[Forum Augustum] Templum Martis Ultoris

  • Zumindest hoffte Sextus, dass der Tiberier das letzte Stück von Vicetia bis Mantua mit Prisca heil und unbeschadet überstanden hatte. “Ich habe zumindest darum gebeten, dass er meine Cousinen nach Rom begleitet, allerdings habe ich auf mein Schreiben, dass ich vor einigen Wochen losschickte, keine Antwort erhalten. Ich hoffe, dass sich das bald ändern wird. Ich kann in dem Fall gern einen Sklaven auch zur Villa Tiberia schicken, damit auch dort die nötigen Vorkehrungen rechtzeitig getroffen werden, sofern Tiberius Ahala nicht selbst Nachricht schickt.“
    Entweder war die Freude von Lepidus echt, oder er war ein guter Schauspieler. So oder so, es war Sextus im Grunde gleich. Bei einem lebenden Sohn waren die Chancen, dass Flora als Ehefrau etwas erbte, sehr gering, von daher betraf es das Geld seiner Familie nicht.


    Die Ausführungen des Tiberiers klangen glaubhaft. Wünsche nach dem Ordo Senatorius waren verständlich, und dieser sollte auch gleich genutzt werden. Dass ein Patrizier als besserer Hausmeister eines Tempels fungierte, das war in der Tat nicht standesgemäß, und allein schon aus Rollenverständnis heraus sollte Sextus dem Mann diesbezüglich helfen. Allerdings war Sextus nicht gar so selbstlos, sondern sah durchaus eher das Potential, einen aufstrebenden Politiker zu fördern und dessen Ämter später für sich selbst ebenso zu nutzen. Ebenso wie eine weitere Stimme später im Senat, wenn es um Entscheidungen ging.
    Also zeigte sich ein wohldosiertes Lächeln auf dem sonst so ruhigen Gesicht des Aureliers, das einen familiären Eindruck vermitteln sollte, als er zu sprechen begann. “Als ich damals bei deinem Vetter vorstellig wurde, hatte ich auch nicht viel mehr vorzuweisen als den Namen und die Empfehlungen meiner Verwandten, und den Ehrgeiz, einst in die Fußstapfen meines Großvaters zu treten. Dieser war Proconsul Syrias und Princeps Senatus, ehrwürdige Stellungen, bei denen ich vergleichbare ebenso zu erreichen gedenke. Dein Verwandter hat mir damals diese Chance gegeben, es zu beweisen, dass der Name und der Wille dafür genügen.“ Das, plus eine kleine Verwicklung in ein Mordkomplott.
    “Von daher, werter Tiberius, finde ich es nur gerecht, wenn ich nun den Gefallen bei dir erwidere und dein Patron werde. Ich würde es mit einem Handschlag bekräftigen, aber an meinen Händen klebt Blut“ - und im Moment nicht nur im übertragenen Sinne – “...und du solltest dich damit jetzt nicht beflecken.“
    Nachdem das gesagt war, gab Sextus dem Tiberier die obligatorischen zwei Sekunden, um sich zu freuen, ehe er auch sogleich fortfuhr. “Und es trifft sich gut, dass du mich jetzt gefragt hast. Wie das Schicksal es so will, habe ich in zwei Tagen einen Termin beim Kaiser. Wenn das Gespräch es zulässt, werde ich von deinem Wunsch um Erhebung in den Ordo Senatorius also recht unmittelbar und ohne Umwege über die Kanzlei und damit lange Wartezeiten berichten können. Allerdings will ich dir nicht zu viel versprechen, auch wenn der Imperator selbst Patrizier ist und damit wohl die Notwendigkeit für Männer unseren Standes erkennt, den passenden Ordo zu haben.“


    Sim-Off:

    Im Controlpanel dann bitte bestätigen

  • "Danke, das wäre sehr hilfreich", erwiderte er auf das Angebot einen Sklaven zu schicken, falls denn der gute Ahala sich melden würde. Die Frage würde nur sein, welche Art von Vorkehrungen getroffen werden würden. Da musste sich Lepidus noch etwas Wohlüberlegtes einfallen lassen, etwas, was die Grenzen zwischen ihnen beiden gut abstecken würde. Aber das hatte zum Glück wohl noch Zeit, da er sich wohl anscheinend noch nicht aus dem Weg befand. In jedem Fall musste er Lucia davon berichten. Wenn um kniffligere Familienangelegenheiten ging, konnte er sich auf seine Schwester sicherlich verlassen.


    "Es ehrt mich, dass du derartige Parallelen siehst. So wie du deine Chance genutzt hast, so werde auch die meinige nutzen und beweisen, dass ich meines Namens Wert bin." Als Aurelius ihn nun offiziell als Klienten anerkannte, freute er sich natürlich sichtlich, auf das der Hoffnungsschimmer in seinen Augen deutlich zu erkennen war, ohne natürlich in formverstoßende Euphorie zu verfallen. Für die blutigen Hände hatte er natürlich Verständnis. "Dass du dich auch schon so bald beim Kaiser für mich einsetzen möchtest, lässt mich wahrlich nicht zweifeln, dass unser Klientelverhältnis sich als sehr ergiebig erweisen wird und sei dir auch gewiss, dass ich solche Taten nie vergessen werde." Wenn Lepidus bekam, was er wollte, dann konnte er wirklich schon einmal ausgesprochen loyal sein. Überhaupt entwickelte er ja auch gern eine gewisse Kriechermentalität, wenn er über sich Leute sah, die ihn weiterbringen konnten. Dafür war er dann umso rücksichtsloser und desinteressierte bei Leuten, die unter ihm standen. "Vielleicht lohnt es sich meine bisherigen Aktivitäten im religiösen Bereich positiv zu erwähnen. Ich habe bereits eine ganze Reihe von großen Opfern geleitet und der Iuppiter-Tempel ist unter meinen Anweisungen wieder zu neuer Pracht gelangt. Des Weiteren setze ich mich für das Andenken der früheren Kaiser in der Societas Claudiana et Iuliana ein, in der ich eine große Prozession organisierte habe. All dies qualifiziert mich vielleicht für das höhere Priestertum und damit auch für den Ordo Senatorius." Dass Aurelius ein Wort für ihn beim Kaiser einlegen würde, war natürlich etwas, worauf der Tiberier stark spekuliert hatte. Wer konnte wohl derzeit einen besseren Zugang zum Princeps haben, wenn nicht ein proskribierter Salinator-Gegner, der Palma mit zur Kaiserwürde verhalf? Da waren die Standesdünkel wohl noch der geringste Faktor, die dem Aurelier einen Vorteil verschafften.


