[Forum Iulium] Templum Veneris Genetricis

  • Sim-Off:

    Ich entschuldige die Lange Wartezeit auf den Post aber ich musste mir tatsächlich erst einmal überlegen, was ich eigentlich mache...


    Tiberius stand eine Weile dort, ehe er sich auch nur einmal regte, von einem gelegentlichen Blinzeln abgesehen. Den Vogelflug zu beobachten war zu dieser Zeit nicht einfach. Viele verschwanden über die kalte Jahreszeit.
    Nach einer unbestimmten Zeit, als die Praetorianer langsam begannen unruhig zu werden und vereinzelt Gespräche untereinander begannen, um die Wartezeit zu überbrücken, tauchte in der Ferne ein kleiner Punkt am Himmel auf. Wie aus Reflex verengte Tiberius seine Augen noch ein wenig, als könnte er damit genauer erkennen, worum es sich handelte. Zweifellos ein Vogel, ein außerordentlich schneller obendrein. Als er näher kam glaubte er in dem Tier einen Falken erkennen zu können, war sich jedoch beileibe nicht sicher. Er verdrängte den Gedanken auch schnell aus seinem Geist. Jetzt war es wichtig, den Flug genau zu beobachten.
    Der Vogel schoss in recht großer Höhe über seinen Kopf hinweg und Tiberius drehte sich, um ihn im Auge behalten zu können. Auch die Praetorianer merkten nun, dass etwas geschehen war. Die Gespräche verstummten und einige richteten ihren Blick in den Himmel um das zu suchen, was die Aufmerksamkeit des Auguren erregt hatte.
    Das Tier wendete langsam in einer weiten Kurve und hielt auf einen Punkt irgendwo hinter dem Tempel in der Luft zu, die Höhe jedoch nicht verändernd.
    Als es den Punkt erreicht zu haben schien, schwenkte es in eine Kreisbahn ein, in der es einige Zeit blieb. Mehrmals überflog der Vogel dabei das Dach des Tempels. Langsam wurde die Kreisbahn enger und er schien sich tatsächlich auf irgendeinen Punkt nur ein wenig abseits des Tempels zu konzentrieren. Wahrscheinlich war seine Aufmerksamkeit von einer Ratte in einer der Gassen auf sich gezogen worden.
    Die Kreise, die der Vogel zog, verengten sich weiter, jedoch ging er nicht in einen Sturzflug, um seine Beute zu fassen. Nein, es tat sich so gut wie nichts. Schließlich meinte Tiberius den Schrei des Tieres zu hören, als es abdrehte, ein wenig höher flog und schließlich irgendwo in der Ferne verschwand.
    Tiberius wusste erst nicht recht, was er davon zu halten hatte, jedoch formte sich in seinem Kopf immer deutlicher die wohl richtige Interpretation des Geschehenen.
    Er seufzte theatralisch, räusperte sich dann und wandte sich an den Kommandanten den Senatoren und Hausverwalter des Kaisers, der mit ihm gekommen war:


    "Sagt dem Imperator bitte, dass ich das gewünschte Urteil habe. Ich würde es ihm bei der nächsten Sitzung zu diesem Thema gern persönlich mitteilen."


    Dann versank er wieder in Schweigen und blickte nachdenklich auf die Front des Venustempels.

  • Gebannt hatte Quarto das Geschehen mitverfolgt. Auch er hatte den Vogel fliegen gesehen, nachdem er dem Blick des Auguren gefolgt war. Was hatte das Verhalten des Tieres zu bedeuten? Für Quarto war es ein Rätsel, was der Augur gesehen haben mochte, so wie die Deutung des Vogelfluges für ihn grundsätzlich eine vollkommen unbegreifliche Kunst darstellte.
    Nach den dürren, wenig offenbarenden Worten des Sehers, fasste er sich wieder und sagte mit lauter Stimme, so dass auch die Prätorianer ihn hören konnten:
    “Wir kehren umgehend zum Palast zurück. Der Kaiser soll erfahren, was du gesehen hast, Annaeus Sophus.“

