[Capitolium] Templum Iovis Capitolini

  • Nach den lieblichen Damen ging es wesentlich rustikaler weiter und nach einem Stück Lamm zur Vorspeise gab es nun Ochse. Auch der Umgang mit den Eingeweiden war etwas robuster und der Opfernde prüfte sie auch gleich selber. Als angehender Magistrat sollte er sich wohl langsam angewöhnen, bei öffentlichen Opfern einen professionellen Helfer dazu zu Rate zu ziehen, dachte sich Iuppiter, aber an der Makellosigkeit des Tieres änderte dies natürlich nichts. Und daran, dass der Mann damit beispielhaft und fromm seiner Pflicht nachgekommen war, auch nicht.

  • Atemlos vor Spannung hatte Serrana an Durmius Verus' Lippen gehangen, und als dann das erlösende "Litatio" ertönte fiel ein riesiger Stein von ihrem Herzen und machte unbändiger Freude und Stolz Platz. Nur mit Mühe unterdrückte sie den Impuls, wie ein kleines Kind auf und ab zu springen und sah stattdessen strahlend zwischen ihrem Lehrer und Calvena hin und her.


    "Wundervoll, ich werde da sein." sagte sie aufgeregt. Unfassbar, allmählich war die Priesterinnenwürde wirklich in greifbare Nähe gerückt...

  • Centho hatte die Eingeweide des Tiers begutachte und keinen Makel entdecken können. Auch wurde ihm durch denn Gott keine Zeichen gegeben das dieser nicht damit einverstanden sei.


    „Litatio!"


    War laut von Centho zu vernehmen das Opfer war angenommen. Ihm selbst fiel dabei wohl der größte Stein vom Herzen. Der Rest der Handlungen ging fast wie von selbst. Der kleine Zug aus der Iulischen Familie und den Sklaven bestehend, ging dazu über das Bankett vor zu bereiten. Das zerlegte Tier wurde separat von denn Teilen für Jupiter in der Tempel Küche gekocht. Centho hatte aus einer Eingebung heraus beschlossen das die Teile für den Gott verbrannt werden sollte. Bevor sie selbst mit dem Bankett beginnen würden. Erst nach den nach dem die epulum die Götterspeisung beendet war, begann die Familie mit der cena recta. Die Familie hätte niemals einen Ganzen Ochsen Essen können darum wurden Teile des Opfertiers an die auf dem Tempelvorplatz anwesenden öffentlich Verkauft. Natürlich wählte Centho ehr eine Symbolischen Preis. Immer hin Wollte er sich in den Dienst der Öffentlichkeit stellen. Er hätte denn Ochsen ja auch zu Hause im Garten Opfer können. Aber er wollte denn Bürgern der Stadt klarmachen das der neu gewählte Magistrat die Götter Ehrt. Und das ein Teil des Fleisches für einen mehr Symbolischen Preis an sie ging würden sicher vielen im Gedächtnis bleiben. Centho ging es bei einem Preis von einem As nicht darum die Kosten wieder ein zu spielen.

  • Stille legte sich über den Tempel, als sie darauf warteten, ob Iupiter ihr Opfer angenommen hatte. Sie versuchte jeden Gedanken an ihre Nevosität zu verdrängen, doch so ganz konnte sie es nicht vermeiden, immer wieder einen Blick zu Serrana zu werfen. Ihre Freundin war auch ein wenig angespannt, obwohl sie es versuchte zu verbergen. Es war für sie Beide ein ganz besonderer Moment. Als schließlich die Liatio verkündet wurde, zeigte sich ein erleichtertes Lächeln auf ihren Zügen und sie wechselte einen freudigen Blick mit ihrer Freundin. Ihr Lehrer wies die Opferdiener an sich um alles weitere zu kümmern und wandte sich dann ihnen zu. Eifrig nickte sie, als ihr Lehrer erklärte, wann er sie sehen wollte.


    „Ich werde auch da sein!“ versicherte sie ihm. Auch sie freute sich wie ein Honigkuchenpferd, doch genauso wie Serrana hielt sie sich zurück. Es wäre unpassend gewesen, jetzt in einen Freudentaumel zu verfallen. Dazu hatten sie auch noch später genügend Zeit, wenn sie sich gemeinsam auf dem Heimweg machten. Sie wandte sich noch einmal an ihren Lehrer: „Ich danke Dir für alles, Durmius Verus!“ sagte sie und neigte respektvoll den Kopf.