    Ein Blick auf die blutigen Hände des Aureliers verriet zweifellos, dass sich der Aurelier wohl bald einer Reinigung unterziehen musste, weshalb ihm Lepidus auch gern zu einem leichten Ausstieg verhalf. "Es erweckt den Anschein, als klebe immer noch das Blut des Krieges an dir. Wenn man bedenkt, dass dieses geopferte Pferd Teil dieses Krieges war, so ist es vielleicht auch das letzte Blut, was dieser gefordert hat. In jedem Fall habe ich Verständnis, wenn du dich jetzt erst einmal waschen musst. Aber sei dir gewiss: Wenn ich etwas für dich tun kann, dann sende einen Boten zur Villa Tiberia. Ansonsten sehen wir uns auch sicher bei den Salutationes." Er wartete natürlich noch die Reaktion von Lupus ab, bevor er sich endgültig verabschiedete. Sie würden sicher in Zukunft ohnehin noch sehr viel zu bereden haben und sich auch noch etwas besser kennenlernen müssen.


    Sim-Off:

    Bestätigt.

  • “Würdest du eher einen Sitz bei den Pontifices bevorzugen, oder eher ein Amt bei den Septemviri oder den Quattuorviri? Da ich selbst Haruspex bin, wirst du sicher verstehen, warum ich die Auguren als Ziel nicht unbedingt gutheißen kann.“ Um nicht zu sagen, Sextus war sehr dafür, dass diesen Kurpfuschern das Handwerk gelegt wurde. Warum diesen beschränkten Geistern überhaupt noch eine Aufgabe zugesprochen wurde, war ihm schleierhaft. Ihre gesamte Kunst der Vorausschau beschränkte sich auf 'das ist ein gutes Zeichen' oder 'das ist ein böses Omen'. Ui, toll. Fragen mit Ja oder Nein beantworten konnte jede geworfene Münze. Das hatte nichts, aber auch gar nichts mit der Kunst der Zukunftsvorhersage zu tun. Und diese Domäne beherrschen ganz und gar unzweifelhaft die Haruspices.
    Für jetzt und hier aber hatte der Tiberier vermutlich mehr Auswahl, als er sie unter Salinator je hatte. Um für seinen frisch gewonnen Klienten aber auch etwas zu erreichen, das dessen Wünschen entsprach, musste Sextus diese zunächst einmal kennen.


    Daher schob er auch das Ende des Gespräches noch etwas heraus. “Nun, ich nehme doch an, dass du regelmäßig zu den Salutationes auch erscheinen wirst?“ meinte Sextus zwar mit spaßigem Unterton in der Stimme auf die Einlassung, er könne jemanden zur Villa Tiberia schicken, wenn er etwas brauchte. Aber im Grunde war es durchaus ernst. Er erwartete ja nicht tägliche Aufwartungen, aber Klienten hatten sich bei ihren Patronen zu melden, nicht anders herum.
    Interessanter war aber eher die anfängliche Einlassung bezüglich des Blutes, die Sextus eine kleine Tatsache beigebracht hatte. Der Tiberier war nicht gänzlich skrupellos. Ein skrupelloser Opportunist hätte klargestellt, dass ihn Blut nicht störte. Der Tiberier hingegen gab sich mit der Erklärung hingegen zufrieden und zog sich daher artig zurück. Was auch nicht unbedingt schlecht war. Man musste nur wissen, an wen man welche Aufgabe herantrug, und welche besser nicht. Eine Lektion, die sein Patron damals auf die harte Tour hatte lernen müssen, als die Skythen die Villa Tibaeria auseinandergenommen hatten.

  • Ach, diese Collegienkämpfe. Wenn sich die Priesterschaften nicht gegenseitig argwöhnisch beobachten konnten, dann waren sie wahrlich nicht zufrieden. Doch man kämpfte eben gern um Ansehen und Einfluss, nicht besser wurde diese Situation dadurch, dass nun einmal in vielen Fällen patrizische Politiker diese Ämter ausfüllten. Da war der Machtkampf schon Programm. "Nun, ich kann deinen Vorbehalt gegenüber den Auguren verstehen. Aber allein die Tatsache, dass ihr Einfluss ungebrochen ist, macht es natürlich nach wie vor attraktiv in ihrem Collegium aufgenommen zu werden." Aus einem rein politischen Kalkül war es damit schon nicht zu verachten Augur zu sein. Wenn man dann noch all die berühmten Persönlichkeiten bedachte, die einst Augur waren, dann konnte es nur von Vorteil sein sich in dieses Licht zu begeben. Aber um eine Vorherrschaft zu brechen würde wohl irgendwann ein Bruch stattfinden müssen, auch wenn er mit Opfern versehen war, aber im Grunde war der Fokus des Tiberiers ohnehin nicht unbedingt auf die Vögelbeobachter gerichtet. "Auch wenn in mir sicherlich das Potenzial eines neuen Attius Navius geschlummert hätte, so ist dieses Collegium wahrlich nicht meine allererste Wahl." So musste er dann auch gar nicht mit seinem Patron darum wetteifern, wer die Zeichen lesen konnte - auch wenn das sicherlich belustigende Züge annehmen würde.


    "Ich hätte dagegen tatsächlich gern einen Sitz im Collegium Pontificum und mein größter Wunsch wäre es einer der flamines maiores zu werden. Ich glaube, es existieren nur noch wenige andere Ämter, die für einen Patrizier besser geeignet sind." Lepidus blickte bedeutend auf den Tempel des Mars, der hierfür wohl die beste aller Kulissen bot. "Genauer gesagt strebe ich tatsächlich das Amt des Flamen Martialis an, aber aussuchen kann man sich das bedauerlicherweise nicht immer. Was hältst du von diesem Vorhaben?" Schließlich musste man auch warten, bis ein solches Amt einmal frei wurde und ähnlich wie einst Caesar, dem ein Posten als Flamen schon in jungen Jahren versprochen wurde, musste dieser nach einem längeren Ränkespiel dann doch mit einem anderen Amt vorlieb nehmen. Aber zumindest Flamen Dialis wollte Lepidus auf keinen Fall werden, das wären ihm dann doch zu viele Einschränkungen, zumal er auch noch überhaupt nicht verheiratet war. Falls der Aurelier die Idee gut finden würde, wäre dies sicherlich ein weiteres Gesprächsthema, welches er beim Kaiser anschneiden konnte, war dieser doch gleichsam als Pontifex Maximus dafür verantwortlich über das Personal dieser Ämter zu bestimmen. Als Patrizier mit einem gewissen Traditionsbewusstsein war Tiberius ein solches Amt, welches auch wirklich nur dem hohen Stand vorbehalten war, natürlich das allerliebste. Umso mehr konnte er sich abgrenzen von denen, die von keiner so guten Herkunft waren.