  • Die Vogelschau des Auguren hatte Caius selbstverständlich mitverfolgt. Wenn es nach ihm ginge, würde man diesen Tempel einfach abreißen lassen. Er bemühte sich den Ernst zu wahren bei dem Procedere und starrte immer wieder gen Boden.
    Er hielt die Hand vor dem Mund und hustete. Als der Augur geendet hatte, wandte dieser sich an den Senator. Und jetzt ? Etwas enttäuscht, daß sich der Augur mit dem Senator so aus dem Staube machen wollte rief Caius


    "Und ? Was sagen die Götter ? Willst Du das Volk nicht an deinen Weissagungen teilhaben lassen ? Ist das etwa keine Neugikeit, die nicht das ganze Volk angeht ?"

  • Tiberius blickte sich mit eher müden Augen zu dem Bürger um, der ihm da etwas zugerufen hatte.


    "Das mag sein. Doch der Kaiser wird letztendlich über diese Frage zu entscheiden haben. Sein Wort wird bestimmen."


    Mit diesen Worten ging er weiter, offensichtlich ungewillt, sich auf eine lange Diskussion einzulassen.

  • Was ist das nur für ein herrlicher Tag. Das Wetter ist einfach zu schön um wahr zu sein. Die Götter scheinen gut gelaunt zu sein Avianus war in diesem Moment völlig von der Rolle. Ein emotioneller Höhenflug. Und der Grund....


    Musa...Ich bin froh dass ich dir zugestimmt hatte als du gefragt hast ob wir Rom ein bisschen besser kennenlernen wollen. Er blickte seine bezaubernde Begleitung an und lächelte verzückt. Nicht nur das Wetter passte...die Frau an seiner Seite vervollständigte das Bild. Zu dumm dass sie verwandt waren. Aber man konnte nicht alles haben.


    Der Weg hier her wurde mit scherzhafen Worten und Gelächter zurückgelegt. Musa wurde in der Sänfte getragen während Avianus nebenher ging.


    Die Anlagen waren Zeugnisse früherer Herrscher. Viele der Tempel in Rom stammten von Vorgängern und wurden stetig restauriert wobei man sich hier wirklich Mühe gab um alles wie neu aussehen zu lassen. Dann gab es die Neubauten...sie wirkten noch herrlicher als jene die vor ihnen gebaut wurde. Avianus hatte keine Ahnung von Architektur und Religion war auch nicht wirklich sein Steckenpferd. Da verließ er sich nun voll und ganz auf Musa. Die würde sicher bescheid wissen und ihm ein paar lehrende Worte sagen....

  • In dem Moment als er von dem schönen Wetter sprach, regte sie ihren Kopf Richtung Himmel und blickte zur Wolkendecke, die ganz leicht wie ein Schleier den Horizont umschling. "Hmmm... weißt du auch wieso?", fragte sie ihn und war gespannt was er darauf antworten würde. "Das bin ich auch, Avianus.", senkte dabei wieder ihren Kopf und blickte ihn tief in die Augen bis ihre Wangen sich leicht rosa färbten, und sie die Wärme spürte, sofort schaute sie zur Außenfassade des Tempels. ... hoffentlich hat er nichts mitbekommen... Schnell versuchte sie ein Thema anzuschneiden, um geschickt auszuweichen, ihm keine Gelegenheit zu bieten darauf zu reagieren. "Weißt du eigentlich dass der Kult um Veneris Genetricis vom Kult der Venus Urania abstammt." Das er sich nun bestimmt fragen würde, wer dieses auch noch sein sollte, tja, davon ging sie eben nicht aus. Für viele war es wohl mehr oder weniger nebensächlich, doch Musa hatte sehr großes Interesse daran, über ihre Geschichte mehr zu erfahren. "Sie als Mater Aeneadum bezeichnet wird. Kennst du eigentlich jemanden vom Geschlecht der Iulier?"

