[Capitolium] Templum Iovis Capitolini

  • Nun schleicht sich doch noch eine gewisse Sorge in Livias Gesichtsausdruck. Das verschmitzte Lächeln bleibt jedoch zugleich.


    "Du beginnst mir Angst zu machen, Senator. Ich hoffe nicht, dass ich den Göttervater auf diese Weise fürchten muss. Es ist wohl kaum möglich, einem Gott zu entfliehen, ohne dabei in das eigene Verderben zu geraten. Doch bin ich noch zu jung, als dass ich jenes herbeisehne."


    Sie schmunzelt leicht.


    "A propros jung. Ja, ich lernte deine Tochter kennen, wie es scheint. Wir trafen uns zufällig in den Thermen. Sie ist sehr aufmerksam und an vielerlei interessiert. Kommt sie mehr nach ihrem Vater oder der Mutter? Ich schätze, sie wird es noch weit bringen..."

  • "Ich mache Dir Angst? Verzeih, das wollte ich nicht. Ich gebiete ja nicht über Iuppiter, sondern er über mich, seine Wege sind mir genauso verborgen wie Dir. Iuppiter ist wohlwollend gegen sein Volk, dessen bin ich mir sehr sicher und deshalb stürzt er keine Existenzen in den Ruin."


    Lächelt aufmunternd.


    "Ihr traft euch in den Thermen, soso."


    Ein Thema, das ihn neuerdings nachhaltig interessierte.


    "Ja, Fabia ist sehr sehr aufgeweckt und offen. Sie wird weit kommen, so sie den Antrieb nicht verliert und dran bleibt. Was ich ihr von Herzen wünsche. Nach Vater oder Mutter? Manches hat sie von mir, doch die Anmut ihrer Mutter, und ihre Augen ..."

  • Livia schaut angesichts des drohenden Ruins noch etwas skeptisch, lässt sich von seinen Worten jedoch einigermaßen beruhigen. Als das Thema auf seine Tochter kommt, schmunzelt sie wieder leicht.


    "Ja, wir liefen uns zufällig über den Weg und sie sprach mich an. Wir unterhielten uns über die verschiedensten Dinge. Sie scheint vielseitige Interessen zu haben. Ich bin mir sicher, dass ihr ehrgeiziger Vater ihr im Zweifel zum nötigen Antrieb verhelfen wird."


    Sie lächelt leicht.


    "Falls sie sich langweilt, darf sie als freie Redakteurin gerne ein paar Artikel für die Acta Diurna schreiben. Wenn es ihr dann noch gefällt, wäre natürlich auch eine feste Anstellung als Subauctrix machbar. Doch wie steht es um deine eigenen Pläne? Wirst du den Sommer hier in Rom verbringen?"

  • "Wie schön. Ja, sie ist sehr aufgeweckt und offen. Ich stehe ihr bei, mit Wort und tat ...... und mit sonst notwendigem, was ich geben kann. Aber ich habe sie nie beeinflusst oder getrieben, wie ihr Weg zu sein hat. Ich hab nur dafür gesort, dass sie offene Augen hat und alles versteht, was diese sehen. Der Rest obliegt ihr."


    Er lächelt zurück.


    "Ich werde sie fragen ob sie Interesse an einer Tätigkeit bei der Acta hat. Ich weiß noch nicht ob ich den Sommer über in der Stadt bleibe. Ich bemühe mich derzeit um einen Landsitz in Misenum, vielleicht sehe ich mir die Gegend schon einmal an ..... meine Verpflichtungen in Rom haben letztenendes ja etwas ...... nachgelassen."


    Schaut verdrießlich.