    "Und selbstverständlich werde ich regelmäßig zu den Salutationes erscheinen. Dankbar wäre ich dir jedoch wenn ich nicht mit der Masse deiner übrigen Klienten, wovon sicherlich auch viele von niederem Stand sein mögen, gemeinsam auflaufen muss. Das kannst du mit Sicherheit nachvollziehen." Nicht, dass er große Ansprüche anmelden würde, aber der Aurelier hatte hoffentlich auch kein Interesse daran seinen Standesgenossen mit dem üblichen Pöbel abzufrühstücken, zumindest hoffte Lepidus das. An der grundsätzlichen Haltung sich oft mit seinem Patron in Verbindung zu setzen blieb für ihn persönlich kein Zweifel. Sicher gäbe es noch viele Pläne, die miteinander absprechen müssten - womöglich sogar die ein oder andere Intrige zu spinnen. Innerlich rieb sich der Tiberier jetzt schon die Hände, weil ihm jetzt bereits so viele Ideen im Kopf schwirrten. Dann würde wohl auch der Aurelier eines Tages merken, dass Lepidus sich Blut zwar sehr gern ansah, aber natürlich nicht gern damit in Berührung kam. Die Frage war wohl, auf welche dieser Vorliebe tatsächlich furchteinflößender war.

  • Ungebrochen? Da entrang sich Sextus doch so etwas wie ein leichtes Schnauben. “Vor ein paar Jahrhunderten, bevor die Römer Etrurien eingenommen hatten, waren die Auguren die obersten Weissager Roms und ihre Macht ungebrochen. Als die Römer dann mit den Etruskern näher in Berührung kamen, merkten sie, wie begrenzt doch Antworten, die nur aus „ja“ oder „nein“ bestehen, waren, und wie viel genauer die Aussagen der weitaus älteren Kunst der Haruspices sein können, wie viel aussagekräftiger und durch wie viel mehr Erfahrung gestützt. Nach nur ein paar Dekaden fragten die Kaiser nicht mehr bei den Auguren, sondern ließen sich Haruspices nach Rom kommen. Es wurde sogar ein zweiter Hauptsitz des Collegium Haruspicum nach Rom von Tarquinia wegverlegt, damit sie in greifbarerer Nähe waren. Blitzdeutung würde ihnen übertragen, Weissagungen ebenso. Das einzige, was Auguren als einzige Domäne haben, ist die Weihung von Bauplätzen von römischen Tempeln.
    Augur werden kann jeder Trottel, der imstande ist, ein Opfer ordnungsgemäß durchzuführen, denn etwa anderes als nachzusehen, ob die Götter ein Opfer angenommen haben oder nicht, tun sie auch nicht.
    Um Haruspex zu werden, wird man im Alter von sieben Jahren ausgewählt und studiert fortan bis zum einundzwanzigsten Lebensjahr an den Universitäten von Etrurien alles wissen, was diese Welt zu bieten hat, neben der Kunst der Weissagung.
    Von daher, nein, ihre Macht ist am Boden, abgesehen von ein paar Ritualen, an die sie sich fest klammern, haben sie keinerlei Stellung.“

    Und Sextus hoffte, dass er nicht noch deutlicher werden musste, und explizit aussprechen, dass er so einen mit Amt versehenen Trottel unter seinen Klienten nicht duldete. Er hatte wenige Prinzipien, die er nicht zu biegen gewillt war, aber das war eines davon.


    Gegen das Amt eines Flamen hingegen hatte er nichts, auch wenn es ihm mit zu vielen Einschränkungen verhaftet war. “Das Amt des Flamen Martialis ist sicherlich ein erstrebenswertes. Allerdings sag, hast du eine passende Ehefrau oder muss dieses Ziel der Suche nach einer solchen erst nachstehen?“ Er war sich nicht gänzlich sicher über die genauen Einschränkungen, die der Flamen Martialis hinzunehmen hatte, aber er war sich recht sicher, dass auch seine Frau kultische Pflichten hier und da zu übernehmen hatte. Wenngleich der Martialis nicht wie der Dialis sein Amt verlor, wenn die Ehefrau starb.


    Zu den Wünschen bezüglich der Salutationes hob Sextus kurz fragend die Augenbrauen. “Selbstverständlich werden meine Klienten ihrem Rang entsprechend behandelt. Daher musst du dir wenig Gedanken darüber machen, stundenlang zwischen ein paar... Metzgern und Schustern stehen zu müssen.“

  • Für einen kurzen Augenblick setzte sich ein leichtes Grinsen ins Gesicht des Tiberiers, als der Aurelier mit seinem Vortrag startete. Geschwind hoffte er seinen Ausdruck wieder in einen neutralen zu wenden und den aufmerksamen Zuhörer zu spielen. Offensichtlich war da ein wunder Punkt getroffen. Da setzte man ein Stichwort und plötzlich löste es einen Sturm der Rechtfertigungen ein. Als er auch noch über die Verlegung des Hauptsitzes sprach, dachte er schon, er hätte Livius persönlich vor sich, der ihm eine Geschichtsstunde gab. Wie verhielt man sich jetzt wohl am klügsten? Einfach gar nichts sagen oder genau das loswerden, was einem nach so vielen schönen Stichworten auf den Nägeln brannte. "Über die Genauigkeit der Aussagen habe ich mir selbstverständlich gar kein Urteil erlaubt. Zweifellos sind die Möglichkeiten des Haruspex deutlich vielseitiger und die Tatsache, dass das Collegium im Laufe der Zeit immer stärkere Berücksichtigung fand, ist nicht zuletzt so gut ausgebildeten Männern wie dir zu verdanken." Jetzt aber genug Balsam für die Haruspex-Seele "Die Auguren sind jedoch nach wie vor von hoher Bedeutung und wehe dem Kaiser oder dem Magistrat der auf die Inauguratio verzichtet. Und selbst wenn das Amt des Auguren jeder Trottel ausführen kann, so waren viele gute Männer ganz sicher keine Trottel, die es ausführten." Es sei denn man möchte vielleicht Cicero, Scipio Africanus oder Marius als eben solche bezeichnen. Ach, es gab noch so viele mehr, die vielleicht noch viel prominenter waren. Ach, und ob der gute Dives es so toll gefunden hätte, dass sein senatorischer Onkel Centho dieses Amt wohl nur genommen hat, weil es eben jeder 'Trottel' ausfüllen konnte? Die Tatsache, dass dieses Amt vielleicht etwas leichter auszuführen war, mag sicher auch ein Grund gewesen sein, weshalb es so viele neben ihrer politische Karriere wählten, aber das ist sicher längst nicht alles. "Es gibt nach wie vor viele Römer, die sehr viel Wert auf die Traditionen legen und sie tun gut daran. Und herje, ich möchte mich gar nicht auf die Diskussionen einlassen, wonach doch selbst Romulus Augur gewesen sein soll. Aber allein die große Bedeutung die das Collegium in unserer Geschichte eingenommen hat, wird seinen Einfluss niemals bedeutend schmählern und die Auguren werden auch noch in Zukunft ein hohes Ansehen genießen. Man muss wahrlich keine Zeichen deuten können, um das zu sehen und würde mir stattdessen viel mehr Sorgen machen, wenn dem nicht so wäre." Er hoffte sich gegenüber dem Senator dahingehend nicht allzu weit aus dem Fenster gelehnt zu haben. Aber dem Patrizier waren Traditionen sehr wichtig und den Auguren konnte man einfach nicht so einfach sämtlichen Nutzen und ihre Fähigkeiten absprechen. "Fürs erste brauchst du dir aber wohl keine Gedanken machen, da ich ohnehin nicht das Ziel habe Augur zu werden. Aber umso mehr freue ich mich, dass wir in Zukunft vielleicht noch die ein oder andere religiöse Debatte führen können." Und das fand der Tiberier durchaus extrem angenehm. Viele seiner Aeditui-Kollegen waren dann einfach doch nicht für so tiefsinniges zu begeistern.


