dies primus
Ein neuer Tag brach an. Das helle und warme Licht der schläfrigen Morgensonne durchflutete langsam die Gassen, Straßen und Plätze der Urbs. Zur frühen Stunde waren die Temperaturen in Rom noch mild und angenehm und auf dem Marsfeld erfrischte ein schwacher Westwind die müden Glieder.
Arbeiter und Sklaven hatten das Feld von Laub und Ästen befreit und erledigten die letzten Abschlussarbeiten. Ein hölzernes Podest in einer Höhe von sechs Fuss wurde errichtet und von weitem hörte man noch das Klopfen der Zimmerleute.
Schaulustige waren bereits gekommen und schauten neugierig den letzten Vorbereitungen hinterher.
Der Weg zum Kolosseum wurde abgesperrt. Schließlich sollte dort nach der Zeremonie der Zug des Imperators langgehen.
Einige wenige Praetorianer waren schon abgestellt, für Ordnung zu sorgen, wenn der Imperator eintreffen würde.
Ich stand einige Fuss entfernt vom Podest und diskutierte mit einigen Zimmerleuten, als ein berittener Offizier der Garde angeritten kam und Mitteilung machte, daß die Straßen jetzt gesäubert seien.
Ich ließ meinen Blick schweifen über das Areal und war zufrieden. Die Sonne blitzte in menen Augen und mein Gesicht erhellt sich. Da kam just einer der Zimmerleute heftigst gestikulierend auf mich zu.
Er machte ein Gesicht, daß nichts gutes verheißen würde und tatsächlich war es nichts Gutes, als er mich zum Podest führte. Die unteren Querbalken waren angeknackst und bedrohten die ganze Konstruktion zum Einsturz zu bringen.
Ich erschrak.
"Wie konnte das passieren ? Der Platz war doch die ganze Nacht unter Bewachung ?"
Der Zimmermann schaute mich hilflos an. Er wußte genausowenig wie ich. Mein freudiger Gesichtsausdruck verwandelte sich in einen ernsten Blick. Angestrengt zog ich die Stirnfalten zusammen. Es blieb uns keine Möglichkeit, als die beschädigten Hölzer auszutauschen.
Ich gab Anweisungen, sofort für Ersatz zu besorgen und Iuppiter sei Dank hatte der betreffende Schreiner, der die Materialen für das Podest hergestellt hatte noch ausreichend Balken, daß die Reperatur von statten gehen konnte.
Der bereits anwesende Centurio der Garde ließ die Praetorianer vor dem Podest in Stellung ziehen, denn es kamen schon einige mehr, wenn auch die größte Menge zusammen mit dem Imperator hier eintreffen würde.
Ich selbst trug eine schneeweiße Toga, die ic soeben nochmal zurecht rückte. Dann wischte ich mir die kleinen Schweißperlen von der Stirn. Es wurde wärmer.
Die Ankunft der Delegationen dürfte nicht mehr lange dauern.