggründe eines Soldaten, er kann es nur nicht zeigen.“
    Flava hoffte, sie redete nicht zu viel oder machte es nur noch schlimmer. Aber sie wollte nicht, dass Serapio den falschen Eindruck von ihrem Bruder hatte. Er war ein liebevoller Mensch, nur konnte er das nicht so wirklich zeigen. Aber Flava wusste es genau, daher hatte sie auch das Bedürfnis, ihn zu verteidigen.
    Sie ging zu ihrem Cousin und ergriff seine Hand. Vielleicht war diese Geste zu vertraulich, aber er war ja mit ihr verwandt, also ging das wohl in Ordnung. Sie hoffte nur, er empfand es nicht als zu aufdringlich. Schüchtern lächelte sie ihn an.
    “Aber lass uns nicht darüber streiten. Wollen wir uns nicht wieder setzen? Ich würde dich wirklich gerne bitten, mir ein wenig mehr von meinem Vater zu erzählen. Ich weiß noch so wenig, und ich wüsste gerne so vieles von ihm. Was ist er für ein Mensch? Wie sieht er aus? Was macht er so? Ich wünschte, ich würde ihn besser kennen.“

  • Es war ganz seltsam, in einem Moment dachte ich noch, Flavus würde gleich auf mich losgehen, so ausser sich schien er zu sein, im nächsten Augenblick verabschiedete er sich kühl. Ich schnaubte abfällig, als er mir zunickte als wäre nichts gewesen, und blickte ihm wütend, und mit einem Kopfschütteln, hinterher als er sich entfernte. Ich verstand weder, warum er auf einmal so ausgerastet war, noch, warum er jetzt das Feld räumte, bevor wir die Sache auf welche Weise auch immer ausgetragen hatten.
    Seine Schwester schien jedenfalls einen besänftigenden Einfluss auf ihn zu haben. Ich sah zu ihr, und bemühte mich, die Wut aus meinem Gesicht zu verbannen, als Flava das Wort ergriff und ihren Bruder in Schutz nahm, aber ich konnte ihr nicht so wirklich Glauben schenken. Und ich musste gar nichts...
    "Ein wenig aufbrausend ist ja wohl untertrieben...!", grollte ich, und verbiss mich in den Gedanken, wie unfair es in der Welt zuging: so einer wie Flavus, der es gar nicht zu schätzen wusste, war der Sohn von Livianus, und ich würde, egal was ich auch versuchte, wie sehr ich mich auch anstrengte, immer nur der missratene Neffe sein. Ja, ganz und gar unfair...


    Flava nahm meine Hand, was mich ein bisschen überraschte, aber dann rang ich mir doch ein schiefes Lächeln ab. Sie war so sanft und freundlich dass ich mir ihr gegenüber auf einmal auch ganz unbeherrscht und ungehobelt vorkam. Ich nickte und setzte mich wieder hin, atmete auch einmal tief durch, denn ich war immer noch ziemlich aufgewühlt.
    "Ja. Natürlich. Das verstehe ich... Ich hoffe aber Du kannst ihn bald selbst kennenlernen."
    Ich drückte ihre Hand, und liess sie dann los.
    "Wie soll ich sagen. Livianus ist jemand, der Verantwortung übernimmt. Der andere anführt, und für sie sorgt. Er kümmert sich um seine Familie... also zum Beispiel hat er meine Mutter und uns Kinder sehr unterstützt, nach dem Tod meines Vaters. Natürlich war er nicht oft da, also soo gut kenne ich ihn nicht, und später hatte ich dann auch, naja, ziemlich Stress mit ihm, ich sagte ja, er ist auch streng... - aber ich weiss, dass er wirklich ein edler und grossherziger Mensch ist. Hm, ja, und natürlich ist er sehr ehrgeizig und erfolgreich, sonst wäre er nicht so weit gekommen. Er war zuletzt der Legat der Legio Prima Traiana Pia Fidelis, der Legion des Kaisers! Alle haben ihn respektiert und verehrt, er hat den Soldaten Treue und Zuversicht eingeflösst."
    Melancholisch blickte ich an meiner Cousine vorbei, auf das Herbstlaub und zugleich da hindurch, auf ein Bild, dass sich in meiner Erinnerung festgesetzt hatte.
    "Ich weiss noch ganz genau, wie er, ganz zu Beginn des Feldzuges, auf dem Marsch nach Ravenna, wo wir uns dann eingeschifft haben, an unserer Marschkolonne vorüberkam, hoch zu Ross, im Galopp, mit wehendem Mantel und Helmbusch, und seiner Eskorte hinter ihm... er sah da so entschlossen aus, und stolz, und siegesgewiss, eben genauso wie ein römischer Feldherr sein sollte. - Ich finde, Du hast in der Stirnpartie Ähnlichkeit mit ihm. Sein Haar ist dunkler als Deines. Er ist stattlich, und er hat eine kräftige Stimme."