    "Es freut mich aber sehr, dass du mein Vorhaben Flamen zu werden gutheißt. Über eine Ehefrau denke ich erst einmal nicht weiter nach. Soweit ich weiß ist sie im Gegensatz zum Amt des Flamen Dialis nicht erforderlich. Selbstverständlich habe ich mir schon seit langem Gedanken um das Amt und seine Pflichten gemacht, schließlich möchte ich ja nicht unvorbereitet sein, wenn ich es vielleich irgendwann einmal ausfüllen sollte.", kommentierte er nur kurz und nahm das auch noch nicht wirklich ernst. Eine Heirat kam vorerst noch nicht in Frage. Da musste er sich ohnehin erst einmal überlegen, welche Ehe politisch sinnvoll war, was er im Übrigen noch kaum abschätzen konnte. "Ausgezeichnet", sprach er dann nur etwas belustigt über die Schuster und Metzger "Ich habe das natürlich auch nur noch einmal pro for ma erwähnt. Dass du mich nicht so einfach mit allen anderen in einen Topf werfen würdest, habe ich mich schon fast gedacht."



    Sim-Off:

    Aufgrund des unsicheren historischen Kenntnisstandes über die Flamen, halte ich mich Sim-On ganz einfach an das Tabularium, welches lediglich für den Dialis die Heirat voraussetzt. Historisch ist das das natürlich nicht ganz eindeutig.

  • Entweder der Tiberier hier hatte gerade etwas grundsätzlich falsch verstanden, oder er war ein Holzkopf. Der Impuls, sich die Schläfen zu reiben aufgrund aufkeimender Kopfschmerzen wurde in diesem Moment wohl einzig aufgrund der blutigen Hände und dem Widerwillen, sich Pferdeblut an die Schläfen zu schmieren, unterdrückt.
    “Tiberius, ich mache es dir nun einfach: Als Klient kannst du von mir erwarten, dass ich meine Möglichkeiten nutze, um dein Fortkommen zu sichern, und dies soweit es im Rahmen des opportun vertretbaren liegt, dienen Wünschen entsprechend. Im Gegenzug verlange ich von meinen Klienten wie jeder Patron, dass mich meine Klienten bei meinen Vorhaben unterstützen und nicht vor und erst recht nicht hinter meinem Rücken versuchen, das zu boykottieren.
    Mein Ziel ist es, diesen elenden Quacksalbern so viel Boden wie möglich abzunehmen und die Leute über die Dummheit aufzuklären, diesen Leuten, die nicht die geringste Bildung benötigen für ihr Amt, Macht zu geben. Nicht, darüber zu diskutieren, inwiefern sie diese Macht haben oder hatten und wie man sie ihnen erhält.
    Also ist die Frage an dich nun eine recht einfache: Willst du mein Klient sein, oder willst du die Ehre der Auguren durchdiskutieren? Ich hoffe, ich muss nicht betonen, dass ich hierbei keine Antwort des 'goldenen Mittelweges' erwarte.“

    Noch hatte Sextus für den Tiberier nichts getan, das Patronat war genauso schnell wieder gelöst, wie es eingegangen worden war. Das sollte der Tiberier für sich ruhig entscheiden, ob ihm diese Grundsatzdiskussion so dermaßen wichtig war und er sie auch weiterhin zur Schau zu stellen gedachte, oder ob er lieber etwas rascher Karriere machen wollte mit Hilfe des Aureliers.
    Über alles weitere brauchte man ansonsten gar nicht erst reden.


    Sim-Off:

    Ich weiß nicht, inwiefern die historischen Vorlagen im IR hierfür genutzt werden (sollen).
    Im englischen Wiki steht zumindest schonmal, dass alle Flamines Maiores confareatisch verheiratet sein müssen. Nach einiger Suche kam ich auch zu einer schönen Abhandlung über römische Ehe, wo auf der zweiten Seite (320) unter Angabe der Quelle (10) bei Gaius 1,112 dasselbe steht.
    Und im Grunde ist es auch logisch, dass es so ist und der Grund, warum die flamines maiores nur Patriziern offenstanden: Nur die können so heiraten, diese Eheform ist Plebejern nicht zugänglich.


    Dass der flamen Dialis sein Amt abgeben musste, hängt eher wohl damit zusammen, dass seine Frau eine univira sein musste, die dann dem Kult der Iuno vorstand, so wie er auch zuvor nicht verheiratet gewesen sein durfte, weshalb er dann nicht einfach nochmal heiraten konnte.
    Bei den anderen flamines ist es nicht klar, ob sie das Amt auch aufgeben mussten, oder ob sie es behalten konnten. Da ist die Forschungslage etwas schwach.


    Der Pauly ist da herrlich unergiebig und sagt zu den Voraussetzungen und Beschränkungen der Flamines, dass der Martialis und der Quirinalis nur „ähnliche Beschränkungen hinzunehmen hatten wie der flamen dialis“.