  • Welcher Kult jetzt? Venus oder Urania? Du verwirrst mich, Musa. Dabei rümpfte er die Nase. Ich hoffe du hast nicht vor mich zu den Vestallinen zu stecken. Würd eine ziemlich häßliche abgeben. Er zwinkerte dabei und überlegte dann für einen Moment. Ist das nicht der Tag an dem Feierlichkeiten zu Ehren der Urahnin der Julier abgehalten werden? Caesar hatte an diesem Datum Feierlichkeiten angesetzt...mit Gladiatorenkämpfe und so. Wahrscheinlich weil er ja aus dem Geschlecht der Julier stammte und sich das gut traf. 2 Fliegen mit einer Klatsche auf die Art eben.... Im Geiste kopfte er sich schon auf die Schulter wegen seines unerschöpflichen Wissens und in der Hoffnung einen Preis zu erstehen...


    Musas Wangenrötung blieb ihm zwar nicht verborgen aber er war nicht darauf aus sie nun noch mehr in Verlegenheit zu bringen...schliesslich war sie eine Verwandte und das könnte wirklich arg ins Auge gehen.....


    Der Praefectus Castrorum ist Iulius Licinus. Aber ich hatte noch keinen Kontakt. Schliesslich versuche ich möglichst unauffällig zu sein. Hab keine Lust mir irgendwelche Strafen einzuhandeln.


    Er blickte kurz zu Musa....unwiederstehlich flatterte da eine dünne Haaarsträhne über ihre Stirn und rein automatisch wischte er diese zur Seite.
    Aber ernsthaft...du willst doch nicht zu den Vestallinen gehen? Oder? Hintergrund der Frage war was Musa nun vorhatte in Rom. Es waren nicht mehr viele der Familie am Leben oder noch im richtigen Alter um durch Heirat zb Kontakt neu zu knüpfen oder zu verstärken. Ausserdem hatte Avianus keine Ahnung welche Familien mit den Matiniern in Kontakt standen.

  • Sie kicherte nur, als Avianus meinte, dass sie ihm verwirrte. "Nein, nicht Venus oder Urania." Sie schwieg kurz und überlegte ob sie ihm aufklären sollte, oder eben nicht. Sie wollte ihn ungern überfordern. "Avianus nicht schlimm. Du hast bestimmt lieber mit kleinen Römern gespielt als beim Unterricht aufzupassen. Wir Mädchen sind eben schlauer als ihr Jungs, die nur Blödsinn im Kopf haben.", scherzte sie und lächelte ihm dabei an. Stand stieg sie mit Hilfe einiger Sklaven von der Sänfte ab und sprang Avianus um den Hals, dabei kniff sie ihm mit rechten Daumen und Zeigefinger seine linke Wange. "Ich bin doch viel zu alt um eine Vestalin zu werden. Außerdem will ich das doch überhaupt nicht. Ich möchte viele Kinder... einer heißt dann bestimmt Klein-Avianus.", zog dabei die Mundwinkel nach oben und löste sich von ihm. "Er ist also Legionär? Ein Praefectus? Hmm... ." Sie hatte in diesem Moment eine Idee. "Wie wäre es, wenn ich dich mal in Mantua besuche? Dann kannst du mir all deine Freund vorstellen, vielleicht auch den Iulius Licinus? Ich mag nämlich wirklich viel über die Familie wissen, weißt du."