  • Wieder einmal vernachlässigte Gracchus seinen Dienst im Tempel des Mars Ultor um fremd zu gehen. Doch so sehr es ihm auch ein schlechtes Gewissen bereitete, dem Mars untreu zu sein, es zog ihn doch immer mit aller Kraft zum Tempel des Iuppiter Capitolinus, denn diesem gehörte sein Herz, gehörten all seine Sinne, sofern sie den Göttern gehörten. Es war nicht so, dass er den kämpferischen Mars nicht achtete, auch nicht den Stadtvater oder den Beschützer der Herden, doch dem Iuppiter war er verbunden, dem Caelestis, dem Himmlischen, dem Lucetius, dem Lichten, dem Optimus Maximus, dem Besten und Größten und dem Homoscus Maximus, dem, der die Götter liebte. Selbst dem Fulgurator, dem Tonans und dem Summanus war er verbunden, gab es doch nichts erregenderes, als ein Gewitter, ob bei Tag oder Nacht. Den Pluvius verehrte Gracchus ebenfalls, liebte er doch den Regen, vor allem, wenn dieser in heftigen Schauern auf die Erde herniederfuhr und allen Abschaum und Unrat von den Straßen hinfort spülte.
    Es war früh am Morgen, als Gracchus den Tempel des Iuppiter Optimus Maximus auf dem Capitolium erreichte, dementsprechend leer war es auf dem Berg, trotz des anbrechenden Monats. Gracchus öffnete die Tür zur Cella des Iuppiters und atmete tief durch, es war ihm, als könnte er die Präsenz des Gottes durch seinen Atem in sich aufnehmen. Die Kerzen, welche den Weg bis zur Statue des Iuppiters säumten, flackerten durch den Luftzug der geöffneten Tür auf, und die Schatten an den Seiten der Cella begannen zu tanzen. Gracchus trat in den Raum ein und schloss die Tür wieder, so dass nur noch das warme Licht der Kerzen die Cella erleuchtete. Als er auf das Abbild des Iuppiters zutrat, mutete es ihm an, als bewegte sich das Bündel Blitze in dessen Hand, und auch die Augen schienen kurz aufzuleuchten, doch es mochte ein Trugbild der Beleuchtung sein. Den Zipfel seiner Toga über den Kopf gezogen, trat Gracchus vor Iuppiter hin, streute ein wenig Kassia über die Räucherkohlen und wandte seinen Blick zu ihm auf.
    "Der Monat welchem Du seinen Namen gabst, hat seinen Anfang genommen, Iuppiter Maius, und ich bitte Dich daher, uns mit Deiner Kraft zur Seite zu stehen. Schenke uns Wachstum und Fruchtbarkeit. Ich bitte Dich, lass diese Deine Stadt, dieses Dein Reich wachsen, es erblühen in altem und in neuem Glanz."
    Er hob den Kranz frischer Frühlingsblumen, welchen er bei sich trug, und legte ihn dem Iuppiter zu Füßen. Schließlich hob er auch seinen Beutel und zog daraus einen Opferkuchen hervor, welchen er frisch am Fuße des Berges erst erstanden hatte und der daher noch warm war. Er legte ihn auf den Gabentisch vor Statue und blieb noch kurze Zeit andächtig stehen.

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  • Des späten Abends, es dämmerte bereits, bestieg Gracchus nach Beendigung seines Dienstes im Tempel des Mars Ultor den Kapitolshügel. Er war allein, zumindest so allein, wie ein Patrizier sein konnte, denn wie ein unsichtbarer Schatten folgte ihm sein treuer Leibsklave Scirus in einigen Schritt Abstand, wessen sich Gracchus jedoch nicht gewahr war, gehörte der Sklave doch zu denen, die er zwar nie übersah, die jedoch so eng mit ihm verbunden, dass sie ohnehin nicht wegzudenken waren. Auf der Kuppe des Hügels angelangt verschnaufte er einen Augenblick und sog den Ausblick tief in sich ein. So oft Gracchus auch hier hinauf kam, so oft musste er am Ziel angelagt inne halten und frischen Atem schöpfen, und so oft berauschte ihn der Anblick der ihm zu Füße liegenden Stadt, der Königin aller Städte. Welch unbeschreibliches Gefühl musste es sein auf dem Platz vor dem Tempel ein Opfer darzubringen mit dieser Kulisse als Hintergrund.
    Gracchus wartete einen Augenblick, bis Sciurus ihm den leinenen Beutel brachte, betrat den Tempel allein und war im Inneren des Aedes nicht weniger berauscht als dies zuvor davor der Fall gewesen war. Er trat dem Iuppiter entgegen, bedeckte sein Haupt und holte kostbaren Weihrauch aus Tylus aus dem Gabenbeutel hervor. Von einem Haken am Kohlebecken nahm er einen ehernen Schürhaken zur Hand und strich damit den grauen Ruß von den Kohlestücken. Hernach blies er vorsichtig in das Becken hinein, bis dass ein tiefrotes Glühen sich zeigte. Der Schürhaken fand seinen angestammten Platz und Gracchus streute Korn um Korn der Räucherung über die Kohlen. Wohlriechender Rauch steig empor, wirbelte in die Höhe hinauf und umtanzte schlussendlich auch das Bildnis des Höchsten aller Götter.
    Als dies getan war, nahm Gracchus den Beutel auf und holte daraus einen Opferkuchen und einige Früchte hervor, welche er nach und nach auf dem Foculus platzierte.
    "Iuppiter Capitolinus, Höchster der Götter, einige Gaben bringe ich Dir zum Dank für Deine Gunst und mit der Bitte sie uns weiter zu gewähren. Möge Dein Schutz unseren Augustus, den Dir so nahe Stehenden, weiter bedecken, mögest Du Deine Gunst nicht dem Imperium entziehen. Iuppiter Capitolinus, nimm diesen Dank und diese Bitte."
    Nachdem die Gaben gegeben, die Worte gesprochen waren, wandte sich Gracchus nach rechts hin und verließ dei Cella des Iuppiters. Es dürstete ihn, doch er vermochte nicht zu bestimmen wonach mehr, ob nach verdünntem Wein oder danach, an diesem Ort zu sein.