    Wie gesagt, keine Ahnung, wie historisch das im IR sein soll. Das „einer confarreatischen Ehe entstammend“ kann man denke ich vergessen, das ist bei Saliern etc. ja auch nicht so. Aber selbst verheiratet sein... weiß ich nicht.

  • Man konnte sich heutzutage wohl nur wundern, aber Tiberius wollte einmal gnädig in seiner Meinung sein. Der Mann hatte sicherlich so viel Leid gesehen, dass er nicht mehr ganz klar unterscheiden konnte, um es hierbei eigentlich ging. Die Sturheit und wahrscheinlich auch die Bessenheit nun endlich selbst nach dem Krieg zu profitieren, zwangen ihn wahrscheinlich zu einer etwas verbohrten Haltung und dem Tiberier offenbar mehr durch seine Worte unterstellte, als er eigentlich zu sagen pflegte. "Ich habe keinerlei Zweifel gelassen, dich bei jedem Vorhaben, welches du angehst, zu unterstützen." Gern würde er seine Worte auch noch einmal bei Gelegenheit langsamer wiederholen, auf das der Aurelier etwas aufnahmefähiger sein würde, als nach der Niederschlagung eines Pferdes. Weshalb machte er überhaupt diesen Widerspruch auf zwischen einem religiösen Exkurs und einem Klienten-Dasein? Der Diskurs nötigte ja noch keine Handlung. Wollte der Patron nicht lieber einen, der sich in religiösen Dingen auch auskannte, oder jemanden der von nichts eine Ahnung hatte? Wenn er solche Klienten suchte, konnte er dann wohl kaum erwarten, dass sie ihm eine große Hilfe sein würden. So ganz abgebrühr schien der Senator doch nicht zu sein. Und ein goldener Mittelweg zwischen 'Ehre der Auguren durchdiskutieren' und Klienten-Dasein? Allein die Alternativen waren schon absurd. Nein, also der Tiberier konnte mit so wenig Futter wirklich nichts anfangen, dementsprechend konnte seine Antwort auch nur sehr kurz ausfallen. "Da ich ja schon mehrmals erwähnte, dass mir nichts an den Auguren liegt...", wie der Aurelier eigentlich nicht nur zwischen den Zeilen, sondern ziemlich offensichtlich hören konnte. "...will ich natürlich eindeutig dein Klient sein. Du sollst nur wissen, dass du auf mein Wissen zurückgreifen kannst, egal wie es dir letztlich nützen wird. Es besteht wohl ein Unterschied zwischen einem geschichtlichen Rekurs und einer gegenwärtigen Handlung. Ich kämpfe jedenfalls keine Schlachten für Auguren, sondern nur Schlachten für dich, mein Patron." Der Tiberier hatte auch wahrlich besseres zu tun. Der Schluss war dann auch noch der notwendige Honig. Hoffentlich hatte er sich diesmal unmissverständlicher ausgedrückt, aber da der Aurelier selbst nicht gerade das Zusammenhangsvollste erzählte, musste sich Lepidus wohl auch diesmal gefasst machen. Da träumte er doch tatsächlich noch von großen Debatten auf dem religiösen Feld und jetzt hatte er Mundverbot. Tja, so stirbt jedes Ideal dahin und leider auch jegliche Tradition, aber was tat man nicht alles für ein wenig mehr Macht und ein klein wenig mehr Ansehen.


    Sim-Off:

    Historisch kann ich nach allem was ich bisher gelesen habe nur schlussfolgern, dass die anderen maiores nicht unbedingt verheiratet sein mussten. Allein wenn man der These folgt, dass die Frau durchaus sterben konnte, ohne dass der Flamen sein Amt verlor, legt dieser Fakt schon nahe, dass die Ehefrauen für die Kulthandlungen offenbar überhaupt nicht wichtig waren. Beim Dialis ist die Frau ja auch deshalb so erforderlich, weil Iuppiter der oberste Schutzgott der Ehe ist, was bei Mars und Quirinus ziemlich obsolet ist. Der Dialis verkörperte mit seiner Frau schlicht die ideale Ehe.


    Die meisten Aussagen zu den anderen Flamen maiores geschehen einzig aus Ableitungen dessen, was man über den Flamen Dialis weiß. Die Einschränkungen, die immer erwähnt werden, betreffen eigentlich nur die cotidie feriatus des Dialis. Diese Einschränkungen gelten für die anderen Flamen bei Feiertagen. Daraus lässt sich allerdings nichts über die Notwendigkeit der Ehe beim Amtsantritt sagen. Da es meines Wissens nach bisher noch nie Flamen im IR gegeben hat, müsste das vielleicht im CD noch einmal festgelegt werden, wie damit allgemein zu verfahren ist und was im IR Gültigkeit haben soll.

  • Sim-Off:

    Nach ein wenig Suche fand ich jetzt noch einen Cicero-Text (1 cf. Cic. de har. resp. 6, 12), wo er sich über die Zusammensetzung des Collegium Pontificum auslässt (leider nur auf Latein, deshalb bin ich mir beim Inhalt nicht 100%ig sicher. Der Satz ist SEHR lang.), wo er auch „de flaminibus Martiali et Quirinali eorumque uxoribus“ dazuzählt (also den flamen Matrialis, den flamen Quirinalis „und deren Ehefrauen“).


    Ich denke, im CD einfach mal abzuklären, ob man da verheiratet sein muss oder nicht, ist nicht die schlechteste Idee.


    Na also, warum nicht gleich so? Wenigstens besaß der Tiberier genügend Einsicht, nicht den Fehler zu machen, nun auf einer eigenen Meinung zu beharren. Zumal diese Sextus zu dem Zeitpunkt nicht im Mindesten interessiert hatte. Wenn sie das tat, fragte er danach. Über die persönlichen Ansichten zu den Auguren allerdings pflegte er eine solche nicht einzuholen, da diese ohnehin keinen Einfluss auf seine Meinung nehmen würde.


    “Gut“ schloss er also das Kapitel sehr knapp ab und widmete sich wieder den Punkten, bei denen er den Tiberier um seine Meinung gebeten hatte: Dessen Karriere.


    “Bezüglich des Postens des Flamens sollten wir mittelfristig planen und in jedem Fall zuvor noch einmal Erkundigungen über nötige Voraussetzungen einholen. Unter anderem, wie es dem bisherigen Flamen geht und inwiefern mit seinem Rücktritt oder Ableben zu rechnen ist. Bis dahin sollte ein regulärer Sitz im Collegium Pontificum schneller erreichbar sein. Soweit ich weiß sind nach der Säuberung des Collegiums von den Anhängern Vescularius' auch einige Plätze vakant, so dass ich zuversichtlich bin.
    Doch zunächst wird der Ordo die höhere Priorität besitzen. Sollten noch weitere Schritte hierfür nötig werden, wovon ich zunächst einmal nicht ausgehe, werde ich dich davon in Kenntnis setzen.