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  • Andächtig lauschte Flava den Ausführungen ihres Cousins. Er sprach so ehrfürchtig von ihrem Vater. Als er sich an diesen Tag vor dem Feldzug erinnerte, leuchteten seine Augen, als könne er es in diesem Moment wirklich vor sich sehen.
    Bei seiner Beschreibung aber fühlte sich Flava stark an jemand anderen erinnert. Es klang fast so, wie wenn sie von ihrem Bruder erzählte. Auch er hatte diese Charaktereigenschaften, auch wenn er es häufig im Negativen zeigte. Aber auch er war durchaus nobel und beschützend, gegenüber seiner Familie war er das immer gewesen. Ganz besonders Flava gegenüber. Wenn ihr Vater Ähnlichkeit mit ihrem Bruder hatte, würde sie ihn sicher lieben können, wie es einer Tochter geziemte.
    Als er ihre Ähnlichkeit mit ihr bemerkte, griff sich Flava ganz kurz leicht an die besagte Stirn und lächelte schüchtern. “Meinst du wirklich? Mir sagten immer alle, ich sei meiner Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten. Ich hatte schon Befürchtung, dass mich gar nichts mit ihm verbindet.“
    Sie sah wieder lächelnd auf. Ihr wurde klar, wie sehr Serapio ihren Vater verehrte. “Du liebst ihn.“ Das war eine Feststellung und keine Frage. Flava sah ihren Vetter freundlich an. Es war schön, zu wissen, wie sehr ihr Vater von allen hier im Hause geliebt wurde. Auch ihr Onkel Mattiacus sprach voller Zuneigung von ihm, und auch Meridius hatte nur Gutes zu erzählen gehabt. Sie neidete Serapio seine Liebe nicht, im Gegenteil, sie freute sich, so etwas gefunden zu haben, was sie verbinden würde.
    “Ich hoffe auch, dass er bald zurückkehren wird. Nein, ich weiß, dass er bald gefunden wird. Ganz bestimmt.“
    Flava wusste einfach, dass er noch lebte. Und Meridius und Mattiacus würden bestimmt erfolg haben. Sie musste einfach daran glauben, sie konnte daran nicht zweifeln. Auch wenn es ihrem Bruder gefallen würde, wenn er nicht zurückkäme. Aber Flava wartete schon so lange darauf, ihn kennen zu lernen. Er musste einfach noch am Leben sein und bald zurückkehren.
    “Aber ich fürchte mich ein wenig davor. Ich meine, versteh es bitte nicht falsch. Es ist nur so, dass ich unsicher bin, ob er mich und Flavus denn als Kinder haben will. Er weiß ja gar nichts von uns beiden. Und wenn er…“
    Ja, wenn er sie nicht als Kinder annahm, dann wäre die Reise umsonst gewesen. Dann hätte Flava keinen richtigen Vater, und ihre Träume würden wie eine Seifenblase zerplatzen. Sie hätten nicht einmal genügend Geld, zu den Großeltern zurückzukehren, wenn Livianus ihnen nichts geben würde. Aber das war eigentlich nichts, was sie mit Serapio besprechen sollte. Sie wusste auch nicht, was sie sich dabei gedacht hatte, ihm ihre Ängste so offen mitzuteilen. Vielleicht war sie nur ein wenig aufgewühlt von dem streit zuvor. Verlegen schaute sie zu Boden.
    “Verzeih. Ich will dich damit nicht belästigen.“