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  • Noch bevor er den Gang zur Rostra antrat, führte die Schritte des Tribuns Tiberius Vitamalacus zum Capitolium. Vor einem wichtigen Schritt gehörte es sich, das man mit einem Opfer versuchte, die Gunst der Götter zu erwirken.
    Gemessen Schrittes stieg er die Stufen zum Tempel hinauf und wandte sich zum Heiligtum des Iuppiter Capitolinus.


    Dort sah er sich nach einem Priester um, der ihm bei sei seinem Opfer beiseite stehen würde.

  • Der ihn ausbildende Sacerdos Valerius Victor war mittlerweile in das Collegium der Septemviri erhoben worden und Gracchus fühlte sich ob dieses Ereignisses nicht mehr an den Kult des Mars gebunden. Offiziell gehörte er jenem noch immer an und er versäumte nicht, seinen Dienst dort zu tun, doch mit jedem Tag zog es ihn für längere Zeit hinauf zum Tempel des Iuppiter Capitolinus, vor allem, nachdem er bemerkt hatte, dass dort ebenso wie in vielen anderen Tempeln Roms die Götterdiener rar waren. Nachdem er den Tag bereits für einiges an Arbeit genutzt hatte, betrat er abschließend noch einmal die Cella des Iuppiters und bemerkte dort einen Suchenden, einen recht großen und gut gebauten noch dazu. Mit einer beiläufigen Handbewegung strich Gracchus sein Gewand glatt und trat zu dem Mann.
    "Salve! Mein Name ist Flavius Gracchus, ich bin Commentarius..."
    Martialis, wollte er schließen, doch dies hätte womöglich nur zu Verwirrungen geführt.
    "... des Cultus Deorum. Kann in dir in irgendeiner Weise behilflich sein?"

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  • Tribun Tiberius nickt leicht, während er den jungen Commentarius mustert. Es ist sein üblich kühler Blick, mit dem er fast automatisch die Eignung seines Gegenübers zum Soldaten einschätzt. Die lange Zeit auf dem Exzierplatz hat dies zu einer schwer ablegbaren Gewohnheit gemacht.


    "Salve, Flavius Gracchus. Mein Name ist Quintus Tiberius Vitamalacus, Tribun in der IX., und ich habe mich zur Kandidatur zum Quaestor entschlossen. In anbetracht der Tragweite dieses Schrittes möchte ich dem Capitolium ein Opfer bringen. Auf das Iupiter, Iuno und Minerva mir beistehen mögen."