  • Zitat

    Original von Lucius Iunius Silanus


    Mit gesenktem Kopf und das Haupt mit seiner Toga bedeckt, betrat Silanus den Tempel des Iupiter Optimus. Er wusste nicht mehr wie lange er keinen Tempel mehr aufgesucht hatte, doch die Zeit war eindeutig Reif, die Götter dafür um Verzeihung und die Schutzherrin seiner Familie um ihren Beistand zu bitten. Es war eine schwierige Zeit für die Gens und Silanus verstand es als seine Aufgabe, die Götter im Namen der Familie gängig zu stimmen. Zielstrebig ging er daher auf die Cella der Iuno Regia zu und hielt Ausschau nach einem Priester.


    Anscheinend schien kein Priester Zeit zu haben, also wartete Silanus geduldig.............

  • Obwohl viele Dinge schwer auf seinem Herz lasteten - sein Leben sollte sich nach einer möglichen Aufnahme im Senat schnell wandeln - und sein Herz schwer war, denn Vieles quälte ihn in letzter Zeit - so vergaß Avianus nie, nach der Gunst der Götter zu streben, so wie es ein wahrer Römer tat. Er erschien zum Tempel, so wie man als Betender nunmal erschien. Nicht in der Kleidung, die der Aurelier sonst immer trug, sondern barfuß in weißen Gewändern, mit bedecktem Kopf, so dass man ihn als Opferherren idntifizieren konnte. Er war still, als er sich dem Tempel näherte, ebenfalls so wie immer, denn er sammelte seine Worte, um den großen Jupiter, mächtigsten aller Götter mit Respekt anzusprechen. Während Avianus sich an dem Waschbecken vor dem Tempel um seine Reinheit kümmerte, in dem er sich die Hände wusch, transportierten zwei Diener den Foculus und die Opfergaben in das Innere, um sie dem Aurelier bereitzustellen, welcher bald mit gesäuberten Händen und voller Reinheit erschien.


    Vor dem Foculus ging Avianus auf die Knie und sah die mächtige, massive Statue des Jupiters einige Sekunden lang an. Anschließend entzündete er den Weihrauch, der ihn umschlang, als wäre er etwas Lebendiges, was Besitz von ihm ergreifen wollte. Er atmete ihn ein. Ein mittlerweile alltäglicher Geruch für ihn, wohltuend, denn er tat Gutes. Nun war die Verbindung zum Reich der Götter hergestellt und Avianus fühlte, dass er nicht allein war. Seine ruhigen Hande waren offen, die Handflächen zeigten nach oben. Ein Zustand vollkommener Ruhe ergriff Besitz von dem jungen Aurelier und er konzentrierte sich, vergaß das nähere Umfeld sondern hatte nur noch Augen für die Durchführung seines unblutigen Opfers.
    Mit lauter, inbrünstiger Stimme fing er entschlossen an, zu reden:


    "Oh Jupiter, mächtiger Göttervater, Gebieter über Donner und Blitz!
    Jüngster Sohn des Saturn und der Ops!
    Bruder von Neptun, Pluto, Juno und Ceres!
    Du mächtigster aller Götter, der Aeneas einst zur Gründung unserer Stadt verhalf, du siegbringender Iupiter Victor, der uns zu unseren Siegen verhalf, Regent über das silberne Zeitalter! Erhöre mein Gebet!
    Immer war ich fromm - habe geopfert und gedankt, mich für die Unterstützung der Götter bedankt! Und erneut gebe ich dir diese Opfergaben, um Dich um Deine Unterstützung zu bitten!


    Avianus lag die Opfergaben vorsichtig auf den Foculus - eine bunte Mischung aus verschiedenen Obstsorten. Abwechslungsreich, aber von nichts zu viel, in der Summe jedoch stattlich. Äpfel, Trauben, Erdbeeren, Oliven, Kirschen und was der römische Obstgarten sonst noch gab. Dazu eine kleine Gabe aus 100 Sesterzen. Anschließend schob er den Foculus von sich weg, eine Geste, dass er gab und nichts für sich beanspruchen wollte.


    Ich bitte um ein günstiges Schicksal für meine Familie und mich! Unterstütze mich für meine Aufnahme in den Rängen des Senates, damit ich meinen Traum verwirklichen kann, unserem großen Imperium zu dienen! Erweise uns deine Gunst! Auch in Zukunft werde ich fromm bleiben, Iupitter! Do ut des!


    Anschließend ließ er die Gaben stehen, der Weihrauch löste sich allmählich auf. Mir einer Wende nach rechts erhob er sich und verließ langsam, respektvoll den Tempel.