  • "Doch, auf jeden Fall", bestätigte ich, Flavas Stirn betrachtend. Ich hatte kein Bild von ihrer Mutter im Kopf, damals war ich ja auch noch ein kleines Kind gewesen - wahrscheinlich lag es daran, dass mir eher ihre Ähnlichkeit zum Vater auffiel, auch wenn diese nicht so ins Auge sprang wie bei Flavus.
    Etwas zögernd nickte ich dann mit dem Kopf, bei ihrer Feststellung. Ich hätte das nie so gesagt, es klang zu sensibel, aber es stimmte schon, ich liebte ihn wie einen strengen Vater und wünschte mir nichts mehr, als auf irgendeine Weise doch noch seine Anerkennung zu erringen. Und wieder nickte ich, und legte ein zuversichtliches Lächeln auf meine Lippen, als ich beipflichtete: "Ja, ganz bestimmt."
    Ich glaubte ja auch daran. Aber zugleich war mir bewusst, wie weit und fremd und feindselig dieses Land, war, das ihn verschluckt hatte, so vollständig, dass manche Kameraden sogar geglaubt hatten, die Geister der Hügel hätten ihn mit sich genommen, und dann dachte ich an Salassus Scato, der in Dura in Gefangenschaft gewesen war, nur einige Wochen lang, an seinen erbärmlichen Zustand, und an den leeren Ausdruck in seinen Augen. Ich versuchte die Gedanken beiseite zu schieben, lächelte weiter, denn ich wollte meine Cousine auf keinen Fall noch mehr beunruhigen, sie machte sich natürlich schon genug Sorgen. Begründete, aber auch, wie ich fand, absolut unbegründete.
    "Ach Unsinn", wehrte ich ab, "Du kannst mich gar nicht belästigen.", und legte ihr die Hand auf die Schulter - es wurde eine komische Mischung aus tröstender Geste und kameradschaftlichem Schulterklopfen - als ich ihr voller Überzeugung versicherte:
    "Er wird ganz sicher überwältigt sein, wenn er euch zu Gesicht bekommt! Ich meine, schau Dir die Laube hier an, sie ist doch ein Zeichen dafür, wie sehr er seine Frau geliebt hat, und Du als ihre Tochter - ähm, ihr als ihre Kinder, ich meine er wird überglücklich sein von euch zu erfahren, und euch in die Arme schliessen zu können, er wird euch ganz bestimmt nicht mehr hergeben wollen, das steht doch ausser Frage!"
    Flava wünschte und gönnte ich das wirklich von Herzen! Aber nicht ihrem Bruder...

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  • Die Berührung tat gut, und Flava griff leicht an ihre Schulter zu den Fingern ihres Cousins und atmete dabei einmal tief durch. Sie hatte nicht oft Angst, weil Flavus sie meistens auch gleich beschützte. Aber auch Serapios kleine Geste war sehr tröstlich in diesem Moment, und sie nahm sie dankbar an.
    “Ja, sie ist wirklich wunderschön. Kaum zu glauben, dass Vater dies nur für Mutter hat errichten lassen. Zuhause hatten wir nichts vergleichbares. Allein schon die Statue der Göttin sieht so wunderschön aus. Ich hoffe, ihr bald als Priesterin dann auch richtig dienen zu können, wie Mutter es getan hat. Ich hoffe, Vater ist auch damit einverstanden, ich hätte gerne sein richtiges Einverständnis dazu gehabt.“
    Auch wenn ihr alle immer sagten, dass er sich da bestimmt ebenfalls freuen würde, war es doch irgendwie nicht ganz korrekt. Und Flava lag viel daran, alles richtig zu machen, wie es sich gehörte. Und sie wollte natürlich den Vater nicht enttäuschen.
    Doch dann fiel ihr noch etwas anderes ein. Wie unhöflich von ihr, sie hatte sich ja noch gar nicht nach ihrem Vetter erkundigt, sondern nur geredet und geredet und erzählt und ihm ihre Sorgen mitgeteilt. Wirklich unaufmerksam von ihr, und dabei war er doch sicher ebenso es wert, dass sie ihn kennen lernte, wie den Vater. Hoffentlich nahm er ihr das nicht übel.
    “Aber da rede ich die ganze Zeit von mir und weiß doch noch gar nichts von dir. Sag an, was machst du? Du bist Soldat, hab ich das richtig verstanden?“

