[Officium] Das Arbeitszimmer

  • Crassus war ins Tablinum gegangen, wo er den Legatur vermutete. Er klopte an den Türrahmen der offen stehenden Tür und räusperte sich.
    "Legatus? Da draußen steht'n gewisser Marius mit ner Brau.....Sklavin. Sagt, er sei dein Sklave. Vibullus und ich sind uns nich sicher. Der sieht nich aus wie einer von deinen Leuten,", meldete Crassus.

  • Nach kurzer Suchzeit hatten wir das Tablinum gefunden und ich schob Miriam in das Zimmer. Dann erblickte ich Livianus. Ich ging auf ihn zu und lächelte.
    "Herr! Wie schön, dich wohlauf zu sehen! Ich bringe dir die Sklavin des Petronius mit und zwei Briefe", sagte ich.
    In der Tat, ich freute mich aus zwei Gründen, Livianus zu sehen. Zum einen, weil ich ihn schätzte und mochte, zum anderen, weil ich mich nun nicht meht um diese störrische Sklavin kümmern musste, den Göttern sei Dank...

  • Livianus kam hinter seinem Schreibtisch hervor, als die beiden Sklaven das Tablinum betraten.


    „Marius! Auch ich freue mich, dass du endlich hier bist.“


    Dann sah er kurz lächelnd zu dem Mädchen, dass hinter Marius stand, sprach jedoch mit diesem weiter.


    „Ich hoffe ihr hattet eine problemlose Reise hier her?“

  • Ich zog eine Grimasse und schüttelte den Kopf. Zwar würde Miriam mich auch noch mit gefesselten Händen lynchen, wenn sie Gelegenheit dazu bekam, aber die Wahrheit war stets besser als eine Lüge.
    "Die Reise verlief ohne Zwischenfälle, ja. Allerdings gab es auf dem Weg hierher kleinere...Probleme", sagte ich.
    "Vielleicht sollte jemand Miriam die Unterkünfte zeigen..." schlug ich zögernd vor. Schließlich gab es Livianus einiges zu erzählen und Miriam würde ein großteil hiervon ganz und gar nicht passen....

  • „Im Anschluss werde ich sie hinführen lassen! Zuvor möchte ich mich mit ihr noch unterhalten. Du kannst dich in der Zwischenzeit ausruhen Marius. Gib mir noch die Briefe und leg dich dann eine Runde schlafen. Cicero wird dich noch früh genug durch das Haus jagen.“


    Livianus warf wieder einen Blick auf die Sklavin.


    "Sie hat ja Fesseln um? Die kannst du ihr jetzt ruhig abnehmen Marius!"

  • Ich runzelte die Stirn und seufzte. Livianus wusste ja nicht, was er da tat... Aber ich ging zu Miriam und löste die Fesseln hinter ihrem Rücken.
    "Sei höflich", zischte ich ihr zu.
    Dann ging ich wieder zu Livianus und händigte ihm die beiden Briefe aus.
    "Einer ist von deinem Klienten und einer von Matinius Metellus. Eine Beileidsbekundung. Flaccus ist an den Kopfverletzungen gestorben, die ihm diese Sklavin zugefügt hat", sagte ich urteilsfrei und wies auf Miriam, die noch hinter mir stand.



    Salve Livianus!


    Ich sende dir hier wie versprochen die Sklavin Miriam. Möge ihr Verhalten dir keine grauen Haare bescheren und möge sie dir besser dienen als mir und meiner Familia.
    Auch möchte ich dir zu deinem neuen Posten gratulieren. Ich bin sicher, du wirst ihn ebenso gut ausführen, wie jedes Amt, das dir der Kaiser bisher anvertraut hat. Ich selbst plane, bei den nächsten Wahlen als Quaestor zu kandidieren. Hierbei hoffe ich auf deine Unterstützung.