  • Verus, durch seinen Verwandten genötigt, einen Tempel aufzusuchen, huschte mehr oder minder interessiert durch die Menge. Er trug eine normale Bürgertoga, die braune aus einem einfachen Stoff. Er fand keine Arbeit mehr und dümpelte recht lustlos durch den Tag. Rom war für ihn nicht mehr zu durchschauen und jünger wurde er auch nicht. Er verließ die Menge, um sich in eine andere Menge einzureihen, nämlich die Menge vor dem Tempel. Immer dieses Schlangestehen! Verus war bereits recht entnervt und murrte bereits in sich hinein. Seine Lippen waren trocken, die Sonne stand auf seinem Kopf und die Hitze staute sich in den Straßen; ein unglaublich schönes Gefühl von Erstickung machte sich breit. Endlich, die Reihe bewegte sich und langsam bewegte sich Verus in den Tempel. Er drückte bei einem Priester die obligatorische Spende ab und seufzte als er den Tempel von Innen erblickte. Er hätte nun einen Moment für sich, zumindest irgendwo. Er suchte sich eine stille Ecke aber noch in Sichtweite zur zentralen Statue.Würde ein Gebet ihm überhaupt helfen? Wahrscheinlich nicht. Er war nicht mehr in der Zeit. Er war nicht mehr gebraucht. Ein älter werdender Beamter aus einer vergangenen Zeit; wer braucht sowas? Niemand. Er setzte sich auf eine marmorene Bank und blickte sich tief Luft holend um. Wenigstens war die Luft in diesem Tempel einigermaßen kühl sowie atembar. Ein Schluck Wein oder ein Fruchtsaft wären jetzt recht nett, dachte er bei sich. Es war wohl nun an der Zeit für das Gebet. Er raffte sich auf und schleppte sich zu den Räucherutensilien etwas abseits. Er zog ein Stäbchen heraus, zündet es am danebenstehenden Feuerchen an und fuchtelte mehr oder minder lustlos damit herum, wirklich edel oder erhaben wirkte es nicht. Im Anschluss verstaute er das Stäbchen vor einer Statue. Dort standen bereits einige Stäbchen und verpesteten die Luft mit ihrem ekelig-süßlichen Gestank, den Verus überhaupt nicht leiden konnte. Was man nicht alles für die Gnade der Götter tat. Es war doch nur ein reines Schauspiel und Verus war kein guter Schauspieler. Er kniete sich vor die Statue, schloss lustlos die Augen und begann:


    "Jupiter, mächtiger Göttervater, Herrscher über Donner und Blitz!"


    Verus merkte schnell, dass er bereits den Rest des Gebetes vergessen hatte und somit sprang er direkt zum wesentlichen. Eine Anrufung sollte reichen. Was betete man nun eigentlich? Sein Leid? Seine Hoffnungen? Verus hatte sich bis zu diesem Moment noch keine Gedanken gemacht.


    "Ich war römischer Beamte, Ritter und ich brauche dringend erneut eine Aufgabe. Alles, was ich versuchte, scheiterte. Ich brauche göttlichen Beistand, um wieder als römischer Beamter tätig zu werden. Ich habe keine Arbeit und gebe mich dem sinnlosen Müßiggang hin. Ich möchte wieder Rom dienen aber es scheint mir verschlossen. Bitte, befreie mich von diesem Fluch der Arbeitslosigkeit. Ich bitte dich, oh Jupiter!"


    Es war zumindest ehrlich und dafür das Verus den Glauben an dieses Theater verloren hatte, recht auffordernd. Er glaubte zwar an die Götter aber nicht an das Schauspiel, was die Menschen daraus gemacht hatten. Etwas Göttliches musste existieren aber brauchte man ein solches Theater der Eitelkeiten, wie hier? Mit Nichten. In der Hoffnung, dass die Götter oder zumindest Jupiter ihn erhört hatten, raffte er sich auf. Seine alte Kriegsverletztung schmerzte kurz beim Aufstehen. Verus entfernte sich und hatte seiner Pflicht genüge getan.

  • Nicht nur die Menschen deuteten die Zeichen der Götter, sondern auch die Götter die Zeichen der Menschen. Die Zeichen, die Iuppiter beobachten konnte, schienen ihm ziemlich eindeutig. Also schwieg er. Hier gab es nichts zu tun für ihn.