    Nun aber, bevor das Blut endgültig getrocknet ist, werde ich mich tatsächlich weiterbegeben. Vale, Tiberius.“

  • "In der Tat, es sollte sicherlich der ein oder andere freie Platz zur Verfügung stehen, jetzt, wo die Anhänger des Usurpators weg sind", bekräftigte er dann noch einmal. Sicher waren dies erst einmal nicht die schlechtesten Aussichten, selbst wenn sein sehnlichster Wunsch das Flamen-Amt zu bekleiden sich noch nicht erfüllt werden würde. "Auch zum Abschluss danke ich dir noch einmal für deine Mühen und die Willigkeit mich als dein Klient aufzunehmen und mich schon gleich so kräftig zu unterstützen. Ich denke, uns steht eine großartige Zukunft bevor." Alles verlief wieder in den richtigen Bahnen, nachdem es zwischenzeitlich einmal ungemütlich wurde. Er wusste zwar nicht so recht, wie er diese erste Begegnung mit dem Aurelier richtig einordnen sollte. Aber eines stand fest: Er hatte sich eine starke Persönlichkeit gesucht, die an Kompromissen nicht interessiert war. Ein Charakter, an dem man sich reiben konnte. Aber das war dem Tiberier im Grunde ganz recht, auch wenn er im Patron/Klient-Verhältnis sicherlich immer zurückstecken musste, so würde es sich wohl dennoch auszahlen. "Dann noch viel Erfolg bei der Reinigung. Vale, Senator."

  • Sein Kiefer schmerzte schrecklich nach der Prügelei. Ein Bürger hatte ihm netterweise erklärt, wie der Mars Ultor Tempel zu finden sei. Quer über das Forum Romanum, hatte er das Forum Iulium betreten und den Venus Genetrix Tempel ignorierend seinen Weg aufs Forum Martis/Augustum gefunden. Sowohl die Quadriga Statue des Augustus wie auch die Summi Viri Galerie ignorierte er und blieb erst vor dem Altar des Mars Ultor stehen (der ja logischerweise vor dem Tempel liegt). Aus seinem Rucksack nestelt ein Defixio (Fluchtäfelchen) und wirft es auf den Altar. Dieses Täfelchen verflucht seine ehemalige Frau in Griechenland und deren neuen Mann. Zum Glück hatte er noch ein zweites unbeschriebenes Täfelchen. Schnell zückt er das Metallblech und ein Stilo.


    "ERhört mich Götter der Unterwelt! Mögen den Mitgliedern der Legio II Germanica, die vor wenigen Stunden in der Taverne waren die Zungen schwellen und die Lenden verdorren."


    Das dürfte vorerst reichen. Er warf das Defixio zu dem anderen auf den Altar und richtete ein kurzes Stoßgebet an den rächenden Kriegsgott. Dann blickte er hinauf zu den Figuren der gefesselten Barbaren, die als Stützfiguren überall von Augustus verbaut worden waren. Er musste lächeln: Nur ein unterworfener Barbar war ein guter Barbar.


    Jetzt galt es die Casa der Aemilia zu suchen.

  • Nicht viel später, aber doch eher zufällig bemerkte Mars die beiden Täfelchen, noch bevor ein Tempeldiener sie entdecken und wegwerfen konnte. Auch ohne ihnen physisch nahe kommen zu müssen, verstand er ihren Inhalt, der ihm allerdings nur ein Lächeln abrang. Nicht, dass er sich als Rächer nicht zuständig fühlte. Tatsächlich hätte er sich sogar durchaus gerne dem einen oder asnderen Anliegen angenommen. Aber der Fluch war ja nicht an ihn, sondern an die Götter der Unterwelt adressiert und außerdem waren die Täfelchen ja gar nicht wie üblich heimlich versteckt worden, sondern lagen hier in aller Öffentlichkeit herum. Kaum anzunehmen, dass es da jemand wirklich ernst gemeint hatte mit dem Verfluchen.

  • Die gute Laune von Frugi hatte sich nicht verschlechtert nachdem er die Castra verlassen hatte um sich ins Vergnügen zu stürzen. Nun war er aber hier um die Hilfe von Mars zu erbitten. Laut sprach er Gedanken und Bitte aus.


    Mars, Gott des Krieges, der Stärke,
    ich möchte dir danken für die Kraft,
    mit der du mich stärktest meine Ausbildung zu beenden.
    Hilf mir immer mit deinem Segen,
    mich für unser großes Reich und den Kaiser einzusetzen.
    Schenke mir immer Tapferkeit und Mut.[


    Jetzt bitte ich dich, mir bei meiner Entscheidung,
    für den weiteren Weg zum Ruhme Roms, zur Seite zu stehen..


    Noch eine ganze Weile stand er vor dem Bild des Kriegsgottes.

  • Und Mars schaute noch eine Weile dem Menschen zu, ob noch was passieren würde. Immerhin enthielt das Gebet eine Bitte, da war es so üblich, dass ihm auch ein Opfer folgte oder dass ein solches zumindest in Form eines Gelübdes versprochen wurde. Und das wollte der Kriegsgott natürlich nicht verpassen.

  • Tief in Gedanken versunken, das Für und Wider seiner anstehenden Entscheidung abwägend, richtete der Octavianer noch einmal seinen Blick auf das Antlitz von Mars, zog seufzend eine Taube hervor und legte sie auf den Opferplatz.


    „[SIZE=7]Einmal, dessen bin ich mir sicher, wird mein Ofer größer sein,[/SIZE]“ flüsterte er. Mars wusste schließlich, er war ein Miles.

  • Eine Taube gab es also. Das war nur ein kleines Opfer und es landete auch etwas lieblos oder verschämt auf dem Opfertisch, aber immerhin, es war ein blutiges Opfer. Das war mehr Wert als ein Schluck Wein oder ein Brot oder ein paar Kekse, aber selbst über die hätte der Kriegsgott sich gefreut. Aber auch so war Mars froh, dass es dort im Tempel einen einfachen Soldaten gab, der an ihn dachte und ihm opferte - und das ließ er ihn auch spüren, indem er seinen Geist mit Zuversicht und Freude am einfachen Soldatenleben erfüllte.