  • Mit einem bedächtigen Nicken quittierte Gracchus die Worte. Der Tribun und vielleicht künftige Quaestor tat gut daran, in diesen Zeiten die Gunst der Götter zu suchen. Doch sehr verwunderte es Gracchus nicht nachdem der Mann sich als Tiberius vorgestellt hatte, hatte er die Tiberier doch als ehrwürdige Gens kennen gelernt.
    "Du möchtest allen dreien ein Opfer darbringen? Soll es denn ein unblutiges sein, oder hast du ein oder gar mehrere Tiere im Sinn? Der zuständige Sacerdos ist gerade irgendwo hier unterwegs, doch bis er auftaucht werde ich dir nach bestem Wissen und Gewissen helfen."

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  • Tribun Tiberius nickt bejahend.


    "Ich möchte jedem Mitglied des capitolinisachen Trias ein Tier opfern."


    Kurz dreht er sich um und gibt Titus, der an den Stufen des Capitoliums steht ein Zeichen, das er sich mit den Opfertieren nähern möge.


    "Ich habe drei Tiere besorgt, alle in makellosem Weiss. Ein Widder für Iuppiter, eine Ziege für Iuno und ein Schaf für Minerva."


    Auf dem Gesicht des Tribuns legt sich etwas, das einem Lächeln nahe kommt. Auch wenn der Flavier sicher kein Soldat ist, doch scheint er ein aufrechter Mann zu sein, der seinem grossen Ahnen gerecht zu werden scheint.


    "Werter Flavius Gracchus, ich wäre dir dankbar, wenn du mir bei meinem Opfer zur Seite stehst und ich denke, du wirst mir gut helfen."

  • Gracchus legte seine Fingerspitzen aneinander und nickte. Der Tribun machte eine ausgesprochen gute Figur und Gracchus bedauerte einmal mehr, nicht der Legion beigetreten zu sein, wohl wissend, dass er in diesem Fall nach der ersten Woche in einer Urne nach Hause geschickt worden wäre. Die Tiere, welche Tiberius heranführen ließ, waren tatsächlich von makelloser Güte.
    "Ich werde nach einem Popa sehen, welcher die Schlachtung übernimmt, mir selbst ist dies nicht gestattet. Bitte warte solange hier."
    Er drehte sich um und machte sich auf den Weg zu den Nebengebäuden. Auf dem Weg dorthin lief ihm bereits ein Tempeldiener über den Weg, welchen er zum Tempel zurück voraus schickte, auf dass jener die Tiere für die Opferung vorbereiten möge. Möglicherweise wäre Gracchus auch einem Sacerdos über den Weg gelaufen, hätte er dies nicht geschickt umgangen. Der Tribun schien wie jeder gute Römer genau zu wissen, was er zu tun hatte, so dass kein Sacerdos notwendig war. So begnügte sich Gracchus einen Popa anzuweisen, dass er ihm folgen solle. Er stand mitnichten über ihm, war er ohnehin im falschen Tempel unterwegs, doch der Popa war noch nicht lange Popa und so folgte er dem Commentarius anstandslos. Zurück vor der Heimstatt der Götter bemerkte Gracchus zufrieden, dass der Tempeldiener bereits an der Arbeit war, die Tiere zu reinigen und zu schmücken. Der Popa eilte zu ihm, um ihm behilflich zu sein, und Gracchus wandte sich an Tiberius.
    "Hast du die Gaben für das Voropfer bereit? So du möchtest, steht dem Beginn der Opferung nichts mehr im Weg. Vergiss nicht, deine Hände am Becken neben der Tür zu säubern. Da er der oberste der Götter ist, solltest du in der Cella des Iuppiter mit deinen Bitten beginnen."

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  • Geduldig wartet der Tribun, bis der Flavier zurück ist. Währendessen lässt er Titus auch die Voropfer heran bringen, eine Amphore Wein von seinem eigenen Gut für Iupiiter, frische Ziegenmilch für Iuno und Opferkekse für Minerva.


    Als der Flavier zurück ist, nickt er auf dessen Frage nur und zeigt auf die Amphore Wein, welche Titus in der Hand hält. Dann geht er zu dem Becken neben der Tür, reinigt seine Hände wie Flavius Gracchus es im gesagt hat, nimmt dann die Amphore von Titus entgegen und betritt gemessenen Schrittes die Cella des Iuppiters.


    Langsam geht er vor das Heilligtum, stellt die Amphore ab und geht dann wieder drei Schritte rückwärts.


    Leise beginnt er zu sprechen.