  • An einem Morgen ging ich, wie schon vor langem geplant, zum Templum Iovis Capitolini, um für Iuppiter ein Opfer durchzuführen.
    Mir folgten ein paar Sklaven, die einen, weißen, männlichen Ochsen mitzerrten.
    Am Tempel erwartete mich schon der zuständige Aedituus und all die anderen, die zu dem Opferablauf dazugehörten: ministri, popae, ein victimarius und tibicines.
    Meine Sklaven übergaben den gescmückten Ochsen einigen popae und gingen dann wieder. Der Ochse wurde auf den Tempelvorplatz zum Altar geführt. Ich würde ihn dort nacher opfern, zuerst aber war das Voropfer an der Reihe.
    Ich ging in den Tempel und wusch mir dort in einem dafür gebauten Becken die Hände. Anschließend zog ich mir eine Falte meiner Toga wie eine Kapuze über meinen Kopf. Dann ging ich zum Kultbild des Iuppiter, wo ein foculus aufgebaut worden war.
    Ich sah das Kultbild an und richtete meine Handflächen nach oben.
    "Iuppiter Optimus Maximus, obertser aller Götter!
    Ich, Manius Tiberius Lupus, danke dir für deine Hilfe, die ich bis jetzt von dir erhalten habe.
    Als Dank für deinen Beistand bringe ich dir diese Gaben dar."
    Ein Opferhelfer zeigte die Gaben zuerst dem Gott und legte sie dann auf den foculus.
    Ich beendete das Gebet, indem ich mich nach rechts wendete.
    Dann ging ich auf den Tempelvorplatz zum Altar.
    Nun begannen die Tibicines auf ihren Doppelpfeifen zu spielen, was für Konzentration sorgen sollte, tat es aber nicht, ich wurde nämlich schon etwas nervös. Auch der Ochse wurde unruhig, die Ketten, mit denen er am Altar befestigt worden war, klirrten, er ahnte bestimmt schon was jetzt kommen würde.
    Das Tier wurde mit der mola salsa dem Gott geweiht und ihm wurde der Schmuck abgenommen. Ich strich dem Ochsen mit dem Opfermesser vom Kopf bis zum Schwanz und trat einen Schritt zurück, um das Gebet zu sprechen. Meine Handflächen waren dabei nach oben gerichtet.
    "Iuppiter Optimus Maximus! Beschützer der Urbs Aeterna und oberster aller Götter, Sohn des Saturnus und der Rhea!" Ich machte eine dramatische Pause und fuhr dann fort:
    "Ich habe dir immer Opfer dargebracht und dich verehrt, und immer an dich geglaubt.
    Ich will Rom dienen, vom höchsten Stand aus, und so mein Bestes geben können.
    Ich habe vor zum Senator aufzusteigen. Ich will aufsteigen um Rom vom höchsten Stand aus dienen zu können, vom Rang eines Senators aus. Ich bitte dich um deine Unerstützung. Ich brauche sie um den Ordo Senatorius zu erlangen. Denn ohne diesen kann ich gar nicht erst mit meiner Karriere beginnen.
    Ich bitte dich mit diesem Opfer, meine Bitte zu erfüllen.

    Wenn du sie mir erfüllst, werde ich für dich opfern, öfter als je zuvor."
    Ich wendete mich nach rechts, um das Gebet zu beenden und sah den Victimarius an.
    Dieser interpretierte meinen Blick richtig und fragte: "Agone?" Daraufhin antwortete ich: "Age!"
    Er schwang die sacena und schlug damit zu...
    Der Cultrarius war sofort da und stach dem Tier in die Halsschlagader...
    Etwas Blut wurde gesammelt...
    Dann begann die Eingeweideschau am Altar, während das Tier zerlegt wurde.
    Ich sah mir die Innereien an. Mal sehen was der Gott zu dem Opfer meinte...

  • Im Gegensatz zu gewissen anderen Ereignissen, von denen er in diesen Tagen erfahren hatte, machte dieses Opfer dem höchsten aller Götter Freude. Ein ganzer Ochse nur dafür, dass der Mann in den Ordo Senatorius aufgenommen wurde, versprach noch ganz andere Freuden für die Zukunft. So gewährte der Göttervater seinem eifrigen Schützling gerne diese Bitte und verfolgte seinen Weg von nun an mit Interesse.