  • Tröstend drückte ich das zarte Händchen meiner Cousine. Sie wirkte so rein und unschuldig, gewiss war sie im Cultus Deorum, als Priesterin der jungfräulichen Göttin, gut aufgehoben. Wir unterhielten uns noch ein bisschen, ich erzählte was ich bei den CU so machte und von meinen Plänen fürs Equus October, dann verabschiedete ich mich und brach auf, um wieder in die Castra zurückzukehren. Von der Auseinandersetzung mit Flavus, dem plötzlichen Familienzuwachs, und dem Gespräch über Onkel Livianus war ich immer noch ziemlich aufgewühlt - das muss ich gleich Tante Lucilla schreiben dachte ich, und darüber vergass ich ganz den Brief an meinen Bruder, den zu verfassen ich eigentlich in den Garten gekommen war, etwas das ich später noch bereuen würde.

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  • Man konnte es riechen, wenn der Frühling ind er Luft lag, dann war die klirrende Kälte des Winter nicht mehr ganz so eisig und der Wind heulte nciht mehr so gnadenlos.
    Und doch waren es noch immer graue Tage.... kalte Tage in denen die Zeit eine Andere war und die Menschen einen anderen Rythmus hatten, denn noch immer befand sich die Erde im tiefen Schlummer. Ein Schlummer der von Erneuerung kündete, von Sehnsucht nach Leben und der Kraft die eisigen Fesseln abzustreifen.


    Auch wenn sie die Kälte nicht mochte, war die Sehnsucht nach einem freiem Himmel größer als das Bedürfniss nach Wärme. Der Garten war gepflegt udn doch herrschte immernoch winterliche Stille um sie herum. Sanft kniete sie vor einem der unzähligen Blumenbeete nieder, strich über die brach liegende Erde und entdeckte die ersten blassen Knospen, die vom Frühling kündeten. Lächelnd betrachtete sie das werdende Leben, die Hoffnung auf Wärme.


    Leise summte sie ein Lied aus ihrer Kindheit. Es erzählte von dem fruchtbaren Leben, welches der Nil Jahr für Jahr mit sich brachte. Nicht mehr lang und dann würde auch an dem Ort ihrer Geburt der Nil seine Ufer verlassen, furchtbaren Schlamm mit sich bringen und dann würden die Felder bestellt werden. Zwar gab es in Ägypten keine solche Kälte wie hier in Roma, aber auch dort gab es Winter, auch wenn er dort eine andere Bedeutung hatte....


    Sim-Off:

    Wer mag, darf gern dazu kommen :)

  • Marcus brauchte frische Luft und zwar so schnell wie möglich. Manchmal, längere Zeit nun seltener, aber in den letzten Wochen wieder häufiger hatte er das Gefühl in Räumen zu ersticken. Er merkte richtig, wie sich seine Kehle zusammenzog und er mühevoll nach Luft ringen musste. Meistens reichte es dann, sich einige Moment ruhig an ein offenes Fenster zu setzen und langsam zu versuchen seine Atmung wieder ruhig und regelmäßig unter Kontrolle zu bekommen. Doch heute war es wieder einmal schlimmer als sonst und er stürmte Luft ringend ins Freie. Wäre ihm jemand entgegengekommen, hätte er denjenigen vermutlich einfach umgerannt. Wichtig war für ihn in diesem Moment nur, hinaus in den Hof zu kommen.


    Er stolperte durch die schwere Holztüre in den Hortus und steuerte die erstbeste Säule an, die er in Blickfeld bekam. Dort stützte er sich mit einer Hand ab, während die zweite an seine Kehle griff, die wie zugeschnürt wirkte. Einiges Keuchen, Husten und ein paar würgende Geräusche später hatte sich der junge Mann wieder weitestgehend im Griff und zurück blieb lediglich ein leichtes Rasseln seiner Lungen, dass man deutlich beim Atmen hören konnte und ein leicht roter Kopf. Erst jetzt sah er sich um in der Hoffnung, dass niemand etwas von seinem Anfall mitbekommen hatte. Soweit er es erkennen konnte, war derzeit niemand im Hortus, doch konnte er nicht alle Bereiche des Gartens einsehen.