    "Oh oberster Gott, oh Sohn des Saturns und der Ops,
    Ich trete heute vor dich, um Anlässlich des wichtigen Schrittes, welchen ich zu tun im Begriff bin, erneut jenen Schwur zu sprechen, welchen ich vor langer Zeit meinem Grossvater vor unserem Hausschrein gab."


    Unauffällig zieht er aus seiner Toga einen kleinen Dolch, hält den Griff mit der Rechten und umschliest die scharf geschliffene Klinge mit der linken Hand.


    "Oh Iupiter, ich schwöre bei meinem Leben und dem Heil meiner Ahnen, zu dienen Rom. Es zu verteidigen, mit Worten und Taten, seine Bevölkerung zu schützen, ihr zu dienen, zu ihrem Wohl zu handeln."


    "Oh Iupiter, ich schwöre bei einem Leben und dem Heil meiner Ahnen, zu dienen dem Imperator, das zu tuen, was er von mir verlangt. Dort zu kämpfen oder zu dienen, wo er es für richtig hält."

    "Oh Iupiter, ich schwöre bei einem Leben und dem Heil meiner Ahnen, zu dienen meiner Familie, sie zu beschützen und zu verteidigen, mit meinen Worten und meinen Taten, ihren Ruhm zu mehren."


    Dann wartet er darauf, das der Popa den Widder opfert.

  • Nachdem Tiberius das Voropfer in der Cella beendet und zum steinernen Altar auf dem Platz vor dem Tempel zurückgekehrt war, übernahm Gracchus die Aufgabe, die Beteiligten durch das Besprengen mit Wasser rituell zu reinigen. Der Widder war unterdessen noch prächtiger anzuschauen, als schon zuvor, hatte der Tempeldiener seine Hörner doch mit goldener Farbe überzogen, welche das leuchtende Weiß des Fells noch verstärkte. Einzig, als etwas Wein über seinen Kopf gegossen wurde, um ihn dem Iuppiter zu weihen, trübte dies ein wenig das Ansehen, da das Fell sogleich in nassen Zotteln herabhing. Der Opferherr verrichtete die rituellen Handgriffe, und schließlich ertönte nach der Frage des Popa von ihm das 'Age!' als Aufforderung, seinen Dienst zu tun. Die Klinge des Opfermessers bohrte sich in den Hals des Tieres und augenblicklich ergoss sich rotfarbenes Blut über den Boden. Es dauerte einen Moment, bis das Tier ausgeblutet war, dann beugte sich der Popa hernieder und begann damit, dem Widder die Vitalia zu entnehmen. Der Tempeldiener stand mit einer Schale bereit, um jene in Empfang zu nehmen und sie schließlich Tiberius vorzuhalten. Gracchus warf ebenfalls einen neugierigen Blick auf die Eingeweide, von seiner Position aus waren keine Makel zu erkennen, doch Defigurationen gaben sich ohnehin meist nur durch genaue Betrachtung zu erkennen.

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  • Es dauerte eine ganze Weile, bis die erlösenden Worte des Popa kamen, das das Opfer wohl angenommen sei.
    Tribun Tiberius richtete sich auf, der kleine Dolch verschwand in seiner Toga. Dann trat er wieder vor, blickt noch einmal auf das Opfer. Dabei tropft etwas von seinem eigenen Blut zu Füssen des Gottes. Damit zeigt er seine Bereitschaft sein eigenes Leben und das seiner Nachkommen dem Dienst für Rom und seine Götter zu opfern.


    Dann tritt er aus der Cella herraus, wendet sich der Cella der Iuno zu.

  • Auf dem Weg in den Cella der Iuno, reicht Titus dem Tribun die Amphore mit der Ziegenmilch.
    Begleitet von Popa und Coimmentarius betritt der hochgewachene Tribun mit geraden Schritten die Cella der Göttin. Am Fuss der Statue der Göttin, stellt er die Milch ab und tritt ein paar Schritte zurück und geht in Knie, stützt dabei seine beiden Hände auf sein rechtes Knie.

    "Grosse Iuno, ich trete heute vor dich, um dich als Schutzgöttin dieser grossartigen Stadt um beistand zu bitten."