  • Verus saß ein wenig verlassen auf einer der marmornen Bänke des Tempels. Er trug die einfache Bürger-Toga, da er sich wieder an das Leben in der öffentlichen Gesellschaft gewöhnen wollte. Zumal er zeigen wollte, dass er noch ein Bürger war. Für ihn war es wichtig, sich als Bürger zu zeigen. Er wollte es auch für sich sein. Nichts bedeutete ihm mehr als Rom, auch wenn viele seinen Traum von Rom etwas geschmälert hatten. - Der Traum blieb. Er glaubte an die römischen Werte, an die Res Publica. Sein Gesicht, sein Körper spiegelte sich im polierten Marmor. Er betrachtete sich und zutzelte an seinem Bart herum. "Der Bart muss dringend ab," murmelte er. "Obwohl... - Er lässt mich weise wirken." Verus schmunzelte und lehnte sich zurück. Sein Spiegelbild missfiel ihm nicht aber es gefiel ihm auch nicht. Ein Römer trug einen gepflegten Bart und nicht diesen Rauschebart. Er würde sich direkt nach dem Treffen mit einem alten Klienten zum Barbier begeben. Dieser Klient ließ sich erstaunlich viel Zeit, so dass Verus in Ruhe in sich gehen konnte. Dieser Tempel war etwas Besonderes, auch wenn vieles nur ein göttliches Theater war, so hatte dieses Gebäude seinen Charme, seine Bedeutung für Verus. Er blickte sich um. Sein Klient war immer noch nicht aufgetaucht. Verus kratze sich am Kopf. Der Tempel war recht leer, fast schon verlassen. Verus kannte den wichtigsten Tempel des Reiches nicht so verlassen. Nur noch wenige Menschen brachten Opfergaben. Es war wohl nun Mittagszeit. Viele Römer nahmen nun Kleinigkeiten zu sich und das taten sie vor dem Tempel an kleinen Ständen. Verus hatte jedoch keinen Hunger, so wartete er weiterhin; die Einsamkeit auf der Bank verdrängend.

  • Es war ein strahlender, wenn auch anstrengender Vormittag für die junge Octavia gewesen. Schon seit Tagen begleitete sie die Wirtschafterin der Casa Octavia auf den Markt zum vormittäglichen Einkauf und nun war sie schon ein wenig erschöpft. Auch ihre Dienerin Atia war zu Hause geblieben und so betrat die junge Frau mit einem Weidenkorb in der Hand den Tempel alleine. Einer der Haussklaven, der die Einkäufe der Wirtschafterin tragen sollte und als Begleitung dabei war, wartete in Sichtweite am Eingang des Tempels.


    Da sie schon frühmorgens geplant hatte heute den Tempel zu besuchen, hatte sie eine ihrer guten Tuniken an in leuchtendem Scharlachrot und als sie diei Schwelle des Tempels passierte, zog sie die Palla über ihre Haare um ihren Kopf zu bedecken. Kurz blieb sie stehen und sah sich um in diesem gewaltigen Tempel um nach einem Priester Ausschau zu halten, konnte allerdings keinen entdecken. Ein wenig verloren stand die junge Octavia daraufhin im Tempel herum. Na vielleicht musste sie nur ein wenig warten und in der Zwischenzeit konnte sie die herrliche Architektur hier bewundern.

  • Verus blickte auf eine hereintretende Dame, die sich in einem faden Deckenlicht bewegte. Momentan war sie auch die einzige Person in seinem Blickfeld, so dass er sie einfach anschauen musste. Sie wirkte verlassen, fast schon verloren zwischen den Säulen und all dem Marmor. Verus raffte sich auf. Sein Klient hatte sich gewaltig verspätet, so dass er die Zeit irgendwie anders nutzen musste. Alleine auf einer Bank zu sitzen war nicht gerade ein ansprechender Zeitvertreib. Er ging auf die Dame zu. Vielleicht konnte er ihr helfen? Sie blickte ein wenig verloren durch die Gegend. "Salve," grüßte er vorsichtig. Was hatte er gerade getan? Er hatte seine Schüchternheit im Umgang mit Frauen überwunden aber warum dies? Nur aus Langeweile? Nur weil er auf der Bank allein war? Irgendetwas hatte ihn gerade angetrieben, ihm einen Schubs gegeben. Nun fehlten ihm die Worte und nun stand er ebenso verloren vor der jungen Dame, wohlgemerkt eine sehr hübsche junge Dame. Er blickte sich um und dann blieb sein Blick bei der Dame. Ihm blieb nur eines übrig, lächeln, einfach nur die die Situation hinweglächeln und auf eine Eingebung warten sowie zu hoffen.