    Die beiden stiegen die Empore hinauf. "Willst du mich also zu den Vestalinnen abschieben?" Sie machte daraufhin ein vorgetäuschtes trauriges Gesicht, schmollte ein wenig... mal schauen wie er reagieren wird... Dann pikste sie ihn...*piks* *piks* und nochmal *piks*

  • Nein hatte ich nicht gab Avianus etwas trotzig zurück. Pff mit Soldaten spielen.. ich war die meiste Zeit auf der Weide und beobachtete unsere Pferde bis ich selbst reiten durfte. Und am Fluß war aiuch ständig. Fischen, Schwimmen und....er begann zu flüstern....Mädchen beim Baden zusehen. Und so schlau dürftet ihr nicht sein sonst hätten die damals ihre Wäsche nicht liegen lassen. Er grinste triumphierend wobei ihm das Grinsen verging als Musa wie eine Klette an ihm hing und in die Wange zwickte...Au...mach mich nicht kaputt. wehrte er sich doch Musa ließ nicht locker. Im Gegenteil. Sie redete gleich weiter und schwärmte los. Viele Kinder und eines davon sollte Avianus heissen. Ohne es zu wollen fuhr Avianus die Schamesröte ins Gesicht.
    Um Musa vor einem schlechten Abgang zu bewahren umfasste er sie zur Unterstützung an der Taillie und sanft kam sie am Boden an.


    Ja. Er ist Legionär. Und Praefectus Castrorum. Er ist sowas wie die rechte Hand des Lagerkommandanten. Kurz zuckte er mit den Schultern. Ich bin mir nicht sicher ob das einge gute Idee ist. Du würdest ziemlich viel Unruhe in den Laden bringen und vielen meiner Kameraden den Kopf verdrehen. Und wenn du nicht sofort aufhörst mich zu pieksen steck ich dich zu den Vestallinen Er strich ihr über das Haar und begann zu lachen.

  • Sie spürte die sanfte Berührung durch die Hände von Avianus und genoss es ausgiebig. Ein schönes Gefühl war es, eines was sie nicht mehr missen wollte, aber musste. War er doch ein Verwandter, welches Grades eigentlich? Hmmm!


    Doch dann stampfte sie mit dem rechte Fuß auf und stellte sich vor ihm hin. "Wie du hast uns beim Baden zugesehen? Ferkelchen! Sowas macht man doch nicht und dann noch die Kleidung wegnehmen? Pfff... Also so bekommst du nie eine Freundin! Das doch wirklich sehr gemein von dir. Also ich würde das nicht wollen! Stell dir mal vor ich würde einfach dein Schwert so dir-nix wegnehmen?" Nach den Worten ging sie weiter seitlich an Avianus heran, der hatte bestimmt die Belehrung verstanden. Der Frechdachs. "Großvater hätte dir die Ohren langziehen sollen. So!", dann kniff sie noch einmal ihren Cousin. "Und dass soll für dich ein Problem sein? Dann musst du mich einfach nur beschützen. Kräftig genug bist du doch.", grinste ihn dabei an. "Nööööö, niemals zu denen! Die sitzen doch nur den ganzen Tag im Atrium Vestae herum. Glaubst du wirklich, dass es mich glücklich machen würde? So ohne Spaß und...." ...Liebe.

  • Nachdem sich Caesoninus am Tor der Regia über sein Vorhaben schlau gemacht hatte, war er stracks auf das Forum Iulium marschiert. Jedes Mal, wenn er es betrat fröstelte es ihn vor Ehrfurcht. Für ihn war dieses Forum quasi heiliger Boden, stammte es doch von seinem großen Vorbild GAIUS IULIUS CAESAR persönlich.
    Klar, seine Familie, die plebejischen Iulier, hatten nur dahingehend mit den originalen patrizischen Iuliern eine Verbindung, dass ein solcher, Caesar selbst, ihnen einst das Bürgerrecht verlieh. Doch trotzdem sah Caesoninus seine Familie als direkte Fortsetzung des alten iulischen Erbes in Rom, trugen sie ja immerhin den Namen dieses Geschlechts und hatten bereits ebenfalls politische Erfolge im Senat vorzuweisen.


    Mit seinem Vorhaben Aedituus der Venus Genetrix (immerhin die Stammmutter der alten Iulier) zu werden beabsichtigte Caesoninus die neuen und die alten Iulier noch enger miteinander zu verknüpfen. Es war einfach der logische nächste Schritt.