    "Lange, viel zu lange, war ich auserhalb der Grenzen dieser Stadt, doch stets im Dienste dieser Stadt. Doch nun kehre ich zurück, um einen neuen Weg zu bestreiten."


    "Grosse Iuno, steh mir auf diesem Weg bei und nimm meine Gaben an."


    Während er spricht, hat er seinen Blick zu Boden gesenkt. Doch danach hebt er seinen Blick, beobachtet wie Popa und Tempeldiener die weisse Ziege heran bringt und sie das Tier der Göttin opgfern.
    Innerlich gespannt, doch äusserlich ruhig wartet der Tribun ab, ob die Göttin das Opfer annimmt.

  • Als der Popa ihm signalisiert, das die Eingeweide des Opfertieres auch makelos sind und Iuno wohl das Opfer an genommen hat, erhebt sich der Tribun langsam und verlässt die Cella der Iuno um die Cella der Minerva zu betreten.


    Wieder reinigt er seine Hände am Becken am Eingang, nimmt die Schale mit den Opferkeksen von Titus entgegen und schreitet langsam vor das Heiligtum der Minerva und stellt sie dort ab.


    Dann tritt er einige Schritte zurück und kniet vor nieder.


    "Oh Minerva, ich trete vor dich, Schutzgöttin Roms, um dich dich um Beistand in diesen Tagen, da ich in dieser Stadt ein neues Schlaxhtfeld betrete."


    "Steh mir, dem Mann des Schwertes, bei, damit ich auch auf dem Schlachtfeld der Worte erfolgreich bin."


    Dann verfolgt er die Arbeit der Tempeldiener, welche das weisse Schaf opfern.

  • Es kostete Gracchus einiges an Überwindung, nicht hastig in das Gebäude zu eilen. Ehrfürchtig trat er vor den Tempel der kapitolinischen Trias hin und blickte vom Ansatz der Treppe bis hinauf zum Giebel. Er streckte die Hand aus, deutete auf den Tempel und sprach zu seinem Sklaven.
    "Dies ist der bedeutendste Tempel des Iuppiter, keinen schöneren, keinen größeren wirst du im gesamten Reich finden, Sciurus. Dieser Tempel markiert das religiöse Zentrum der gesamten Welt, hier ist der Gott der Götter zuhause."
    Ein hintergründiges Lächeln kräuselte Gracchus Lippen, während er mit seinem Blick jede Einzelheit, jedes Detail des Gebäudes in sich aufsog. In diesem Tempel auf eben diesem Hügel fanden die wichtigsten und mächtigsten Zeremonieen des Imperiums statt, und er würde zukünftig ein Teil davon sein. Gracchus wandte sich in freudiger Erregung dem Sklaven zu.
    "Das Paket."
    Sciurus übergab seinem Herrn einen in goldenen Samt gewickelten Gegenstand, etwa in der Größe eines neugeborenen Kindes. Der Eindruck konnte wahrhaftig entstehen, denn der Sacerdos trug das Paket mit solcherlei Sorgfalt, mit solcherlei Vorsicht die Treppenstufen hinauf, wie er es mehr bei seinem eigenen Erben nicht getan hätte. Die Tür der Cella des Iuppiters war geöffnet und gab den Weg in das schummrige Innere frei. Gesäumt von Öllampen und flackernden Kerzen, umfangen von weihrauchgeschwängerter Luft setzte Gracchus einen Fuß vor den anderen, nur immer das gütige Gesicht des Gottes vor Augen, und blieb zu dessen Füßen stehen.
    "Endlich."
    Langsam wickelte Gracchus die Gabe aus dem samtenen Stoff. Hervor kam eine Statue des Iuppiters, ähnlich jenen, welche in dieser Form in Tempeln, Heiligtümern und heimischen Lararien allerortens im gesamten Imperium gefunden werden konnten, allerdings auf ihre Art viel kostbarer als die meisten. Sie war vollkommen überzogen von einer glänzenden Schicht aus Gold und in die Augen des Bildnisses waren zwei kleine funkelnde Edelsteine eingelegt. Der Blitz, welcher in der Hand des Iuppiterabbildes verweilte, war an einem Stück aus Gold gegossen und so fein, dass es schien, eine einzige Berührung könne ihn brechen. Am Boden der Statue waren die Buchstaben V.S.L.M. M.F.G. eingraviert. All das hatte Gracchus ein kleines Vermögen gekostet, mehr noch, als er in seiner gesamten Zeit im Cultus Deorum bislang verdient hatte. Er hasste Verschwendung, doch für die Götter war das Beste gerade gut genug, daneben würde die Statue sicherlich einige Zeit in diesem Tempel verweilen, er selbst würde dafür Sorge tragen. Gracchus Mundwinkel umspielte ein zufriedenes Lächeln und mit einem Laut, welcher wie ein tiefes, wohliges Seufzen klang, stellte er die Statue auf den Gabentisch vor den gewaltigen Iuppiter hin.
    "Wie ich es dir einst geschworen habe, so stehe ich heute hier um mein Gelübde einzulösen, gern und verdientermaßen."
    Er sprach die Worte feierlich, verharrte schließlich schweigend. Es schienen ihm zu wenig Worte, doch es waren alle, die nötig waren. Darum nickte er lächelnd, atmete noch einmal tief durch und verließ den Tempel im Anschluss wieder. An diesem Tage hatte er sein Gelübde eingelöst, am folgenden würde der Alltag beginnen.