  • Varena betrachtete gerade ein wenig versonnen ein Mosaik, als sie plötzlich angesprochen wurde. Sie fuhr ein wenig erschrocken zusammen, da sie gerade so in Gedanken versunken war und sie erwartete schon einen Tempeldiener oder Priester zu sehen, doch vor ihr stand ein Römer in einfacher Toga und lächelte sie ein wenig...ja...scheu? an. Ihr erster Blick fiel auf den zotteligen Rauschebart des Mannes, den sie auf Anhieb nicht mochte, doch dann blickte sie ihm in die Augen und fand dort einen interessanten Glanz. Ein dummer Barbar mochte wohl nicht durch diese Augen blicken.


    Nach einigen Momenten, in denen sie den Mann nur anstarrte, rang sie sich zu einem strahlenden Lächeln durch. Sie wandte sich dem Mann zu und sprach sanft "Salve...Genießt du auch die Architektur? Oder wartest du auf einen der Priester, die wahrscheinlich im Gegensatz zu mir, gerade am Esstisch sitzen und sich die Bäuche vollschlagen?" Das Blitzen in den Augen der jungen Frau verriet, dass hier der Schalk sprach und sie diese Worte beileibe nicht ernst meinte. Iuppiter würde ihr bestimmt nicht zürnen, denn sie nahm an dass die Götter viel Sinn für Humor hatten. Immerhin hatten sie diese oft sehr seltsame Welt geschaffen.

  • Diese Frau war interessant. Nicht das Verus sofort verliebt war oder etwa doch? Nein, das dürfte nicht sein. Er hatte sich geschworen, nie wieder zu lieben, denn er brachte Unheil für die Personen, die ihn liebten. Er verdrängte das Interesse an dieser Person und blieb ganz platonisch. "Ich warte eigentlich auf einen Klienten von mir," erklärte sich Verus und lachte dann leicht. Warum er lachte? Weil ihre Augen seine Seele zum lachen brachten. Sie hatte diesen mysteriösen Blick, der die Seele erfrischt. "Nein, römische Priester leben die römische Sparsamkeit und ernähren sich vorbildlich. Wir sind hier in einem Tempel, junge Dame, hier redet man also nicht schlecht über die Priester." Er zwinkerte ihr scherzhaft zu. Sie war nett, mehr als nett. Sie war Verus sympathisch. Ein merkwürdiger Zufall war das. Hatten die Götter, vielleicht Venus ihre Hände im Spiel? Verus lief doch nicht aus Zufall eine hübsche, sympathische junge Frau in einem Tempel zur Sauren-Gurken-Zeit über den Weg? Verus blickte zur Decke und schickte gedanklich ein Stoßgebet zu den Göttern: "Danke!"


    Dennoch konnte er seine Schüchternheit, seine Scheu vor dem anderen Geschlecht nicht ganz überwinden, auch wenn sie ihm durchaus sympathisch war und ihn nicht als wilden Barbaren betrachtete, was durchaus schon vorgekommen war. Wenigstens redete sie mit ihm und blieb nett. Eine Tatsache, die Verus sehr erfreute. Immer wieder blickte er ihr scheu in die Augen, die so wunderbar waren, dass Verus keinen Abstand von ihnen gewinnen konnte. Leider brachte er kein weiteres Wort heraus. Einige Sekunden verrannen bis Verus endlich sein Schweigen mühsam brechen konnte. "Ehm...Verus," sagte er. Dann merkte der einsame Ritter, dass er keinen Satz gesagt hatte, sondern nur seinen Namen. Seine Augen spiegelten seine empfundene Peinlichkeit wider. "Ich meine...", versuchte er zu korrigieren. "Ich bin Verus." Er lächelte breit und schüchtern in ihre Richtung. Er war nervös, sein Herz pocherte und seine Augen sahen eine mysteriöse Aura in dieser Frau. Hatten ihm die Götter verziehen? War dies nun seine Chance, der Einsamkeit zu entfliehen oder war es nur wieder ein trauriges Spiel der Götter, um seine Strafe auszudehnen? Er vermisste seine Kinder und auch diese waren noch, selbst in dieser Situation, in seinem Hinterkopf präsent. Ihm war die gesamte Situation unangenehm aber nicht derart unangenehm, dass man weglaufen müsste.

  • Varena erwiderte einige seiner Blicke mit lachenden Augen und als er ihr seinen Namen nannte war sie schon ein wenig überrascht. Ob er wohl absichtlich keinen Familiennamen genannt hatte? Aber sie glaubte nicht daran, dass er etwas angestellt hatte und deshalb nicht seinen vollen Namen nannte. Trotz dem Rauschebart sah sie sofort wie sich sein Gesicht veränderte...wie ein Buch, das man an irgendeiner Seite aufschlug und zu lesen begann. Die Gegensätze spiegelten sich in den Augen des Mannes wieder und faszinierten die junge Frau.