    Vale bene,
    Titus Petronius Varus



    Liebe Mitglieder der Gens Decima,


    mit Entsetzen habe ich von dem plötzlichen Tod von Flaccus erfahren.
    Ich kann es immer noch kaum glauben, was man mir da berichtete.


    Flaccus war ein sehr strebsamer junger Mann und mit ihm habe ich nicht nur einen tüchtigen Angestellten verloren, sondern wohl auch einen Freund, mit dem man auch außerhalb der Curia gut reden konnte. Sein leere Platz wird schwer auszufüllen sein.


    Ich bin mir sicher, dass Flaccus in seinem Leben noch viel erreicht hätte, wenn die Götter ihn nicht so früh zu sich genommen hätten.


    Ich möchte daher hiermit ihnen mein Beileid über den plötzlichen und schmerzhaften Verlust ausdrücken. Auch ich trauere um diesen guten und tüchtigen jungen Menschen.


    Marcus Matinius Metellus


    "Ich ziehe mich dann zurück, Herr", sagte ich und war froh darüber, ohne das beständige Hin- und Herschaukeln des Schiffes schlafen zu können. So nickte ich den beiden noch einmal zu und wandte mich dann zum Gehen.

  • Livianus nahm die Briefe mit versteinerter Mine entgegen und nickte.


    „Danke Marius! Wir sprechen später weiter.“


    Während Marius das Officium wieder verlies, ging Livianus zurück hinter seinen Tisch und lies sich in den Stuhl fallen. Er legte beide Schreiben vor sich auf den Tisch und überflog sehr rasch die wenigen Zeilen. Dann sah er auf und deutete der Sklavin näher zu kommen und sagte mit ruhiger und gefasster Stimme


    „Du hast den Tod meines Cousins zu verantworten. Jeder andere Herr würde dich dafür töten. Ich jedoch möchte deine Version der Geschehnisse hören. Setz dich und berichte mir was sich zugetragen hat.“

  • Miriam hatte es sich grade noch verkniffen den Soldaten draussen zurecht zu weisen, als dieser ihr einfach in den Po gekniffen hatte, da sie mitgezogen wurde und keine Möglichkeit hatte etwas anderes zu tun. Eines wusste sie jetzt schon, sie wollte hier so schnell wie möglich wieder weg. Die Schmerzen wegen ihren Handgelenken nahm sie mittlerweile gar nicht mehr wirklich wahr so hatte sie sich nun schon dran gewöhnt. Mit dem Blick auf den Boden gerichtet ließ sie sich von Marius durch die Gegend schieben bis er sie in ein Zimmer drängte und erst dort wieder ihren Kopf hob und den Mann nur kurz musterte der zuerst hinter einem Shcreibtisch saß und dann aufgestanden war. Miriam ging wie von alleine einen Schritt zur Seite, kam allerdings nicht weit wegen diesem verdammten Sklaven.
    Als Livianus zu ihnen trat erwiederte sie sein Lächeln nicht sondern schaute weiter ausdruckslos vor sich hin.
    Und die Gedanken von Marius waren nicht einmal abwägig, dafür was er hier sagte und tat würde er noch bezahlen....Rachegelüste flackerten wieder in ihrem Innersten auf nd sie versuchte keine Miene zu verziehen, als ihr die Fesseln abgenommen wurden und ihre schon zu genüge in Mitleidenschaft gezogenen Handgelenke nur noch schlimmer aussahen.
    Bis zu dem Zeitpunkt wo sie alleine waren hatte Miriam geschwiegen und sich nicht weiter von ihrem Platz weg bewegt. Der Aufforderung näher zu kommen kam Miriam NICHT nach und blieb stehen, allerdings begann sie nun zu sprechen, wenn auch nicht sonderlich freundlich.
    "Ich habe niemanden umgebracht, ich habe mich nur gewehrt gegen jemanden der mich grob behandelt hatte und einen anderen Sklaven angriff. Dein Cousin hatte mich geschlagen und gegen die Wand gestumpt und ich hatte Angst" log sie auch wenn ein Teil der Geschichte der Wahrheit entsprach. "Als er Cato hatte, habe ich den Krug genommen und geworfen." Als sie das alles erzählte funkelte es in ihren Augen auf und gleichzeitig wurde ihr Herz wieder schwer, weil sie nicht bei Cato sein konnte und nicht wusste wie es ihm ging.