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  • Der Tag zeigte sich nicht von seiner strahlendsten Seite. Wolken hangen dicht über dem Himmel und es war sehr stickig in den Straßen Roms. An jenem Tag hielt, wie wohl oftmals, eine Sänfte vor den Toren des Tempels. Aus der Sänfte entstieg Medeia, die eine safranfarbene Stola trug und eine dunkle Palla. Ihre Haare hatte sich sich wieder recht streng zurück gesteckt. Aber sie war ja auch in offizieller und feierlicher Mission am Tempel. Lächelnd wartete sie auf Decimus ehe sie langsam und feierlicher Miene, was einem Tempel auch angemessen war, die Treppen hinauf ging. Vor den Toren blieb sie stehen und zog sich ihre Palla etwas weiter über den Kopf. Sorgsam musterte sie nochmals ihre Erscheinung und erst dann betrat sie den Tempel des Iupiter.


    Andächtig schweigend schritt Medeia über den Marmorboden hinweg und sah sich die vielen Statuen und Schmückereien an. Leise und ehrführchtig hauchend flüsterte sie: "Ich hoffe, wir finden auch gleich einen Sacerdos des Iupiter." Einige Meter vor einer beeindruckenden Iupiterstatue blieb Medeia stehen. Lange besah sie sich die Statue und die Edelsteine, die förmlich selber Blitze schleudern konnten. Fast wagte sie es nicht zu atmen, bis sie nach einigen Herzschlägen Luft holte, sich von diesem hypnotisch bannenden Blick der Statue trennen konnte und nach einem Priester umsah.

  • An Tagen wie diesem genoss es Gracchus, für den wichtigsten Tempel des Reiches verantwortlich zu sein. Allgemeinhin entschied ein willkürlich gewählter Turnus, in welchem Tempel welcher Sacerdos zu welcher Zeit Dienst tat und jener, welcher den Turnus gewählt hatte, hatte sicherlich auch nicht voraussehen können, wie sich die Wetterlage über der Stadt zeigte. Doch Gracchus war nicht umsonst dem Gott des Wetters zugeneigt und sah sich so zu Recht begünstigt. Während die Straßen in der Stadt zu seinen Füßen an solchen Tagen der Bewölkung dreckiger erschienen, als an sonnigen Tagen, während dunkle Winkel noch dunkler wurden und schummrige Tavernen nicht mehr als schwarze Löcher waren, während all dem wehte auf dem Mons Capitolinus ein laues Lüftchen. Immer wieder suchte Gracchus einen Vorwand, die Nebengebäude aufzusuchen und dabei durch die frische Brise zu wandeln. Von solch einem kleinen Ausflug kam er nun mit einer Kanne Öl zurück, als er vor der Statue des Iuppiters zwei Personen entdeckte, eine davon im Umsehen begriffen. Er stellte die Kanne in eine der Nischen der Tempelwand und ging langsam auf die beiden zu.
    "Salvete, kann ich euch behilflich sein? Möchtet ihr ein Opfer darbringen?"

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