Kühle schlug Romana entgegen, als sie mit ihrer Begleitung den Tempel betrat. In ihre Aufregung mischte sich ein Frösteln, während ihre Hellblauen die Umgebung abtasteten auf der Suche nach einem Priester. War es eben noch die Neugier, die sich in ihren Augen spiegelte, war es nun die ehrfurchtsvolle Faszination, die von Minerva ausging.
Mit Blick auf die weißen Lilien, das Symbol ihrer Jungfräulichkeit, griff sie danach und nahm sie der Älteren ab. Ich werde sie allein opfern, du kannst dich im Hintergrund halten und dem beiwohnen.
Sie trat weitere Schritte auf das Kohlebecken zu, warf etwas Weihrauch hinein, um dann darin die Blüten verbrennen zu können. Während der Rauch begann aufzusteigen konzentrierte sich ihr Blick auf das Antlitz von Minerva und dann auf die Eule der Weisheit.
Große Minerva, heute ist nicht nur der Tag, an dem ich nach Rom gekommen bin. Nein, ich bin auch hier, um deiner Weisheit und Gnade zu huldigen. Du hast mich mit dem Talent gesegnet, ganz in deinem Sinne den Künsten zu frönen. Dafür nimm diese Gabe an, nimm sie an als Ausdruck meiner Verehrung, meiner Jungfräulichkeit und der Reinheit meiner Gedanken.
Während Romana sprach, brach sie die Blüten vom Stiel und gab sie zum rauchenden Weihrauch. Nimm die Reinheit meiner Jugend als Gabe an, schenke mir auch hier in Rom die Gnade, dich besuchen, meine Gedanken mit dir teilen und dich um Rat fragen zu dürfen.
Mit leicht gesenkten Kopf verharrte die Braunhaarige schweigend, bis sich die Lilien ebenfalls in Rauch aufgelöst hatten.
Ich danke dir Minerva, dass du meine Gabe angenommen hast und mich erhört hast in deiner Güte.
Mit einem letzten Blick auf die Göttin und einer Kopfbewegung nach rechts und nach links, zog sie sich, zuerst wenige Schritte rückwärts gehend und dann umwendend zurück, um danach den Tempel an der Seite von Nuha zu verlassen.