    "Ob dieser Klient wohl noch heute kommen mag? Vielleicht sollte ich den schwer beschäftigten Priestern wirklich mehr Respekt entgegenbringen. So ist die Jugend von heute eben..." Gespielt verdrehte sie die Augen und ging dann ohne auf Verus zu achten einige Schritte weiter. Bei einem weiteren großen Mosaik blieb sie stehen und wandte sich dann nur kurz um. "Achja...ich bin Octavia Varena". Obwohl sie auch das wunderschöne Mosaik, dass sie schon etwas länger studiert hatte, aus der Nähe sehen wollte, wollte sie auch wissen, ob er ihr folgen würde. Sie erwärmte sich langsam für dieses Spiel, das ein Knistern in ihr entfachte.

  • Verus kam sich bei dem Spruch über die Jugend alt vor, auch wenn sie ihn im Scherz sagte. Sie ging weiter, langweilte er sie? Sein Herz machten einen Satz und die Schmetterlinge drehten kurz Kreis im Bauch. Er wusste nicht, was er nun sagen sollte, was er tun sollte und ging ihr einfach hinterher. Eine solche Gelegenheit, ein solches Geschenk der Götter, dürfte er einfach nicht entwischen lassen. Es mussten wenigstens noch ein paar Worte gewechselt werden, da war sich der nervöse Verus sicher. Viel bohrender wäre nämlich die Frage, was wäre wenn, was gewesen wäre, wenn sie ihn mochte, ihn auch sympathisch fand. Ein echtes Nein war ihm lieber als ein langes vielleicht. Sie nannte ihren Gens-Namen? Sollte Verus nachziehen? Sein Bauch kribbelte, seine Hände zitterten leicht und seine Augen wurden glanzvoll. Die Octavia näherte sich einem Mosaik, das Verus noch garnicht beachtet hatte. "Decimus Verus," sagte er mit seiner weichen Stimme, einer klugen, dichterischen Stimme, die eines Denkers und nicht die kratzige Stimme eines Diebs oder Barbaren, um ebenso seinen Namen zu vervollständigen. Endlich konnte er seine innere Barriere überwinden, auch wenn er das Prinzip aufgestellt hatte, nie wieder zu lieben und die Zeit verstreichen zu lassen. Nun war dies ein Moment voller Interesse, voller Sympathie und voller Ehrgeiz, diese Frau kennenzulernen. Er wurde getrieben, mit ihr zu sprechen. Er spielte nervös mit seinem Ritterring, drehte ihn um seinen Finger und blickte immer wieder in die schönen Augen, der wunderbaren Octavia, die für ihn vor Schönheit strahlte.


    "Er muss kommen. Er schuldet mir noch Geld. Nicht, dass ich geldgierig wäre aber es ist eine römische Ehrensache, Geld zurückzuzahlen. Es war nicht viel Geld; nur ein paar Sesterzen. Wir wollten auch über seine weitere Zukunft und ebenso meine weitere Zukunft sprechen. Ein typisches Männergespräch wäre es wohl geworden," sagte er mit einem jugendlichen Lächeln und einem liebevollen Funkeln in den Augen. "Gefällt dir dieses Mosaik?" - war die Frage des Moments, um das Gespräch voranzutreiben. Ihre Stimme war wunderbar und Verus wollte ihr einen kurzen Moment zuhören.

  • Sie traute sich gar nicht sich umzudrehen, ob zu sehen ob er ihr folgte. Es war wie ein Kribbeln, dass ihren Rücken hinunterlief und sie leicht schauern ließ. Sie spürte sein Interesse mehr, als dass sie es hätte benennen können. Als er zu ihr aufschloss lächelte sie leicht und blickte ihn von der Seite an. Ein Decimer also...nicht dass sie so viel über die verschiedenen Familien wusste. Nur gerade das Nötigste, sprich dass es sie gab. Eigentlich war es auch nicht von Belang, denn sie war nicht aus auf eine möglichst reiche oder angesehen Partie und da sie niemandes Patria Potestas unterstand, konnte sie dieses sowieso frei entscheiden.