    So trat Caesoninus auf den Tempel der iulischen Göttin zu und stapfte die Treppenstufen empor, auf der Suche nach einem Priester mit dem er sprechen konnte.

  • Der Tempelhüter wies gerade einige Helfer an, verschiedenen alltäglichen Aufgaben nachzugehen. Der Tempelboden musste gefegt werden, die Altäre geputzt und alte Opfergaben abgeräumt werden. Man wollte ja, dass der Tempel einen ordentlichen Eindruck machte.


    Es dauerte dann auch gar nicht lange, bis ihm der junge Mann auffiel, der den Tempel betreten hatte. Er wirkte als suche er etwas oder jemanden. Also trat der Aedituus zu ihm hin und zeigte ein freundliches Lächeln. "Salve. Willkommen im Templum Veneris Genetricis. Kann ich dir behilflich sein?"

  • Rasch bemerkte er einen Aedituus, der ihn auch gleich ansprach. Caesoninus freute sich. Fortuna war ihm wahrlich hold. So beeilte er sich rasch nahe genug an den Tempelwächter heranzukommen, um mit ihm ein ordentliches Gespräch unter Römern führen zu können.


    "Salve, mein Name ist Gaius Iulius Caesoninus, Sohn von Aulus Iulius Antoninus und Vetter des Senators und Augurs Lucius Iulius Centho. Ich fühle mich zum Dienst an Venus Genetrix berufen, ehe meine politische Karriere im Cursus Honorum beginnt, weshalb ich Aedituus im Namen der großen Göttin werden möchte." Mit einer Hand wies Caesoninus in Richtung der cella, deren geschlossene Tore das goldene Bildnis der Venus darin verbargen. "Ich habe Vetter Centho schon mehrere Jahre dabei beobachtet, wenn er religiöse Handlungen durchführte und wir haben schon oft über die Götter und dem Kult an ihnen gesprochen, weshalb ich sicher bin alle anfallenden Aufgaben zur vollen Zufriedenheit verrichten zu können" schloss er sein Anliegen.

  • Der Tempelverwalter nickte bedächtig. "Ich bin Faustus Digitius Felix, der Aedituus dieses Tempels."


    Von der Aufzählung der verwandtschaftlichen Verhältnisse des jungen Mannes gab der Aedituus sich zunächst unbeeindruckt. Innerlich erkannte er allerdings an, dass Lucius Iulius Centho ein gewichtiger Fürsprecher im Cultus Deorum war.


    "Und aus welchem Grund wünschst du gerade der liebreizenden Venus Genetrix zu dienen?" Forschend blickte Digitius den Iulier an. Er wollte erfahren, ob der junge Mann den Tempeldienst womöglich nur als günstige Gelegenheit zur Profilierung vor dem Eintritt in den Cursus Honorum nutzen wollte.

  • Verstehend nickte Caesoninus. Es war des Tempelwächters gutes Recht zu fragen, woher seine Motivation kam. "Siehe, ich bin in ein Alter gekommen, da es an der Zeit ist mehr und mehr meinen Teil zum Gemeinwohl beizutragen und was wäre ein besserer erster Schritt dazu, als die Tempel auszufegen, den Göttern zu opfern und den Leuten bei ihren eigenen Angelegenheiten mit den Unsterblichen behilflich zu sein?" fragte Caesoninus rhetorisch und machte eine kurze Pause. Dann fuhr er fort: "Außerdem habe ich auch private Gründe für meine Entscheidung. Seit den Tagen der Ermordung Gaius Iulius Caesars ist die Verbindung der Göttin zu den patrizischen Iuliern durch deren Aussterben im Mannesstamm gestört und das ist schlecht, wo doch Venus Genetrix die Urmutter des ersten iulischen Geschlechts gewesen war. Ich sehe die plebejischen Iulii Caepiones als Fortführung der alten Iulier durch das Tragen ihres Namens und da Caesar einst persönlich meinem Ahnen das Bürgerrecht verlieh, ergo in den Augen der Götter eine, wenn auch noch so schwache Verbindung zwischen beiden Familien besteht. Die plebejischen Iulier haben bereits reichlich militärische und zunehmend auch politische Ehren empfangen in den letzten Jahren, weshalb es meiner Ansicht nach nun an der Zeit wird das iulische Erbe der Iulii Caepiones auch vor den Göttern zu beschließen und die alte und die neue Familie diesen Namens noch enger zusammenzuführen, indem ich, ein plebejischer Iulier, Aedituus der iulischen Urmutter werde und der holden Göttin durch meinen Dienst und meine Opfer eine neue Verbindung hin zu einer Familie diesen Namens auf diesem Erdenkreis biete."