  • Während sie sich über die Blumenbeete beugte und in ihre Gedanken verteift war, bemerkte sie zunächst nicht, wie einer der Decima mehr oder weniger fluchtartig den Hortus betrat und keuchend, würgend und reichlich laut um Luft ran.
    Erschrocken blickte sie sich um, als sie die Geräsuche vernahm, die nach einem Tier klangen, welche furchtbar leidete. Neugierig blickte sie um die Ecke und entdeckte jenes leidende Geschöpf, es war ein Decimer höchst persönlich.


    Vorsichtig trat sie an ihn heran. "Dominus..... braucht ihr Hilfe?" fragte sie mit ehrlicher Besorgnis in der Stimme. Auch wenn sie nur eine Sklavin war, eine gewissen Zuneigung zu ihren Herren verspürte sie schon. Zumal sie es im Hauslat der Decimer nicht schlecht hatte. Im Gegenteil, sie führte ein recht glückliches Leben, auch wenn sie die meiste Zeit einem übermütigen Jungen hinter her rannte.

  • Gerade als sein Körper sich wieder beruhigt hatte und die Anstrengung aus seinem Gesicht wich, hörte Marcus plötzlich eine fremde Stimme hinter sich. Verdammt! Hatte er nicht gut genug nachgesehen und es war doch jemand hier im Hortus, der seinen Anfall unweigerlich mitbekommen musste? Erschrocken wandte er sich um und sah eine junge zierliche Sklavin hinter sich stehen. Sie war aus Richtung der Dianalaube gekommen und sah ihn mit einem leichten Anflug von Besorgnis an. Der junge Decimer war alles andere als begeistert über dieses unvorhergesehene Zusammentreffen und machte seinen Zorn darüber sofort lautstark Luft.


    "Verdammt! Was treibst du dich hier herum Sklavin! Wer bist du überhaupt?!"

  • Sie zuckte zusammen, als er sie anfuhr. Etwas entgeistert starrte sie ihn an und ein gewisser Trotz meldete sich in ihr,d en sie krampfhaft unterdrücken musste, damit sie nicht noch eine Strafe aufgebrummbt bekam. Kiya drückte den Rücken durch und blickte ihr Gegenüber etwas kämpferisch an.


    "Mein Name ist Kiya, ich sorge für Optatus und ich bin hier im Garten, weil ich eine weitere Lektion für den Jungen vorbereiten wollte," erst einen Moment später fügte sie ein "Herr!" hinzu, wobei sie nun wirklich, so fast gänzlich gegen ihre Art, rebellisch klang.
    "Verzeih, das ich besorgt war! Ich werde nun an meine Arbeit zurück gehen und selbstverständlich kein Wort darüber verlieren, was du hier im Garten treibst, Herr!" sagte sie und wollte sich schon auf dem Absatz umdrehen um sich wieder ihrer Arbeit als Kindermädchen zu widmen. Wobei sie in Gedanken darüber resümierte, dass Decimus Flavus wohl auch mal jemanden benötigte, welcher ihm Benehmen beibrachte.....

  • "Das will ich dir auch geraten haben!"


    Seine Stimme hatte einen drohenden Unterton. Dann überlegte er kurz. Was auch immer die Aufgabe der Sklavin war, konnte nicht sonderlich wichtig sein, wenn sie Zeit hatte sich hier im Garten herum zu treiben. Er selbst hatte das Bedürfnis nach einem warmen Bad. Die wohltuenden Kräuterdämpfe würden bestimmt helfen die Lungen etwas zu beruhigen.


    "Geh und lasse mir ein Bad ein. Ich komme gleich nach."

  • Kiya nickte nur auf seine Drohungen hin, sie war dem Hause Decima loyal ergeben und sie würde keinen Ton über das Ereigniss von sich geben, selbst dann nicht wenn man sie folterte.


    Als er sie dann aufforderte ein Bad herzurichten, war sie wieder ganz artige und treue Sklavin. "Wie du wünscht, dominus!" sagte sie nur, neigte respektvoll den Kopf und bereitete dann das Bad vor, damit sich der Herr entspannen konnte und den Alltag vergessen würde.


    Wenn sie eine sin ihrem Leben gelernt hatte, dann welche Position sie hatte und sie war nun einmal Sklavin und musste alle Launen der Herrschaften ohne Klagen ertragen.

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