  • Livianus war nicht wirklich verwundert, dass sich die Sklavin keinen Millimeter in seine Richtung bewegte. Er stemmte sich mit den Ellenbogen auf den Tisch und verschränkte die Hände vor seinem Gesicht, während er den Ausführungen der Sklavin genau zuhörte.


    „Ich verstehe. Also hast du nur in Notwehr gehandelt? Ich werde dir glauben schenken. Was geschehen ist, ist geschehen und kann ohnehin nicht mehr Rückgängig gemacht werden, welche Bestrafung ich dir auch immer auferlegen würde. In Zukunft wird dieses Thema nicht mehr in diesem Hause angesprochen.“


    Er musterte sie.


    „Nun bist du meine Sklavin und hast dich hier im Haus unterzuordnen. An Flucht brauchst du nicht denken. Um unser Haus wohnen einige tausend Legionäre die dich sofort aufgreifen würden und bestenfalls zu mir zurück bringen oder schlimmeres… also bleibe lieber im Haus. Hier kannst du dich frei bewegen und tun was du willst. Ich möchte unter meinen Sklaven keine Streitereien und schon gar keine Handgreiflichkeiten.“


    Livianus sah Miriam bei diesem Satz eindringlich an.


    „Wenn du etwas brauchst, dann wende dich an Cicero. Er hat die Oberaufsicht über den Sklavenhaushalt. In der Sklavenunterkunft wirst du einige leere Schlafplätze finden – suche dir einen aus und richte dich dort ein. Du erhältst alles was du brauchst, also komme nicht auf die Idee etwas zu stehlen. Ich werde dich vorwiegend als meine Cubicularia einsetzen. Deine Aufgaben wird dir Cicero noch genau erklären. Hast du das alles verstanden?“

  • Das ging alles einfacher als sie sich das hätte erträumen lassen, aber sie suchte noch einen Haken an der ganzen Geschichte hier und dieser war auch schnell gefunden. Dieses verdammte Haus war ein einziges Gefängnis und sie war sich ganz sicher, dass das Varus gewusst hatte und sie unter anderem auch aus diesem Grund an ihn gegeben hatte. Hier würde sie nicht weg kommen egal was sie auch machen würde, es gab kein Entkommen von hier.
    Langsam verschränkte sie ihre Arme vor der Brust und sah dabei auf ihre mitleriweile wieder schlimmer aussehenden Handgelenke. Livianus hörte sie zu, aber versuchte ihn ansonsten nicht weiter zu beachten, ihre Art jemanden zu zeigen was sie von demjenigen hielt.
    "Sicher war es Notwehr, ich handel mein ganzes Leben schon in Notwehr, schließlich muss man dagegen kämpfen was ihr mit unsereins anstellt." Nein sie versuchte im Moment noch aufzupassen was sie sagte um nicht gänzlich in Rage zu verfallen.
    Unterordnen, was dachte sich der Kerl eigentlich, dass sie nun handzahm würde, wenn er dies wirklich dachte, dann hatte er sich aber geschnitten. Miriam kaute auf ihrer Unterlippe rum und nahm seinen Blick bei diesem einen Satz wahr und schüttelte dann mit ihrem Kopf. "Wenn mir keiner dumm kommt dann werde ich sicher auch nichts machen, aber sonst kann ich für nichts garantieren. Und das hier ist ein Gefängnis, hier kann man sich nicht frei bewegen." Innerlich kochte sie schon längst und ihre Fingerspitzen gruben sich langsam aber sicher in ihre Oberarme und noch immer stand sie auf dem selben Punkt wie die ganze Zeit über schon.
    Sie wusste jetzt schon, dass sie hier freiwillig keinen Finger krumm machen würde und seufzte leise und hoffentlich nicht hörbar. "Ich denke ich bin nicht doof und kann hören, also werde ich auch alles verstanden haben."