    Das und nicht weniger hatte Caesoninus vor. Er wollte Venus Genetrix in seine Familie holen und zur neuen Schutzgöttin der Iulii Caepiones machen, um seinen Traum von der noch engeren irdischen, wie auch himmlischen Verbindung beider Geschlechter noch ein Stück mehr wahr zu machen. Wenn sie der Iulier alten Namen trugen, deren Urmutter, Venus, über sie wachte und die Familie kontinuierlich im Cursus Honorum aufstieg, wer wollte dann noch verhindern, dass eine iulische Familie eines Tages erneut die Geschicke des Imperiums bestimmte?

  • Dieser Iulius war ja mal ein wortreicher Zeitgenosse. Der Aedituus verkniff sich ein Schmunzeln bei dem Gedanken, dass das wohl in der Familie liegen musste. Der Vetter dieses jungen Mannes, Senator Iulius Dives, hörte sich bekanntlich ebenfalls gerne selbst reden.


    "Deine Gründe sind nachvollziehbar und von hehren Motiven geprägt. Du wirst allerdings, Iulius, deine Eignung durch die Darbringung eines Opfers für die Göttin beweisen müssen", verkündete der Aedituus mit leicht wichtigtuerischem Tonfall.


    Die vielen Worte über Venus als Urmutter des iulischen Geschlechtes und die angeblichen Verquickungen dieses plebeischen mit dem ursprünglichen patrizischen Stamm der Iulier ließ Digitius gänzlich unkommentiert. Bei solchen Dingen konnte man nur etwas Falsches sagen. Und er wollte ja nicht die Ehre oder den Stolz eines jungen Mannes mit einem unbedachten Wort verletzen. Das zog stets bloß Ärger nach sich.


    "Zudem liegt die entgültige Entscheidung über deine Einsetzung als Aedituus - für diesen oder einen anderen Tempel - bei den ehrenwerten Pontifices." Das sagte Digitius lieber gleich. Nicht, dass er falsche Erwartungen weckte. Er hatte als Aedituus nämlich keinerlei Entscheidungsgewalt, sondern war hier bloß der Tempelverwalter. Er backte nur kleine Fladenbrote.

  • Caesoninus freute sich, dass er eine grundsätzlich positive Antwort vom Aedituus Digitius Felix erhielt. Wenn es dir so gefällt und die edlen Pontifices mich zu deinem Diener bestimmen, dann will ich dir zu Ehren einen Schrein am Esquilin errichten lassen dachte sich der Iulier beim Gedanken an Venus Genetrix.


    An den Aedituus gewandt jedoch: "Gerne will ich meine Eignung durch ein Opfer bestätigen. So sage mir nur wo, wann und wie alles geschehen soll und ich will zeigen, dass die iulische Mutter mit mir als Tempeldiener nur gewinnen kann."

  • Faustus Digitius Felix nickte. "So sei es denn", sagte er. "Ich werde dich über Zeit und Ort des Opfers informieren, wenn die Pontifices über deine Anfrage beraten haben und ihre Zustimmung erteilen. Wo kann ein Bote dich mit entsprechender Nachricht erreichen?"

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