  • „ Mars nun stehe ich wieder einmal hier“,
    fing ich leise an zu sprechen. Er war der Gott dem er, wenn es um seine berufliche Belange ging, seine Gedanken näher darlegte ihm dankte aber auch um etwas bat. Heute war es wieder Dank und Bitte und so sprach er weiter über alles was ihn beschäftigte, auch wenn es nicht in eine Gebetsformulierung gebunden war. Mars kannte ihn und wusste bestimmt das es auch in dieser Form aufrichtig gemeint war.


    „Mars der du mir immer wieder zur Seite standest, ich bin gekommen um dir zu danken. Zu danken für meine Beförderung, zu danken für meine Versetzung nach Rom. Auch wenn diese zur Zeit, sich eher nach einer Bestrafung anschaut. Was aber gut war und dafür danke ich dir besonders, das die Augusta mich zu einem Gespräch bat. In diesem konnte ich endlich meinen Unmut äußern, über Ungleichbehandlung bei der Verleihung der Auszeichnungen. Natürlich habe ich mich über meine gefreut und danke dir hier, genauso wie in Germanien dafür, aber einem der mehr geleistet hat steht auch mehr als mir zu. Gleichgültig in welchem Ansehen er steht, bei dem der die zu Ehrenden auswählt. Wem erzähle ich das? Du bist der Gott und weißt es.
    Ich für meinen Teil würde hier in Rom oder wohin man auch immer man mich versetzt, zu deiner, zu Roms und meiner Zufriedenheit meinen Dienst verrichten.
    Mars Gott des Krieges du wirst es richten und für Gerechtigkeit sorgen. Bestimmt wirfst du ab und an ein Auge auf mich, vielleicht rückst du ja von Zeit zu Zeit etwas gerade.
    Heute, da ich etwas ansparen konnte übergebe ich dir ein großes blutiges Opfer. Möge es dich erfreuen.“


    Frugi der sich gerade so in seine Gedanken eingelassen hatte, schaute sich ein wenig irritiert um und fragte sich wie lange er hier schon stand und mit Mars geredet hatte. Obwohl es eher ein Einreden auf Mars war.
    Zufrieden drehte er sich aber trotzdem ab denn er hatte sein Vorhaben ausgeführt Mars hier zu besuchen.

  • Auch wenn Mars gerade etwas mehr zu tun hatte als zu anderen Zeiten, so war er doch auch hier zugegen und hörte das leise Gebet. Und in der Tat kannte er den Soldaten, der dort nicht zum ersten Mal vor ihm stand. Er brachte einen Dank vor, worüber sich Mars natürlich freute. Er brachte auch eine Bitte vor, was freilich nur gerecht war, denn man durfte die Götter um etwas bitten, wenn man etwas gab. Und anders als beim letzten Besuch an dieser Stelle gab der Soldat diesmal etwas großzügiger, als wenn mit seinem Rang auch seine Möglichkeiten stiegen. Damit war der Kriegsgott mehr als zufrieden und er gab dem Optio das unüberhörbare Gefühl, dass sich Mars auch in Zukunft seiner Anliegen annehmen würde.

  • Verus beschlich ein altes Gefühl. Ein merkwürdiges Gefühl, dass sich diese rituellen Anlässe nicht immer mit seiner Wahrnehmung deckten. Etwas stimmte nicht mehr. Zwar hatte er alle Vorbereitungen getroffen, den Tempelvorsteher informiert, die Riten etabliert und auch alles notwendige an Ausstattung bereit legen lassen aber etwas stimmte nicht. Es war später Nachmittag, fast schon Abend, als sich ein kleiner Tross - in ritueller Rüstung - näherte. Es waren Prätorianer, die Teile ihrer Rüstungen trugen, diese aber mit einem großen blassroten Mantel verdeckten. Auch ihre Waffen waren mit einem Wachssiegel verschlossen, so dass dieses gebrochen werden musste. Das Siegel trug das Zeichen des Mars und war vorher durch die Soldaten selbst aufgebracht worden. Ihre Häupter waren bedeckt von Teilen des Mantels, so dass sie demütig zum Tempel prozesszierten. Verus führte die kleine Gruppe an. Darunter befanden sich der Tribun Iunius, der Princeps Praetorii Iulius und der Frischling Helvetius, welcher ebenso die heiligen Riten ablegen musste. Verus selbst würde als magister in diesem Falle ebenso erneut die Riten vollziehen, um die anderen darin anzuleiten und sich selbst erneut den Segen des Mars zu erhalten. Da eigentlich das Tragen von Waffen und Rüstungen verboten war, galten strikte Regeln. Der Mantel dürfte nicht herabrutschen, die Häupter dürfte ihre Helme erst ertragen, wenn sie den Tempel betreten hatten. Insofern wurden die Helme mit Helmzier, großen weißen Federn, von Sklaven und Helfern hintern der Prozession getragen, jedoch erhoben, so dass man erblicken konnte, dass sie eine rituelle Reinigung auch ihrer Waffen erbitten wollten. Ein Ausrufer schritt den Prätorianern vorweg, der um Platz bat und immer wieder in einem wechselnden Gesang den Marsch unterstrich. Prätorianer in üblichen Togae begleiteten die Prozession zum Tempel, um Gefahren oder Zwischenfälle zu verhindern. Verus war unruhig, nicht ganz gefasst, da diese Sache auch ihm immer wieder mulmig war. Immerhin konnte viel passieren und gleichsam verlangten die Rituale eine außerordentliche Hingabe und Präzision.


    Die Evocatio war kein leichtes Unterfangen, da die Betroffenen eine harte Prüfung bevorstand. Nicht nur im Glauben, sondern schlicht durch Zeitablauf. Sie würden drei Tage im Tempel verbringen, um diese notwendige Zeit mit Eiden, Stille und Anbetung zu verbringen. Es war eine strikte Abfolge von gesprochenen Worten, Gesängen und rituellen Handlungen im direkten Angesicht des Mars Ultor. Ein Fehler konnte die gesamte Einheit diskreditieren und Schande über die Standarte bringen. Verus hielt seinen Mantel betont fest, so dass dieser ja nicht von seinem Schädel rutschen konnte und senkte sein Haupt sogar. Alsbald hatte man die Stufen des Tempels erreicht, wo bereits Tempeldiener warteten, um mit großen Stäben - welche mit Silber beschlagen waren - auf den Boden zu stoßen, so dass ein dumpfes Geräusch die Prozession bereits ankündigte. Immer wieder erschallte dieser dumpfe Ton, während sich der große Portal zur Vorhalle des Tempels öffnete. Die Begleitung, jene Toga tragenden Prätorianer, versammelten sich ausschwärmend an den Stufen, um einen Korridor zu etablieren, der für die noch zu Weihenden bestimmt war. Verus hielt mitsamt der Prozession an, wandte sich um. Er wollte mit den Bereitwilligen sprechen.