    Sie sah den Ausdruck in seinen Augen und dann wanderte ihr Blick zu dem Ring hinab, den er nervös hin und her drehte. Ob das ihre Wirkung auf ihn war? Oder war er einfach nur ein Typ, der immer Beschäftigung brauchte? Nachdem sie ihn einige Sekunden aufmerksam studiert hatte, wendete sie ihren Blick wieder dem kunstvollen Mosaik zu. Sie liebte es diese Wunderwerke der Kunst zu studieren. Sie zeigte auf ein Detail am oberen Rand des Mosaiks, das besonders ausgefeilt war und meinte leise. "Siehst du dieses verschlungene Muster? Es ist wie das Leben...Man weiß, dass es irgendwo anfängt und irgendwo wieder aufhört, aber es erscheint einem wie ein Kreis." Sie überlegte noch einige Worte mehr zu sprechen, aber dnan ließ sie es. Sie wollte ihn ja nicht gleich mit langweiligem Geplapper wieder vertreiben.

  • Verus folgte ihrem Fingerzeig mit seinem Blick zum Mosaik. Auch er interessierte sich hier und da für Kunst aber nicht sonderlich für Mosaike. Für ihn waren es schöne Verzierungen aber nicht sonderlich notwendig für das Leben. Sie erzählte etwas zu dem Mosaik und Verus nickte zuhörend. Sie war klug, kreativ und schön. Verus war von ihr bezaubert. Das unaufhaltsame Bauchkribbeln, das Interesse, wuchs. "Das Leben ist für mich aber mehr eine Linie mit einigen Kurven. Es gibt einen Anfang und ein Ende. Natürlich mag es einen Lebenskreis geben aber für mich persönlich bewege ich mich nur vorwärts durch die Zeit und das Leben. Wenn ich sterbe kehre ich in diesen beschriebenen Kreis zurück," erklärte Verus seine philosophische Idee zu diesem Mosaik. Verus lächelte ihr zu und hoffte auf eine kleine Unterhaltung. Sie war wirklich bezaubernd für den wieder jung gewordenen Verus. "Das Leben ist zu komplex als das wir es gänzlich verstehen könnten. Warum leben wir? Diese Frage ist nicht immer einfach zu beantworten. Nur die Götter könnten es. Wir Menschen sollten uns auch nicht anmaßen, das Leben beherrschen zu wollen." War das schon zu viel? Überforderte er sie? Es war wahrscheinlich ein Fehler, gleich mit schweren philosophischen Fragen zu starten und das bei einer Frau. Verus atmete tief ein und aus. Verus, denk nach, bevor du handelst oder sprichst! Wenigstens hatte er das Thema von der Kunstanalyse wegbewegt und zu einem Themenbereich geführt, den er beherrschte: Philosophie.

  • Nur widerwillig löste sie sich von dem Anblick des Mosaiks und richtete ihren Blick wieder auf ihren Gesprächspartner. Anscheinend war er ein richtiger Philosoph...nun das war ja nicht schlecht, denn sie verstand durchaus die Sprache der Philosophie. Zwar war sie nicht so sehr darin gebildet, um herauszufinden welchen Lehren er anhang, doch sie würde dieses Gespräch schon in für sie günstige Bahnen lenken. Als sie über seine Worte nachdachte, legte sie ein wenig den Kopf schief, wie ein Vogel, ehe sie einige Schritte ging und dabei ihre Antwort formulierte.


    "Die Zukunft mag wichtig sein, aber das Leben ist mehr als nur eine Linie mit Kurven. Für die Entwicklung des Geistes und der Seele ist es wichtig zu wissen, woher man kommt und wohin man geht. Vielleicht mögen die Götter wissen, welchen Sinn das Leben hat, aber ich glaube daran, dass man nur selbst seinem Leben einen Sinn geben kann." Sie hatte ihre Ansichten zu diesem Thema noch mit keinem Mann geteilt, ging ihr bei diesen Worten durch den Kopf, aber nun gab es ja sowieso kein zurück mehr. Vielleicht sollte sie elegant das Thema wechseln, da es ihr schon fast zu privat wurde.


    Während sie ging und darauf hoffte, dass ihr Verus folgen würde, überlegte sie wie sie die Konversation fortsetzen sollte. Abrupt blieb sie stehen und wandte sich um und ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. "Glaubst du, dass Menschen eigene Phantasie besitzen? Oder ahmen wir immer nur nach, was die Natur und damit die Götter uns zeigen?" Sie war wirklich gespannt auf seine Antwort zu diesem Thema. Sie stellte die Frage eher wie einen Test, denn sie wollte es wirklich wissen. Ein Leuchten lag in ihren Augen bei dieser Frage, die die Konversation und ihren Fortgang sicherlich beeinflussen würde.

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