  • Auch wenn sie mit ihrer Situation allem Anschein nach nicht wirklich glücklich war, hatte sie wohl alles verstanden. Als die Sklavin ihre Arme vor der Brust verschränkte, bemerkte Livianus plötzlich ihre verletzten Handgelenke.


    „Tritt näher und zeig mir deine Arme!“

  • Verwundert sah sie auf ihre Handgelenke, die nicht nur einfach rot waren, sondern wieder offen und an einigen Stellen auch wieder bluteten, was bei den ganzen Fesseln die sie in den letzten Tagen hatte tragen müssen kein Wunder war. Miriam zögerte kam dann aber schließlich doch zu seinem Schreibtisch und hielt ihm ihre Arme hin. Was würde er nur sagen wenn er wüsste wie ihr restlicher Körper aussah, nachdem man sie ausgepeitscht hatte. Einen leichten blauen Schimmer konnte man ja noch in ihrem Gesicht erkennen, was noch von den ganzen Handgreiflichkeiten bei Crassus und später bei Varus herrührte.
    "Das waren die Fesseln."

  • Sein Gesicht wurde böser.


    „Ich werde mit Marius ein ernstes Wort reden müssen. Meine Sklaven werden nicht so behandelt und er weiß das genau!“


    Als sie näher gekommen war, betrachtete er sie genauer. Er ging um den Tisch und strich ihr die Harre aus dem Gesicht. Auch hier konnte er einen blauen Schimmer erkennen.


    „Wer hat dich geschlagen?“

  • Miriam zog ihre Hände wieder zurück, das alles war ihr nicht geheuer und sie verschränkte wieder schützend ihre Arme vor der Brust. Ihr war es grade entfallen ob Marius ihm gesagt hatte, dass sie fliehen wollte und er sie deswegen wieder gefesselt hatte, aber zuvor lag sie ja Tage gefesselt in dem Raum bis man sie zu Varus brachte und dort hatte sich auch nichts weiter geändert. Deutlich konnte man ihre Reaktion bemerken, als Livianus auf sie zu trat, denn sie wollte zuerst ausweichen, zurückweichen, kam dann aber nicht mehr dazu. "Viele! Angefangen von dem Mann weswegen ich abgehauen bin, dann der bei dem ich Zuflucht suchte, der der mich suchte und letztendlich der, der mich verschenkte und Marius"

  • Livianus hatte noch nie einen seiner Sklaven geschlagen. Seiner Meinung nach, gab es auch andere Wege um das Zusammenleben für beide Seiten zu erleichtern. Darum wollte er auch nicht mehr näher auf dieses Thema eingehen.


    „Geh dich waschen und ruhe dich dann aus. In der Sklavenunterkunft findest du frische Kleidung.“

  • Sie nickte stumm und ließ ihre Hände fester um ihre Oberarme fassen. Miriam wusste nicht warum sie das nun sagte, aber vielleicht waren dies sogar nun einmal ernst gemeinte Worte. "Danke" sie stockte einen Moment lang und schaute dann zu ihm auf. "Es tut mir leid, was mit deinem Cousin passierte. Ich wollte das nicht, ich habe mich nur gewehrt" sprach sie das Thema doch wieder an und drehte sich dann einfach mit gesenkten Kopf von ihm weg. Sie wusste nicht ob er noch etwas sagen wollte oder nicht.

  • Livianus wollte über dieses Thema nicht mehr sprechen. Er drehte sich um und ging zurück zum Schreibtisch.


    "Schon gut. Nun geh bitte!"


    Dann setzte er sich und widmete sich wieder einigen Schriften, ohne die Sklavin weiter zu beachten.

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