    "Wenn ihr nun diesen Tempel betretet, gibt es kein Zurück. Ihr werdet Evocati des Mars werden. Berufene des Mars. Die Evokation ist eine schwierige Sache aber ich habe Vertrauen in euch alle. Die Eide, die ihr dort ablegen werdet, gelten für eine Ewigkeit und binden euch nicht nur an Rom, sondern auch an die Prätorianer. Wir werden Eidbrüder sein. Enttäuscht euren Namen nicht. Enttäuscht eure Familien nicht, sondern geht als Römer in diese Hallen. In diesen Hallen wird uns der Vorsteher helfen und seine Helfer. Ich werde euch leise aber bestimmt erklären, was zu vollziehen ist," leitete Verus die Aufgabe ein, die auch er selbst einst erledigen musste. Nun war er der magister und musste selbst die Eide in Vollzug bringen, wie es Tradition war. "Wir werden den Tempel unter den Düften von Weihrauch betreten. Dort werdet ihr euren Mantel abwerfen und dann eure Helme aufsetzen," begann der magister mit seiner Erklärung, damit wirklich nichts falsch verlief.


    "Ihr habt dies still und wortlos zu tun. Danach werdet ihre eure Siegel an den Waffen brechen, sobald sich das Portal hinter uns geschlossen hat. Das Gladius wird erhoben aber nicht zum Angriff gestreckt. Der Tempelvorsteher wird dann Mars anrufen, dass er euch gestattet, seinen Tempel zu betreten. Dann betretet ihr seinen Tempel durch das innere Portal. Seine Helfer werden dann mehrere Fließe am Boden ausbreiten. Wolfsfelle, die den Marmor des Bodens bedecken. Ihr werdet eure Schwerter auf den freien Altar legen, direkt unter der heiligen Statue. Im Anschluss werdet ihr jeweils vom Tempelvorsteher mit einem rituellen Duftöl übergossen, welches euch reinigen soll. Es wird bissig riechen. Eure Augen werden tränen. Schließlich werde ich euch auffordern, Mars gänzlich zu dienen. Ihr werdet eure Rüstungen ablegen. Euch vollständig entkleiden, bis auf jene Unterkleidung, welche eure Scham bedeckt. Die Rüstungen werden direkt vor den Altar gestellt. Helfer werden die Rüstungen mit einer roten Farbe bestreichen, welche sich abwaschen lässt. Danachen werden sie euch jeweils einen roten Streifen auf die Brust und die Stirn zeichnen. Ihr werdet euch flach auf die Felle legen, während der Vorsteher einen Gesang anstimmt und ich werde euch den ersten Eid vorsprechen, sobald ihr flach vor dem Altar liegt. Weihrauch wird euch umwehen, der schließlich ausgegeben wird. Wundert euch nicht, wenn ihr benommen werdet. Der Eid ist vollständig nachzusprechen und dann wird Stille herrschen. Ihr werdet verharren. Dann wird eine Speise ausgegeben, die ihr verspeist; jedoch ohne aufzustehen. Wieder Stille. Ich spreche den nächsten Eid," sagte Verus abschließend. Er blickte unter seine Mantelkapuze hervor.


    "Diese heilige Handlung wird drei Tage dauern, wobei sich die Helfer abwechseln werden. Keine Sorge, ihr werdet mit Wein und heiligem Brei versorgt werden, welcher einen hohen Anteil an Stierblut haben wird. Ihr habt still zu verharren und nur die Eide zu sprechen, während ich als magister in Zusammenarbeit mit dem Tempel die Riten vollziehe. Auch ich werde nur den Brei und Wein konsumieren, während ich neben dem Altar stehe. Ihr dürft nur zu bestimmten Zeiten schlafen und dies auch nur, wenn dies nicht erheblich bemerkt wird. Sobald die Riten abgeschlossen sind, werde ich mich ebenso auf ein Fell legen und die Zeit aushalten," versicherte Verus, bevor man den Tempel endgültig betrat. "Wichtig ist, dass ihr die Eide vollzieht und während dieser Handlungen euch nicht großartig aus der liegenden Position in Bauchlage erhebt," merkte Verus noch an und hoffte auf ernste Gesichter, die einverstanden waren. Oder zumindest Bereitschaft zeigten.

  • Anders als die anderen Novici, die ziemlich unvorbereitet aus ihren Stuben gerissen wurden, war Silanus zumindest einigermaßen vorbereitet gewesen. Er wusste zwar weder Zeitpunkt noch Ablauf der Evocatio, aber zumindest hatte ihn der Trecenarius darauf vorbereitet, dass dies demnächst auf ihn zukommen und insgesamt drei Tage dauern würde. Nun marschierte der Tribun als gleichgestellter Prätorianer neben all den anderen Eidbrüdern gespannt der Evocatio entgegen. Rangunterschiede gab es dabei nicht. Vom einfachen Miles bis zum ritterlichen Offizier waren sie hier und heute alle gleich unter den Augen des Mars. Als die Prozession vor dem Tempel halt machte und der Trecenarius sich mit erklärenden Worte an die Männer wandte herrschte Totenstille. Alle hangen auf den Lippen des Tiberiers und lauschten gespannt seinen Erklärungen.


    Silanus wusste bereits jetzt, dass ihm die kommenden drei Tage viel abverlangen würde. Er war kein junger Mann mehr, wie viele der hier angetretenen Miles und auch nicht gerade in konditioneller Bestform. Doch gerade das sah er als seine persönliche Herausforderung bei dieser Initiation. Die Männer versuchten sich freilich nichts anmerken zu lassen, aber der Iunier hörte doch den einen oder anderen erschrockenen Seufzer, als der Trecenarius bekannt gab, wie lange die Evocatio dauern würde. Er konnte es ihnen auch gar nicht übel nehmen. Die Verstellung die nächsten drei Tage abgeschieden, in Stille und Riten vertieft auf einem Wolfsfell am Marmorboden liegend und vollkommen regungslos zu verharren bereitete auch ihn ziemliches Unbehagen. Die Aussicht auf Wein und heiligem Brei machte es nicht wirklich besser. Doch als Tribun versuchte er sich aufgrund seiner Vorbildwirkung keine Gefühlsregung anmerken zu lassen. Da sein Blick nach vorne gerichtet war konnte er nicht erkennen, ob sich unter den Schaulustigen auch Bekannte Gesichter befanden. Doch da die Evocatio ja unvorbereitet und sehr plötzlich losgegangen war, ging er einmal nicht davon aus.

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